Friedrich Hebbel
Die Nibelungen
Friedrich Hebbel

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Vierter Akt

Worms.

Erste Szene

Halle. Gunther mit seinen Recken. Hagen trägt einen Wurfspieß.

Hagen.
Ein Lindenblatt muß selbst der Blinde treffen;
Ich will mich trauen, eine Haselnuß
Auf funfzig Schritt mit diesem Spieß zu öffnen.

Giselher.
Was ziehst du solche Künste jetzt hervor?
Wir wissen's lange, daß bei dir nichts rostet.

Hagen.
Er kommt! Nun zeigt mir, daß ihr düster blicken
Und das Gesicht verziehn könnt, wenn euch auch
Kein Vater starb.

Zweite Szene

Siegfried (tritt auf).     Ihr Recken, hört ihr nicht
Die Bracken heulen und den jüngsten Jäger
Sein Hifthorn prüfen? Auf! Zu Pferd! Hinaus!

Hagen.
Der Tag wird schön!

Siegfried.                         Und ward's euch nicht gesagt,
Da sich die Bären in die Ställe wagen,
Und daß die Adler vor den Türen stehn,
Wenn man sie morgens öffnet, ob vielleicht
Ein Kind heraushüpft?

Volker.                                 Ja, das kam schon vor.

Siegfried.
Indes wir freiten, ward hier schlecht gejagt!
Kommt, werft den übermüt'gen Feind mit mir
Zurück und zehntet ihn.

Hagen.                                 Mein Freund, wir müssen
Die Klingen schärfen und die Speere nageln.

Siegfried.
Warum?

Hagen.           Du hast in diesen letzten Tagen
Zu viel gekost, sonst wüßtest du es längst.

Siegfried.
Ich rüste mich zum Abschied, wie ihr wißt!
Doch sprecht, was gibt's?

Hagen.                                       Die Dänen und die Sachsen
Sind wieder unterwegs.

Siegfried.                               Sind denn die Fürsten
Gestorben, die uns schwuren?

Hagen.                                             Oh, nicht doch,
Sie stehen an der Spitze.

Siegfried.                                 Lüdegast
Und Lüdeger, die ich gefangennahm,
Und ohne Lösegeld entließ?

Gunther.                                       Sie sagten
Uns gestern wieder ab.

Siegfried.                             Und ihren Boten,
In wieviel Stücke habt ihr ihn zerhauen?
Hat jeder Geier seinen Teil gehabt?

Hagen.
So redest du?

Siegfried.               Wer solchen Schlangen dient,
Der wird, wie sie, zertreten. Höll und Teufel,
Ich fühle meinen ersten Zorn! Ich glaubte
Schon oft zu hassen, doch ich irrte mich,
Ich liebte dann nur weniger. Ich kann
Nichts hassen, als den Treubruch, den Verrat,
Die Gleißnerei und all die feigen Laster,
Auf denen er herankriecht, wie die Spinne
Auf ihren hohlen Beinen. Ist es möglich,
Daß tapfre Männer, denn das waren sie,
Sich so beflecken konnten? Liebe Vettern,
Steht nicht so kalt herum und schaut auf mich,
Als ob ich raste oder klein und groß
Verwechselte! Uns allen ist bis jetzt
Kein Unglimpf widerfahren. Streicht die Rechnung
Gelassen durch bis auf den letzten Posten,
Nur diese zwei sind schuldig.

Giselher.                                         Schändlich ist's,
Mir klingt es noch im Ohr, wie sie dich lobten,
Wann war denn dieser Bote da?

Hagen.                                               Du hast
Ihn gleichfalls nicht gesehn? Ei nun, er trollte
Sich rasch von dannen, als er fertig war,
Und sah sich nach dem Botenbrot nicht um.

Siegfried.
Oh, pfui, daß ihr ihn für seine Frechheit
Nicht züchtigtet! Ein Rabe hätt' ihm dann
Die Augen ausgehackt und sie verächtlich
Vor seinen Herren wieder ausgespien;
Das war die einz'ge Antwort, die uns ziemte.
Hier gilt's ja keine Fehde, keinen Kampf
Nach Recht und Brauch, hier gilt es eine Jagd
Auf böse Tiere! Hagen, lächle nicht!
Mit Henkerbeilen sollten wir uns waffnen,
Anstatt mit unsren adeligen Klingen,
Und die sogar erst brauchen, da sie doch
Von Eisen sind und so dem Schwert verwandt,
Wenn zu dem Hundefang kein Strick genügt.

