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Die Reise ins Paradies: Erster Entwurf

1.

Wien, 7. August 1935

Lieber Bruder, wie geht es Dir? Mir geht es gut, das heißt, eigentlich geht es mir nicht gut, sondern schlecht: ich habe kein Geld und es fällt mir nichts ein. Beides ist für einen Menschen, der davon lebt, daß er Novellen verfaßt, sehr ungünstig, denn unter solchen Umständen hat er keine Gelegenheit, sich welche auszuklügeln. Wenn der Magen knurrt wird die Geduld, diese Mutter der Phantasie, ungeduldig. Alles andere ist Schwindel. Laß mal was von Dir hören und sei gegrüßt

von Deinem Bruder

2.

Antwerpen, 9. Dezember 35

Lieber Bruder, Dank für Deinen ausführlichen Brief, den ich leider erst vorgestern, vier Monate später erhielt, denn ich bin inzwischen zirka zwanzigmal umgezogen, weil alle Hausfrauen Bestien sind. Sie haben sich alle darüber beschwert, daß ich die Miete schuldig geblieben bin und daß ich manchmal mitten in der Nacht so gesungen hab, obwohl ich Kunstmaler bin. Ich hab ja leider auch keine Stimme, sondern nur einen Farbensinn und ein Formgefühl. Aber von diesen beiden letzteren kann man heutzutage nicht leben.

Herzlichst
Dein Bruder

NB: Beiliegend überreich ich Dir einige ...

3.

Wien, 15. Dezember 35

Lieber Bruder, ich freue mich, daß Dich mein Brief doch noch erreicht hat und es tut mir leid, daß es Dir auch schlecht geht. Mir geht es inzwischen noch schlechter. Es sind mir zwar einige Novellen eingefallen, aber trotzdem war es nichts Neues. Man sollt alle Einfälle der Welt kennen, nicht, um von ihnen zu lernen, sondern um sich danach einzurichten. In diesem Zusammenhang möcht ich an Dich die Frage richten, ob Du nicht bereit wärst, mit mir zusammen etwas zu arbeiten. Ich hätte eine Idee für ein Buch, das Du illustrieren könntest. Die Idee war folgende: ein kühner Erfinder konstruiert ein Automobil, das die Möglichkeit hat, in der Zeit zurückzufahren, durch Ausnutzung verschiedener Strahlen, etc. Das Auto kann also zurückfahren, zur Gotik, bis zum Paradies. Mir gefällt diese Idee sehr. Eigentlich ist sie nicht von mir, sondern von dem armen Sobottka.

Dein Bruder

4.

Antwerpen, den 20. Dezember 35

Lieber Bruder, die Idee gefällt mir sehr gut. Wer ist Sobottka?

Dein Bruder

5.

Wien, den 24. Dezember 35

Lieber Bruder, ebenfalls alles Frohe zum Fest! Sobottka, der Arme, ist ein Beschränkter, dessen Steckenpferd es ist, immer in andere Zeiten zu fahren. Ich glaube, wir sollten ihm die Dankbarkeit erweisen, und den Mann unseres Buches Sobottka nennen. Oder: wie denkst Du?

Dein Bruder

6.

Luci an mich. Schanghai.

7.

Ich an Luci.

»Ich hab schon gedacht, daß Du nicht willst! Ich freue mich, nun würd ich mich dranmachen! Aber so von der Entfernung geht das nicht!«

8.

Luci an mich.

»Natürlich geht es von der Entfernung! Es macht ja nichts aus, wenn es lange dauert. Wir haben Zeit.«

9.

Ich an Luci.

10.

Luci an mich.

»Ich bin in die Hände von Piraten gefallen – es war sehr unangenehm.«


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