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Der Rittersaal. Es ist noch immer Nacht. Der Raum ist nur schwach durch einen Armleuchter erhellt, der auf einem Tische rechts im Vordergrund steht.
Inger sitzt, in Gedanken vertieft, am Tisch.
Inger nach einer Pause. Die Klügste im Lande nennen sie mich, und ich glaube, ich bin es auch. Die Klügste –. Aber niemand weiß, warum ich die Klügste bin. Mehr als zehn Jahre hab' ich gekämpft für meines Kindes Heil. Das ist der Schlüssel zum Rätsel, – das gibt dem Schädel Witz! – Witz? – Wo ist heut meine Klugheit hin? Wo nur hab' ich meine Umsicht? Es klingt und rauscht mir vor den Ohren. Ich sehe Gestalten vor mir, so leibhaftig, daß ich sie greifen könnte. – Sie springt auf. – Mein Herr Jesus, – was ist das? Bin ich nicht mehr meiner Sinne Herr? Sollte es dahin kommen, daß ich –? Sie preßt die Hände um das Haupt zusammen; dann setzt sie sich wieder und sagt ruhiger: O, es ist nichts. Es geht vorüber. Es hat keine Not, – es geht vorüber. – – Wie friedlich es im Saal ist diese Nacht! Ahnen und Gesippen sehen mich nicht drohend an; ich brauche ihre Bilder nicht mehr gegen die Wand zu hängen. Sie steht wieder auf. Ja, gut war es, daß ich mich endlich ermannt habe. Wir werden siegen, – und dann stehe ich am Ziel. Ich werde mein Kind wieder bekommen. Sie nimmt das Licht, um zu gehen, hält aber inne und sagt vor sich hin: Am Ziel? Am Ziel? Ihn wieder zu bekommen! Nur das, – und sonst nichts? – Sie stellt den Leuchter auf den Tisch zurück. – Jenes flüchtige Wort, das Nils Lykke so von ungefähr hingeworfen hat. – Wie konnte er meinen ungeborenen Gedanken erraten? – Leiser. – Königsmutter . . . Königsmutter, sagte er. – Und warum nicht? Haben nicht meine Vorfahren als Könige gewaltet, wenn sie auch nicht den Königsnamen trugen? Hat nicht mein Sohn dieselben Ansprüche auf die Vorrechte der Sture wie jener andre? In Gottes Augen hat er sie, – wenn noch Gerechtigkeit im Himmel ist. – Und diese Rechte hab' ich in der Stunde der Not ihm verwirkt! Mit verschwenderischer Hand habe ich sie weggeschenkt als Lösegeld für meines Kindes Freiheit. – Ob man sie nicht jetzt zurückgewinnen könnte? – Würde der Himmel zürnen, wenn ich –? Werde ich neue Bedrängnis über mich heraufbeschwören, falls ich –? – Wer weiß, – wer weiß! Es ist wohl das Sicherste, zu verzichten. Sie ergreift den Leuchter wieder. Ich werde ja mein Kind wieder haben. Das muß mir genug sein. Jetzt will ich die Ruhe suchen. All die verwegenen Gedanken, – die will ich verschlafen, verschlafen. Sie geht nach dem Hintergrund, bleibt aber noch einmal stehen und sagt grübelnd: Königsmutter!
Langsam ab links durch den Hintergrund.
Nach einer kurzen Pause kommen Nils Lykke und Eline lautlos durch die erste Tür links. Nils Lykke hat eine kleine Laterne in der Hand.
Nils Lykke leuchtet spähend umher und flüstert. Alles ist still. Ich muß fort.
Eline. O, so laß mich noch ein einzig Mal Dir in die Augen sehen, ehe Du mich verläßt,
Nils Lykke umarmt sie. Eline!
Eline nach kurzer Pause. Kommst Du nie mehr nach Oestrot?
Nils Lykke. Wie kannst Du daran zweifeln? Bist Du nicht jetzt meine treulich Verlobte? – Doch wirst auch Du mir treu sein, Eline? Wirst Du mich nicht vergessen, bis wir uns wiedersehen?
Eline. Ob ich Dir treu sein will? Habe ich denn noch einen Willen? Könnte ich Dir untreu werden, selbst wenn ich wollte? – Du kamst zur Nachtzeit. Du pochtest an meine Tür – und ich ließ Dich ein. Du sprachst zu mir. Was hast Du gesprochen? Du blicktest mir fest ins Auge. Was für eine geheimnisvolle Macht war es, die mich betörte und einfing wie in einem Zaubernetz? Sie birgt rasch ihr Gesicht an seine Schulter. Sieh mich nicht an, Nils Lykke! Du darfst mich nicht ansehen nach – – Treu, sagst Du? Du hast mich ja. Ich bin ja Dein; – muß es sein – in alle Ewigkeit.
Nils Lykke. Nun, bei meiner Ritterehre, so sollst Du auch, eh' dies Jahr zu Ende geht, als Hausfrau schalten auf der Burg meiner Väter!
