Rudyard Kipling
Lange Latte & Genossen
Rudyard Kipling

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VIII.

Das letzte Semester

Es war wenige Tage vor den Ferien, kurz vor den Prüfungen und dem Erscheinen der Institutszeitung, die Käfer redigierte. Er hatte sich durch Lattes und M'Turks Schmeicheleien und die strengen Gesetze, die in ihrem Arbeitszimmer herrschten, in dieses Amt hineindrängen lassen. Einmal darin, entdeckte er, wie das schon andern vor ihm passiert ist, daß er die Arbeit zu tun hatte, indes seine Freunde kritisierten. Latte taufte das Blatt in frommer Erinnerung an frühere Lektion den »Patrioten von Swillingford«, und M'Turk verglich den Inhalt unvorteilhaft mit »Ruskia« und »De Quincey«. Nur der Direktor interessierte sich besonders dafür. Seine Methode war eigenartig. Er stellte Käfer seine ganze braungebundene, tabakduftende Bibliothek zur freien Verfügung, ohne etwas auszuschließen noch zu empfehlen. Dort fand Käfer einen großen Armstuhl, ein silbernes Tintenfaß und unbegrenzte Vorräte an Papier und Federn. Da waren Haufen und Haufen von alten Dramatikern; da war Haklugt und seine Reisen, französische Uebersetzungen moskowitischer Autoren, die Puschkin und Lermontoff hießen, Erzählungen seltsamer und ungeheuerlicher Art mit dazwischen gestreuten merkwürdigen Liedern – Peacock hieß der Verfasser; da war Borrows Lavengro, dann ein wunderliches Ding, das eine Uebersetzung eines sogenannten »Rubaigat« zu sein schien, und von dem der Direktor sagte, es wäre ein nicht genug gewürdigtes Gedicht. Da waren Hunderte von Gedichtbänden: Crashaw, Dryden, Alexander Smith, L. E. L., Lydia Ligourney, Fletcher und die purpurne Insel, Donne, Marlowes Faust und (dies machte M'Turk, dem Käfer es berichtete, für die Tage ganz trunken) Ossian, das verlorene Paradies, Atalanta in Talydon und Rosetti – um nur weniges zu nennen. Dann kam der Direktor (unter dem Vorwande, den Zensor für die Zeitung spielen zu wollen), las hier und dort einen Vers aus diesen Dichtern vor und eröffnete weite Horizonte. Und dann, langsam atmend, mit halb geschlossenen Augen über der Zigarre, sprach er von großen Männern der Gegenwart und Blättern, die sie in ihrer stürmischen Jugend gegründet hatten, und die nun längst eingegangen waren, von den Jahren, wo all diese Sterne erst schwach leuchteten und versuchten, ihren Platz im weiten Raum zu finden, und er, der Direktor, sie kannte, wie ein junger Mensch den andern kennt. Dabei ging natürlich die regelmäßige Arbeit vor die Hunde. Käfer war voll von andern Dingen und Versen. Er behielt sie still für sich und erzählte nur M'Turk einmal davon, an einem Nachmittag auf den Dünen, als er in erhobener Stimmung um das Wrack der »Armada Galione« spazierte und auf die weite, klippenumsäumte See hinausschrie und deklamierte.

Hauptsächlich dank ihres Hausmeisters altem Mißtrauen waren die drei drei Jahre nacheinander bei der Beförderung zu Aufsehern übergangen worden. Dieses Amt wurde nach Verdienst übertragen und verband mit der Ehre, den Eschenstock zu tragen, auch die Erlaubnis, ihn – allerdings unter Einschränkungen – zu gebrauchen.

»Aber,« meinte Latte, »wenn wir's uns überlegen, haben wir mehr famosen Spaß mit der Prima gemacht, seitdem wir übergangen worden sind, als irgendwer anders in den letzten sieben Jahren.«

Er zeigte voll Stolz auf seinen Hals. Der war durch den höchsten, steifsten Kragen eingeengt, wie ihn eigentlich nach altem Brauch nur die Prima tragen durfte. Und die Prima sah diese Kragen und sagte kein Wort. »Pussy«, Abanazar oder Dick vier, vom Jahre vorher, hätten sie in fünf Minuten abgelegt gesehen, oder – – – Aber die jetzige Prima war zum größten Teil aus recht jungen, aber brillant begabten Schülern gebildet, Lieblingen der Hausmeister, die viel zu sehr um ihre Würde besorgt waren, als daß sie Lust gehabt hätten, mit den nie um Hilfsmitteln verlegenen drei in offenen Streit zu geraten. Und so schoben sie auch ihre Mützen keck ins Genick, anstatt sie ein wenig über dem einen Auge zu tragen, wie es die Sekunda sollte, und erfreuten sich an Lackstiefeln an Wochentagen und wunderbar geknüpften Krawatten an Sonntagen – ohne daß jemand Einspruch dagegen erhob. M'Turk ging nach Coopers Hill und Latte nach Sandhurst ab, im Frühjahr, und der Direktor hatte ihnen beiden schon gesagt, daß sie sicher wären, wenn sie in den Ferien nicht ganz und gar abfielen. Als ein tüchtiger Trainer täuschte sich der Direktor selten über die Form seiner Zöglinge.

Heute hatte er Käfer beiseite genommen und ihm eine sehr frohe Nachricht mitgeteilt. Käfer wußte keines seiner Worte mehr, als er nach dem Studierzimmer hinaufraste, weiß vor Erregung, und die wunderbare Kunde vorbrachte. Sie verlangte sehr starken Glauben.

»Mit hundert Pfund das Jahr fängst du an?« fragte M'Turk ohne besondere Teilnahme. »Quatsch!«

»Und das Reisegeld extra! Es ist alles schon in Ordnung. Der Direktor sagt, er hat mich schon die ganze Zeit über dazu angeleitet, und ich hab' nie davon gewußt – niemals was gewußt. Man fängt nicht gleich damit an, drauf los zu schreiben, versteht ihr. Zuerst rückt man Telegramme ein und schneidet aus andern Zeitungen Sachen mit der Schere aus.«

»Oh, mit der Schere! Was für eine gottlose Verwirrung wirst du anstiften«, sagte Latte. »Aber, ganz gleich, das wird unser letztes Semester sein. Sieben Jahre, meine teuren, geliebten Hörer – und doch nicht Aufseher.«

»Waren darum doch nicht schlechter, die Jahre«, meinte M'Turk. »'s wird mir leid tun, das alte Institut zu verlassen; euch nicht auch?«

Sie sahen in dem klaren Winterlicht weit über die See hinaus, die gegen die Klippen schäumte. »Möcht' doch wissen, wo wir alle nächstes Jahr um diese Zeit sein werden«, sprach Latte abwesend.

»Ueber fünf Jahre um diese Zeit«, sagte M'Turk.

»Oh,« fiel Käfer ein, »daß ich abgehe, bleibt unter uns. Der Direktor hat's keinem einzigen gesagt. Ich weiß, er hat's nicht, denn Prout grunzte mich heute an, wenn ich vernünftiger wäre – pah! – könnte ich im nächsten Semester Aufseher sein. Ich glaub', er ist sehr in der Klemme wegen seiner Aufseher.«

»Wir wollen zum Schluß noch die Prima gründlich vornehmen«, schlug M'Turk vor.

