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Das Gärtnerhaus lag im Abendschein, äußerlich friedlich wie immer. Aber im Innern war ein geschäftiges Regen. Die Stunde kam, wo nach der Sitte des Orts die Leiche in das Todtenhaus geholt wurde. In der großen Stube des Erdgeschosses, hochaufgebahrt, lag Maria im weißen Brautgewand, den Myrthenkranz und Schleier im Haar, auf der Brust ein Kreuz. So hatte es der Graf gewollt. Rings um die Bahre stand ein Wald von Orangen und Myrthen, wie um einen Traualtar.
Hohe Candelaber brannten dazwischen.
Zu Füßen der Leiche lag eine kleine graue Büste. Es war der Kopf Walthers, den ihr einst als Kind Anselmo modellirt.
Man hatte ihn unter ihrem Pfühl gefunden; der Graf ließ ihn ihr in den Sarg legen – doch nur zu ihren Füßen.
Zunächst dem Katafalk kniete der Graf mit Anselmo, etwas weiter davon der alte Vater, von Reue und Schmerz zu Boden gebeugt. Ringsumher das Gesinde und die Nachbarn. Alle hatten Blumen gebracht; das Zimmer war voll Pracht und Duft.
Jetzt ertönte von drüben, vom Kirchhof her, das Todtenglöcklein – dasselbe, bei dessen Geläut sie sich einst Walther in kindlichem Spiel angetraut hatte. Das bleierne Trauringlein, das er ihr angesteckt, war noch an ihrem Finger. Niemand hatte es beachtet, Niemand ahnte, was es bedeute. Nur der Bildhauer wußte es noch, aber der schwieg.
Mit dem Geläut der Glocken rollte es wie ferner Donner einher – der Bräutigam kam, die Braut zu holen.
Alles blickte auf. »Er ist's!« ging's schreckensbleich von Mund zu Munde.
Der schwarze Brautwagen hielt vor dem offenen Fenster.
Die Rappen waren spiegelblank und prächtig aufgeschirrt. Hoch oben, wie ein Fürst des Todes, thronte der Leichenkutscher im schwarzen Ornat. Bleich, unbeweglich wie von Stein, hielt er da draußen, und unter den zusammengewachsenen Brauen schauten zwei tiefe, stille Augen herein auf die geschmückte Braut.
Der Sarg ward geschlossen.
In Gottes Namen!« sprach der Graf. Die Träger traten heran.
Der Sarg schwebte empor. Im gleichen Schritt und Tritt trugen sie ihn hinaus.
Jetzt, mit dumpfem Geräusch, ward er in den Wagen geschoben. Der Leichenkutscher trieb die Pferde an, sie bäumten sich, sie wollten nicht vom Fleck – ein gewaltiger Ruck an den Zügeln, und dahin fuhr er mit seiner Beute, stolz, nicht rechts und links blickend, – – – was waren sie Alle gegen ihn, die da weinend nachzogen?
Die Braut war sein!
*
Im Grafengrab, wo sie einst zu ruhen verlangt, schlief die Braut unter dem Stein, der prophetisch ihren Namen trug.
Drüben in seiner südlichen Heimath, unter dem blauen Himmel Italiens, meißelte Anselmo für den Grafen ihr Bild in carrarischen Marmor.
Hier im Norden aber war es Winter, tiefer Schnee deckte die Gräber und die steinernen Kreuze ringsum.
Vor der verschlossenen Gitterthür des Grafengrabes saß früh Morgens eine Gestalt, mit dem Rücken an die Thür gelehnt, das Haupt zurückgebogen, mit geschlossenen Augen, ruhig und friedlich.
Der Todtengräber kannte den Schläfer – er fand ihn, seit Maria hier lag, jeden Morgen auf dem Grabe. Aber heute versuchte er vergebens, ihn zu wecken.
Eine erfrorene Amsel lag nicht weit von ihm. Die Winterkälte hatte sich seiner erbarmt und das brennende Weh mit eisiger Hand gekühlt. –
Friede war wieder über den Gräbern.
*