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Er ging in die Stadt, kaufte nach langem Suchen ein kleines Kreuz aus Elfenbein, eine alte Arbeit, einfach anzusehen, aber zierlich geschnitzt und von künstlerischem Wert (er schenkte aus Grundsatz nichts, was ihm nicht selbst gefiel), tat es an ein schwarzes Samtband und trug es nach Hause. Im Korridor warf er einen Blick auf den Kleiderständer: die kleine, schwarzbebänderte Strohschute hing daran. Sie war also zu Hause. »Am Ende krank?« durchfuhr es ihn, und er war ganz besorgt. Leider war aber auch, wie er hörte, Herr Quadderbacke zu Hause. Es hieß also, sich gedulden. Nachmittags – es war Sonnabend und an diesem Tage hatte, wie er wußte, Quadderbacke besonders langen Dienst – wartete er, bis der geräuschvolle Mann das Haus verlassen hatte, nahm einen Anlauf und klopfte an Lilis Tür. »Herein!« rief es hell, und er trat ein. Sie saß, mit einer Handarbeit beschäftigt, und sah allerliebst aus, in einem leichten, schwarzen Tüllkleidchen, ein weißes Tändelschürzchen darüber. Ganz erschrocken sprang 62 sie auf, ein Knäuel fiel ihr aus der Hand und rollte zu Boden. In ihrer Verwirrung sah sie noch allerliebster aus. Clemens wurde selbst verwirrt und wußte nicht mehr, was er sagen wollte. Der Weltmann in ihm war doch noch nicht so fest, und er fing ganz einfach zu stottern an; begann schon, was er gerade vermeiden wollte, von »nur danken wollen« zu reden, faßte sich aber noch rechtzeitig und sagte schließlich: »Fräulein Lili, es sind Mißverständnisse zwischen uns gewesen, die ich weg haben will. Ich will nicht, daß Sie mit Schmerz an mich denken. Und zum Zeichen, daß Sie das nicht tun, nehmen Sie dieses kleine Ding von mir an!« Sie sah ihn erschrocken und erstaunt an, mit offenem Mund, um den es zuckte, zwischen Weinen und Lachen, als verstünde sie nicht und könne ihren Ohren nicht trauen. Und dann leuchtete sie auf und gleichzeitig füllten sich ihre Augen. Reden konnte sie nicht. »Nicht wahr? Sie sind mir nicht böse deshalb und nehmen es?« sagte er. »Das ist nicht möglich. Nein. Das ist nicht möglich, daß Sie so gut zu mir sind«, stammelte sie und beugte sich über seine Hand, die sie am liebsten geküßt hätte, und nahm das Kreuz und hielt es, ohne zu wissen, daß sie es in der Hand hielt, und sah auf ihn und auf das Kreuz, auf das Kreuz und auf ihn. »Soll ich das wirklich nehmen? Aber nein. Ich darf es ja von Ihnen nicht nehmen. Sie können es mir ja nicht vergessen. Sie müssen mir ja böse sein. Es ist ja gar nicht möglich, daß Sie das vergessen können. Wie sollte ich Ihnen je dafür danken?« »Indem Sie nie wieder ein Wort davon sprechen. Wir wollen es 63 beide für ewig vergessen!« »Ich nicht. Ich vergesse Ihnen das nie, daß Sie so gut zu mir gewesen sind.«
Und war auf einmal gleich wieder Sonnenschein, sah ihn glückstrahlend an und sagte bittend: »Aber im Ernst, ich darf das wunderschöne Kreuz wirklich behalten? Und darf es gleich umnehmen? Nicht wahr, ich darf?« und stand bereits vor dem Spiegel, riß die Bluse auf, hing das Samtband um den Hals und schon hing das Elfenbein über der jungen Brust, während Clemens einen leisen Seitenblick des Neides mühsam unterdrückte. Immerhin knöpfte sie schnell die Bluse wieder zu.