Eline. Keine Gelübde, Nils Lykke! Schwör mir nichts.
Nils Lykke. Was ist Dir? Weshalb schüttelst Du so wehmütig das Haupt?
Eline. Weil ich weiß, daß Du die süßen Worte, die meinen Sinn betörten, vor mir schon gar vielen zugeflüstert hast. Nein, nein, sei nicht böse, Du Geliebter! Ich mache Dir nicht Vorwürfe, wie ich damals getan habe, als ich Dich noch nicht kannte. Nun weiß ich ja, wie hoch Du über allen andern stehst. Wie kann Liebe Dir anderes sein als ein Spiel, und das Weib anderes als ein Spielzeug?
Nils Lykke. Eline – hör' mich an!
Eline. Unter dem Klange Deines Namens bin ich aufgewachsen. Ich haßte diesen Namen, weil mich dünkte, alle Frauen würden gekränkt durch Dein Betragen. Und doch – wie wunderlich, – wenn ich im Traume mein eignes künftiges Leben mir aufbaute, da warst immer Du mein Held, ohne daß ich selbst es wußte. Jetzt versteh' ich, was ich damals nicht verstanden habe, – jenes ahnungssüße, geheimnisvolle Sehnen nach Dir, Du Einziger, – nach Dir, der einst kommen sollte, um mir des Lebens ganze Herrlichkeit zu deuten.
Nils Lykke beiseite, indem er die Laterne auf den Tisch hinstellt. Was ist denn mit mir geschehen? Diese berückende, unwiderstehliche Macht –. Ist das Liebesgefühl, so habe ich es nicht gekannt vor dieser Stunde. – Vielleicht ist es noch nicht zu spät für mich. – Ah, mit Lucia – das Entsetzliche! Er sinkt auf einen Stuhl.
Eline. Was ist das? Dieser schwere Seufzer –
Nils Lykke. O, nichts, nichts! – – Eline, – jetzt will ich Dir ehrlich beichten. Ich habe oft mit Worten und Blicken betrogen und gar vielen schon gesagt, was ich in dieser Nacht Dir zugeflüstert habe. Aber glaube mir –
Eline. Still! Nichts mehr davon! Meine Liebe ist ja kein Entgelt für das, was Du mir schenkst. O nein, ich liebe Dich, weil jeder Deiner Blicke ein Königsgebot ist, das mir so gebietet. – Sie legt sich zu seinen Füßen. – O laß mich dieses Königsgebot noch einmal tief in meine Seele prägen, weiß ich gleich, daß es für Zeit und Ewigkeit hier eingegraben steht! – – Du guter Gott, – wie bin ich blind gewesen gegen mich selbst! Noch heut abend sagte ich zu meiner Mutter: »Soll ich leben, dann muß ich meinen Stolz mir bewahren.« Was ist denn mein Stolz? Meine Landsleute frei, mein Haus geehrt zu wissen über die Lande und Reiche hin? O nein, nein! Meine Liebe ist mein Stolz. Das Hündlein ist stolz, wenn es zu seines Herrn Füßen liegen und Brosamen von seiner Hand haschen darf. So bin auch ich stolz, solange ich zu Deinen Füßen sitzen darf, während Deine Worte und Deine Blicke mich mit dem Brot des Lebens nähren. Sieh, deshalb sag' ich zu Dir, wie ich vorhin sagte zu meiner Mutter: »Soll ich leben, so muß ich mir meine Liebe bewahren«; denn darin liegt mein Stolz, jetzt und für alle Zeit.
Nils Lykke zieht sie auf seinen Schoß. Nein, nein, – nicht zu meinen Füßen, an meiner Seite ist Dein Platz, – und da soll er bleiben, wie hoch das Schicksal mich auch stellen mag. Ja, Eline, – Du hast mich auf einen bessern Weg gebracht; und ist es mir einst gegönnt, durch eine große Tat zu sühnen, was ich in meiner wilden Jugend verbrochen habe, so gebühren Ruhm und Ehre Dir!
Eline. O, Du sprichst, als wär' ich noch jene Eline, die gestern Abend den Blumenstrauß Dir vor die Füße schleuderte. – In meinen Büchern habe ich von dem bunten Leben in fernen Landen gelesen. Unter Hörnerklang zieht der Ritter, den Falken auf der Hand, hinaus in den grünen Wald. So ziehst auch Du durchs Leben; – Dein Name klingt Dir voran, wohin Du ziehst. – Alles, was ich von dieser Herrlichkeit begehre, ist, der Falke an Deinem Arm zu sein. Wie er war auch ich blind für Licht und Leben, bis Du die Binde von meinen Augen nahmst und mich emporfliegen ließest, hoch über die grünen Wipfel hin. Aber glaube mir, – wie keck ich auch meine Schwingen dehne, ich kehre doch stets wieder zurück zu meinem Käfig.
