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Das ist der alte Märchenwald! Es duftet die Lindenblüte! Der wunderbare Mondenglanz Bezaubert mein Gemüte. Ich ging fürbaß, und wie ich ging, Sie singt von Lieb und Liebesweh, Ich ging fürbaß, und wie ich ging, Verschlossene Fenster, überall Dort vor dem Tor lag eine Sphinx, Ein schönes Weib! Der weiße Blick, Die Nachtigall, sie sang so süß – Lebendig ward das Marmorbild, Sie trank mir fast den Odem aus – Entzückende Marter und wonniges Weh! Die Nachtigall sang: »O schöne Sphinx! O schöne Sphinx! O löse mir |
Das hätte ich alles sehr gut in guter Prosa sagen können... Wenn man aber die alten Gedichte wieder durchliest, um ihnen, behufs eines erneueten Abdrucks, einige Nachfeile zu erteilen, dann überschleicht einen unversehens die klingelnde Gewohnheit des Reims und Silbenfalls, und siehe! es sind Verse, womit ich die dritte Auflage des Buchs der Lieder eröffne. O Phöbus Apollo! sind diese Verse schlecht, so wirst du mir gern verzeihen... Denn du bist ein allwissender Gott, und du weißt sehr gut, warum ich mich seit so vielen Jahren nicht mehr vorzugsweise mit Maß und Gleichklang der Wörter beschäftigen konnte... Du weißt, warum die Flamme, die einst in brillanten Feuerwerkspielen die Welt ergötzte, plötzlich zu weit ernsteren Bränden verwendet werden mußte... Du weißt, warum sie jetzt in schweigender Glut mein Herz verzehrt... Du verstehst mich, großer schöner Gott, der du ebenfalls die goldene Leier zuweilen vertauschtest mit dem starken Bogen und den tödlichen Pfeilen... Erinnerst du dich auch noch des Marsyas, den du lebendig geschunden? Es ist schon lange her, und ein ähnliches Beispiel tät wieder not... Du lächelst, o mein ewiger Vater!
Geschrieben zu Paris den 20. Februar 1839.
Heinrich Heine.