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Ein Gemach im Schlosse.
Pelleas und Melisande kommen einander entgegen.
Pelleas
Wohin? Heute abend noch muß ich dich sehn. Wirst du kommen?
Melisande
Ja!
Pelleas
Ich komme aus dem Zimmer meines Vaters; es geht besser. Auch hat der Arzt uns gesagt, daß er bald wohlauf ... Er erkannte mich, nahm mich bei der Hand und sagte mit auf seine besondere Art, die er hat, seitdem er krank ist: »Oh, bist du's Pelleas? Schau! hab ich's bis heute doch nicht bemerkt, wie dein Gesicht so trüb und ernst und freudig, als wären schon deine Tage gezählt ... du mußt fort von hier, verreisen mußt du!« ... Es ist seltsam, doch gehorchen will ich ... Die Mutter hörte ihn und weinte vor Glück. Hast du das denn gar nicht bemerkt? Schon beginnt im Schlosse sich alles zu regen. Atmen höret man wieder, sprechen und gehn ... So horch doch! ich höre sprechen hinter dieser Türe. Leise gib mir schnell Bescheid, wo ich dich sehen darf?
Melisande
Wo du willst.
Pelleas
In dem Park, an der Wunderquelle der Blinden? Wohlan, kommst du hin?
Melisande
Ja, ja!
Pelleas
Das muß unser Abschied sein; denn reisen werd ich, ganz, wie mein Vater mir riet. Niemehr wirst du mich sehn.
Melisande
O sage das nicht, Pelleas ... dich werd ich immer sehn, im Geiste bist stets du bei mir ...
Pelleas
Ach, vergebens wirst du schaun, bald bin ich so fern; daß nie mich dein Auge erreicht ...
Melisande
Was ist nur geschehn, Pelleas? Ich versteh nicht mehr, was du mir sagst ...
Pelleas
So geh, so lebe wohl! Ich höre sprechen hinter dieser Türe. Beide nach verschiedenen Seiten ab.
Arkel tritt, von Melisanden begleitet, auf.
Arkel
Nun der Vater von Pelleas von dem Siechbett erstand, nun die Krankheit, die alte Sklavin des Todes, hier vom Schlosse sich endlich entfernt, kehret ein wenig Sonne und Lust wieder ein in unser düstres Heim ... War es doch Zeit! –Denn seit hierher du kamst, gab es rings um das Krankenzimmer hier nur ängstliches Schleichen und Flüstern ... Und fürwahr, Mitleid fühlt ich mit dir, Melisande ... Ich merkt auf dich, sah, wie du scheinbar unbefangen und sorglos gar ein seltsames Aussehn trugst zur Schau, grad wie jemand, der in einem schönen Garten im Sonnenschein großes Unglück ahnt ... Erklären konnt ich's mir nicht ... doch war ich traurig, dich leiden zu sehn, denn du bist zu jung und zu schön, um zu sinken in Gram, Tag und Nacht, von des Todes Hauch berührt ... Doch sollst du sehn, wie alles anders wird. Da ich alt ward – und das bedünket mir die sicherste Frucht meines Lebens – da ich alt ward, eifrig spähenden Sinnes gewahrte ich allen Geschehens Folgerichtigkeit: auch sah ich, wie jedes Wesen, das jung und schön, rings um sich schuf Ereignisse, glücklich und selig, kraftvoll und jung ... Klar erkenn ich es jetzt, du selber schaffest uns die glückliche Zeit, die anbrechen wird ... Komm hierher, warum hast du die Augen gesenkt und redest nicht ein Wort? Nur ein einzigesmal habe deine Stirn ich geküßt am Tage, als du kamst; und dennoch tut es dem Greise bisweilen so gut, mit den Lippen zu streifen die Wange des Kindes, die Stirne der Frau, auf daß sein Glaube an das Leben nicht stirbt, auf daß des Todes bedrohliche Schrecken er verscheucht. Fürchtest du die welkenden Lippen? Fühlt ich doch ganze Monde Mitleid mit dir.
Melisande
Großvater, war ich doch nicht ganz unglücklich.