Nils Lykke steht auf. So biet' auch ich der Vergangenheit Trotz! Sieh her; – nimm diesen Ring und sei mein vor Gott und den Menschen, – mein – ob auch die Toten unruhige Träume darüber haben sollten.
Eline. Du machst mir angst. Was ist –?
Nils Lykke. Es ist nichts. Komm, laß mich den Ring an Deinen Finger stecken – So! – Nun hab' ich Dich mir anverlobt.
Eline. Ich Nils Lykkes Braut! Mir scheint's ein Traum, alles, was in dieser Nacht geschehen ist. Doch welch ein schöner Traum! Mir ist so leicht ums Herz; nicht Bitterkeit noch Haß sind mehr in meinem Sinn. Ich will all mein Unrecht wieder gut machen. Ich bin lieblos gegen meine Mutter gewesen. Morgen gehe ich zu ihr – sie muß mir verzeihn, was ich gefehlt habe.
Nils Lykke. Und unserm Bunde ihre Zustimmung geben.
Eline. Das wird sie. O, ich glaube es gewiß. Meine Mutter ist gut. Alle Menschen sind gut. Ich hege gegen keinen mehr Groll – nur gegen einen.
Nils Lykke. Nur gegen einen?
Eline. Ach, das ist eine traurige Geschichte. Ich hatte eine Schwester –
Nils Lykke. Lucia?
Eline. Hast Du Lucia gekannt?
Nils Lykke. Nein, nein, nur ihren Namen hab' ich gehört.
Eline. Auch sie gab ihr Herz einem Ritter. Er betrog sie – nun ist sie im Himmel.
Nils Lykke. Und Du –?
Eline. Ich hasse ihn.
Nils Lykke. Hass' ihn nicht! Kennst Du Barmherzigkeit, so vergib ihm, was er gesündigt hat. Glaub' mir, er trägt die Strafe in seiner eigenen Brust.
Eline. Ihm vergeb' ich niemals! Ich kann nicht, wenn ich auch wollte. Zu heilig ist der Eid, den ich geschworen habe – – Sie lauscht. Still! Kannst Du hören?
Nils Lykke. Was? Wo?
Eline. Draußen, weit weg. Viele Männer reiten auf der Landstraße.
Nils Lykke. Ha, das sind sie! Und ich, ich vergaß –! Sie kommen herüber. Dann ist Gefahr im Verzuge. Ich muß fort!
Eline. Aber wohin? O Nils Lykke, was verhehlst Du –?
Nils Lykke. Morgen, Eline –. Denn, bei Gott! – dann komme ich wieder. Schnell, nur schnell – wo ist der geheime Weg, von dem Du gesprochen hast?
Eline. Durch die Totengruft. – Sieh, – hier ist die Falltür –
Nils Lykke. Die Totengruft! Für sich. Gleichviel! Gerettet muß er werden.
Eline am Fenster. Die Reiter sind gleich vor dem Tor –
Sie reicht ihm die Laterne.
Nils Lykke. Nun wohlan! Er beginnt hinabzusteigen.
Eline. Geh die Gruft entlang bis zu dem Sarge mit dem Totenkopf und dem schwarzen Kreuz. Das ist Lucias –
Nils Lykke steigt rasch wieder herauf und schlägt die Falltür zu. Lucias? Pfui –!
Eline. Was sagst Du?
Nils Lykke. O nichts. Der Leichengeruch hat mich schwindlig gemacht.
Eline. Horch! Jetzt klopfen sie ans Tor.
Nils Lykke läßt die Laterne fallen. Ah, es ist zu spät –!
Björn kommt eilig mit einem Licht in der Hand von rechts.
Eline ihm entgegen. Was gibt's, Björn? Was gibt's?
Björn. Ein Überfall! Graf Sture –
Eline. Graf Sture? Was ist mit ihm?
Nils Lykke. Haben sie ihn erschlagen?
Björn zu Eline. Wo ist Eure Mutter?
Zwei Knechte von rechts hereinstürzend. Frau Inger! Frau Inger!
Inger kommt mit einem Armleuchter in der Hand aus der zweiten Tür links und sagt schnell: Ich weiß alles. Hinunter in den Burghof mit Euch! Haltet das Tor offen für unsre Freunde, aber verschlossen für jeden andern!
Sie stellt den Leuchter auf den Tisch links. Björn und die zwei Knechte ab nach rechts.
Inger zu Nils Lykke. Das also war die Schlinge, Herr Reichsrat?
Nils Lykke. Inger Gyldenlöve, glaubt mir –!
Inger. Ein Hinterhalt, – um ihn abzufangen, sobald Ihr jene Zusage hattet, die mich vernichten kann.
Nils Lykke, indem er das Papier hervorzieht und in Stücke reißt. Da ist Eure Zusage. Ich behalte nichts, das gegen Euch zeugen könnte.
Inger. Was tut Ihr?