Hagen.
Wohl wahr!

Siegfried.             Du spottest meiner, wie es scheint.
Das faß ich nicht, du brennst doch sonst so leicht!
Wohl weiß ich's, daß du älter bist, als ich,
Jetzt aber spricht die Jugend nicht aus mir
Und auch nicht der Verdruß, daß ich es war,
Der euch zur Milde riet. Mir deucht, ich stehe
Hier für die ganze Welt, und meine Zunge
Ruft, wie die Glocke zum Gebet, zur Rache
Und zum Gericht, was Mensch mit Menschen ist.

Gunther.
So ist's.

Siegfried (zu Hagen).
              Kennst du den Treubruch? Den Verrat?
Schau ihm ins Angesicht und lächle noch.
Du stellst dich ihm in ehrlich-offnem Streit
Und wirfst ihn nieder. Aber viel zu stolz,
Wenn nicht zu edel, um ihn zu vernichten,
Gibst du ihn wieder frei und reichst ihm selbst
Die Waffen dar, die er an dich verlor.
Er stößt sie nicht zurück und knirscht dich an,
Er dankt es dir, er rühmt und preist dich gar
Und schwört sich dir zum Mann mit tausend Eiden:
Doch wenn du, all den Honig noch im Ohr,
Dich nun aufs Lager müde niederstreckst
Und nackt und wehrlos daliegst, wie ein Kind,
So schleicht er sich heran und mordet dich,
Und spuckt vielleicht auf dich, indem du stirbst.

Gunther (zu Hagen).
Was sagst du dazu?

Hagen (zu Gunther).       Dieser edle Zorn
Macht mich so mutig, unsern Freund zu fragen,
Ob er uns abermals begleiten will.

Siegfried.
Ich zieh allein mit meinen Nibelungen,
Denn ich bin schuld daran, daß diese Arbeit
Noch einmal kommt! So gern ich meiner Mutter
Mein Weib auch zeigte, um zum erstenmal
Ein volles Lob von ihr davonzutragen:
Es darf nicht sein, solange diese Heuchler
Noch Ofen haben, um sich Brot zu backen,
Und Brunnen, um zu trinken! Gleich bestell ich
Die Reise ab, und dies gelob ich euch:
Ich bringe sie lebendig, und sie sollen
Fortan vor meiner Burg in Ketten liegen
Und bellen, wenn ich komme oder geh,
Da sie nun einmal Hundeseelen sind! (Eilt ab.)

Dritte Szene

Hagen.
Er rennt in seiner Wut gewiß zu ihr,
Und wenn er fertig ist, so folg ich nach.

Gunther.
Ich will nicht weiter gehn.

Hagen.                                       Wie meinst du, König?

Gunther.
Laß neue Boten kommen, die uns melden,
Daß alles wieder ruhig ist.

Hagen.                                       Das wird
Sogleich geschehn, wenn ich bei Kriemhild war
Und das Geheimnis habe.

Gunther.                                   Hast du denn
Metallne Eingeweide, daß du dich
Nicht auch erschüttert fühlst?

Hagen.                                           Sprich deutlich, Herr,
Das kann ich nicht verstehn.

Gunther.                                       Er soll nicht sterben.

Hagen.
Er lebt, solange du's befiehlst! Und ständ ich
Im Wald schon hinter ihm, den Speer gezückt,
Du winkst, und statt des Frevlers stürzt ein Tier!

Gunther.
Er ist kein Frevler! Konnte er dafür,
Daß er den Gürtel mitgenommen hatte,
Und daß Kriemhild ihn fand? Er ist ihm ja
Entfallen, wie ein Pfeil, der sitzenblieb,
Weil man's vergaß, sich nach dem Kampf zu schütteln,
Und den man selbst am Klirren erst bemerkt.
Sprich selbst, sprecht alle: Konnte er dafür?

