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Ich ritt heim wie ein träumender Mann. Christel kam mir entgegen mit dem Kind und hob's hoch, 79 daß es mich besser sähe, und es streckte die kleinen Ärmchen aus nach mir. Da stieg ich vom Pferd, warf mir die Zügel über die Linke und nahm das Jakobele auf den rechten Arm und küßte es, und mein Weib fragte mich:
»Ist dir heut was Großes geglückt, dass du so froh blickst und deine Augen so sehr glänzen?«
Und ich: »Ja, Christel, was Großes!« Und ich dachte nichts Arges dabei und mein Herz war still und selig und voll des Glückes und ich sah immerdar eine Frühlingsweide vor mir am Ufer eines Bachs, die ihre langen, wehenden Zweige im Winde wiegt und wehen läßt, und unter ihr fließt der Bach hin, Welle um Welle, Tag um Tag . . .
So ritt ich hinaus in die Wiesen jeden Morgen, und es wurde schöner und lieblicher vom einen zum andernmal. Die Blumen blüheten immer mehr und die Bäume waren schon ganz grün, man vermeinte die Blätter wachsen zu sehen. Es war mir so neu, das alles! Denn niemals hatte ich zuvor in Wahrheit Blumen gesehen und mich um den Frühling gekümmert. Ich hatte nicht die Freude daran verachtet, wie manche tun, die da meinen, an Blumen und singenden Vögeln und einem blauen Himmel sich freuen sey närrisch und gut nur für Kinder und Weiber; aber ich hatte dergleichen nie gesehen und 80 war daran vorbeigegangen wie ein Blinder an einem schönen Bild, wie ich zu Augsburg noch es mit den Kunsttafeln gehalten.
Aber jetzt war mir's, als sey mir mit einmal das Auge aufgetan worden für tausend und tausend Herrlichkeit der Welt! Ich konnte nicht genugsam schauen nach allen Seiten, jeglicher Käfer, der über'n Weg kroch, jeder frühe Schmetterling, die lieben Singvögelein und all die vielen Blumen – ich konnte nicht fertig werden mit Wundern und Freuen und Staunen! Was es doch war, dass ich nun so verwandelt war? Ach ja, ich wußte es wohl! Ich hatte es gesehen, wie die Linde in meinen Armen aufblühete, und da war mir die ganze Welt erschlossen und aufgetan im tiefsten Grund.
Am siebenten Morgen aber harrte ich vergebens der Geliebten im Feld. Es war ein schöner Tag, und ich konnte nicht fassen, warum sie säume und nicht komme – und es stieg schon eine große Angst auf in mir, dass sie krank sey. Da fiel mir mit einmal ein, dass ich gestern spät abends einen Reisewagen an meinem Haus vorbeifahren gesehen: vielleicht war der Kaspar Bollmann heimgekommen von Ansbach?
Da ging es in mir plötzlich wie ein Blitzschlag durch den ganzen Leib, dass ich dem Roß die Sporen 81 in die Weichen hieb und es zugleich im Gebiß zurückriß mit aller Kraft, so dass es wild aufstieg und stöhnte vor Schmerz, und ich zitterte also sehr, dass ich fast aus dem Sattel fiel, denn ich sah den ganzen Himmel erfüllet wie von unzähligen Tausend von Gestalten, die fernsten wie Vogelscharen, die ein riesiger Sturmwind herweht in einem einzigen Strich, und je näher sie kamen, desto mehr menschenähnlich, alle einander heiß umschlingend, zwei und zwei, kopfüber, kopfunter, die Arme ringend, mit flatterndem Haar, stiebend und wehend, geblasen und gewirbelt vom Sturm, und allen voran die Zwei, jene Zwei! Und ich hörte eine Stimme, ganz leise, und doch schien es mir, als füllete sie den weiten Himmel aus mit ihrem Schall: »Da küßte jener, der seither von mir nie mehr getrennt, am ganzen Leibe zitternd, meinen Mund . . .«
Ich schrie laut auf vor Entsetzen, und jetzt war es mir, als sähe ich Magister Anselmus vor mir, wie er mich anblickte mit dem furchtbaren Lächeln seiner Augen, und ich hörte ihn leise sagen: »Wißt Ihr nun, was Sünde und Sündigen heißt?«
Es drehete sich alles um mich, ich selber fühlte mich hineingerissen in den schrecklichen Wirbelsturm des Himmels, der die ganze Erde aus den Fugen riß, und große Gestalten schritten über das weite Feld, 82 riesigen Weibern ähnlich, in grauen, schleppenden Gewändern, und die Stimme des Anselmus sprach wieder: ». . . als da sind: Ehebruch, Lüge, Vater und Mutter nicht ehren, Mord . . .!«
Die Welt war eine Kampfstatt – und war doch ringsum schöner, grünender Frühling! Ich blickte hinaus in die Ferne – Friede und Ruhe überall, mein schreckliches Gesicht war verweht –, aber in mir sah es aus wie in einem leergebrannten Haus, von dem nur die russigen, schwarzen Mauern noch stehen, und ist sonst alles Schutt und Trümmerwerk und Elend! Da wachte ich auf aus meinem lieblichen Traum, und es war ein gräulichs Erwachen unter Dornen und Disteln und Schlangen; und war doch eingeschlafen unter duftigen Blumen!
