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Zum Geleit

»Mächtig seid ihr, ihr seid's durch der Gegenwart ruhigen Zauber:
Was die Stille nicht wirkt, wirket die Rauschende nie.
Kraft erwart' ich vom Mann, des Gesetzes Würde behaupt' er,
Aber durch Anmut allein herrschet und herrsche das Weib.
Manche zwar haben geherrscht durch des Geistes Macht und der Taten,
Aber dann haben sie dich, höchste der Kronen, entbehrt.
Wahre Königin ist nur des Weibes weibliche Schönheit,
Wo sie sich zeige, sie herrscht, herrschet bloß, weil sie sich zeigt« –

so hat Schiller Weibes Macht und Hoheit besungen

Und im wirren Zeitgetriebe der Gegenwart, da Frauenart und Minne von überhitzter Phantasie und qualvoller Leidenschaft so häufig in Schmutz gehüllt werden und als abstoßendes Zerrbild uns in Kunst und Leben entgegentreten, tauschen wir gern der Stimme des Weimarer Dichters, der in seinem ganzen reichen Schaffen ein edles Preislied auf »Weibes Wonne und Wert« gesungen hat. Diesen Edelsang auf das Wahrende, Pflegende in echter Liebe und Frauengüte lassen wir in diesem Buch ertönen. In Vers und Prosa ist hier gesammelt, was an Reinem, Edlem und Schönem Lienhard über Frauentum und Liebe zu sagen weiß. Da hören wir heiligen Dank an die Mutter – in diesem Betonen des Mütterlichen, des Höchsten in Volkes und Menschen Besitz, eint er sich mit Meister Raabe, Walther Fler, Eberhard König, Artur Brausewetter, Hans Christoph Kaergel –, da klingt es bald mild und lieblich, bald stürmisch begehrend von Tönen der ersten, heißen Jugendliebe, da rauscht es auf von der Leidenschaft und den Kämpfen ungestillter Sehnsucht, da jubelt's selig über das endlich errungene, traulich-stille Heimglück im Rosenkreuz geweihten Dichterhaus, in Deutschlands Herzen erschaffen und erliebt. Da wird es uns gekündet, das wonnehehre Geheimnis von beseelender Ruhe und Frieden, wie es edle Frauen ausstrahlen. Überall fühlen wir uns aus den Niederungen sinnlichen Genießens erhoben in die Sphären der tröstenden, helfend aufrichtenden Liebe, der Muttergüte und Treue, der Würde, Anmut und Reinheit starken Frauentums. Wir schauen in die Herzenstiefen gemütreicher Frauengestalten, mahnend und aufrüttelnd hören wir den Dichter über »Weib und Würde« sprechen. Wir spüren flammenden Zorn aus seinen Worten wider alle Schändlichkeit, Unreinheit und Triebgier des Zeitgeistes in diesen Ehrfurcht gebietenden Dingen. »O heil'ger Liebe ew'ge Macht« – so wird bei Lienhard der Minne Lust und Leid besungen. Ihm gilt die Frau als Symbol alles Hohen und Reinen. Wir hoben herrliche Edelschätze aus des Dichters Schaffen, und nun mögen sie leuchten und strahlen und hellen Sonnenglanz verbreiten, der deutscher Frauen Art und mild-inniges Gemüt verklärt. Mögen wir wieder schauen lernen in das Edle und Köstliche, das uns Menschen in sinnig tiefer, stillbeglückter Frauenart geschenkt ist. Die königliche Macht reinen Frauentums, wie sie Lienhard in seinem Werk verkörpert und besingt – die ist es, die an Neudeutschlands Seele bauen helfen soll!


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