Franz Kafka
Tagebücher 1910–1923
Franz Kafka

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1922

16. Januar. Es war in der letzten Woche wie ein Zusammenbruch, so vollständig wie nur etwa in der einen Nacht vor zwei Jahren, ein anderes Beispiel habe ich nicht erlebt. Alles schien zu Ende und scheint auch heute durchaus noch nicht anders zu sein. Man kann es auf zweierlei Arten auffassen, und es ist auch wohl gleichzeitig so aufzufassen.

Erstens: Zusammenbruch, Unmöglichkeit, zu schlafen, Unmöglichkeit, zu wachen, Unmöglichkeit, das Leben, genauer die Aufeinanderfolge des Lebens, zu ertragen. Die Uhren stimmen nicht überein, die innere jagt in einer teuflischen oder dämonischen oder jedenfalls unmenschlichen Art, die äußere geht stockend ihren gewöhnlichen Gang. Was kann anders geschehen, als daß sich die zwei verschiedenen Welten trennen, und sie trennen sich oder reißen zumindest auseinander in einer fürchterlichen Art. Die Wildheit des inneren Ganges mag verschiedene Gründe haben, der sichtbarste ist die Selbstbeobachtung, die keine Vorstellung zur Ruhe kommen läßt, jede emporjagt, um dann selbst wieder als Vorstellung von neuer Selbstbeobachtung weitergejagt zu werden.

Zweitens: Dieses Jagen nimmt die Richtung aus der Menschheit. Die Einsamkeit, die mir zum größten Teil seit jeher aufgezwungen war, zum Teil von mir gesucht wurde – doch was war auch dies anderes als Zwang –, wird jetzt ganz unzweideutig und geht auf das Äußerste. Wohin führt sie? Sie kann, dies scheint am zwingendsten, zum Irrsinn führen, darüber kann nichts weiter ausgesagt werden, die Jagd geht durch mich und zerreißt mich. Oder aber ich kann – ich kann? –, sei es auch nur zum winzigsten Teil, mich aufrechterhalten, lasse mich also von der Jagd tragen. Wohin komme ich dann? »Jagd« ist ja nur ein Bild, ich kann auch sagen »Ansturm gegen die letzte irdische Grenze«, und zwar Ansturm von unten, von den Menschen her, und kann, da auch dies nur ein Bild ist, es ersetzen durch das Bild des Ansturmes von oben, zu mir herab.

Diese ganze Literatur ist Ansturm gegen die Grenze, und sie hätte sich, wenn nicht der Zionismus dazwischengekommen wäre, leicht zu einer neuen Geheimlehre, einer Kabbala, entwickeln können. Ansätze dazu bestehen. Allerdings ein wie unbegreifliches Genie wird hier verlangt, das neu seine Wurzeln in die alten Jahrhunderte treibt oder die alten Jahrhunderte neu erschafft und mit all dem sich nicht ausgibt, sondern jetzt erst sich auszugeben beginnt.

 

17. Januar. Kaum anders.

 

18. Januar. Jenes etwas stiller, dafür kommt G. Erlösung oder Verschlimmerung, wie man will.

 

Einen Augenblick Denken: Gib dich zufrieden, lerne (lerne, Vierzigjähriger) im Augenblick zu ruhn (doch, einmal konntest du es). Ja, im Augenblick, dem schrecklichen. Er ist nicht schrecklich, nur die Furcht vor der Zukunft macht ihn schrecklich. Und der Rückblick freilich auch. Was hast du mit dem Geschenk des Geschlechtes getan? Es ist mißlungen, wird man schließlich sagen, das wird alles sein. Aber es hätte leicht gelingen können. Freilich, eine Kleinigkeit, und nicht einmal erkennbar, hat es entschieden. Was findest du daran? Bei den größten Schlachten der Weltgeschichte ist es so gewesen. Die Kleinigkeiten entscheiden über die Kleinigkeiten.

M. hat recht: Die Furcht ist das Unglück, deshalb aber ist nicht Mut das Glück, sondern Furchtlosigkeit, nicht Mut, der vielleicht mehr will als die Kraft (in meiner Klasse waren wohl nur zwei Juden, die Mut hatten, und beide haben sich noch während des Gymnasiums oder kurz darauf erschossen), also nicht Mut, sondern Furchtlosigkeit, ruhende, offen blickende, alles ertragende. Zwinge dich zu nichts, aber sei nicht unglücklich darüber, daß du dich nicht zwingst, oder darüber, daß du, wenn du es tun solltest, dich zwingen müßtest. Und wenn du dich nicht zwingst, umlaufe nicht immerfort lüstern die Möglichkeiten des Zwanges. Freilich, so klar ist es niemals, oder doch, so klar ist es immer, zum Beispiel: das Geschlecht drängt mich, quält mich Tag und Nacht, ich müßte Furcht und Scham und wohl auch Trauer überwinden, um ihm zu genügen, andererseits ist es aber gewiß, daß ich eine schnell und nah und willig sich darbietende Gelegenheit sofort ohne Furcht und Trauer und Scham benützen würde; dann bleibt nach dem obigen doch Gesetz, die Furcht usw. nicht zu überwinden (aber auch nicht mit dem Gedanken der Überwindung zu spielen), wohl aber die Gelegenheit zu benützen (aber nicht zu klagen, wenn sie nicht kommt). Freilich, es gibt ein Mittelding zwischen der »Tat« und der »Gelegenheit«, nämlich das Herbeiführen, Herbeilocken der »Gelegenheit«, eine Praxis, die ich nicht nur hier, sondern überall leider befolgt habe. Aus dem »Gesetz« ist kaum etwas dagegen zu sagen, trotzdem dieses »Herbeilocken«, besonders wenn es mit untauglichen Mitteln geschieht, dem »Spielen mit dem Gedanken der Überwindung« bedenklich ähnlich sieht, und von ruhender, offen blickender Furchtlosigkeit ist darin keine Spur. Es ist eben trotz »wörtlicher« Übereinstimmung mit dem »Gesetz« etwas Abscheuliches und unbedingt zu Vermeidendes. Freilich, Zwang gehört dazu, es zu vermeiden, und zu einem Ende komme ich damit nicht.

 

19. Januar. Was bedeuten die gestrigen Feststellungen heute? Bedeuten das gleiche wie gestern, sind wahr, nur daß das Blut in den Rinnen zwischen den großen Steinen des Gesetzes versickert.

 

Das unendliche, tiefe, warme, erlösende Glück, neben dem Korb seines Kindes zu sitzen, der Mutter gegenüber.

Es ist auch etwas darin von dem Gefühl: es kommt nicht mehr auf dich an, es sei denn, daß du es willst. Dagegen das Gefühl des Kinderlosen: immerfort kommt es auf dich an, ob du willst oder nicht, jeden Augenblick bis zum Ende, jeden nervenzerrenden Augenblick, immerfort kommt es auf dich an und ohne Ergebnis. Sisyphus war ein Junggeselle.

 

Nichts Böses; hast du die Schwelle überschritten, ist alles gut. Eine andere Welt, und du mußt nicht reden.

 

Die zwei Fragen:An Milena Jesenská.

