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Wir sind am Ende. Der Vorhang ist über die Scene gefallen, die uns ein Wandelpanorama von zahllosen farbenprächtigen, bald phantastisch-grotesken, bald wieder lebenswahren, zartempfundenen und entzückenden oder derb-humoristischen Bildern vor die Augen führte.
Leise und fast unmerklich wurden wir in das Reich der Dschinn und Dschinnîjen, der Geister und Feen der alten Bearbeitungen und Übersetzungen, durch Schehersads bestrickendes Geplauder entführt, daß wir die Welt um uns her vergaßen. Wir wandelten in stillen Mondscheinnächten mit Hārûn er-Raschîd, Aaron dem Orthodoxen, begleitet von seinem hochsinnigen Großwesir Dschaafar dem Barmekiden und dem schwarzen blatternarbigen Großeunuchen Mesrûr, dem Träger des Racheschwertes des Chalifen, als Kaufleute in ausländischer Tracht durch die Straßen und Bazare Bagdads und glitten lautlos zu nächtlichen Abenteuern im Boot den Tigrisstrom hinunter; wir fielen vor Lachen über die Schweigsamkeit des unsterblichen Barbiers und die Erlebnisse seiner schwatzhaftigen Brüder auf den Rücken; wir segelten mit Sindbad trotz all der haarsträubenden Abenteuer, immer wieder neue Odysseen erduldend, übers Meer zum »Land der Menschen;« wir zauberten uns mit Alā ed-Dîns Wunderlampe die schönsten Märchenpaläste vor die Augen, wir sprachen mit Alī Bâbā vor der Schatzhöhle der Räuber das zauberkräftige »Sesam, thue dich auf!« und lauschten in stummem Entzücken dem Spiel von Perīsâdens goldenem Springquell und den süßen Melodien des singenden Baumes, bis wir schließlich das Buch hinlegten, nachdem wir noch zum 207 Schluß Schehersads wohlverdiente Begnadigung und ihr unerwartetes dreifaches Mutterglück vernommen hatten.
Wenn nun ein Stück aus ist und es uns gefallen hat, so klatschen wir den Verfasser vor die Rampe, um ihn uns näher anzusehen und ihm unsern Beifall zu spenden. Wer also war der fruchtbare Genius, der uns diese schier unerschöpfliche Fülle von Erzählungen, Liebesnovellen, Märchen, Ritter- und Abenteuerromanen, Fabeln, Parabeln, Schwänken und Anekdoten in buntem Durcheinander zur Unterhaltung und Belehrung schuf und als bleibendes Vermächtnis hinterließ, und zu welcher Zeit lebte er?
Die Antwort lautet: Nicht dem Genius eines einzelnen Individuums verdanken wir die Geschichten von Tausend und einer Nacht und auch nicht dem eines einzelnen Volkes. Indier, Perser und Araber haben vornehmlich zu dem großen Sammelwerk die Stoffe beigetragen. Ein persisches Werk war es, aus dem unser arabisches Werk Tausend und eine Nacht herauswuchs, und nur der Stil und das einheitliche moslemische Gepräge der uns in den Erzählungen geschilderten gesellschaftlichen Zustände sind rein arabisch.
Eine genauere Untersuchung soll uns dies bestätigen.
1. Die Forschungen über Ursprung und Abfassungszeit von Tausend und einer Nacht.
Antoine Galland, der uns zuerst durch seine in zwölf Bändchen von 1704–17 erschienene freie Wiedergabe eines Teils der Erzählungen mit Tausend und einer Nacht bekannt machte, spricht in seinem Widmungsschreiben an die Marquise d'O die Vermutung aus, die Erzählungen seien von Indien über Persien zu den Arabern gewandert, unter denen ein unbekannter Autor sie in ihre gegenwärtige Form gebracht habe; eine Hypothese, für die er jedoch keine Beweise beibrachte.
Von Hammer-Purgstall sucht 1827 im Journal Asiatique in seinem Aufsatz »Sur l'origine des Mille et une Nuits« 208 wie schon zuvor in seinen »Der Tausend und einen Nacht noch nicht übersetzte Märchen, Stuttgart und Tübingen 1823« den persischen Ursprung der Geschichten nachzuweisen und bringt zum erstenmale ein äußerst wichtiges arabisches Zeugnis für diese Annahme bei. Die Stelle ist aus dem 68. Kapitel von Masûdīs Murûdsch ez-Zahab wa-Maâdin el-Dschauhar (die goldenen Wiesen und Juwelenminen) Basra 333 d. H. = 944 n. Chr. citiert und lautet daselbst:
»Viele Personen bezweifeln die nähern Umstände, die man über diesen Punkt in verschiedenen arabischen Geschichtsbüchern findet, sowie namentlich im Buch des Obeid bin Scherije über die Begebenheiten der vergangenen Zeiten und die Genealogie der Völker, das in jedermanns Händen ist. Aber Personen, die mit ihren Geschichten wohl unterrichtet sind, hegen die Meinung, daß die obenerwähnten ErzählungenMasûdī nimmt auf die Geschichte von Irem der Säulenstadt Bezug, welche zur Zeit des Chalifen Moâwije im 7. Jhd. im Umlauf war. und andren Kleinigkeiten von Leuten erdichtet wurden, die sich durch Erzählung derselben den Königen empfehlen wollten, und die bei ihren Zeitgenossen dadurch, daß sie dieselben auswendig lernten und vortrugen, Gunst fanden. Zu dieser Klasse Bücher gehören die aus dem Persischen, Indischen (nach andern Handschriften: Pehlewi) und Griechischen übersetzten Bücher, zu der auch das Buch gehört, das betitelt ist: Hesâr Afsâneh oder Tausend Abenteuer, ein Wort, das im Arabischen Churâfe bedeutet; das Werk ist dem Publikum unter dem Namen der Tausend und einen Nacht (nach andern Handschriften: Der Tausend Nächte) bekannt. Es ist dies die Geschichte eines Königs und seines Wesirs, der Tochter des Wesirs und einer Sklavin (nach De Sacy lesen einige Handschriften: Geschichte des Wesirs und seiner Töchter), die Schīrsâd und Dīnārsâd heißen. Ein ebensolches Werk ist auch die Geschichte von Farsah (Lane liest: Wisreh oder Wardeh, von 209 Hammer Dschîlkand) und Schimâs, welches Einzelheiten über die Könige und Wesire von Indien enthält, das Buch Es-Sindibâd und andre ähnlichen Gepräges.«
Ferner citiert von Hammer noch aus dem 116. Kapitel folgende Stelle:
»El-Mansûr (2. Abbaside, 754–75) ist der erste Chalife, der viele Bücher aus dem Griechischen und Lateinischen, dem Syrischen und Persischen (Pehlewi) ins Arabische übersetzen ließ; so das Buch Kalîla wa-Dimna, bekannt als die Fabeln des Bidpay, die Geographie des Ptolemäus und die Elemente des Euklid.«
Auf Grund dieser Stellen formuliert von Hammer seine Ansicht in folgender Weise:
Die Perser brachten den Arabern den Geschmack an den Künsten, Wissenschaften und Märchen bei. Sie hatten die Kunst der Erzählung auf einen so hohen Grad gebracht, daß Mohammed, der ihr Talent und die leidenschaftliche Neugier der Araber kannte, die Einführung der persischen Märchen als gefährlich für den Islam ansah. Er warnte sein Volk vor ihnen und sagte ihnen, sie möchten sich mit den schönen Märchen begnügen, die Gott ihnen im Koran erzähle.
Viele der Geschichten aber mögen wiederum auf Indien zurückgehen. In der Folge haben sich dann die Araber des Rahmens bedient, um auch andre indische und persische Geschichten darein zu fassen, wie das Buch von Dschîlkand (Farsah), die zehn Wesire, das Buch Sindbad u. a.
Dieser Geschmack an Märchen war nach dem Erlöschen des Chalifats an den Hof der ägyptischen Sultane und einiger andrer asiatischer Fürsten übergegangen. Unter der Regierung der Fatimiden und Ejjubiten scheint man zur Sammlung den größten Teil derjenigen Anekdoten und Abenteuer hinzugefügt zu haben, welche die Omajjaden und Abbasiden betreffen.
Andre ausschließlich ägyptische Erzählungen, die sich schon an dialektischen Eigentümlichkeiten verraten, scheinen noch 210 Jünger zu sein und rühren wahrscheinlich aus der Zeit der cirkassischen Mamlukenherrschaft her. Sicherlich ist jedoch keine Erzählung aus der Zeit nach der Eroberung des Landes durch die Osmanen 1517, da mit ihr die Blütezeit der arabischen Litteratur, wenigstens in Ägypten, aufhört.
Die Zahl der Erzählungen, ihre Aufeinanderfolge und Verteilung in Nächte hingen einzig und allein von der Auswahl und dem Geschmack der Sammler und Abschreiber ab, die sie vermehrten und verminderten, verlängerten und verkürzten, verschönerten und vereinfachten, woraus die abweichende Reihenfolge und Anzahl wie auch der verschiedene Stil der Erzählungen in den Handschriften zu erklären ist.
