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Der Krebs, der mit der See spielte

Zeicnung R. Kipling

Vor den alten und weitentfernten Zeiten, o mein Liebling, war die Zeit des Ersten Anfangs; und das war in den Tagen, wo der Älteste Magier alle Dinge bereit machte. Zuerst machte er die Erde zurecht; dann machte er das Meer zurecht; und dann sagte er allen Tieren; sie könnten herbeikommen und spielen.

Und die Tiere sagten: »O Ältester Magier, was sollen wir spielen?«

Und er sagte: »Ich will es euch zeigen.« Er nahm den Elefant – alles, was von Elefanten da war – und sagte: »Spiele, Elefant.« Alles, was von Bibern da war, und sagte: »Spiele, Biber.«

Und alles, was von Bibern da war, spielte.

Er nahm die Kuh – alles, was von Kühen da war und sagte: »Spiele, Kuh.« Und alles, was von Kühen da war, spielte. Er nahm die Schildkröte – alles, was von Schildkröten da war – und sagte: »Spiele, Schildkröte.« Und alles, was von Schildkröten da war, spielte.

Eins nach dem andern nahm er alle Tiere und Vögel und Fische, und sagte ihnen, was sie spielen sollten. Aber gegen den Abend, als Menschen und Tiere unruhig und müde wurden, kam der Mann (mit seiner eignen kleinen Mädchentochter?) – ja, mit seiner eignen kleinen, lieben Mädchentochter, die auf seiner Schulter saß, und er sagte:

»Was ist das für ein Spiel, Ältester Magier?«

Und der Älteste Magier sagte: »Ho, Sohn des Adam, dies ist das Spiel des Ersten Anfangs; aber du bist zu weise für dieses Spiel.«

Und der Mann verbeugte sich und sagte: »Ja, ich bin zu weise für dieses Spiel; aber mache, daß alle Tiere mir gehorsam sind.«

Während nun die beiden miteinander sprachen, lief Pau Amma, der Krebs, der der nächste zum Spiel war, seitwärts weg und patschte in die See und sagte zu sich selbst:

»Ich will mein Spiel allein spielen in den tiefen Wassern; und niemals will ich diesem Sohn Adams gehorsam sein.«

Niemand sah ihn weggehen außer der kleinen Mädchentochter, die oben auf des Mannes Schulter saß. Und das Spiel ging weiter, bis keine Tiere mehr ohne Befehl übrig waren; und der Älteste Magier wischte sich den feinen Staub von den Händen und ging in der Welt herum, zu sehen, wie die Tiere spielten.

Er ging gegen Norden, Liebling, und er fand alles, was an Elefanten da war, wie sie mit den Zähnen ausgruben und mit den Füßen stampften auf der neuen, hübschen, reinen Erde, die für sie gemacht war.

»Kun?« (Ist das recht?) sagte alles, was an Elefanten da war.

»Payah kun«, (Das ist ganz recht) sagte der Älteste Magier. Und er blies über die großen Felsen und Erdklumpen; die waren von allem, was an Elefanten da war, herausgeworfen worden, und das wurden die großen Himalayaberge, und Du kannst sie auf der Landkarte sehen.

Er ging nach Osten, und er fand alles, was von Kühen da war, futternd auf dem Felde, das für sie zurechtgemacht war, und sie leckten mit ihrer Zunge einen ganzen Wald auf einmal ab, und legten sich hin und käuten ihr Futter wieder.

»Kun?« sagte alles, was an Kühen da war.

»Payah kun«, sagte der Älteste Magier. Und er blies über den kahlen Fleck, wo sie gefressen, und über den Platz, wo sie gelegen hatten, und eins wurde die große indische Wüste und das andere die Wüste Sahara, und Du kannst sie auf der Landkarte sehen.

Er ging nach Westen, und er fand alles, was an Bibern da war, Biberdämme machend vor den Mündungen der breiten Ströme, die für sie zurechtgemacht waren.

»Kun?« sagte alles, was an Bibern da war.

»Payah kun«, sagte der Älteste Magier. Und er blies über die gefallenen Bäume und die stillen Wasser, und sie wurden die sumpfigen Steppen in Florida, und Du kannst sie auf der Landkarte sehen.