Nils Lykke. Ich beschirme Euch von dieser Stunde an. Habe ich mich an Euch versündigt, – nun, beim Himmel, so will ich versuchen, mein Vergehen wieder gut zu machen. Aber hinaus muß ich, und wenn ich mich durchs Tor hindurch hauen müßte! – Eline, – sag' Deiner Mutter alles! Und Ihr, Frau Inger, laßt unsre Abrechnung vergessen sein. Seid hochherzig und – verschwiegen! Glaubt mir, Ihr werdet mir Dank wissen, noch ehe der Tag graut.
Er geht eilig durch die zweite Tür rechts ab.
Inger sieht ihm triumphierend nach. Recht so! Ich verstehe ihn! Sie wendet sich zu Eline. Nils Lykke –? Nun –?
Eline. Er hat an meine Tür gepocht und diesen Ring an meinen Finger gesteckt.
Inger. Und hat Dich lieb von Herzen?
Eline. Das hat er gesagt, und ich glaube ihm.
Inger. Klug gehandelt, Eline! Haha! Mein Herr Ritter, nun fang' ich an!
Eline. Mutter, – Ihr seid so sonderbar. O ja, ich verstehe wohl, – meine lieblosen Worte haben Euch erzürnt.
Inger. Gewiß nicht, liebe Eline! Du bist eine gehorsame Tochter. Du hast ihn hineingelassen; Du hast auf seine schönen Worte gehört. Ich verstehe vollauf, was es Dich gekostet hat – denn ich kenne ja Deinen Haß.
Eline. Aber, meine Mutter –!
Inger. Still! Wir sind uns in unsern Plänen begegnet. Wie hast Du es angefangen, mein kluges Kind? Ich sah ihn strahlen vor Liebe. Halt' ihn nun fest! Zieh' das Garn enger und enger um ihn, und dann –. Ah, Eline, wenn wir ihm sein teuflisches Herz in der Brust zerfleischen könnten!
Eline. Weh' mir! Was sagt Ihr da?
Inger. Laß den Mut nicht sinken. Hör' mich. Ich weiß das Wort, das Dich aufrecht erhalten wird. – So wisse denn – Lauschend. Jetzt kämpfen sie draußen vor dem Tor. Besonnenheit! Bald gilt es – Sie wendet sich wieder zu Eline. Wisse denn, Nils Lykke war's, der Deine Schwester unter die Erde gebracht hat.
Eline aufschreiend. Lucia!
Inger. Er war's, so gewiß ein Rächer über uns ist!
Eline. Dann steh' mir der Himmel bei!
Inger entsetzt. Eline –?
Eline. Ich bin die Seine vor Gott.
Inger. Unglückliches Kind, – was hast Du getan!
Eline mit dumpfer Stimme. Verwirkt den Frieden meines Herzens. – Gute Nacht, Mutter!
Inger. Hahaha! – Es geht bergab mit Inger Gyldenlöves Geschlecht. Sie war die letzte von meinen Töchtern. – Warum konnt' ich nicht schweigen? Hätte sie nichts gewußt, sie wäre vielleicht glücklich geworden – in einer Weise. – Es mußte so sein. In den Sternen dort oben steht es geschrieben, ich soll einen grünen Zweig nach dem andern brechen, bis der Stamm entlaubt dasteht. – Dahin denn! Dahin! Jetzt kehrt mir der Sohn zurück. An die andern, an meine Töchter will ich nicht denken. – Rechenschaft? Rechenschaft ablegen? – Ah, das kommt erst am großen Tage des Gerichts –. Es währt noch lange, bis der da ist.
Nils Stenssön ruft draußen rechts. Hei, – schlag' das Tor zu!
Inger. Graf Stures Stimme –!
Nils Stenssön waffenlos, mit zerrissenen Kleidern, kommt aus der zweiten Tür rechts hereingestürzt und ruft mit verzweifeltem Lachen: Ein frohes Wiedersehen, das, Inger Gyldenlöve!
Inger. Was habt Ihr verloren?
Nils Stenssön. Mein Reich und mein Leben!
Inger. Und die Bauern? Meine Knechte – wo habt Ihr sie?
Nils Stenssön. Die Äser werdet Ihr längs der Landstraße finden. Wer das übrige genommen hat, das kann ich Euch nicht sagen.
Olaf Skaktavl draußen rechts. Graf Sture! Wo seid Ihr?
Nils Stenssön. Hier, hier!
Olaf Skaktavl kommt, die rechte Hand verbunden.
Inger. Ach, Olaf Skaktavl, auch Ihr –!
Olaf. Es war unmöglich, durchzukommen.
Inger. Ihr seid verwundet, wie ich sehe?
Olaf. Ich hab' einen Finger weniger; das ist das ganze.
Nils Stenssön. Wo sind die Schweden?
Olaf. Uns auf den Fersen. Sie stürmen das Tor –
Nils Stenssön. O Jesus! – Aber nein, nein! Ich kann nicht, – ich will nicht sterben!
