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Erstes Kapitel

Worin es der Teufel mit einem lyrischen Schriftsteller, einem Bankier und einem Hoteldieb zu tun bekommt.

 

An einem außergewöhnlich düsteren Nachmittag, an dem der Himmel so voll schwarzer Wolken und Unwetterdrohungen hing, dass in vielen Wohnungen schon frühzeitig Licht hinter den Fenstervorhängen brannte, hatte ein Schriftsteller, der erkältet war, seine Füsse in lauwarmes Wasser gesteckt und war darüber eingenickt; ein vielfacher Millionär sass mit einer Zigarette zwischen den vollen Lippen einen Augenblick ausruhend in seinem Klubsessel, und der Hoteldieb zündete sich eine zu fest gestopfte und darum schlecht brennende Pfeife an.

Diese drei Menschen hatten nichts miteinander gemein als eben dieses Eine: dass sie Menschen waren – aber Menschen allerverschiedenster Art.

Sie kannten einander nicht.

*

Der Schriftsteller bewohnte ein Zimmer mit Schlafkammer in einem kleinbürgerlichen, doch sehr anständigen Viertel. Der Bankier nannte, unter anderem, eine fürstlich eingerichtete Wohnung im vornehmsten Stadtteil Amsterdams, hinter dem Reichsmuseum, sein eigen. Der Hoteldieb schweifte bald hier, bald dort hin; er hatte letzthin im Volkshause Obdach gefunden und lebte jetzt, taktvoll zurückgezogen, bei einem Busenfreund in einem Wohnschiff, das an einem Kai festgemacht hatte.

»Das ist eine hübsche Musterkollektion«, dachte der Teufel und klopfte an.

»Herein,« sagte der Schriftsteller, »aber, bitte, sehen Sie sich nicht um und nehmen Sie keinen Anstoss an meinem Aufzug! Ich habe mich erkältet, muss aber heute abend verreisen, und weil der Mensch nie weiss, was über ihm schwebt, und was ihm passieren kann, wasche ich mir die Füsse, wie ich mir auch die Seele von Gift und Galle gegen die Menschheit reinwaschen möchte, die mich schmählich im Stiche Iässt.«

»Wir werden viel miteinander zu tun kriegen«, sprach der Teufel lächelnd.

*

»Herein!« rief der Bankier. »Bitte, nehmen Sie doch eine Zigarette. Ich ruhe mich einen Augenblick von meinen endlosen Konferenzen aus. Man reibt sich schliesslich ganz auf. Man wirtschaftet mit seinen Nerven drauf los und verraucht eine Schachtel Zigaretten nach der anderen. Ich muss heute abend in Begleitung eines meiner Freunde und meines Sekretärs verreisen. Wir bringen ein Kapital von unschätzbarem Wert in zwei Handkoffern fort. Aber wir sind zu dritt und bewaffnet.«

»Ich werde die Sache im Auge behalten«, sprach der Teufel lächelnd.

*

»Was soll denn das?« rief der Hoteldieb und fuhr hoch, wobei aus der gleichfalls hochfahrenden Pfeife Funken in die Ritzen des Fussbodens im Wohnschiff fielen. »Ich schätze das nicht, wenn jemand so heimlich an Bord kommt! Ich tue hier noch ein paar Züge aus meiner Pfeife, ehe ich meinen Koffer packe. Ich muss heute abend sehr dringend verreisen, und die vorige Nacht bin ich auch nicht ins Bett gekommen. Ich war mit meinem Kollegen auf Tour, aber es war nichts zu holen. Ich arbeite am liebsten in internationalen Hotels und in internationalen Zügen. Schnüffeln Sie nicht so herum! Dies ist nur der gesunde Geruch von Chloroform; damit erreiche ich mehr als mit einem geräuschvollen Browning, obgleich man auch diesen für den Notfall nicht gänzlich ausschalten darf. Pfeife gefällig?«

»Danke. Wir beide haben uns nicht zum letzten Male gesehen«, meinte der Teufel und lächelte wieder.

*

Dreimal hatte er auf die gleiche Art gelächelt. Kein Zweifel: es war eine hübsche Musterkollektion: der Schriftsteller A; der Bankier B; der Hoteldieb C.

Und auf seine Manschette zeichnete er mit ein paar raschen Bleistiftstrichen ein Dreieck:

A

 

C

 

B

 

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