»Schmutzige kleine Schuljungen!« sagte Latte, der sich schon als Kadett in Sandhurst sah. »Was soll's für 'nen Zweck haben?«

»Moralische Wirkung«, zitierte M'Turk. »Unverwischliche Traditionen hinterlassen und so weiter.«

»'s wäre besser, wenn wir nach Bideford gingen und unsere Schulden bezahlten«, meinte Latte. »Ich hab' dreißig Schilling von meinem Vater 'rausgekriegt – ad hoc. Bin auch nicht mehr als dreißig Bob schuldig. Mach' dich auf die Beine, Käfer, und bitt' den Direktor um Urlaub. Sag', du mußt den ›Patrioten von Swillingford‹ korrigieren.«

»Schön, werd' ich machen«, sagte Käfer. »Es wird meine letzte Nummer sein, und ich möchte, daß sie anständig aussieht. Ich werd' mich an ihn 'ranmachen, eh' er zum Frühstück geht.«

Zehn Minuten später marschierten sie zusammen hinaus, vom Fünf-Uhr-Aufruf befreit, und der ganze Nachmittag lag vor ihnen. Leider kam King auch gerade vorbei, der nie ohne Sarkasmen vorüberging. Aber Brigaden von Kings hätten Käfer heute nicht außer Laune bringen können.

»Aha! Man erfreut sich an leichterer Literatur, meine Freunde,« sagte er und rieb sich die Hände, »die gewöhnliche Mathematik ist nichts für so hochfliegende Geister wie die eurigen, nicht wahr?«

»Hundert Pfund das Jahr«, dachte Käfer und lächelte ins Blaue.

»Unsere offenkundige Untüchtigkeit flüchtet sich in blumige Phantasiegebilde. Aber der Tag der Abrechnung kommt, mein Käfer. Ich habe ein paar recht hübsche Fragen in lateinischer Prosa präpariert, die selbst eines Käfers alte Kunstgriffe nicht so leicht umgehen können. Ja–a, lateinische Prosa. Ich glaube, wenn ich so sagen darf, – aber wir werden ja sehen, wenn die Blätter gedruckt sind – Ulpian steht euch bei. – Aha! Elucescebat, sagt unser Freund, wir werden ja sehen! Wir werden ja sehen!«

Auch jetzt noch sprach Käfer kein Wort. Er war auf einem Dampfer, und seine Reise war bezahlt, – in die weite, wunderbare Welt hinein, tausend Meilen über Lundy hinaus.

King verließ ihn knurrend.

»Er weiß es nicht. Er wird weiter Exerzitien korrigieren und schimpfen und sich vor den kleinen Jungen zeigen im nächsten Semester – und wieder im nächsten.« Käfer rannte hinter seinen Gefährten her den steilen Pfad hinan nach dem ginsterbestandenen Hügel hinter dem Institut.

Sie warfen Steine auf den Gasometer, bis der diensthabende Gasmann sie wütend ersuchte, damit aufzuhören. Sie sahen ihm zu, wie er einen Hahn ölte, der zwischen zwei Ginsterbüschen im Boden eingebettet war.

»Wozu ist der, Cokey?« fragte Latte.

»Dadurch geht das Gas nach den Häusern«, erklärte Cokey. »Wenn ich mal nicht aufdreh'n möchte, müßten die jungen Herren ihr Buch beim Stearinlicht lernen.«

»Mm!« machte Latte und schwieg wenigstens eine Minute lang still.

»Hallo! Ihr Kunden! Wo wollt ihr hin?«

An einer Wegbiegung standen sie plötzlich Tulke gegenüber, dem ersten Aufseher in Kings Hause – ein kleiner, semmelblonder Junge von jener Art, die wegen ihrer wissenschaftlichen Fortschritte zu Aufsehern ernannt werden muß und nachher jedesmal an den Direktor um Unterstützung ihrer Autorität appelliert, wenn Uebereifer die Besonnenheit außer acht ließ.

Die drei kümmerten sich nicht um ihn. Sie waren auf dem rechten Wege. Tulke wiederholte seine Frage hitzig, denn er war von Arbeitszimmer »Nummer fünf« oft recht geringschätzig behandelt worden und glaubte nun, er hätte sie auf krummem Wege abgefaßt.

»Was zum Teufel geht das dich an?« erwiderte Latte mit seinem süßesten Lächeln.

»Paß mal auf, – das laß' ich mir nicht gefallen, – das laß' ich mir nicht gefallen, mich von Sekundanern anschnauzen zu lassen«, sprudelte Tulke hervor.

»Dann mach', daß du wegkommst, und ruf' eine Aufseherversammlung zusammen«, sagte M'Turk, denn er kannte ja Tulkes Schwäche.

Der Aufseher konnte vor Wut nicht mehr als ein paar unartikulierte Laute hervorbringen.

»Mußt Sekundaner nicht in solcher Weise anbrüllen«, meinte Latte. »'s ist verdammt schlechtes Benehmen.«

»Hust' es aus, Püppchen«, sagte M'Turk voll Ruhe.

»Ich – ich will wissen, was ihr Kunden außerhalb der Grenzen tut?« Bedeutungsvoll schwenkte er dabei seinen Stock.

»Ah,« sagte Latte, »jetzt versteh'n wir. Warum hast du das nicht vorher gefragt?«

»Na, dann frag' ich jetzt. Was macht ihr hier?«

»Wir bewundern dich, Tulke«, erklärte Latte. »Wir denken, du bist ein ganz gewaltig feiner Bursche, nicht wahr?«

»Natürlich! Natürlich!« Ein Dogcart mit ein paar jungen Mädchen darin kam um die Ecke, und sofort kniete Latte vor Tulke in anbetender Haltung nieder. Tulke wechselte die Farbe.

»Ich habe Grund, zu glauben –« begann er.

»O je, o je, o je,« schrie Käfer in der Manier des städtischen Ausrufers von Bidefard, »Tulke hat Grund zu glauben! Drei Hurras für Tulke!«

Sie wurden ausgebracht. »'s ist alles unsere grenzenlose Bewunderung«, sagte Latte. »Du weißt, wie wir dich lieben, Tulke.«

»Ja«, fügte M'Turk hinzu. »Tu' uns den Gefallen und stirb. Denk' doch, wie lieblich du ausgestopft ausseh'n würdest.«

Tulke fegte den Weg hinauf, mit einem drohenden Blick in den Augen.

»Das bedeutet eine Aufseherversammlung; natürlich wird's Spektakel geben«, sagte Latte. »Die Ehre der Prima angegriffen und all der Schwindel. Tulke wird den ganzen Nachmittag Anzeigen schreiben, und Carson wird uns nach dem Tee rufen. Sie dürfen so etwas nicht durchgehen lassen.«

»Ich wette 'nen Bob, daß er uns nachkommt!« meinte M'Turk. »Er ist Kings Liebling, und sie freuen sich beide mächtig, wenn wir abgefaßt werden. Wir müssen tugendhaft sein.«

»Dann schlag' ich vor, wir gehen noch ein letztes Mal zu Mutter Geo essen. Wir sind ihr über zehn Bob schuldig, und Mary wird weinen, wenn sie hört, daß wir abgeh'n«, sagte Käfer.