Es giebt demnach drei Klassen Erzählungen:
1. Alte Märchen, die erste Grundlage der Sammlung oder auch später hinzugefügt, wie die Erzählungen von den zehn Wesiren und Reisen Sindbads (v. H. verwechselt hier die Reisen Sindbads mit Sindbad oder die List der Frauen). Der Stoff scheint in die Zeit vor Mohammed zu gehören. In einigen unter ihnen wird die Sendung Mohammeds vorher verkündigt, wie z. B. im Märchen von Daniel und der Schlangenkönigin, das eins der ältesten persischen Märchen zu sein scheint. Diese alten Märchen sind wiederum doppelter Gattung. Die einen enthalten die wunderbarsten Abenteuerlichkeiten, wie z. B. das eben erwähnte Märchen von Daniel und der Schlangenkönigin, die eigentlich persischen Märchen, die Mohammed für so gefährlich ansah. Die andern, ganz frei von allem Wunderbaren, voll lehrreicher Fabeln und moralischer Vorschriften, verraten hierdurch ihren indischen Ursprung, wie die Geschichte vom König Dschîlkand und dem Wesir Schimâs; sie sind weniger unterhaltend aber wegen ihres Alters höchst bedeutend.
2. Echt arabische Geschichten und Anekdoten aus dem Zeitalter der Chalifen, besonders Hārûn er-Raschîds und Mamûns. Sie erheben den Anspruch rein 211 historisch zu sein, und die Anekdoten sind es gewiß auch, wenigstens hinsichtlich des Grundstoffs. Das Wunderbare spielt hier nur insofern eine Rolle, als es das Volksurteil für wirklich wahr ansah, insofern es sich nicht nur überall in der arabischen, sondern sogar in der römischen Geschichte findet. Diese Klasse von Erzählungen hat für uns den größten Wert, als sie uns mit den angesehensten Personen am Hofe des Chalifen bekannt machen und uns gleichsam zu ihren kleinen Abendgesellschaften am Hofe und ihren Lustpartien einladen.
3. Die neusten, rein ägyptischen Erzählungen, die zwar auch die Scene meist in Hārûns Jahrhundert verlegen aber uns weit besser die gewöhnliche Lebensweise der Bewohner von Ägypten, besonders Kairo, als den alten Hof der Chalifen schildern. Die untergeordneten Personen sind erdichtet und gehören nicht wie die untergeordneten Personen der Erzählungen der zweiten Klasse der Geschichte an. Die Handlung in diesen Märchen giebt uns ein treues Gemälde der eigentümlichen Sitten der ägyptischen Araber, wie sie sich, trotz des Einflusses der osmanischen Regierung, bis ziemlich auf unsre Zeit erhalten haben. Diese Erzählungen sind von Versen und gereimter Prosa überladen, die nicht ihre glänzendste Seite ausmachen und weniger auf das Lesen als auf die Deklamation berechnet sind.
Gegen diese Ansicht von Hammers suchte Baron Sylvestre de Sacy in seinem »Mémoire sur l'origine du Recueil des Contes intitulé les Mille et une Nuits, Paris 1829« den arabischen Ursprung und die viel spätere Abfassungszeit der Nächte sowie ihre Abfassung von einem einzigen Autor zu verteidigen. Nach der Annahme des Scheichs Ahmed esch-Schirawânī, des Herausgebers der Kalkuttaer Ausgabe der ersten zweihundert Nächte 1814–18, welcher behauptete, daß der Autor der Nächte ein Arabisch sprechender Syrer war, der absichtlich in einem modernen Stil der nicht allzu reinen Umgangssprache schrieb, um 212 Nichtaraber zu unterrichten, läßt er das Werk in Syrien in der Mitte des 15. Jahrhunderts geschrieben sein, ohne daß der Verfasser es, sei es durch Tod oder irgend einen andern Grund behindert, vollendete. Nachahmer hätten dann das Buch durch Einschiebung von schon bekannten Erzählungen, wie die Reisen Sindbads, das Buch der sieben Wesire u. a. zu vollenden gesucht. Der Verfasser habe allein den Plan und Rahmen des persischen Werkes adoptiert. In den vorhandenen Texten erscheine kein irgendwie nennenswerter Teil vormohammedanischer oder nichtarabischer Fiktion, und sämtliche Erzählungen, auch die, deren Vorgänge nach Persien, Indien, China und andern nichtmoslemischen Ländern gelegt werden und in vorislamische Zeiten datiert sind, beschließen sich in dem naivsten Anachronismus darauf, das Volk, die Sitten und Gebräuche von Bagdad, Mossul, Damaskus und Kairo während der Abbasidenepoche zu schildern. Das ganze Werk atme durch und durch mohammedanischen Geist, und die Sprache sei der volkstümliche vulgäre Dialekt, der weit vom klassischen und litterarischen Arabisch abweiche und im allgemeinen den Verfall der arabischen Litteratur widerspiegele.
Dem gegenüber führte von Hammer zum Beweis seiner Hypothese im Journal Asiatique 1839 in seiner »Note sur l'origine Persane des Mille et une Nuits« ein weiteres und noch wichtigeres arabisches Zeugnis aus dem Kitâb el-Fihrist an, einem Verzeichnis arabischer Werke aus dem Jahre 387 d. H. = 987 n. Chr. von Mohammed bin Ishâk en-Nadîm, wo es in der 8. Abhandlung heißt:
»Die ersten, welche Erdichtungen aufzeichneten und Bücher daraus machten, die sie dann den Bibliotheken einreihten, und die einige der Geschichten durch die Zungen unvernünftiger Tiere erzählt sein ließen, waren die alten Perser (und die Könige der ersten Dynastie). Die aschkanischen Könige der dritten Dynastie hängten ihnen andre an, und in den Tagen der Sassaniden (der vierten und letzten Dynastie) 213 wurden sie wiederum vermehrt und erweitert. Die Araber übersetzten sie dann ins Arabische, und die Sprachgewandten und Beredten glätteten und verschönerten sie und schrieben andre ihnen ähnliche. Das erste Werk dieser Art führte den Titel Das Buch der Hesâr Afsâneh, was Alf Churâfe (Tausend Abenteuer) bedeutet. Sein Inhalt aber war folgender: Einer ihrer Könige pflegte, wenn er eine Frau geheiratet und eine Nacht bei ihr geruht hatte, sie am nächsten Morgen hinrichten zu lassen. Da traf es sich, daß er eine Königstochter Schahrāsâd geheißen, ein verständiges und wohlgebildetes Mädchen, heiratete, das, als es bei ihm ruhte, ihm Märchen zu erzählen begann. Überdies pflegte sie die Geschichte am Ende der Nacht mit dem in Zusammenhang zu bringen, was den König bewegen konnte, sie am Leben zu lassen und sie in der nächsten Nacht nach dem Ende der Geschichte zu fragen, bis tausend Nächte darüber verstrichen. Während dieser Zeit ruhte er bei ihr, bis sie ein Kind von ihm erhielt, worauf sie ihm mitteilte, welche List sie gegen ihn angewendet hatte. Der König bewunderte ihren Verstand und gewann sie so lieb, daß er ihr das Leben schenkte. Außerdem hatte jener König eine Kahramâne (Duenna, Amme) Dīnārsâd (Dunjāsâd) geheißen, die seine Gattin in dieser List unterstützte. Man erzählt ebenfalls, daß dieses Buch für (von?) Humâi, die Tochter Bahmans geschrieben wurde, und es waren in ihm andre Sachen eingeschlossen. Und die Wahrheit ist, so Gott will, daß der erste, der sich durch die Erzählung von Nachtgeschichten unterhalten ließ, Alexander war, und er hatte eine Anzahl Leute, die ihm Märchen zu erzählen pflegten und ihn hierdurch zum Lachen brachten. Er beabsichtigte indessen, sich nicht allein hierdurch zu belustigen, sondern auch vorsichtiger und behutsamer zu werden. Nach ihm bedienten sich die Könige in gleicher Weise des Buches Hesâr Afsâneh. Es enthält eintausend Nächte jedoch weniger als zweihundert Nachtgeschichten; denn eine einzige Geschichte nimmt oft mehrere Nächte ein. Ich habe es mehrfach zu 214 Gesicht bekommen, jedoch ist es in Wahrheit ein schlechtes Buch voll einfältiger Geschichten.
Lanes Übersetzung der wichtigsten Geschichten von Tausend und einer Nacht erschien 1839–41 in drei Bänden. In dem Vorwort zum ersten Band nähert er sich der Ansicht von Hammers, im Schlußwort neigt er sich mehr De Sacys Annahme zu. Sein Standpunkt läßt sich in folgender Weise zusammenfassen:
»Von Hammer legt zuviel Gewicht auf den persisch-indischen Ursprung der Erzählungen, De Sacy dagegen verwirft irrtümlich jeden Zusammenhang zwischen den alten persischen Hesâr Afsâneh und dem modernen Tausend und einer Nacht.