Olaf. Ein Versteck, Frau Inger! Ist kein Winkel hier, wo wir ihn verbergen können?
Inger. Und wenn sie den Hof durchsuchen –?
Nils Stenssön. Ja, ja, dann werden sie mich finden und fortschleppen in den Kerker oder zum Galgen –! O nein, Inger Gyldenlöve, – ich weiß gewiß, – das würdet Ihr nicht überstehen.
Olaf lauschend. Nun ist das Schloß geborsten.
Inger am Fenster. Viele Menschen stürmen in den Torweg!
Nils Stenssön. Und jetzt mein Leben zu lassen, – jetzt, da es erst beginnen sollte, jetzt, da ich kaum erfahren habe, daß ich für etwas zu leben habe! Nein, nein, nein! Haltet mich nicht für feig, Inger Gyldenlöve! Wenn mir nur noch so viele Lebenstage vergönnt wären, daß ich –
Inger. Ich höre sie schon unten in der Burgstube. Bestimmt zu Olaf Skaktavl. Er muß gerettet werden – was es auch koste!
Nils Stenssön ergreift ihre Hand. O, das wußt' ich wohl; – Ihr seid edel und gut!
Olaf. Aber wie? Wenn wir ihn nicht verbergen können –
Nils Stenssön. Ah, ich hab's! Ich hab's! Das Geheimnis –!
Inger. Das Geheimnis?
Nils Stenssön. Ja gewiß; Eures und das meine!
Inger. Gott im Himmel, – Ihr kennt es?
Nils Stenssön. Von Anfang bis zu Ende. Und nun das Leben auf dem Spiele steht –. Wo ist Herr Nils Lykke?
Inger. Geflohen.
Nils Stenssön. Geflohen? Dann steh' Gott mir bei! Denn nur der Ritter kann meine Zunge lösen. – Aber das Leben ist mehr als ein Gelübde wert. Wenn der schwedische Anführer kommt –
Inger. Was dann? Was wollt Ihr tun?
Nils Stenssön. Leben und Freiheit erkaufen – ihm alles offenbaren.
Inger. Nein, nein! – Seid barmherzig!
Nils Stenssön. Es gibt ja keine andre Rettung. Wenn ich ihm erzählt habe, was ich jetzt weiß –
Inger blickt ihn an, mit unterdrückter Bewegung. So seid Ihr gerettet?
Nils Stenssön. Ja, ja! Nils Lykke wird mein Fürsprecher sein. Ihr seht, es ist das äußerste Mittel.
Inger gefaßt und mit Nachdruck. Das äußerste Mittel? Ihr habt recht. – Das äußerste Mittel darf jeder versuchen. Sie deutet nach links. Seht, dadrin könnt Ihr Euch einstweilen verbergen.
Nils Stenssön mit gedämpfter Stimme. Glaubt mir, – Ihr sollt diese Tat nie zu bereuen haben!
Inger halb für sich. Gott gebe, Ihr sagtet die Wahrheit!
Nils Stenssön geht rasch ab durch die zweite Tür links; Olaf Skaktavl will ihm folgen, wird aber von Inger zurückgehalten.
Inger. Habt Ihr verstanden, was er meinte.
Olaf. Der Bube! Er verrät Euer Geheimnis. Er will Euern Sohn opfern, um sich selbst zu retten.
Inger. Wenn es das Leben gilt, sagte er, darf man das äußerste Mittel wagen. – Wohlan denn, Olaf Skaktavl – es geschehe, wie er gesagt hat!
Olaf. Was meint Ihr?
Inger. Leben gegen Leben! Einer von ihnen muß untergehen.
Olaf. Ah, – Ihr wollt –?
Inger. Wenn er dadrin nicht stumm gemacht wird, bevor er den schwedischen Hauptmann sprechen kann, so ist mein Sohn für mich verloren. Wird er dagegen beiseite geschafft, so will ich mit der Zeit alle seine Ansprüche für mein eignes Kind geltend machen. Da sollt Ihr sehen, daß noch Mark in Otto Römers Tochter ist! Verlaßt Euch drauf, – lange sollt Ihr nicht mehr auf die Rache zu warten haben, nach der Ihr zwanzig Jahre gedürstet habt. – Hört Ihr? Sie kommen die Treppe herauf! Olaf Skaktavl, – von Euch hängt es ab, ob ich morgen eine kinderlose Mutter sein soll oder –
Olaf. Es geschehe! Mir ist noch eine rüstige Faust geblieben. Er reicht ihr die Hand. Inger Gyldenlöve, – durch mich soll Euer Name nicht aussterben.
Er geht in das Zimmer zu Nils Stenssön.
