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Abschmeicheln möcht' ich euch gern
Dem Haß und dem niederen Triebe:
Kommt, wir verwandeln den Erdenstern
In den Stern der Liebe!
Meister der Menschheit
Es ist ja der Irrtum so vieler Aufgestörten, daß sie das Weib als solches suchen. Nein, nein, das Weib kann lebenswarmer Kamerad, köstliche Wandergenossin sein auf unsrer gemeinsamen Fahrt ins Land der Liebe und Schönheit. So hat die Liebe Sinn und Tiefe als Entflammerin; und so erhält Liebesglück große Horizonte. Daß es dazwischen Tändeln, Verliebtheit, Laune, Leidenschaft und dergleichen Wechselspiel zwischen den Geschlechtern noch genug gibt, das ist ja selbstverständlich und zeugt von der unerschöpflichen Vielgestaltigkeit des Lebens.
Jugendjahre
Leidenschaft ist Dämonie; Liebe ist Gottheit.
Es kennzeichnet einen Menschen und ein Zeitalter, wie sie sich zum Weibe stellen. Der materiell veranlagte Mensch wird von Sinnlichkeit und bürgerlichen Vorteilen bestimmt; adlige Naturen dringen hindurch zu liebender Verehrung und allen Feinheiten der Gemütsbewegung, wie sie eben zwischen männlicher und weiblicher Elektrizität möglich sind. Im verwickelt reizvollen und vielfachen Verhältnis der beiden Geschlechter reichen die Worte Moral oder Unmoral nicht aus; denn auch der Nüchterling kann moralisch sein. Hier gibt es für phantasievolle und lebendige Naturen viele Abstufungen, von den Stürmen einer Romeo-Leidenschaft bis zu den Beruhigungen einer kameradschaftlichen oder verehrenden Freundschaft. Aber es ist keine Frage, daß zwischen Klopstocks Meta, Goethes Iphigenie oder Leonore von Este einerseits – und anderseits einer modernen «Salome« und manchen verwandten modernen Literaturgestalten Abgründe klaffen. Hier psychologisch-physiologische Zergliederung mit einem Einschlag erotischer Entartung; dort Gemütsadel, der selbst in römischen Elegien und einer Philine gegenüber nicht versagt.
Ideale