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Erster Akt.

Erste Szene.

Burg Zion. Große Halle. Ausgang rechts und links. Im Vordergrund, dem Zuschauer zur Linken ein erhabener Thron. Durch die geöffneten Vorhänge der Hinterwand blickt man ins Freie gegen den Tempel Salomonis. Draußen zahlreiches Volk. Jubelgeschrei und Posaunen. Zu beiden Seiten der Bühne, im Halbkreis, Knaben mit Harfen rechts, Mädchen mit Palmzweigen links, Spalier bildend. – Mitten aus dem Hintergrund in die Halle tritt

Ahia.

Ja, jauchzt nur zu dem Donner der Posaunen,
Schwingt Palmen, werft euch hin auf seinen Weg, –
Denn er hat euch so reich gemacht an Ehren,
Wie keiner noch in Israel vor ihm.
Hosianna Gott dem Herrn, und Heil dem König!

Volk (draußen).

Heil Salomo! Dem Sohne Davids Heil!

Ahia.

Er hat den großen Tempelbau vollendet,
Vollendet seines Vaters schönsten Traum;
Zum Himmel ragt vor aller Völker Augen
Moriahs Stolz, das Heiligtum des Herrn.
Gegürtet ist's mit Zedern und mit Palmen,
Getäfelt ist's mit Silber und mit Gold,
Und Marmorpfeiler, Riesenpalmen gleichend,
Bewachen stolz den Eingang, – seht nur hin!
Horcht auf! Es tönt Gesang, es rauschen Harfen,
Der Duft des heil'gen Opfers steigt zum Herrn,
Des Opfers für den Sieg, den wir erfochten,
Den starken Sieg durch die Gewalt des Herrn. –
Der blutig grimm'ge Bruderzwist im Norden,
Der wie ein Wolf am eignen Fleisch uns fraß,
Ward durch den Arm Jeroboams gebändigt,
Und alle Kinder Jakobs sind nun eins.
Kein Unterschied von Israel und Juda,
Ein Name nur, ein Gottesdienst, ein König,
Ein auserwähltes Volk vor unserm Herrn!

(Posaunenstoß.)

Zweite Szene

Es treten auf aus dem Hintergrunde: Trabanten, Ben Jochai, Jeroboam mit Rüstung und Schwert, endlich Salomo in königlichem Purpur. Er besteigt den Thron. Ahia stellt sich zur Rechten, Ben Jochai zur Linken des Thrones. Jeroboam und die Trabanten bleiben im Vordergrund rechts auf der Bühne. Die Vorhänge des Hintergrundes schließen sich von beiden Seiten gegen die Mitte zu.

Ahia.

Hosianna Gott dem Herrn, und Heil dem König!

Alle.

Heil Salomo! Dem Sohne Davids Heil!

Salomo.

Ich danke dir, Ahia. Dank euch allen!
Doch wo ist unser Feldherr, Freund und Held?

(Mit ausgestrecktem Arm.)

Jeroboam!

Jeroboam (tritt vor, sich neigend).

Mein König, ich gehorche.

Salomo.

Nicht so bescheiden! Reich' uns deine Hand.
Bescheidenheit ist schön; doch zu bescheiden
Ist unrecht und ist stolzer noch als Stolz.
Wir lieben dich, mein Feldherr und mein Vetter,
Was du im Kampf für unser Reich getan,
Bleibt unvergessen.

Jeroboam.

Herr, soll ich mich schämen?
Nur meine Pflicht, nicht mehr hab' ich getan.

Salomo.

Heil unserm Land, wenn jeder also dächte!
Gleich einer Heerschar ist ein treuer Mann.
Es kommen viele, doch du bist der erste,
Der Auserwählte bist du, dem mein Ohr,
Mein Herz gehört; du wirst, mein tapfrer Vetter,
Mich nicht an meines Lebens schönstem Tag
So kränken, so zum Bettler machen wollen,
Daß du mir zeigst: Ich wünsche keinen Dank –

Jeroboam.

Du dankst, indem du anerkennst, mein König.

Salomo.

Sprich eine Bitte: Nenn' mir einen Wunsch!
Du machst mich arm mit deinen stummen Lippen.

Jeroboam.

Daß du mich ehrst, Herr, das ist Lohns genug.

Salomo.

Ist nicht genug! Bei meinem goldenen Zepter,
Du hast ein Recht auf jeden höchsten Dank!
Wir wissen wohl, wir tragen unsre Krone
Durch eigne Kraft, doch nicht zuletzt durch dich!

Jeroboam.