»Ich habe Sie bei der Arbeit gestört?« fragte er. »Die hat Zeit. Jetzt muß ich mich zuerst revanchieren. Ich lade Sie zu einer Tasse Tee ein. Wollen Sie?« »Gerne,« sagte er, »hier oder bei mir?« »Wo Sie wollen. Nein. Heute bei mir! Heute sind Sie mein Gast. Und jetzt müssen Sie hübsch brav und ruhig hier sitzenbleiben und warten. Ich gehe jetzt in die Küche. In einer Minute bin ich wieder hier. Und nichts anrühren! Das schickt sich nicht. Nicht neugierig sein!« Und er hörte sie draußen hantieren.
Er sah sich um. Das Zimmer war nett, freundlich und mädchenhaft. In hellen Farben; Tapeten und Möbel hell; Vorhänge und Überzüge weiß. Ein paar nette Bilder, sogar einige Bücher. Unzählige Photographien und Ansichtskarten. »Ich mußte annehmen«, sagte er sich. »Wenn man jemandem eine Freundlichkeit erweist, muß man bis ans Ende gehen, nicht auf halbem Wege stehenbleiben. Mit Eveline hat das nichts zu tun.«
64 In einer Minute war sie wieder da, mächtig bepackt. Unter dem Arme Tischtuch und Servietten, in beiden Händen die große, dicht besetzte Silberplatte. In einer zweiten Minute war der Tisch gedeckt, standen Teekanne, Spirituskocher, Milchkännchen, Zuckerdose, Butternapf, Napfkuchen, die beiden Teetassen, zwei Gläser Wasser da. Sie dampfte nur so, und die zarten, kleinen, weißen Finger flogen, so flink und geschickt griffen sie zu. Dann lief sie hin und her, vom Tisch zum Schrank, vom Schrank zur Lade, guckte mit den hellen Äuglein, ob der Tee schon ziehe, stampfte ungeduldig mit den Füßchen, als er noch nicht stark genug war, probierte, strich Butterbrote, goß den Tee in die Tassen, stuppste Zucker hinein, hantierte mit Messer und Löffeln und spielte eine richtige kleine Hausfrau, während ihr Freude und Glück aus Augen und Wangen strahlten. Und erst, als sie ihn vollständig bedient hatte, saß sie endlich ruhig da und genoß die Situation, die ihr fast so gut schmeckte wie der Napfkuchen.
Clemens fragte: »Wissen Sie, daß ich eigentlich ein wenig erschrocken war, als ich bemerkte, daß Sie heute zu Hause seien? Ich fürchtete schon, Sie seien krank. Gott sei Dank! Krank sind Sie nicht. Und es ist sehr nett von Ihnen, daß Sie doch zu Hause sind. Wie haben Sie das gemacht, daß Sie vom Geschäft fortbleiben konnten?«
Sie errötete: »Ich fühlte mich in den letzten Tagen nicht wohl. Das heißt: nein, Ihnen will ich nichts vormachen. Ich konnte einfach nicht. Mir war alles so gleichgültig und zuwider. Ich mochte nichts arbeiten und konnte 65 keinen Menschen sehen. Da bin ich eben die ganzen letzten Tage zu Hause geblieben. Aber jetzt ist ja alles wieder gut. Und Montag gehe ich wieder hin. Sie nehmen mich auch wieder! Ich lüge mich schon durch. Da habe ich keine Bange!«
Wie ihre Augen lachen konnten! Man konnte ihr nichts übelnehmen. Und weshalb auch? Sie war nun einmal so.
