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Hat man viel, so wird man bald
Noch viel mehr dazu bekommen. Wer nur wenig hat, dem wird Auch das Wenige genommen. Wenn du aber gar nichts hast,
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Ich habe gerochen alle Gerüche
In dieser holden Erdenküche; Was man genießen kann in der Welt, Das hab ich genossen wie je ein Held! Hab Kaffee getrunken, hab Kuchen gegessen. Hab manche schöne Puppe besessen; Trug seidne Westen, den feinsten Frack, Mir klingelten auch Dukaten im Sack. Wie Gellert ritt ich auf hohem Roß; Ich hatte ein Haus, ich hatte ein Schloß. Ich lag auf der grünen Wiese des Glücks, Die Sonne grüßte goldigsten Blicks; Ein Lorbeerkranz umschloß die Stirn, Er duftete Träume mir ins Gehirn, Träume von Rosen und ewigem Mai – Es ward mir so selig zu Sinne dabei, So dämmersüchtig, so sterbefaul – Mir flogen gebratne Tauben ins Maul, Und Englein kamen, und aus den Taschen Sie zogen hervor Champagnerflaschen – Das waren Visionen, Seifenblasen – Sie platzten – Jetzt lieg ich auf feuchtem Rasen, Die Glieder sind mir rheumatisch gelähmt, Und meine Seele ist tief beschämt. Ach, jede Lust, ach, jeden Genuß Hab ich erkauft durch herben Verdruß; Ich ward getränkt mit Bitternissen Und grausam von den Wanzen gebissen; Ich ward bedrängt von schwarzen Sorgen, Ich mußte lügen, ich mußte borgen Bei reichen Buben und alten Vetteln – Ich glaube sogar, ich mußte betteln. Jetzt bin ich müd vom Rennen und Laufen, Jetzt will ich mich im Grabe verschnaufen. Lebt wohl! Dort oben, ihr christlichen Brüder, Ja, das versteht sich, dort sehn wir uns wieder. |
Posaunenruf erfüllt die Luft,
Und furchtbar schallt es wider; Die Toten steigen aus der Gruft, Und schütteln und rütteln die Glieder. Was Beine hat, das trollt sich fort,
Als Freigraf sitzet Christus dort
Sie urteln nicht vermummten Gesichts;
Das ist zu Josaphat im Tal,
Das Böcklein zur Linken, zur Rechten das Schaf,
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Flogest aus nach Sonn und Glück,
Nackt und schlecht kommst du zurück. Deutsche Treue, deutsche Hemde, Die verschleißt man in der Fremde. Siehst sehr sterbebläßlich aus,
Mancher leider wurde lahm
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Die reichen Leute, die gewinnt
Man nur durch platte Schmeichelein – Das Geld ist platt, mein liebes Kind, Und will auch platt geschmeichelt sein. Das Weihrauchfaß, das schwinge keck
Das Brot ist teuer dieses Jahr,
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Dem Einen die Perle, dem Andern die Truhe,
O Wilhelm Wisetzki, du starbest so fruhe – Doch die Katze, die Katz ist gerettet. Der Balken brach, worauf er gekommen,
Wir folgten der Leiche, dem lieblichen Knaben,
Bist klug gewesen, du bist entronnen
Bist früh entronnen, bist klug gewesen,
Seit langen Jahren, wie oft, o Kleiner,
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Nichts ist vollkommen hier auf dieser Welt.
Der Rose ist der Stachel beigesellt; Ich glaube gar, die lieben holden Engel Im Himmel droben sind nicht ohne Mängel. Der Tulpe fehlt der Duft. Es heißt am Rhein:
Häßliche Füße hat der stolze Pfau.
Die bravste, klügste Kuh kein Spanisch weiß,
Im süßen Lied ist oft ein saurer Reim,
Der strahlenreinste Stern am Himmelzelt
Du bist, verehrte Frau, du selbst sogar
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Unsterbliche Seele, nimm dich in Acht,
Daß du nicht Schaden leidest, Wenn du aus dem Irdischen scheidest; Es geht der Weg durch Tod und Nacht. Am goldnen Tore der Hauptstadt des Lichts,
Am Eingang läßt der Pilger zurück
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Und ist man tot, so muß man lang
Im Grabe liegen; ich bin bang, Ja, ich bin bang, das Auferstehen Wird nicht so schnell von Statten gehen. Noch einmal, eh mein Lebenslicht
Und eine Blonde müßt es sein,
Das junge Volk, voll Lebenskraft
Unjung und nicht mehr ganz gesund,
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Verstummt sind Pauken, Posaunen und Zinken.
