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Der Hochsprung und der Weitsprung waren Todfeinde. Das kam so:
Der Hochsprung behauptete, Höhe sei im Leben das Erstrebenswerteste und benahm sich daher gegenüber dem Weitsprung wie ein arroganter Aristokrat.
Der Weitsprung hingegen betonte bei jeder mehr oder minder geeigneten Gelegenheit, wohl sei Höhe ein schöner Faktor, jedoch man müsse auch vom Flecke kommen, wenn man die Dinge von der praktischen Seite aus betrachte, und das sei Pflicht des Staatsbürgers und – –
»Bitte« unterbrach ihn der Hochsprung und führte ihn an einen Zaun, den er fast ohne Anlauf nur so überschwebte. Doch der Weitsprung versuchte gar nicht zu springen, sondern führte den Hochsprung an einen breiten Fluß – und sein »Bitte« tönte bereits vom anderen Ufer herüber. Der Hochsprung hätte ja nun auch stehen bleiben können, aber eben weil er Hochsprung hieß, biß er die Zähne zusammen und schnellte sich in die Wolken empor – Das war ein Sprung! Doch da es nur Höhe war, stürzte er kopfüber in die Wogen; Stromschnellen sprangen über ihn, in seine Gurgel gurgelten Wirbel und der Grund ergriff ihn mit schlammigen Händen – – Erbärmlich ertrank der stolze Hochsprung.
Jedoch ein regelbegeisterter Zwerg, der zu selbiger Zeit an besagtem Flußufer unter einem Farnkraute saß und Wasserflöhe fischte, hat mir erklärt, daß der Weitsprung ebenfalls ersoffen ist: logischerweise – – denn nach den Regeln aller Verbände gilt ein Weitsprung nur dann als vollbracht, wenn der ihn Ausführende beim Aufsprung im Stande geblieben ist. Und das war unser Weitsprung nicht. Also –