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Fabeln

Drei Prosaische Fabeln

Wer Anwendungen macht, mag sie auch verantworten.
S. Fabeln des Don Tomas de Iriarte.

 

I. Der Schuh und der Pantoffel

Warum schaffst du dir nicht auch eine Schnalle an, wie ich, sagte der Schuh zu dem Pantoffel, der neben ihm stund, es ist doch eine schöne Sache. – Eine Schnalle? versetzte der Pantoffel, wozu sollte mir die nützen? – Wozu sie dir nützen könnte? Die Schnalle? fuhr der Schuh hitzig auf, und du weißt das nicht? Lieber Himmel ohne Schnalle bleibst du ja gleich in dem ersten Morast stecken. Ja, mein lieber Freund, erwiderte der Pantoffel, wo Morast ist, da gehe ich nicht hin.

A. Sie haben sich doch wohl Gimpels Kommentar schon angeschafft?

B. Gimpels Kommentar? Wozu den? A. Wozu Gimpels Kommentar? Ei, mein Himmel! ohne den verstehen Sie keine Zeile in Truthahns Werken. B. Ja, mein lieber Freund, Truthahns Werke lese ich nicht.

 

II. Das Nachtlichtchen und die Sonne

Ich weiß gar nicht, sagte das Nachtlichtchen zur Sonne, warum du dich allemal verkriechst, wenn ich zu brennen anfange; du fürchtest dich doch wohl nicht vor mir? Nein, war die Antwort, aber, wenn Ich bliebe, wo bliebe das Nachtlichtchen?

Ich schweige – nicht weil ich mich vor Dir fürchte, boshafter Pasquillant, sondern – wenn ich von Dir zu reden anfinge, wo bliebe Dein Glück und Deine Ehre?

 

III. Die beiden Magnetnadeln

Zwei Magnetnadeln waren frei neben einander aufgehängt, nahe genug sich wechselsweise zu ziehen, und mit ihren Spitzen zusammen zu kommen. Dieses bemerkte ein Knabe und wollte die Spitzen trennen, sie zogen sich aber immer wieder an und schienen sich besonders zu lieben. Was ist die Ursache, fragte er den Informator, daß diese Spitzen nicht von einander wollen? Dieser erklärte ihm hierauf kurz die ersten Eigenschaften der Magneten und schloß damit, daß diese Spitzen, die sich hier so zu küssen schienen, die ungleichnamigen Pole dieser Magneten wären. Das ist aber doch schade, erwiderte der Knabe, daß Dinge, die so sehr zusammen zu gehören scheinen, so entgegengesetzte Namen führen; machen Sie sie doch gleichnamig, das klingt ja freundschaftlicher. Mit einem einzigen Strich machte der Informator eben diese beiden Spitzen gleichnamig, und nun wendeten sie sich den Rücken und stießen einander ab.

So lange Hr. v. A. und das Fräulein v. B. ungleichnamig waren zogen sie sich wechselsweise, jetzt da sie vor dem Altar gleichnamig geworden sind, stoßen sie sich ab.

 

Das Demantene Halsband und der Strick

            Das Demantband.
Verwegner Hanf, miß' dich mit Demant nicht,
Und beuge dich vor mir, von dem Europa spricht!

            Der Strick.
Nur nicht zu stolz, mich möcht' Europa ehstens rächen
Und eben so vom hänfnen Halsband sprechen.


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