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Bilder und Scenen aus dem niederen Stadtleben.
Wenn du einmal nach der ehemaligen freien Reichsstadt Köln am Rhein kommst, die man vor Zeiten auch die »heilige Stadt« nannte, um des vielen Heiligtums und der mannigfachen Andacht willen, oder auch das »deutsche Rom« – so hatten die Bürger gebaut, gesammelt und in Ehren gehalten, – und du gehst dann von einem gewissen Markte, den wir den Plundermarkt nennen wollen, die große Hochmutsstraße hinab, hältst dich endlich etwas rechts, so gelangst du in einige kleine, schmale Gassen hinein, die wir nur mit ihrem rechten Namen nennen wollen: da ist das Bankrottsloch, die letzte Hoffnung und das Jammerthal, – Namen, die zwar nicht an den Straßenecken angeschlagen stehen, die nur erfunden, die aber doch sehr bezeichnend sind. Gehst du dem Bankrottsloche nach, gerätst du endlich in ein anderes, schmales, schmutziges Gäßchen, über dessen Pflaster du nicht räsonnieren sollst, weil dir das gar nichts nützt. Die Häuser, meist drei-, oft vierstöckig, sind so nahe zusammengebaut, daß die Leute in den oberen Stockwerken nicht viel Mühe nötig hätten, sich gleich aus den Fenstern heraus nachbarliche Besuche zu machen, wenn die Freundschaft unter ihnen nämlich so groß wäre. Es giebt deshalb in der Gasse nicht viel Licht, Luft und Sonne, ist von der einen Seite nach hinten die Aussicht durch das hohe Gemäuer einer Fabrik so nahe zugedeckt, daß kaum kleine Höfchen den Hinterfenstern das allernötigste Licht offen halten; dann nach der anderen Seite erhebt sich eine Reihe Lagerhäuser, die eben so sparsames Licht den Hintersassen des »Elendsgäßchens« zugestehen. Dieses Gäßchen läuft noch dazu in einen Sack, so daß nur solche Leute hier ab und zu gehen, die notwendig hier aus und ein müssen. Da hier natürlicherweise nur Tagelöhner, Fabrikarbeiter, verpfuschte Handwerker und derlei arme Leute wohnen, die man heutzutage vornehm »Proletariat« nennt, damit die armen Leute erst recht nicht mehr wissen, was sie sind, so ist der Verkehr nicht groß. Morgens beim Anbruche des Tages öffnen sich die Thüren, und blasse, verlumpte Männergestalten, denen das Elend um- und anhängt und tief im Gesichte steht, verlassen schweigend, kaum einander grüßend, die verrauchten, dumpfen Wohnungen und wandern nach allen Stadtvierteln. Bald darauf wandelt ein Trupp Weiber nach, deren Aussehen und Anblick um nichts tröstlicher ist, vielmehr noch größeres Mitleid erregt. Man denke nur an das, was sie hinter sich zu Hause lassen. Mittags kehrt ein Teil dieser Leute zurück, um in einer Stunde Geist und Körper zu erquicken; abends wird die Bewegung indessen schon größer, da dann alles, was das Elendsgäßchen bewohnt, in Bewegung zu sein pflegt. Käme nicht der Pfarrer und der Kaplan oder auch der Arzt bisweilen ins Elendsgäßchen, man sähe jahraus und jahrein keinen ordentlichen Rock darin, und gingen nicht einige junge Damen, deren Christentum doch noch größer ist, als ihr Putz, hin und wieder zwischen den kranken Frauen und Wöchnerinnen, man sähe im Elendsgäßchen nie, was Mode wäre. Haufen von armen, verlumpten Kindern treiben sich bei leidlicher Witterung unten im Gäßchen herum und vollführen nicht geringen Lärm, da Spiel, Streit und Versöhnung, in die sich nicht selten die Eltern mischen, eigentlich niemals aufhört und niemals lange anhält. Obschon die Bewohner durchweg gleich arm sind, fehlt's im Grunde hier ebensowenig an Neid, Mißgunst und anderen menschlichen Untugenden, wie in der großen Hochmutsstraße, da die Armen in der Regel ebensowenig ihre Armut, als die Reichen ihren Reichtum recht zu benutzen und anzuwenden wissen.
Beinahe am Ende des Gäßchens liegt ein Haus, das sich durch seine Größe von den anderen Häusern der Nachbarschaft merklich unterscheidet. Zwar sieht das Haus von außen und innen durchaus nicht besser aus, als die anderen, ist vielmehr im Gegensatze zu diesen, die aus Spekulationen gebaut werden, ein alter, weitläufiger Kasten, den man die »Arche Noah« benamset hat. Das ist geschehen wegen der vielen und vielartigen Familien, die sich in diesen alten Rumpelkasten eingemietet haben. Da summt und brummt es über Tag drin, wie in einem Bienenkorbe. Wenn man die Bewohner alle in Reihe und Glied ausstellte, käme eine richtige Musterkarte von menschlicher Armut zu Tage, und könnte man den einzelnen ins Herz sehen, würde man ein ziemliches Arsenal von irdischen Hilfsmitteln entdecken, mit denen sich solche Leute zu trösten suchen. Leider ist das Christentum dabei der schwächere Teil in dem von Fabriken und Warenhäusern eingeklemmten Elendsgäßchen. Damit jeder seine Wohnung in dem Gewirre von Gängen und Winkeln wiederfinde, sind die einzelnen Zimmerthüren in der Arche Noah nummeriert; jede Zimmerthür führt in eine gesonderte Wohnung, die aus einem Wohnzimmer, das zugleich Küche und Kinderstube ist, und aus einem Nebenkämmerchen, der Schlafstätte, besteht. Unten im Hause sind noch die besten Räume, weshalb dort auch ein Kramladen angelegt ist, worin aber nichts geborgt wird, wie groß die Not auch sein mag. Auf dem ersten Stocke wohnt schon ein anderer Menschenschlag, und je höher du kommst, um so größeres Elend wirst du finden. Natürlich, je höher die Wohnung, um so billiger die Miete, bis ganz oben unter dem alten, windigen Dache das Mögliche, in der Stadt sagt man, das Unglaubliche, geleistet wird. Da die breite Hausthür den ganzen Tag offen steht, die baufällige Treppe auch nicht weiter abgeschlossen ist, hat der Zugwind hier jahraus jahrein freie Passage, was wenigstens den Nutzen hat, daß er gewisse faule Dünste mit sich oben zwischen den Dachluken auf und davon führt. Der geduldige Leser erläßt mir gewiß vorderhand jede nähere Beschreibung.
Eines Tages trug eine junge Frau, sie mochte eben dreißig zählen, in der Abenddämmerung einen Korb voll gewöhnlichen Küchengerätes, über das eine alte Schürze gedeckt war, in das Elendsgäßchen. Vor sich hatte sie in den Schurz ein kleines Kind gebunden, das zum Glücke fest schlief. Ein anderes hatte sie im Arm, – ein zartes, liebliches Mädchen von etwa drei Jahren, das bang und schüchtern um sich schaute, als die Mutter seufzend in das bereits dunkle Elendsgäßchen eintrat. In einiger Entfernung hinter der jungen Frau schob ein noch kräftiger, junger Mann einen mit allerlei Hausgerät beladenen Schiebkarren vor sich her, der aber zwischen dem holperigen Pflaster bald nach der einen, bald nach der anderen Seite überwich, endlich gar umschlug und die ganze Bagage in die Gasse warf. Halb voll Grimm und halb voll Schrecken, raffte der junge Mann seine Habseligkeiten wieder zusammen und belud den Karren aufs neue damit. Aber nicht manchen Schritt ging's weiter, da drohte dasselbe Unglück wieder, und was eben noch gekracht hatte, das hätte dann wohl vollends zerbrechen mögen. Dem Peter, so hieß der Mann, stand der Schweiß in schweren Tropfen auf der Stirn, und lag ihm's Fluchen näher als das Beten: wäre nicht eben ein Taglöhner von der Arbeit des Weges gekommen, er hätte gewiß seinen neuen Einzug mit Ausbrüchen seines Grimmes gefeiert. Jetzt schwieg er, weil er fürchtete, von dem rohen Volke im Elendsgäßchen verlacht zu werden. Der Taglöhner indes, der gleich die Verlegenheit Peters bemerkte, erbot sich ohne Umstände, dem Schiebkarren zur Seite zu gehen, um weiteren Schaden zu verhüten. Was in das Elendsgäßchen einzog, war im Elend, darüber waren alle Bewohner einig. Menschen aber, die gleiche Not leiden, sind bei einzelnen Fällen immer geneigt, einander hilfreich beizuspringen, und so mußte Peter erfahren, daß er noch immer unter mitfühlenden Menschen wohne. Der Zug ging nach der Arche Noah, wo Peter sich eine Wohnung gemietet hatte. Wenn der Kram auf dem Karren über der Fahrt wackelte, fluchte der Begleiter gewohnheitsmäßig drein, und Peter hatte dann auch Fug, seinem Zorne Luft zu machen. Die erste Vertraulichkeit im Elendsgäßchen! Theres, Peters Frau, war dem Zuge vorausgegangen und hatte ihren Kram eben ausgepackt, als der hilfreiche Taglöhner mit Peter die Bettlade, den alten Tisch, ein paar Stühle und noch anderes kleineres Geräte die zwei Treppen hinauf in das enge, dumpfe Gemach hineinschleppte.