Zeicnung R. Kipling

Dies ist das Bild von Pau Amma, dem Krebs, der fortlief, während der Älteste Magier mit dem Mann und seiner kleinen Mädchentochter redete. Der Älteste Magier sitzt auf seinem magischen Thron, in seine magische Wolke gehüllt. Die drei Blumen vor ihm sind die drei magischen Blumen. Auf dem Gipfel des Hügels siehst Du alles, was von Elefant da war, und alles, was von Kuh da war, und alles, was von Schildkröte da war, hingehen, um zu spielen, was der Älteste Magier ihnen zu spielen befahl. Die Kuh hat einen Buckel, denn sie war alles, was von der Kuh da war, und so hatte sie alles, was für alle Kühe später gemacht wurde. Unter dem Hügel sind Tiere, die das Spiel schon gelernt hatten, das sie spielen sollten. Du siehst da alles, was von Tiger da war, allem, was von Knochen da war, zulächeln; und Du siehst alles, was von Elch da war, und alles, was von Papagei da war, und alles, was von Kaninchen da war, auf dem Hügel. Die andern Tiere sind auf der andern Seite des Hügels, deshalb konnte ich sie nicht zeichnen. Das kleine Haus auf dem Hügel ist alles, was von Häusern da war. Der Älteste Magier machte es, um dem Menschen zu zeigen, wie man Häuser macht. Die Schlange um den stachligen Hügel ist alles, was von Schlange da war, und spricht just zu allem, was von Affe da war; und der Affe ist grob gegen die Schlange; und die Schlange ist grob gegen den Affen. Der Mann redet sehr eifrig zu dem Ältesten Magier, und die kleine Mädchentochter schaut auf Pau Amma, wie er fortläuft. In jenen Tagen war er kein gewöhnlicher Krebs. Er war ein Königkrebs. Das bucklige Ding vorn im Wasser ist Pau Amma. Die Dinger, die wie Bauklötze aussehen, auf denen der Mann steht, gehören in den großen Baukasten; und wenn der Mann mit dem Ältesten Magier fertig gesprochen hat, muß er bauen. Das Zeichen auf dem Stein unter dem einen Fuß des Mannes ist ein magisches Zeichen. Die drei magischen Blumen habe ich mit magischen Wolken gemischt gezeichnet. Dies ganze Bild ist mächtige Magie und tiefe ärztliche Wissenschaft.

Dann ging er nach Süden und fand alles, was an Schildkröten da war, mit ihren Schaufeln kratzend in dem Sand, der für sie zurechtgemacht war, und der Sand und die Felsen wirbelten durch die Luft, fernab in das Meer.

»Kun?« sagte alles, was an Schildkröten da war.

»Payah kun«, sagte der Älteste Magier. Und er blies über den Sand und die Felsen, wo sie in das Meer gefallen waren, und sie wurden die wunderschönen Inseln Borneo, Celebes, Sumatra, Java und die übrigen des Malayischen Archipels, und Du kannst sie auf der Landkarte nachsehen.

Nach einem Weilchen begegnete der Älteste Magier an den Ufern des Perakflusses dem Mann, und er sagte: »Ho! Sohn des Adam, sind alle Tiere dir gehorsam?«

»Ja«, sagte der Mann.

»Ist die ganze Erde dir gehorsam?«

»Nein«, sagte der Mann. »Einmal am Tage und einmal in der Nacht läuft die See hinauf in den Perakfluß und treibt das süße Wasser zurück in den Wald, so daß mein Haus naß wird; einmal am Tage und einmal in der Nacht läuft sie den Perakfluß hinunter und zieht alles Wasser hinter sich her, so daß nichts als Schlamm bleibt und mein Kanoe sich umdreht. Ist das das Spiel, das du ihr befohlen hast zu spielen?«

»Nein«, sagte der Älteste Magier. »Das ist ein neues und böses Spiel.«

»Sieh her!« sagte der Mann, und indem er sprach, kam die große See hinauf in die Mündung des Perakflusses und trieb den Fluß rückwärts, bis er alle dunklen Wälder Meilen und Meilen weit überflutete und auch das Haus des Mannes.

»Dies ist schlimm. Löse dein Kanoe los, und wir wollen sehen, wer mit der See spielt«, sagte der Älteste Magier.

Sie traten in das Kanoe; die kleine Mädchentochter ging mit ihnen, und der Mann nahm sein Kris – einen gebogenen, schlanken Dolch mit einer Schneide wie eine Flamme –, und sie trieben hinaus in den Perakfluß. Dann begann das Meer rückwärts und rückwärts zu rollen, und das Kanoe wurde aus der Mündung des Perakflusses herausgesogen und passierte Selangor, passierte Malakka, passierte Singapor, hinaus, hinaus bis an die Insel Bintang, als würde es an einem Strick gezogen.