Die Tausend Nächte, die Übersetzung der Hesâr Afsâneh, bildeten zweifellos den Prototyp für unsere Tausend und eine Nacht; der allgemeine Plan ist von ihnen entlehnt und auch der Inhalt teilweise nach dem Inhalt der Tausend Nächte angefertigt. Jedoch ist unsre Tausend und eine Nacht nicht, wie von Hammer, basierend auf den Unterschied der verschiedenen Manuskripte behauptet, stufenweise durch vermehrte Ausgaben entstanden, sondern, wie De Sacy es bereits erkannte, ein individuelles Werk, eine Komposition eines oder sehr weniger Autoren aus der Zeit des Ausgangs der Mamlukenherrschaft, nicht eher als im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts in Kairo begonnen und noch vor dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts, bald nach der Eroberung Ägyptens durch Selim, den Sultan der osmanischen Türken, 1517 n. Chr. beendet. Auf den individuellen Ursprung der Sammlung deutet der Umstand hin, daß keine ähnliche Kollektion bekannt und von arabischen Schriftstellern erwähnt wird als allein die Tausend Nächte, ihr Prototyp. Ferner sind alle vollständigen Handschriften in der Hauptsache, wenn auch nicht unmittelbar, von einem einzigen Original entlehnt; dasselbe gilt von jedem Fragment, das nur den Anfang des Werkes enthält. Die Differenzen der Manuskripte sind so zu 215 erklären, daß eine unvollendete Kopie abgeschrieben und der Rest der Geschichten aus andern später gefundenen Manuskripten ergänzt oder aus dem Gedächtnis niedergeschrieben und zum Teil aus Traditionen und Anekdotenbüchern entlehnt wurde; fehlten alle diese Quellen, so wurden die Lücken durch die eigne Erfindung der Abschreiber ergänzt. Schließlich wurden dann die Nummern und die Einteilung der Nächte geändert, um eine fortlaufende Reihe herzustellen. So sind alle Geschichten arabischer Komposition wenn auch nicht durchweg arabischer Erfindung. Einige arabische Geschichten, wie der Roman von König Omar, Tawaddud und andre sind einfach geborgt, die historischen Anekdoten sind vielfach noch in andern arabischen Werken enthalten. Die Geschichten mit orientalischer Vergangenheit sind meist ohne Verse. Die Geschichte vom Zauberpferd ist nicht viel mehr als eine Übersetzung aus dem Persischen, die Geschichte von Dschîliad ist indischen Ursprungs. Daneben giebt es auch besonders zum Schluß des Werkes Geschichten aus dem 16. und 17. Jahrhundert, um verlorene Teile zu ergänzen und die Reihe zu vermehren, wie z. B. die Geschichte von Abū Kîr und Abū Sîr. Der Ursprung der Geschichten ist in verschiedenen Ländern zu suchen; die Geschichten die sich auf den Hof Hārûn er-Raschîds beziehen, sind ägyptisch; andre, wenn nicht in Ägypten entstanden, sind doch dort remodelliert, und diese Gruppe Geschichten sind die besten. Auf die Abfassung des Werkes am Mamlukenhof in Kairo deuten Sprache, Stil, Sitten und Gebräuche und vor allem die genaue Ortskenntnis Kairos hin. Der Stil des Werkes ist der eines Ägypters zu jener Zeit, der das klassische Arabisch schreiben will und es nachahmt, ohne darin geübt zu sein.
Ähnlich wie Lane sagt auch Weil in der zweiten Ausgabe seiner Übersetzung:
»Das wahrscheinlichste ist, daß im 15. Jahrhundert ein Ägypter nach altem Vorbilde Erzählungen für Tausend und eine Nacht erdichtete, teils nach mündlichen Sagen oder 216 früheren Aufzeichnungen bearbeitete, daß er aber entweder sein Werk nicht vollendete oder daß ein Teil desselben verloren ging, so daß das fehlende bis ins 16. Jahrhundert hinein durch neue Erzählungen ergänzt wurde.«
Gegen Lanes späte Datierung des Werks brachte Torrens bereits 1839 im Athenäum ein Citat bei aus dem arabischen Geschichtschreiber Spaniens Abū el-Abbâs Ahmed bin Mohammed el-Makkârī, das also lautet:
»Ibn Sâid (geb. 615 d. H. = 1218, gest. 685 = 1286) – Gott hab' ihn selig! – erzählt in seinem Buch El-Muhallā bil-aschâr (das mit Versen geschmückte), indem er aus El-Kurtubī die Geschichte der Erbauung des Hûdadsch im Garten von Kairo citiert, welches eins der prächtigsten Lustschlösser der Fatimidenchalifen war, eigenartig an Anordnung und ausnehmend schön, das der Chalife El-Amir bi-ahkamillāh (7. Fatimide 495–524 d. H. = 1101–1129) für ein Beduinenmädchen, zu dem er in Liebe entbrannt war, in der Nähe des »Erwählten Gartens« erbauen ließ. Er pflegte oft dorthin zu gehen und ward auf dem Wege zu ihm erschlagen. Es blieb auch nach ihm ein Lustort für die Chalifen, und das Volk erzählt eine Unmenge Geschichten über das Beduinenmädchen und von Ibn Meije, einem ihrer Vettern, und was El-Amir damit zu schaffen hatte, so daß die Geschichten, die in dieser Angelegenheit von ihnen erzählt wurden, wie die Geschichten von El-Battâl und die Tausend und eine Nacht und ähnliche gäng und gebe wurden.«
Das gleiche Citat aus Ibn Said findet sich auch in einem Citat des Makrîsī, wo es jedoch »Tausend Nächte« heißt.
Im Jahre 1886 erschien von De Goeje in der Revue »De Gids« der Aufsatz »Die arabische Nachtvertellinge,« in dem er außer dem Nachweis der Verwandtschaft der Rahmengeschichte von Tausend und einer Nacht mit der biblischen Estherlegende und der historischen Unterlage einiger der Erzählungen auch seine Ansicht über die Entstehung von Tausend und einer Nacht kurz skizziert. 217
Er räumt ein, daß die Hesâr Afsâneh vielleicht noch vor der Sassanidenzeit abgefaßt sind, behauptet aber mit Lane die viel spätere arabische Komposition unsers Werks nicht lange nach 1450 während der Mamlukenherrschaft in Ägypten. Das ganze ist ein echt arabisches Buch, wenn auch die Stoffe zum Theil aus den Hesâr Afsâneh entlehnt sind. Selbst in den Geschichten, in denen Hārûn er-Raschîd vorkommt, werden Spuren persischen und indischen Ursprungs zu entdecken sein. Daraus, daß die meisten Geschichten in Bagdad spielen, mag man schließen, daß der Sammler unter seinen Quellen ein Buch mit Erzählungen aus der frühern Zeit des Chalifats fand.
In demselben Jahre bringt die Edinburgh Review im 164. Band von ungenanntem Verfasser einen »The Arabian Nights« überschriebenen Artikel, der zum Schluß eine hübsche Charakteristik der Nächte enthält, im übrigen aber sich vornehmlich mit Paynes soeben erschienener und mir Burtons erscheinender Übersetzung befaßt und die Übersetzung des letzteren zu Gunsten Lanes aufs schärfste angreift, indem ihm unter anderem zum Vorwurf gemacht wird, er habe die Unanständigkeit des Originals in Text und Anmerkungen vervielfältigt und für die Kloake geschrieben. Dies von einem Meisterwerk, das allein für private Cirkulation bestimmt war!
Außerdem bringt der Aufsatz noch ein wichtiges arabisches Citat aus Hamsa von Isfahan aus dem Jahre 961 bei, nach welchem in der Zeit der aschkanischen Könige von Persien Bücher verfaßt wurden, die noch heute in den Händen der Leute wären, wie z. B. das Buch Marûk, das Buch Es-Sindibâd, das Buch Barsanas, das Buch Schimâs und andre ihnen ähnliche, etwa siebzig an der Zahl.
Seine Ansicht über Alter und Entstehung von Tausend und einer Nacht faßt der ungenannte Verfasser in folgender Weise zusammen:
Auf Grund der Zeugnisse arabischer Schriftsteller steht fest, daß der Generalplan und Rahmen von einem persischen 218 Buch, den Hesâr Afsâneh, abgeleitet ist, das bereits im 10. Jahrhundert als ein altes Werk angesehen ward. Ferner existierten die zwei von Masûdī bereits erwähnten Geschichten Wird Chân oder Dschîlkand und Schimâs und Sindbad (der Weise und nicht der Seefahrer) als besondere Bücher. Für die weiteren Fragen, ob Tausend und eine Nacht eine Übersetzung der Hesâr Afsâneh und andrer persischer Bücher sei, und, wenn nicht, woher die hinzugefügten Teile stammen, und zu welcher Zeit die Kollektion ihre gegenwärtige Form erhielt, giebt es nur die innere Evidenz, außer einer Randnote auf dem syrischen Manuskript Gallands, in der ein Leser aus Tripolis in Syrien das Jahr 955 d. H. = 1548 als das Jahr angiebt, in dem er das Manuskript gelesen habe. Bei der Prüfung der innern Evidenz müssen wiederum zwei Quellen der Information unterschieden werden. Die eine sind das allgemeine Bild der Sitten und Gebräuche, sociale und politische Verhältnisse und dergleichen. Die andre bilden individuelle Beziehungsnahmen auf Ereignisse, Personen, Örtlichkeiten und Gebrauchsgegenstände, die uns feste chronologische Daten liefern können. Man muß sie unterscheiden, denn, während es unmöglich war, die Nächte so umzuschmelzen, daß die socialen Verhältnisse einem andern Zeitalter oder einer andern Religion angepaßt werden konnten, so war es doch für Abschreiber leicht, Wörter und Namen einzuschieben, die ihrer eigenen Zeit angehörten. Die Erwähnung z. B. von Kaffee (einige Male) und Tabak (einmal) von Feuerwaffen, von gewissen Straßen und Plätzen in Kairo und dergleichen kann leicht interpoliert werden; zwar haben sie immerhin geschichtlichen Wert, doch geben sie nicht soviel Anhalt für die Abfassungszeit, als Lane und auch Payne es meinten.