Durch mich? O Herr, laß mich vom Herzen sprechen!
Ich hab's im Grund auch für mich selbst getan.
Ja, für mich selbst! Hier schlug's in meinem Herzen:
»Du bist befleckt, entehrt, Jeroboam!«
»Nicht rein, nicht ehrlich!« Ja, du weißt es, König,
Es liegt ein Fluch von Anbeginn auf mir.
Noch rauscht die Terebinthe in den Bergen,
Wo Joab einst den Absalon durchstieß,
Den Absalon, der gegen seinen Vater
Und deinen Vater, David, unsern Herrn,
Aufstand; und neben Absalon focht Nebat;
Ich aber, wie du weißt, bin Nebats Sohn. –
Der Same Sauls, der unterging durch David,
Erhob in Nebat noch einmal sein Haupt
Und sank dahin, von Davids Schwert getroffen.
Jetzt wuchern wilde Nesseln auf dem Grund,
Wo Nebat schläft; es ist kein Grab für Helden,
Es ist ein Ort für einen toten Hund. –

Salomo.

Vergiß das! Und wenn Mitgefühl der Leiden
Die Wunde heilt, so bin ich gern dein Arzt.

Jeroboam.

So wurde dieses Grab denn all mein Erbteil.
Ich war ein hilflos Kind in fremder Hand, –
Denn meiner Mutter war das Herz gebrochen, –
Mein ganzer Stamm erlosch vor Davids Grimm;
Nur ich blieb übrig, ich, ein hilflos Knäblein.

Salomo.

Schon auserwählt zu künft'ger großer Tat.
Daß ich nicht schmeichle, hast du jetzt bewiesen.

Jeroboam.

Du schmeichelst doch, – vom König nehm' ich's an. –
Es war ein ernster Mann, der mich im Mantel
Zu Ephraim hinauftrug ins Gebirg,
Zum Hüter deiner königlichen Gärten,
Ich habe längst sein Angesicht vergessen
Und nie erfuhr ich, wo mein Retter blieb.

Salomo.

Ich weiß, du wurdest wunderbar erhalten.

Ahia (für sich).

Ich weiß es auch und wünsch' es wär' nicht not!

Jeroboam.

Da saß ich nun, – es war ein goldner Abend, –
Vor Ephraims Haus im Schatten eines Baums
Und spielte froh mit meinen neuen Schwestern,
Den Töchtern des Erblindeten, im Sand,
Die ganz erstaunt, wie über einen Vogel,
Mich fütterten mit Datteln und mit Brot.
Und also ward der Hüter deiner Gärten
Mein zweiter Vater, ich sein drittes Kind. –
Ich wuchs und wuchs. Und David war gestorben,
Du aber, nach dem Recht, bestiegst den Thron, –
Da führt dich eine Jagd mit deinen Jägern
Zu uns in das Gebirg.

Salomo.

So ist's geschehen.

Jeroboam.

Dein Kämmrer wollte Ephraim verderben
Und sprach zu dir: »O Herr, noch lebt ein Sproß
Vom Stamme Sauls, durch Ephraim verborgen.«
Und so erfuhrst du plötzlich mein Geschick. –
Dein Herz war größer als Ben Jochais Bosheit;
Von Mitleid ward dein edles Aug' umflort;
Du sprachst: »Ich will ihn sehn!« Ich bin gekommen,
Ich stand vor dir, doch nicht als wie ein Knecht.
Ein andrer hätt' von seines Thrones Stufen
Mich peitschen lassen, – du gabst mir die Hand;
Du hobst mich auf wie deinen eignen Bruder;
Ja, als der grimmige Krieg war rings entbrannt,
Da gabst du mir dein Schwert: Ich schlug die Feinde,
Ich schlug sie dir zum Heil, – hier ist's zurück.
(Legt das Schwert auf die Stufen.)

Salomo.

Jetzt sei es dein! Behalt es fort in Ehren,
Doch gib dafür dem König deinen Wunsch.

Jeroboam.

Wenn's doch denn sein muß, König, sei es dieser:
Der Panzer drückt mich, Staub bedeckt den Helm, –
In meine Heimat möcht' ich Urlaub nehmen,
In meine Wälder und in mein Gebirg.
Jerusalem beengt mich; Herr, ich möchte
Zu Ephraim, bis du mich wieder rufst.

Salomo (lächelnd).

Ich furcht', ich fürcht', es ist nicht bloß der Alte,
Der mehr zieht, als Jerusalem und ich!

Jeroboam.

Und warum sollt' ich's leugnen, großer König?
Die Wahrheit soll heraus, du willst es selbst.
Du weißt, ich könnte eher mit der Zunge
Ein Eisen hämmern, als zu einem Weib
Von Liebe sprechen; Herr, wenn du dich wieder
Zu uns einmal verirrtest, sei mein Gast! –
Sei's heute noch, so dank' ich dir und führe
Ein Mädchen dir entgegen, Ephraims Kind
Und jüngste Tochter –

Salomo (rasch).

Sulamith?

Jeroboam.

Du kennst sie?
Du kennst sie, Herr? Du weißt schon ihren Namen?

Salomo.

Sprich weiter! Hast du sie nicht selbst genannt?

Jeroboam.

So führ' ich, Herr, dir Sulamith entgegen
Und sprech' in Demut: »Gib sie mir zum Weib!«

Salomo.