»Man muß einander helfen!« sagte der fremde Mann. Das war sein Gruß, seine Erklärung, alles. »Ihr habt noch schöne Mobilien,« bemerkte er dann und musterte Stück für Stück; »so guter Sachen sind nicht viele in der Arche Noah. Haben wir noch mehr zu holen?« fragte er dann den Peter. »Ihr bezahlt einen Schnaps Einstand, und ich helfe Euch einziehen.« Des war Peter zufrieden, und so zogen denn die beiden wieder ab, um aus dem Bankrottsloch, wo bisher Peters Wohnung gewesen, auch das übrige Mobiliar herbeizuschaffen. Es war nicht viel, aber für die Wohnung in der Arche Noah noch immer so viel, daß die übrigen Bewohner des Stockes – nur diese stehen untereinander in näherer Beziehung –, die anfänglich aus Neugierde die Ankömmlinge begrüßt und ihre Sachen gemustert hatten, endlich mit einigem neidischen Nasenrümpfen sich zurückzogen. Wer nackt ist, wird leicht auf Lumpen neidisch.
Als endlich spät am Abend der Umzug geschehen war und man das Hausgerät eben an seinen Platz gerückt, die Kinder dann zu Bette gebracht hatte, saßen die beiden jungen Eheleute lange stumm am Tischchen einander gegenüber. Theres weinte still; ihr Herz war so voll Leid! Sie mochte es jetzt selbst gegen den Mann nicht auslassen. Dieser saß unruhig da, seufzte bald, bald murmelte er unverständliche Flüche vor sich hin, stand auf, rückte bald an diesem Stuhl, bald an jenem, ging ans trübe Fensterlein und schaute mit düsteren Augen nach dem großen, dunklen Fabrikgebäude hinüber, das wie ein Strafarbeitshaus freiheitversperrend vor seinen Blicken lag. Hinauf zum Himmel sah er nicht; es war auch schwer, denn vom Himmel war eigentlich von dort aus nur ein schmaler Streifen sichtbar. Dazu war die Luft trüb, und ein starker Wind riß den Dampf aus den Schornsteinen des Maschinenhauses und streute ihn dicht über die Häuser her. Dann ging Peter wieder mit verschränkten Armen durch die Stube und wollte seiner selbst Herr werden. Es ward ihm so schwer! Man sah es ihm an, er war in ein Wirrsal geraten, auf das er in seinem Leben sich niemals gefaßt gehalten.
»Nun wohnen wir in der Arche Noah!« rief er endlich halblaut vor sich hin. Damit gab er seinem Schmerze Ausdruck, gewiß nicht geeignet, das arme Weib zu trösten. In der Arche Noah wohnen und untröstlich sein, bis auf den Boden arm sein, das galt für eins und dasselbe. Theres schluchzte nun laut auf und weinte heftig, indem sie ihr Gesicht in der naß geweinten Schürze verbarg. Peter setzte sich ihr gegenüber und schaute wieder düster vor sich hin. Er schwieg gänzlich. Wie aber Weiber viel leichter als Männer ihren Gefühlen den entsprechenden äußeren Ausdruck geben, dadurch aber zugleich ihr Herz erleichtern, so finden sie in der Regel auch viel eher Trost. Es sinnt das weibliche Gemüt schon auf Hilfe und Trost, wenn es am lautesten klagt, besonders dann, wenn andere seines Trostes bedürfen. Der Mann bohrt sich gern in ein Leid hinein und macht sich erst recht satt davon.
Nachdem der erste Erguß ihres Schmerzes vorüber war, begann Theres von Gott zu reden, auf den man vertrauen müsse, sonst wäre doch alle Hoffnung eitel. Dann schlug sie vor, die neue, arme Wohnung mit einem herzlichen Abendgebete einzuweihen. Darauf wollten sie in Gottes Namen schlafen gehen und sich am anderen Tage der Führung Gottes überlassen. Der Peter ging, halb mit, halb wider Willen, auf den Vorschlag seiner Frau ein, die er gern trösten mochte, und wie voll Bitterkeit sein Herz auch war, über dem Gebete wurde es ihm doch leichter und besser, und als sie geendet, hatte seine Stimme den natürlich freundlichen Ton wieder, wie er ihn gegen seine Frau selten verleugnete.
Unser Ehepaar war vom Lande daheim. Peter war einst Knecht auf einem Bauernhofe gewesen, ein stattlicher Bursch schon in früher Jugend, der gern sich herausputzte, stolz einherschritt, das Haar nach der neuesten Dorfmethode schneiden ließ und starke Troddeln an seiner Pfeife trug. Bei den Dorfjungen wäre er gern etwas »Apartes« gewesen, konnte es aber nie weit bringen. Immer waren andere da, die Aufsehen machten, mehr als er, gewichste Burschen, die Schnurrbärte trugen, die Kappen so stolz aufs Ohr setzten und aufs Tempo durchs Dorf marschierten. Dazu verstanden diese Hochdeutsch besser als Peter und machten sich mit den Jüngeren schon gar nicht mehr gemein. Da sie Heiratsgedanken hegten, waren ihnen auch die Mädchen holder. Der etwas kundige Leser wird merken, daß die letzteren »gedient« hatten und also um die ganze Kasernencivilisation gebildeter waren als Peter, der bisher noch nicht aus seinem Dorfe gekommen war. Was konnte ihm deshalb gelegener kommen, als die Konskription, in die er mit einer gewissen Sehnsucht hineinging, voll heimlichen Verlangens, dadurch doch auch einmal »etwas darzustellen«! Mit dem letzten Reste seines Geldes hat er sich damals eine eigene Dienstmütze gekauft und eigene Hosen, damit er »sich könne sehen lassen«. Wer den Peter einen dummen Kerl nennt, vergesse nicht, daß derlei Dummheit überall mit beiden Händen zu greifen ist. Soldat ist er mit Freuden geworden und mit viel Anstrengung geblieben – seine Zeit, hat mittlerweile das Stadtleben kennen gelernt und sich seinen Teil davon abgeschaut. Eitle Menschen halten sich immer für apart klug und glauben, jeder Sache ihren besonderen Witz abzumerken. Peter hielt steif und fest dafür, das Stadtleben sei doch ein ganz anderes Leben, als das Knechtspielen auf dem Lande, wo frühes Aufstehen, derbe Kost, rauhe Arbeit in Wind und Wetter noch dazu knappen Lohn einbringe. Wenn er in seinen freien Stunden, während er in Garnison lag, durch die Stadt flankierte, oder wenn er auf den Wachtposten einsam auf und nieder trat, dann verglich er ein über das andere Mal das gemächliche, glückselige Leben der Städter mit der Plagerei auf dem Lande, und so wurzelte sich nach und nach die Vorstellung in ihm fest, der sei ein dummer Kerl, welcher hier noch im Zweifel bleibe, was für einen gescheiten Menschen zu thun sei. In der Stadt sei leichter und mehr Geld zu verdienen, man trage schönere Kleider, führe eine bessere Küche und – genieße mehr Vergnügen. In der Stadt werde der Mensch mehr respektiert, und sei doch eine ganz andere Bildung. Auch stachen ihm die geputzteren Mädchen arg in die Augen, die noch dabei viel anständigere Manieren sich angeeignet. Die derben Dinger auf dem Lande, die oft sogenannte Artigkeiten mit handfesten Ohrfeigen beantworteten und nicht selten städtisches Wesen mit großem Hohngelächter erwiderten, könnten doch, meinte Peter, mit dem, was er in der Stadt sah, gar nicht verglichen werden. Und wenn der Peter bisweilen sich heimlich sagen wollte – er war von armem, aber bravem Herkommen, – aber daheim auf dem Lande seien die Leute doch frömmer und ehrlicher; dann dachte er gleich wieder an die vielen schönen Kirchen in der Stadt, und an den herrlichen Gottesdienst darin, wovon man doch mehr Genuß habe, als von Christenlehre und Predigt auf dem Lande. Das sagte er sich vor, obschon er selbst während seiner Dienstzeit in der Stadt kein besonders eifriger Kirchengänger gewesen. Als demnach seine Dienstzeit zu Ende war, und er in seinem heimatlichen Dorfe seinen ersten Hochmut ausverkauft hatte, nach dem Gottesdienste nämlich keine Bauernjungen mehr um ihn herumstehen blieben und ihn mit offenem Maul anstaunten, man seiner gewohnt war, was richtig binnen acht vollen Tagen eintrat, schnürte der Peter sein Bündel und zog zur Stadt zurück, um sich dort einen Dienst zu suchen. Die Mahnung seines alten Brotherrn, wieder zum verlassenen Pflug zurückzukehren, hat er mit leichtem Sinn in den Wind geschlagen. Nein, da wollte er sein Glück schon anderwärts versuchen. In der Stadt ist er bei einer sogenannten vornehmen Herrschaft in den Dienst getreten, d. h. Hausknecht geworden, und hat sich dabei zu Verrichtungen verstehen müssen, deren sich jeder ordentliche Bauernjunge schämen würde. Das hat heimlich den Peter gezwickt, aber er konnte doch auf der Straße sich zeigen, und da läuft denn in der Stadt mancher arme Wicht über die Straße, der meint, aller Augen sähen auf seine Herrlichkeit, und nach dem im Grunde doch niemand fragt. Aber das gehört nun einmal ins Stadtleben, daß beim Licht besehen der Hochmut drin noch viel dümmer ist, als auf dem Lande. Nur sieht er so gleißend aus, daß er immer neue Gimpel, auch vom Lande, zu ähnlicher Thorheit fortzieht. Peter also wohnte in der Stadt, wechselte mehrere Herrschaften, nahm manchen Fußtritt heimlich mit, spielte draußen den Herrn, so gut er vermochte, genoß viel und betete immer weniger. Er war nicht liederlich, aber gern dabei und meinte, man müsse in der Jugend seines Lebens froh werden. Die meisten Herrschaften folgten diesem Satze wenigstens auch noch im Alter. Zudem leben eitle Menschen von Gemeinplätzen, und ist darum das Stadtleben im allgemeinen ein Gemeinplatz. Übrigens schickte sich der Peter ins Stadtleben nach Möglichkeit und wußte seine bäuerliche Abkunft, wo es nur geschehen konnte ohne Gefahr, ziemlich geschickt zu verbergen. Käme es hier darauf an, eine Geschichte zum Ergötzen zu schreiben, so könnte man die ganze lächerliche Erbärmlichkeit eines jungen Mannes ans Licht ziehen, dessen ganzes Wesen darauf hinausgeht, etwas zu scheinen; aber wir möchten lieber warnen, und halten uns deshalb an der derben Wirklichkeit der Dinge.