Dagegen ist der allgemeine Charakter des socialen Lebens ein sicherer Führer, und hier liefert Lane den Beweis, daß die Geschichten das sociale Leben des mittelalterlichen Ägyptens treu widerspiegeln. Jedenfalls ist das ganze Leben 219 mohammedanisch, und viele andre Umstände, Spracheigentümlichkeiten und die Genauigkeit, mit der Kairo vor allen andern Städten geschildert ist, sowie andre Merkmale, zeigen, daß die ägyptische Hauptstadt der Platz ist, wo die Erzählungen zusammengefaßt und redigiert wurden. Nur wenig Geschichten sind noch deutlich als indischen oder persischen Ursprungs zu erkennen, die Mehrzahl ist moslemisch und speciell ägyptisch. Die Anekdoten von den alten Chalifen rühren jedenfalls fast aus ihrer Zeit her. Andre, welche das moslemische Leben mit Hārûn er-Raschîd als fürstlicher Vorsehung schildern, sind von Zeit zu Zeit hinzugefügt, ohne daß ihr Alter festzustellen wäre. Einige Geschichten wie die von Abusch-Schāmât und Alī von Kairo sind wahrscheinlich so spät als die türkische Eroberung Ägyptens. Die Sitten waren vor dem Eindringen der Europäer so stabil, daß nichts Positives zu sagen ist, doch wurden die Erzählungen, die sunnitisch sind, wahrscheinlich nicht zur Zeit der schiitischen Fatimiden in Ägypten angefertigt. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts fielen die Fatimiden, und Saladdin, die letzte historische Persönlichkeit in den Nächten, eroberte Ägypten. Es fand daher die Sammlung der Geschichten, wenn auch nicht ihre Komposition, zur Zeit des allgemeinen Aufblühens der Wissenschaften, Künste und Verfeinerungen jeglicher Art statt, welche den Einbruch kurdischer und tatarischer Herrscher in Ägypten begleiteten, bis mit der osmanischen Eroberung Ägyptens das goldne Zeitalter der Wissenschaft und Litteratur daselbst endete. In diesem Zeitraum von 1200–1500 nahmen stufenweise die Nächte ihre gegenwärtige Form an, und ihr erster fester Grundstock, hauptsächlich die ersten, fast in allen Manuskripten gleichen Erzählungen enthaltend, mag im 13. Jahrhundert entstanden sein, wie es das in der Geschichte vom Barbier angegebene Datum 653 d. H. = 1255 vermuten läßt, wiewohl andre Handschriften wiederum im Horoskop des Barbiers die Jahreszahl 763 d. H. angeben. Sicherlich ist jedoch die Abfassung der Geschichten viel älter und 220 reicht in die Zeit des alten Chalifats hinein; die Überlieferung derselben mag bis ins 13. oder 14. Jahrhundert mündlich von statten gegangen sein, bis dann in jener Zeit die Sammlungen stattfanden.
Im Jahre 1887 erschien in der deutschen Rundschau ein Artikel Tausend und eine Nacht von August Müller, in dem er konstatiert, daß bei dem abweichenden Inhalt der verschiedenen Manuskripte zunächst nach Feststellung ihres gesamten Inhalts das Ursprüngliche und Echte auszusondern sei, um festzustellen, was eigentlich Tausend und eine Nacht sei. Nach Aussonderung der zweifellos echten Bestandteile und Charakteristik des ganzen Werkes formuliert Müller seine Ansicht über Ursprung und Abfassungszeit dahin:
Aus indischen, ins Persische übersetzten, und aus rein persischen Erzählungsstoffen hat ein Perser vermutlich vor dem 10. Jahrhundert, dem indischen Schachtelschema folgend, ein Sammelwerk zusammengestellt, welches ziemlich dieselbe Rahmenerzählung und eine Anzahl der Geschichten enthielt, die wir jetzt in Tausend und einer Nacht finden. Er nannte sein Buch auf gut orientalisch die Tausend Geschichten (Hesâr Afsâneh), obwohl es deren wohl kaum hundert enthielt. Da die Pointe der Rahmenerzählung in dem Hinüberspielen der Fortsetzung aus einer Nacht in die andre bestand, gewöhnte sich das Volk daran, es als Tausend Nächte, und da die Begnadigung Schehersads früh in die tausend und erste Nacht verlegt wurde, als Tausend und eine Nacht zu bezeichnen. Entweder hat schon der erste Sammler oder jemand, der später das Buch ins Arabische übersetzte, zu diesen persisch-indischen Geschichten andre, die ihm irgendwie bekannt wurden, hinzugefügt und dabei diejenigen unter allen, die ihm zur Schilderung des zeitgenössischen Lebens Anlaß boten oder eine solche ohne sein Zuthun bereits enthielten, auf Bagdad lokalisiert. Daher die auffallende Erscheinung, daß in einer Geschichtensammlung, die uns aus Ägypten zugekommen ist, weit häufiger Bagdad und Basra als Kairo und Alexandria den Ort 221 der Handlung bilden. Als Zeit aber, in welcher diese Geschichten spielen sollten, konnte für einen, der vor dem Aufkommen der Seldschucken im 11. Jahrhundert schrieb, und dem es auf die Einführung eines mächtigen und glücklichen Herrschers ankam, nur diejenige in Betracht kommen, welche dem Verfall des Abbasidenreiches voranging. So ist Hārûn er-Raschîd zu der Ehre gekommen, der Musterfürst und eine der Hauptpersonen von Tausend und einer Nacht zu werden, die er an sich gar nicht verdient. War er auch nicht gerade bösartig, so war er doch willkürlich und launisch, von seiner Majestät durchdrungen und nicht tüchtig, ziemlich unbedeutender Natur, gerade mit soviel Kraft begabt, die herrliche Ministerfamilie der Barmekiden, in der sich der Ausgleich zwischen Arabern und Persern verkörpert hatte, aus Eifersucht zu vernichten, aber nicht soviel, den Haremseinflüssen zu widerstehen, die ihn zur thatsächlichen Teilung seines Reiches unter seine drei Söhne vermochten und damit seine Regierung zum Beginn des Verfalls des Abbasidenreiches machten. Der Bruderkrieg war der Anfang unsäglicher Wirren, die bald nach Hārûns Tod seine Epoche als die einer unwiderbringlichen Blüte erscheinen ließen, gerade wie die eines ähnlichen autokratischen und doch schwachen Herrschers, des Salomo, noch heute nach der gewöhnlichen Tradition für die beste Zeit des alten Israels gilt.
Vermutlich aus zufälligen Anlässen oder der bloßen Abwechslung wegen kommen auch in Geschichten, welche nicht auf Mitteilungen wirklicher Historiker zurückgehen, noch andre Chalifen, Omajjaden und Abbasiden in den Erzählungen vor. Von den Fatimiden, denen Ägypten soviel verdankt, wird kaum einer gelegentlich erwähnt. Das wäre unmöglich, wenn bei dem Abschluß von Tausend und einer Nacht in Ägypten der Hersteller dieser modernen Sammlung nicht einfach die vorhandene Menge des Bagdader Erzählungsstoffes herübergenommen hätte. Es war natürlich längst nicht mehr derselbe Stoff, den einst der Verfasser der Tausend Geschichten 222 zusammengetragen hatte. Was nicht zünftiger Gelehrsamkeit angehört, ist im mohammedanischen Orient herrenloses Gut, mit dem ein jeder umspringen mag, wie es ihm beliebt. Die unsägliche Verachtung, die dort jeder Professor für Märchen und Novellen empfindet, zeigt sich schon im Fihrist, der die Tausend Geschichten eine dürftige und frostige (einfältige) Lektüre nennt. Im Munde des Volkes, besonders des gewerbsmäßigen Erzählers, lebten allein diese Geschichten fort.
Wie sie in den letzten Jahrhunderten nach dem Zeugnisse der uns vorliegenden Handschriften vielfach geändert sind, so nehmen sie schon frühe, vielleicht unter Verlust alter Bestandteile, fremde Elemente, wie den Cyklus der sieben Wesire, in sich auf. Das ging im Lauf der Zeit weiter, und dazu paßten sie, als sie nach Ägypten kamen, sich der Art der Leute von Kairo an und tragen davon noch heute die Spuren an sich. Es ist die Gesellschaft Kairos in der Mamlukenzeit, deren Kostüm die Personen der Tausend und einen Nacht tragen, während sie und ihre Erlebnisse aus weit älteren Jahrhunderten stammen.
Am gründlichsten und ausführlichsten endlich behandelte Burton am Schluß seiner Übersetzung 1886–88 die gesamte Frage und gelangt zu folgenden Ergebnissen:
Der gesamte Prosastoff der Nächte ist in drei Gruppen zu zerlegen.
Ebenso sind die poetischen Teile des Werkes in drei Kategorien zu zerlegen.
Ferner haben wir bei der Untersuchung über den Ursprung der Nächte scharf den sachlichen Stoff von dem sprachlichen zu sondern.
Der folgende Punkt ist, genau das Ursprungsdatum der Nächte in ihrer gegenwärtigen Form zu betrachten, eine Frage, in welcher die Ansichten zwischen dem 10. und 16. Jahrhundert schwanken. Der erste Schritt zu dieser Untersuchung ist die Feststellung des Kerns unserer Sammlung durch Vergleichung der vier gedruckten Texte und der durch Gelehrte gesammelten Manuskripte. Eine solche Vergleichung zeigt, daß die allen Manuskripten gemeinsamen Erzählungen die folgenden dreizehn sind:
Diese Geschichten mit ihren Einlagen bilden noch nicht den fünften Teil der Kalkuttaer (Macnaghtenschen) Ausgabe, die deren zweihundertundvierundsechzig enthält.