Wenn sie dich liebt, – mit Freuden will ich kommen.

Jeroboam.

Ich danke dir, mein König!

(Neigt sich.)

Salomo.

Lebe wohl!
(Jeroboam und Trabanten gehen ab nach rechts. Posaunenstoß.)

Dritte Szene.

Salomo. Ahia. Ben Jochai ohne die Vorigen.

Ahia (laut rufend).

Wer Ursach' hat, zu fordern und zu klagen,
Wer Recht begehrt, der König hält Gericht.

Ben Jochai

(tritt vor den Thron und wirft sich aufs Knie).

So stürz' ich denn zum drittenmal zur Erde
Und steh nicht auf, bis daß der König spricht:
»Ben Jochai, du sollst Gnade von mir finden,
Rechtfertigung und Gnade für dein Weib.«

Salomo.

Für dich, Ben Jochai, alles. Doch für Rachel
Nicht mehr, als unsre Milde schon getan.
Das Urteil stand auf Tod. Es ward gemildert.
Wer kennt das Urteil?

Ahia (vortretend).

Ich!

Salomo.

So wiederhol's.
Erzähl' den Fall vom Anfang. Könnt' ich's ändern,
Ich tät's. Doch solches richtet schon sich selbst.

(Zu Ben Jochai.)

Steh' auf!

(Ben Jochai erhebt sich.)

Ahia.

Es war beim Tempelweihefest,
Da stellten vor dem König sich zwei Weiber.
Rachel, die eine, des Ben Jochai Hausfrau,
Die andre, Mirjam, Ephraims ältste Tochter,
Des Hüters aller königlichen Gärten,
Und Wittib Joëls, welcher in dem Kampf,
Den wir mit soviel Glück und Ruhm beendet,
Gefallen war. Der Streit ist unerhört.
Es hatten, so erzählten sie, die beiden
In gleicher Kammer schlafend in der Nacht,
Die Rachel wie die Mirjam, einen Knaben
Geboren. – Drauf erdrückt im tiefen Schlaf
Ihr Kind die Rachel, legt's am frühen Morgen
Der andern in den Arm, die schlummert noch.

Ben Jochai.

O Herr, das ist Betrug von unsern Feinden!
Ist Mirjams Trug!

Ahia.

Ihr habt's mit heil'gem Eid
Beteuert, daß sie log. Ihr habt das Kindlein,
Das tote Kind ihr an die Brust gelegt
Und grifft nach dem lebendigen. Doch die Mutter –
Wer hätte eine Mutter je getäuscht? –
Trat klagend vor den König. Ohne Zeugen,
Von Rachels heil'gem Eid fast widerlegt,
Stand Mirjam. Auch der Freund an ihrer Seite,
Der arme Hirte Simon, war verstummt.
Da sprach der König: »Hört mich an, ihr Frauen,
Zum letztenmal: Besteht Ihr auf den Spruch?«
Und Rachel rief: »Ich schwör's! Mein Kind ist lebend!«
Und Mirjam wurde bleich als wie der Tod
Und sprach zu Rachel: »Denk' an deine Seele!«
Da rief der König laut: »Tritt vor, Trabant!
Wenn keine lügt, soll jede recht behalten.
Ihr kommt mit gleichem Anspruch auf dies Kind, –
So zieh dein Schwert, Trabant, zerteil' das Knäblein
Und jeder Mutter gib ein halbes Kind!«
Jetzt zuckt als wie der Flammenblitz aus Wolken
Aus Mirjams Brust der Mutterliebe Strahl:
»Halt ein! Nimm's hin! Nimm's ganz! Sei du die Mutter!
Tut, was ihr wollt, nur tötet nicht das Kind!
O seht, es lacht, es lebt, mein armes Würmlein!
Berühr's nicht, Krieger, zieh dein Schwert zurück!
Ja, nimm's! Nimm's hin! Sei du die Mutter, Rachel!
Führt mich zum Tod, – nur tötet nicht mein Kind!«
So war's heraus. – Der König rief: »Man greife
Die Lügnerin!« Und Mirjam trug ihr Kind
Hinweg, umschwärmt vom ungeheuern Jubel
Des Volks. – Doch, weil Ben Jochai treu gedient,
So mildert' man das Urteil: Geißelhiebe
Statt Tod. So ist's ergangen. – (Tritt zurück.)

Ben Jochai.

Herr! O Herr!
Sie tat's nicht um der Arglist willen. Mirjam
Und Ephraims ganzes Haus hat uns verhöhnt:
Die Unfruchtbare schmähten sie die Rachel,
Die niemals mir ein Kind gebären soll, –
Da tat sie's halb im Wahnsinn.

Salomo.

Still, Ben Jochai!
Ihr habt mit einer Witwe Schmerz und Glück
So frevelhaft gespielt, daß eure Strafe
Noch tausendmal zu mild ist. Sprich kein Wort!

