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V. Jugend

Hart stoßen sich die Wände in den Straßen ...

Hart stoßen sich die Wände in den Straßen,
Vom Licht gezerrt, das auf das Pflaster keucht,
Und Kaffeehäuser schweben im Geleucht
Der Scheiben, hoch gefüllt mit wiehernden Grimassen.

Wir sind nach Süden krank, nach Fernen, Wind,
Nach Wäldern, fremd von ungekühlten Lüsten,
Und Wüstengürteln, die voll Sommer sind,
Nach weißen Meeren, brodelnd an besonnte Küsten.

Wir sind nach Frauen krank, nach Fleisch und Poren,
Es müßten Pantherinnen sein, gefährlich zart,
In einem wild gekochten Fieberland geboren.
Wir sind versehnt nach Reizen unbekannter Art.

Wir sind nach Dingen krank, die wir nicht kennen.
Wir sind sehr jung. Und fiebern noch nach Welt.
Wir leuchten leise. – Doch wir könnten brennen.
Wir suchen immer Wind, der uns zu Flammen schwellt.

Wir wachen schon ein wenig heller auf ...

Wir wachen schon ein wenig heller auf,
Wenn uns der Mittag um die Stirnen lodert,
Wir sind schon etwas kühner und heißer gespannt.

Wenn wir im Spiegel erstrahlen noch jung von Schlaf,
Unsere Glieder betastend, prüfend das Spiel unserer Sehnen,
Sehen wir jedesmal silbriger uns erstarkt.

Die Häuser kommen, geflaggt mit Licht,
Leicht und befedert trägt uns das Pflaster,
Alle Passanten flammen auf und sind nah.
Elektrisch fühlen wir: Wir sind da!

Wir können schon sehen.
Wir können verstehen.
Wir können schon zeichnen
In unsern Augen,
Hart und zum Schreien wahr.

Und unterscheidend, entscheiden wir uns:
Wir haben uns unsre Verachtung gemerkt schneidend,
Und unser Ja.
Nachts,
Heimlich,
Kommen wir mit unsern Brüdern zusammen.

Wir haben den Wein aus dem Kreise verbannt:
Rausch ist unsre Gemeinsamkeit, unser Wunsch und das Schweben der Tat,
Eide umflackerten unsere Heimlichkeit.

Ein Wille schießt aus uns. – Erblaßt vom Warten:
Wir wissen schon den Tag. Wir fiebern schwer.
Und sind verdammt, verschwiegen uns die Zeit zu kürzen.
Wir sind in Gärten und Terrassen müßig hingelehnt,
Und oft will heiß das Blut nach unsern wilden Händen stürzen,
Weil sich der Tag zu langsam weiter dehnt.

Die Nächte explodieren in den Städten ...

Die Nächte explodieren in den Städten,
Wir sind zerfetzt vom wilden, heißen Licht,
Und unsre Nerven flattern, irre Fäden,
Im Pflasterwind, der aus den Rädern bricht.

In Kaffeehäusern brannten jähe Stimmen
Auf unsre Stirn und heizten jung das Blut,
Wir flammten schon. Und suchen leise zu verglimmen,
Weil wir noch furchtsam sind vor eigner Glut.

Wir schweben müßig durch die Tageszeiten,
An hellen Ecken sprechen wir die Mädchen an.
Wir fühlen noch zu viel die greisen Köstlichkeiten
Der Liebe, die man leicht bezahlen kann.

Wir haben uns dem Tage übergeben
Und treiben arglos spielend vor dem Wind,
Wir sind sehr sicher, dorthin zu entschweben,
Wo man uns braucht, wenn wir geworden sind.

Aufbruch der Jugend

Die flammenden Gärten des Sommers, Winde, tief und voll Samen,
Wolken, dunkel gebogen, und Häuser, zerschnitten von Licht. –
Müdigkeiten, die aus verwüsteten Nächten über uns kamen,
Köstlich gepflegte, verwelkten wie Blumen, die man sich bricht.

Also zu neuen Tagen erstarkt, wir spannen die Arme,
Unbegreiflichen Lachens erschüttert, wie Kraft, die sich staut,
Wie Truppenkolonnen, unruhig nach Ruf der Alarme,
Wenn hoch und erwartet der Tag überm Osten blaut.

Grell wehen die Fahnen, wir haben uns heftig entschlossen,
Ein Stoß ging durch uns, Not schrie, wir rollen geschwellt,
Wie Sturmflut haben wir uns in die Straßen der Städte ergossen
Und spülen vorüber die Trümmer zerborstener Welt.

Wir fegen die Macht und stürzen die Throne der Alten,
Vermoderte Kronen bieten wir lachend zu Kauf,
Wir haben die Türen zu wimmernden Kasematten zerspalten
Und stoßen die Tore verruchter Gefängnisse auf.

Nun kommen die Scharen Verbannter, sie strammen die Rücken,
Wir pflanzen Waffen in ihre Hand, die sich fürchterlich krampft,
Von roten Tribünen lodert erzürntes Entzücken
Und türmt Barrikaden, von glühenden Rufen umdampft. –

Beglänzt von Morgen, wir sind die verheißnen Erhellten,
Von jungen Messiaskronen das Haupthaar umzackt,
Aus unsern Stirnen springen leuchtende neue Welten:
Erfüllung und Künftiges, Tage, Sturm-überflaggt!


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