Arkel
Laß mein liebend Auge auf dir ruhn, kurze Zeit, bleib mir nah ... braucht man doch die Schönheit so sehr, wenn der Tod uns schon winkt ... Golo tritt auf.
Golo
Pelleas reist heut Nacht.
Arkel
An deiner Stirn seh ich Blut. – Was geschah?
Golo
Nichts, nichts ... ich geriet mit der Stirn an dornige Hecken.
Melisande
Senkt ein wenig das Haupt, o Herr ... trocknen will ich gern Eure Stirn ...
Golo
Ich will nicht, daß du mich berührst, hörst du? Geh fort! – Ich sprach ja nicht zu dir! – Wo ist mein Degen? –Schon vorhin hab ich ihn gesucht ...
Melisande
Im Betstuhl liegt er.
Golo
So bring ihn her! – zu Arkel. Eben entdeckte man schon wieder einen Bauern, vor Hunger sterbend am Strand. Die ersparen uns den Weg, um sie sterben zu sehn. Zu Melisande. Gib her! Meinen Degen – Sprich, warum zitterst du so ... als ob dein Leben bedroht. Wollt ich doch des Degens Schärfe nur erproben. Ich benutze den Degen nicht zum Morden. Und was siehst du mich so an wie 'nen Bettler? –Will ich doch nicht um ein Geschenk dich bitten. Hoffst du wohl gar aus den Augen mir zu lesen, wo ich nie etwas lese in den deinen? – Glaubst du, daß ich weiß, was sich begeben? – Zu Arkel. Wie dies Auge doch groß ... Oh, es brüstet sich gar seines Reichtums ...
Arkel
Mich begrüßt es mit lauterer Unschuld ...
Golo
Eine lautere Unschuld! ... Ihr Aug' ist zu groß für die Unschuld ... ha, dieses Aug' blickt so keusch wie ein Lamm ... es könnt' den Herrgott selbst über Unschuld belehren! Eine lautere Unschuld! Höret wohl; ich bin ihr so nah, daß ich merke den Duft ihrer blinzelnden Lider, und trotzdem weiß ich wohl mehr noch von des Jenseits Rätselwelt, als von ihrem unergründlichen Blick! ... Eine lautere Unschuld! Ja, weit mehr noch als Unschuld! Keusche Unschuld, die heiligen Engeln des Himmels diente zur Weihe ... Die Augen kenn ich wohl, sah sie ja an der Arbeit! Mach sie zu! Mach sie zu! Wo nicht, schließ ich auf ewig sie dir! ... Auch halte nur nicht stets deine Hand so am Halse; ist es doch sehr klar, was ich sage ... red ich doch genau, wie ich denke Hegt ich noch einen Hintergedanken, rückt ich auch damit heraus! Haha! Du willst doch nicht entfliehn! – Hierher! –Reiche mir deine Hand! – Ha! – Heiß sind deine Hände ... Weiche von mir! Deine Liebe weckt mir Abscheu! ... Geh fort von mir! – Ist es doch schon zum Entfliehen zu spät! Er packt sie bei den Haaren. Auf die Knie! so schleif ich dich fort! – Sink vor mir auf die Knie! – Ha ha! Dein langes Haar! ist es doch einmal zu was nütze! ... Erst rechts und dann zur Linken! – dann links, wieder zur Rechten! – Absalon! Absalon! – Erst nach vorn, dann nach hinten! Bis zur Erde! ... Wie du siehst, wie du siehst, lache ich schon ganz wie ein Greis ... Hahaha!
Arkel herbeieilend
Golo!
Golo mit scheinbarer Ruhe
Tu ganz so, wie es dir gefällt, denn du siehst – ich leg dem allen keine Wichtigkeit bei – Ich bin zu alt, und dann, sicher, ich bin kein Spion. Alles kommt ja ans Licht; aber dann ... Oh ja dann! . Einfach, weil es nun einmal so Sitte; einfach nur, weil es nun einmal Sitte ... Ab.
Arkel
Ist er krank? Ist er trunken?
Melisande im Traum
Nein, nein, ach, er liebt mich nicht mehr ... ach, ich bin nicht glücklich ...
Arkel
Ich, wär ich Gott, erbarmte mich des Menschenherzen.