»Gehen Sie denn nicht gern ins Geschäft?«
»Gern? Nein. Da müßte ich lügen. Wer geht denn gern ins Geschäft? Ich muß eben.«
»Warum müssen Sie?«
»Ich bin darauf angewiesen. Vermögen habe ich keines. Wir leben von dem Gehalt meines Schwagers, und was ich sonst brauche, muß ich mir selbst verdienen. Ich zieh' mich gern gut an und, glauben Sie, mein Schwager würde mir auch nur einen Pfennig beisteuern? Nein, so ist er nicht. Gerade nur das Wohnen und das Essen dafür, daß ich in der Wirtschaft helfe. Und es ist ja auch ganz lustig mit den vielen jungen Mädeln, und die erzählen so viel, und man lernt das Leben kennen und lernt auch Leute kennen und amüsiert sich. Ich habe das so schrecklich gern, wenn man mir erzählt, und bin furchtbar neugierig. Und die Mädchen wissen was zu erzählen!«
»Auch Liebesgeschichten?«
»Auch Liebesgeschichten. Nur die. Aber was für welche! Ich glaube kaum, daß Sie zum Beispiel eine Ahnung haben, was alles in der Welt vorkommt. Aber zum Anhören ist 66 das furchtbar interessant, und man lernt die Welt kennen. Und was die Hauptsache ist, die Arbeit vergeht dabei. Die ist auch gar nicht so schlimm, und beim Tratschen merkt man sie gar nicht. Eigentlich ist es ja verboten, aber man tut's doch. Wenn man sich um alles kümmern wollte, was verboten ist! Und schließlich ist's überall besser als zu Hause. Bei uns ist es ja so furchtbar langweilig und eintönig. Das heißt, jetzt nicht mehr, aber bis jetzt war es, nicht zum Aushalten, traurig. Kein Mensch, mit dem man reden konnte; niemand, der nett zu einem war.«
»Ihre Schwester? Lieben Sie denn Ihre Schwester nicht?«
»Meine Schwester?« Sie senkte die Stimme. »Meine Schwester mag mich nicht. Ich habe sie sehr gern. Aber sie mag mich nicht.«
»Warum?«
»Das hat so seine Gründe. Ich kann es Ihnen nicht sagen.«
»Und ist Ihr Schwager nicht nett zu Ihnen?«
»Mein Schwager?« Sie lachte häßlich. »Der, ja. Sehr nett. Zu nett. Aber das darf ich Ihnen nicht sagen.«
»Warum nicht? Mir dürfen Sie alles sagen.«
»Ihnen nicht. Nur Ihnen nicht. Weil Sie mir es nicht glauben werden, nach dem, was zwischen uns vorgefallen ist. Sie können es mir ja gar nicht glauben, und Sie werden mich für eine solche halten, die sich das von jedem einbildet. Aber ich schwöre Ihnen, bei meiner Seligkeit, so wahr Gott lebt, ich bilde mir das nicht ein, sondern es ist wahr 67 und wahrhaftig so. Wo ich ging und stand, hat er mich verfolgt, und war Tag und Nacht hinter mir her und hat mir keine Ruhe gelassen, und ich habe mich seiner nicht erwehren können, bis ich ihm erklärt habe, daß ich, wenn er mich noch einmal anrührt, so lange schreien und Skandal machen werde, bis es das ganze Revier weiß. Dann hat er aufgehört. Aber natürlich hat es meine Schwester bemerkt und ist auf mich eifersüchtig, und das ist ihr auch nicht zu verdenken.«
»Liebt er Sie denn so?«
»Lieben? Na ja. Auf seine Weise. Was seinesgleichen unter Liebe versteht. Aber mir ist er so verhaßt und so widerlich, daß mich die Haut schauert, wenn er mich berührt, und ich tausendmal lieber ins Wasser ginge, als nur daran denken. Seitdem haßt er mich und benützt jeden Anlaß, an mir herumzukritteln, und nichts, was ich mache, ist ihm recht. Jetzt verstehen Sie, daß ich zwischen diesen beiden Menschen hier im Hause die Hölle habe.«
Sie verstummte, und auch er schwieg still und betreten. Also war es immer wieder wahr, daß des Lebens Wirklichkeit, wo man sie erlebte, Hölle und Passion war und es Himmel und Menschentum nur in der Sphäre unwirklicher Einsamkeit gab. Die Kleine hier war kein Wunsch und kein Traum: die verliebte Kleine, die da neben ihm saß in der Greifbarkeit ihres jungen Leibes und log und litt, die lebte und war wirklich.