An Salomos Lager Wache halten Die schwertgegürteten Engelgestalten, Sechstausend zur Rechten, sechstausend zur Linken. Sie schützen den König vor träumendem Leide,
Doch wieder zurück in die Scheide fallen
O Sulamith! das Reich ist mein Erbe,
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Von der Gleichheit der Gemütsart
Wechselseitig angezogen, Waren wir einander immer Mehr als uns bewußt gewogen. Beide ehrlich und bescheiden,
O wie sehnlich wünscht ich immer,
Ja, mein liebster Wunsch war immer,
Würde essen was dir schmeckte
Manche polnische Geschichte,
Ja, ich wollte zu dir kommen,
Goldne Wünsche! Seifenblasen!
Und Ade! sie sind zerronnen,
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Keine Messe wird man singen,
Keinen Kadosch wird man sagen, Nichts gesagt und nichts gesungen Wird an meinen Sterbetagen. Doch vielleicht an solchem Tage,
Mit dem Kranz von Immortellen
Leider wohn ich viel zu hoch,
Süßes, dickes Kind, du darfst
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Die Geißblattlaube – Ein Sommerabend –
Wir saßen wieder wie ehmals am Fenster – Der Mond ging auf, belebend und labend – Wir aber waren wie zwei Gespenster. Zwölf Jahre schwanden, seitdem wir beisammen
Einsilbig saß ich. Die Plaudertasche,
Und sie erzählte: wie sie die bösen
Als ich nach Hause ritt, da liefen
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In meines Glückes Sonnenglanz,
Da gaukelte fröhlich der Mückentanz. Die lieben Freunde liebten mich Und teilten mit mir brüderlich Wohl meinen besten Braten Und meinen letzten Dukaten. Das Glück ist fort, der Beutel leer,
An meinem Bett in der Winternacht
Mir träumt manchmal, gekommen sei
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Das ist der böse Thanatos,
Er kommt auf einem fahlen Roß, Ich hör den Hufschlag, hör den Trab, Der dunkle Reiter holt mich ab – Er reißt mich fort, Mathilden soll ich lassen, O, den Gedanken kann mein Herz nicht fassen! Sie war mir Weib und Kind zugleich,
Ihr Engel in den Himmelshöhn,
Bei allen Tränen, die ihr je
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Gelegt hat sich der starke Wind,
Und wieder stille wirds daheime; Germania, das große Kind, Erfreut sich wieder seiner Weihnachtsbäume. Wir treiben jetzt Familienglück –
Gemütlich ruhen Wald und Fluß,
Vielleicht mit Waffen in der Hand
Es knallt. Es ist ein Fest vielleicht,
Auch Liszt taucht wieder auf, der Franz,
Es fiel der Freiheit letzte Schanz,
Er lebt, der Franz, und wird als Greis
Wenn ich den Namen Ungarn hör,
Es klirrt mir wieder im Gemüt
Es ist dasselbe Heldenlos,
Es ist dasselbe Schicksal auch –
Und diesmal hat der Ochse gar
Anständige Bestien sind es doch,
Das heult und bellt und grunzt -ich kann
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Im Traume war ich wieder jung und munter –
Es war das Landhaus hoch am Bergesrand, Wettlaufend lief ich dort den Pfad hinunter, Wettlaufend mit Ottiljen Hand in Hand. Wie das Persönchen fein formiert! Die süßen
Der Ton der Stimme ist so treu und innig,
Es ist nicht Liebesweh, was mich beschleichet,
Ich glaub, am Ende brach ich eine Lilje,
Was sie zur Antwort gab, das weiß ich nimmer,
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Der Vorhang fällt, das Stück ist aus,
Und Herrn und Damen gehn nach Haus. Ob ihnen auch das Stück gefallen? Ich glaub, ich hörte Beifall schallen. Ein hochverehrtes Publikum Beklatschte dankbar seinen Dichter. Jetzt aber ist das Haus so stumm, Und sind verschwunden Lust und Lichter. Doch horch! ein schollernd schnöder Klang Ertönt unfern der öden Bühne; – Vielleicht daß eine Saite sprang An einer alten Violine. Verdrießlich rascheln im Parterr Etwelche Ratten hin und her, Und Alles riecht nach ranzgem Öle. Die letzte Lampe ächzt und zischt Verzweiflungsvoll, und sie erlischt. Das arme Licht war meine Seele. |
Nun mein Leben geht zu End,
Mach ich auch mein Testament; Christlich will ich drin bedenken Meine Feinde mit Geschenken. Diese würdgen, tugendfesten
Ich vermach euch die Koliken,
Meine Krämpfe sollt ihr haben,
Kodizill zu dem Vermächtnis:
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Verlorener Posten in dem Freiheitskriege,
Hielt ich seit dreißig Jahren treulich aus. Ich kämpfe ohne Hoffnung, daß ich siege, Ich wußte, nie komm ich gesund nach Haus. Ich wachte Tag und Nacht – Ich konnt nicht schlafen,
In jenen Nächten hat Langweil ergriffen
Ja, wachsam stand ich, das Gewehr im Arme,
Mitunter freilich mocht es sich ereignen,
Ein Posten ist vakant! – Die Wunden klaffen –
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