Des Dienens ist der Peter endlich müde geworden. Mit den Herrschaften ließ sich endlich doch nicht umgehen, wie mit seinen heimatlichen Bauern, womit man doch noch hin und wieder seine Sache überlegen konnte; auch gefiel ihm dieses stete Abhängigsein nicht, wo man »sich immer alles müsse gefallen lassen«; Peter wollte noch größeres Glück versuchen. Um das zu können, mußte er heiraten. In letzter Zeit hatte er die Bekanntschaft eines Dienstmädchens gemacht, von dem das Gerücht sagte, daß sie noch ein hübsches Vermögen daheim besitze. Theres war auch vom Lande, ein ziemlich ansehnliches Mädchen, dem's endlich auch auf dem Lande nicht mehr gefallen hatte, weil man es nicht hinreichend respektierte, und weil aus der Stadt gar so viele Mädchen zur Kirchweih herauskamen, Kinder aus geringeren Bauernhäusern, die durch ihren Staat andere Bauernmädchen, welche von Haus aus sich mehr dünkten, weit überstrahlten. Denen liefen dann die jungen Männer nach, – Grundursache von Mädcheneifersucht und Neid. Theres hatte sich mit ihrem Lohn in der Stadt auch herausgeputzt, sie wollte nicht übersehen sein, sie wollte an sich ziehen und ein möglichst großes Glück machen. An Freiern hat's auch nicht gefehlt, doch war vom Heiraten lange keine Rede. An vielen ernsten Gefahren hat's auch nie gefehlt, meistens noch in den eigenen Dienstverhältnissen; doch war zum Glück Theres mehr eitel als leichtfertig, auch hatte sie eben noch so viel Gottesfurcht von Haus aus mitgenommen, um sich mit Kreuz und Weihwasser der ärgsten Teufel zu erwehren. Es ist ihr öfters übers Herz gekommen, die Stadt wieder zu verlassen, wieder aufs Land zu gehen, wo man in der ärmlichen Dorfkirche doch noch andächtiger beten könne, als unter all dem Putz in den schönen Kirchen der Stadt; aber das ging nicht so leicht, als es sich denken ließ. Ihre Kleidung paßte nicht mehr aufs Land – und im Grunde ihr Wesen auch nicht. Dazu war sie Waise geworden und hätte auch dort wieder dienen müssen. Als sie mit Peter Bekanntschaft machte, waren die beiden bald darüber einig, daß man das Dienstverhältnis drangeben, zur Ehe schreiten und einen eigenen Hausstand gründen wolle. In der Stadt, wo man so vielerlei anfangen kann, um sich fortzubringen, waren auch unsere jungen Brautleute bald unter sich einig, was sie beginnen wollten. Sie hatten es auf einen kleinen Laden abgesehen und machten sofort Anstalten, denselben einzurichten. Doch da läuft mir etwas übers Herz, und das muß sofort heraus.
Ich meine nämlich den Vorwurf zu hören, als ob ich da eine ganz alltägliche Geschichte vorgebracht, an der auch gar nichts Wunderbares sei; dabei krieche sie im Grunde doch unten an der Erde herum und verlaufe sich schon von Anfang an in der Gemeinheit des Lebens. Nun ja, Wunderbares ist auch an der ganzen Geschichte nichts; aber daß sie gerade alltäglich ist, das ist's, warum sie unters Volk soll und muß. Ginge man mehr der wirklichen Gemeinheit des Lebens zu Leibe, würde sie sich nicht so breit machen, als sie jetzt leider thut. Dazu möchten wir aus der Stadt aufs Land hinausrufen, daß den Leuten, besonders dem jungen Volke, beide Ohren wiederhallten: Bleibt daheim! Gebt die tollen Stadtgelüste dran! Dämpfet den jungen Übermut, damit ihr nicht durch eigene Schuld in Stadtelend hineingeratet an Leib und Seele! Und damit die Leute, denen noch nicht ganz der Kopf vernagelt und das Herz verdreht ist, an einem Exempel Weisheit lernen, habe ich eine ganz alltägliche Geschichte aufgehoben, da mit Wundergeschichten viel weniger Leute bekehrt werden, als mit der derben Wirklichkeit, die jeder fassen und die jedem über die Haut kommen kann. Also, daß die Geschichte so da ist, wie sie da ist, daran ist der Peter und die Theres schuld.
Nun kommt noch ein anderes. Manchen Leuten würde es gewiß, wenn auch nicht glänzend, so doch leidlich im Leben ergehen, wenn sie nur nicht so thöricht drein, oder, wie man zu sagen pflegt, auf gut Glück (oder Unglück) heirateten. Diese sind in der Regel zwar am meisten darauf versessen, büßen das Wagestück dann aber auch am bittersten. Dies gilt gar oft den jungen Leuten, die in der Jugend am lustigsten dreingeschaut, und sich nichts rosiger auszumalen wußten, als eben das junge Ehestandsleben. Sobald die Hochzeit vorüber ist, schlägt der Wind um; auf den früheren Übermut folgt ein Untermut, der dem Katzenjammer des Herzens so ähnlich sieht, wie ein Ei dem anderen. Daraus folgt heutzutage erschrecklich viel Elend, wie unsere Geschichte zeigen wird.
Peter und Theres hatten Hochzeit gemacht, ein Häuschen in einem der mittleren Stadtquartiere gemietet, sich wie ordentliche Bürgersleute eingerichtet und sich den Laden voll halb bezahlter und halb geborgter Waren gelegt. Damit war ihr barer Geldvorrat erschöpft, ja, ohne einige Schulden ging es schon nicht ab. Nach außen stellte Peter den ordentlichen Bürger dar; Theres mochte, da die ganze Einrichtung aus ihren Mitteln gekommen, sich auch gern zeigen, und so thaten sie denn von vornherein schon größere Schuhe an, als die Füße nötig machten. Anfänglich fanden sich wohl Käufer ein, aber geborgt mußte werden. Besonders kamen nun allerlei Bekanntschaften zum Vorschein, die der Peter lieber nicht gekannt hätte, und die er doch auch wieder nicht verleugnen durfte, worunter sich besonders Landsleute und frühere Standesgenossen befanden, denen die Stadtpläne schon in die hohlen Knochen geschlagen. Man zupfte an dem neuen Bürger bereits an allen Enden. Mit dem Geschäft hatte sich der Peter verrechnet, wie sich in derlei Dingen in der Stadt viele verrechnen und ins Elend geraten. Der Peter war ehrlich, aber nicht pfiffig genug, zur Arbeit nicht zu faul, aber in der Auswahl fehlte es ihm an Umsicht; wenn er den Menschen zu viel traute, machte das seinem Herzen Ehre, er selbst aber ging dabei den Krebsgang. Vom Ladengeschäft verstand er nicht sonderlich viel, und Theres hatte vollends keine Geschicklichkeit dazu. Bald konnte man ganz gut verzehren, was man einnahm, nicht, was sie an der Ware verdienten. Verkauft wurde dabei, solange man borgte, und Peter machte Bankrott, weil man ihn schlecht oder auch gar nicht bezahlte. Sein Unglück, d. h. die notwendige Folge seines unüberlegten Thuns, war da, furchtbar, niederschmetternd da, bevor er sich recht hatte darauf besinnen können. Eines Morgens trat nämlich das Gericht ins Haus, während Peter noch durch die Stadt umherlief, um rückständige Schulden einzutreiben, diesmal, wie so oft, vergeblich. Peter hatte schon Tage vorher erklärt, daß er nicht mehr zahlen könne, die Tragweite seiner Erklärung aber nicht einmal begriffen. Der Richter legte eben die Siegel an, als Peter atemlos und leichenblaß ins Haus trat. Er mußte sich an den Thürpfosten halten, um nicht umzusinken. Was wollten alle seine Beteurungen, selbst seine Thränen helfen? Der Laden wurde geschlossen, alle Habe gepfändet, Peter selbst, dem man leichtsinnige Verschwendung schuld gab, in Haft gesetzt. Das ganze erträumte Glück, woran eigentlich der arme Mann die beste Zeit seines Lebens in sinnlosem Unverstande gebaut hatte, stürzte an einem Tage zum Schutthaufen zusammen, und was wenigstens so bitter war, als alles andere, die Ehre war, vor den Augen der Welt mindestens, auch dahin. Theres rettete sich mit wenigen Habseligkeiten und ihren zwei kleinen Kindern zu einer alten Freundin, der es nicht viel besser ging, und fing an, gründlich nachzudenken. Sie schlug nämlich ans Herz und meinte, sie hätten doch demütiger anfangen sollen. Aber die Reue kam zu spät, selbst bei der armen Theres, die im Grunde doch die geringere Schuld hatte. Peter wurde endlich wieder frei gelassen, und man that sogar noch viel, ihn nicht völlig nackt und bloß auf die