Sie aber sprang auf und sagte: »Ach was! Zu dumm! Wozu habe ich Ihnen das alles erzählt? Das ist ja jetzt 68 alles weg und gar nicht mehr wahr. Jetzt habe ich ja mein Kreuz, mein liebes, kleines Kreuz, und das wird mich schützen. Nicht wahr? Sagen Sie: ja, daß mich Ihr Kreuz gegen alles schützen wird. Dann glaube ich es!«
Und gab nicht früher Ruhe, bis er ihr schwor, daß er auch daran glaube, und lief dann zum Spiegel, um das Kreuz noch einmal zu besehen, blieb aber auf dem Wege stehen und sagte: »O weh! Das habe ich ganz vergessen! Der dumme Knäuel!«
»Was haben Sie vergessen?«
»Ich habe eine Arbeit, die muß unbedingt bis zum Sonntag fertig sein. Und morgen ist Sonntag. Da hilft nichts. Fertig muß sie werden, und wenn ich die ganze Nacht dabei sitzen soll. Da muß ich gleich abräumen und mich dran machen.«
»Ich muß also gehen? Schade.«
»Schade dürfen Sie nicht sagen. Das kann ich nicht hören, daß Sie schade sagen. Da lass' ich die Arbeit lieber. Oder, wissen Sie was? Sie bleiben da und helfen mir. Ja, das machen wir. Ja? Ist es Ihnen recht?«
»Mir ist alles recht, was Ihnen recht ist.«
»Das war einmal ein hübscher Satz. Also fix. Jetzt räume ich ab. Und dann machen wir uns dran.«
Wieder flogen ihre Fingerchen, und in zwei Minuten war der Tisch abgedeckt, die ganze Herrlichkeit ordentlich und sauber weggeräumt und in den Läden und Kisten verpackt. Er sah ihr mit Vergnügen zu, wie ihre junge Grazie, mehr tanzend als schreitend, durchs Zimmer schwirrte.
69 »Das habe ich eigentlich gar nicht gewußt, daß solch ein Hausmütterchen in Ihnen steckt. Ich habe Sie auf ganz andere Talente geschätzt.«
»Sie waren überhaupt ungerecht gegen mich. Man weiß eben nie, was in einem Menschen drinsteckt, solange man ihn nicht liebt.«
»Und jetzt, meinen Sie, weiß ich es?«
»Sie fangen langsam an, zu begreifen. Aber jetzt los! Zuerst einmal muß dieser dumme Knäuel aufgewickelt werden, der durch Ihre Schuld aufgegangen ist. Sehen Sie, er ist ganz verwirrt. Sie verwirren eben alles. Das habe ich schon bemerkt. Mädchen und Wolle. Also aufgepaßt. Jetzt kommt die Strafe. Sie setzen sich auf diesen Stuhl, mir gegenüber, so – nein, ein bißchen weiter zurück, ganz ruhig und kerzengrad, und halten die Arme an den Leib und die beiden Hände ausgestreckt und die Daumen nach oben gerade vor sich. Und rühren sich nicht! Hören Sie! Rühren sich nicht! Sonst habe ich die ganze Arbeit doppelt.«
»Wozu gehört denn das?«
»Das wird eine Golfjacke. Ich stricke mir eine schöne weiße Golfjacke. Ein anständiges Mädchen muß doch eine weiße Golfjacke haben. Und morgen ist Sonntag, und da ziehe ich sie an und gehe mit meinem Liebsten aus.«
»Sie werden morgen nicht mit Ihrem Liebsten ausgehen, sondern mit mir.«
»Nein, wirklich? Sie wollen mit mir ausgehen? Sie machen doch nur Scherz.«
70 »Ich mache keinen Scherz, sondern hole Sie pünktlich um acht Uhr morgens ab.«
»Und ich darf meine Golfjacke anziehen und mein liebes Kreuz umnehmen, aber draußen, daß man es sieht?«
»Ja, das dürfen Sie. Wollen Sie?«
»Ob ich will!«
Sie sah ihn mit so dankwarmen Augen an, daß er sich selbst bis ins Innerste erwarmen fühlte.