Mein Gott, wo war da Rat und Trost und Hilfe in solcher Not? Ich ritt langsam an der Wörnitz hin, grübelte und dachte, aber es wollte mir kein Ausweg beifallen. In meinem Kopfe ging alles rundum. Da drehte ich endlich mein Pferd und trabte heim, doch ging ich gleich wieder aus dem Haus, zu St. Georg hinab in die Kirche. Da hörte ich hinter mir einen Schritt, und schon strich neben mir eilends die Luise vorbei, das Kind, wie die Linde sie immer nur hieß, und flüsterte mir zu: »Die Linde grüßt dich tausendmal! Der Vater ist wieder heim, 83 sie schickt dir Botschaft, wenn's Zeit ist, du sollst ohne Sorgen seyn!« Und schon war sie an mir vorüber. Aber ich rief ihr leise nach: »Grüß mir die liebste Frau –!« Sie kehrte sich nicht um und trat in einen Kaufladen. Ich aber ging in die Kirche – es war um diese Stunde nie eine Menschenseele darin. Ich setzte mich in den hintersten Winkel und war froh, dass ich allein seyn konnte.
Hatte ich Sünde getan? War das Sünde? Wohlan, das sagte ich mir in dieser Stunde vor Gottes Angesicht: wenn das Sünde war, so wollte ich sie tun, und alle Gerechtigkeit der Welt sollte mir fortan Sünde und Frevel heißen! Wer hatte diese himmlische Liebe über uns beide gesandt, wenn nicht Gott? Die wie ein Wunder sich über uns niedergesenkt gleich einem Regen von Maienblüten und aller Seligkeit? War die Liebe zu meinem Weib recht und billig und die zur Linde war sündhaft und bös? War Liebe nur dann gerecht, wenn sie der Priester gesegnet? Mein Gott, wo war da ein Ausweg und Licht! Hätte ich sollen widerstehen und die Lockung zur Sünde wegweisen von mir? Aber nein und nein, das war nicht Sünde, nun und nimmermehr!
Da stand ich auf und ging langsam vor zum Altar und blieb aufrecht vor dem Gitter stehen – ich 84 wußte nicht, warum ich so tat, aber es war ein starker Trotz in mir. Und ich fragte, ganz laut, als redete ich zu einem Mann, der vor mir stand:
»Ist's Sünde, was ich getan? Warum?! Du selber hast die Ehebrecherin frei von Schuld gesprochen – richte auch mich nicht! Was hast du mir die Augen nicht früher aufgetan, dass ich die Linde sah, eh' dass ich die Christel nahm – wär' alles gut und recht geworden!«
Ein Sonnenstrahl brach durch das Fenster und schien auf den Altar, dass sein Goldwerk und Zierrat hell glänzte und funkelte. Ich nahm's als ein Zeichen und schritt aus der Kirche, heimlich, hinten hinaus, dass mich niemand sähe. Erst als ich draußen über den Platz ging, fiel mir's ein, dass ich das Knie nicht gebeugt, kein Kreuz geschlagen und mir die Stirn nicht mit geweihtem Wasser genetzt . . .
Ich kehrte ruhig heim in mein Haus, grüßte die Christel und setzte mich in mein Zimmer und begann Briefe zu schreiben. Kam die Zeit, so wollte ich mit der Linde reden, bis dahin kühlen Mut behalten.
Aber es ward eine üble Frist für uns. Der Kaspar saß fest in der Stadt, ritt wohl zuweilen über Land, aber nie konnten wir uns sehen. Ich sehnte mich krank nach der Linde und ängstete mich Tag und Nacht und verging in tausend Qualen um sie. 85
Mein Weib sah mich oft forschend an und fragte mich, was mir denn sey – denn ich war immer gut und freundlich zu ihr und dem Kind, aber so anders, so ganz anders als früher einmal! Nicht, dass ich sie nicht liebte – nein! Aber meine Liebe zu ihr war wie die Liebe zu Vater und Mutter, nicht mehr. Und es war doch Frühling, es war Mai geworden, und mein junges Weib verlangte sehnlich nach mehr – aber damit war es vorbey. Sie schlich angstvoll und traurig um mich herum und wußte, dass ich ein Geheimnis vor ihr verbarg. Oft wollte ich schon mit ihr reden, aufrichtig und ehrlich, denn mich ekelte vor dem Lügen und Heimlichtun, und wollte ihr alles sagen, was mir geschehn – aber das war ja so ganz unmöglich! Sie konnte mich doch nimmer verstehn, sie wäre zu den Eltern gelaufen, zu ihren und meinen, und das Ärgernis wäre geschehen gewesen und alles verdorben.
