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Die Aufnahme des Archetypus und ersten Versuchs einer Geschichte des deutschen Theaters in eine Sammlung von Neudrucken literarhistorischer Seltenheiten bedarf keiner besondern Rechtfertigung.
Der Originaldruck von Löwens Theatergeschichte, der im vierten Bande seiner Schriften enthalten ist, gehört zu den bibliographischen Raritäten, die man nur selten und dann zu hohem Preise in den Antiquarkatalogen angeboten findet. Als Unica dürfen vollends Löwens Flugschriften über das Hamburgische Nationaltheater gelten, die selbst Joseph Kürschners rastlosem Sammeleifer unerreichbar geblieben waren und auf den größten deutschen Bibliotheken fehlen. Bei dem in den letzten Jahren so erfreulich erstarkten Interesse an theatergeschichtlicher Forschung und theatergeschichtlicher Literatur wird es sicherlich zahlreichen Fachgenossen, Theaterfreunden und Bibliophilen willkommen sein, diese interessanten Dokumente aus der Sturm- und Drangperiode der deutschen Bühne in getreuen Neudrucken zu erhalten. Unsere Ausgabe bildet zudem ein notwendiges Gegenstück zu dem Neudruck von Ch. H. Schmids Chronologie des deutschen Theaters 1775, mit dem die Gesellschaft für Theatergeschichte 1902 ihre Wirksamkeit eröffnet hat. – Die von Löwen selbst verzeichneten Druckfehler sowie die von ihm übersehenen sind in der vorliegenden Ausgabe seiner Theatergeschichte verbessert, die für seine Zeit charakteristischen Eigenheiten und Inkonsequenzen der Schreibung jedoch nicht angetastet worden. In meiner Einleitung habe ich vornehmlich die theatergeschichtliche Bedeutung von Löwens Arbeit und die Aufnahme und Beurteilung, die sie bei den Zeitgenossen erfahren, genauer und ausführlicher als es bisher geschehen, zu schildern versucht. Die beigegebenen Erläuterungen bezwecken natürlich nicht, Löwens so oft summarische und primitive Darstellung mit den Resultaten der heutigen Forschung zu konfrontieren und durch Berichtigungen und Literaturnachweise zu widerlegen und zu ergänzen, da niemand dieses alte Buch von lediglich historischem und kulturhistorischem Interesse als Leitfaden, deutsche Theatergeschichte daraus zu lernen, in die Hand nehmen soll, und der Belehrung suchende Leser in Paul Legbands ausgezeichnetem Kommentar zum Neudruck der Chronologie und im Anhang von Hans Devrients Neuausgabe von Eduard Devrients Geschichte der deutschen Schauspielkunst jetzt alles Nötige bequem beieinander findet. Nur einzelne erklärungsbedürftige Punkte, wie die auch dem Fachmann nicht ohne weiteres gegenwärtige Autorschaft im Text genannter, heute längst vergessener Dramen usw. glaubte ich aufhellen zu müssen. – Den Leitungen der Stadtbibliotheken in Hamburg und Leipzig, der Universitätsbibliothek in Rostock und der großherzogl. Regierungsbibliothek in Schwerin, die das Zustandekommen dieser Arbeit durch bereitwillige leihweise Übersendung der Originaldrucke von Löwens, Dreyers und Schmids Theaterbroschüren gefördert haben, spreche ich an dieser Stelle meinen ergebensten Dank aus.
Schreiberhau, im August 1905.