Ich hatte aus einigen Kleinigkeiten, die anzuführen ich mich schäme, den Eindruck, daß die letzten Besuche zwar lieb und stolz wie immer waren, aber doch auch etwas müde, etwas gezwungen, wie Krankenbesuche. Ist der Eindruck richtig?

Hast du in den Tagebüchern etwas Entscheidendes gegen mich gefunden?

20. Januar. Ein wenig stiller. Wie notwendig war es. Kaum ist es ein wenig stiller, ist es fast zu still. Als bekäme ich das wahre Gefühl meiner selbst nur, wenn ich unerträglich unglücklich bin. Das ist wohl auch richtig.

 

Beim Kragen gepackt, durch die Straßen gezerrt, in die Tür hineingestoßen. Schematisch ist es so, in Wirklichkeit sind Gegenkräfte da, nur um eine Kleinigkeit – die leben- und qualerhaltende Kleinigkeit – weniger wild als jene. Ich der beiden Opfer.

 

Dieses »zu still«. So als wäre mir – irgendwie körperlich, körperlich als Ergebnis der jahrelangen Qualen (Vertrauen! Vertrauen!) – die Möglichkeit des ruhig schaffenden Lebens verschlossen, also das schaffende Leben überhaupt, denn der Zustand der Qual ist für mich ohne Rest nichts anderes als in sich verschlossene, gegen alles verschlossene Qual, nichts darüber hinaus.

 

Der Torso: seitlich gesehn, vom obern Rand des Strumpfes aufwärts, Knie, Oberschenkel und Hüfte, einer dunklen Frau gehörig.

 

Die Sehnsucht nach dem Land? Es ist nicht gewiß. Das Land schlägt die Sehnsucht an, die unendliche.

 

M. hat hinsichtlich meiner recht: »Alles herrlich, nur nicht für mich, und mit Recht.« Mit Recht, sage ich und zeige, daß ich wenigstens dieses Vertrauen habe. Oder habe ich nicht einmal das? Denn ich denke nicht eigentlich an »Recht«, das Leben hat vor lauter Überzeugungskraft keinen Platz in sich für Recht und Unrecht. So wie du in der verzweifelten Sterbestunde nicht über Recht und Unrecht meditieren kannst, so nicht im verzweifelten Leben. Es genügt, daß die Pfeile genau in die Wunden passen, die sie geschlagen haben.

Dagegen ist von einem allgemeinen Aburteil über die Generation bei mir keine Spur.

 

21. Januar. Es ist noch nicht zu still. Plötzlich im Theater, angesichts des Gefängnisses Florestans, öffnet sich der Abgrund. Alles, Sänger, Musik, Publikum, Nachbarn, alles ferner als der Abgrund.

So schwer war die Aufgabe niemandes, soviel ich weiß. Man könnte sagen: es ist keine Aufgabe, nicht einmal eine unmögliche, es ist nicht einmal die Unmöglichkeit selbst, es ist nichts, es ist nicht einmal so viel Kind wie die Hoffnung einer Unfruchtbaren. Es ist aber doch die Luft, in der ich atme, solange ich atmen soll.

 

Ich schlief nach Mitternacht ein, erwachte um fünf, eine außergewöhnliche Leistung, außergewöhnliches Glück, außerdem war ich noch schläfrig. Das Glück war aber mein Unglück, denn nun kam der nicht abzuwehrende Gedanke: so viel Glück verdienst du nicht, alle Götter der Rache stürzten auf mich herab, ich sah ihren wütenden Obersten die Finger wild spreizen und mir drohen oder fürchterlich Zimbel schlagen. Die Aufregung der zwei Stunden bis sieben Uhr verzehrte nicht nur den Schlafgewinn, sondern machte mich den ganzen Tag über zittrig und unruhig.

 

Ohne Vorfahren, ohne Ehe, ohne Nachkommen, mit wilder Vorfahrens-, Ehe- und Nachkommenslust. Alle reichen mir die Hand: Vorfahren, Ehe und Nachkommen, aber zu fern für mich.

Für alle gibt es künstlichen, jämmerlichen Ersatz: für Vorfahren, Ehe und Nachkommen. In Krämpfen schafft man ihn und geht, wenn man nicht schon an den Krämpfen zugrunde gegangen ist, an der Trostlosigkeit des Ersatzes zugrunde.

 

22. Januar. Nächtlicher Entschluß.

Die Bemerkung hinsichtlich der »Junggesellen der Erinnerung«Diese Bemerkung steht in Kafkas erstem Buch ›Betrachtung‹. Siehe die Studie ›Das Unglück des Junggesellen‹ (›Erzählungen und Kleine Prosa‹). war hellseherisch, allerdings Hellseherei unter sehr günstigen Voraussetzungen. Die Ähnlichkeit mit O. R. ist aber noch darüber hinaus verblüffend: beide still (ich weniger), beide von den Eltern abhängig (ich mehr), mit dem Vater verfeindet, von der Mutter geliebt (er noch zu dem schrecklichen Zusammenleben mit dem Vater verurteilt, freilich auch der Vater verurteilt), beide schüchtern, überbescheiden (er mehr), beide als edle gute Menschen angesehn, wovon bei mir nichts und meines Wissens auch bei ihm nicht viel zu finden war (Schüchternheit, Bescheidenheit, Ängstlichkeit gilt als edel und gut, weil sie den eigenen expansiven Trieben wenig Widerstand entgegensetzt), beide zuerst hypochondrisch, dann wirklich krank, beide als Nichtstuer von der Welt ziemlich gut erhalten (er, weil er ein kleinerer Nichtstuer war, viel schlechter erhalten, soweit man bis jetzt vergleichen kann), beide Beamte (er ein besserer), beide allereinförmigst lebend, ohne Entwicklung jung bis zum Ende, richtiger als jung ist der Ausdruck konserviert, beide nahe am Irrsinn, er, fern von Juden, mit ungeheurem Mut, mit ungeheurer Sprungkraft (an der man die Größe der Irrsinnsgefahr ermessen kann), in der Kirche gerettet, bis zum Ende noch, soweit man sehen konnte, lose gehalten, er selbst hielt sich wohl schon Jahre lang nicht. Ein Unterschied zu seinen Gunsten oder Ungunsten war, daß er eine kleinere künstlerische Begabung hatte als ich, also in der Jugend einen bessern Weg hätte wählen können, nicht so zerrissen war, auch durch Ehrgeiz nicht. Ob er um Frauen (mit sich) gekämpft hat, weiß ich nicht, eine Geschichte, die ich von ihm gelesen habe, deutete daraufhin, auch erzählte man, als ich ein Kind war, etwas dergleichen. Ich weiß viel zuwenig von ihm, danach zu fragen wage ich nicht. Übrigens schrieb ich bis hierher leichtsinnig über ihn wie über einen Lebenden. Es ist auch unwahr, daß er nicht gut war, ich habe an ihm keine Spur von Geiz, Neid, Haß, Gier bemerkt; um selbst helfen zu können, war er wahrscheinlich zu gering. Er war unendlich viel unschuldiger als ich, hier gibt es keinen Vergleich. Er war in Einzelheiten eine Karikatur von mir, im wesentlichen aber bin ich seine Karikatur.