Einmal traf ich wieder die Luise. Sie brachte mir Grüße von der Linde und weinte dazu. Aber sie sagte auch, der Vater wolle in ein paar Wochen in Handelssachen verreisen, da sey wieder gute Zeit für uns!
Das war Trost und himmlische Labsal für mich Armen. Und doch fiel ich in dieser Zeit in Sünde und Schuld! Denn in einer linden Maiennacht 86 schmeichelte und drängte sich mein Weib also herzinnig an mich, dass ich der Versuchung nicht mehr konnte widerstehen und sie in meine Arme nahm, so heiß und wild, dass sie in Wonnen verging. Ich aber preßte mein Angesicht in das Bettkissen und weinte bittere Tränen! Denn nun war ich erst in Wahrheit zum Sünder und Ehebrecher worden und hatte nicht nur die Christel, hatte nun auch die liebste Linde betrogen! Aber mein Weib war glücklich und froh, die Arme, wie schon seit langen Tagen nicht.
Es gab Stunden, da stieg in mir ein bitterer Haß auf gegen sie – aber das ging vorbey. Wohl war sie die Ursach meiner Not – aber sie war unschuldig daran und hatte mich doch so lieb. Solche böse Stimmen wies ich fort von mir. Oft wünschte ich, sie möchten mich doch einmal draußen im Feld tot finden – dann wäre wohl Jammers und Elends genug gewesen! Allein das Bitterste wär' ihr erspart geblieben, sie hätte nie erfahren, wie ich sie doppelt betrog, und hätte ehrlich weinen können an meinem Grab!
An den Sonntagen mußte ich mit ihr zur Messe gehen und die Predigt hören. Aber nun war es, als hätte ich dergleichen früher nie vernommen. Jegliches Wort schien mir falsch und erlogen, und oft war mir, als sey der Pfarrer der junge Meinrat 87 Maurenbrecher, der von Sünde und Verfehlung fabelte und doch nichts wüßte und verstand davon – aber wußte er davon, dann war er ein Lügner!
Vor Ostern hatte ich immer den Leib des Herrn empfangen mit gläubigem Herzen und einer großen Freude. Und diesmal schauderte mir davor! Ich ging zur Beichte und schwieg von meiner Sünde und bekannte heuchelnd ein Dutzend oder zwei lächerlicher Sünden, die alle keine waren, und ward losgesprochen von ihnen, und ich kniete am Altar, neben mir die Christel und das Rikele, und empfing das Brot des Herrn in mein schauderndes, bebendes, zitterndes Herz. Und als der Priester es aus dem Kelch hob, es mir darzureichen, betete ich aus tiefster Seele: »Herr, du mein Gott, so in mir Sünde und Schuld ist, geh nicht ein in mich, dass ich nicht in ewige Verdammnis falle!«
Neben mir knieten die Frauen, wie Engel schienen sie mir – und ich inmitten trug Leid und Gram und Tod in mir!
Am Charfreitag ritt ich hinaus auf meinen Hof. Das Wetter war dunstig und warm, eine heilige Ruhe lag über dem Land, kein Glockenläuten aus der Stadt – der Herr war gestorben. Es war mir, als horche die Erde und der Himmel, so stille war es ringsum. Da stieg ich vom Pferd und kniete 88 nieder zur Erde und beugte mich tief zu ihr und betete lang und inbrünstig und weinete von ganzem Herzen und bat Gott um Erleuchtung und Erlösung aus meiner bitteren Not. Aber da war keine Hilfe und Rettung; war der Glaube recht und wahr, so mußte ich unstreitig ein Sünder seyn – war ich kein Frevler, so war der Glaube und alle Lehre der Kirche Irrtum und Trug.
Und da klang plötzlich eine Stimme an mein Ohr – sanft wie die Stimme des Engels, die den weinenden Frauen die Auferstehung des Herrn gekündigt, eine Stimme, die alles Leid von mir nahm mit weichen Händen und mir Balsam in die Seele gab:
»Meinrat – Geliebter! Was weinst und betest du?«
Ich sprang auf und sah mich um, und da stand die Linde vor mir – lächelnd und sonnig wie damals am ersten Tag, in ihrem matten, lilarötlichgelben Kleid, das Antlitz ein wenig emporgewandt und die Arme halb erhoben und doch zu mir niedergebeugt.
Ich starrte sie an, als sähe ich wahrhaftig einen Engel vor mir, der aus dem Himmel gekommen.
