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Tausend und eine Nacht. Band IX
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El-Hadschdschâdsch und der fromme Mann.

Ferner erzählt man, daß El-Hadschdschâdsch bin Jûsuf eth-Thakafī lange einen vornehmen Mann verfolgte; als dieser endlich vor ihn geführt wurde, sagte er zu ihm: »O du Feind Gottes, nun hat dich Gott in meine Hand gegeben.« Dann rief er: »Werft ihn ins Gefängnis, legt ihn in enge und schwere Fesseln und bauet eine Zelle über ihn, daß er nicht heraus und niemand zu ihm herein kommen kann.« Da führten sie ihn ins Gefängnis und ließen den Schmied mit den Fesseln kommen; jedesmal aber, wenn der Schmied einen Schlag mit seinem Hammer that, hob der Mann sein Haupt und sprach, gen Himmel schauend: »Gehört nicht Ihm die Schöpfung und die Herrschaft über 28 sie?«Sure 7, 52. Als dann der Schmied sein Werk verrichtet hatte, baute der Kerkermeister die Zelle über ihn und ließ ihn einsam und allein in derselben, so daß er von tiefer Betrübnis und Niedergeschlagenheit überkommen wurde, und seines Zustandes Zunge sprach die Verse:

O Wunsch des Wünschenden, du bist mein Wunsch,
Auf deine reiche Gnade vertrau' ich fest.
Vor dir ist nicht verborgen mein elend Los,
Ein Blick von dir, das ist mein Wunsch und Begehr.
Sie sperrten mich ein und plagten und quälten mich schwer,
Weh meiner Seele, so einsam und allein!
Doch bin ich auch einsam, so tröstet dein Name mich doch,
Und unterhält mich in langer, schlafloser Nacht.
Bist du nur zufrieden, so raubt mir nichts meinen Frieden,
Und du weißt, was in meinem Herzen geborgen ruht.

Als nun die Nacht dunkelte, ließ der Kerkermeister seine Wächter bei ihm und ging nach Hause. Am andern Morgen kam er wieder, doch, als er nach dem Mann suchte, fand er die Fesseln am Boden liegen und den Gefangenen verschwunden. Da erschrak der Kerkermeister und ging, seines Todes gewiß, nach seiner Wohnung, wo er von seinen Angehörigen Abschied nahm; dann begab er sich, mit dem Leichentuch und den Spezereien zum Einbalsamieren im Ärmel, zu El-Hadschdschâdsch. Als er vor El-Hadschdschâdsch stand, roch dieser den Duft der Kräuter und fragte ihn: »Was ist das?« Und der Kerkermeister erwiderte: »O mein Herr, ich habe es mitgebracht.« Da fragte er: »Und was hat dich dazu bewogen?« Hierauf berichtete ihm der Kerkermeister den Vorfall mit dem Gefangenen, –

Vierhundertundeinundsiebzigste Nacht.

und El-Hadschdschâdsch rief: »Wehe dir, hast du ihn nichts sprechen hören?« Der Kerkermeister erwiderte: »Jawohl; bei jedem Schlag, den der Schmied mit seinem Hammer 29 that, schaute er zum Himmel auf und sprach: »Gehört nicht Ihm die Schöpfung und die Herrschaft über sie?« Da sagte El-Hadschdschâdsch: »Weißt du denn nicht, daß Er, dessen Namen er in deiner Gegenwart anrief, ihn während deiner Abwesenheit befreite?« Und die Lage der Dinge sprach die Verse:

O Herr, wie viel Leid hast du von mir gescheucht!
Und ohne dich vermöcht' ich nicht zu sitzen oder stehen.
Wieviel, wieviel der Dinge sind's, die ich nicht zählen kann,
Aus deren Leid du mich errettet hast, wie oft, wie oft und wie oft!

 


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