Ben Jochai.

O Herr, sie wird die Schmach nicht überleben!

Salomo.

Die Schmach gab sie sich selbst. Es ist genug.

Ben Jochai.

Herr, niemals hab ich rühmend meine Dienste
Genannt, – mit deinem Vater sind sie tot, –
Er hat's gewußt, er kannte den Ben Jochai
Als seines Hauses treu verschwiegnen Knecht.
Er hat's gewußt, – sein Sohn will es nicht wissen
Und soll es auch nicht wissen, denn mein Mund
Wird eher sich in ew'ger Stummheit schließen,
Als atmen einen Hauch nur, der (zögernd, bedeutungsvoll)
dich kränkt.
(Sich aufs Knie werfend.)
Sprich Gnade, Herr, beim Schatten des Vergangnen!
Sprich Gnade, Herr, ich bitte dich im Staub!
Beim Herzen deiner Mutter, bei Bathseba,
Sprich Gnade, Herr, ich bitte dich im Staub!

Salomo.

Meineid ist Meineid. – Geh, ich kann nicht anders!

Ben Jochai (sich starr aufrichtend).

Du kannst nicht anders? Mög' dich's nie gereun! (Wankt hinaus.)

Vierte Szene.

Salomo und Ahia. Die Vorigen ohne Ben Jochai.

Salomo.

Ahia, folg' ihm nach. – Oh, welche Menschen!

Ahia.

Ich will ihm folgen. (Sich neigend.) Sei der Herr mit dir!
(Ab.)

Fünfte Szene.

Salomo. Die Vorigen ohne Ahia.

Salomo.

Ich will allein sein. Geht, ihr seid entlassen.
(Knaben und Mädchen gehen zur Rechten und Linken der Bühne ab.)

Sechste Szene.

Salomo ohne die Vorigen.

Salomo
(das Haupt aufstützend, in Gedanken).

Allein? Jawohl, allein, – ich bin allein! –
Jeroboam, ich könnte dich beneiden!
Das ist der Fluch der Großen dieser Welt,
Sie hören tief die Menschenbrandung brausen,
Sie heben wie die Klippen hoch ihr Haupt
Zum Himmel, zu den Sternen, – doch die Blume,
Das arme Kraut ist glücklicher als sie.
Das lebt und blüht, trinkt Morgentau und Sonne, –
Doch um die hohen Gipfel rast der Sturm,
Der Blitz erhebt sein Glutenschwert und spaltet
Den fürstlichen Basalt bis auf den Grund.

Siebente Szene.

Salomo. Memnon tritt auf.

Memnon.

Mein König, gönn' auch mir, den Tag zu preisen –

Salomo (vom Thron steigend).

Mein Arzt, mein Freund! O herrlich, daß du kommst!
Du bist der liebste Gast in diesen Mauern.
O sieh, ich bin am Königsfieber krank.
Mir geht's wie jenem Midas, dem die Speise
Zu Gold ward, – er blieb doch ein armer Mann.

Memnon.

Wie reich bist du, o Herr, in deiner Armut!
Auf deine Stimme horcht ein tapfres Volk,
Es dringt dein Ruhm weit über deine Grenzen,
Dein Bildnis trägt der Schiffer übers Meer. –
Wie weit du umblickst, nirgends hast du Feinde,
Denn die dich haßten, wurden längst dir hold;
So sehr hat deine Großmut alle Völker
Und Fürsten dieser Welt mit dir versöhnt.

Salomo.

Und dennoch, Memnon, fehlt mir viel, fast alles!
Ich bin im Grunde doch ein armer Mann.
Was nützt uns Macht, was nützt uns Glanz und Reichtum?

Memnon.

Was suchst du, Herr?

Salomo.

Die Wahrheit und ein Herz.

Memnon.

Die Wahrheit – wirst du kennen lernen, König,
Und Herzen raubt ein Jüngling leicht genug.

Salomo.

Ja, wenn sie leicht sind! Doch ich dürste, Memnon,
Nach einem starken Herzen –

Memnon.

Ahnst du keins?

Salomo.

Nicht so! Ich weiß, du bist mein wackrer Memnon!

Memnon.

Du denkst wohl an die neue Freundin schon,
Die Königin von Saba, an die Perle
Des Morgenlands, die schönste Frau der Welt?
Ja, wir erwarten täglich ihre Boten.
Vielleicht besitzt dies Weib, wonach du suchst,
Und macht dich froh.

Salomo.

Du hast mich nicht verstanden.
Nicht Schönheit such' ich, nur ein wahres Herz.
Ich möchte in die ärmsten Hütten schleichen,
Ich möchte, – Freund, was ich Jeroboam
Versprochen habe, muß ich heut noch halten.
Ich will sie sehn, die junge Sulamith! –
Wir nannten sie die Taube auf den Bergen, –
Erinnerst du dich noch?

Memnon.