 

23. Januar. Wieder kam Unruhe. Woher? Aus bestimmten Gedanken, die schnell vergessen werden, aber die Unruhe unvergeßlich hinterlassen. Eher als die Gedanken, könnte ich den Ort angeben, wo sie kamen, einer zum Beispiel auf dem kleinen Rasenweg, der an der Alt-Neu-Synagoge vorüberführt. Auch Unruhe aus einem gewissen Wohlbehagen, das hie und da, scheu und fern genug, sich näherte. Unruhe auch daraus, daß der nächtliche Entschluß nur Entschluß bleibt. Unruhe daraus, daß mein Leben bisher ein stehendes Marschieren war, eine Entwicklung höchstens in dem Sinn, wie sie ein hohl werdender, verfallender Zahn durchmacht. Es war nicht die geringste sich irgendwie bewährende Lebensführung von meiner Seite da. Es war so, als wäre mir wie jedem andern Menschen der Kreismittelpunkt gegeben, als hätte ich dann wie jeder andere Mensch den entscheidenden Radius zu gehn und dann den schönen Kreis zu ziehn. Statt dessen habe ich immerfort einen Anlauf zum Radius genommen, aber immer wieder gleich ihn abbrechen müssen. (Beispiele: Klavier, Violine, Sprachen, Germanistik, Antizionismus, Zionismus, Hebräisch, Gärtnerei, Tischlerei, Literatur, Heiratsversuche, eigene Wohnung.) Es starrt im Mittelpunkt des imaginären Kreises von beginnenden Radien, es ist kein Platz mehr für einen neuen Versuch, kein Platz heißt Alter, Nervenschwäche, und kein Versuch mehr bedeutet Ende. Habe ich einmal den Radius ein Stückchen weitergeführt als sonst, etwa beim Jusstudium oder bei den Verlobungen, war alles eben um dieses Stück ärger statt besser.

Habe M. von der Nacht erzählt, ungenügend. Symptome nimm hin, klage nicht über Symptome, steige in das Leiden hinab.

Herzunruhe.

 

24. Januar. Das Glück der Jungen und alten Ehemänner im Bureau. Mir unzugänglich, und wenn es mir zugänglich wäre, mir unerträglich und doch das einzige, an dem mich zu sättigen ich Anlage habe.

Das Zögern vor der Geburt. Gibt es eine Seelenwanderung, dann bin ich noch nicht auf der untersten Stufe. Mein Leben ist das Zögern vor der Geburt.

Standfestigkeit. Ich will mich nicht auf bestimmte Weise entwickeln, ich will auf einen andern Platz, das ist in Wahrheit jenes »Nach-einem-andern-Stern-Wollen«, es würde mir genügen, knapp neben mir zu stehn, es würde mir genügen, den Platz, auf dem ich stehe, als einen andern erfassen zu können.

Die Entwicklung war einfach. Als ich noch zufrieden war, wollte ich unzufrieden sein und stieß mich mit allen Mitteln der Zeit und der Tradition, die mir zugänglich waren, in die Unzufriedenheit, nun wollte ich zurückkehren können. Ich war also immer unzufrieden, auch mit meiner Zufriedenheit. Merkwürdig, daß aus Komödie bei genügender Systematik Wirklichkeit werden kann. Mein geistiger Niedergang begann mit kindischem, allerdings kindisch-bewußtem Spiel. Ich ließ zum Beispiel Gesichtsmuskeln künstlich zusammenzucken, ich ging mit hinter dem Kopf gekreuzten Armen über den Graben. Kindlich-widerliches, aber erfolgreiches Spiel. (Ähnlich war es mit der Entwicklung des Schreibens, nur daß diese Entwicklung leider später stockte.) Wenn es möglich ist, auf diese Weise das Unglück herbeizuzwingen, sollte alles herbeizwingbar sein. Ich kann, so sehr mich die Entwicklung zu widerlegen scheint und so sehr es überhaupt meinem Wesen widerspricht, so zu denken, auf keine Weise zugeben, daß die ersten Anfänge meines Unglücks innerlich notwendig waren, sie mögen Notwendigkeit gehabt haben, aber nicht innerliche, sie kamen angeflogen wie Fliegen und wären so leicht wie sie zu vertreiben gewesen.

Das Unglück auf dem andern Ufer wäre ebenso groß, wahrscheinlich größer (infolge meiner Schwäche), die Erfahrung dessen habe ich doch, der Hebel zittert gewissermaßen noch von der Zeit her, als ich ihn zuletzt umgestellt habe, warum vergrößere ich aber dann das Unglück, auf diesem Ufer zu sein, durch die Sehnsucht nach dem andern.

Traurig mit Grund. Abhängig von diesem. Immer in Gefahr. Kein Ausweg. Wie leicht war es das erstemal, wie schwer diesmal. Wie hilflos schaut mich der Tyrann an: »Dorthin fuhrst du mich?« Trotz allem also doch nicht Ruhe; am Nachmittag ist die Hoffnung des Morgens begraben. Mit einem solchen Leben in Liebe sich abfinden, ist unmöglich, es gab gewiß noch keinen Menschen, der das hätte können. Wenn andere Menschen an diese Grenze kamen – und schon hierhergekommen zu sein ist erbärmlich – schwenkten sie ab, ich kann es nicht. Mir scheint es auch, als wäre ich gar nicht hierhergekommen, sondern schon als kleines Kind hingedrängt und dort mit Ketten festgehalten worden, nur das Bewußtsein des Unglücks dämmerte allmählich auf, das Unglück selbst war fertig, es bedurfte nur eines durchdringenden, keines prophetischen Blicks, um es zu sehn.

Am Morgen dachte ich: »Auf diese Weise kannst du doch vielleicht leben, jetzt behüte dieses Leben nur vor Frauen.« Behüte es vor Frauen, aber in dem »Auf-diese-Weise« stecken sie schon.

Zu sagen, daß du mich verlassen hast, wäre sehr ungerecht, aber daß ich verlassen war, und zeitweise schrecklich verlassen, ist wahr.

Auch im Sinne des »Entschlusses« habe ich das Recht, über meine Lage grenzenlos verzweifelt zu sein.

 

27. Januar. Spindlermühle. Notwendigkeit der Unabhängigkeit von dem mit Ungeschick gemischten Unglück des doppelten Schlittens, des zerbrochenen Koffers, des wackelnden Tisches, des schlechten Lichtes, der Unmöglichkeit, im Hotel nachmittag Ruhe zu haben u. dgl. Das ist nicht zu erreichen, indem man es vernachlässigt, denn es kann nicht vernachlässigt werden, das ist nur zu erreichen durch Heranführung neuer Kräfte. Hier allerdings gibt es Überraschungen; das muß der trostloseste Mensch zugeben, es kann erfahrungsgemäß aus Nichts etwas kommen, aus dem verfallenen Schweinestall der Kutscher mit den PferdenZitat aus dem 1919 veröffentlichten ›Ein Landarzt‹. kriechen.

Die abbröckelnden Kräfte während der Schlittenfahrt. Man kann ein Leben nicht so einrichten wie ein Turner den Handstand.