Ein Springbrunnen im Park.
Der kleine Yniold sucht ein Felsstück aufzuheben.
Yniold
Oh, wie der Stein doch schwer ist ... er ist noch schwerer als ich ... er ist noch schwerer als alle Menschen –schwerer wohl noch als die Welt. – Mir ist mein goldener Ball zwischen diesen Stein und diesen Felsen geraten, nun kann ich den Ball nicht erreichen ... ist doch mein Ärmchen nicht lang genug ... und den abscheulichen Stein vermag ich nicht zu heben – Ist es doch, als hing er mit Wurzeln in der Erde. Man hört in der Ferne eine Schafherde blöken. Oh! Oh! Wie doch
die Schafherde blökt ... Ei! Wie es plötzlich dunkel wird ... Wie die Schäfchen vor dem Wetter fliehn, wie sie laufen ... oh wie viel! oh gar zu viel! ... Sie fürchten die Nacht ... Wie sie drängen! wie sie drängen! Sie blöken! ... Oh! wie sie jagen! Ich sehe welche, die wenden sich rechts hin ... sie wollen alle jetzt nach rechts hin ... doch sie dürfen nicht ... weil der Schäfer sie bewarf mit Erde ... Ach so! Jetzt kommen hier sie vorbei! ... Ich seh sie in der Näh! ... Oh! wie sind es viel! ... Aber jetzt sind alle verstummt. Sag, Hirt; warum sind alle so still?
Der Hirt unsichtbar
Sie sind still, weil dieser Weg nicht führet zum Stalle.
Yniold
Wohin denn? sag an, wohin? Wohin denn? ... Er hört mich nicht mehr ... die Schafe sind zu fern ... sie machen kein Geräusch ... Führet dieser Weg zum Stalle sie nicht ... wo werden sie schlafen heut Nacht? Oh! oh! Bald wird es Nacht ... Ach wie gern zu jemand spräche ich ein Wort! ... Ab.
Pelleas
So ist es denn aus ... zum letztenmal ... heut muß noch alles enden ... Spielte ich doch wie ein Kind mit einer Gefahr, wie ich sie voraus nicht erkannt ... Träumend spielt:: ich um die geheimen Fallen meines Schicksals. Was ist es nur, das mich so plötzlich erweckt? ... Schreien möcht ich vor Schmerz und Freude, und entfliehen, wie der Blinde fliehen will, dem das Haus in Flammen steht. Ich will ihr sagen, daß ich entflieh ... Es ist spät ... Noch ist sie nicht da ... Ich täte besser, ging ich fort ohne Lebewohl ... Meiner Seele sei ihr Angesicht fest eingeprägt. Es ist mancherlei an ihr, worauf ich nicht mich entsinne, und manchmal bedünkt's mich, als hätt ich ewig lang sie nicht gesehen ... Ihr rätselvolles Auge erforscht ich noch nicht. Mir bleibt in Wahrheit nichts, wenn von hinnen ich geh! ... Wie alles doch mir schwand, als ob ich trüge hinweg etwas Wasser in einem Leinensäcklein ... Auf den Grund muß ich sehn ihres innersten Herzens, daß klar ich es schau ... Ich muß ihr sagen alles das, was ich nicht ihr gesagt ... Melisande tritt auf.
Melisande
Pelleas!
Pelleas
Melisande! Bist du da, Melisande?
Melisande
Ja!
Pelleas
Komm zu mir! O bleibe nicht am Rand der Mondeshelle! Komm zu mir, haben wir doch noch manches uns zu sagen ... Komm zum Schatten dieses Lindenbaums.
Melisande
Laß mich lieber hier im Licht ...
Pelleas
Von des Turmes Fenstern könnt spähen man nach uns. Komm zu mir, hierher; hier ist nichts zu befürchten. – Nur Vorsicht, man könnte uns sehn!
Melisande
Ja, das will ich auch ...
Pelleas
Warum das? – Und du konntest kommen, ohne daß man's bemerkt?
Melisande
Ja, ja; dein Bruder schlief fest ...