Jawohl, jawohl!
Da wir zum Scherz als König Davids Harfner
Vor deines Vaters Tod im Wald gestreift.

Salomo.

Wir sahn sie öfter!

Memnon.

Ja, die schönen Zeiten!

Salomo.

Sie sind dahin! Sie kommen so nie mehr! –
Ich habe dem Jeroboam versprochen,
Sein Gast zu sein. Auf, rüsten wir uns, Freund!
Begleite mich und rufe meine Jäger.

Memnon.

Das will ich, Herr!

Salomo.

Ja, tu es eilig, Freund!

(Memnon neigt sich und geht ab.)

Achte Szene

Salomo ohne Memnon.

Salomo.

Ich sollt's nicht tun! – Ich kenn' das holde Mädchen. –
Ich galt ihr einst – doch still, das ist vorbei! –
Ich will die Wipfel wieder rauschen hören
Und Felsen sehn und Bäche, die ins Tal
Hinunterbrausen; Lüfte will ich atmen,
Die heiter sind und kräftig, – hier ist's schwül.
In fremdem Glück will ich mich selbst berauschen. –
Jeroboam ist reich, ihn liebt ihr Herz!

(Entfernt sich sinnend.)

Neunte Szene.

Verwandlung: Waldgebirge mit Ausblick auf Jerusalem in der Tiefe. Abendrot. Rechts zurück Ephraims Haus. Mitten nach vorne, etwas erhöht, eine riesige Terebinthe. Rasensitze darum. Nach links zu felsig ansteigender Boden, der in schroffen Wänden gegen die Tiefe zu abstürzt. Der alte Ephraim wird von Sulamith, die einen Krug trägt, herausgeführt.

Ephraim.

Nur langsam, Kind. – O Wohlgefühl der Wärme!
Es muß noch Tag sein. Goldnes Sonnenlicht,
Wie glücklich ist, wer mit gesunden Augen
In dir noch wandelt, – ich bin alt und blind!
Ja, Sulamith, ich durfte noch nicht sterben.
Zum letztenmal hab' ich mich aufgerafft,
Bis Mirjam kommt. – Wo ist die Terebinthe?
Führ' mich zum Baum, denn ich bin herzlich müd'.

Sulamith.

Wir sind an Eurem Ruhplatz, laßt Euch nieder.

(Sie hilft ihm und stellt den Krug zur Erde.)

Ephraim.

Setz' dich zu mir und gib mir deine Hand.

(Sie tut es.)

Du hast ein scharfes Aug', schau' dort hinunter;
Auch hörst du gut, gib acht auf jeden Schall. –
Wär' ich nicht alt und blind, mein gutes Mädchen,
Das hätte uns Ben Jochai nicht getan! –
Der Simon ist ein treuer, kluger Nachbar.
Ich werd' ihm's nie vergessen. – Ja, mein Kind,
Hier saß ich oft und oft mit deiner Mutter
In bessern, schönern Tagen. Oh, die Zeit!
Ja, Leid und Freude, alles geht vorüber!
Wie ist der Himmel?

Sulamith.

Wolkenlos und rein.

Ephraim.

Noch immer Tag?

Sulamith.

Die Sonne sinkt hinunter,
Die letzten Schwalben kreisen um den Berg,
Die Felswand glüht im Abendrot wie Feuer,
Die Zinne Zions funkelt wie ein Stern.

Ephraim.

Das Bild von einst! Es schwebt vor meinen Augen. –
Horch, war das nicht ein Schlag auf einen Stein?

Sulamith.

Ich höre nichts; auch seh' ich nichts. Es dämmert.
Dort klettern wilde Ziegen an der Wand.

Ephraim.

Ja, wer allein steht, schutzlos, ohne Hilfe!
Der Simon ist doch recht ein treuer Mann!
War' Joël noch nicht tot, und wär' ich selber
Nicht blind, und wärst du nicht ein halbes Kind,
Nie wär' uns das gekommen. – Hörst du's lachen?

Sulamith.

Es ist die wilde Taube im Gebirg;
Der Frühling kommt, der Weinstock grünt, sie wandert.
Sie baut im Wald ihr Nest und ruft und lockt.

Ephraim.

So lernst du aus dem Schicksal deiner Schwester,
Daß Einsamkeit nicht gut ist für das Weib.
Sie braucht zum Schutz den Mann. Ja, gutes Mädchen,
Er kommt auch bald für dich.

Sulamith.

Was brauch' ich Schutz?
Was brauch' ich einen Mann, solang mein Vater
Mein alles ist?

Ephraim.

Kind, das verstehst du nicht!
Mit Ruhm bedeckt, geehrt von Volk und König,
Als Sieger kehrt Jeroboam zurück.

Sulamith.

Als meinen Bruder freut mich's ihn zu grüßen,
Als deinen Sohn erwarte ich ihn gern.
Doch mehr begehrt er selbst nicht von der Schwester
Und hätte auch kein Recht.