»Fräulein Lili! Hausmütterchen!«
»Was denn? Stillhalten, bitte, sonst verhutzelt sich die Wolle.«
»Ich muß Ihnen etwas gestehen: das kleine Kreuz – –«
»Das soll ich wohl wieder hergeben? Ich denke gar nicht dran. Das behalt' ich.«
»– war eigentlich gar nicht als Bitte um Entschuldigung gedacht, sondern als Dank.«
»Dank? Wofür?«
»Dafür, daß Sie mir meine Sachen so lieb in Ordnung halten.«
»So?«
»Und für den Obstteller jeden Abend.«
»So?«
»Und für die Blumen jeden Morgen.«
»Wer sagt Ihnen, daß das ich war? Das war gar nicht ich. Das war meine Schwester«, log sie lustig und blinzelte ihn an.
»Ihre Schwester? Schade. Dann muß ich also Ihrer Schwester das Kreuz geben.«
71 »Nein, nein«, schrie sie auf. »Dann bin es doch ich. Mein Kreuz gebe ich nicht her. Meine Schwester hat an ihrem eigenen Kreuz genug. Dann will ich es doch lieber gestehen, daß ich es gewesen bin.«
»Stillgehalten«, sagte er jetzt streng. »Sie verhutzeln die Wolle.«
»Nein, wie geschickt Sie sind! Wenn man Ihnen so zuschaut, möchte kein Mensch glauben, daß Sie Philosophie studiert haben. Also, dazu studiert man Philosophie, um einem kleinen Mädchen Wolle wickeln zu helfen?«
»Woher wissen Sie, daß ich Philosophie studiert habe?«
»Woher ich es weiß? Aus Ihrer Brieftasche weiß ich es. Aus einer gewissen Brieftasche!«
»Nicht reden davon!« winkte er drohend, soweit ihm dies mit den umwickelten Händen möglich war.
»Was? Sie drohen mir? Na, warten Sie!« rief sie, sprang auf und schlang blitzschnell den Strähn, der ohne Ende schien, um seine Arme, band sie an den Stuhl, band die Beine an den Stuhl, band und schlang, bis nichts mehr von dem Knäuel übrig war. Dann blieb sie vor ihm stehen, dicht an sein Gesicht geneigt, und sagte: »Jetzt habe ich Sie eingewickelt. Jetzt halte ich Sie, und Sie können sich nicht rühren. Ich könnte mich jetzt auf Ihren Schoß setzen, Ihren Kopf in meine Hände nehmen und Sie nach Herzenslust abküssen. Und Sie würden nichts machen können, gar nichts. Heute können Sie mich nicht zurückstoßen, und Ihre Brieftasche preisgeben und davonlaufen. Alles müßten 72 Sie sich gefallen lassen, und ich könnte mit Ihnen machen, was ich will, so hilflos sind Sie. Sag', was würdest du machen, wenn ich das täte, du lieber, dummer Bub, du?«
Er sah sie lange an und sagte dann leise: »Ich glaube, Lili, heute würde ich ganz stillhalten und alles mit mir geschehen lassen, was du willst. Und wenn ich sähe, daß es dir Freude macht, dann würde ich dich wiederküssen, Lili.«
»Ist das wahr?« sagte sie, ganz ernst geworden, neigte sich über ihn und küßte ihn zart auf die Stirne. Dann trat sie zurück und sagte: »Nein, Clemens, ich mache nichts und gebe dich frei. Was du auch tust; ich werde nie vergessen, wie gut du zu mir warst«, und begann, ihn langsam loszubinden. Als sie fertig war, stand er auf, zog sie an sich und küßte sie lange und inbrünstig. Dann löste sie sich, tränenüberströmt, aus seinen Armen und sagte: »Du mußt jetzt gehen, Clemens, bitte. Und ich danke dir, daß du gekommen bist.«
»Gute Nacht, Lili. Auf morgen!«
»Gute Nacht!«