Straße zu setzen, aber nur aus purer Gnade und Barmherzigkeit. Das Mitleid mit ihm, dem Enttäuschten und betrogenen Betrüger, wie man ihn nannte, war größer, als die Gerechtigkeit. Er erhielt aus den Trümmern seines erborgten Glanzes noch eben so viel, daß er sich im Bankrottsloch notdürftig einmieten und einrichten konnte. Lange trug er sich mit dem Gedanken herum, irgend ein anderes Geschäftchen wieder beginnen zu können, klopfte deshalb an vielen Thüren an, erhielt hie und da nichtssagende Versprechungen, an die der Unglückliche nur zu leicht glaubt, verzettelte viele Zeit, erntete immer mehr Verdruß und Mißmut, und mußte endlich, lieb oder leid, zur harten Arbeit greifen, um nur das allernotdürftigste Brot für Frau und Kinder zu schaffen. Gegessen mußte nämlich werden, auch wurde die Miete nicht geschenkt, und die Kleider verschlissen zusehends. Nun aber ward ihm die Arbeit schon schwer, weil er sie nicht gewohnt war; dabei war sie noch schwerer für die Dauer zu finden, so daß es Tage, oft Wochen gab, an denen Peter voll Kummer und Leid müßig herumstrich und Zeit fand, seine Vergangenheit auch gründlich zu bedenken. Das machte ihn leider nur bitterer. Theres schickte sich leichter in den Jammer; war sie doch von morgens früh bis spät thätig, so gut sie vermochte und ihre anwachsende Haushaltung es nur zuließ. Zwar weinte sie oft im stillen – mochte auch an die friedliche Heimat gedenken, aber vor dem Manne zeigte sie immer Mut und hatte wohl auch noch ein tröstendes Wort in Bereitschaft, das den Mann oft mehr erquickte, als das frugale Mahl, welches sie ihm herrichten konnte. Endlich wurde dem Ehepaar auch die Wohnung im Bankrottsloch gekündigt – die letzte monatliche Miete war nicht bezahlt worden, – und da in jener Zeit Peter endlich noch froh sein mußte, in einer benachbarten Zuckerfabrik um dünnen Tagelohn Arbeit zu erhalten, dieser aber kaum hinreichte, das notwendigste Brot für die Familie zu beschaffen – wo man immer bar Geld braucht, heißt ein solcher Taglohn so wenig! – entschloß sich endlich Peter, geradezu ins Elendgäßchen, und zwar in die »Arche Noah«, zu ziehen, wo der Mietzins ungewöhnlich billig war. Binnen vier vollen Jahren hatte er diesen an sich schrecklichen Wechsel des Lebens erfahren und saß nunmehr mit Frau und Kindern auf dem Boden der Armut. Wer den Peter vor vier Jahren gekannt und ihn jetzt sieht, wo er kaum ein Vierteljahr in der Arche Noah wohnt und auf der Fabrik arbeitet, dürfte erschrecken vor dem blassen, früh gealterten Manne, dem Kummer und Gram jede Spur früheren Lebensmutes aus dem Angesichte gescheucht hat. Und wer die Theres sieht, den dürfte wohl noch größeres Erbarmen ergreifen mit dem armen Weibe, dem man die übermäßige Anstrengung in dem verwelkten Gesichte und der Haltlosigkeit des geknickten Körpers auf den ersten Blick ansieht. Aber wenn sie auch bisweilen wie ermattend stehen bleibt vor ihrer Arbeit, unschlüssig, ob sie wieder zugreifen soll oder nicht, und ihr Blick fällt wieder auf die Kinder, dann richtet sich neu belebt im Weibe die Mutter auf, und es scheint, als ob deren Kräfte nicht versiegen könnten, wie es ihre Liebe nicht kann. Der Kinder waren zwei, ein Knäbchen von zwei Jahren, das immer kränkelte, und ein Mädchen, ihr Annchen, das älteste Kind. Das allerjüngste Kind war, man darf wohl sagen, gottlob! bald nach der Taufe gestorben. So saßen also die schmucken Kinder vom Lande, die Jugendübermut in die Stadt gelockt, mit ihrer Nachkommenschaft in wenigen Jahren bereits im Elendsgäßchen und mochten ihre Thorheiten beseufzen.
Auf dem dritten Stocke in der Arche Noah Nr. 19 – der Leser kennt schon in etwa die Lokalität – steht ein sechsjähriges Kind eines schönen Morgens an dem trüben Fensterlein, dessen verloren gegangene Scheiben mit Papier verklebt sind, und schaut verwundert und sehnsüchtig nach der gegenüberliegenden Mauer, auf der sich ein Paar Tauben niedergelassen haben. Die freundlichen Tierchen girren nach Taubenart, spazieren dann über die Mauer auf und nieder, wobei ihr glänzendes Gefieder an den lichten Sonnenstrahlen leuchtet und schimmert. Dann schlagen sie mit den Flügeln und heben sich auf in die lichte, blaue Luft, in weiten Kreisen sich hebend und senkend, so daß das arme Kind am Fensterlein, dem nur ein schmaler Weg zum Himmel offen geblieben, sie nur bisweilen kommen und verschwinden sieht. Dem Kinde ist dabei das Herz aufgegangen: die frei und fröhlich lebenden Tiere kreisten ja auch oben in der Luft, und Annchen, unser Kind, Peters ältestes Töchterlein, war eingeschlossen in das armselige, enge Kämmerlein, aus dem es so selten unten in die Gasse kommt. In dem Kämmerlein aber war alles so still, besonders wenn das kranke Brüderchen schlief, das Annchen pflegen mußte. Selbst die alte Uhr an der Wand pickte nicht mehr – Peter hat sie damals, als Theres mit dem letzten Kinde niederkam, gegen eine viel schönere eingehandelt, damit er Geld herausbekomme. Diese da hat schon seit Jahr und Tag ihren Lauf vollendet. Die anfängliche Nachhilfe Peters ist nämlich zu ihrem völligen Verderben ausgeschlagen. Unser Annchen wäre noch eine Weile am Fenster stehen geblieben, hätte das Brüderchen in der Wiege nur Ruhe behalten. Nun aber mußte ein Kind das andere pflegen, und dann setzte sich Annchen neben die Wiege und schaukelte langsam und bedächtig, wie die Mutter es gelehrt. Sein Kleidchen hat eigentlich gar keine Farbe, so sind die ursprünglichen verschossen; auch ist es so lang, daß Annchen stets drein treten muß. Die Füße stecken in ein paar alten Schuhen, die wahrscheinlich schon Bälle mitgemacht haben: mit dem Kopfputze ist wenig Aufhebens gemacht worden, da um der Eile willen Theres die Haare lieber kurz hält und also schnell mit ihrer Ordnung fertig ist. Das Gesichtchen des armen Kindes ist blaß und melancholisch schaut die kleine Seele aus diesen Augen in die Welt, in der sie sich noch nicht orientieren kann. Die Gedanken in dem Kinde gleichen noch den kleinen Grashälmchen, die im ersten Frühling aus der Erde sprießen, schüchtern zur Sonne sich wenden und jeden Windstoß fürchten, der sie umwerfen und verderben könnte. Dafür ist aber das weiche, gefühlvolle Herz viel thätiger, wie es ja auch in der Erde viel eher sich zu regen beginnt, bevor sich das Leben auf der Erde entfalten kann. Nur kennt dieses arme kleine Herz bloß noch ein anderes Herz, das der Mutter, und was deren Herz empfunden, das ist schon gar früh in das Herz ihres Kindes übergeflossen, das Leid nämlich, vieler täglicher Schmerz. Und mit diesen Gefühlen wird das einsame Kind erzogen. Wie es nämlich in der Arche Noah im dritten Stocke Nr. 19 zugeht, soll der Leser aus der Wirklichkeit des Lebens erfahren.
Seit mehreren Jahren arbeitet Peter nämlich auf der Fabrik, wo die Arbeit morgens in der Frühe beginnt, mittags auf eine Stunde unterbrochen wird, abends spät aufhört, heute so wie morgen und alle Tage, oft, sehr oft noch an Sonn- und Feiertagen, so daß ein solcher armer Fabriksmann eigentlich nur in der Fabrik lebt. Dabei ist der Verdienst oft sehr schwach, so daß in der Stadt, wo alles, was man braucht, mit dem baren Gelde in der Hand muß gekauft werden, schon viel Klugheit und Sparsamkeit dazu gehört, für die notwendigsten Bedürfnisse damit auszureichen. Da das in der Regel nicht geschieht, müssen die Frauen mit zur Arbeit greifen und notwendig dabei ihr Hauswesen versäumen. Wie es den armen Kindern ergeht, wissen diejenigen meiner Leser nicht, die nie in dem Elendsgäßchen und in ähnlichen Quartieren gründliche Haussuchung gehalten. Und doch sind die Kinder armer Leute völlig so viel wert, als die armen Leute selber, auch in der Stadt. Wie es in der Arche Noah zuging, wird sich zeigen.