Inger bleich und bebend. Darf ich es auch wagen –? Man vernimmt Lärm in dem Zimmer; sie eilt mit einem Schrei auf die Tür zu. – Nein, nein, – es soll nicht geschehen! Man hört drinnen einen dumpfen Fall; sie hält sich die Ohren mit beiden Händen zu und eilt mit Blicken der Verzweiflung wieder zurück. Nach einer Pause nimmt sie vorsichtig die Hände weg, lauscht wieder und spricht leise: Nun ist's vorbei. Alles ist still da drinnen. – Du hast es gesehen, o Gott, – ich bedachte mich! Aber Olaf Skaktavl war zu rasch bei der Hand.
Olaf Skaktavl kehrt stumm in den Saal zurück.
Inger nach einer kleinen Pause, ohne ihn anzublicken. Ist es getan?
Olaf. Seinetwegen könnt Ihr ruhig sein; – er verrät keinen mehr.
Inger wie oben. Er ist also stumm?
Olaf. Den Stahl sechs Zoll tief in der Brust. Ich habe ihn mit meiner linken Hand gefällt.
Inger. Ja, ja, – die Rechte war auch zu gut für so etwas.
Olaf. Das müßt Ihr wissen; – der Gedanke war Euer. – Und nun nach Schweden! Friede mit Euch so lange! Wenn wir uns das nächste Mal sehen auf Oestrot, komm' ich zu zweit!
Ab durch die zweite Tür rechts.
Inger. Blut an meinen Händen. Dahin mußt' es also kommen! – Er kommt mir nachgerade teuer zu stehen.
Björn kommt mit einigen schwedischen Kriegsknechten durch die erste Tür rechts.
Einer der Kriegsknechte. Verzeiht, wenn Ihr die Herrin des Hauses seid –
Inger. Sucht Ihr den Grafen Sture?
Der Kriegsknecht. So ist es.
Inger. Dann seid Ihr nicht auf der falschen Fährte. Der Graf hat Zuflucht bei mir gesucht.
Der Kriegsknecht. Zuflucht? Erlaubt, hochedle Frau, – aber die vermögt Ihr ihm nicht zu gewähren, denn –
Inger. Was Ihr da sagt, das hat wohl auch der Graf eingesehen, und darum hat er, – ja, seht nur selber nach! – darum hat er Hand an sich gelegt.
Der Kriegsknecht. Hand an sich gelegt?
Inger. Seht, wie gesagt, selber nach. Da drinnen werdet Ihr die Leiche finden. – Und da er nun schon vor einem andern Richter steht, so ist meine Bitte, er möge mit allen Ehren von hier überführt werden, die seiner edlen Abkunft gebühren. – Björn, Du weißt, in meiner Kammer steht mein eigner Sarg schon seit manchem Jahr bereit. Zu den Kriegsknechten. Ich bitt' Euch, darin Graf Stures Leichnam nach Schweden zu bringen.
Der Kriegsknecht. Es soll geschehen, wie Ihr befehlt. Zu einem andern. Lauf Du mit dieser Botschaft zu Herrn Jens Bjelke. Er hält mit den übrigen Reitern auf der Landstraße draußen. Wir andern wollen da hinein und –
Ein Kriegsknecht rechts ab; die übrigen mit Björn in das Zimmer links.
Inger geht eine Weile stumm und unruhig im Zimmer auf und ab. Hätte Graf Sture nicht so eilig der Welt Valet gesagt, so würde er binnen eines Monats am Galgen hängen oder für seine Lebenszeit im Kerker sitzen. Wäre ihm mit solchem Los besser gedient gewesen? – Oder auch er hätte sich frei gekauft dadurch, daß er mein Kind in die Gewalt der Feinde brachte. Bin ich es also, die ihn getötet hat? Kämpft nicht selbst die Wölfin für ihr Junges? Wer darf mich verdammen, weil ich die Klaue schlug in den, der mir mein Fleisch und Blut rauben wollte? – Es mußte so sein. Jede Mutter hätte getan wie ich. – – Doch jetzt ist keine Zeit zu müßigen Gedanken. Handeln muß ich. Sie setzt sich an den Tisch links. Ich will an alle meine Freunde rings im Lande schreiben. Alle müssen sich jetzt erheben und die große Sache stützen. Ein neuer König; – erst Reichsverweser und dann König – – Sie beginnt zu schreiben, hält aber gedankenvoll inne und sagt leise: Wen werden sie an des Toten Statt wählen? – Königsmutter –? Das ist ein großes Wort. Aber ein Haken ist dabei; – daß es so häßlich anklingt an ein andres Wort. – Königsmutter und – Königsmörder. – Königsmörder heißt, wer einem König das Leben raubt –. Königsmutter heißt, wer einem König das Leben schenkt. – Sie erhebt sich. Nun wohl – ich will Ersatz schaffen für das, was ich geraubt habe. – Mein Sohn soll König werden! Sie setzt sich und nimmt die Arbeit wieder auf, legt dann die Feder abermals weg und lehnt sich in den Stuhl zurück. Es ist immer etwas Unheimliches, eine Leiche im Hause zu haben. Darum ist auch mir so seltsam zu Mute. – Sie wendet den Kopf heftig zur Seite, wie wenn sie mit jemand spräche. Nicht darum? Woher sollte es sonst kommen? Grübelnd. Ist es denn ein so großer Unterschied, ob man einen Feind fällt oder einen Mord an ihm begeht? Knut Alfsön hatte mit seinem Schwerte so manche Stirn gespalten, und doch lag auf seiner eigenen Stirn die Ruhe eines Kindes? Warum sehe nur ich unaufhörlich diesen – Sie macht eine Bewegung, als ob sie ein Messer schwinge. – diesen Stoß ins Herz – und dann den roten Blutstrom? – Sie schellt und fährt fort zu reden, indem sie unter den Papieren wühlt. Fortan will ich nichts mehr wissen von so häßlichen Gesichten. Ich will tätig sein Tag und Nacht. Und in einem Monat – in einem Monat kommt mein Sohn zu mir – –
Björn tritt ein. Hat meine Herrin geschellt –?