Ephraim.

Was weißt denn du!

Sulamith (sich rasch erhebend).

Jetzt ist mir's selbst, als hört' ich ferne Schritte. –

Ephraim.

Dann sind's sie auch! Komm, hilf mir auf, mein Kind!

(Er steht, auf Sulamith gestützt.)

Sulamith.

Nun, Vater, faß dich! Unglück wird nicht kommen.

Zehnte Szene.

Simon. Miriam. Die Vorigen.

Simon (seinen Stab schwingend).

Heil, Ephraim, Heil! Dein Enkel kehrt zurück!

Ephraim.

Oh, seid gebenedeit für diese Kunde!
Komm', meine Mirjam! Legt mir's an das Herz!

Simon.

Du wiegst's noch früh genug auf deinen Armen!
Wir trugen's zu der Muhme in das Haus;
Die legt's in frische Windeln. Ei, das schreit,
Das zappelt und macht Augen, Vater Ephraim!

Ephraim.

Ich wußt' es ja, ich wußt' es, daß Jehovah
Gerecht ist! Ja, gerecht ist unser Herr!
Ruh aus, o Mirjam, rede, meine Tochter!
Du wackrer Simon, gib mir deine Hand!

(Simon reicht ihm die Hand.)

Wie war's? Erzählt's! O sprecht! Wie ist's gekommen?

Simon.

Höchst wunderbar!

Sulamith.

Ruht aus hier unterm Baum!
Sprich, Mirjam!

Ephraim.

Ja, erzählt!

(Miriam und Sulamith lassen sich zur Seite Ephraims auf den Rasensitz nieder.)

Miriam.

Wie soll ich's sagen?
Zu reiches Glück nach allzu großem Schmerz
Macht stumm. Nein, unserm Simon müßt Ihr horchen.
Nur ihm allein. Er war mein Schirm und Stab,
Er führte mich zum Thron, er stritt mit Rachel
Und mit Ben Jochai –

Simon (auf seinen Stab gestützt).

Laßt's bis morgen ruhn!
Nicht ich, dein eig'nes Herz schrie auf zum Himmel,
Und das vernahm des Königs kluges Ohr. –
Bis morgen! – Laßt das alles bis auf morgen!
Genug: Hier sind wir, und du hast dein Kind.

Miriam.

Fast glaub' ich's nicht. Mein Herz ist viel zu selig.
Fast glaub' ich's nicht. Doch Rachel büßt es hart.
Sie hat mich ohne Grund gehaßt, und weil ich
Nun glücklich bin, vergess' ich jeden Groll.

Ephraim.

Ist Wein hier? Trinkt Erquickung!

Sulamith.

Liebe Schwester,
Wie ist der König?

Miriam (gedankenvoll).

Wie der König ist?
Ich weiß es kaum. Ein Thron war hoch errichtet,
Und um die Stufen standen Männer viel.
Ich sah sie kaum, denn meine Augen waren
Von Tränen voll, ich suchte nur mein Kind –
Und fand's. Und wie ich's sah auf Rachels Armen,
Und wie ich stand vor ihrem bösen Blick,
Da überlief's mich. Doch es ist vorüber.
Freut Euch mit mir, ich hab' mein liebes Kind!

Simon (den Krug erhebend).

Aufs Wohl von Ephraims Enkel! (trinkt) Das wird einmal
Ein tüchtiger Posaunenbläser. Seht, (auf Miriam zeigend)
Sie denkt nur an ihr Kind. Ja, geh' zur Muhme!
Der Weg war steil, Euch tut die Ruhe not.

(Miriam geht ab ins Haus.)

Elfte Szene.

Die Vorigen, außer Miriam.

Simon.

Nun, Sulamith, hast du denn nichts zu fragen?
Weißt du's denn schon? Ist er vielleicht schon hier?

Sulamith.

Wen meinst du denn?

Simon.

Wie klug! Den großen Streiter!
Verstell' dich nicht! Du wirst ja plötzlich rot?
Wen meinst du denn? Wen sollt' ich anders meinen?
Glück zu! Du bist des größten Helden Braut!
So herrlich stand noch keiner vor dem König,
Und nicht die kleinste Gnade nahm er an.
Wir sah'n ihn noch vor Abend durch die Straßen
Wie Samson, den Philisterjäger, ziehn;
Mit Laub bekränzt die Waffen und den Harnisch,
Auf einem edlen, goldgezäumten Roß;
Wir hoben unser Kindlein auf und riefen:
»Jeroboam, der Friede sei mit dir!«
Er aber konnt' im Lärm uns nicht vernehmen,
Denn brausend wuchs um ihn der Menge Strom;
Es war ein ewig Rufen, ewig Jubeln, ,
Er aber ritt dahin als wie im Traum.

Sulamith.

Erzähl' uns auch vom König! Ist er wirklich
So weise und so jung noch, wie man spricht?

Simon.

