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Wenn in dem Nichts der Eitelkeiten Ein Fels umstürmt von allen Seiten auf Schlössern stolzer Fürsten ruht; dann wird man um den Staatsmann trauern und über den Planeten lauern und um des Helden Ochsenblut.
Schreiben an einen Freund
Göttingen im Mai 1769.
Seitdem mein Kutscher und mein Schicksal
Mich, Teuerster, aus deinem Blick stahl,
Leb' ich in diesem Vaterstädtgen
Von manchen Heften und Traktätgen,
Berühmt in allerlei Bedeutung
Durch Würste, Bibliothek und Zeitung,
Durch Professorn und Regenwetter,
Und breite Stein und Wochenblätter;
Durch junge Herrn aus allen Reichen
Der Welt, und Mädgen und dergleichen.
Du kennst zwar schon aus einem Bändgen
Dies geistliche Schlaraffen-Ländgen,
Wo Wahrheit kommt von selbst geflogen,
Bald mit der Haut bald abgezogen,
Zuweilen künstlich skelettiert,
Zuweilen ganz französ'sch kandiert,
Und wo man folglich um gelehrt
Zu werden nur sich recht aufsperrt.
Der Preis ist für so viel und so schön
Vier Taler vier und zwanzig Groschen.
(Viel mehr kost'ts was der Leib indes iß't,
Wenns auch nur trocken Brod und Käs ist:)
Doch wirst du vieles noch vermissen,
Was man hier weiß und nicht will wissen.
Professorn schreiben nur qua tales
Und dann wer Henker weiß denn alles?
Sehr neu und seltsam muß es dir sein,
Das hier studiern und drei Jahr hier sein,
Herz haben und sich duellieren,
Vermögend sein und sich bordieren,
Daß wahrer Pursche und ein Kind
Oft einerlei und oft auch nicht sind.
Ein Völkgen, das sich öfters umbrächt,
Wär kein Prorektor und kein Gumprecht,
Herrscht hier, so daß es aussieht bald wie
Anarchie bald wie Oligarchie;
Schützt aufmerksam die Purschen-Rechte,
Die doch kein Mensch zu kränken dächte,
Und dröhn hingegen aufzureiben
Wehrlose arme Fensterscheiben.
Galant, possierlich, wie gedrechselt,
So lang noch Gunkel Bücher wechselt;
Doch ziehn sie oft, sobald nur Backhaus
Sein Konto schwingt, mit Sack und Pack aus.
Der kaum ein Prinz war, dessen Tisch muß
Mattierbrod sein, mit Stoizismus
Sich selbst verleugnend und froh daß er
Das Leben hat in Rauschenwasser.
Und just auf dem verkehrten Fuß
Mit dem Diktator Cincinnatus
Verließ er gern nach so viel Unfug
Den Prinzen-Stand und ging hin zum Pflug.
Da sitzt er dann, daß ich für Weh
Nicht hinsehn mag und weitergeh.
Die andre Art, nicht so gefährlich
Als jene, doch gleich stark entbehrlich,
Dünkt sich an Leib und Seele größer,
Ist mehr frisiert und trägt sich besser.
Doch sind sie oft so leer im Beutel
Als unter dem frisierten Scheitel.
Und siehts im letzten ja noch voll aus,
So ist er voll so wie manch Tollhaus:
Vernunft sinkt dort in Nonsense unter
Und Witz schwimmt noch kaum auf Burgunder.
Und hier umarmen sich Ideen,
Die sich sonst kaum einander ansehn:
Sadon und Gellert führn einander
Wie Sohn und Vater an der Hand her.
Dort stehn Rezepte zu Pomaden
Bei Axiomen von Monaden,
Pandekten, Institutionen,
Steinschnallen, Mädgen und Makronen,
Physik der Bauern und der Ammen
Und eins von Kästners Epigrammen,
Kurz Worte sind nicht auszusinnen
So bunt als solch ein Kopf von innen.
Allein kein Grieche schreibt so schön
Und rund als sie von außen aussehn.
Ihr Hauptmann war im letzten Winter
Ein Aff in Form der Menschenkinder.