Als es nämlich Mittag werden wollte, kehrte Theres halb atemlos in ihre Wohnung zurück. Wir thäten ihr großes Unrecht, wenn wir tadelnd über ihren etwas gar nachlässigen Anzug räsonnierten; das arme Weib hat viel Wichtigeres zu bedenken. Kaum ist sie nämlich, einen Korb im Arm, in die Stube getreten, hat mit einem Blicke sich von dem Dasein der Kinder überzeugt – ans Herzen und Küssen hat kein Teil gedacht –, als Theres mit eiliger Hast den Ofen, der zugleich der Familienherd ist, in Angriff nahm, Feuer anzündete, um das karge Mittagsmahl zu bereiten. Annchen mußte zur Hand gehen, und zunächst für das Feuer sorgen, während die Mutter die Kartoffeln aus dem Korbe nahm, – wie seufzte das arme Weib! Sie waren so teuer, Stück für Stück hatten sie Geld gekostet, und es waren doch nur Kartoffeln, womit man auf dem Lande oft genug das Vieh mästet. Nein, hätte man einem Armen dort ein Almosen gegeben, wäre die Portion reichlicher ausgefallen, als Theres sie kaufen konnte. Als die Kartoffeln auf dem Feuer standen, erhielt Annchen ein paar Pfennige, um unten im Laden einiges Salz und Kraut zu holen. Viele Worte wurden dabei nicht gewechselt, denn alles mußte in höchster Eile geschehen. Dann erst nahm Theres das kranke Kind aus seinem Bettchen, um ihm die nötigste Pflege angedeihen zu lassen. Ach! sie hat so viel Leid um das arme, stets kränkelnde Kind, das eigentlich sein Leid damals empfangen, als das Unglück über das junge Paar einbrach. Theres muß immer daran denken, wenn sie das Kind auf ihren Schoß nimmt, und wie bitter die Erinnerung auch ist, den armen Wurm drückt sie desto inniger an ihr Herz. Natürlich, dann treten ihr die Thränen stets in die Augen, aber Theres ist so an die Thränen gewöhnt, daß auch sie mit dem Propheten wohl sagen kann, sie seien ihr zum täglichen Brot geworden.
Darüber läutet das Angelusglöckchen, das Zeichen der Erlösung, und nun thun sich die Arbeitshäuser auf und auf den Straßen der Stadt erscheint der große Teil der Bevölkerung, das grelle Gegenstück zur amüsanten Bürgerschaft. Besonders lebendig wird's in den Arbeitervierteln, und ein voller, rasch kommender und verschwindender Strom von Menschen ergießt sich auch ins Elendsgäßchen. Wenn du genau achtgiebst, findest du unter allen den Kommenden auch kein einziges frisches und fröhliches Menschenangesicht. Wie im Nu sind die Leute in die Häuser hinein entwichen. Auch in die Arche Noah wandert ein ganzer Trupp; hintendrein ein blasser, staubbedeckter Mann, der sich wie absichtlich von den anderen fern hält. Oben in Nr. 19 wird das Tischchen gedeckt, die dampfende Schüssel steht schon erwartend da, auch liegt ein Stück schlechten Schwarzbrotes dabei, und eben ist Theres im Begriffe, den trockenen Kartoffeln die dürftige dünne Weihe zu geben. Doch hat sie noch etwas Apartes beiseite gestellt, was für den Mann bestimmt ist, welcher der Stärkung so sehr bedarf. Da tritt Peter ein, macht beim kaum vernehmbaren Gruß das Kreuz und beginnt schon das Tischgebet. Mutter und Kind setzen sich zum Mahle, Theres hat das kranke im Arme. Annchen bleibt stehen. Man ißt eine Weile schweigend, denn Peter hat eine Zeit her wenig Lust am Reden. Seine Brust wird dadurch krankhaft gereizt. Theres sieht fast scheu zu dem Manne hinüber, Ännchen hat gar Furcht vor dem immer mürrischer werdenden Vater bekommen. Über dem Essen, wie unversehens, schreit das arme Kind. Man kann ja nicht wissen, was Kindern immer weh thut.
»Du wärest auch am besten daran, wenn dich unser Herrgott in den Himmel holte!« sagte der Peter so recht unmutig und verdrossen vor sich hin. Theres zog wehmütig das arme Würmchen dichter an sich und suchte es zu stillen. Die Lust am Essen war ihr vergangen; in ihren Augen zerdrückte sie ein paar dicke Thränen. Es ist doch gut, daß die Frauen so leicht und so viel weinen können, ihre Liebe hält um so viel länger. Aber Theres hat dem Manne nichts auf den harten Wunsch geantwortet, und es war auch besser so. Doch hatte selbst Annchen gefühlt und es der Mutter abgesehen, was der Vater gesagt hatte, und ihr kleines Herzchen hatte auch schon Leid darüber, ungefähr wie die Mutter. Als der Peter merkte, daß er seiner Frau weh gethan, suchte er sich zu entschuldigen, indem er neben die vorhandene Wunde noch eine neue schlug, noch ein wenig tiefer, als die vorige. »Mit mir ist es ja auch nichts mehr,« sagte er fast gleichgültig vor sich hin; »die Arbeit halte ich nicht lange mehr aus, dann rieche ich nach dem Kirchhofe; der vermaledeite Husten frißt mir die Lunge ab! Da wäre es doch besser, du behieltest der Last weniger!«
Er aß ruhig fort wie einer, der das, was er sagt, schon hunderttausendmal gedacht hat und völlig mit sich darüber im reinen ist. Theres schluchzte laut auf. Auch hatte sie das wohl zuweilen gedacht, dann aber immer wieder mit Hoffnungen sich getröstet, woran ein Frauenherz so reich ist, besonders wenn dies ein Mutterherz einschließt. Die kalte, gleichgültige Art, mit der ihr Mann ihre geheimste Befürchtung so rücksichtslos aussprach, griff tief in ihr Herz hinab und scheuchte für den Augenblick jede Hoffnung von dannen. Sie suchte zwar ihren Mann von solchen Gedanken abzubringen, aber sie glaubte doch, während sie sprach, an ihre eigenen Worte nicht. Das Mahl war zu Ende. Selbst das Dankgebet hat den Peter nicht erquickt.
Das thut die Not des Lebens. Wer nämlich einmal von seinen Hoffnungen, die er in frischer Jugend gebaut, völlig herabfällt, aus dem Wohlstande in Armut sinkt, so sehr, daß er die Hoffnung aufgeben muß, je wieder über die tägliche Not wegzukommen: der verzagt so leicht an Gottes Führung und an sich selber. Stete Not macht dann endlich den Menschen gleichgültig gegen sich selbst und stumpft ihn meist gar gegen die zartesten Beziehungen des Lebens ab. Von daher denn so viel geistiges und leibliches Unheil, Sünde und Schande in der niederen Volksklasse. Dabei diese maschinenmäßige Arbeit in der Fabrik, wo Peter so recht Zeit hatte, sein Unglück mit immer neuen und stets düsteren Farben zu übermalen, wo so viele Unzufriedenheit und schreckliche Verkommenheit ihn umgab und seinem Herzen stets neue Bitterkeit zuführte; dann die elende Wohnung in dem Elendsgäßchen, das diesen Namen in gar vieler Beziehung verdient, und man wird viel eher den armen Mann bedauern, als gleich über sein unfrommes Betragen den Stab brechen.
Peter nahm endlich doch das kranke Kind auf den Arm, so daß Theres den Tisch abräumen konnte, auch zog er Annchen an sich; aber die Kinder hatten keine besondere Anhänglichkeit an den Vater, der meist verdrießlich war und den sie eigentlich kaum einmal des Tages sahen. Auch in der kleinsten Familie will die Liebe geübt sein, soll sie die Familienglieder durchwachsen. Peter hatte das liebe Geben verlernt. Binnen einer Stunde hallten schwere Männertritte wieder die düstere Stiege hinunter. Man hörte das Fabrikglöckchen, das bei weitem den wohlthätigen Klang nicht hat, als wenn von der Kirche her das Angelus läutet. Auch Theres hatte bereits das kranke Kind, so gut es ging, versorgt und schickte sich an, wieder zur Arbeit zurückzukehren. Annchen wäre auch so gern aus seinem Käfig geflogen, aber Annchen mußte wieder, und zwar wie immer, das kranke Brüderchen bewachen. Dazu schloß die Mutter die Thür immer vorsichtig ab, damit fremde Leute nicht zu den Kindern kämen, und noch besonders, daß Annchen nicht zu fremden Leuten käme. Es handelte sich bei Theres nämlich darum, ob sie ihr Kind, das sie um so lieber hatte, als sie am Manne weniger Trost fand, in der Arche Noah unter die anderen, meist schrecklich verwahrlosten Kinder mengen, dadurch es jeder Art des Verderbens aussetzen, oder ob sie es nicht lieber völlig vereinsamen sollte. Der armen Mutter standen in der That keine anderen Wege offen, wie der Augenschein lehrt. Um das Kind nach Möglichkeit schadlos zu halten, suchte sie es immer fester an sich zu ziehen, und wie das arme Weib in all der ausgestandenen Not endlich doch nur ihren einzigen Trost in der Religion gefunden, so war denn die Religion auch der einzige Gegenstand, womit sie ihr Kind trösten konnte. Ihre Belehrungen und Erzählungen von Gott, vom Himmel, von den Engeln und Heiligen hatten in dem Kinde eine ganze Welt voll kindlicher Vorstellungen erzeugt, die, wie mangelhaft sie waren, tiefer Wahrheit durchaus nicht entbehrten. Im unverdorbenen Kinde ist das Herz ein wunderbarer, tief poetischer Lehrmeister, den meist die verständig gewordenen Leute nicht mehr recht begreifen und deshalb viel zu wenig beachten. Noch vor dem Weggehen hatte Theres ihrem Kinde eingeschärft, auf das Brüderchen recht achtzuhaben. Gott und die lieben Engel gäben auch acht, was Annchen thue. Wenn es recht brav wäre, käme es mit dem Brüderchen auch in den Himmel. Annchen hat das alles empfunden, denn sein Denken war noch schwach; aber ein wunderbarer Trost überkam das arme Kind, das über dem Himmel sein schlechtes Kleidchen und die alten Schuhe nicht beachtete. In der That, Annchen ist sehr glücklich noch in seiner Armut. Die anderen Kinder in der Arche Noah und überhaupt im Elendsgäßchen lehrten sich einander schlechte Streiche, wurden nicht selten zu Diebereien förmlich von den Eltern angeleitet und waren also schon vor der Zeit überaus klug. Richtig, wenn die Armen den Himmel nicht im Sinne haben, müssen sie auf Erden sich suchen, das Leben erträglich zu machen.