Da stand der Älteste Magier auf und rief: »Ho! Tiere, Vögel und Fische, die ich bei dem Ersten Anfang zwischen meine Hände nahm und die ich das Spiel lehrte, das ihr spielen solltet, wer von euch spielt mit der See?«

Und alle Tiere, Vögel und Fische sagten zusammen: »Ältester Magier, wir spielen die Spiele, die du uns lehrtest zu spielen – wir und die Kinder unserer Kinder, aber keines von uns spielt mit der See.«

Da ging der Mond auf, groß und voll über den Wassern; und der Älteste Magier sprach zu dem buckeligen alten Mann, der in dem Mond sitzt und eine Angelschnur webt, mit der er eines Tages die Welt zu erfassen denkt: »Ho! Fischer vom Mond, spielst du mit der See?«

»Nein«, sagte der Fischer, »ich spinne eine Angelschnur, mit der ich eines Tages die Welt erfassen werde; aber ich spiele nicht mit der See.«

Nun ist auch eine Ratte oben im Mond, die immerfort des alten Fischers Angelschnur zernagt, so fest sie auch gemacht ist, und der Älteste Magier sprach zu ihr: »Ho! Ratte vom Mond, spielst du mit der See?«

Und die Ratte sagte: »Ich bin viel zu beschäftigt, die Angelschnur zu zernagen, die der alte Fischer spinnt; ich spiele nicht mit der See.« Und sie fuhr fort, die Angelschnur zu zernagen.

Da hob die kleine Mädchentochter ihre kleinen, sanften, braunen Arme mit den wunderhübschen weißen Muschelarmbändern empor und sagte:

»O Ältester Magier! Als mein Vater mit dir redete bei dem Ersten Anfang und ich auf seiner Schulter lehnte, während die Tiere ihre Spiele lernten, lief ein Tier ganz unartig fort in das Meer, bevor du sein Spiel ihm befohlen hattest.«

Und der Älteste Magier sagte: »Wie weise sind kleine Kinder, die sehen und schweigen! Wie sah das Tier aus?«

Und die kleine Mädchentochter sagte: »Es war rund, und es war platt; und seine Augen wuchsen auf Stangen; und es ging seitwärts – so! –, und sein Rücken war mit einer starken Rüstung bedeckt.«

Und der Älteste Magier sagte: »Wie weise sind kleine Kinder, die die Wahrheit sagen! Nun weiß ich, wohin Pau Amma ging. Gib mir das Ruder!«

So nahm er das Ruder; aber es war nicht nötig zu rudern, denn das Wasser strömte beständig, vorbei an allen Inseln, bis sie zu dem Platz kamen, der Pusat-Tasek, das Herz des Meeres, genannt wird, wo die mächtige Vertiefung ist, die hinabführt zu dem Herzen der Welt; und in der Höhlung wächst der wunderbare Baum Pauh Janggi, der die magischen Zwillingsnüsse trägt. Da tauchte der Älteste Magier seinen Arm bis an die Schulter in das tiefe, warme Wasser, und unter den Wurzeln des wunderbaren Baumes berührte er den breiten Rücken von Pau Amma, dem Krebs. Und Pau Amma senkte sich nieder bei der Berührung, und das ganze Meer wogte auf, wie das Wasser in einem Waschbecken, wenn Du Deine Hand hineinsteckst.

»Ah!« rief der Älteste Magier, »jetzt weiß ich, wer mit der See spielte.« Und er rief laut: »Was tust du da, Pau Amma?«

Und Pau Amma antwortete von ganz tief unten:

»Einmal am Tage und einmal in der Nacht gehe ich aus, um Nahrung zu suchen. Einmal am Tage und einmal in der Nacht kehre ich wieder zurück. Laß mich in Ruhe!«

Da sagte der Älteste Magier: »Höre, Pau Amma, wenn du herauskommst aus deiner Höhle, strömen alle Wasser der See hinab in Pusat-Tasek, und alle Küsten aller Inseln bleiben unbedeckt, und die kleinen Fische sterben; und die Beine des Raya Moyang Kaban, des Königs der Elefanten, werden schmutzig vom Schlamm. Wenn du zurückkommst und in Pusat-Tasek sitzest, strömen die Wasser der See empor, und die Hälfte der kleinen Inseln versinkt, und das Haus des Mannes wird überflutet, und der Rachen des Raja Abdullah, des Königs der Krokodile, wird mit Salzwasser gefüllt.«