Haar, Wuchs, und Wade ohne Tadel,
Dazu auch physice von Adel,
Ein paar gewölbte große Augen,
So wie sie sonst zum Sprechen taugen.
Dazwischen strotzte unerschüttert
Die Nase die nach Ahnen wittert
Und lehrte mit beredter Stummheit
Die Größe seiner noblen Dummheit,
Sonst sprach er fein, französisch spitz,
Ein Mittel zwischen Witz und Wahnwitz,
Und wollt er erst recht artig sein,
So kam der letzte ganz allein.
Dies im Kolleg und bei Konzerten
Und zwar von Mädgen und von Pferden.
Der Nächste nach ihm war kein Putzer
Und mehr ein guter Affen-Stutzer
Er pflegt' sich auf den Hieb zu legen
Mit legibus und mit dem Degen,
Dabei verstund er sich aufs Reiten,
Aufs Schießen und aufs Köpfeschneiden.
Bekannt in Northeim und in Nörten,
Doch auch in Bällen und Konzerten,
Gemacht für groß und kleine Welt,
Für Wackern und für Frankenfeld.
Von Stax, an Leib und Seele kleiner,
Dafür ätherischer und feiner,
Ward jener Freund, so (wenn mans gnau nimmt)
Wie mancher öfters eine Frau nimmt.
Sein Wechsel nämlich war ihr Segen,
Ihr starker Arm sein Schutz hingegen.
Sonst reimt er zärtlich tändelnd so wie
Der Nachtgedankenfeind Jacobi,
Schrieb so wie Wittenberg der Große
Geflissentliche Festtags-Prose,
Seufzt' jedem Mädgen holde Briefgen
Voll Liebe und Diminutivgen,
Nie alles voll, stets nur ein bißgen,
Knosp' ward ein Knöspgen, Fuß ein Füßgen,
Und wie ein Trüppgen von Pygmägens
Rangiert er Mikroskop-Ideegens.
Da ruft man aus: das ist gewiß von
Gleim oder gar Anakreon.
O Jugend! Oft ist großer Hang
Zu Liedgens Mangel an bon sens.
Glaubt ja nicht, wenn ihr euren Gleim les't,
Daß jedes Seufzerchen im Reim läßt.
Nehmt euch in Acht, daß nicht vielleicht
Euch lauernde Kritik erschleicht
Und eure Zärtlichkeit und Salz
Nicht ziert den Pranger des Journals.
Sag, Freund, wo kommt doch dieses Üb'l her,
Daß Deutschland hat so viele Schiebler?
Göttingen zählt ohn Unterlaß
In jedem Jahr ein Dutzend Lyras.
Wir sind, will man Aspekte deuten,
Nun in des Witzes letzten Zeiten.
Bald schießt Wahnwitz im Silbenmaß
Sternschnuppen gleich durch meine Straß,
Wenn dort ein Irrwisch Liedgen schleicht,
In moderndem Gehirn erzeugt.
Bald dröhn geschwänzte Elegien,
Die über den Kirchhöfen ziehn,
Bald dicke schwere Oden-Dünste,
Das Werk poetscher Zauberkünste,
Euch, arme Prose und Vernunft,
Nicht gar viel Gutes für die Zukunft
Dein Mittel wider Unzucht trüget nicht,
Zween Gürtel und ein dumm Gesicht.
N o 1
Was so ein Blättchen deckt,
Das reizet und erschreckt
Das reizbarste der Mädchen
Und furchtsamste der Mädchen
So wenig als das Blättchen.
N° 2
Nimm nur das Blättchen weg, zum Reizen oder Schrecken
Kann sicherlich nichts drunter stecken.
N° 3
Das Feuer zu dem großen Brand
Zur Fackel, mein ich, in der Hand
Hat er selbst Jupitern entwandt.
Allein die, die er so versteckt
Und gar mit einem Kräutgen deckt,
Die, fürcht ich, hat er sonst wo angesteckt.
N° 4
Bloß Feuer für den Feuerherd
Zu stehlen war der Müh nicht wert,
Dürft ich Zeus Feuerschatz bestehlen,
Ich wollte mir ein bessres wählen.