Die chronologischen Angaben der Sammlung haben nur insoweit für uns Wert als wir entscheiden können, daß die Erzählungen nicht nach einer bestimmten Epoche geschrieben sind; die wirklichen Daten und folglich alle Schlußfolgerungen aus ihnen sind durch die Gewohnheiten der Schreiber verderbt.
Ebensowenig geben uns andre Schlußfolgerungen an die Hand; die Stellen, auf Grund deren sie gezogen sind, weisen höchstens auf die mehrfachen Ausgaben und Redaktionen. Wenn z. B. Lane auf Grund der vierfarbigen Fische in der Geschichte von verzauberten Prinzen behauptet, die Farben ließen auf Moslems, Christen, Juden und Magier schließen, da ein Edikt des Mamlukensultans Mohammed bin Kalaûn vom Jahre 1301 für die Christen blaue, die Juden gelbe und die Moslems weiße Turbane festgesetzt habe, und diese Geschichte demnach erst später entstanden sein müsse, so vergißt er, daß der Chalife Omar nach der Eroberung Jerusalems 636 n. Chr. bereits denselben Unterschied in der Kleidung anberaumt und Hārûn er-Raschîd das Edikt erneuert hat. Dagegen beweist das Studium des intimen Lebens im Islam und der Volkssitten und Gebräuche, daß der Kern des Werkes vor 1400 n. Chr. geschrieben ist. Die Araber trinken Wein, Cidergetränke und Gerstenbier aber keine destillierten Spirituosen. Sie kennen weder Kaffee noch Tabak und sind zwar mit Pocken (Dschadrī), aber nicht mit Syphilis bekannt. Die Kämpfe werden mit Bögen und Wurfspießen, Schwertern, Speeren (für Infanterie) und Lanzen (für Kavallerie) geführt, wo Feuerwaffen erwähnt werden, haben wir Interpolationen anzunehmen.
Endlich ist der Stil der verschiedenen Erzählungen äußerst verschieden. Wir erkennen in ihm verschiedene Nationalitäten; 225 Westafrika, Ägypten, Syrien, alle sind in ihm repräsentiert, und während einige Autoren aufs beste mit Bagdad, Damaskus und Kairo vertraut sind, sind andre mit ihnen völlig unbekannt. Alle Kopien, ob geschrieben oder gedruckt, weichen völlig in den letzten Erzählungen voneinander ab, und so können wir die Geschichte der Nächte getrost mit den sogenannten homerischen Dichtungen, der Ilias und Odyssee vergleichen, einer Sammlung unsterblicher Balladen und alter epischer Formeln und Verse, die von Rhapsode zu Rhapsode traditionell überliefert und in ein langsam wachsendes poetisches Gefüge einverleibt wurden, bis sie schließlich ungefähr zur Zeit des Perikles zusammengeschweißt wurden.
Demnach ergiebt sich folgendes Resultat:
Aus dieser kurzen Übersicht ergiebt sich, daß wir betreffs der Abfassungszeit und des Ursprungsortes von Tausend und einer Nacht noch immer mehr oder minder auf Vermutungen angewiesen sind, und daß die verschiedensten Ansichten vorgebracht wurden. Als feststehend können wir jedoch folgendes ansehen: 226
2. Die Manuskripte und gedruckten Texte von Tausend und einer Nacht.
Bei der großen Wichtigkeit, welche die Manuskripte und verschiedenen Textausgaben für die Frage nach der Abfassungszeit, dem Ursprungsort und dem ältesten Erzählungsstoff von Tausend und einer Nacht haben, ist es erforderlich, über sie an dieser Stelle ebenfalls etwas ausführlicher zu handeln.
Das erste Manuskript, das in Europa von den Nächten bekannt wurde, ließ sich Galland kurz vor dem Erscheinen seiner Übersetzung, also zwischen 1700–1704 aus Syrien 227 schicken, zugleich das älteste, das wir besitzen. Wie bereits zuvor bemerkt, trägt es die Randbemerkung eines Lesers aus dem Jahre 1548; aus paläographischen Gründen will Zotenberg es jedoch in seiner Abhandlung »Notice sur quelques manuscrits des Mille et une Nuits et la Traduction de Galland«, die als Anhang zu seiner arabischen Textausgabe von »Histoire d'Alā al-Dîn on la lampe merveilleuse Paris 1888« erschien, in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts geschrieben sein lassen, wodurch ein für allemal die Annahme einer spätern Kompilation der Sammlung widerlegt wäre. Dieses Manuskript enthält die Einleitung des Werkes und die ersten Erzählungen und verteilt den Stoff über 282 Nächte, von denen die zweite Hälfte der 281. und die 282. Nacht von später Hand erst im 17. oder 18. Jahrhundert geschrieben sind. Zotenberg vermutet sogar, diese Handschrift möchte der Prototyp aller andern gewesen sein.
Ein andres Manuskript in der vatikanischen Bibliothek aus dem 15. Jahrhundert enthält ebenfalls nur die ersten 282 Nächte und bricht wie Gallands Manuskript im Beginn der Geschichte Kamar es-Samâns fast an der gleichen Stelle ab.
Die drei Bände des Gallandschen Manuskripts enthalten außer der Einleitung bis zur 170. Nacht in derselben Reihenfolge ungefähr die gleichen Erzählungen wie die Būlâker und Macnaghtenschen Textausgaben bis zum Schluß der Geschichte des Buckeligen; von der 171.–281. Nacht folgen jedoch die Geschichte Abul-Hasan Alīs und Schems en-Nahars, die Geschichte von Nûr ed-Dîn und Enîs el-Dschelîs, die Geschichte Dschullanârs der Meermaid und der Anfang der Geschichte Kamar es-Samâns.
Der vierte Band des Gallandschen Manuskripts ist verloren gegangen, und außerdem macht Zotenbergs Untersuchung es wahrscheinlich, daß Galland zu seiner Übersetzung noch ein anderes arabisches Manuskript vor sich gehabt haben könnte.
Dadurch, daß Galland die Geschichte Sindbads des Seemanns als 69.–90. Nacht einschiebt, hält er mit der 228 Reihenfolge der Nächte in seinem Manuskript nicht gleichen Schritt, und nur die ersten sechs Bändchen seiner Übersetzung beobachten überhaupt die Einteilung in Nächte; sie schließen mit dem Ende der Geschichte Kamar es-Samâns. Die folgenden Geschichten in Gallands Übersetzung zerfallen in solche, deren arabischer Text in andern Handschriften oder Drucken zu finden und solche, deren arabischer Text bisher noch unbekannt ist. Letztere sind in unsern Supplementen nach Burton übersetzt, der seiner Übersetzung wiederum eine Hindustaniübersetzung zu Grunde legte, welche Gallands Paraphrase von neuem orientalisierte. Über die Herkunft dieser Erzählungen war man lange im Zweifel und man hielt sie sogar für Gallands eigene Erfindungen, bis Zotenberg Gallands Tagebuch auffand, welches uns über den Ursprung derselben Aufschluß giebt. Nach dem Tagebuch erzählte ihm in den ersten Monaten des Jahres 1709 ein maronitischer Christ aus Aleppo, Namens Hannā, eine Reihe Geschichten, unter denen sich die Geschichte von Alā ed-Dîn und der Wunderlampe, die Geschichten Bâbā Abdallāhs und Sîdī Noomâns, die Geschichte vom Zauberpferd, Prinz Ahmed und die Fee Perî-Bânū, die beiden eifersüchtigen Schwestern, Alī Bâbā und die vierzig Räuber, Chwâdsche Hasan der Seiler und die Geschichte Alī Chwâdsches befanden, und die Galland mit Ausnahme der Geschichte Alā ed-Dîns in seinem Tagebuch in Umrissen dem Erzähler nachschreibt. Außerdem empfing er von Hannā den arabischen Text von Alā ed-Dîn, sowie wahrscheinlich die Texte von der Geschichte Bâbā Abdallāhs und Sîdī Noomâns und vielleicht auch von der Geschichte Chwâdsche Hasans des Seilers. Diese Erzählungen bilden den zweiten Teil des neunten und den ersten Teil des zehnten Bändchens von Gallands Übersetzung. Die Geschichten, welche die beiden letzten Bände seiner Übersetzung füllen, die Geschichte Alī Bâbās und die vierzig Räuber, die Geschichte Alī Chwâdsches, die Geschichte vom Zauberpferd, die Geschichte des Prinzen Ahmed und der Fee Perî-Bânū und die Geschichte 229 der beiden Schwestern, die ihre jüngste Schwester beneideten, hat Galland, da ihm der Originaltext fehlte, nach seinen Aufzeichnungen redigiert; die Geschichte des Dschinnīs Morhagian hat er überhaupt nicht in seine Sammlung aufgenommen. Da sich nun von diesen Erzählungen die Geschichte vom Zauberpferd in den gedruckten Texten findet und nicht anzunehmen ist, daß der Maronite Hannā sie erfunden hat, so mögen sich die andern Erzählungen, deren arabische Texte wir noch nicht kennen, vielleicht später in bisher noch unbekannten Manuskripten, sei es von Tausend und einer Nacht oder andern Sammlungen von Geschichten finden.
Da diese Erzählungen gerade zu den schönsten und uns seit der Kindheit vertrautesten gehören, so haben wir dieselben in den Supplementen ebenfalls gebracht.