Merkwürdiger, geheimnisvoller, vielleicht gefährlicher, vielleicht erlösender Trost des Schreibens: das Hinausspringen aus der Totschlägerreihe, Tat-Beobachtung. Tatbeobachtung, indem eine höhere Art der Beobachtung geschaffen wird, eine höhere, keine schärfere, und je höher sie ist, je unerreichbarer von der »Reihe« aus, desto unabhängiger wird sie, desto mehr eigenen Gesetzen der Bewegung folgend, desto unberechenbarer, freudiger, steigender ihr Weg.

Trotzdem ich dem Hotel deutlich meinen Namen geschrieben habe, trotzdem auch sie mir zweimal schon richtig geschrieben haben, steht doch unten auf der Tafel Josef K. Soll ich sie aufklären oder soll ich mich von ihnen aufklären lassen?Josef K. ist der Held von Kafkas Roman ›Der Prozeß‹, der 1914/1915 geschrieben wurde und zu Kafkas Lebzeiten unveröffentlicht blieb.

 

28. Januar. Ein wenig bewußtlos, müde vom Rodeln, es gibt noch Waffen, so selten angewendet, ich dringe so schwer zu ihnen vor, weil ich die Freude an ihrem Gebrauch nicht kenne, als Kind nicht gelernt habe. Ich habe sie nicht nur »aus Vaters Schuld« nicht gelernt, sondern auch deshalb, weil ich ja die »Ruhe« zerstören, das Gleichgewicht stören wollte, und deshalb nicht drüben jemanden neugeboren werden lassen durfte, wenn ich ihn hüben zu begraben mich anstrengte. Freilich komme ich auch hier zur »Schuld«, denn warum wollte ich aus der Welt hinaus? Weil »er« mich in der Welt, in seiner Welt nicht leben ließ. So klar darf ich es jetzt allerdings nicht beurteilen, denn jetzt bin ich schon Bürger in dieser andern Welt, die sich zur gewöhnlichen Welt verhält wie die Wüste zum ackerbauenden Land (ich bin vierzig Jahre aus Kanaan hinausgewandert), sehe als Ausländer zurück, bin freilich auch in jener andern Welt – das habe ich als Vatererbschaft mitgebracht der Kleinste und Ängstlichste und bin nur kraft der besondern dortigen Organisation lebensfähig, nach welcher es dort auch für die Niedrigsten blitzartige Erhöhungen, allerdings auch meerdruckartige tausendjährige Zerschmetterungen gibt. Muß ich trotz allem nicht dankbar sein? Hätte ich den Weg hierher finden müssen? Hätte ich nicht durch die »Verbannung« dort, verbunden mit der Abweisung hier an der Grenze erdrückt werden können? Ist nicht durch Vaters Macht die Ausweisung so stark gewesen, daß ihr (nicht mir) nichts widerstehen konnte? Freilich, es ist wie die umgekehrte Wüstenwanderung mit den fortwährenden Annäherungen an die Wüste und den kindlichen Hoffnungen (besonders hinsichtlich der Frauen): »ich bleibe doch vielleicht in Kanaan«, und inzwischen bin ich schon längst in der Wüste, und es sind nur Visionen der Verzweiflung, besonders in jenen Zeiten, in denen ich auch dort der Elendeste von allen bin, und Kanaan sich als das einzige Hoffnungsland darstellen muß, denn ein drittes Land gibt es nicht für die Menschen.

 

29. Januar. Angriffe auf dem Weg im Schnee am Abend. Immer die Vermischung der Vorstellungen, etwa so: In dieser Welt wäre die Lage schrecklich, hier allein in Spindlermühle, überdies auf einem verlassenen Weg, auf dem man im Dunkel, im Schnee fortwährend ausgleitet, überdies ein sinnloser Weg ohne irdisches Ziel (zur Brücke? Warum dorthin? Außerdem habe ich sie nicht einmal erreicht), überdies auch ich verlassen im Ort (den Arzt kann ich nicht als menschlich persönlichen Helfer rechnen, ich habe ihn mir nicht verdient, habe im Grunde nur die Honorarbeziehung zu ihm), unfähig, mit jemandem bekannt zu werden, unfähig, eine Bekanntschaft zu ertragen, im Grunde voll endlosen Staunens vor einer heiteren Gesellschaft (hier im Hotel ist allerdings nicht viel Heiteres, ich will nicht so weit gehn, zu sagen, daß ich die Ursache dessen bin, etwa als »der Mann mit dem allzu großen Schatten«, aber mein Schatten ist in dieser Welt tatsächlich allzu groß, und mit neuem Staunen sehe die die Widerstandsfähigkeit mancher Menschen, dennoch, »trotz allem«, auch in diesem Schatten, gerade in ihm leben zu wollen; aber hier kommt doch noch anderes hinzu, wovon noch zu reden ist) oder gar vor Eltern mit ihren Kindern, überdies nicht nur hier so verlassen, sondern überhaupt, auch in Prag, meiner »Heimat«, und zwar nicht von den Menschen verlassen, das wäre nicht das schlimmste, ich könnte ihnen nachlaufen, solange ich lebe, sondern von mir in Beziehung auf die Menschen, von meiner Kraft in Beziehung auf die Menschen, ich habe Liebende gern, aber ich kann nicht lieben, ich bin zu weit, bin ausgewiesen, habe, da ich doch Mensch bin und die Wurzeln Nahrung wollen, auch dort »unten« (oder oben) meine Vertreter, klägliche ungenügende Komödianten, die mir nur deshalb genügen können (freilich, sie genügen mir gar nicht und deshalb bin ich so verlassen), weil meine Hauptnahrung von andern Wurzeln in anderer Luft kommt, auch diese Wurzeln kläglich, aber doch lebensfähiger.

Dieses leitet über zu der Vermischung der Vorstellungen. Wäre es nur so, wie es auf dem Weg im Schnee scheinen kann, dann wäre es schrecklich, dann wäre ich verloren, dies nicht als eine Drohung aufgefaßt, sondern als sofortige Hinrichtung. Aber ich bin anderswo, nur die Anziehungskraft der Menschenwelt ist ungeheuerlich, in einem Augenblick kann sie alles vergessen machen. Aber auch die Anziehungskraft meiner Welt ist groß, diejenigen, welche mich lieben, lieben mich, weil ich »verlassen« bin, und zwar vielleicht doch nicht als Weißsches Vakuum, sondern weil sie fühlen, daß ich die Freiheit der Bewegung, die mir hier völlig fehlt, auf einer anderen Ebene in glücklichen Zeiten habe.

Wenn zum Beispiel M. plötzlich hierherkäme, es wäre schrecklich. Zwar äußerlich wäre meine Stellung vergleichsweise sofort glänzend. Ich wäre geehrt als ein Mensch unter Menschen, ich bekäme mehr als nur förmliche Worte, ich säße (freilich weniger aufrecht als jetzt, da ich allein sitze, und auch jetzt sitze ich zusammengefallen) am Tisch der Schauspielergesellschaft, ich wäre Dr. H. sozial äußerlich fast ebenbürtig, – aber ich wäre abgestürzt in eine Welt, in der ich nicht leben kann. Bleibt nur das Rätsel zu lösen, warum ich in Marienbad vierzehn Tage glücklich war und warum ich es infolgedessen, allerdings nach der schmerzensvollen Grenzdurchbrechung, vielleicht auch hier mit M. werden könnte. Aber wohl viel schwerer als in Marienbad, die Ideologie ist fester, die Erfahrungen größer. Was früher ein trennendes Band war, ist jetzt eine Mauer oder ein Gebirge oder richtiger: ein Grab.