Zeicnung R. Kipling

Dies ist das Bild von Pau Amma, dem Krebs, der aus dem Meer emporragt, so hoch wie der Rauch von drei Vulkanen. Die drei Vulkane habe ich nicht gezeichnet, weil schon so viel von Pau Amma zu zeichnen war. Pau Amma will gerade einen Zauber machen, aber er ist nur ein dummer alter Königkrebs und kann nichts machen. Du siehst, er besteht nur aus Beinen und Klauen und leerer, hohler Schale. Das Kanoe ist das Kanoe, in dem der Mann und die Mädchentochter und der Älteste Magier aus dem Perakfluß hinaussegelten. Die See ist ganz schwarz und tanzt auf und nieder, denn Pau Amma steigt gerad aus Pusat-Tasek herauf. Pusat-Tasek ist unter dem Wasser, deshalb habe ich es nicht gezeichnet. Der Mann schwenkt sein krummes Krismesser gegen Pau Amma. Die kleine Mädchentochter sitzt ganz ruhig mitten im Kanoe. Sie weiß, sie ist ganz außer Gefahr, wenn sie bei ihrem Papa ist. Der Älteste Magier steht aufrecht an dem einen Ende des Kanoes und fängt an, einen Zauber zu machen. Er hat seinen magischen Thron auf dem Ufer gelassen und hat seine Kleider ausgezogen, damit sie nicht naß würden, und seine magische Wolke hat er ebenfalls zurückgelassen, damit das Boot nicht umkippt. Das Ding, das aussieht wie ein anderes kleines Kanoe, neben dem richtigen Kanoe, heißt Auslieger. Es ist ein Stück Holz, mit Stöcken verbunden, und schützt das Kanoe vor dem Überkippen. Das Kanoe ist aus einem Stück Holze gemacht, und an einem Ende liegt ein Ruder.

Da lachte Pau Amma tief da unten und sagte:

»Ich wußte nicht, daß ich so wichtig war. In Zukunft werde ich siebenmal am Tage ausgehen, und die Wasser sollen nie ruhig sein.«

Und der Älteste Magier sagte:

»Ich kann dich nicht das Spiel spielen lassen, das du spielen willst, Pau Amma, denn du entwischtest mir bei dem Ersten Anfang; aber wenn du dich nicht fürchtest, komm herauf, wir wollen darüber sprechen.«

»Ich fürchte mich nicht«, sagte Pau Amma und kam an die Oberfläche des Meeres im Mondlicht. Keiner in der Welt war so groß wie Pau Amma denn er war der Königkrebs aller Krebse. Eine Seite seiner breiten Schale berührte die Küste von Sarawak; die andere Seite stieß an Pahang; und er war höher als der Rauch von drei Vulkanen. Als er durch die Zweige des wunderbaren Baumes heraufkam, riß er eine der großen Zwillingsfrüchte ab – die magischen doppelkernigen Nüsse, die die Menschen wieder jung machen –, und die kleine Mädchentochter sah sie neben dem Kanoe auf und nieder hüpfen und nahm sie herein und begann die weichen Augen mit ihrer kleinen, goldenen Schere herauszuzupfen.

»Nun«, sagte der Magier, »mache einen Zauber, Pau Amma, und zeige, wie sehr wichtig du bist.«

Pau Amma rollte seine Augen und bewegte seine Beine, aber er konnte nur das Meer aufrühren, denn obgleich er ein Königkrebs war, war er doch nur ein Krebs, und der Älteste Magier lachte.

»Du bist also doch nicht so wichtig, trotz allem, Pau Amma,« sagte er. »Nun laß mich versuchen.«

Und er machte einen Zauber mit seiner linken Hand, gerade nur mit dem kleinen Finger seiner linken Hand und – sieh da, Liebling – Pau Ammas harte, blau-grün-schwarze Schale fiel ab von ihm, wie die Schale von einer Kokosnuß, und Pau Amma ward ganz weich – weich, wie die kleinen Krebse, die Du zuweilen auf dem Ufer findest.