»Willst du dein' Linde nicht küssen und herzen, du Liebster, Geliebter?«
Ich aber stand und konnte nicht hin zu ihr. 89
»Linde, Linde! Ich kann nimmer ein und aus vor Sünde und Schuld! Wo ich ausschau, ist überall Verdammnis und Tod!«
Da kam sie langsam zu mir und ihr Antlitz leuchtete wie Gold in der Sonne. »Meinrat –«, sagte sie nur, aber es klang, als sey schon alles verziehen und trügen mich Engel in Gottes Schoß . . . Meinrat – so komm zu mir, dass ich dein Sünden und Not mag vergeben und wegnehmen von dir!«
Und da lag ich an ihrer Brust, in ihren Armen, lind und weich, als sey sie ein warmer, süßer Frühlingswind. Ich weinte in hellen Strömen, und mir war's, als breche ein schwerer Steinpanzer von meinem Herzen los und mache es frei.
Was sagen und klagen? Dies war ja so herrlich mit uns! Sie wußte es alles, was mich in Not darniederhielt, eh' dass ich's nur aussprach mit einem Wort! Wer hatte sie daher aufs Feld geführt in dieser Stunde, wo doch der Kaspar noch in der Stadt war?
Wir küßten uns nach so ewig langer Zeit, und es war alles gut. Sie wandelte zur Stadt zurück, ich ritt im Bogen herum und kam just von der andern Seite herein. In wenig Tagen verreisete ihr Mann wiederum und diesmal vor etliche Wochen – da kehrte unsere Seligkeit wieder. 90
Ich fühlte mich wunderlich getröstet und frei von aller Schuld. Und ich faßte den Vorsatz: Soll es nicht seyn, dass unsere Liebe vor allen Menschen heilig ist und sich jeder beugt vor ihr, so wollen wir heimlich uns nehmen, was unser ist, und es entgelten mit Trug und Lügen – sie wollen's nicht anders. Gott – der wird's uns verzeihen!
So kam der Ostertag, und ich saß inmitten der Meinen im Elternhaus, lachte und scherzte mit ihnen und war guter Dinge. Aber einmal sah ich durch Zufall gegen mir über in einem Spiegel mein eigen Gesicht; nun erzählte grade der Schwager Gottfried eine lustige Schelmerey und ich hörete ihm lächelnd zu – aber im Spiegel sah ich mich und erschrak, dass mir das Herz stillestand, denn ich glaubte das heimliche, verborgene Lächeln des Magisters Anselmus zu sehen . . . Noch war's lange nicht ganz und gar sein furchtbares Lächeln, das nur in den Augen saß – denn meine Lippen lächelten es mit; aber es war schon da – ich sah es kommen und fühlte, dass die Zeit nicht mehr ferne war, da es nur aus meinen Augen lächeln würde, und ich wußte plötzlich, dass ich bis dahin würde graues Haar haben, auch wenn ich kaum dreißig Jahr alt war vorüber, und dass ich bis dahin würde manchen Becher getrunken haben, aber nicht süßen Wein! 91
Und wie ich so saß unter den lachenden, fröhlichen Menschen, in meinem schwarzen Seidengewand, das ich entgegen der Zeitmode gern trug, und selber manches Scherzwort leicht hinwarf, wie man nachlässig Würfel hinschüttet in einem Spiel, an dem einem nichts liegt – und mich dazu immerfort im Spiegel vor mir sitzen sah, da war es mir plötzlich, als habe ich diese alle da zu mir geladen auf ein Fest und ihnen Gift in die Speisen getan, sie zu verderben, und sähe nun lächelnd und ohne Mitleid zu, wie sie sich den Tod aßen und tranken an meinem Tisch!
Etliche Wochen nach dem Ostertag, im Anfang des Junius, verreisete der Kaspar Bollmann wirklich und unsere Seligkeit brach an. Nun fügte es sich gut, dass damals allerley übles Volk in der Gegend umherstrich und manchen Schaden tat mit Überfallen einsamer Gehöfte und nächtlich Reisender. Das gab mir guten Vorwand, und ich sagte, dass ich für die unsichere Zeit wollte hinausziehen auf meinen Meierhof, dass ich zur Hand sey, wenn das Gelichter uns angreife und stehlen und rauben wolle. Mein Weib bat mich wohl unter viel Tränen, dass ich doch in der sichern Stadt bleibe und mich nicht in Gefahr setze, aber ich lachte sie aus und ritt davon, nahm alle Waffen mit, die ich hatte, 92 damit ich sie auch den Knechten am Hof gebe, und behielt vor mich nur mein paar gute, leichte Reiterpistolen, die ich auf allen Reisen geführt. Und ich sprengte hinaus über die Wiesen und schwenkte den Hut in die Luft und lachte und jauchzte:
»Lindelein, Linde, ich komme, ich komm' zu dir!«
Und das war so gedacht: das Haus des Bollmann lag an der Mauer, unweit vom grünen Turm, und der Garten ging bis an die Mauer. Dort war seit etlichen Jahren schon ein kleines Türchen, durch das kam man hinaus in den Graben, der war dort ein großer Obstgarten, ganz voll von Apfel- und Kirschenbäumen, und drüben ging eine kleine Stiege wieder hinauf in die schattige Allee. So konnte man in der Dunkelheit ungesehen aus dem Haus schlüpfen, hinaus in die Felder.