N° 5 auf den Erfinder des Feuers
Die Fackel unterm Blatt ist so verschwunden
Als hätt der Mann den Frost erfunden.
Auf Hygeens Schälgen
Mit diesem Schälgen kann Hygea alles heilen,
Nur Wunden nicht von Amors Pfeilen:
Denn da muß sie sich oft bequemen,
Ihr andres auch dazu zu nehmen.
Venus und Cupido,
die das Gewand nach entgegengesetzten Richtungen ziehen
Gleich lös' ich euch dies Rätsel auf:
Der Mann hinab, die Frau herauf.
Auf die mystische Lage der Hände in dieser und der Mediceischen Venus
Der Künstler gibt von innerm Brand
Und seiner Löschung hier geheime Winke,
Dort brennt es zwar, sagt uns die rechte Hand,
Allein hier löscht man, sagt die linke.
An den Amor
Hör Junge quäl mit Ziehn die Göttin nicht:
Sie zeigt ja Brust und Seite und Gesicht.
Mit Recht kann sie den Augen dann mißgönnen
Was wir von allen sehen können.
Die Amazone
Den alten Amazonen fehlte eine,
Und unsre neuern haben keine.
Leda
Kaum kann das arme Ledchen stehen!
Was alle lieber tun als sehen,
Geschieht ihr, oder ist geschehen.
Flora
Daß so im Hemdgen da zu stehn,
Nicht eben allen läßt, kann man an Florchen sehn.
Euterpe
Hier, sagt Euterpe, liegt mein Schmerz,
Und da will ich daß er geheilet werde:
Drum zeigt sie mit der Linken auf ihr Herz
Und mit der Rechten auf die Erde.
Dieses Sinngedicht könnte ein sehr philosophisches Ansehn erhalten wenn man statt Euterpchen, das Mädchen läse, und ihr Zeigen auf die Erde vom Tode verstehen wollte. Der Verfasser versteht aber hier unter Erde jede ausgebreitete Decke, einen weichen Rasen pp.
Erato
Bei so viel Heiligkeit und Andacht auf den Wangen
Da denk' ich gleich die Hure will mich fangen.
Meleager
Man hielt dich (hättst du Hosen an)
Fürwahr für einen ganzen Mann.
Baccha
Dein linker Arm und dein Gesicht
Sind allerdings die schönsten nicht,
Doch kann ich durch die Leinwand schätzen,
Die Mängel ließen sich ersetzen.
Bacchus
Dies war der Gott des Weins? So sieht beim Bauernschmaus
Ja kaum der Gott des Fusels aus.
Die Reise nach Gotha über Wiegleben in einem
poetischen Auszug aus dem größeren Werk,
dem stechenden Kützel aller Spazier-Reisenden,
zum Singen in der Stube
in Zeilen mit Endklang gesetzt
von G.C.L. der Reise-Gesellschaft einem
Ihr Leute, wenn ihr reisen wollt,
So nehmet erst zu Herzen,
Was ihr anitzo hören sollt
Von Kälte, Not und Schmerzen.
Nach dem was die Geschichte spricht,
Ist eine solche Klag-Geschicht
Von Süden bis nach Norden
Noch nie erhöret worden.
Von Langensalza kamen wir
Mit sechsen angefahren.
Es warn der Seelen unser vier,
Die in dem Wagen waren.
Von diesen fuhren rückwärts Ich
Mit Johann Christel Dieterich,
Vorwärts zwo junge Frauen,
Nicht übel anzuschauen.
Gut und geräumlich saßen wir
Vom Kopf bis an die Lenden,
Allein der Beine zweimal vier,
Die konnten wir nicht wenden:
Bald wars hier gut und dort nicht recht
Und bald in allen Ecken schlecht
Und immer gab es Sachen
Zum Weinen oder Lachen.
Da fing die Nacht vom Untergang
An ihren Trost zu senden.
Flugs wurden unsere Beine lang
Und kurz die Komplimenten,
Da drückten, stießen, drängten wir
Aus allen Kräften alle vier
Die Knie in Reih' und Glieder
Wie Schwestern und wie Brüder.
