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Am nächsten Abend stand er pünktlich zur selben Stunde am selben Ort und wartete.
Der Tag war ihm wie ein Traum vergangen. Er hatte des Morgens irgendwo in einem Hotel ein Zimmer gemietet, hatte zwei Stunden geschlafen, gebadet, gefrühstückt, war durch ein paar Straßen gestrichen, hatte Kleider und Wäsche gekauft, war ins Hotel zurückgekehrt, hatte sich umgekleidet. Alles mechanisch, ohne recht zu wissen, was er tat, ohne Bewußtsein und Anteilnahme. Er hatte keine Straße und kein Haus wiedererkannt, alles schien ihm vollkommen verändert und fremd, gleichgültig und häßlich, er fand keine Brücke von der heutigen Wirklichkeit zum Erlebnis der Nacht. Dieses selbst lag weltenweit hinter ihm, klopfte kaum an seine Erinnerung. Er war dann stundenlang dagesessen, im kahlen Raume, der gar nicht in sein Bewußtsein trat, und hatte gewartet. Die Stunden gezählt, die Minuten gezählt und gewartet. Nichts als gewartet.
Dann war er hingegangen. Ganz leicht und lässig fast, heiter, ohne jede Sorge und jeden Zweifel. Durchströmt von Sicherheit, in dem bestimmtesten Gefühl, sie schon dort zu finden. Sie war nicht da. Aber das machte nichts. Sie mußte ja kommen. Es war nicht anders möglich. Es konnte 37 gar nicht anders sein, er ließ den Gedanken gar nicht aufsteigen, als ob es anders sein könnte.
Er wartete viele Stunden lang. Geduldig. Eigentlich ohne sich viel Gedanken zu machen. Eigentlich ohne vieles Grübeln, was sie hindern könnte oder was er unternehmen müßte, wenn sie doch nicht kommen sollte. Er war ja ihrer so sicher. Er dachte eigentlich nichts als: Jetzt muß sie kommen; jetzt biegt sie um die Ecke. Jetzt. Und das ist sie. Wieder nicht. Und das! Und wieder nicht.
Bis er mit einemmal klar wußte: sie kommt nicht. Und sie ist mir für immer verloren.
Dann ging er, rasch entschlossen, in sein kahles Hotelzimmer hinauf, warf sich, in Kleidern, aufs Bett und schlief viele Stunden lang, traumlos.
So verlief sein zweiter Tag in der großen Stadt.