Was kümmert's dich? Doch ja. Weil unser Kindlein
Gerettet ist, so fragst du mich darnach.
Der König ist ein Mann, wie tausend andre;
Nur jung dabei und schön und – du hast recht, –
Das Beste hätt' ich wirklich bald vergessen:
Erinnerst du des Harfners dich vielleicht?
Es ist kein Jahr noch, daß er deine Rosen
Geplündert hat, und ich ihm einen Stein
Nachsandte. Möglich, daß du's schon vergessen;
Doch damals warst du über mich erzürnt
Und sagtest: »Ei, was liegt an ein paar Rosen?
Er bat mich drum, ich gab sie herzlich gern.« –
Nun, dieser Harfner, – denk dir seine Augen

(Sulamith horcht auf.)

Und seine langen Locken, seine Stirn',
Die Stimme, die Gestalt, es war zum Lachen,
Und dennoch war's für mich als wie ein Schlag: –
Ich hoffte nicht, im König den zu finden,
Den ich so hart begrüßt mit einem Stein.

(Zu Sulamith.)

Ja, staune nur, es ist so. – Kommt, mein Alter.
Ich muß ja erst das Urteil und den Spruch,
Den Richterspruch des Königs Euch erzählen.
Kommt, gebt mir Euern Arm, geh'n wir ins Haus.

(Er führt Ephraim hinein. Sulamith hebt in Gedanken den Krug auf, folgt ihnen und kehrt vor der Schwelle wieder zurück. Sie stellt den Krug zur Erde und schreitet gegen den Vordergrund.)

Zwölfte Szene.

Sulamith (allein).

So ist er's doch? So kann ein Traum uns künden,
Was wirklich ist? Er stand vor mir im Traum,
Wie Simon sagt, mit Krone und mit Purpur,
Auf einem Thron, das Zepter in der Hand.
Und unser Haus ward wunderbar verwandelt
Zum Tempel von Jerusalem. – Er hob
Mich hoch empor zu sich. – Er war es wirklich? –
O weh, mein Herz, du lachtest damals laut, –
Jetzt aber wirst du ewig weinen müssen,
Denn er ist König und ich bin nur Magd! –

Dreizehnte Szene.

Jeroboam, aus der Tiefe kommend. Sulamith.

Jeroboam.

Bist du ein sel'ger Geist, ein güt'ger Schatten,
Der meines Vaters Grab bei Nacht umschwebt?
Was? Sulamith? Du selbst? Und weichst so furchtsam
Vor mir zurück? – Das dort ist unser Haus;
Dort sind die Meinen. (Gegen die Erde.) Zürne nicht mein Vater!
O Sulamith! (Da sie zurücktritt.) Was weichst du so zurück?

Sulamith (tritt näher).

Jeroboam, mein Bruder, sei willkommen!

(Reicht ihm die Hand.)

Jeroboam.

Und nur die Hand? Warum nicht auch den Mund?

(Küßt sie auf die Stirne.)

Mein Schwert, jetzt sollst du lange ruhn und rasten!
Jetzt fürcht' ich keinen Feind, als nur mich selbst!

Sulamith.

So komm' ins Haus.

Jeroboam.

Du glaubst? Ich will noch bleiben.
Schau' hin, es geht so schön der Mond herauf.
Kind, was kann ich zur armen Mirjam sprechen
Von ihrem toten Mann?

Sulamith.

Ja, es ist hart! –
Dafür wirst du ein fröhlich Knäblein finden.

Jeroboam.

Hat Miriam ein Kind, dann ist ihr Schmerz
Zwar nicht geheilt, doch gleicht er einer Wunde,
Die man nur fühlt, wenn man sie rauh berührt. –
Du sprichst so gar nichts? Ist für dich mein Kommen
Nicht mehr, als wenn ein Bote kommt und geht?
O Sulamith, das höchste Glück der Erde,
Wie eine Rose blüht's aus deinem Mund!
So sprich! –

Sulamith.

Was meinst du?

Jeroboam.

Nein, es ist so besser.
Zur rechten Stunde bist du wohl nicht stumm.
(Waldhornklänge. Fackeln steigen auf.)

Jeroboam (fröhlich).

Das ist der König!

Sulamith (in höchster Aufregung).

Fort! Laß mich verbergen! (Will fort.)

Jeroboam (hält sie zurück).

Du Kind!

Sulamith.

Denn dieser Anblick wär' mein Tod!

Vierzehnte Szene.

Jäger mit Fackeln. Memnon. Salomo und Gefolge. Die Vorigen.

Salomo (lachend).

Sind wir so furchtbar?

Jeroboam (sich neigend).

Herr, du bist willkommen!
Es ehrt uns hoch, die aber ist ein Kind.
Es traf zu schnell. Ich selbst bin kaum gekommen
Und trete nun mit dir zugleich ins Haus.

Salomo.

Wohlan! (Indem sie sich wenden, steht Jeroboam plötzlich still.)