»Sie hat mir das letzte Mal ordentlich eins auf den Kopf gegeben, Mary«, erzählte Latte.

»Das macht sie immer, wenn man sich nicht bückt«, sagte M'Turk. »Aber meistens küßt sie einen wieder. Wir wollen Mutter Geo heimsuchen.«

Sie suchten ein kleines, seine zweihundert Jahre altes Haus mit kleinen Fenstern und vorspringendem Dach auf, das an der Ecke einer schmalen Seitenstraße lag und eine Art Milch- und Gastwirtschaft beherbergte. Sie hatten es schon bevorzugt, als sie noch Füchse waren, und waren dort gern gesehene Freunde.

»Wir wollen unsere Schulden bezahlen, Mutter«, sagte Latte und legte seinen Arm um die sechsundfünfzig Zoll-Taille der Inhaberin des Etablissements. »Wir wollen unsere Schulden bezahlen und Adieu sagen – und – und sind auch schrecklich hungrig.«

»Eh,« sagte Mutter Geo, »mir den Hof machen! Schämen sie sich was.«

»Ich mein', wir würden so was nich' tun, wenn Mary hier wär'«, sagte M'Turk in dem breiten Nord-Devon-Dialekt, den die Jungen auf ihren Streifzügen gebrauchten.

»Wer führt da meinen Namen im Munde?« Die Tür aus dem inneren Zimmer öffnete sich und Mary, blond, blauäugig und apfelbäckig, trat mit einer Schale Sahne in den Händen ein. M'Turk küßte sie. Käfer folgte seinem Beispiel mit vorbildlicher Ruhe. Beide wurden prompt geknufft.

»Niemals küsse die Tochter, wenn du die Mutter beißen kannst«, sagte Latte schamlos und winkte Mutter Geo zu, während er das Fach mit den Kompotttöpfen untersuchte.

»Freut mich, wenigstens einen zu seh'n, der nichts auf den Kopf bekommen will«, sagte Mary einladend, zu ihm hinübersehend.

»Ich glaub', ich kann ihn auch von selbst bekommen«, meinte Latte, ihr den Rücken zuwendend.

»Nicht von mir – Sie kleiner Hauptkerl!«

»Hab' dich ja nicht gefragt. 's gibt ja auch Mädchen in Northam – ja – und in Appledorn.« Ein nicht wiederzugebendes Schnauben, halb verachtungsvoll, halb erinnerungsversunken, beendete die Erwiderung.

»Hi, hi! Mit Ihnen wird's auch kein gutes Ende nehmen. – Was ist los, daß sie so an der Sahne riechen?«

»Ist schlecht«, sagte Latte. »Schmeck' doch mal!«

Unvorsichtig folgte Mary der Aufforderung und kam zu ihm heran. Sie schmeckte.

»Süß wie'n Kuß in Bideford.«

»Den will ich auch«, sagte Latte und nahm ihn sich ohne Widerstand.

»Sie – Sie – Sie – – –« begann Mary, kichernd vor Vergnügen.

»In Northam sind sie besser – kräftiger, und man bekommt sie auch zurück«, sagte er, während M'Turk feierlich Mutter Geo außer Atem walzte und Käfer Mary die traurige Nachricht mitteilte. Sie setzten sich zu Buttermilch, Kompott und heißem Brot nieder.

»Ja. Jetzt wirst du uns nicht mehr seh'n, Mary. Wir werden jetzt Pastoren und Missionare.«

»Ein Angriff, haltet stand!« rief M'Turk, der durch den Fenstervorhang gesehen hatte. »Tulke ist uns nachgegangen. Er kommt jetzt die Straße herauf.«

»Wir sind noch nie aus den Grenzen ausgeschlossen gewesen«, sagte Mutter Geo. »Bleiben Sie man ruhig hier, meine Lieben.« Sie wälzte sich in die innere Stube, um die Rechnung aufzustellen.

»Mary«, begann Latte plötzlich mit tragischem Drängen. »Liebst du mich, Mary?«

»Na, gewiß doch! Hab's Ihnen doch schon gesagt, als Sie noch so klein waren«, antwortete die Mamsell.

»Siehst du den, der da die Straße 'raufkommt?« Latte zeigte auf den ahnungslosen Tulke. »Er ist noch nie und niemals in seinem ganzen Leben von irgendeinem Mädchen geküßt worden, Mary. Oh, das ist 'n Skandal!«

»Was soll man dabei tun? Die Natur wird schon dafür sorgen, denk' ich.« Sie schüttelte weise den Kopf. »Wollen Sie denn, daß ich ihn vielleicht küssen soll?«

»Ich geb' dir 'ne halbe Krone, wenn du's tust«, sagte Latte und holte das Geldstück hervor.

Eine halbe Krone war viel für Mary Geo, und ein Spaß galt ihr noch mehr? aber – – –

»Du hast Angst«, sprach M'Turk im psychologisch wichtigsten Moment.

»Ah,« fügte Käfer hinzu, der ihre schwache Seite kannte, »in ganz Northam würd' sich kein einziges Mädchen zweimal bedenken. Und so'n hübsches Mädchen wie du!«

M'Turk setzte den einen Fuß kräftig gegen die Zimmertür, damit Mutter Geo nicht ungelegen zurückkäme, denn Marys Gesicht drückte Geneigtheit für den Vorschlag aus. So kam es, daß Tulke seinen Weg durch eine groß gewachsene Tochter Devons versperrt fand – des Landes, wo die Küsse so leicht gegeben werden, des lieblichsten unter der Sonne. Er trat höflich zur Seite. Sie dachte einen Augenblick nach und legte dann eine große Hand auf seine Schulter.

»Wo willst du denn hin, mein Schatz?« fragte sie.

Ueber das Taschentuch hinweg, das er sich in den Mund gesteckt hatte, konnte Latte sehen, wie der Junge scharlachrot wurde.

»Bekomm' ich keinen Kuß? Haben sie dir nicht Manieren im Institut beigebracht?«

Tulke rang nach Atem und wand sich. Feierlich und gewissenhaft küßte Mary ihn zweimal, und dann entfloh der unglückliche Aufseher.

Sie kam in den Laden zurück, lauter Verwunderung in den Augen.

»Hast ihn geküßt?« sagte Latte und reichte ihr das Geld hin.

»Ja, natürlich! Aber, mein lieber Kleiner, das ist ja keiner aus dem Institut. Er schien ja beinah' Lust zu haben, zu schreien.«

»Na, wir würden's nicht tun. Uns könnt'st du auf die Art nicht zum Schreien bringen«, sagte M'Turk. »Versuch's mal.«

Darauf teilte Mary rundherum Püffe aus.

Als sie mit klingenden Ohren fortgingen, meinte Latte: »Ich glaube, es wird nicht viel werden mit der Aufseherversammlung.«

»Glaub' ich auch nicht«, sagte Käfer. »Paßt mal auf. Wenn er sie geküßt hat – und davon fangen wir zuerst an, dann ist er ein ganz zynisches, unmoralisches Schwein, und seine Aufführung ist furchtbar unanständig. Confer orationes regis furiosissimi, als er mich dabei fand, wie ich den ›Don Juan‹ las.«

»Natürlich hat er sie geküßt«, sagte M'Turk. »Mitten auf der Straße. Mit der Schulmütze auf dem Kopf.«

»Zeit 3 Uhr 57 nachmittags. Notiere das. Was meinst du weiter, Käfer?« fragte Latte.

