Henrik Ibsen
Gedichte
Henrik Ibsen

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Örnulfs Drapa

Sinn, den Trauer trübte,
Fremd ist ihm die Freude;
Traf den Sänger Sorge,
Tönt sein Lied vom Leide.

Des Gesanges Segen
Gab der Gott mir Brage, –
Künde meinen Kummer,
Klinge drum, o Klage!

Grausam ward der Norne
Groll ob mir entladen;
Glück und Glanz verglommen
Über Örnulfs Pfaden.

Sieben Söhne waren
Mir von Gott gegeben;
Gramvoll geht der Greis nun,
Liebeleer durchs Leben.

Sieben Söhne sah ich
Schön um mich sich scharen,
Schutz und Schirm dem Wiking
Mit den weißen Haaren.

Tot sind nun die Tapfern!
Wehr und Wall zerfallen!
Einsam irrt der Alte,
Öd' sind Haus und Hallen!

Thorolf, mir so teuer,
Letzter von den Lieben! –
Wollt' das Weh verwinden,
Wärst mir du geblieben!

Lieb wie Lenzeslächeln,
Wonne war dein Wesen;
Wuchsest hold und herrlich
Als ein Held erlesen!

Tobend tief im Innern
Wächst das Weh, das wilde,
Das die alte Brust mir
Zwängt wie zwischen Schilde.

Neidisch nahm die Norne
All mein Eigen wieder,
Schüttete der Schmerzen
Schale auf mich nieder.

Wehrlos bin ich worden;
Hätt' ich Götterstärke:
Rastlos sänn' ich Rache
Für der Norne Werke!

Die den Todesstreich mir
Tief ins Herz versetzte,
Die mir ruchlos raubte,
Alles – auch das Letzte!

Ist für Örnulf alles
Nun in Nacht versunken?
Nein, es hat der Sänger
Suttungs Met getrunken!

Meine Söhne sanken;
Doch mit Dichtermunde
Geb' von meinem Leide
Laut im Lied ich Kunde!

Lind auf meine Lippen
Legt' ein Gott mir Töne, –
Kling' hinaus, o Klage,
Übers Grab der Söhne!

Heil euch, Helden! Ruhmreich
Reitet auf vom Grabe! –
Erdenweh und -wunden
Heilt die Göttergabe!


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