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Auf einem Schreibtisch,
neben einem grünverhangenen Fenster, durch das die Sonne scheint,
zwischen zwei Büsten aus Bisquitporzellan, rechts „die Kunst“, links „die Wissenschaft“,
liegen in einem marmorirten Pappdeckel, den ich selbst geklebt habe,
meine ersten Gedichte.
Vor ihnen,
in seinem Lutherstuhl,
im rotplüschnen Schlafrock, unrasiert, die Finger in seiner riesigen Fliege,
mein lieber, alter, väterlicher Freund, Herr Fiebig.
„Klinginsherz!“
Mein erstes Werk – mein erster Kritiker.
Ich sitze da.
Ueber der kleinen Schreibzeugvenus aus Cuivre poli
die drei Alabastergrazien als Briefbeschwerer,
dahinter in goldbedruckten Prachtbänden, deren Titel mich immer so anziehn,
„Die Wunder der Zeugung“, „Liebe und Ehe“, „Der Mensch und sein Geschlecht“,
und drüben – zwischen den beiden Schweizerlandschaften – nahezu lebensgross,
die badende Oeldrucknymphe:
eine blendende Brust, ein sinkendes Tuch, ein errötendes Lächeln,
Schenkel, wie aus einem Schlächterladen!
Meine bedrängten Augen irren angstvoll weiter.
Was wird er sagen?
Sein Daumen, nass gemacht, dreht schon die letzte Seite!
Ein leeres Papageienbauer, ein Bücherspind, Ariadne auf Naxos,
in einem ovalen Alfenidschälchen, gleich obenauf, die Visitenkarte des Hausherrn:
„Redakteur des Herzblättchens, Zeitschrift für Neuvermählte!“
Weiter! Oben die Decke! Auch dort!
Zwischen Veilchen, Rosen und Vergissmeinnicht,
auf einem Tintenfass,
ein dicker, fleischfarbner Amor,
der, umspielt von Schmetterlingen, mit einer Pfauenfeder in ein Buch schreibt:
„Ohne Liebe gleicht das Leben einer Rose ohne Duft!“
Und ich fühls:
ich bin über und über rot geworden!