»Na! Er ist doch ein wahrheitsliebendes kleines Biest. Er wird vielleicht sagen, daß er geküßt wurde.«

»Und dann?«

»Na, dann – – –!« Bei dem bloßen Gedanken mußte Käfer einen Luftsprung machen. »Verstehst du denn nicht? Die Behauptung zu der famosen Voraussetzung ist, daß die Prima sich nicht gegen Beleidigungen und Vergewaltigung schützen kann. Sie brauchen Kindermädchen, die auf sie aufpassen! Wir brauchen das bloß ganz leise im Institut herumzuerzählen. Famos für die Prima! Famos für uns! In jedem Fall ganz famos!«

»Wahrhaftig!« meinte Latte. »Unser letztes Semester schließt prächtig ab. Nun aber fix, und mach' dein altes Wurstblatt fertig; Turkey und ich wollen helfen, wir wollen hinten herum gehen; 's ist gar nicht nötig, Randall zu stören.«

»Ihr braucht dann aber nicht der Bock im Garten zu sein!« Käfer wußte schon, was ihre Hilfe bedeutete, wenn er auch durchaus nicht abgeneigt war, seine Wichtigkeit vor seinen Verbündeten zur Schau zu tragen. Der kleine Raum hinter Randalls Druckerei war sein eigenes Gebiet, wo er sich schon im Geist die »Times« korrigieren sah. Hier hatte er unter der Anleitung des schwärzlichen Lehrlings seinen Weg mehr oder weniger in Zickzacklinien durch das ganze Gebiet finden gelernt und betrachtete sich nun als einen erfahrenen Setzer.

Der Satz der Schulzeitung lag in zusammengebundenen Formen auf einem Tisch mit Steinplatte, ein Korrekturabzug daneben, aber nicht um alles in der Welt hätte Käfer nur auf diesem allein korrigiert. Mit einem Hammer und einem paar Zangen trieb er geheimnisvolle Holzkeile heraus, daß die Form gelöst wurde, nahm hier einen Buchstaben heraus und setzte dort einen andern ein, las, während er entlang ging, und hielt oft an, um über seine eigenen Beiträge zu lachen.

»Wenn du es erst für deinen Lebensunterhalt tun mußt,« meinte M'Turk, »wirst du nicht so ausseh'n. Die Oberseite unten und rückwärts, nicht wahr? Zeig' doch mal, ob ich's lesen kann.«

»Laß sein!« sagte Käfer. »Geh' und lies den Satz in der Schließplatte dort, wenn du denkst, du verstehst so viel.«

»Satz in 'ner Schließplatte! Was heißt das? Sei nicht so verflucht technisch.«

M'Turk zog mit Latte ab, um in dem Raum herumzustöbern. Sie ließen nur wenig unberührt.

»Komm' mal einen Augenblick her, Käfer. Was ist dies hier?« fragte Latte nach ein paar Minuten. »Sieht doch so bekannt aus.«

Nach einem Blick erklärte Käfer: »Das ist Kings lateinische Prosaprüfungsarbeit. In – in verrem: actio prima. Famoser Spaß!«

»Denk' an die unschuldigen, hochherzigen Knaben, die ihre Augen drum geben würden, wenn sie bloß einmal darauf hinseh'n dürften«, sagte M'Turk.

»Nein, mein lieber Willy,« meinte Latte, »das würde unrecht sein und unseren guten Lehrern Schmerz bereiten. Du willst doch nicht abschreiben, Willy, nicht wahr?«

»Kann das verfluchte Zeug überhaupt nicht lesen«, war die Antwort. »Außerdem, wir gehen ja am Ende des Semesters ab, und uns geht's also nichts an.«

»Wißt ihr noch, was der vorsichtige Mann mit Spreggons Erzählung von der Jagd zu Puffington machte? Wir müssen Mister King seine Milch versüßen«, meinte Latte, ganz durchglüht von teuflischer Freude. »Wollen mal seh'n, was Käfer mit seinen Zangen machen kann, auf die er so stolz ist.«

»Kann nicht einsehen, wie du lateinische Prosa noch verdrehter machen willst, als sie ist, aber ich will's versuchen«, erklärte Käfer und verstellte ein aliud und ein Asiae in zwei Sätzen. »Wollen mal seh'n. Wir wollen den Punkt ein bißchen weiter setzen und den Satz mit dem nächsten großen Buchstaben anfangen. Hurra! Hier sind drei Zeilen, die man auf einmal verschieben kann.«

»Eins dieser wissenschaftlichen Ueberbleibsel, für welche der hervorragende Jägersmann so berühmt ist.« Latte kannte die Puffington-Jagd auswendig.

»Halt an! Hier steht ein vol – voluntate quidnam ganz allein«, rief M'Turk.

»Ich will's in einem Augenblick besorgen. Quidnam kommt nach Dolabella

»Guter alter Dolabella«, murmelte Latte. »Brich ihn nicht entzwei. Verdammt schlechte Prosa hat Cicero geschrieben, nicht wahr? Er sollte dankbar dafür sein, daß – – –«

»Hallo!« rief M'Turk, über ein anderes Satzstück gebückt. »Was gebt ihr für 'ne famose Ode? Qui – quis, – oh, 's ist Quis multa gracilis, natürlich.«

»Bring's her. Wir haben hier die Milch süß gemacht«, sagte Latte, nach ein paar Minuten eifriger Arbeit. »Niemals soll man seine Hunde unnötigerweise prügeln.«

»Quis munditiis? Wahrhaftig, das ist nicht schlecht«, begann Käfer und gebrauchte seine Zangen. »Sieht die Frage nicht hübsch aus? Heu quoties fidem! Das klingt, als ob der Bursche ganz ängstlich und aufgeregt wäre. Cui flavam religas in rosa, – wessen gelbes Haar wird zu 'ner Rose gebunden? Mutatosque deos flebit in antro.«

»Stumme Götter weinen in einer Höhle«, schlug Latte vor. »Beim heiligen Sam, auf Horaz muß ebenso sehr aufgepaßt werden wie auf Tulke.«

Sie redigierten ihn mit Hingabe, bis es zu dunkel zum Sehen wurde.

* * *

»Aha! Elucescebat, sagt unser Freund. Ulpian hilft mir, nicht wahr? Wenn King irgendwas draus machen kann, will ich ein blauäugiger Squatter sein«, meinte Käfer, als sie aus dem Fenster in eine altbekannte Hinterstraße schlüpften und sich im Drei-Meilen- (englische) Trab auf den Weg nach dem Institut machten. Aber die Revision der Klassiker hatte sie allzu lange aufgehalten. Erschöpft und außer Atem machten sie in dem Ginstergebüsch hinter dem Gasometer Halt. Die Lichter des Instituts schimmerten unten; mindestens zehn Minuten wären sie zu Tee und Torschluß zu spät gekommen.