Bei jedem Kniechen war ein Knie,
Bei jedem Knie ein Kniechen:
In bunter Reihe lagen sie,
Wie Knie gerne liegen.
Nun ward auf einmal Ach und Weh,
Gespenster, Räuber, Umsturz, Schnee
Mit allen Reise-Plagen
Ganz aus dem Sinn geschlagen.
Leid war mirs nun, daß wir so nah
An Ort und Stelle waren;
Ich wäre bis Batavia
Gar gerne so gefahren.
Da sprach ich heimlich: Blieben wir
Doch nur ein bißgen länger hier.
Den Seufzer (ohne Zweifel),
Den hörete der Teufel.
Kaum sagt ich bei mir:
blieben wir,
So warn wir schon geblieben
Und leider! ward mein:
länger hier
Nur allzulang getrieben.
Es fluchte, peitschte, senkte sich,
Kurz: Damen, Dieterich und ich,
Wir staken da in Sachsen
Im Dreck bis an die Achsen.
Die Hexe die ich meine. Parodie
O was in tausend Zauberpracht,
Die Hexe, die ich meine, lacht!
Nun sing, o Lied, und sag's der Welt:
Wer hat den Unfug angestellt;
Daß so in tausend Zauberpracht
Die Hexe, die ich meine, lacht?
Wer schuf, zu frommem Trug so schlau,
Ihr Auge sanft und himmelblau? –
Das tat des bösen Feindes Kunst;
Der ist ein Freund vom blauen Dunst;
Der schuf, zu frommem Trug so schlau,
Ihr Auge sanft und himmelblau.
Wer hat gesotten das Geblüt,
Das aus den Wangen strotzt und glüht? –
Der Koch, den ihr erraten könnt,
In dessen Küch' es immer brennt;
Der hat gesotten das Geblüt,
Das aus den Wangen strotzt und glüht.
Wer schwefelte so licht und klar
Der kleinen Hexe krauses Haar? –
Hans Satan, der zu aller Frist
Der größte Schwefelkrämer ist;
Der schwefelte so licht und klar
Der kleinen Hexe krauses Haar.
Wer gab zu Heuchelred' und Sang
Der Hexe holder Stimme Klang? –
O die Musik ist dessen wert,
Der die Sirenen trillern lehrt;
Der gab zu Heuchelred' und Sang
Der Hexe holder Stimme Klang.
Wer schuf, o Liedlein, mach es kund
Der Hexe Brust so apfelrund? –
Der Adams Frau das Maul geschmiert
Und ihn mit Äpfeln angeführt;
Der schuf, zur Warnung sei es kund!
Der Hexe Brust so apfelrund.
Wer hat die Füßchen abgedreht,
Worauf die kleine Hexe geht? –
Ein Drechsler war es, der es tat,
Der selber Ziegenfüßchen hat:
Der hat die Füßchen abgedreht,
Worauf die kleine Hexe geht.
Und wer versah, so schlangenklug,
So Herz als Mund mit Lug und Trug? –
Er tat's, der höllische Präfekt,
Der in die Welt die Lügen heckt;
Der, der versah, so schlangenklug,
So Herz als Mund mit Lug und Trug.
Wie kommt es, daß zu jeder Frist,
April der Hexe Wahlspruch ist? –
Der Teufel, der's ihr angetan,
Tat's ihr der Hörner wegen an;
Denn wenn die Hexe standhaft wär',
Wo nähm' der Teufel Hörner her?
Den gnade Gott, den sie berückt,
Und in ihr Zaubernetz verstrickt!
Denn, nicht für meiner Sünden Pein,
Möcht' ich des Teufels Schwager sein.
Drum gnade Gott, den sie berückt,
Und in ihr Zaubernetz verstrickt!
Die Champagner-Bouteille im Kühlfaß
So lang' ich fest steh', steht mein Herr;
So bald ich tanze, tanzt auch er;
Kaum tauml' ich um und lege mich,
So taumelt Er und legt auch
Sich.
