Franz Kafka
Tagebücher 1910–1923
Franz Kafka

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1920

6. Januar. Alles, was er tut, kommt ihm außerordentlich neu vor. Hätte es nicht die Frische des Lebens, so wäre es dem Selbstwert nach, das weiß er, unvermeidlich etwas aus dem alten Höllensumpf. Aber diese Frische täuscht ihn, läßt es ihn vergessen oder leichtnehmen, oder zwar durchschauen, aber schmerzlos. Es ist doch heute unzweifelhaft dieser, der heutige Tag, an dem der Fortschritt sich aufmacht, weiter fortzuschreiten.

 

9. Januar. Aberglaube und Grundsatz und Ermöglichung des Lebens:

Durch den Himmel der Laster wird die Hölle der Tugend erworben. So leicht? So schmutzig? So unmöglich? Aberglaube ist einfach.

Ein segmentartiges Stück ist ihm aus dem Hinterkopf herausgeschnitten. Mit der Sonne schaut die ganze Welt hinein. Ihn macht es nervös, es lenkt ihn von der Arbeit ab, auch ärgert er sich, daß gerade er von dem Schauspiel ausgeschlossen sein soll.

Es ist keine Widerlegung der Vorahnung einer endgültigen Befreiung, wenn am nächsten Tag die Gefangenschaft noch unverändert bleibt oder gar sich verschärft oder, selbst wenn ausdrücklich erklärt wird, daß sie niemals aufhören soll. Alles das kann vielmehr notwendige Voraussetzung der endgültigen BefreiungDas zwölfte Heft der Tagebücher, das hier schließt, besteht nur aus einigen lose im Umschlag liegenden Blättern. Hier ist vom Autor viel herausgerissen und vernichtet worden. sein.


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