Annchen lag schon im Bettchen und schlief und träumte von den Engeln, von denen an dem Abend die Mutter wieder erzählt hatte, als der Vater müde und matt heimkam. Am anderen Morgen war derselbe auch schon wieder zur Arbeit, bevor das Kind aufstand, was gewöhnlich der Fall war, und Theres ging am anderen Morgen wieder zur Arbeit, wie gewöhnlich, und Annchen blieb daheim eingeschlossen, wie immer. Nur zuweilen schaute es aus dem Fensterchen hinaus nach dem lichten Himmel und meinte, wenn es wieder Tauben durch die Lüfte kreisen sah, es wären wohl Engel, die es so lieb hatte. Dann that es dem armen Kinde weh, daß sie nicht zu ihm kamen. Denn was das Herz lieb hat, hätte es gern recht nahe, was selbst alte Leute wissen. Dann hoffte es auf die Rückkehr der Mutter, sein letzter Trost. Der Vater war ihm wie ein fremder Mann; auch sprach er selten vom Himmel, in der Fabrik sprach man auch nicht davon. Wovon man nicht reden mag, daran, denkt man auch nicht gern. Arme Leute machen es in der Regel wie die Reichen. Woran sie am meisten denken sollten, daran denken sie am wenigsten.
So war ein Tag wie der andere, noch viele Tage, wie gesagt, viele Sonn- und Feiertage nicht ausgenommen, die beiden Eheleute in stetem Ringen gegen die tägliche Not, das arme Kind auf den engsten Kreis seines Daseins eingeschlossen, indem es innerlich wie äußerlich völlig verkümmert wäre, hätte Theres nicht die Religion als die einzige geistige Nahrungsquelle für ihr Kind offen gehalten, für dieses arme Stadtkind hinten im Elendsgäßchen, in der Arche Noah Nr. 19. Der Theres that die Vereinsamung ihres Kindes selber weh, aber sie konnte es nicht ändern. Allerdings, wenn sie an ihre eigene Kindheit gedachte, wie sie mit den Nachbarskindern Blumensträuße gepflückt, hinter den duftigen Gartenhecken gesessen, und Kränze von blauen und roten Feldblumen gewunden und sich aufgesetzt; wie sie dann grüne Maien gebrochen und Prozession gespielt; wie sie oft um die Wette gelaufen und dann vor lauter harmloser Lust durch das schwellende Gras im Garten sich gewälzt; wie sie Puppen gemacht und am nahen Bache ihre Puppenwäsche veranstaltet, und die ganze gesunde, harmlose Freude der Landjugend in Gottes freier Luft ihr vor die Seele trat; dann stürzten wohl Thränen aus ihren Augen beim Anblicke ihres Kindes, das so blaß aussah, so still da saß, an keinem Spiele rechte Freude finden konnte und in gutem wie schlechtem Wetter im Kämmerchen mußte sitzen bleiben. »O, wäre ich doch nie in die Stadt gezogen!« rief sie dann schmerzlich aus und liebkoste dann ihr weinendes Kind, als ob sie es abbittend schadlos halten wollte für so viel geraubte Freude. Annchen begriff dieses Leid der Mutter nicht; denn von dem fröhlichen Kinderleben auf dem Lande hatte das arme Stadtkind, das nicht einmal wußte, wie Feld und Wald aussah, ja gar keinen Begriff. Hatte Peter sein Kind auch ein paarmal Sonntags abends an den Rhein geführt, der nächste Ausgang, dann hatte der Anblick des großen, öden Wassers, der vielen ab und zu gehenden Menschen, der Schiffe, der Waren, der Lärm der Wagen und Menschen zwar in der weichen Seele des Kindes herumgestört, aber auch keine einzige wohlthuende Wirkung zurückgelassen. So lebt eine arme Familie, noch die bescheidenste und im Grunde die ordentlichste im ganzen Elendsgäßchen. Aber die Armut wurde größer, und das Leid mehrte sich.
Kummer und Verdruß, ungewohnte und ungesunde Arbeit, die dazu oft über die Kräfte, weil über die Zeit ging, hatten in Peters Brust schon gleich in der ersten Zeit, die er auf die Fabrik ging, einen Keim der Krankheit niedergelegt, der sich aus Mangel an rechter Pflege immer tiefer einsenkte, so daß er, als er äußerlich recht sichtbar wurde, allen aufgewendeten Mitteln hartnäckig widerstand. Noch lange meinte der an sich kräftige Mann dem Übel Trotz bieten zu müssen, verhehlte vor seiner Frau – immer stand ihm vor Augen, daß er sie ins Elend gestürzt habe – seine wahre Not und konnte auch den mageren Verdienst nicht missen. So zwang er sich zur Arbeit. Darüber war sein jugendlicher Hochmut allerdings der Form nach zu Grunde gegangen, aber die rechte Fährte Gottes hatte er in seinem Leben nicht gefunden. Heimlich dachte er wohl oft an Gott, aber äußerlich trug er in Murren und Klagen trotzigen Widerstand zur Schau. Damit lenkte er die Aufmerksamkeit der anderen Arbeiter, die eben auch von Gott nicht redeten, aber viel mehr, wie man die lumpige Welt durcheinander schmeißen könne, von sich ab. Auch meinte der arme Mann, solcher dumme Trotz stehe dem Manne, dem es schlecht gehe, besser an, als ein demütiges Ergeben. Man sieht, der arme Taglöhner im Elendsgäßchen huldigt einer Weisheit, wie sie nicht um ein Haar klüger in vornehmeren Kreisen feilgeboten wird. Peters Sträuben gegen Gott und Tod dauerte indes nur eine Zeit lang. Eines Morgens war es ihm schon recht schlecht zu Mut, und stieg die Beängstigung schon ein über das andere Mal zum Herzen auf; aber dennoch raffte er seinen Mut zusammen und ging zu gewöhnlicher Zeit zur Fabrik. Mit der Arbeit wollte es aber nicht rücken; wie sehr der Aufseher auch trieb, Peter konnte nicht eingreifen. Dazu erstickte er fast in dem dumpfen, heißen Räume, wo der Zucker abgekocht und in Eimer gefaßt wird. Bei der ersten bedeutenden Anstrengung, die er versuchte, brach die Brust auf, ein Blutsturz war die Folge. Peter sank neben seiner Arbeit zusammen; man raffte ihn auf, trug ihn in die frische Luft, holte einen Arzt, der ihm zur Ader ließ, geleitete ihn dann aber nach Hause, damit er sich dort besser pflegen lasse. Vom Arbeiten, hatte der Arzt gesagt, könne keine Rede mehr sein. Das wußte Peter auch nun selber, – war das Arbeitshaus ihm doch schon längst zur Marterwerkstätte geworden. So wankte denn der todbleiche, kranke Mann am Arme eines anderen Arbeiters in seine armselige Wohnung, die er lebendig nicht mehr verlassen sollte. Selbst Annchen that einen Schrei des Schreckens, als es den blutbedeckten, bleichen Vater so plötzlich erblickte. Theres war schon ausgegangen. Eine frühere Herrschaft hatte große Wäsche, und da mußte sie aushelfen. Auf einen Stuhl ließ sich der arme Mann nieder, stützte beide Ellenbogen vor sich auf den Tisch und stierte in halber Betäubung vor sich nieder. Am liebsten wäre er schon gleich gestorben; aber der liebe Herrgott hatte den Peter doch noch lieber, als dieser sich selber. Bevor sein Begleiter sich entfernte, bat Peter denselben, doch gleich zum Geistlichen zu schicken; er meinte wirklich, er müsse sofort sterben. Der aber richtete den Auftrag bei einer Nachbarsfrau aus und ging zur Fabrik zurück. Nun war allerdings in der Arche Noah bald alles, was helfen konnte, in Bewegung, und wie wenig Verkehr Peter und Theres auch mit den Leuten gehabt, jetzt war die Not da, und wo die Not ist, hilft der Arme am schnellsten dem Armen. Weiber waren es, die zu Peter eilten und ihn zu Bette brachten, die zum Pfarrer liefen, Theres aufsuchten; denn das Mitleid war schnell erregt und bald thätig. Theres war nicht gleich zu finden. Man wußte nur unbestimmt, wo sie arbeitete, und selbst Peter konnte keine sichere Auskunft geben. Als man sie endlich doch auffand, und sie atemlos nach Hause rannte, die Stiege hinaufstürzte und die Thür ihrer Wohnung öffnete, hatte der Geistliche gerade den Kranken mit dem Troste der Religion versehen und war eben im Begriff, mit dem heiligen Sakramente den umherknieenden Hausgenossen den Segen zu erteilen. Mitten in dem Haufen dieser armen Weiber sank auch Theres in die Kniee und empfing schluchzend und weinend den göttlichen Segen, dessen sie wahrlich mehr als die anderen bedurfte. All dieses Leid hatte sie wohl kommen sehen, aber die Wirklichkeit desselben war doch herber, als sie hatte denken können. Jetzt sammelte sich all ihr Jammer in der kleinen engen Wohnung, und sie konnte und durfte aus ihr nicht mehr weichen.