 

30. Januar. Warten auf die Lungenentzündung. Furcht, nicht so sehr vor der Krankheit als wegen der Mutter und vor ihr, vor dem Vater, dem Direktor und weiterhin allen. Hier scheint es deutlich zu sein, daß die zwei Welten bestehn und daß ich der Krankheit gegenüber so unwissend, so beziehungslos, so ängstlich bin wie etwa gegenüber dem Oberkellner. Sonst aber scheint mir die Teilung allzu bestimmt, in ihrer Bestimmtheit gefährlich, traurig und zu herrisch zu sein. Wohne ich denn in der andern Welt? Wage ich das zu sagen?

Wenn jemand sagt: »Was liegt mir denn am Leben? Nur wegen meiner Familie will ich nicht sterben.« Aber die Familie ist ja eben die Repräsentantin des Lebens, so will er doch wegen des Lebens am Leben bleiben. Nun, das scheint, was die Mutter betrifft, für mich auch zu gelten, aber erst in letzter Zeit. Ob es aber nicht die Dankbarkeit und Rührung ist, die mich dazu bringt? Dankbarkeit und Rührung, weil ich sehe, wie sie mit einer für ihr Alter unendlichen Kraft sich bemüht, meine Beziehungslosigkeit zum Leben auszugleichen. Aber Dankbarkeit ist auch Leben.

 

31. Januar. Das würde heißen, daß ich wegen der Mutter am Leben bin. Das kann nicht richtig sein, denn selbst wenn ich unendlich viel mehr wäre, als ich bin, wäre ich nur ein Abgesandter des Lebens und wenn durch nichts anderes, durch diesen Auftrag mit ihm verbunden.

Das Negative allein kann, wenn es noch so stark ist, nicht genügen, wie ich in meinen unglücklichsten Zeiten glaube. Denn wenn ich nur die kleinste Stufe erstiegen habe, in irgendeiner, sei es auch der fragwürdigsten Sicherheit bin, strecke ich mich aus und warte, bis das Negative – nicht etwa mir nachsteigt –, sondern die kleine Stufe mich hinabreißt. Darum ist es ein Abwehrinstinkt, der die Herstellung des kleinsten dauernden Behagens für mich nicht duldet und zum Beispiel das Ehebett zerschlägt, ehe es noch aufgestellt ist.

 

1. Februar. Nichts, nur müde. Glück des Fuhrmanns, der jeden Abend so, wie ich heute meinen, und noch viel schöner erlebt. Abend etwa auf dem Ofen. Der Mensch reiner als am Morgen, die Zeit vor dem müden Einschlafen ist die eigentliche Zeit der Reinheit von Gespenstern, alle sind vertrieben, erst mit der fortschreitenden Nacht kommen sie wieder heran, am Morgen sind sie sämtlich, wenn auch noch unkenntlich da, und nun beginnt wieder beim gesunden Menschen ihre tägliche Vertreibung.

Mit primitivem Blick gesehn, ist die eigentliche, unwidersprechliche, durch nichts außerhalb (Märtyrertum, Opferung für einen Menschen) gestörte Wahrheit nur der körperliche Schmerz. Merkwürdig, daß nicht der Gott des Schmerzes der Hauptgott der ersten Religionen war (sondern vielleicht erst der späteren). Jedem Kranken sein Hausgott, dem Lungenkranken der Gott des Erstickens. Wie kann man sein Herankommen ertragen, wenn man nicht an ihm Anteil hat noch vor der schrecklichen Vereinigung?

 

2. Februar. Kampf auf dem Weg zum Tannenstein am Vormittag, Kampf beim Zuschauen des Skiwettspringens. Der kleine fröhliche B. in aller seiner Unschuld irgendwie von meinen Gespenstern beschattet, wenigstens für meine Augen, besonders das eine vorgestellte Bein in dem grauen eingedrehten Strumpf, der zwecklos umherstreifende Blick, die zwecklosen Worte. Es fällt mir dabei ein – aber das ist schon künstlich –, daß er mich gegen Abend nach Hause begleiten wollte.

Der »Kampf« würde beim Erlernen eines Handwerks wahrscheinlich entsetzlich sein.

Die durch den »Kampf« erzielte wahrscheinliche Höchststärke des Negativen macht die Entscheidung zwischen Irrsinn oder Sicherung nahe bevorstehend.

Glück, mit Menschen beisammen zu sein.

 

3. Februar. Schlaflos, fast gänzlich; von Träumen geplagt, so wie wenn sie in mich, in ein widerwilliges Material eingekratzt würden.

Eine Schwäche, ein Mangel ist deutlich, aber schwer zu beschreiben, es ist eine Mischung von Ängstlichkeit, Zurückhaltung, Geschwätzigkeit, Lauheit, ich will damit etwas Bestimmtes umschreiben, eine Gruppe von Schwächen, die in einem besonderen Aspekt eine einzige genau charakterisierte Schwäche darstellen (die sich nicht mischt mit den großen Lastern, wie Lügenhaftigkeit, Eitelkeit usw.). Die Schwäche hält mich sowohl vom Irrsinn wie von jedem Aufstieg ab. Dafür, daß sie mich vom Irrsinn abhält, pflege ich sie; aus Angst vor Irrsinn opfere ich den Aufstieg und werde dieses Geschäft auf dieser Ebene, die keine Geschäfte kennt, gewiß verlieren. Wenn nicht die Schläfrigkeit sich einmischt und mit ihrer nächtlich-täglichen Arbeit alles niederbricht, was hindert, und den Weg freilegt. Dann wird aber wiederum nur der Irrsinn mich aufnehmen, da ich den Aufstieg, den man nur erreicht, wenn man ihn will, nicht wollte.

 

4. Februar. In der verzweifelten Kälte, das veränderte Gesicht, die unbegreiflichen anderen.

Was M. sagte, ohne die Wahrheit dessen vollständig verstehen zu können (es gibt auch einen berechtigten traurigen Hochmut), über das Glück des Plauderns mit Menschen. Wie kann andere Menschen als mich das Plaudern freuen! Zu spät wahrscheinlich und auf eigentümlichem Umweg Rückkehr zu den Menschen.

 

5. Februar. Ihnen entlaufen. Irgendein geschickter Sprung. Zu Hause bei der Lampe im stillen Zimmer. Unvorsichtig, es zu sagen. Es ruft sie aus den Wäldern, wie wenn man die Lampe angezündet hätte, um ihnen auf die Spur zu helfen.

 

6. Februar. Trost im Anhören dessen, daß einer in Paris, Brüssel, London, Liverpool auf einem Brasiliendampfer, der auf dem Amazonenstrom bis an die Grenze von Peru führte, gedient hat, im Krieg die schrecklichen Leiden des Winterfeldzuges in den Sieben Gemeinden verhältnismäßig leicht ertragen hat, weil er aus der Kindheit an Strapazen gewöhnt war. Der Trost liegt nicht nur in der demonstrativen Vorführung solcher Möglichkeiten, sondern in dem Lustgefühl, daß mit diesen Errungenschaften der ersten Ebene gleichzeitig notwendig auch auf der zweiten Ebene vieles erkämpft, vieles aus verkrampften Fäusten gerissen worden sein muß. Es ist also möglich.