Inger schreibend. Du sollst mehr Lichter bringen. Von heut an will ich's hell, sehr hell in der Stube haben.
Inger nach einer Pause, erhebt sich heftig. Nein, nein, nein – ich kann die Feder nicht führen in dieser Stunde! Es brennt und schmerzt mir der Kopf. – Sie fährt zusammen und lauscht. – Was ist das? Ah! Sie schrauben drinnen den Deckel des Sarges zu. – – Als ich noch ein Kind war, hat man mir das Märchen vom Ritter Aage erzählt, der mit dem Sarg auf seinem Rücken daherkam. – Wenn es dem da drinnen eines Nachts auch einfallen sollte, mit dem Sarg auf dem Rücken zu kommen und sich für das Darlehn zu bedanken? Sie lacht leise. Hm, – was geht uns Erwachsene unser Kinderglaube an. Heftig. Aber solche Märchen sind gleichwohl zu nichts nütze! Sie schaffen wüste Träume. Wenn mein Sohn König ist, sollen sie verboten werden. – Sie geht unruhig auf und nieder, dann öffnet sie das Fenster. – Wie lange pflegt es gemeinlich zu dauern, bis eine Leiche zu verwesen anfängt?! Alle Stuben sollen gelüftet werden. Solange das nicht geschehen, ist es hier ungesund zu leben.
Björn kommt mit zwei Armleuchtern, die er auf die Tische stellt.
Inger wieder mit den Papieren beschäftigt. So ist's recht. Vergiß mir nie, was ich Dir gesagt habe. Viel Lichter auf den Tisch! – – Was schaffen sie jetzt da drinnen?
Björn. Sie sind noch dabei, den Sargdeckel festzuschrauben.
Inger schreibend. Schrauben sie ihn auch tüchtig fest?
Björn. So fest, wie's nötig ist.
Inger. Ja, ja – man kann nie wissen, wie sehr das nötig ist. Paß auf, daß es ordentlich geschieht. Sie geht auf ihn zu, mit einer Handvoll Papiere, und sagt geheimnisvoll: Björn, Du bist ein alter Mann, aber eins will ich Dir ans Herz legen: sei auf Deiner Hut vor allen Menschen, – vor denen, die gestorben sind, und vor denen, die noch sterben sollen.– Jetzt geh hinein – geh hinein und sieh, ob sie den Sargdeckel ordentlich fest schrauben.
Björn leise, kopfschüttelnd. Ich kann nicht klug aus ihr werden.
Ab in das Zimmer links.
Inger will einen Brief zusiegeln, wirft ihn aber gleich wieder weg, geht eine Weile auf und ab und sagt dann mit Heftigkeit: Wenn ich feig wäre, so hätte ich das da in alle Ewigkeit nicht getan! Wenn ich feig wäre, hätt' ich mir selbst zugeschrien: halt ein, wenn Du Deiner Seele noch ein Stück Seligkeit bewahren willst! – Ihr Blick fällt auf Sten Stures Bild; sie wendet ihr Gesicht ab und sagt leise: – Da lacht er auf mich herunter, wie er leibt und lebt! Pfui! Sie dreht das Bild um – mit der Fläche gegen die Wand, ohne es anzusehen. Was lachtest Du? – Weil ich grausam an Deinem Sohn gehandelt habe? Aber der andre, – ist er nicht auch Dein Sohn? Und er ist zugleich der meine –. Merk' Dir das! – – Sie blickt verstohlen über die Bilderreihe hin. So grimmig wie in dieser Nacht habe ich sie nie zuvor gesehen. Sie haben das Auge auf mich, wo ich gehe und stehe. Stampft mit dem Fuß auf. Aber ich will nichts davon wissen! Ich will Frieden haben in meinem Hause! – Macht sich daran, alle Bilder gegen die Wand umzudrehen. – Ja, und wenn es die heilige Jungfrau Maria selber wäre – –. Jetzt also hältst Du die Zeit für gekommen – –? Warum hast Du meine Bitten niemals erhört, wenn ich Dich so inbrünstig anflehte, mir mein Kind zurückzugeben? Warum? Weil der Mönch von Wittenberg recht hat: es ist kein Mittler zwischen Gott und den Menschen. Sie atmet schwer auf und fährt in wachsender Leidenschaft fort: Es ist gut, sehr gut, daß ich das weiß – –. Keiner hat gesehen, was da drinnen geschehen ist. Es gibt keinen, der gegen mich zeugen könnte! Breitet plötzlich die Arme aus und flüstert: Mein Sohn! Mein geliebtes Kind! Komm zu mir! Hier bin ich! – Pst! Ich will Dir etwas sagen: ich bin verhaßt dort oben – über den Sternen –, weil ich Dich zur Welt gebracht habe. Ich war ja dazu bestimmt, Gottes des Herrn Wahrzeichen durch das Reich zu tragen. Aber ich bin meinen eigenen Weg gegangen; darum mußte ich so viel und so lange leiden.