»In Wahrheit«, sagte der älteste Magier. »Du bist sehr wichtig. Soll ich den Mann hier bitten, dich mit seinem Kris zu zerschneiden? Soll ich Raya Moyang Kaban, den König der Elefanten, herbestellen, daß er dich mit seinen Stoßzähnen durchbohrt? Oder soll ich Raja Abdullah, den König der Krokodile, rufen, daß er dich durchbeißt?«

Und Pau Amma sagte:

»Ich bin beschämt. Gib mir meine harte Schale wieder, und laß mich zurückgehen nach Pusat-Tasek, und ich will nur einmal am Tage und einmal in der Nacht herauskommen, um mir Nahrung zu suchen.«

Und der Älteste Magier sagte: »Nein, Pau Amma, deine Schale gebe ich dir nicht zurück, denn du würdest noch größer und stolzer und stärker werden und würdest vielleicht dein Versprechen vergessen und würdest wieder mit der See spielen.«

Da sagte Pau Amma: »Was soll ich anfangen? Ich bin so groß, daß ich mich nur in Pusat-Tasek verbergen kann, und wenn ich, so weich wie ich jetzt bin, sonstwo hingehe, werden die Haifische mich fressen. Und wenn ich nach Pusat-Tasek gehe, kann ich, so weich wie ich jetzt bin, mich nie herauswagen, um mein Futter zu suchen, und so muß ich sterben.« Und er bewegte seine Beine und wehklagte.

»Höre, Pau Amma«, sagte der Älteste Magier. »Ich kann dich das Spiel nicht spielen lassen, daß du spielen wolltest, denn du entwischtest mir bei dem Ersten Anfang, aber wenn du es wünschest, kann ich jeden Stein und jedes Loch und jedes Büschel Gestrüpp zu einem sicheren Pusat-Tasek machen für dich und deine Kinder, für alle Zeiten.«

Da sagte Pau Amma: »Das ist gut, aber ich habe meine Wahl noch nicht getroffen. Sieh, da ist der Mann, der zu dir redete bei dem Ersten Anfang. Wenn er deine Aufmerksamkeit nicht abgelenkt hätte, würde ich nicht des Wartens müde geworden und nicht weggelaufen sein. Was wird er nun für mich tun?«

Und der Mann sagte: »Wenn du willst, mache ich einen Zauber, daß das tiefe Wasser und der trockene Grund ein Heim für dich und deine Kinder sein kann, so daß du dich sowohl auf dem Lande wie im Wasser verbergen kannst.«

Und Pau Amma sagte: »Ich habe noch nicht gewählt. Sieh, da ist das Mädchen, das mich weglaufen sah bei dem Ersten Anfang. Hätte sie damals gesprochen, so würde der Älteste Magier mich zurückgerufen haben, und all dieses wäre nie passiert. Und was wird sie nun für mich tun?«

Und die kleine Mädchentochter sagte: »Die Nuß, die ich hier esse, ist gut. Wenn du willst, mache ich einen Zauber und gebe dir diese sehr scharfe und starke Schere, daß du und deine Kinder, wenn ihr aus der See an das Land kommt, den ganzen Tag Kokosnüsse wie diese essen könnt, oder du kannst mit der Schere, die dir gehört, ein Pusat-Tasek graben, wenn kein Stein oder kein Loch nahebei ist; und wenn die Erde zu hart ist, kannst du mit dieser Schere an einem Baum hinaufklettern.«

Und Pau Amma sagte: »Ich wähle noch nicht, denn so weich, wie ich jetzt bin, würden diese Gaben mir nicht helfen. Gib mir meine Schale wieder, o Ältester Magier, dann will ich dein Spiel spielen.«

Und der Älteste Magier sprach: »Ich will sie dir zurückgeben, Pau Amma, für elf Monate im Jahr. Im zwölften Monat jeden Jahres soll sie wieder weich werden, um dich und all deine Kinder daran zu erinnern, daß ich Zauber machen kann, und um dich demütig zu erhalten, Pau Amma, denn ich weiß, wenn du im Wasser und auf dem Lande dich bewegen kannst, würdest du sonst zu keck werden, und wenn du auf die Bäume klettern und Nüsse knacken und Löcher graben kannst mit deiner Schere, würdest du zu gefräßig werden, Pau Amma.«

Da dachte Pau Amma ein bißchen nach und sagte: »Ich habe meine Wahl getroffen. Ich will alle die Gaben nehmen.«

Da machte der Älteste Magier einen Zauber mit der rechten Hand, mit allen fünf Fingern seiner rechten Hand, und sieh da, Liebling, Pau Amma wurde kleiner und kleiner, bis zuletzt nur ein kleiner, grüner Krebs neben dem Kanoe herschwamm, der mit einer ganz kleinen Stimme rief:

»Gib mir meine Schere.«

Und die Mädchentochter nahm ihn auf mit ihrer kleinen braunen Hand und setzte ihn auf den Boden des Kanoes und gab ihm ihre Schere, und er wiegte sie in seinen kleinen Armen, und öffnete sie und schloß sie und schnappte mit ihr und sagte:

»Ich kann Nüsse essen. Ich kann Schalen knacken. Ich kann Löcher graben. Ich kann auf Bäume klettern. Ich kann in trockener Luft atmen, und ich kann ein sicheres Pusat-Tasek unter jedem Stein finden. Ich wußte nicht, daß ich so wichtig bin. Kun?« (Ist das recht?)