 

7. Februar. Geschützt und verbraucht von K. und H.

 

8. Februar. Äußerst mißbraucht von beiden und doch – leben könnte ich zwar so nicht und es ist kein Leben, es ist ein Seilziehn, bei dem der andere fortwährend arbeitet und siegt und doch mich niemals hinüberbekommt, aber eine friedliche Betäubung ist es, ähnlich wie damals bei W.

 

9. Februar. Zwei Tage verloren, aber die gleichen zwei Tage gebraucht zur Einbürgerung.

 

10. Februar. Schlaflos, ohne den geringsten Zusammenhang mit Menschen, außer dem von ihnen selbst hergestellten, der mich für den Augenblick überzeugt, wie alles, was sie tun.

Neuer Angriff von G. Es ist klarer als irgend etwas sonst, daß ich, von rechts und links von übermächtigen Feinden angegriffen, weder nach rechts noch links ausweichen kann, nur vorwärts, hungriges Tier, führt der Weg zur eßbaren Nahrung, atembaren Luft, freiem Leben, sei es auch hinter dem Leben. Du führst die Massen, großer langer Feldherr, führe die Verzweifelten durch die unter dem Schnee für niemanden sonst auffindbaren Paßstraßen des Gebirges. Und wer gibt dir die Kraft? Wer dir die Klarheit des Blickes gibt.

Der Feldherr stand beim Fenster der verfallenen Hütte und blickte mit aufgerissenen, unschließbaren Augen in die Reihen der draußen im Schnee und trübem Mondlicht vorbeimarschierenden Truppen. Hie und da schien es ihm, als mache ein Soldat außerhalb der Reihen beim Fenster halt, drücke das Gesicht an die Scheiben, blicke ihn kurz an und gehe dann weiter. Trotzdem es immer ein anderer Soldat war, schien es immer der gleiche zu sein, ein Gesicht mit starken Knochen, dicken Wangen, runden Augen, rauher gelblicher Haut und immer, während er wegging, brachte er das Riemenzeug in Ordnung, zuckte mit den Schultern und schwang die Beine, um wieder in Taktschritt mit der im Hintergrund unverändert marschierenden Masse zu kommen. Der Feldherr wollte dieses Spiel nicht länger dulden, lauerte auf den nächsten Soldaten, riß vor ihm das Fenster auf und packte den Mann an der Brust. »Herein mit dir«, sagte er und ließ ihn durch das Fenster einsteigen. Dort trieb er ihn vor sich in eine Ecke, stellte sich vor ihn und fragte: »Wer bist du?« – »Nichts«, sagte ängstlich der Soldat. »Das ließ sich erwarten«, sagte der Feldherr. »Warum hast du hereingeschaut?« »Um zu sehn, ob du noch hier bist.«

 

12. Februar. Die abweisende Gestalt, die ich immer traf, war nicht die, welche sagt: »Ich liebe dich nicht«, sondern welche sagt: »Du kannst mich nicht lieben, so sehr du es willst, du liebst unglücklich die Liebe zu mir, die Liebe zu mir liebt dich nicht.« Infolgedessen ist es unrichtig, zu sagen, daß ich das Wort »Ich liebe dich« erfahren habe, ich habe nur die wartende Stille erfahren, welche von meinem »Ich liebe dich« hätte unterbrochen werden sollen, nur das habe ich erfahren, sonst nichts.

Die Angst beim Rodeln, die Ängstlichkeit des Gehens auf glattem Schneeboden, eine kleine Geschichte, die ich heute gelesen habe, bringt wieder den lange unbeachteten, immer naheliegenden Gedanken herauf, ob nicht doch nur der irrsinnige Eigennutz, die Angst um mich, und zwar nicht die Angst um ein höheres Ich, sondern die Angst um mein gemeines Wohlbefinden, die Ursache meines Niederganges war, so freilich, daß ich aus mir selbst den Rächer geschickt habe (ein besonderes: die rechte-Hand-weiß-nicht-was-die-linke-tut). In meiner Kanzlei wird immer noch gerechnet, als finge mein Leben erst morgen an, indessen bin ich am Ende.

 

13. Februar. Die Möglichkeit, aus voller Brust zu dienen.

 

14. Februar. Die Macht des Behagens über mich, meine Ohnmacht ohne das Behagen. Ich kenne niemanden, bei dem beide so groß wären. Infolgedessen ist alles, was ich baue, luftig, ohne Bestand, das Stubenmädchen, das mir früh das warme Wasser zu bringen vergißt, wirft meine Welt um. Dabei verfolgt mich das Behagen seit jeher und hat mir nicht nur die Kraft genommen, anderes zu ertragen, aber auch jene, das Behagen selbst zu schaffen, es schafft sich um mich von selbst oder ich erreiche es durch Betteln, Weinen, Verzicht auf Wichtigeres.

 

15. Februar. Ein wenig Gesang unter mir, ein wenig Türenschlagen auf dem Gang, und alles ist verloren.

 

16. Februar. Die Geschichte von der Gletscherspalte.

 

18. Februar. Theaterdirektor, der alles von Grund auf selbst schaffen muß, sogar die Schauspieler muß er erst zeugen. Ein Besucher wird nicht vorgelassen, der Direktor ist mit wichtigen Theaterarbeiten beschäftigt. Was ist es? Er wechselt die Windeln eines künftigen Schauspielers.

 

19. Februar. Hoffnungen?

 

20. Februar. Unmerkliches Leben. Merkliches Mißlingen.

 

25. Februar. Ein Brief.

 

26. Februar. Ich gebe es zu – wem gebe ich es zu? dem Brief? –, daß es in mir Möglichkeiten gibt, nahe Möglichkeiten, die ich noch nicht kenne; aber nur den Weg zu ihnen finden und, wenn ich ihn gefunden habe, wagen! Dieses bedeutet sehr viel: es gibt Möglichkeiten, es bedeutet sogar, daß aus einem Schuft ein ehrenhafter Mensch werden kann, ein in Ehrenhaftigkeit glücklicher Mensch.

Deine Halbschlafphantasien in letzter Zeit.

 

27. Februar. Ein schlechter Nachmittagsschlaf, alles verändert, die Not wieder an den Leib gerückt.

 

28. Februar. Blick auf den Turm und den blauen Himmel. Ruhend.

1. März. ›Richard III.‹ Ohnmacht.

 

5. März. Drei Tage im Bett. Kleine Gesellschaft vor dem Bett. Umschwung. Flucht. Vollständige Niederlage. Immer die in Zimmern eingesperrte Weltgeschichte.

 

6. März. Neuer Ernst und Müdigkeit.

 

7. März. Gestern der schlimmste Abend, so als sei alles zu Ende.

 

9. März. Das war aber nur Müdigkeit, heute aber neuer, den Schweiß aus der Stirn treibender Angriff. Wie wäre es, wenn man an sich selbst erstickte? Wenn durch drängende Selbstbeobachtung die Öffnung, durch die man sich in die Welt ergießt, zu klein oder ganz geschlossen würde? Weit bin ich zu Zeiten davon nicht. Ein rücklaufender Fluß. Das geschieht zum großen Teil schon seit langem.