Die Geschichte von Sein el-Asnâm und von Chudādâd und seinen Brüdern erklärte Galland selber als ohne sein Zuthun in sein Werk gekommen und aus Petis de la Croix' Übersetzung des persischen Werkes Hesâr jek rûs (Tausend und ein Tag), einer Nachbildung von Tausend und einer Nacht, entlehnt.
Aber auch die Geschichte Sein el-Asnâms figuriert mit der Alā ed-Dîns und der Wunderlampe in zwei andern Handschriften der Pariser Nationalbibliothek, von denen die eine, von der Hand Michel Sabbâghs, bereits Fleischer zu seinen kritischen Bemerkungen über den ersten Band der Textausgabe von Habicht (Breslauer Ausgabe 1825–43) im Journal Asiatique 1827 in der Hand gehabt hatte. Diese Handschrift wurde zu Paris auf europäischem Papier im Anfang unsers Jahrhunderts nach einem Bagdader Manuskript genau niedergeschrieben und nähert sich nicht nur der Redaktion des Manuskripts Gallands, mit dem es in den Geschichten und Nächten bis zur 69. Nacht übereinstimmt (es enthält jedoch die Geschichte des ersten Scheichs mit dem Maultier, die im Gallandschen Manuskript fehlt); von der 70. Nacht an enthält es jedoch folgende Erzählungen: 230
Die Geschichte von Asîs und Asîse fehlt als Einlage, dagegen erzählt die alte Sklavin Kân-mā-kân außer der Geschichte vom Haschischesser noch zwei andre, und die Geschichte Hasans von Basra findet sich in andrer, kürzerer Fassung als in der Būlâker Ausgabe, nebst der Geschichte vom falschen Chalifen ebenfalls als Einlage. Die Haupterzählung schließt dann noch die Episode der beiden Brüder Amir und Ghâdir und ihrer Kinder Dschamîl und Bathîne ein, denen 231 Kân-mā-kân zu Hilfe eilt, nebst andern Heldenthaten des letztern.
Das zweite Manuskript, das von Chavis angefertigt ward, beginnt genau da, wo der dritte Band von Gallands Manuskript endete, in der Mitte der 281. Nacht, und enthält außer dem Schluß der Geschichte Kamar es-Samâns (329. Nacht) genau dieselben Erzählungen nur mit anderer Nächteeinteilung und bricht mitten in der 631. Nacht in der Geschichte Bachtsâds und der zehn Wesire ab.
Eine dritte, sehr wichtige Handschrift in der Nationalbibliothek zu Paris, dieselbe, welche Chavis zu seiner Übersetzung benutzte, enthält folgende vierzehn Erzählungen, von denen die nicht in den gedruckten Texten vorkommenden in unsern Supplementen nach Burtons Übersetzung wiedergegeben sind:
Das erste vollständige Manuskript von Tausend und einer Nacht erhielt von Hammer zu Anfang unsers Jahrhunderts in Ägypten durch den österreichischen Generalkonsul von Rosetti, der auch dem russischen Gesandten von Italinski ein 232 Manuskript verschaffte, welche beide völlig identische Kopien sind. Da fand von Hammer auch zum erstenmal den Schluß des ganzen Werkes, den Galland frei erfunden hatte. In dem von Hammerschen Manuskript nämlich heißt es, daß die Geschichten dem König gar nicht gefallen hatten, und erst die drei Kinder, die sie ihm geboren hatte, hinderten ihn daran sie hinrichten zu lassen. Die andern Texte schließen jedoch wiederum anders; so weiß z. B. die Breslauer Ausgabe nichts von den Kindern und schildert ausführlich die Hochzeit des Königs Schahriar mit Schehersad einerseits und seines Bruders Schahseman mit Dunjasad anderseits.
Zotenberg faßt seine obenerwähnte Abhandlung in folgenden Schlußfolgerungen zusammen:
Die Prüfung einer größern Anzahl Manuskripte ergiebt, daß das Manuskript Gallands einen Text von litterarischer Feinheit und Eleganz besitzt, der in moderneren Kopien abgeändert und verkürzt zu sein scheint. Der verkürzte Text leitet sich jedoch nicht direkt von Gallands Text, sondern von einer parallelen Redaktion ab, während die Differenzen zwischen den verschiedenen Exemplaren nicht nur die Diktion, sondern auch die Anordnung und den Inhalt der Sammlung betreffen.
Die bisher bekannten Manuskripte von Tausend und einer Nacht lassen sich in drei Gruppen unterbringen:
Zu der ersten Gruppe gehört vor allem das Manuskript Gallands. Zur zweiten gehören die drei Būlâker Ausgaben (und die Beiruter von Salhânī) sowie die Kalkuttaer (Mannaghtensche) Ausgabe, nebst einer Reihe vollständiger und unvollständiger Manuskripte in den verschiedenen europäischen Bibliotheken. Alle diese Exemplare, zu Anfang dieses oder gegen Ende des vorigen Jahrhunderts kopiert, leiten sich von ein und demselben Originaltext ab, dessen Redaktion vielleicht nicht viel älter ist. Wahrscheinlich existierte in Ägypten im 17. Jahrhundert eine vollständige Sammlung der Geschichten von Tausend und einer Nacht, oder, wenn etwas derart existierte, so hatte eine solche Sammlung willkürlich nebeneinandergestellter Erzählungen nicht den Charakter eines scharf abgegrenzten Werkes.
Zotenberg glaubt daher, es gäbe zwei Ausgaben ägyptischer Provenienz, die unternommen wurden, die Zahl der Tausend und einen Nächte auszufüllen, und einen gemeinsamen Hauptstock nebst Material von verschiedener Herkunft dazu benützten. Von beiden Ausgaben sei dann die moderne ägyptische Redaktion eine neuerliche Umgestaltung.
Zu derselben Kategorie gehören auch gewisse Teile des von Habicht in der Breslauer Ausgabe veröffentlichten Manuskripts, das jedoch mehrfach durch die moderne ägyptische Redaktion ergänzt oder ersetzt wurde. Einige Erzählungen der beiden ersten Bände des aus zehn Bänden bestehenden Manuskripts scheinen nach einem Original von orientalischer Provenienz niedergeschrieben zu sein. In Band III–IX, die nicht in Nächte geteilt sind, befinden sich Erzählungen, die 234 zur Zeit ihrer Niederschrift noch nicht unter den Bestand der Geschichten von Tausend und einer Nacht aufgenommen waren, so z. B. das Fragment der Geschichte von Seif Zul-Jesen.
Das Wortley-Montague-Manuskript, aus dem die letzten der Erzählungen in unsern Supplementen herrühren, nimmt durch die Beschaffenheit seiner Geschichten und ihre Anordnung einen besondern Platz ein. Die Sprache sinkt oft zum gewöhnlichen Fellachenidiom herab, und inhaltlich stehen die Erzählungen auch meistens tiefer als alle andern, wobei sie sich auch künstlerisch als am wenigsten ausgebildet erweisen. So fehlt z. B. stets bei den Geschichten die Schlußformel, und Überschriften sind ebenfalls nicht vorhanden. Wahrscheinlich ist diese Sammlung sehr neuen Datums und ohne Tradition.
3. Die Stoffe.
Wir sahen im ersten Teil unserer Untersuchung, daß dem arabischen Sammelwerk Tausend und eine Nacht ursprünglich ein altes persisches Geschichtenbuch, die Hesâr Afsâneh oder Tausend Abenteuer, zu Grunde lag; im folgenden wollen wir kurz die ursprünglich persischen (und indischen) Stoffe von den echt arabischen sondern und die nicht arabischen Stoffe auf ihre ältesten Quellen zurückzuführen suchen.
Zunächst steht es fest, daß die Rahmengeschichte von den beiden Königen, dem Wesir und den Schwestern Schehersad und Dunjasad, abgesehen von geringfügigen Änderungen persischen Ursprungs ist. Die Namen haben in den verschiedenen Handschriften verschiedene Wandlungen durchgemacht; so ward Schahriar = Stadtfreund zu Schahrbâs = Stadthabicht oder Schahrbân = Stadtwardein. Schāhsemân = König der Zeit ward zu Schāhrummân = Granatapfelkönig oder Schāhsenân = Frauenkönig. Der Name Schehersad (richtiger Schahrsâd = Schahrsâdeh) = Stadtkind tritt auch als Schahrāsâd = Stadtbefreierin oder Schīrsâd = Löwenkind 235 auf. Dunjāsâd = Weltkind lautete ursprünglich Dīnārsâd = Dinarkind oder Dīnāsâd = Glaubensbefreierin.