In der Nacht nun machte ich mich auf den Weg. Heimlich schlich ich aus dem Hof und ging an die zwo Stunden so schnell ich nur konnte, und als die Uhr von St. Georg die zwölfte Stunde schlug, stand ich beim Gitterpförtlein am Grabenrand; und von unten huschten ein paar dunkle Schatten herauf, und Lindelein lag mir im Arm und das Kind ging mir zur andern Seite. Aber wir wendeten uns hinaus auf die Felder, auf denen das Korn schon hoch im Halm stand, und schritten auf Ackerrainen und 93 kleinen, heimlichen Wegen hin, eng aneinandergeschmiegt, geborgen in Dunkel und Nacht. Die Gefahr war nicht groß. Noch war auf den Feldern nichts zu stehlen und die Nähe der Stadt schreckte das Raubvolk. Mein Weg freilich war oft bedenklich, aber das schreckte mich nicht. Und fanden mich die Knechte nicht im Hof, so sie mich suchten – ei, so war ich spüren gegangen!
In tiefem Schweigen lagen die weiten Äcker und Weiden, nur die Halme rauschten unmerklich leise, wenn ein Windhauch sie rührte. Und dann erhob irgendwo in der schwarzen Dunkelheit eine Grille ihre feine Stimme und bald eine zweite und dann war wiederum Nacht und Stille nah und fern. Über uns leuchtete kein Stern, Wolken hüllten den Himmel ein und es war dunkel und warm.
Ich hatte einen weiten schwarzen Reitermantel um, in den schlug und wickelte ich das Lindelein ein, dass es ganz und gar darin verschwand. Nur ihr liebes Angesicht blieb ihr frei, dass ich es küssen konnte, soviel ich nur Verlangen trug.
Wir sprachen kaum ein Wort. Was sollten wir sagen? Wir wußten doch alles, was uns die Herzen quälte und bangte – wir hielten uns im Arm und alles war gut.
Ganz aus der Ferne, über Busch und Baum, 94 schlug die Stadtuhr die zweite Stunde. Da führte ich mein Glück und Seligkeit wieder heim – was heim! Heimat war ihr mein Herz, Haus war ihr mein Arm! Ich mußte sie selber in Fremde und Elend führen. Das Türlein zum Garten war das Stadttor, durch das sie fortging in Ferne und Einsamkeit . . . Ich aber wanderte zu meinem Hof und schlich mich ins Haus und schlief bis in den hellen Morgen.
Manchmal kam ich dann am Tag in die Stadt geritten, meine Geschäfte zu treiben. Aber wenn es gegen Abend ging, ritt ich wieder hinaus.
Um diese Zeit ward es bald Vollmond. Und wenn wir nun zwischen den wogenden Kornfeldern gingen und die Mondscheibe schwebte gemächlich über die fernen Hügel hin, so lag die Weite dunstverhüllt in einem zaubersamen Licht und am Himmel verblichen allmählich die Sterne, indes Luna an Glanz und Macht gewann. Langsam schritten wir dahin und hielten uns an den Händen gefaßt und die Linde hatte das Köpflein an meine Schulter gelegt. Nun waren wir doch traurig geworden und hatten trübe Gedanken, wie wir doch so arme Gefangene wären und uns ducken müßten bei Nacht und Finsternis, hinter Busch und Strauch und den hohen Halmen, und durften uns nicht frei und offen zeigen am hellen 95 Tag! Und mit jeder Stunde, die uns verstrich, rückte die üble Zeit näher und näher und uns wurde so unsäglich bang.
Und einmal war es, da leuchtete der Mond durch ein helles Gewölk am Himmel, die Ferne lag wie in leichten Schleiern und das Korn begann schon goldig zu schimmern und wogte rings um uns wie ein schimmernder See. Es war so ganz still, kein Grillchen wollte sich regen und rühren, und uns war so sterbensbang und schwer. Wir hielten uns im Gehen umschlungen, mein Haupt ruhte in Lindes Haar. Und da hörten wir plötzlich ein leises Singen – das Kind, das hinter uns zurückgeblieben, sang nach seiner seltsamen Art und die Töne des Liedes sanken in unsere Herzen, wie wandermüde Vögel, die sich niederfallen lassen ins Nest. Unsere Tränen begannen zu fließen, so traurig klang die Weise; und da trug uns ein leiser Wind die Stimme des Mädchens zu und wir verstanden nun jegliches Wort:
Linde, Lindelein lind,
lorifa, lorifa, lorifein,
was wehen dein' Haare im Wind?