Das Pferd des Angreifers zum eigenen Ritt benützen. Einzige Möglichkeit. Aber was für Kräfte und Geschicklichkeiten verlangt das! Und wie spät ist es schon!

Buschleben. Eifersucht auf die glückliche, unerschöpfliche und doch sichtbar aus Not (nicht anders als ich) arbeitende, aber immer alle Forderungen des Gegners erfüllende Natur. Und so leicht, so musikalisch.

Früher, wenn ich einen Schmerz hatte und er verging, war ich glücklich, jetzt bin ich nur erleichtert, habe aber das bittere Gefühl: »wieder nur gesund, nicht mehr«.

Irgendwo wartet die Hilfe, und die Treiber lenken mich hin.

 

13. März. Das reine Gefühl und die Klarheit über seine Gründe. Der Anblick der Kinder, besonders eines Mädchens (aufrechter Gang, kurze schwarze Haare) und eines anderen (blond, unbestimmte Züge, unbestimmtes Lächeln), die aufmunternde Musik, der Marschtritt. Das Gefühl eines, der in Not ist, und es kommt Hilfe, der sich aber nicht freut, weil er gerettet wird – er wird gar nicht gerettet –, sondern weil neue junge Menschen kommen, zuversichtlich, bereit, den Kampf aufzunehmen, zwar unwissend hinsichtlich dessen, was bevorsteht, aber in einer Unwissenheit, die den Zuschauenden nicht hoffnungslos macht, sondern ihn zur Bewunderung, zur Freude, zu Tränen bringt. Auch der Haß gegen den, dem der Kampf gilt, mischt sich ein (aber wenig jüdisches Gefühl, wie ich glaube).

 

15. März. Einwände genommen aus dem Werk: Popularisierung, und zwar mit Lust – und Zauberei. Wie er an den Gefahren vorbeikommt (Blüher).Beginn der Polemik mit Hans Blühers Buch ›Secessio Judaica‹. – Hier wirft Kafka Blüher gerade jene Fehler vor, die Blüher an jüdischen Büchern zu finden behauptet.

Sich flüchten in ein erobertes Land und bald es unerträglich finden, denn man kann sich nirgendhin flüchten.

Noch nicht geboren und schon gezwungen zu sein, auf den Gassen herumzugehn und mit Menschen zu sprechen.

 

20. März. Die Abendessensunterhaltung über Mörder und Hinrichtung. Unbekannt jede Angst in der ruhig atmenden Brust. Unbekannt der Unterschied zwischen vollbrachtem und geplantem Mord.

 

22. März. Nachmittag. Traum vom Geschwür an der Wange. Die fortwährend zitternde Grenze zwischen dem gewöhnlichen Leben und dem scheinbar wirklicheren Schrecken.

 

24. März. Wie es lauert! Auf dem Weg zum Arzt zum Beispiel, so häufig dort.

 

29. März. Im Strom.

 

4. April. Wie weit ist der Weg von der inneren Not etwa zu einer Szene wie der im Hof, und wie kurz ist der Rückweg. Und da man nun in der Heimat ist, kann man nicht mehr fort.

 

6. April. Schon seit zwei Tagen geahnt, gestern ein Ausbruch, weitere Verfolgung, große Kraft des Feindes. Einer der Anlässe: Gespräch mit der Mutter, Scherze über die Zukunft. – Geplanter Brief an Milena.

Die drei Erinnyen. Flucht in den Hain. Milena.

 

7. April. Die zwei Bilder und die zwei Terrakotten in der Ausstellung.

Märchenprinzessin (Kubin), nackt auf dem Diwan, blickt durch das offene Fenster, stark hereindringende Landschaft, in ihrer Art freie Luft wie auf dem Bild von Schwind.

Nacktes Mädchen (Bruder),Bruder ist hier der Name eines der ausstellenden Maler. deutschböhmisch, in ihrer jedem andern unzugänglichen Grazie treu von einem Liebenden erfaßt, edel, überzeugend, verführend.

Pietsch: Sitzendes Bauernmädchen, ein Fuß unten, genießerisch ruhend, im Knöchel gekrümmt; stehendes Mädchen, rechter Arm umschließt über dem Bauch den Leib, linke Hand stützt unter dem Kinn den Kopf, plattnasiges, einfältig-tiefsinniges, einmaliges Gesicht.

Brief von Storm.

 

10. April. Die fünf Leitsätze zur Hölle (genetische Aufeinanderfolge):

1. »Hinter dem Fenster ist das Schlimmste.« Alles andere ist engelhaft, entweder ausdrücklich oder bei Nichtbeachtung (der häufigere Fall) schweigend zugegeben.

2. »Du mußt jedes Mädchen besitzen!« nicht donjuanmäßig, sondern nach dem Teufelswort »sexuelle Etikette«.

3. »Dieses Mädchen darfst du nicht besitzen!« und kannst es daher auch nicht. Himmlische Fata Morgana in der Hölle.

4. »Alles ist nur Notdurft«; da du sie hast, gib dich zufrieden.

5. »Notdurft ist alles.« Wie könntest du alles haben? Infolgedessen hast du nicht einmal die Notdurft.

Als Junge war ich (und wäre es sehr lange geblieben, wenn ich nicht mit Gewalt auf sexuelle Dinge gestoßen worden wäre) hinsichtlich sexueller Angelegenheiten so unschuldig und uninteressiert wie heute etwa hinsichtlich der Relativitätstheorie. Nur Kleinigkeiten (aber auch die erst nach genauer Belehrung) fielen mir auf, etwa, daß gerade die Frauen, die mir auf der Gasse die schönsten und schönstangezogenen schienen, schlecht sein sollten.

Ewige Jugend ist unmöglich; selbst wenn kein anderes Hindernis wäre, die Selbstbeobachtung machte sie unmöglich.

13. April. Maxens Leid. Vormittag in seinem Bureau.

Nachmittag vor der Teinkirche (Ostersonntag).

Junges kleines Mädchen, achtzehn Jahre, Nase, Kopfform, blond, im Profil flüchtig gesehn, kam aus der Kirche.

 

16. April. Maxens Leid. Spaziergang mit ihm. Dienstag fährt er fort.

 

27. April. Gestern Makkabimädchen in der ›Selbstwehr‹-Redaktion, telephoniert: »Přišla jsem ti pomoct.«Makkabimädchen. Makkabi, hier der Name zionistischer Sportvereine. ›Selbstwehr‹ hieß das Prager zionistische Wochenblatt. Der tschechische Satz bedeutet: »Ich kam, um dir zu helfen.« Reine herzliche Stimme und Sprache.

Kurz darauf M. die Tür geöffnet.

 

8. Mai. Arbeit mit dem Pflug. Er bohrt sich tief ein und fährt doch leicht. Oder er ritzt nur den Boden. Oder er fährt leer mit hochgezogener nichtiger Pflugschar, mit ihr oder ohne sie, es ist gleichgültig.

Die Arbeit schließt sich, wie sich eine ungeheilte Wunde schließen kann.

