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Vierhundertundneunundsiebzigste Nacht.
Ferner erzählt ein frommer Mann folgende Geschichte: »Ich war früher einmal Fährmann auf dem Nil und setzte vom Ostufer zum Westufer über. Während ich eines Tages in meinem Nachen saß, trat mit einem Male ein Scheich mit leuchtendem Antlitz an mich heran und begrüßte mich, worauf ich ihm den Salâm erwiderte. Alsdann sagte er zu mir: »Setz' mich um Gottes, des Erhabenen, willen über.« Ich erwiderte: »Gut.« Darauf sagte er: »Gieb mir auch um Gottes willen zu essen.« Ich erwiderte: »Gut.« Hierauf stieg er in den Nachen und ich setzte ihn zum Ostufer über, wobei ich bemerkte, daß er in Lumpen gekleidet war und in der Hand eine lederne Wasserflasche und einen Stock hielt. Als er nun im Begriff war aus dem Nachen zu steigen, sagte er zu mir: »Ich möchte dir ein Gut anvertrauen.« Ich fragte: »Was ist's?« Und er versetzte: »Mir ist offenbart worden, daß ich morgen um die Mittagszeit sterben werde. Komm' deshalb zu mir, du wirst mich unter jenem Baum dort finden. Wasche mich, wickele mich in das Leichentuch, das du unter meinem Haupte finden wirst, und begrabe mich, nachdem du das Gebet über mich gesprochen 45 hast, in den Sand. Mein zerlumptes Gewand aber, die Wasserflasche und den Stab nimm zu dir, und, so jemand zu dir kommt und dich nach den Sachen fragt, übergieb sie ihm.« Verwundert über seine Worte, verbrachte ich die Nacht. Als ich am andern Morgen erwachte, wartete ich bis zu der Stunde, die er mir genannt hatte, doch vergaß ich zur Mittagszeit seinen Auftrag und wurde erst wieder kurz vor der Stunde des Nachmittagsgebets daran erinnert. Da machte ich mich schnell auf den Weg und fand ihn thatsächlich tot unter dem Baume liegen und ein neues Leichentuch, von dem Moschusduft ausströmte, unter seinem Haupte. Nachdem ich ihn gewaschen und eingewickelt hatte, sprach ich das Gebet über ihn, grub ihm ein Grab und bestattete ihn darin. Alsdann nahm ich sein Gewand, die Wasserflasche und den Stab an mich, setzte wieder über den Nil und langte zur Nacht auf dem westlichen Ufer an. Am andern Morgen, als das Stadtthor geöffnet wurde, kam ein junger Mann in feinen Kleidern und mit Hennafarbe an den Händen an, der mir als ein lockerer Gesell bekannt war, und fragte mich: »Bist du der und der?« Ich erwiderte: »Jawohl.« Da sagte er: »So gieb mir das dir anvertraute Gut.« Ich fragte: »Was ist's?« Und er erwiderte: »Das zerlumpte Gewand, die Wasserflasche und der Stab.« Da fragte ich ihn: »Wer hat dir davon gesagt?« Er erwiderte: »Ich weiß nur soviel, daß ich gestern Nacht die Hochzeit des und des mitmachte und die ganze Nacht über mit Gesang verbrachte. Als ich mich dann gegen Morgen schlafen legte, um mich auszuruhen, stand mit einem Male jemand neben mir und sprach zu mir: »Siehe, Gott, der Erhabene, hat die Seele des und des Heiligen zu sich genommen und dich bestimmt seine Stelle einzunehmen; mach' dich deshalb zu dem Fährmann So und So auf und empfange von ihm ein zerlumptes Gewand, eine Wasserflasche und einen Stab, denn der Heilige legte sie bei ihm für dich nieder.« Da holte ich die Sachen hervor und übergab sie ihm, worauf er seine Kleider auszog, 46 und mich verließ und seines Weges zog, nachdem er das Gewand des Heiligen angelegt hatte, während ich über den Verlust des Heiligen weinte. Als mich jedoch das Dunkel der Nacht bedeckte und ich eingeschlafen war, sah ich den Herrn der Herrlichkeit, den Gesegneten und Erhabenen, im Traume und hörte ihn zu mir sprechen: »O mein Knecht, ist dir's eine Last, daß ich einem meiner Knechte verstattet habe zu mir heimzukehren? Siehe, in meiner Güte thue ich solches und gewähre es, wem ich will, denn ich bin über alle Dinge mächtig.«