Die nächste Gefahr ging für Peter vorüber, aber zu Bette blieb er liegen, bedurfte steter Pflege – ein ganzes Jahr lang. Die Auszehrung braucht Zeit, denn sie ist ein langsamer Tod. Arme Leute können vollends darüber verelenden. Gäb's kein Christentum, wär's zum Verzweifeln. In dieser ganzen Zeit konnte Theres dem Verdienste außer dem Hause nicht mehr nachgehen. Der Mann wollte nicht mehr verlassen und allein da liegen. Die Armut und das Elend kann viel ausstehen und gar manches missen; die Liebe bleibt auch ihr das ewige Bedürfnis und der tiefste Trost. Wo sie weicht oder endlich gar aufhört, fängt die eigentliche Armut, das rechte Elend erst an. Deshalb kann die Menschheit das Christentum nicht missen, und sollte man es der Armut am wenigsten vorenthalten. Wenn nur Theres bei der Hand war, gab sich Peter leichter zufrieden, und wenn sie dabei vom Troste der Religion redete, wurde auch Peter frömmer; denn die Religion hat erst einen rechten Klang im Munde der sich selbst aufopfernden Liebe.
Wenn man das Leben nur von seiner Außenseite betrachten und mit seinem irdischen Ende abschließen müßte, dann: »Weh der Armut!« Doppeltes Weh dem armen verlassenen Kranken in seiner jammervollen Zelle, wo aus allen Ecken nur die Not den Leidenden anschaut, und selbst das karge Brot der Pflegenden den eigenen Herzensjammer mehrt! Wäre die Hülle des Lebens zugleich der Kern, dann müßte man die meisten Menschen um des Lebens willen bedauern. Daß das anders ist, danken wir dem ewigen Gott der Liebe, der seine eigene Herrlichkeit hienieden unter dem Kleide der Armut verbarg. Dem Peter wurde der eigentliche Wert des Lebens erst klar, nachdem er lange und hart die übermütigen Thorheiten der Jugend, den widerwärtigen Trotz seines männlichen Alters gebüßt hatte, oder vielmehr erst recht zu büßen anfing. Rechter Verstand kam ihm erst, als die Armut über seinem kranken Haupte gewissermaßen zusammenschlug, nach und nach die letzten Reste seiner bessern Habseligkeiten verschlang, des treuen Weibes Kräfte nicht mehr hinreichten, der Familie das nackte Leben zu fristen; als die Hilfe der Barmherzigkeit um Gottes willen nötig ward und er dankbar die Hand drücken mußte, die ihm Erleichterung und Hilfe gewährte. Jetzt in diesem Jammer, worin er lag, erreichte ihn endlich – nicht bloß die Armenkommission mit dem Armenarzte, die wohl einige Hilfe, aber immer wenig Trost, rechtschaffenen Trost bringen, sondern jene christliche Wohlthätigkeit, die durch persönlichen Besuch und persönliche Aufopferung so leicht das erbitterte Herz des Armen mit seinem herben Lose versöhnt. Von der Kirche, die allein noch einiges Licht und notwendigen Trost in die Elendsgäßchen der Städte bringt, gesendet, erschienen bald jene christlichen Bürger, die das Wohlthun an die Stelle der gewöhnlichen Vergnügen gesetzt, das Leid der Mitmenschen zum eigenen machen. Wäre das Christentum nicht mit seinem Glauben, seiner Hoffnung und seiner thätigen Liebe, was würde sonst wohl die Menschen zu ähnlichen Schritten bewegen? Peters Lage wurde durch sie wenigstens erträglich gemacht; Theres mochte aufatmen, vor dem Verelenden war die Familie geschützt. Aber nicht bloß das; die wahre christliche Barmherzigkeit hat es nicht bloß mit der leiblichen Pflege zu thun, sie pflegt vorzüglich den noch köstlicheren Teil des Menschen. Peter lernte beten, lernte von seinen Wohlthätern Gottes Wege in dem Leben der Menschen erkennen. Daß Gott diese Züchtigung geschickt, um ihn auf den christlichen Weg des Lebens, wenn auch spät, wenn gerade vor dem Ende, zu führen, vom Hochmute weg, durch Elend hindurch bis dahin, wo der Mensch, ergeben in der Buße, die Hand Gottes ergreift und sich führen läßt, damit er nicht Glanz vor der Welt, sondern den Himmel erbe; alles das lernte Peter begreifen und damit sein ganzes Leben anders ansehen, als er bisher gethan. Wo die rechte Liebe lehrt, baut die Gnade Gottes den Glauben an. Peters Leidenszeit wurde die gehaltvollste in seinem Leben. Sichtbare Engel Gottes gingen in seiner armen Wohnung aus und ein und ließen den Segen in seinem Hause. Dazu brachten gute Frauen der armen Theres Arbeit ins Haus und freundliche Worte, die ihr so wohl thaten. Selbst Annchen ging nicht leer aus, hatte es doch einmal eine ganz besondere Freude. Wollen das doch noch erzählen, damit doch auch nicht das Gute in dem traurigen Bilde des Elends fehle. Es war im Spätherbst eines Sonntages am Abend. Die Straßen der Stadt glänzten schon in ihren blendenden Lichtern, auch im Elendsgäßchen brannten die trübseligen Öllaternen. Eine wohlgekleidete Dame hatte am Nachmittage Theres besucht, Peter Erquickung gebracht und sein armes Weib getröstet, über die Zeit war sie sitzen geblieben, mochte wohl durch Mitleiden des fremden Leidens das eigene Leid mildern wollen. Da läutete im Dom die große Glocke zur Komplett, daß die schweren, wuchtigen Schläge weithin über die Stadt rauschten. Im Dom war ein außergewöhnliches Fest. Die Dame erhob sich, indem sie den Vorsatz aussprach, noch in den Dom zu gehen. Annchen stand auch auf und bat, sie mitzunehmen. Ein wunderbares Gefühl überströmte das arme Kind, als es die schwere Domglocke hörte. An dem Tage hatte ihr auch der Vater so viel vom Himmel erzählt und von den Engeln, noch immer Annchens geistige Gespielen, ob es schon ein kluges, verständiges Kind geworden, seine innere Welt war eigentlich doch nur aus kindlichen, religiösen Vorstellungen aufgebaut. O, sie wäre so gern mit der Dame in die große Kirche gegangen! »Warst du noch niemals abends im Dom?« fragte die Dame das erregte Kind. »Ich glaube,« bemerkte Theres, »Annchen ist noch gar nicht im Dom gewesen. Wir armen Leute kommen so wenig in die Kirche und sind schon froh, wenn wir Sonntags eine stille heilige Messe hören. Man hat so wenig Zeit und sieht auch nicht danach aus; dazu scheuen wir armen Leute die großen Kirchen, wohin so viele Menschen gehen. Wir suchen uns lieber die kleinen und dunklen aus. Ich und Annchen sind lieber in die Kupfergassenkapelle gegangen, oder morgens früh in die Pfarrkirche.« Daß Theres fürchtete, von Bekannten in ihrer Armut gesehen zu werden, sagte sie nicht, aber sie wußte es wohl. »Mutter, laß mich mitgehen!« bat Annchen, »ich will auch für den kranken Vater beten.« Theres hängte dem erfreuten Kinde ihr Tuch um, und nun ging Annchen an der Hand der Dame zum Dom, die wahrlich nicht bedachte, wie groß das gute Werk war, das sie that. Das arme Kind war schon so selig, so glücklich, mit der schönen Frau gehen zu können, die das Kind dabei wie eine Mutter an sich zog. Gott hatte ihr selbst Kinder versagt, und auch ihr Glück war nicht groß. Annchen war damals reicher, als sich sonst ein reiches Kind dünken mochte in allen seinen schönen Kleidern, denn das Glück liegt in der Mitteilung des Herzens. Oft und immer öfter drückte sie die weiche Hand der Dame. Wo sollte sich das dankbare Herz des Kindes anders äußern? Der guten Frau kochte das Herz auf, sie konnte sich kaum fassen; Thränen rannen ihr über die Wangen. Als sie in die Vorhalle des Doms eintrat, schluchzte sie still vor sich hin und zog deshalb den Schleier dichter an, ließ aber Annchens Hand nicht los. Das sah zu seiner Wohlthäterin auf, hörte die Herzenssprache des Schmerzes, – also auch die schöne Frau weint wie die Mutter! Das that dem Kinde mitten in seiner Freude so weh! Ohne Leid, armes Kind, sind deine schönsten Tage nicht. Da tritt sie in den Dom. Der Gottesdienst hat schon begonnen, die herrlich erleuchtete Domkirche, die himmelhohen Säulen, das glänzende Bildwerk selbst in den Fenstern, der strahlende Altar, die rauschenden Orgelklänge, der gewaltige Chorgesang – alles, alles auf einmal! – Annchens Herz klopfte hörbar. Das war ihm ein Bild des Himmels, oder vielmehr alles, was es sich bisher unter dem Himmel gedacht hatte, floß jetzt in dieses Eine Bild zusammen. Man müßte ein Kind sein, um das Entzücken zu fassen, das über Annchen kam, als es an der Hand der guten Dame durch die Seitenhalle schritt, oben rechts nach dem Muttergotteschörchen, und dann sich zu ihr in die Bank drückte, wie sich ein armes Menschenkind an den Schutzengel drücken muß, wenn es an der Schwelle des Paradieses anlangt. Annchen hat die vielen Leute kaum gesehen, aber wohl die ganze Priesterschar am Altare; ihr Auge hing voll und trunken an der herrlichen glänzenden Kirche, während die heiligen Gesänge, getragen auf den Tonwellen der Orgel, ihm wie niemals durch die weiche, tiefe Seele schauerten. Da war ihr kleines Herz, früh gezeitigt im Leiden, weit aufgethan wie eine Lilie unter umfließendem Sonnenstrahl, deren Duft dem Gebete eines Kindesherzens gleicht. Das Kind hat sich nicht gerührt, nicht geregt, denn seine Seele war nur von Einem voll. Die Dame aber hat seitwärts das entzückte Kind bewundert und aus seinen leuchtenden Augen sich eine Andacht genommen, die keine Worte mehr zuließ. Als der Gottesdienst zu Ende ging, als der Priester im goldenen Mantel, umraucht von Weihrauchwolken, die hinauf zu den Wölbungen wirbelten, das heilige Sakrament in die Hände nahm, den Segen zu erteilen, alles niedersank in die Kniee, – da faltete auch Annchen die kleinen, mageren Händchen und streckte sie vor sich hin, unverwandt zu dem Geheimnisse hinschauend, von dem die Mutter gesagt, daß da der liebe Gott selber sei, den aber nur die Engel recht erblicken könnten; und wenn ein Kindesherz mehr thut, als ein Mannesverstand auslegen kann, dann hat Annchen damals den lieben Gott lieb gehabt, den sie zwar mit Kindesaugen angeschaut, aber mit einem Engelsherzen lieb gehabt, wie Gott von Kindern groß und klein geliebt sein will. Solcher Liebe fehlt der Segen nie. Thränen einer geheimnisvollen, unaussprechlichen Freude glänzten in Annchens Augen.