In seiner Abhandlung »De arabische Nachtvertellinge« in »De Gids« 1886 weist nun De Goeje auf die überraschende Ähnlichkeit zwischen der biblischen Estherlegende und der Rahmengeschichte von Tausend und einer Nacht hin. In beiden besteht der Hauptzug darin, daß der König in jeder Nacht eine andre Frau hat, nur ist ihr Schicksal verschieden. Beide, Esther und Schahrāsâd, erobern des Königs Herz und werden Königinnen, beide sind Töchter (Esther die Pflegetochter) des Wesirs. Nach dem Fihrist wurde Schahrāsâd von ihrer Hausmeisterin Dīnāsâd unterstützt, was sich am meisten dem Buch Esther nähert; am wenigsten ursprünglich ist Tausend und eine Nacht, daß die Schwester bei den Eheleuten schläft. Schließlich läßt sich auch Ahasveros des Nachts aus alten Chroniken vorlesen. Nach der persischen Legende des Firdusi ist die Prinzessin Humâī, von der der Fihrist spricht, die Tochter und nach altpersischer Sitte zugleich die Ehegenossin des Bahmân Ardeschîr (Artaxerxes Longimanus). Nach andern ist Schahrāsâd der Name ihrer Mutter, die eine Jüdin gewesen sein soll. Ebenso lesen wir, daß Bahmân der Vater der Humâī eine Jüdin geheiratet hatte, welche die Ursache der Befreiung ihres Volkes aus der Gefangenschaft ward. Dieses jüdische Mädchen wird dann wieder Dīnāsâd genannt. Tabarī nennt Esther die Mutter des Bahmân und giebt Humâī den Namen Schahrāsâd. Alle diese Notizen, so unklar sie auch sind, unterstützen jedoch die Annahme, daß das Buch Esther und die Rahmengeschichte von Tausend und einer Nacht von gemeinsamer persischer Quelle abstammen und nur verschiedene Bearbeitungen derselben sind. Dadurch wäre der Ursprung der Rahmengeschichte noch vor die Zeit der Sassaniden in die vorchristliche Zeit zu verlegen.
Der Inhalt der Rahmenerzählung bildet die Verderbtheit des weiblichen Geschlechts, die Rache des betrogenen Königs 236 und die Erlösung des Volks von seinem Zorn durch Schehersads Erzählungskunst. Ariost hat dieses Motiv in den 28. Gesang seines Orlando furioso aufgenommen.
Von dem unerschöpflichen Erzählungsstoff, der in diesen Rahmen aufgenommen wurde, lassen sich als nichtarabische Bestandteile sicher die beiden Geschichtsgruppen »König Dschalīâd« und sein Wesir Schimâs und »Sindbad oder die List der Weiber« ausscheiden. Nach Masûdīs Zeugnis existierten sie als besondre Bücher, was allerdings noch nicht die Annahme ausschließt, daß sie auch Bestandteile der Hesâr Afsâneh gebildet hätten. Das erstere der beiden Bücher ist an der moralisierenden Tendenz und der Fabelerzählung sicher als ursprünglich indisches Werk zu erkennen. Das zweite existiert noch heute als die Sindibâd-Nâmeh im Persischen und wurde bereits im 11. Jahrhundert aus dem Syrischen ins Griechische, im 12. Jahrhundert ins Hebräische, im 13. Jahrhundert aus dem arabischen ins Altkastilische übersetzt. Den Sindibâd-Nâmeh sind nach Anlage und Tendenz sehr ähnlich »Die Geschichte der zehn Wesire« und »Die Geschichte des Königs Schâh Bacht und seines Wesirs Er-Rahwân,« beide in der Breslauer Ausgabe, die man wohl auch als ursprünglich selbständige Bücher anzusehen hat; ihr persischer Ursprung ist schon aus den persischen Namen ersichtlich. Bei allen diesen Geschichtsgruppen ist, wie bei dem ganzen Werk, die Form der Rahmenerzählung angewendet, die wir in den indischen Geschichtsbüchern wie Hitopadesa &c. wiederfinden.
Dieselbe Form der Einschachtelung ist auch bei den beiden ersten Geschichten von Tausend und einer Nacht angewendet, so daß man hierin vielleicht einen Fingerzeig auf ihren nichtarabischen Ursprung erkennt. Ebenso mag in der Geschichte des Lastträgers von Bagdad das Motiv vom Magnetberg und von der verbotenen Thür persischen Ursprungs sein.
Sehr alter Bestand und wahrscheinlich indischen Ursprungs sind die Tierfabeln nach dem Roman von König Omar, und 237 unter den historischen Anekdoten sind die auf König Anūschīrwân bezüglichen wahrscheinlich aus persischen Quellen entnommen.
Echt persisch ist die Geschichte vom Zauberpferd, wahrscheinlich auch die Geschichte Kamar es-Samâns und seiner Söhne, die zugleich mit der Geschichte vom Zauberpferd und den provençalischen Geschichten »Peter von der Provence« und »Cleomades und Claremond« von gemeinsamer persischer Quelle abgeleitet zu sein scheint.
Die Geschichte Seif el-Mulûks erweist sich schon durch ihre Einleitung als ein ursprünglich selbständiges Buch; es existierte im 11. Jahrhundert in persischer Sprache.
Auch die Geschichte Dschullanârs der Meermaid scheint persischen Ursprungs zu sein; in der Königin Lâb finden wir die homerische Circe wieder. Sicher ist dies der Fall bei Hasan von Basra und seiner abenteuerlichen Fahrt ins Land der Dschinn. In der Wortley-Montague-Handschrift finden wir ihn noch als Mâsin von Chorāsân, und die unsichtbar machende Kappe und das Vogelkleid weisen deutlich auf arischen Mythen- und Sagenkreis.
Noch deutlicher ist der persische Ursprung der Geschichte von der Schlangenkönigin und Bulûkijās Abenteuer sichtbar, wie das Burton besonders scharf nachweist. In dem Kampf zwischen den gläubigen und ungläubigen Dschinn erkennen wir noch den Kampf zwischen Ormuzd und Ahriman und ihren Heerscharen; die mythologischen Vorstellungen von Chalît und Malît sind ebenfalls altpersisch.
Überhaupt werden wir in allen Erzählungen, in denen das Wunderbare die Hauptrolle spielt, die Namen persisch sind und die Örtlichkeit nicht in arabische Städte verlegt ist, fremdes nichtarabisches Gut vermuten können.
Die sieben Reisen Sindbads, die arabische Odyssee, erinnert in einzelnen Abenteuern so auffällig an Homer, daß man an eine Entlehnung derselben denken könnte, was nicht unmöglich wäre, da Homer den Arabern früh bekannt wurde. 238 Ebenso vermutete man in ihnen persisches Gut, das bei den Persern als altarisch zu erklären wäre. Aber vielleicht leiten sich die Abenteuer Sindbads zugleich mit denen des Odysseus von einem uralten ägyptischen Reiseroman »Der schiffbrüchige Seemann« aus der 12. Dynastie (cirka 3500 v. Chr.) her, dessen Papyrus in St. Petersburg aufbewahrt wird. Wie uns die Sindbadreisen heute vorliegen, haben sie neben Motiven aus den verschiedensten Reisegeschichten Auszüge aus El-Idrîsī, El-Kaswînī und Ibn el-Wardī aufgenommen.
Der sogenannte Pseudo-Kallisthenes, eine märchenhafte Geschichte Alexanders des Großen aus dem 2. Jahrhundert nach Christus enthält ganz ähnliche Abenteuer wie die Sindbadreisen.
Die Geschichte der neidischen Schwestern und die des Prinzen Ahmed und der Fee Perî-Banū, vielleicht auch die des Prinzen Sein el-Asnâm und Chudādâds und seiner Brüder, werden ebenfalls auf Persien zurückzuführen sein.
Dem Buch Tobias aus den Apokryphen der Bibel entstammt die Geschichte von Heikâr dem Weisen. Aus der biblischen Daniellegende rührt die Geschichte von der frommen Frau und den beiden bösen Scheichen her.
Die Motive zu einigen andern kurzen Erzählungen, wie das Motiv der Bürgschaft und der Kraniche des Ibykus, scheinen von den Griechen her zu den Arabern eingedrungen zu sein.
Echt arabisch dagegen sind alle Anekdoten von historischen arabischen Persönlichkeiten, sicherlich oft mit historischem Hintergrund; weiter die beiden großen Romane »König Omar« und »Adschîb, Gharîb und Sahîm el-Leil«; die Geschichte von Tawaddud und ähnliche, die nur zur Ausfüllung der Nächte aufgenommen wurden.
Ferner die Liebesgeschichten, wie Asîs und Asîse, Alī bin Bekkâr und Schems en-Nahâr, Alī Schâr und Sumurrud, Dschubeir bin Umeir und die Herrin Budûr, Uns el-Wudschûd und Ward fil-Akmâm; ferner Erzählungen, wie Nûr 239 ed-Dîn Alī und sein Sohn Bedr ed-Dîn Hasan, die Geschichte des Buckeligen, wiewohl die Geschichte des fünften Bruders des Barbiers das Motiv sicherlich entlehnt hat; ferner Nûr ed-Dîn Alī und Enîs el-Dschelîs, Ghânim, der verstörte Sklave der Liebe, Niame und Noam, Alā ed-Dîn Abusch-Schamât, der falsche Chalife, die eherne Stadt, Dschûdar und seine Brüder, die Streiche der listigen Delîle und Alī Sîbaks von Kairo, sowie die letzten Erzählungen. In der Geschichte Alī Nûr ed-Dîns und Mirjam der Gürtelmaid, einer Komposition aus Alī Schâr und Sumurrud und Alā ed-Dîn Abusch-Schamât, wie Dr. Bacher Spuren von der Geschichte Emmas, der Tochter Karls des Großen, und seines Schreibers Eginhard (vgl. Grimms deutsche Sagen) zu finden, ist wohl nicht angängig.
Schließlich werden nur in den wenigsten Geschichten, die sich mit Hārûn er-Raschîd befassen, nicht arabische Elemente zu finden sein.
Aus diesem summarischen Überblick ersehen wir, daß nur ein geringer Teil der Geschichten von unserm Tausend und eine Nacht den persischen »Hesâr Afsâneh« angehört haben kann, und daß auch noch von andrer Seite her eine Reihe von Stoffen in unser Werk eindrang.