Jeroboam.

Doch, Herr, mit Gunst, gedenk' der Bitte:
Komm', Sulamith, ich fasse deine Hand. (Er tut es.)
Jetzt ist der rechte Augenblick gekommen,
Das ist der Preis: Herr, gib sie mir zum Weib!
(Sulamith zuckt zusammen.)

Salomo.

Spricht Sulamith kein Wort?

Sulamith (kämpfend).

Was soll ich sprechen?

Jeroboam.

Jetzt laß die Rose blühn! Oh, sei nicht stumm!

Sulamith (dumpf).

Befiehlt der König?

Salomo (lebhaft).

Niemand soll befehlen!
Wo Sulamith gewählt hat, spricht sie selbst.
(Sulamith reißt sich los und stürzt zu des Königs Füßen.)

Jeroboam.

Was soll das sein?

Salomo.

Steh auf! Was willst du, Mädchen?

Sulamith (leidenschaftlich).

Herr, gib mich niemand, niemand in der Welt!

Salomo.

So ruft nicht Liebe. Freund, ich will nicht hoffen,
Daß man sie zwingt. Sei ruhig, armes Kind!
(Er erhebt sie.)

Sulamith (in unbewußter Leidenschaft).

Dir ist's erlaubt, du trägst dafür die Krone,
Daß jedes Aug, wie nach der Sonne Schein,
Nach dir blickt; und wenn du einmal den Purpur
Zum Scherz von dir wirfst, wenn du das Gewand
Des Knechts um dich hüllst, doch bleibst du der König.
Denn du bist uns ein göttliches Gestirn!
Drum darfst du auch vom Jammer nichts mehr wissen,
Und von verlorner Hoffnung, die du weckst;
Du darfst uns wie den Staub von deinen Füßen
Abschütteln, aber eins, Herr, darfst du nicht:
Uns zwingen, uns verschenken. – Ja, ich würde
Den Tod umarmen, – niemals einen Mann!

Jeroboam.

Sie rast!

Salomo.

Wenn ich auch viel von deiner Rede
Nur halb verstand, so viel verstand ich doch,
Daß ich dir meinen Schutz nicht darf verweigern.
Jeroboam, es tut mir herzlich leid;
Jerusalem hat viele schöne Frauen,
Und bist du nur ein einzig Mal mein Gast,
So wirst du diese Stunde auch vergessen;
Auf Sulamith jedoch hast du kein Recht.
(Der König und alle wenden sich dem Hause zu.)

Jeroboam (rasch).

Kein Recht? Ich bitt' Euch, bleibt! (Zu Sulamith.) Hast
du vergessen
Des Morgens, als sich einst um deinen Arm
Die Natter wand? Es war beim Blumenpflücken,
Du riefst – und wurdest bleich als wie der Tod –:
»Jeroboam!« Der aber ließ die Schlange
Kaltblütig züngeln nach der eignen Hand,
Zerdrückte sie und sog das Gift der Wunde
Nicht früher aus, bis du gerettet warst. –

(Sulamith tritt auf ihn zu.)

Nein, sprich nichts mehr! Du hast zuviel gesprochen!
Und wenn du jedes treue, liebe Wort
Der Menschensprache mir jetzt schenken wolltest,
So würd' ich doch empfinden: Du bist falsch.

Sulamith.

Jeroboam!

Jeroboam (bitter).

Ich denk' nur an die Schlange. –

Salomo.

Mißkenn' sie nicht, und folg' uns in das Haus.
(Er führt Sulamith hinein; Memnon und die Fackeln folgen.)

Fünfzehnte Szene.

Jeroboam.

(schlägt sich vor die Stirn).

Bin ich vielleicht vom Schlangenbiß noch trunken?
War das mein Brautgruß? War das nicht ein Hohn?
»Mißkenn' sie nicht!« – Soll ich wohl dich erkennen?
Hab' ich geträumt und bin jetzt plötzlich wach?
Wie klang das von der Krone und vom Purpur?
Vom Staub, den er von Füßen schütteln darf?
Du siehst nur ihn, du hast für ihn nur Augen,
Und er ist dir ein göttliches Gestirn? –
O Schmach! Reißt mir ein Blitz durch meine Seele,
Und steigt ein alter Argwohn grinsend auf?
Warst du auf jener Jagd darum so gütig?
Darum so gütig mit Jeroboam,
Weil ihre Schönheit – Tod! ich darf's nicht denken!
Darum so gütig? Oh, es macht mich toll! – –
Im Grab erwürgt's noch einmal meinen Vater
Und längst gestorbnen Haß beschwört's herauf.
Mein Herz der Zielpunkt für des Königs Pfeile?
Mein einzig, einzig Glück in seinem Arm?
Noch seh' ich's nicht, noch muß ich es nicht glauben:
Doch, wenn ich's glaube, weh dir, stolzes Haupt!

(Er wendet sich gegen das Haus zu.)


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