An die liederliche Thais
Wie jetzt bei dir Reiz und Gesundheit stehen,
Kannst du an deinem Spiegel sehen:
Glanz, Gold und Bänder äußerlich,
Und – und Quecksilber innerlich.
Als der Wirt zum goldnen Fisch zum Schild einen Regenbogen wählte
Ha, ha! Herr Wasserschenk, bereut Er seine Sünden?
Nun wird sein Wein bald wieder Käufer finden:
Weil man aus seinem Regenbogen schließt,
Daß nun die Flut vorüber ist.
Opim und Nachbar Seip
Komm, schönste Hälfte, sagt Opim,
Und meint damit sein Weib:
Sehr recht, denn halb gehört sie ihm
Und halb dem Nachbar Seip.
Noah der Stifter der zweiten Sündflut
Der Wasserflut entging der brave Mann,
Und baute drauf den Weinstock an,
Und öffnete dadurch den Quell der zweiten Flut,
Die mehr als jene erste tut.
Der Seelenarzt zu N. an seine Gemeinde
Den ganzen Tag, hör' ich, sei unter Euch die Frage:
Ob Ich auch Selbst das tue, was ich sage?
Nein! – Ich als Seelenarzt treib's, wie's ein Doktor treibt:
Kein Doktor in der Welt verschluckt, was er verschreibt.
Thraso und der Astronom, ein Einfall des Shakespear
Thraso: Wars nicht unterm feurigen Mars, da mich meine Mutter gebar?
Astronom: Zu dienen, ja unter dem Mars, zur Zeit, da er rückgängig war.
Dusch-Cantate auf dem obersten Altane abzupauken
(Eigentlich freilich auf Pauken gesetzt, es geht aber auch auf Gießkannen).
Brennt, ihr Kometen!
Schallt, ihr Trompeten!
Tönet, ihr Flöten!
Dampfet, Pasteten!
Steiget, Raqueten! Da Capo.
Schnarrt, Bratenwender!
Weht, goldne Bänder,
Vom hohen Geländer!
Jauchzt Völker und Länder,
Fertig ist, fertig ist, fertig ist der Kalender!
Echo vom Johannis-Turm
Kalender! Kalender! Kalender!
Grabschrift auf einen wichtigen Mann
Beim Grab des Herrn von Degenband
Da weint' niemand und lacht' niemand;
Was aus der Seel' ward nach der Hand,
Das weiß niemand und fragt niemand.
Auf die Montgolfieren
Nach dem Französischen
Der Brite, stolz und schwer,
Beherrscht das Meer;
Der Franzmann, leicht wie Duft,
Die Luft.
Als einige glaubten von dem Verfasser Pedanten gescholten zu sein
So oft ich auf Pedanten schalt,
Glaubt ja nicht, daß es euch mit galt.
Denn wen ich soll Pedanten nennen,
Den muß ich für gelehrt erkennen.
An Herrn Tischbein
Gib was du willst mir in die Hand,
Buch oder Kiel, zeigt nur der Kopf Verstand.
Trostgründe für Clemens wegen dem Tode Theodors
Ach, guter Clemens, schweig mit deiner Klage still,
Denn Tempel und Parnaß verlor an ihm nicht viel.
Auf die Weiber in Göttingen, die Schleier um sich hängen, die nur das Gesicht bloß lassen
Bedeckt nur das Gesicht, und glaubet meinen Lehren:
Wer euch bis dorthin mißt, der wird euch ganz entbehren.
Auf ebendieselben, worunter einige sehr häßlich waren
Nur das Gesicht bedeckt, läßt dort aus Eifersucht
Athen die Frauen gehn.
Göttingen läßt aus gleicher Eifersucht
Nur die Gesichter sehn.
Auf einen gewissen Herrn der sehr glücklich einen Narren nachmachen konnte
An einen Komödianten
Ich zweifle ob du je den Narrn nachahmen lernst
So wie dein Freund es kann, denn der ists oft im Ernst.
Geburtstagslied für den Sohn Wilhelm
Blauaugigt' Gesichtchen!
Guck, ach! welche Lichtchen!
Guck, guck: Eine, Zweie
Und übers Jahr, No wei –
So sind es Ein, zwei, drei!