Die Fabeln und moralisierenden Erzählungen, sowie einige Schwänke, lassen sich über Persien hinaus zurückführen, und wie wir in dem altägyptischen »schiffbrüchigen Seemann« den Prototyp für die Odyssee und die Abenteuer Sindbads zu finden geneigt sind, so erweist sich auch Ägypten als die ursprünglichste Heimat der Fabel. Von dort wanderte sie weiter zu jüngeren Kultursitzen, dem Euphrat-Tigris Gebiet und nach Hellas. Alexander der Große unterwarf Vorderasien bis Indien, unter seinen Nachfolgern ward es hellenisiert, und von Graeco-Baktrien gingen neue Einwirkungen auf Indien aus. Mit den Erobererheeren, mit den Handelsschiffen und Karawanen zogen auch die Geschichten mit, und so entstanden in Indien in früher Zeit, jedenfalls nicht 240 später als in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung einige Geschichtsbücher, teilweise wiederum voneinander beeinflußt, die bereits viele der Fabeln, Schwänke und Motive, die in Tausend und einer Nacht vorkommen, enthalten. Diese drangen von Indien nach Persien, wo sie entweder bei der Abfassung der Hesâr Afsâneh in dieselben verarbeitet oder zu besondern Büchern gestaltet wurden und hernach ihre Aufnahme in die ältesten Redaktionen von Tausend und einer Nacht fanden.
Diese indischen Bücher sind:
Viele von diesen Fabeln, Schwänken und Motiven sind auch lange Zeit vor dem Bekanntwerden von Tausend und einer Nacht und den obengenannten Büchern im Abendland bekannt geworden. Der lebhafte Verkehr des Orients mit dem Occident im Mittelalter, von dem sich in den letzten Erzählungen von Tausend und einer Nacht die Spuren finden, die Eroberung Spaniens und Siziliens durch die Mauren und Sarazenen und die Kreuzzüge bildeten die Brücke hierzu. So treffen wir im Decameron und Heptameron manche Erzählungen aus Tausend und einer Nacht wieder an, und so kann es uns nicht überraschen, in Tausend und einer Nacht unsre volkstümlichen Schwänke und Märchen, wie den Geist im Glase als Dschinnī in der Messingflasche, die Geschichte von 241 den drei Wünschen, die Spitzbubengeschichte vom gestohlenen Esel, die Geschichte vom gestohlenen Halsband u. a. als gute alte Bekannte wiederzufinden.
Stil und Charakteristik von Tausend und einer Nacht.
Über diesen Punkt können wir uns möglichst kurz fassen, da das Werk für sich selber spricht.
Was zunächst den Stil anlangt, so ist derselbe schlicht, monoton und stets das Beabsichtigte mit peinlichster Genauigkeit darstellend, wodurch die größte Anschaulichkeit aber auch Umständlichkeit erzielt wird. Der trockene Fluß der Erzählung wird nur durch die eingestreuten Verse und die gelegentlich bei Schilderungen, sei es Persönlichkeiten, Landschaften und Vorgängen wie Schlachten &c., angewendete Reimprosa unterbrochen; dem Leser des Originals kommt es dann wohl vor, als ob er nach langer Wüstenwanderung plötzlich in eine Oase gelangt, wo die Quellen rieseln, die Blumen blühen und die Vögel im Gezweig lustig durcheinander schmettern und trillern.
Wenn wir bedenken, daß diese Geschichten von den öffentlichen Erzählern in den Kaffeestuben, auf den Bazaren oder sonstwo, wo sich ein Kreis von Zuhörern um sie scharen konnte, vorgetragen wurden und auch heute noch vorgetragen werden, dann begreifen wir eher die oft zu derben, zotenhaften Scherze, die gewissermaßen für das Galeriepublikum gemünzt waren und ihre Wirkung auf die Lachmuskeln nicht verfehlten.
Daß die Erzählungen von Tausend und einer Nacht keine Märchen sind, wie man sie landläufig noch immer nennt, und daß nur wenige, in denen das übernatürliche Element vorherrscht, diese Bezeichnung verdienen, ist ebenfalls leicht zu ersehen. Indem sie uns das echtarabisch-moslemische Leben des Mittelalters in allen Gesellschaftsschichten schildern, gewinnen sie als Kultur- und Sittenbilder einen unvergänglichen Wert. Wir werden in die Zeit einer hohen 242 Kulturblüte mit allen ihren Vorzügen und Fehlern geführt. In Städten entstanden, führen uns die Geschichten vornehmlich das Stadtleben vor die Augen. Wir sehen die Sultane und Chalifen, vor allem den Hof Hārûn er-Raschîds, in prachtstrotzenden Farben. Das intime Leben reicher Kaufmannshäuser wird vor unsern Blicken entschleiert; aber ebenso oft kehren wir in den Häusern und Hütten der Armen und Ärmsten ein, die mit den Reichen und Fürsten als Moslems wie mit ihresgleichen verkehren. Wenig Federstriche genügen, uns die Personen so meisterlich zu skizzieren, daß wir sie leibhaft vor Augen haben. Allerdings sind alle Charaktere mehr typisch als individuell entworfen. Wir haben in den Königen und Sultanen gewöhnlich gutmütige, etwas beschränkte, aber von ihrer Majestät durchdrungene Regenten vor uns, denen entweder weise und gute oder verschlagene und böse Wesire als Berater zur Seite stehen. Oft sind beide Species zu gleicher Zeit vorhanden, und dann achtet der Sultan gewöhnlich nicht auf das Warnen des guten, sondern läßt sich vom bösen umgarnen. Die Alten sind entweder rechtschaffene gottesfürchtige Moslems von echtem Schrot und Korn, die pathetisch, unter dem Vermächtnis goldner Lebensregeln an ihre Söhne, zur Barmherzigkeit Allâhs abscheiden, oder nichtsnutzige lüsterne Scheiche. Der böse Zauberer ist gewöhnlich ein alter Magier oder Feueranbeter, und ist seine Heimat nicht Iran, so ist's doch ein Maghribite aus dem fernen Abendland. Die Söhne sind ihren Vätern, die patriarchalische Stellung im Hause einnehmen, so lange sie noch nicht erwachsen sind, gehorsam und treu ergeben oder Leichtfüße, nichtsnutzige Thunichtgute und Faulpelze, namentlich wenn sie nur unter mütterlicher Verzärtlichung heranwachsen, die erst das Feuer der Läuterung durchmachen müssen. Die Helden sind Ritter ohne Furcht und Tadel, bereit für den Sultan zu kämpfen und im Dschihâd, dem Glaubenskrieg, für Allâh ihr Blut zu verspritzen. Freunde und Brüder oder Schwestern erweisen sich häufig als falsch und neidisch und 243 ohne Erbarmen den Untergang der ihnen arglos Vertrauenden betreibend. Mit großer Vorliebe wird das Thema von der Falschheit und Arglist der Weiber behandelt, und mit unnachahmlicher Meisterschaft wird das Bild der heuchlerischen alten Kupplerin gezeichnet. Viele Erzählungen sind die höchsten Verherrlichungen der alle Hindernisse bezwingenden Liebe; mögen Welten zu durchwandern sein, mag der Weg in die Lande der Dschinn führen, wo tausende von Toden drohen, die Liebenden erreichen ihr Ziel, ob sie auch hunderte von Versen unterwegs recitieren und ein dutzend Mal in Ohnmacht fallen. Die Perlen dieser Liebesgeschichten sind Uns el-Wudschûd und Ward fil-Akmân, die standhafte triumphierende Liebe, und Asîs und Asîse, in Asîse die leidende, sich selber opfernde Griseldisliebe, feiernd.
Unter den wenig Charakteren, die sich über den Typus erheben, ragt über alle Hārûn er-Raschîd als glänzender Mittelpunkt des ganzen Werkes hinaus; neben ihm stehen die eifersüchtige Gemahlin Subeide und der hochherzige Großwesir Dschaafar der Barmekide. Aber der Preis vor allen gebührt doch dem schwatzhaften Barbier. Welch' köstlicher Humor ist über diese Gestalt ausgegossen! Überhaupt ist der Humor ein Vorzug des ganzen Werkes, besonders wenn er mit der Gravität und dem Pathos unmittelbar aufeinander stößt. Man denke z. B. an den mächtigen Fürsten der Gläubigen, der im feierlichsten Ernst mit dem Fischer Kerîm seinen prächtigen Anzug gegen verlauste Lumpen eintauscht, um eigenhändig für ein junges Liebespärchen, das in seinem Lustschloß eine regelrechte Kneiperei veranstaltet hat, ein Gericht Fische zu braten! – »Bei den Grüften meiner Väter und Ahnen, ich will sie eigenhändig braten!«
Über diesem ungeheuren Kaleidoskop zahlloser, berückender, ergreifender und humordurchtränkter Bilder sehen wir im Hintergrund das unabänderliche Schicksal und Verhängnis walten und seinen Weg gehen, das den Moslem mit Ergebung, Fassung und Würde in allen Lebenslagen erfüllt, 244 ihn im Kampf begeistert und im Elend hoffen und standhaft ausharren läßt. Und wie eine ergreifende Elegie auf die Vergänglichkeit alles Irdischen klingt aus dieser versunkenen, einst in heißer Lebensfülle stehenden Welt, in düstern Tönen die Geschichte von der messingenen Stadt.
Palermo, am 30. November 1897.
Max Henning
Ende des vierundzwanzigsten und letzten Bandes.