Die Dame führte das hochbeglückte Annchen wieder in die Nähe des Elendsgäßchens, bückte sich, küßte das arme Kind, das seine kleinen Arme um ihren Nacken schlang und sie wieder küßte – sein ganzer Dank – und ging dann von Schmerz und Freude bewegt fort, hatte Mutterfreuden geahnt, genossen beinahe – und vergaß niemals, wie ihr gewesen. Auch Annchen kam wie trunken nach Hause. Noch immer strahlte der herrliche Dom vor ihren Augen, noch immer erfüllten die gottesdienstlichen Klänge ihre Ohren, sie meinte noch immer, sie habe in den Himmel gesehen. Erzählen konnte sie nicht viel, denn wo hätte sie Worte gefunden, was sie ahnend fühlte, auszudrücken? Ständen Kindern oft Worte zu Gebote für ihre innere Welt, so würden wir verständigen Leute recht lernen, oft bei Kindern in die Schule zu gehen. Wahrlich, wir kämen oft klüger heim, als jetzt von unseren überklugen Magistern. Selbst bis zu dem Ende von Annchens Leiden und Freuden ist ihm dieser Abend nicht aus dem Gedächtnisse entschwunden. Sonst ging die Armut ihren Weg des Leidens wie immer; wo aber der Glaube frisch und lebendig im Herzen wohnt und dieses Herz in die Höhe hebt, da fühlt der Fuß kaum die Dornen, über die er wandelt. Vom Herzen aus geht der Druck nach oben oder nach unten. Wohl dem, der sich vom Glauben nach oben ziehen läßt!
Peters Leiden nahten sich ihrem Ende. Sie hatten sich nicht gemindert, nicht für Peter, noch weniger für sein armes Weib, die trotz mannigfacher Hilfe endlich der Pflege und Sorge allein nicht mehr gewachsen war. Und wieder war es die christliche Opferwilligkeit, die auch hier das Äußerste tragen half. Gute, fromme Seelen fanden sich abends ein, damit sie die Nächte bei dem Kranken in der Arche Noah durchwachten. Gott hat so viel Liebe gewiß in sein ewiges Buch verzeichnet. Peter war ruhiger und ergebener geworden, mit einer gewissen Erwartung schaute er dem kommenden Tod in die Augen. An ihm lag nichts mehr, aber sein armes Weib, sein engelgutes Kind – das kranke Knäbchen war mittlerweile gestorben – machten ihm noch recht viel Sorge und Schmerz. Was ist auch eine arme, hilflose Witwe mit ihrem Kinde in dem weiten Stadtgewühle, wo die christliche Barmherzigkeit sich nur der äußersten Not annehmen kann, und das meiste Leid still und geheim getragen wird, oder wo die hilflose Armut gar so leicht auf die Wege des Verderbens führt! Das wußte Peter sehr wohl, und wenn Theres auch nicht davon sprach, in ihrem gramerfüllten Angesichte stand es allzu deutlich geschrieben, daß eine neue, unabsehbare Kette von Leiden und Entbehrungen erst dann wieder beginnen werde, wenn der Tod ihn, den Mann, vom Jammer erlöst habe.
»Ja, Theres,« sagte eines Abends der immer hinfälliger werdende Peter zu seinem Weibe, »es ist wahr, Gott hat uns schwer heimgesucht hier in der Stadt. Wir wären viel besser auf dem Lande geblieben alle beide, und hätten gearbeitet wie die anderen. Wahrscheinlich wären wir beide noch gesund und froh, und wenn auch nicht reich, doch tausendmal besser daran gewesen, als hier. So haben wir denn unseren jugendlichen Hochmut gebüßt. Ich bezahle die Erfahrung mit meinem Leben! Weh thut es mir, daß ich dich mit ins Unglück hineingerissen. Verzeihe mir, Theres!« und er reichte ihr die magere Hand, in seinen matten Augen schwammen ein paar Thränen. Theres beugte sich über das Bett des Kranken, fiel ihm um den Hals und weinte sich aus. Ach! auch ihr war der Grund so vielen Unheils längst klar geworden, stand ihr aber jetzt wieder klarer denn je vor der Seele. Ihre Thränen waren der Trost für den dahinsterbenden Mann.
»Nicht lange mehr wird's mit mir währen,« fuhr endlich Peter fort, »dann liege ich auf dem Kirchhofe der Stadt, wo so viele arme Leute liegen. Theres! bleibe nicht in der Stadt, wenn ich tot bin. Nimm unser Kind und gehe dann wieder in die Heimat. Ich weiß, es wird dir schwer, dich dort in deiner Armut sehen zu lassen, aber Gott wird dir dort noch eher helfen, als hier. Gehe wieder aufs Land, Theres; versprich es mir, und ich will schon getrösteter sterben.« Theres versprach alles, denn das harte, lange Leiden hatte sie demütig gemacht. »Bete für meine arme Seele und bewahre unser Kind, damit es fromm bleibe und seinen Eltern nie fluche.« Peter wandte sich beiseite; die letzten Worte hatten ihn so viel Mühe gekostet.
»Komm' her, Annchen,« sagte dann der arme Mann, »bete ein Vaterunser für deinen kranken Vater!«
Theres hob das Kind auf das Bett, damit es darauf niederkniee und mit dem Vater bete. Annchen und Theres beteten unter Thränen. Peter war keines Wortes mächtig. Erst nach einer Weile ermahnte er das Kind, auch wenn er tot wäre, für ihn zu beten, der Mutter zu folgen, und recht fromm zu bleiben. Dann segnete er sein Kind mit zitternder Hand. »O, möge ihm doch Gott alles Leiden seiner Jugend vergelten!« seufzte Peter zum Schluß, wehrte sanft die Seinigen ab und barg das Gesicht in seinen Händen. Es waren die letzten Thränen, die er weinte. Noch in derselben Nacht rief ihn Gott aus seiner Buße.
Ungefähr acht Tage später wanderte eine arme Frau mit ihrem ungefähr zehnjährigen Töchterchen an der Hand aus dem Hahnenthore aufs Land hinaus. Auf dem Kopfe trug sie einen kleinen Korb, der ihre ganze Habe barg. Die Frau betete und auch das Kind, als ob sie eine Wallfahrt gingen. Umgeschaut hat die arme Frau nicht mehr nach den Türmen der Stadt, nein, nicht ein einziges Mal. Zu Melaten, an dem Kirchhofe, hat sie noch wohl eine Stunde gebetet, dann ist sie die Landstraße fortgewandert, bis ein anderer Horizont sich nach Westen ihr eröffnete. Dort hat sie in einem kleinen Dorfe, es war ihre Heimat, ein Unterkommen gefunden, sich ehrlich ernährt, war still und brav, und alle Leute hatten Mitleid mit ihr. Fröhlich ist sie nie mehr geworden. Ihr Kind war ihr Trost noch lange Jahre. Theres und Annchen sind nicht voneinander gewichen, so hatte das Leid sie zusammengekettet.
Aber wenn jungen Leuten dort hinten auf dem Lande die Stadtgelüste kommen, dann weisen die verständigen Alten auf die arme Theres und wiederholen, was sie selbst der Jugend in ihrer Umgebung oft gesagt:
Bleibt daheim!
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