Lorifa, lorifa, lorifein,
was weinen dein' Äuglein sich blind?
Lorifa, lorilei, lorifein –
verlassen – vergessen – schlaf ein, schlaf ein . . . 96
Da standen wir beide im Übermaß unseres Kummers zur Erde nieder, an die warme Erde, und hielten uns weinend und schluchzend umfaßt, über uns die Ähren rauschten leise der Ernte entgegen und die Stimme des Mädchens, das wir selbst nicht sahen, sang wie im Traum:
. . . verlassen – vergessen – schlaf ein – schlaf ein!
Oh hätten wir doch sterben dürfen in jener todestraurigen Stunde! Uns wäre besser gewesen!
Aber als ich Linde zurückführte zur Stadt, bat sie mich: »Nicht mehr da draußen, Geliebter, da tötet uns das Leid der Nacht! – Ja –? Morgen zu mir?« Und ihr Angesicht blühte auf in einem überseligen Lächeln, das noch schimmerte von Tränen. Meine Küsse dankten ihr und sie glitt wie ein Schatten hinab ins Dunkel des Gartens. Mich schauderte wieder mit einem Mal, es war, als sänke sie in ein Grab und ich blickte ihr nach und dürfte ihr nicht folgen!
In der folgenden Nacht aber, da stand ich schon um zehn Uhr im Baumschatten am Gittertörlein und horchte auf einen leisen Schritt. Ich hatte es diesmal klüger gemacht. Meinen Knechten am Hof sagte ich abends, ich müßte zurückreiten in die Stadt, und als es schon dämmerte, trabte ich davon. Nun war unweit von Lindes Garten eine alte, leere 97 Scheune, dahinein brachte ich mein Pferd und verschloß das Tor, so gut es ging; denn ich war sicher, dass das Gesindel so nahe bei der Stadt sich nicht zeigen würde und die Stadtwache rührte sich nachts nicht vor das Tor.
Und als die Uhr in tiefen Tönen ihr Schlagen anhub und der Wächter von fern in sein Horn blies und die Stunde zu singen begann, huschte ein Schatten aus der Tiefe, das Türlein ging auf und ich stieg eilends über unebne Stufen hinab, eine Hand faßte die meine und führte mich schnell unter den Bäumen hin ins Haus, eine finstere Stiege hinan und die Luise flüsterte mir zu: »Dahinein!« Ich tastete mich vorwärts und kam in ein ganz dunkles Gemach, aber ein heller Schimmer lugte durch eine halboffene Tür, auf die ging ich zu und tat sie auf – und da stand wie ein lichtes Wunder die Linde vor mir, ganz in einem weißen, fließenden Kleid, und hatte ein Blumenkränzlein im offenen Haar, und die lieben, mattblonden Flechten fielen ihr über Schultern und Arme nieder bis zum Gürtel und sie hatte ihr Angesicht ein wenig emporgewandt, als wollte sie lauschen auf eine süße Musik, die von oben her kam, und ihre Arme hielt sie leicht erhoben wie immer, wenn sie mich erwartete. Und so stand sie inmitten des Zimmers und lächelte mir zu . . . Da 98 vergaß ich wohl ganz und gar, dass ich noch auf der Erde war und hatte viel Kummer und Leid – mit der lichten Himmelsfrau selber saß ich zu Tisch und wir aßen Götterspeise aus goldenen Schalen. Und als es auf Mitternacht ging, da nahm die Linde einen herrlich geschliffenen und köstlich geätzten Glaspokal und füllte ihn ganz mit dunklem Wein und hob ihn mir zu und sprach: »Aus diesem Kelch hat einst mein Vater, da er das erste Jahr Prediger war, meinem Ältervater, wie er zum Sterben kam, das Abendmahl gereicht – und seither trank niemand mehr daraus bis heut. Aber jetzt sollst du dir daraus Vergebung und Vergessen trinken für alle Sünden, die du um mich getan und noch wirst tun!«
Und sie hob ihn hoch und trank einen Schluck, ihn zu heiligen und zu weihen, und reichte ihn mir dar, und mich faßte ein Taumel und Schauder und ich wußte kaum, was ich tat. Meine Rechte ruhte in ihrer Rechten, mit der Linken hielt ich den Kelch und hob ihn gleich ihr, dann trank ich ihn leer bis zum Grund. Mein Haupt sank gegen ihre Schulter, da blieb ich, und so standen wir, eins vom andern umfangen und horchten dem Schlag des geliebtesten Herzens.
Da wand sie sich sacht aus meinen Armen und blickte mich an mit ihrem zaubersamen Lächeln . . . 99
In dieser Nacht war mir's wiederum, als erwachte ich erst nun zum Leben aus einem tiefen, todähnlichen Schlaf. Ich erwachte in den Armen der Liebe, an der Brust der geliebtesten schönsten Frau, und nun erst wußte ich, was Leben heißt . . .
