Anthoine de La Sale
Die fünfzehn Freuden der Ehe
Anthoine de La Sale

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Die sechzehnte Freude der Ehe

Eine Satire auf die fünfzehn Freuden der Ehe von einem unbekannten Verfasser des siebzehnten Jahrhunderts

Nachdem ich das vorliegende Buch »Die fünfzehn Freuden der Ehe« wiederholt aufmerksam gelesen und mich dabei mancher darin nicht erwähnten Verdrießlichkeiten und Mißgeschicke erinnert hatte, die ich viele meiner klugen Freunde, welche in den Fesseln der Ehe leben, erdulden sah, kam es mir in den Sinn, daß es wohl nützlich wäre, dem genannten Buche einige neue Kapitel hinzuzufügen. Indem ich der Sache auf den Grund ging, fing damit an, diejenigen Fälle aufzuzählen, die recht erbärmlich und dabei würdig waren, zur Belehrung der Künftigen mitgeteilt zu werden; aber der Stoff mehrte sich derart und nahm so ungeheure Dimensionen an, daß ich, um Tinte und Papier zu sparen, diese Arbeit aufgab. Auch fiel mir ein, daß ich auf diese Weise wenig ausrichten würde, weil niemand dem ihm bestimmten Schicksal zu entgehen vermag; und diejenigen, denen es bestimmt ist, den Netzen der Ehe zu verfallen, werden nicht davon abstehen können, was immer man ihnen sagen möge. Und indem ich das erwog, reute mich meine Absicht und ich begann vielmehr, ungeachtet meiner persönlichen Auffassung, nach Trost und Stärkung für sie zu suchen.

Als erstes fiel mir ein, daß es ein guter Trost für diese armen Gefangenen, die in den Netzen der Ehe verstrickt sind, sein müsse, daran erinnert zu werden, daß sie nicht allein leiden, sondern, im Gegenteil, zahlreiche Schicksalsgenossen haben. Denn das Weib ist in seinem Willen, Übles zu tun, so vollkommen und so reich begabt, daß ein Vergleich mit den Frauen der anderen genügt, um einem jeden über das eigene Unglück hinwegzuhelfen; keine Frau ist so schlecht und entartet, daß sie es nicht noch mehr sein könnte: dies möge den unglücklichen Ehemännern zum Troste dienen.

Als ich mich nun selbst so voll Mitleid sah für alle, die in Eheketten schmachten, entschloß ich mich, zu ihrer Aufmunterung die Schmerzen und Qualen derjenigen niederzuschreiben, die wohl nicht im Netze zappeln, weil sie den richtigen Eingang nicht gefunden haben, die jedoch seinen Gefahren trotzdem nicht entrinnen können. Darüber will ich in dieser Sechzehnten Freude berichten.


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