»Payah kun«, sagte der Älteste Magier, und er lachte und gab ihm seinen Segen. Und der kleine Pau Amma trippelte über die Seite des Kanoes ins Wasser; und er war so winzig, daß er sich hätte unter dem Schatten eines trockenen Blattes auf dem Lande oder in einer leeren Muschel auf dem Grunde des Meeres verbergen können.

»War das gut gemacht?« frug der Älteste Magier.

Ja«, sagte der Mann. »Aber nun müssen wir nach dem Perak zurück, und das ist weit zu rudern. Wenn wir gewartet hätten, bis Pau Amma aus Pusat-Tasek herausgekommen und wieder zurückgekehrt wäre, würde das Wasser uns so getragen haben.«

»Du bist träge«, sagte der Älteste Magier. »So werden auch deine Kinder träge werden. Sie werden das trägste Volk der Welt werden. Sie sollen Malayen heißen – das träge Volk!« Und er hob seinen Finger nach dem Mond empor und sagte:

»O Fischer, hier dieser Mann ist zu träge, um heimzurudern. Zieh sein Kanoe heim mit deiner Angelschnur, Fischer.«

»Nein,« sagte der Mann, »wenn ich all meine Tage träge sein soll, so laß die See für mich arbeiten, zweimal jeden Tag für immer. Das wird Rudern sparen.

Und der Älteste Magier lachte und sagte: »Payah kun.« (Das ist recht.)

Und die Ratte vom Mond hielt inne mit Nagen; und der Fischer ließ seine Angelschnur hinab, bis sie das Meer berührte, und er zog sie die ganze tiefe See entlang, vorbei an der Insel Bintang, vorbei an Singapore, vorbei an Malakka, vorbei an Selangor, bis das Kanoe wieder in der Mündung des Perakflusses wirbelte.

»Kun?« sagte der Fischer vom Mond.

»Payah kun«, sagte der Älteste Magier. »Du solltest die See zweimal jeden Tag und zweimal jede Nacht ziehen für alle Zeiten, so daß der Malaye nicht zu rudern braucht. Sei aber vorsichtig, daß du nicht zu scharf ziehst, sonst mach ich einen Zauber für dich wie für Pau Amma.«

Nun höre und merke auf!

Von dem Tage bis heute hat der Mond immer die See gezogen, aufwärts und abwärts, und gemacht, was wir Flut und Ebbe nennen. Zuweilen zieht der Fischer vom Mond zu fest, dann bekommen wir Springfluten, und zuweilen zieht er etwas zu wenig, und dann bekommen wir Springebben, aber fast immer macht er es sehr sorgfältig, aus Furcht vor dem Ältesten Magier.

Und Pau Amma?

Wenn Du an das Ufer gehst, kannst Du sehen, wie alle Pau-Amma-Babys sich selbst kleine Pusat-Taseks machen, unter jedem Stein und Büschel von Gestrüpp auf dem Sand; Du kannst sehen, wie sie ihre kleinen Scheren bewegen, und in einigen Plätzen der Welt leben sie wirklich auf dem trockenen Land und klettern auf die Palmenbäume und knacken Kokosnüsse auf, genauso, wie es die kleine Mädchentochter versprach. Aber einmal im Jahre müssen alle Pau Ammas ihre harte Rüstung abwerfen und weich werden, um sich zu erinnern, was der Älteste Magier tun kann. Und es ist nicht hübsch, Pau-Amma-Babys zu jagen oder zu töten, nur weil der Alte Pau-Amma vor langen Zeiten einmal so dumm und grob war.

O ja! Und Pau-Amma-Babys mögen gar nicht gern aus ihren kleinen Pusat-Taseks herausgenommen und in Einmachegläsern nach Haus getragen werden. Deshalb knipsen sie Dich mit ihren Scheren; und das geschieht Dir recht!


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