Vor Tagesgrauen stahl ich mich fort, fand glücklich mein Pferd und ritt gegen den Meierhof zu. Ich war schon ganz nahe heran – – die weichen Wiesenwege dämpften den Schall der Hufschläge, da hörte ich vom Hof her ein paar Schüsse und Geschrei. Ich fuhr auf aus meinem stillen Träumen und Sinnen und gab dem Roß die Sporen. Noch konnte ich nichts sehen, es war noch zu dunkel. Nun, als ich ganz nahe war, merkte ich, dass da an die zwölf Strauchdiebe vor dem Haus hielten und vermittelst einer Leiter suchten in eine Dachlucke einzusteigen, denn die Fenster waren alle schwer vergittert. Aber die Knechte hatten sie wahrgenommen und schossen auf sie, die auch wieder zurückgaben, was sie vermochten. Da sprang ich hinter einem Gebüsch vom Pferd, band es an und lief schnell herzu, duckte mich in einen Strauch und schoß meine Pistolen auf die Gesellen ab, traf auch wirklich zwo, dass sie schreiend zu Boden fielen und die andern ein jäher Schreck erfaßte, denn sie glaubten, es wäre die Wache aus der Stadt. Ich aber, ihren Irrtum 100 nützend, schrie laut: »Vorwärts, packt sie!« und sprang aus meinem Versteck mit gezogenem Degen, stieß einem, der mich anging mit einem Messer, die Klinge in die Gurgel und wehrte mich tapfer gegen einen andern, der mich von hinten anfiel. Aber meine Knechte hatten sich aus dem Haus gemacht und kamen mir zu Hilfe, schießend und stechend, und mit Knütteln dreinschlagend, also, dass die Raubbrüder eilends entflohen und vier Tote liegen ließen.
Der ganze Handel kam mir sehr gelegen. Denn nun mußten sie in der Stadt sehen, dass ich mir nicht unnötige Sorgen gemacht, wie auch der Vater spottete, und denen Knechten erzählte ich, ich hätte die Räuber schon unterwegs getroffen, so dass ich mußte einen großen Umweg machen und nicht in die Stadt konnte.
Am hellen Tag ritt ich dann nach Dinkelsbühl und machte das Abenteuer dem Bürgermeister kund, dass er die Toten holen lasse. Ei, da war ich der große Held, und sie priesen mich alle und der Bürgermeister dankte mir sehr. Aber ich lächelte bloß. Er wollte mir etliche von der Stadtwache geben, dass sie mit mir die Gegend absuchten, aber ich bedankte mich davor und sagte, es sey besser allein seyn, da käme man leichter durch.
Die Christel war halb tot vor Angst und bat mich 101 unter viel Tränen, dass ich doch nicht mehr hinausreiten sollte, ich würde sicherlich noch umkommen in meinem wilden Mut. Aber ich lachte nur und gab ihr den Trost, dass die Räuber nun nicht mehr meinen Hof angreifen würden, sie hätten genug. Ich wollte nur draußen seyn, denn wenn sie hörten, dass ich wieder in der Stadt sey, würden sie frischen Mut fassen und erst recht auf meinen Hof losgehen. Und so blieb ich draußen.
Eine kleine Weile ging das so hin, und es war jede Nacht voll Seligkeit und Wonnen und Glück. Aber einmal wollte ich der Linde doch sagen, wie mich die Angst und Not um meine großen Sünden bedrückte. Aber sie küßte mir die Lippen zu und wollte nichts hören davon.
»Weiß ich's denn nicht?«
»Und macht's dir denn nicht auch Pein und Qual?«
»Ich weiß es nicht – nein! Bin ich bei dir, so lebe ich, bin ich allein, so liege ich träumend in Schlaf . . .«
»Und der Kaspar?«
». . . hat übeln Mut . . . Er kann nimmer heran an mich. Erst wollte er's mit Bitten und dann mit Gewalt – aber ich sagte ihm bloß: Komm! – aber so, dass er scheu zurückwich und nur sprach: 102 Mir scheint, du wirst auch krank im Gemüt! Was straft mich doch Gottes Hand durch meine Frauen so sehr! – Seither geht er ängstlich an mir vorbey und schläft in einer andern Kammer . . .«
»War denn sein erstes Weib krank?«
»Er sagt, sie verstarb im Fieber . . . Aber unsere alte Magd, die sie gepflegt, will wissen, dass die Arme im Wahnsinn Gift genommen, aus Haß zu ihrem Eheherrn.«
»Ach Linde, du wonnige Frau, was hast du doch den übeln Gesellen nehmen müssen, der dein Leben zerstöret . . .«
Aber sie lächelte nur. »Warum? – Ei – dass aus der dummen Liese die feine Linde ward – –«
Traurig sah ich sie an, aber sie küßte mich nur und strich mir die Stirne blank.