»Das ist nicht schön«, stieß M'Turk hervor. »Ich wette 'nen Bob, Foxy merkt bei der Lampe am Tor auf Zuspätgekommene. 's ist 'ne schlimme Geschichte, denn der Direktor hat uns langen Urlaub gegeben, und man bleibt nicht gern darüber aus.«

»Laßt mich nun aus dem unermeßlichen Speicher meines Wissens –« fing Latte an.

»Ach, quatsch' doch nicht. Können wir nicht noch tüchtig rennen?« schnappte M'Turk.

Latte aber dachte nach. »Wo ist das Ding, was Cokey heute nachmittag vorhatte?«

Sie hörten ihn auf dem nassen Boden herumsuchen, und dann, plötzlich, erschauten sie ein großes Wunder. Die Lichter der Außenwärterhäuschen an der See gingen aus; die glänzend erleuchteten Fenster des Golfklubs erblichen, und die Vorderfronten zweier Hotels folgten ihnen. Zerstreute Villen gaben auf einmal trüberes Licht, das flackerte und verschwand. Schließlich erloschen auch die Lichter im Institut. Sie standen allein in dem pechschwarzen Dunkel einer windigen Winternacht.

»Hol' der Teufel meine Nieren. Ist das eine Kälte. Tot sind die Georginen!« sagte Latte. »Wollen machen, daß wir wegkommen!«

Während es im Institut wie ein aufgeregter Bienenschwarm summte und in den Speisesälen der Ruf: »Gas! Gas! Gas!« erschallte, schlichen sie durch den tropfenden Ginster, bis sie an den Rand des Hohlweges kamen, der sie von ihrem Arbeitszimmer trennte. Wie Kugeln fielen sie den Abhang hinab, sprangen wie Knaben auf der andern Seite hinauf und stürzten in ihr Zimmer. In weniger als zwei Minuten hatten sie sich in trockene Röcke und Hosen geworfen, und, ostentativ auf Pantoffeln schlurrend, mischten sie sich unter die Menge im Speisesaal, die dem Sturmzentrum einer südamerikanischen Revolution glich.

»Höllisch dunkel ist's und stinkt nach Käse.« Latte bahnte sich mit Ellbogenstößen seinen Weg durch das Gedränge und schrie eifrig nach Gas. »Cokey muß spazieren gegangen sein. Foxy muß ihn suchen gehn.«

Prout, als der nächst wohnende Hausmeister, versuchte die Ordnung wiederherzustellen, denn von einigen Seiten wurden Butterstücke in das Chaos geschleudert, und M'Turk hatte den Teekessel der Füchse umgekippt, so daß viele verbrüht waren und vor echtem Schmerz weinten. Die Tertia und die Ober-Quarta stimmten den Schulkantus an, das »Vive la Compagneia«, zu der Begleitung trommelnder Messerhefte, und die jüngeren Schüler stießen schrille Fledermausschreie aus und raubten einer dem andern die Lebensmittel. Zweihundertfünfzig Knaben in aufgeregter Stimmung, die nach mehr Licht verlangen, sind wahrlich ernst zu nehmende Mahner.

Als ein aufdringlicher Gasgeruch ihnen anzeigte, daß die Zufuhr wieder hergestellt war, saß Latte, die Weste nicht zugeknöpft, gierig über seiner Tasse Tee, die etwa die vierte zu sein schien. »So ist's in Ordnung«, sagte er. »Hallo! Da ist Pomponius Ego!«

Es war Carson, der primus omnium, eine einfache, gerade Seele und eine Stütze der ersten Fünfzehn, der von dem Tisch der Aufseher herüberkam und mit heiserer, offizieller Stimme die drei einlud, in einer halben Stunde in seinem Arbeitszimmer zu erscheinen.

»Aufseherversammlung! Aufseherversammlung!« zischelte man an den Tischen entlang und ahmte barbarisch das Funktionieren und Wirken des Eschenstockes nach.

»Wie sollen wir unsern Spaß mit ihnen machen?« fragte Latte, sich halb zu Käfer umwendend. »Diesmal bist du an der Reihe.«

»Paßt auf,« war die Antwort, »alles, was ihr tun müßt, ist, daß ihr nicht lacht. Ich will mich über des kleinen Tulke Immoralität auslassen – à la King, und dabei muß man ernst sein. Wenn ihr euch nicht das Lachen verbeißen könnt, seht mich nicht an, sonst platze ich.«

»Versteh' schon. Sehr gut«, sagte Latte.

M'Turks schmächtiges Gerüst straffte sich in jeder Muskel, und seine Augenlider fielen halb über die Augen. Dies letzte war ein Kriegszeichen.

Die acht oder neun alten Schüler, mit ernsten und gesetzten Mienen, hatten mit ihren Stühlen einen Kreis in Carsons durchaus philisterhaftem Arbeitszimmer gebildet. Tulke war nicht beliebt unter ihnen, und ein paar, die Latte und Kompanie schon genügend kannten, vermuteten, daß er sich vielleicht lächerlich gemacht hätte. Aber die Würde der Prima mußte aufrecht erhalten werden. So begann Carson also mit Ungestüm:

»Paßt mal auf, ihr Kunden, ich hab' – wir haben nach euch geschickt, um euch zu sagen, daß ihr ein ganzes Teil zu frech gegen die Prima seid – schon seit einiger Zeit gewesen seid – und – und wir haben das so lange mitangesehen, als es ging, und es scheint, ihr habt heute nachmittag auf dem Weg nach Bideford auf Tulke geschimpft und geflucht, und wir wollen euch zeigen, daß ihr das nicht tun dürft. Das ist alles.«

»Na, das ist schrecklich gütig von euch,« sagte Latte, »aber zufälligerweise haben wir auch ein bißchen unsere eigenen Rechte. Ihr könnt doch nicht, nur weil ihr zufällig zu Aufsehern gemacht worden seid, ältere Schüler heraufschleppen und sie aufs Geratewohl ausschimpfen wie ein Hausmeister. Wir sind keine Füchse, Carson. So was könnt ihr mit Davies III machen, aber nicht mit uns.«

»Es liegt nur an des alten Prouts Verrücktheit, daß wir nicht schon lange Aufseher sind. Ihr wißt das«, sagte M'Turk. »Ihr habt gar kein bißchen Takt.«

»Still«, sagte Käfer. »Eine Aufseherversammlung muß dem Direktor angezeigt werden. Ich will wissen, ob der Direktor Tulke in dieser Sache unterstützt.«

»Na – 's ist nicht gerade eine Aufseherversammlung«, meinte Carson. »Wir haben euch bloß gerufen, um euch zu warnen.«

»Aber es sind ja alle Aufseher hier«, beharrte Käfer. »Wo ist da der Unterschied?«

»Wahrhaftig!« sprach Latte. »Wollt ihr damit etwa sagen, ihr habt uns nur gerufen, um uns auszuschimpfen – nachdem ihr beim Tee vor der ganzen Schule auf uns zugekommen seid und allen die Meinung beigebracht habt, 's sollt' eine Aufseherversammlung sein? Beim heiligen Sam, Carson, ihr werdet euch was einbrocken, paßt nur auf.«

»Höhlen- und Winkelgeschäft – Höhlen- und Winkelgeschäft«, sagte M'Turk, bedächtig das Haupt neigend. »Verdammt verdächtig!«

Die Prima sah voll Unbehagen einer auf den andern. Tulke hatte in zwei Semestern drei Aufseherversammlungen zusammenberufen, bis der Direktor der Prima zu verstehen gegeben hatte, man erwarte von ihnen, daß sie die Disziplin ohne weiteres Drohen mit seiner Autorität aufrecht erhalten könnten. Nun schien es, als ob sie gleich von Anfang an einen Mißgriff begangen hätten. Zwar hätte jeder richtig veranlagte Knabe sich von dem gesetzlichen Verfahren überwältigen und durch den Gerichtshof imponieren lassen. Käfers Protest war entschieden frech.