Pelleas
Es ist spät und bald schließt man die Tore des Schlosses. Wir müssen drauf achten. Warum nur kamst du auch so spät?
Melisande
Weil dein Bruder litt an bösen Träumen. Und außerdem verfing sich mein Kleid an spitzigen Nägeln. Ja sieh, es riß mir entzwei. Möglichst eilend verlor ich doch viel Zeit ..
Pelleas
Du arme Melisande! ... Bangt mir doch beinah, rühr ich dich an ... Noch bist du ganz außer Atem, wie ein geängstigtes Wild ... Und für mich hast du alles gewagt? ... Schlagen hör ich dein Herz, wie wenn deins mein eignes wär ... Komm hierher ... Ganz nah zu mir ...
Melisande
Warum lachst du nur?
Pelleas
Ich lache nicht – vielleicht lach ich vor Freud; unbewußt ... weit eher hätten wir zum Weinen Grund ...
Melisande
Es ist schon recht lange her, daß wir hier uns gesehn . ja, ich entsinn mich.
Pelleas
Ja ... viele Monde ist's her. – Damals ... da wußt ich noch nicht ... Weißt du, warum ich dich heut herzukommen ersucht?
Melisande
Nein!
Pelleas
Heute ist's vielleicht zum letztenmal, daß wir uns sehn – Für immer muß ich meiden diesen Ort .
Melisande
Warum nur sagst du immer, daß du gehst?
Pelleas
Muß ich dir sagen, was dir heimlich bewußt? Wüßtest du nicht, was mir das Herz bedränget?
Melisande
Ach nein, o nein; wie wüßt ich das?
Pelleas
Wüßtest du nicht, warum von hier ich muß entweichen, wüßtest du nicht den innersten Grund ... Er schließt sie heftig in die Arme. Ich liebe dich ...
Melisande mit leiser Stimme
So wie ich dich ...
Pelleas
Sprachst du zu mir, Melisande ... Was du gesprochen, hörte ich kaum ... Rötlich glühe das Eisen, zu schmelzen das Eis ... Fernher vernahm ich dein Wort, als trennte uns ein Erdteil! Ich habe kaum gehört, was du sprachst ... du liebst mich? O sag, ist es wahr? ... Sag, seit wann du mich liebst?
Melisande
Von Anbeginn ... Seit zuerst ich dich sah ...
Pelleas
Deine Stimme, o wonnesam, schwebte im Tanz übers Meer! ... Nie vorher hab ich deine Stimme gehört ... Auf mein Herz sank ein duftschwerer Tau! Und das bekennst du frei heraus! Wie ein Engel, den man befraget ... Ach ich kann es nicht glauben, Melisande! ... Wie erfaßt ich den Grund? Sprich, warum du mich liebst? Ist es wahr, was du gesagt? Und du täuschest dich nicht? ... Hintergehest mich nicht, mir ein Lächeln zu wecken!
Melisande
Nein, ich lüge nicht, nur deinen Bruder belüg ich ...
Pelleas
Oh, wie das alles mir klingt! ... dein Wort dein Wort dünkt frischer, dünkt freier mir als ein Quell! Netzet nicht lautres Wasser meine Lippen! ... Netzet nicht lautres Wasser mir die Hand! ... Gönne doch deine Hände mir. Oh! wie klein und wie zierlich! ... Ich wußte es nicht, daß du so wunderschön bist! ... Nimmermehr, bis ich dich sah, hab ich schöneres gesehn ... Sehnsüchtig bang sucht ich überall hier und im Schloss ... suchte überall durch alle Lande ... jedoch die Schönheit grüßte mich nicht ... Doch mir zum Heil, jetzt fand ich dich! ... jetzt fand ich sie! ... Und von den Frauen, die wandeln auf Erden, bist du mir die Schönste! ... Was ist dir? ... Deinen Atem hör ich nicht mehr ...
Melisande
O laß mich dich betrachten ...
Pelleas
Doch was betrachtest du mich mit solchem Ernst? Wir sind zu sehr schon im Schatten. Dunkel ward's unter der Linde. Komm mit mir ins Helle. Können wir doch nicht sehen, wie so glücklich wir sind ... Komm, komm, kurze Frist nur bleibet uns noch ...
