Jakob van Hoddis
Gedichte
Jakob van Hoddis

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Karthago

        Der eherne Stier speit Flammen. Durchs offene Tempeldach
Blitzern die Strahlen der Sonne.
Männer mit offenen Armen beten.
Einer verschwand in dem krachenden dampfenden ehernen Maul -
Knabenmänner, die zum Tanz sich drehten.

O blaue Tage, Tage der blutigen Rosen,
Wo die bewaffneten Kähne die ewig bewegliche See durchschnitten.
Tage des Opfers und menschenmordender Bitten.
Wo die beschnittenen Priester mit sanft gleitenden Schritten
In den Winkeln der Gärten mit Frauen kosen.
Als Weib mit dem Weibe.
Und es zittern und klirren die Goldgeschmeide
Am heiligen Leibe.

Tage der purpurnen Sonnenstrahlen.
Tage der Glut in der steinernen Stadt.
Tage der Liebe und Tage der Qualen.
Tage des Zorns in der totwunden Stadt.

Über der blau donnernden Flut unermüdlicher Meere
Droht dir der Tod.
Hoch am Himmel steht der Komet bluteiternd und rot,
Ein Schwert, das die Leiber verzehrt,
Ein Drache der Wut.

Blut bedeutet das träumende Licht in den Straßen,
Vernichtung und Blut.
Umsonst heult der eherne Stier mit feurigem Schlunde,
Eure Töchter und Söhne verbrennt ihr im gräßlichen Feuer vergebens.
Horch, es klingt der gläserne Tod durch die wüste Stunde.
Und es erstarrt im Mittagswunder der Traum und die Kraft eures Lebens.

 


 


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