»Na, ihr Kunden verdient Prügel«, rief Naughten unvorsichtig. Da kam Käfer eine edle Eingebung.

»Weil wir Tulke bei seinen Liebschaften gestört haben, he?« – Tulke wurde rot wie Schlehdorn, Käfer fuhr fort: »Ihr habt schon eure Verabredung. Wir haben heraufkommen müssen, weil wir auf euch geflucht und geschimpft haben, und jetzt sollen wir mit einer Verwarnung entlassen werden, nicht wahr? Na, nun sollt ihr aber etwas abbekommen.«

»Ich – ich – ich –« begann Tulke. »Laßt doch den jungen Teufel nicht weiterschimpfen.«

»Wenn du etwas zu sagen hast, mußt du es anständig sagen«, verlangte Carson.

»Anständig? Werd' ich tun. Nun paßt auf. Als wir nach Bideford gehen, treffen wir diese Zierde der Prima – ist das anständig genug – auf dem Wege herumlungernd, mit einem lüsternen Blick im Auge. Wir wußten da noch nicht, weshalb er so besorgt war, uns aufzuhalten, aber fünf Minuten vor vier, als wir in Geos Laden waren, sahen wir Tulke bei hellem Tageslicht, wie er mitten auf der Straße ein Frauenzimmer küßte und umarmte. Ist euch das anständig genug?«

»Ich hab's nicht getan – ich war's nicht.«

»Wir haben dich geseh'n!« erklärte Käfer. »Und jetzt – ich will anständig sein, Carson – schleichst du dich zurück, da ihre Küsse –« Käfer hatte die modernen Schriftsteller nicht umsonst gelesen – »noch auf deinen Lippen brennen, und berufst Aufseherversammlungen, die keine Aufseherversammlungen sind, um die Ehre der Prima aufrecht zu erhalten.« – Ein wie vom Himmel gewiesener neuer Pfad öffnete sich in diesem Augenblick vor ihm. »Und wie können wir wissen,« schrie er, »und wie können wir wissen, wie viele aus der Prima in diese abscheuliche Sache verwickelt sind?«

»Ja, das ist es, was wir wissen wollen«, sprach M'Turk einfach und würdig.

»Wir hatten die Absicht, ruhig mit euch darüber zu sprechen, Carson, aber ihr wolltet ja die Versammlung haben«, sagte Latte mit Sympathie.

Die Prima war zu bestürzt, um antworten zu können. So setzte Käfer, seine Rhetorik sorgfältig King nachbildend, seinen Angriff fort. Er übertraf und überraschte sich selbst.

»Es – es ist nicht so sehr die zynische Immoralität bei der Sache, sondern die ungeheure Indezenz – das ist das Schreckliche. Soweit wir beurteilen können, ist es für uns unmöglich, nach Bideford zu gehn, ohne auf die widerlichen Liebesaffären irgendeines Aufsehers zu stoßen. Da ist nichts bei zu grinsen, Naughten. Ich will nicht behaupten, viel von diesen Dingen zu wissen, aber mir scheint, jemand muß schon ganz tödlich in Sünde verstrickt sein (das war ein Zitat vom Schulkaplan), wenn er sich so weit gehen läßt, seine Buhlen zu umarmen (das war Hakluyt), vor der ganzen Stadt (eine Reminiszenz an Milton). Er könnte wenigstens so viel Anstand haben – ihr seid doch Autoritäten über Anstand, glaube ich – zu warten, bis es dunkel ist. Aber das tat er nicht! Er tat es nicht! O Tulke! Du – du unkeusches kleines Biest!«

»Halt, sei mal 'ne Minute still. Was soll dies alles heißen, Tulke?« fragte Carson.

»Ich – ja, sieh mal – es tut mir schrecklich leid. Ich hab' wirklich nicht gedacht, daß Käfer davon anfangen würde.«

»Weil – du keinen Anstand hast, hast du gedacht – ich hätte keinen«, schrie Käfer in einem Atem.

»Habt versucht, es mit einer Verschwörung zu vertuschen, nicht wahr?« meinte Latte.

»Das ist 'ne direkte Beleidigung für uns alle drei«, sagte M'Turk. »Hast 'nen recht schmutzigen Charakter, Tulke.«

»Ich werde euch Burschen gleich zur Tür 'rauswerfen, wenn ihr so fortfahrt«, sagte Carson ärgerlich.

»Das beweist, daß es eine Verschwörung ist«, meinte Latte, mit der Miene einer jungfräulichen Märtyrerin.

»Ich – ich ging die Straße entlang – ich schwöre, es war so –« schrie Tulke. »Und – und es tut mir schrecklich leid – da kam eine Frau an und küßte mich. Ich schwöre, daß ich sie nicht geküßt habe.«

Es entstand eine Pause, die Latte mit einem langen, gleitenden Pfeifen ausfüllte, das Verachtung, Erstaunen und Abscheu ausdrückte.

»Auf mein Wort«, schluckte der Bedrängte. »Oh, laßt ihn doch nicht weiterschimpfen.«

»Sehr gut«, unterbrach M'Turk. »Natürlich sind wir gezwungen, deine Behauptung hinzunehmen.«

»Da schlag' doch der Teufel drein!« brüllte Naughten. »Du bist hier nicht erster Aufseher, M'Turk.«

»Oh, schön,« entgegnete der Irländer, »ihr müßt ja Tulke besser kennen als wir. Ich spreche bloß für uns selbst. Wir glauben Tulkes Wort. Aber ich kann nur sagen, wenn ich in einer ähnlichen widerwärtigen Situation abgefaßt wäre und dieselbe Erklärung wie Tulke vorgebracht hätte – dann möchte ich doch wissen, was ihr gesagt hättet. Indessen scheint es nach Tulkes Ehrenwort – –«

»Und Tulke – Pardon – kuß, natürlich – Tulkuß ist ein ehrenwerter Mann«, warf Latte ein.

». . . daß die Prima sich nicht davor schützen kann, abgeküßt zu werden, wenn sie spazieren geht!« schrie Käfer, das Treiben mit Energie aufnehmend. »Schöne Geschichte, nicht wahr? Lustige Sache, die man den Füchsen erzählen kann, nicht wahr? Wir sind nicht Aufseher, natürlich, aber wir werden auch nicht sehr viel geküßt. Glaub' nicht, daß uns das je in den Sinn kommen wird, nicht wahr, Latte?«

»O nein!« sagte Latte und wandte sich zur Seite, um seine Bewegung zu verbergen. M'Turks Antlitz drückte neue erhabene Verachtung und ein wenig Langeweile aus.