Melisande
Nein, nein, bleib hier mit mir ... ich fühl mich näher dir, wenn es dunkel ist ...
Pelleas
Mir schwand dein Blick ... du willst mir nicht entfliehn? Ach, du denkest nimmermehr jetzt noch an mich.
Melisande
Ich denke an dich nur allein ...
Pelleas
Du sahst mich nicht an ...
Melisande
Ich wähnt dich anderswo ...
Pelleas
Dir ist beklommen ... Was ist dir? Sage doch, bist du denn nicht glücklich ...
Melisande
Doch, doch, ja, ich bin glücklich, doch ich bin traurig ...
Pelleas düster und unruhvoll
Welch ein Geräusch? Man schließet die Tore! ...
Melisande
Ja, geschlossen sind die Tore! ...
Pelleas
Nicht mehr können wir zurück! Hör der Riegel Geknirsch! – O horche! ... Wie grausig ... Hörst du die Ketten? ... Es ist zu spät, es ist zu spät! ...
Melisande
Nun gut! Gut denn!
Pelleas
Du? ... Ja, ja, ja, ja! ... Wir sind es nicht, die das gewollt! ... Da alles schlimm, ward alles gut! alles ward gut zur Nacht! ... Komm, komm, mein heftig pochend Herz will die Brust mir zersprengen ... Er umschlingt sie. O hör mich! Mein stürmend Herz schnürt mir die Kehle zu ... Komm! ... Ah! wie so schön ist es im Dunkel! ...
Melisande düster und unruhvoll
Hinter uns hält sich jemand versteckt! ...
Pelleas
Doch ich sehe keinen ...
Melisande
Ich hörte ein Geräusch ...
Pelleas
Pochen hör ich dein Herz durch die dunkle Nacht ...
Melisande
Ich hörte rascheln die welkenden Blätter ...
Pelleas
's ist nur der Wind, der sich plötzlich gelegt ... der traut und schweigsam unsrer Liebe Kuß gelauscht ...
Melisande
Wie unsre Schatten so groß in der Nacht ...
Pelleas
Bis in des Gartens Grund umschlingen sie sich ... Ah! Sie küssen sich auch fern von uns! ... O sieh nur! Betrachte!
Melisande mit erstickter Stimme
Hah! – Er steht hinter dem Baum!
Pelleas
Wer?
Melisande
Mein Mann!
Pelleas
Dein Mann? ... Wo denn? ... Ich sehe nichts ...
Melisande
Dort ... am End unsrer Schatten ...
Pelleas
Ja, ja, er ist da ... Drehen wir uns nicht so plötzlich!
Melisande
Sahest du sein Schwert?
Pelleas
Ich bin ohne Waffen ..
Melisande
Wie wir uns geküßt, hat er gesehn.
Pelleas
Noch weiß er nicht, daß wir ihn erkannt ... Du rühr dich nicht; dreh nicht den Kopf zur Seite ... sonst überholt er uns gleich ... Wie er uns anstarrt ... Er ist noch ganz unbeweglich ... Geh fort, geh fort, ohne Säumen hier entlang ... ich halt ihm stand ... halt ihn hier zurück ...
Melisande
Nein, nein! ...
Pelleas
Oh geh! ... Alles sah er ... er tötet uns! ...
Melisande
Gut denn! ... Nun gut! ...
Pelleas
Er kommt! ... Laß küssend uns sterben! ...
Melisande
Ja! ... ja! ... ja! ... Hingebendste Umarmung.
Pelleas
Oh! Oh! Nieder sinken die Gestirne! ...
Melisande
Auf dich herab! wie auch auf mich! ...
Pelleas
Noch einmal! noch einmal! Holde!
Melisande
Ganz dein! Ewig! Ewig!
Golo stürzt sich auf die Beiden mit dem Degen in der Hand. Er streckt Pelleas am Rand der Fontäne nieder. Melisande flieht erschreckt davon.
Melisande fliehend, außer Atem
Oh! Oh! Aller Mut ist geschwunden! ... Aller Mut ist geschwunden! ... Weh!
Golo verfolgt sie schweigend durch das Gehölz