Björn kommt aus dem Zimmer links. Gnädige Frau, ich habe zu vermelden – –. Gott stehe mir bei, – was ist das?
Inger, die die Stufen des Hochsitzes hinangestiegen ist, der an der Wand rechts steht. Still, still! Ich bin Königsmutter. Sie haben meinen Sohn zum König erkoren! Es hat schwer gehalten, bis das erreicht war – denn mit den höheren Mächten selbst hatte ich zu streiten.
Nils Lykke kommt atemlos durch die zweite Tür rechts. Er ist frei! Ich habe Jens Bjelkes Zusage. Frau Inger, – so wisset denn –
Inger. Still, sag' ich! Seht, wie es von Menschen wimmelt: Vom Zimmer her ertönt ein Leichenpsalm. Jetzt kommt der Krönungszug. Welche Scharen! Alle neigen sich vor der Königsmutter. Ja, ja, sie hat auch um ihren Sohn gekämpft – bis ihre Hände rot wurden davon. – Wo sind meine Töchter? Ich sehe sie nicht.
Nils Lykke. Bei Christi Blut, – was ist hier geschehn?
Inger. Meine Töchter; – meine holden Töchter! Ich habe keine mehr. Eine war mir noch geblieben, und sie habe ich verloren, wie sie ins Brautbett steigen wollte. Flüsternd. Lucia lag als Leiche darin. Da war nicht Platz für zwei.
Nils Lykke. Ah, – dahin ist es gekommen! – Die Rache des Herrn hat mich ereilt.
Inger. Könnt Ihr ihn sehen? Seht, seht! Das ist der König! Das ist Inger Gyldenlöves Sohn! Ich kenn' ihn an der Krone und an Sten Stures Ring, den er um den Hals trägt. – Horch! Wie lustig das klingt! Er naht! Bald werden meine Arme ihn umfangen. – Haha, – wer siegt, Gott oder ich?
Die Kriegsknechte kommen mit dem Sarg.
Inger greift sich an die Stirn und ruft: Die Leiche! – Flüsternd. Pfui, das ist ein häßlicher Traum! Sie sinkt in den Hochsitz zurück.
Jens Bjleke der von rechts eingetreten ist, bleibt stehen und ruft überrascht: Tot! Also doch –
Ein Kriegsknecht. Er selbst hat –
Jens Bjleke mit einem Blick auf Nils Lykke. Er selbst –?
Nils Lykke. Still!
Inger matt, kommt wieder zu sich. Ja, richtig, – jetzt besinn' ich mich auf alles.
Jens Bjleke zu den Kriegsknechten. Setzt die Leiche nieder! Es ist nicht Graf Sture.
Ein Kriegsknecht. Vergebt, Herr Ritter, – aber dieser Ring, den er um den Hals trug –
Nils Lykke faßt ihn am Arm. Schweig, schweig!
Inger fährt empor. Der Ring? Der Ring? Sie eilt hinzu und reißt den Ring an sich. Sten Stures Ring! Mit einem Aufschrei. Jesus Christus, – mein Sohn! Sie wirft sich über die Bahre.
Die Kriegsknechte. Ihr Sohn?
Jens Bjleke zu gleicher Zeit. Inger Gyldenlöves Sohn?
Nils Lykke. So ist es.
Jens Bjleke. Doch warum habt Ihr mir nicht gesagt – –?
Björn versucht sie aufzuheben. Zu Hilfe, zu Hilfe! – Herrin, – was fehlt Euch?
Inger mit matter Stimme, indem sie sich halb aufrichtet. Was mir fehlt –? Noch ein Sarg. Ein Grab bei meinem Kinde – –
Sie sinkt abermals kraftlos über die Bahre hin. Nils Lykke geht rasch rechts ab. Tiefe Bewegung unter den übrigen.