»Na, ihr scheint eine ganze Menge davon zu verstehen«, warf ein Aufseher ein.

»Wer kann was dagegen tun – wenn ihr es uns vor die Nase haltet?« Käfer geriet jetzt in eine schleppend vorgetragene Parodie von Kings bissigstem Gesprächsstil. Es war der milde Regen nach dem Gewitter. »Na, es ist alles vollkommen hinlänglich verächtlich und schmachvoll, nicht wahr? Ich weiß nicht, wer am schlechtesten dabei wegkommt: Tulke, der nur zufällig abgefaßt worden ist, oder die andern Burschen, die so davongekommen sind. Und wir,« hier wandte er sich feierlich zu den beiden andern, »wir müssen hier steh'n und uns von ihnen ausschimpfen lassen, weil wir sie in ihren Intrigen gestört haben.«

»Hol's der Teufel! Ich wollte euch ja nur ein Wort zur Warnung sagen«, rief Carson und lieferte sich dadurch gebunden dem Feinde aus.

»Zur Warnung? Du?« Dies wurde mit der Miene jemandes vorgebracht, der in seinem Schrank irgend etwas Ekelerregendes vorfindet. »Carson, möchtest du so gut sein und uns sagen, welche begreifliche Ursache dich dazu berechtigt, uns nach diesen Enthüllungen zu warnen? Warum? Oh, das ist doch ein bißchen zu viel! Wir wollen irgendwo anders hingehn, wo die Luft rein ist.«

Die Tür schlug hinter ihrer beleidigten Unschuld zu.

»Oh Käfer! Käfer! Käfer! Goldner Käfer!« schluchzte Latte und warf sich an Käfers keuchende Brust, sobald sie ihr Arbeitszimmer erreicht hatten. »Wie hast du das bloß fertigbekommen?«

»Lieber Mensch!« sagte M'Turk und umschlang Käfers Kopf mit beiden Armen, während er ihn auf dem Halse hin und her schwenkte, im Takt zu diesem alten Liede:

»Lippen hold – süßer denn – Pflaum' und Beeren,
Stets als ob – niemals sie – verdrießlich wären,
Sagen sie – komm' doch mit. – Küßchen! Komm' doch, komm'!
Gummy-gum! Gummy-gum! Gummy-gum gum!«

»Laß sein! Du wirst noch meine Brille zerbrechen«, stieß Käfer hervor und wand sich. »War es nicht glorios? Hab' ich sie nicht glanzvoll vorgenommen? Habt ihr gemerkt, wie ich King nachmachte? Oh, verdammt!« Sein Gesicht bewölkte sich. »Ein Adjektiv hab' ich doch nicht gebraucht – obszön. Weiß gar nicht, wie ich das vergessen konnte. Und es ist noch eins von Kings Lieblingsworten.«

»Schad't nichts. Sie werden im nächsten Augenblick Gesandte zu uns schicken und uns bitten lassen, nichts in der Schule zu erzählen. Es ist 'ne verdammt ernste Sache für sie«, sagte M'Turk. »Arme Prima – arme alte Prima!«

»Unmoralische junge Liederjane«, schnaubte Latte. »Was ist das für ein Beispiel für unschuldige Jungen wie du und ich!«

Die Prima aber stand bestürzt in Carsons Zimmer und blickte finster auf Tulke, dem die Tränen nahe waren.

»Na,« sagte der erste Aufseher streng, »du hast 'ne ganz hübsch schauerliche Sache damit angerichtet, Tulke.«

»Warum – warum habt ihr diesen jungen Teufel von Käfer nicht durchgeprügelt, ehe er Skandal zu machen anfing?« klagte Tulke.

»Ich wußte ja, es würde Skandal geben«, sagte ein Aufseher aus Prouts Haus. »Aber du bestandest ja auf der Versammlung, Tulke.«

»Ja, und jetzt hat es uns schrecklichen Nutzen gebracht«, meinte Naughten. »Sie kommen hier 'rein und schimpfen uns die Ohren voll, wo wir eigentlich schimpfen sollten. Käfer redete zu uns, als ob wir 'ne Bande Lumpengesindel oder so irgend etwas wären. Und wenn sie uns ganz und gar 'runtergemacht haben, dann gehn sie 'raus und schmeißen die Tür hinter sich zu wie ein Hausmeister. Alles deine Schuld, Tulke.«

»Aber ich hab' sie ja nicht geküßt.«

»Du Esel! Wenn du gesagt hättest, du hast's getan, und dabei geblieben wärst, das wär' zehnmal besser gewesen, als was du getan hast«, entgegnete Naughten. »Jetzt werden sie's in der ganzen Schule erzählen, und Käfer wird 'ne Menge verfluchte Reime und Spottnamen auf uns machen.«

»Aber zum Teufel, sie hat mich doch geküßt!« Wenn es nicht seine Arbeit anging, war Tulke schwer von Begriffen.

»Ich denke nicht an dich. Ich denke an uns! Ich will nach ihrem Zimmer gehn und seh'n, ob ich sie ruhig kriegen kann.« –

»Tulke tut die Geschichte furchtbar leid«, begann Naughten einschmeichelnd, als er auf Käfer stieß.

»Wer hat ihn diesmal geküßt?«

». . . und ich bin gekommen, um euch, und besonders dich, Käfer, zu bitten, die Sache nicht in der ganzen Schule bekannt werden zu lassen. Burschen in eurem Alter können natürlich leicht einseh'n, warum.«

»Hm!« machte Käfer, mit dem kühlen Widerstreben jemandes, der sich einer unangenehmen öffentlichen Pflicht gegenübersieht. »Ich denke, ich muß nochmal hingehn und zu der Prima sprechen.«

»Ganz und gar nicht nötig, mein Bester, versichere ich dich«, sagte Naughten hastig. »Ich will jede Botschaft übernehmen, die du mir schicken willst.«

Aber die Aussicht, das fehlende Adjektivum zu ergänzen, war zu verlockend. So kehrte Naughten zu der noch vereinten Versammlung zurück, und Käfer folgte ihm auf dem Fuße, bleich, eisig und in sich gekehrt.

»Es scheint,« fing er mit krampfhaft scharfer Betonung an, »es scheint unter euch ziemlich viel Unbehagen zu herrschen über die Schritte, die wir in bezug auf diese letzte Enthüllung jener – ah – obszönen Dinge für geeignet halten. Wenn es euch einigen Trost gewähren kann, zu wissen, daß wir beschlossen haben – um der Ehre der Schule willen, versteht ihr – reinen Mund zu halten über diese – eh – Obszönitäten, so mögt ihr ihn haben.«

Er wandte sich erhobenen Hauptes und eilte sofort auf sein Zimmer zurück, wo Latte und M'Turk Seite an Seite auf dem Tisch lagen und sich die Tränen aus den Augen wischten, – zu schwach, sich zu rühren.

* * *

Die lateinische Prosaarbeit war ein Erfolg, der ihre kühnsten Träume überstieg. Latte und M'Turk waren natürlich von allen Prüfungen befreit (sie hatten Extrastunden beim Direktor), aber Käfer war mit Eifer dabei.