Was fällt den Leuten ein?
Es soll wohl gar mein Burz-Tag sein?
Ja, ja er ists,
Geschwisterchen wißts,
Stürzt lustig und munter
Die Treppen hinunter!
Auf der Welt ist kein Spaß
Ohne blitzblauen Hintern und Grind auf der Nas'.
Laßt die Tee-Tassen rasseln und die Trink-Gläser klingen!
O! gingen! O! gingen! O! gingen!
Seht wie ich trinke! Es fließt mir so nett
Bei Tag in den Magen, wie des Nachts in das Bett.
Nun Wilhalmchen, komm,
Leb lange frisch, trocken und fromm.
Und iß (man wird nur einmal geboren)
Dir heut einen Schnurrbart bis hinter die Ohren.
Echo, das ist,
Repetier-Arie
(Mit Trompeten Schwärmer und Raketen)
In der Welt ist kein Spaß
ohne blitzblauen Hintern und Grind auf der Nas'
Nett
ins Bett,
– Nur einmal geboren –
Schnurrbart bis hinter die Ohren,
Ein Leben das den Schnurrbart entbehrt
Ist keine Steckluladel wert
Leben ohne Bärt'
keine Stecknadel wert!
Vivat.
Ode an mein Vaterland
O könnt ich dich, mein Darmstadt, wieder küssen,
Wo nie ein Schneider mir die Ruhe wehrt
Und wo beim eignen Wein mich nie in meinen Schlüssen
Ein Conto stört,
Wo mich, gleich weit vom Geizen und vom Borgen
Kein steiles Glück und nicht Verachtung drückt,
Wo Amor nie, straft er mich gleich mit Sorgen,
Pedellen schickt.
[Poetische Epistel]
Ew. Wohlgeboren schicke hier
Das gestern Abend versprochene Bier.
Obs gut ist kann voraus nicht wissen
Hätt erst draus selber trinken müssen.
Aus einer Flasche Gestalt und Gesicht
Erkennt mans Bieres Güte nicht. NB.
So wie sie da im Keller stehen,
Sie sich wie Eier ähnlich sehen.
Nach diesem Hieb auf Herrn Lavater
Setz ich ein paar Trink-Regeln her.
Champagner bessert man mit Schütteln
Allein das Bier verdirbt vom Rütteln.
So wies dem Trinker Ruhe gibt
Just so es selbst die Ruhe liebt.
Und kommt es einmal ins Gezitter
So schmeckt's von oben bis unten bitter.
Ist zwar an sich nicht ungesund
Betrübt nur gar sehr Zung und Mund.
Auch stellen Sie's nicht bein Ofen hin.
Warum? Es ist ein Mob'le drin.
Im Kalten ruht es sonder Zweifel,
Im Warmen springts wie 1000 Teufel.
Denn eine Bouteille Burton-Ale
Ist Glas und Bier wie Leib und Seel,
Und manchen, der die Seel vertragen,
Hat oft der Leib maustot geschlagen.
Es tobt alsdann wie Nit'r und Sulphur
Man könnt's wohl nennen fließend Pulver.
Ferner eh' man sich zum Trinken rüst't
Der Korkzieh'r wohl die Hauptsach ist.
Denn ohne diesen gehts nicht raus
Und käm mit Gabeln das ganze Haus.
Ratio? die läßt sich nicht verstehn
Ohn in Mathesin neinzugehn:
NB. Die Korke bestehen insgemein
Aus
einem Kegel, diese aus zwein,
Die mit den abgestumpften Spitzen
An einem Stück zusammen sitzen,
Dadurch bekomm'n sie die Figur
Praeter propter von einer Sand-Uhr
Eben so ist die Flasche gegossen
Daraus wird dann nun folgendes geschlossen:
1. Daß der Kork erst dichter werden muß,
Aus diesem gibt sich ein zweiter Schluß:
2. Daß, gäbe der Kork nicht endlich nach,
Man ziehen könnt bis an jüngsten Tag.
Zum Schluß wünsch' guten Appetit
Und schick den Jungen fort damit.