»Und das Kind . . .?«
Die Linde legte das Haupt an meine Schulter und drückte sich enger an mich. Still lagen wir so, der Mond schien in unsere Kammer, leise kam sein lichter Schein näher und bald spielte er auf Lindeleins weißen Armen und Schultern und küßte die linde Brust.
»Das Kind –? Ich glaube es wohl, Geliebter, dass sie den meisten, die sie so sehen in ihrem 103 wunderlichen Wesen, würde krank und wahnsinnig scheinen . . . aber sag – nicht wahr, ich auch!?«
Ich preßte sie an mich. »Linde! Linde! Wie kannst du so sprechen! Du –! Wie ist deine Art so herzerquickend und so himmelsschön!«
»Ja –?« Und im Mondschein küßten wir uns.
»Nun siehst du, Geliebter: muß nicht ein jeder den Leuten wahnsinnig und toll scheinen, der die Schönheit seiner Seele frei hinschenkt und strahlen läßt, wie die Sonne im Mai gibt Licht und Freude und Wärme und Glück? Wenn ich mich dir zeige und gebe, wie ich bin, ohne Schämen und Heucheln und viel elenden Zierens –«
»Das ist ja dein' himmlische Schöne und Herrlichkeit, du süße Linde! O, du Linde, du, Lindelein!« Und ich bettete mein Gesicht an ihrem Busen und küßte ihn heiß und innig und sie drückte mich an ihr Herz, so zart und sacht und fein, und strich mir über's Haar.
»Meinrat . . . Geliebter du . . .!«
Um uns war die große Stille der Nacht, der weiße Schein des Mondes glitt von uns weg über den Blumenstrauß, der bei unserm Lager stand – fernher, wie aus einem Traum noch herüberklingend, tönte das Wächterhorn und eine Uhr schlug die zweite Stunde. Da standen wir leise auf und Linde 104 nahm einen dunklen Mantel wie ich, so schlichen wir aus dem Haus, in die lichte Frühsommernacht, in die wogenden Felder hinein. Wir sahen zurück zur Stadt, auf den spitzen, hohen Dächern funkelte glitzernd der Mondenschein, die fernen Tortürme verschwammen, lösten sich auf im verblassenden Dämmerlicht des sinkenden Nachtgestirns, eine Grille sang noch im Korn. Im tiefsten Frieden ruhte die schlafende Stadt, traulich und lieb, in die weiche Senkung der Erde geschmiegt, umgürtet von uralter Wehr, sie schlief, als hätte sie geschlafen seit hundert Jahr' und wollte nun nimmer erwachen.
»Du liebes Dinkelsbühl, es ist gut seyn in dir! Und doch werden wir bald dich lassen müssen für lange Zeit!«
Wir erschraken beide, denn zugleich hatten wir das Wort vom Abschied gesagt. Langsam schritten wir ins einsame Feld hinein, aber es war uns nicht mehr so traurig zu Mute wie das letzte Mal. Ich sah mich um: »Wo ist das Kind –«
»Es schläft . . . Es ist ganz ruhig um mich. Nun hat sie dich schon so lieb – sie weiß, dass du mein Leben bist. Wenn du nicht kommen kannst, ist sie um mich wie ein sanftes Schwesterlein und plaudert und kost, und weiß mir so herzige Märlein zu sagen von dir . . .« 105
»Von mir?«
»Ja – was du zur Stunde wohl treiben magst, wie du einen langen Brief und eine Faktura schreibest und vor dir auf dem Tisch tanze ein kleiner Sonnenstrahl, den heißest du Linde und wollest ihn küssen – und so tausend Unfug und Spiele mehr . . . Und wenn ich still sitze und sinne, schleicht sie verstohlen heran und küßt mich ganz plötzlich, bald sacht und traut, bald heiß und wild: das schickt dir der Meinrat, lacht sie dann leise und ist glücklich, wenn ich sie hasche und küsse: gib her dein' losen Mund, er schmecket mir süß, auch wenn's nicht dem Meinrat seiner ist . . .«
So schwanden die köstlichen Stunden uns hin, bis mir Linde anzeigte, dass der Kaspar übermorgen kommen wolle. Da ward ich betrübt.
Aber dann saßen wir zusammen und bedachten uns und endlich faßten wir den Schluß, daß wir dies Jahr wollten still vorübergehen lassen und sollte jedes von uns alle Anstalt treffen zur Reise. Und im nächsten Jahr, im Frühling, wenn der Kaspar wieder wegging, wollten wir fortfahren in die Fremde. In die Schweiz fürs erste, dort waren wir sicher. Ich war nicht umsonst in Augsburg und Italien gewesen, und wußte, wie man das Pferd aufzäumen muß, so man gut reiten will – für Geld 106 war alles zu haben, Reisekutsche und falscher Paß mit Siegel und bester Unterschrift . . .
Und dann nahmen wir Abschied von einander für eine lange Zeit.