»Dies, dünkt mich, wird für euch ja nur ein Parergon sein«, sagte King, als er die Blätter austeilte. »Eine letzte Bekundung, ehe ihr in höhere Sphären entrückt werdet. Eine letzte Attacke auf die Klassiker! Es scheint euch jetzt schon zu verwirren.«

Käfer studierte den Druck mit gerunzelten Brauen. »Ich kann weder Kopf noch Schwanz draus machen«, murmelte er.

»Was soll das heißen? Nein, nein«, sagte King mit Schulmannskoketterie. »Wir rechnen auf dich, daß du uns die Bedeutung klarmachst. Dies ist eine Prüfung, mein Käfer, nicht ein Preisrätsel. Du wirst sehen, deine Kameraden werden ohne Schwierigkeit – – –«

Tulke verließ seinen Platz und legte das Blatt auf den Tisch. King sah es sich an und wurde geisterhaft grün.

»Latte hat 'ne Menge ausgelassen«, dachte Käfer. »Möcht' wissen, wie King sich 'rausfinden wird!«

»Es scheint«, begann King mit einem Schlucken, »doch ein gewisses Quantum Wahrheit in unseres Käfers Bemerkung. Ich bin – eh – geneigt, zu glauben, daß der würdige Randall den Satz hingeworfen hat – wenn ihr versteht, was das bedeutet. Käfer, du glaubst ja, ein Redakteur zu sein, vielleicht kannst du die Klasse in bezug auf den Satz aufklären?«

»Wie, Sir? Was für ein Satz? Ich seh' kein einziges Verbum in diesem ganzen Satz, und – und die Ode ist auch ganz anders.«

»Ich war im Begriff zu sagen, bevor du unverlangt kritisiertest, daß vor dem Druck des Blattes mit dem Satz ein Unglück passiert sein muß, und daß der Drucker es dann nach seiner natürlichen Eingebung wieder gesetzt hat. Ja« – er hielt das Blatt in Armeslänge von sich – »unser Randall ist keine Autorität über Cicero und Horaz.«

»Recht gemein, es jetzt auf Randall zu schieben«, flüsterte Käfer seinem Nachbar zu. »King muß besoffen wie 'ne Eule gewesen sein, als er es geschrieben hat.«

»Aber wir können den Irrtum wieder gutmachen, indem wir es diktieren.«

»Nein, Sir.« Ein Dutzend Kehlen schrien ihm die Antwort gleichzeitig zu. »Dann bleibt zu wenig Zeit für die Arbeit. Zwei Stunden sind uns bloß erlaubt, Sir. Das geht nicht. Die Prüfungsarbeit muß gedruckt sein. Mit was für einer Zensur wird uns das angerechnet werden? Randall ist ganz allein schuld daran. Es ist doch nicht unsere Schuld. Prüfungsarbeit ist Prüfungsarbeit«, usw.

Natürlich war Mister King der Ansicht, das wäre ein Versuch, seine Autorität zu untergraben, und, anstatt sofort mit dem Diktat zu beginnen, hielt er eine Vorlesung über den Geist, der bei Prüfungen herrschen sollte. Als der Sturm sich gelegt hatte, fachte Käfer ihn von neuem an.

»Ha? Was? Was hast du zu Mac Lagan gesagt?«

»Ich sagte bloß, ich meinte, die Blätter müßten vorher durchgesehen werden, ehe sie verteilt würden, Sir.«

»Hört, hört!« kam es von einer der hinteren Bänke.

Mister King wünschte zu wissen, ob Käfer sich vielleicht das Recht anmaße, die Schulordnung selbst zu regeln. Sein Wissensdrang verschlang weitere fünfzehn Minuten, während welcher die Aufseher unverkennbare Zeichen von Langeweile zur Schau trugen.

»Oh, es war 'ne famose Stunde«, sagte Käfer nachher im Zimmer »Nummer fünf«. »Er schnatterte ein bißchen, und ich regte ihn noch mehr auf, und dann diktierte er 'ne halbe Stunde lang von Dolabella und Kompanie.«

»Guter alter Dolabella! Mein Freund!« sagte Latte zärtlich. »Und?«

»Dann hatten wir ihn natürlich jedesmal zu fragen, wie jedes Wort buchstabiert würde, und er hatte noch mehr zu quatschen. Er schimpfte auf mich und auf Mac Lagan (Mac Lagan blies wie auf 'ner Trompete) und auf Randall und die Ignoranz und materielle Anschauung in den mittleren Klassen, die bloß auf die Zensur hinarbeiten, und all die alten Geschichten. Es war sozusagen eine letzte Kundgebung – eine letzte Attacke – ein Parergon.«

»Aber natürlich war er total besoffen, als er die Arbeit geschrieben hat. Ich hoffe, du hast das auseinandergesetzt?« fragte Latte.

»Jawohl. Ich sagte es Tulke. Ich sagte, ein unmoralischer Aufseher und ein trunksüchtiger Hausmeister ständen in natürlichem Zusammenhang. Tulke heulte beinahe. Er hat jetzt schreckliche Angst vor uns seit der Geschichte mit Mary.«

Tulke beobachtete diese Zurückhaltung bis zum letzten Moment, bis das Reisegeld ausgezahlt war und die Jungen in die Kremser stiegen, die sie zur Station brachten. Da nötigten ihn die drei geschickt, einen Augenblick zu warten.

»Siehst du, Tulke, du magst ein Aufseher sein,« sagte Latte, »aber ich bin jetzt abgegangen. Verstehst du, lieber Tulke?«

»Ja, ich verstehe. Sei nicht böse, Latte!«

»Latte? Verdammte Unverschämtheit, du junger Lümmel«, schrie Latte erhaben, in Zylinder, hohem Kragen und schnupftabaksfarbenem Ulster mit hoher Taille. »Ich muß dir zu versteh'n geben, daß ich Mister Corkran bin, und du ein schmutziger kleiner Schuljunge.«

»Abgesehen von deiner erschreckenden Immoralität«, fügte M'Turk hinzu, »wundert mich, daß du dich nicht schämst, unschuldigen Jungen wie uns deine Gesellschaft aufzudrängen.«

»Komm, Tulke«, rief Naughten aus dem Wagen, in dem die Aufseher saßen.

»Ja, wir kommen. Rückt zusammen und macht Platz, ihr Schuljungen. Nächstes Semester müßt ihr alle wieder hier sein mit eurem ›Ja, Sir‹ und ›Oh, Sir‹ und ›Nein, Sir‹ und ›Bitte, Sir‹, aber ehe wir euch adieu sagen, wollen mir euch noch eine kleine Geschichte erzählen. Los, Dick (dies galt dem Kutscher), wir sind fertig, werft die Hutschachtel unter die Bank und rückt eurem Onkel Latte nicht zu nahe.«

»So viel hochherzige Jungen, wie man nur sehen will«, bemerkte M'Turk, mit freundlicher Gönnermiene sich umschauend. »Ein bißchen unmoralisch, aber schließlich – Knaben sind Knaben. Gar keine Ursache, verdrießlich auszuseh'n, Carson. Mister Corkran wird jetzt so gut sein und die Geschichte von Tulke und Mary Geo zum besten geben.«

 


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