Heißt es ein Gespräch fuhren, wenn der andere schweigt und man, um den Schein des Gesprächs aufrechtzuerhalten, ihn zu ersetzen sucht, also nachahmt, also parodiert, also sich selbst parodiert.

M. hier gewesen, kommt nicht mehr, wahrscheinlich klug und wahr, und es gibt doch vielleicht eine Möglichkeit, deren geschlossene Tür wir beide bewachen, daß sie sich nicht öffne, oder vielmehr, daß wir sie nicht öffnen, denn allein öffnet sie sich nicht.

 

12. Mai. ›Maggid.‹›Der große Maggid‹ (Prediger), Titel eines Buches von Martin Buber über den chassidischen Rabbi Dow Bär von Mesritsch, einen Jünger des Baalschem. Auf dieses Buch bezieht sich auch die erste Eintragung vom 12. Mai. Die ununterbrochene Mannigfaltigkeit und mitten darin einmal der rührende Anblick einer augenblicksweise nachlassenden Variationskraft.

Aus ›Pilger Kamanita‹, aus den Veden: »Gleichwie, o Teuerer, ein Mann, den sie aus dem Lande der Gandharer mit verbundenen Augen hergeführt und dann in die Einöde losgelassen haben, nach Osten oder nach Norden oder nach Süden verschlagen wird, weil er mit verbundenen Augen hergeführt und mit verbundenen Augen losgelassen worden war; aber nachdem ihm jemand die Binde abgenommen und zu ihm gesprochen: ›Dort hinaus wohnen die Gandharer, dort hinaus gehe‹, von Dorf zu Dorf sich weiterfragend, belehrt und verständig zu den Gandharern heimgelangt: also auch ist ein Mann, der hienieden einen Lehrer gefunden hat, sich bewußt: diesem Welttreiben werde ich nur so lange angehören, bis ich erlöst sein werde, und dann werde ich heimgehen.«Das Zitat stammt aus dem Legendenroman ›Der Pilger Kamanita‹ von Karl Gjellerup.

Ebendort. »Ein solcher, solange er im Leibe ist, sehen ihn die Menschen und Götter, nachdem aber sein Leib im Tode zerfallen ist, sehen ihn die Menschen und Götter nicht mehr. Und auch die Natur, die alles Erspähende, sieht ihn nicht mehr: geblendet hat er das Auge der Natur, entschwunden ist er der Bösen.«

 

19. Mai. Zu zweit fühlt er sich verlassener als allein. Ist er mit jemandem zu zweit, greift dieser zweite nach ihm, und er ist ihm hilflos ausgeliefert. Ist er allein, greift zwar die ganze Menschheit nach ihm, aber die unzähligen ausgestreckten Arme verfangen sich ineinander und niemand erreicht ihn.

 

20. Mai. Die Freimaurer auf dem Altstädter Ring. Die mögliche Wahrheit jeder Rede und Lehre.

Das kleine, schmutzige, bloßfüßige laufende Mädchen im Hemdkleidchen mit wehendem Haar.

 

23. Mai. Unrichtig, über jemanden zu sagen: er hatte es leicht, er hat wenig gelitten; richtiger: er war so, daß ihm nichts geschehen konnte; am richtigsten: er hat alles durchlitten, aber alles in einem gemeinsamen einzigen Augenblick, wie hätte ihm etwas noch geschehen können, da die Variationen des Leides in Wirklichkeit oder durch sein Machtwort vollständig erschöpft waren. (Zwei alte Engländerinnen bei Taine.)

 

5. Juni. Begräbnis Myslbecks.Myslbeck war ein bedeutender tschechischer Bildhauer.

Talent für »Flickarbeit«.

16. Juni. Bei Besprechung des Buches ist man, ganz abgesehen von den nicht zu überwindenden Schwierigkeiten, welche die denkerische und visionäre Kraft Blühers immer bereitet, auch dadurch in einer schwierigen Lage, daß man merkwürdig leicht, bei jeder Bemerkung fast, in den Verdacht kommt, man wolle die Gedanken dieses Buches ironisch abtun. Man kommt in diesen Verdacht, selbst wenn man wie ich angesichts dieses Buches von nichts weiter entfernt ist als von Ironie. Diese Schwierigkeit der Besprechung hat ein Gegenspiel in einer Schwierigkeit, die wiederum Blüher nicht überwinden kann. Er nennt sich einen Antisemiten ohne Haß, sine ira et studio, und er ist es wirklich, aber er erweckt sehr leicht, fast bei jeder Bemerkung, den Verdacht, daß er ein Judenfeind ist, sei es in glücklichem Haß, sei es in unglücklicher Liebe. Diese Schwierigkeiten stehen wie Naturgegebenheiten einander gegenüber, und es ist notwendig, auf sie aufmerksam zu machen, damit man beim Durchdenken des Buches nicht an diese Irrtümer stößt und sich dadurch von vornherein unfähig macht, weiter zu dringen.

Zahlenmäßig induktiv, erfahrungsgemäß, kann man nach Blüher das Judentum nicht widerlegen, diese Methode des alten Antisemitismus kann gegenüber dem Judentum nicht aufkommen, alle andern Völker kann man so widerlegen, die Juden, das auserwählte Volk, nicht, auf alle Einzelvorwürfe der Antisemiten wird der Jude mit Berechtigung einzelweise antworten können. Blüher gibt einen allerdings sehr flüchtigen Überblick solcher Einzelvorwürfe und ihrer Beantwortung.

Diese Erkenntnis ist, soweit sie die Juden, nicht soweit sie die andern Völker betrifft, tief und wahr. Blüher zieht aus ihr zwei Folgerungen, eine ganze und eine halbe ... [bricht ab]

 

23. Juni. Planá.In Planá an der Luznice war Kafka wieder bei seiner Schwester Ottla zur Erholung. – Die Luschnitz ist ein Nebenfluß der Moldau in Südostböhmen.

 

27. Juli. Die Angriffe. Gestern Abendspaziergang mit dem Hund. Tvrz Sedlec.›Tvrz‹ bedeutet Festung. Die Kirschallee beim Waldausgang, die fast die Heimlichkeit eines Zimmers erzeugt. Rückkehr von Mann und Frau vom Feld. Das Mädchen in der Stalltür des verfallenen Hofes, ist wie im Kampf mit ihren starken Brüsten, unschuldig-aufmerksamer Tierblick. Der Mann mit Brille, der den Karren mit der schweren Futterlast führt, ältlich, ein wenig verwachsen, trotzdem infolge der Anspannung sehr aufrecht, hohe Stiefel, die Frau mit Sichel, nebenan und hinterher.

 

26. September. Zwei Monate nichts eingetragen. Mit Unterbrechungen gute Zeit, verdanke sie Ottla. Seit ein paar Tagen wieder Zusammenbruch. An seinem ersten Tag eine Art Entdeckung im Wald gemacht.

 

14. November. Abend immer 37.6, 37.7. Sitze beim Schreibtisch, bringe nichts zuwege, komme kaum auf die Gasse. Trotzdem Tartufferie, über die Krankheit zu klagen.

 

18. Dezember. Die ganze Zeit über im Bett. Gestern ›Entweder-Oder‹.Von Kierkegaard.


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