Hagen.
Nein! Nein! Wer sagt's? Auch dafür konnt er nichts,
Daß ihm der Witz gebrach, sich auszureden,
Er ward gewiß schon beim Versuche rot.

Gunther.
Nun denn? Was bleibt?

Hagen.                                 Der Schwur der Königin!

Giselher.
Sie töt ihn selber, wenn sie Blut verlangt.

Hagen.
Wir streiten, wie die Kinder. Darf man denn
Nicht Waffen sammeln, wenn man auch nicht weiß,
Ob man sie jemals brauchen wird? Man forscht
Ein Land doch aus mit allen seinen Pässen,
Warum nicht einen Helden? Ich versuche
Mein Glück jetzt bei Kriemhild, und wär's auch nur,
Damit die schönste List, die wir erdachten,
Doch nicht umsonst ersonnen sei! Sie wird
Mir nichts verraten, wenn er selbst ihr nichts
Vertraut hat, und es steht ja ganz bei euch,
Ob ihr das nützen wollt, was ich erfahre;
Ihr könnt ja wirklich tun, wenn's euch gefällt,
Was ich nur heucheln will, und ihm im Krieg
Die Stelle decken, wo er sterblich ist,
Doch immer müßt Ihr wissen, wo sie sitzt. (Ab.)

Vierte Szene

Giselher (zu Gunther).
Du bist von selbst zu Edelmut und Treue
Zurückgekehrt, sonst sagt ich: dieses Spiel
War keines Königs würdig!

Volker.                                         Deinen Zorn
Begreift man leicht, du wurdest selbst getäuscht.

Giselher.
Nicht darum. Doch ich will mit dir nicht streiten,
Es steht ja alles wieder gut.

Volker.                                         Wie das?

Giselher.
Wie das?

Volker.           Ich hörte, daß die Königin
In Trauerkleidern geht und Trank und Speise
Verschmäht, sogar das Wasser.

Gunther.                                             Leider! ja.

Volker.
Wie steht's denn gut? Was Hagen sprach, ist wahr.
Sie scheint nicht angetan, um vor dem Hauch
Der Zeit, wie andre, wieder hinzuschmelzen,
Und darum bleibt's dabei: Er oder Sie!
Zwar hast du Recht, er ist nicht schuld daran,
Daß dieser Gürtel sich, wie eine Schlange,
Ihm anhing, nein, es ist ein bloßes Unglück,
Allein dies Unglück tötet, und du kannst
Nur noch entscheiden, wen es töten soll.

Giselher.
So sterbe, was nicht leben will!

Gunther.                                             Die Wahl
Ist fürchterlich.

Volker.                     Ich warnte dich vorher,
Die Straße zu betreten, aber jetzt
Ist dies das Ziel.

Dankwart.                 Und muß denn nicht ein jeder,
Nach unsrem Recht, auch für sein Unglück stehn?
Wer seinen besten Freund bei Nacht durchrennt,
Weil er die Lanze unvorsichtig trug,
Der kauft sich nicht mit seinen Tränen los,
So heiß und rasch sie ihm entströmen mögen,
Es gilt sein Blut.

Gunther.                     Ich geh einmal zu ihr. (Ab.)

Fünfte Szene

Volker.
Dort kommt Kriemhild mit Hagen. Ganz verstört.
Wie er sich's dachte. Gehn wir auch!

(Alle ab.)

Sechste Szene

Hagen und Kriemhild treten auf.

Hagen.                                                           So früh
Schon in der Halle?

Kriemhild.                       Ohm, ich halt es drinnen
Nicht länger aus.

Hagen. Wenn ich nicht irrte, ging
Dein Gatte eben von dir. Ganz erhitzt,
Als ob er zornig wäre. Ist der Friede
Noch zwischen euch nicht wiederhergestellt?
Will er vielleicht sein Mannesrecht mißbrauchen?
Sag's mir, so rede ich mit ihm.

Kriemhild.                                         O nein!
Wenn mich nichts andres an den bösen Tag
Mehr mahnte, wär er schon ein Traum für mich:
Mein Gatte hat mir jedes Wort erspart!

Hagen.
Mich freut's, daß er so mild ist.

Kriemhild.                                         Lieber hätt' ich's,
Wenn er mich schölte, doch er mag wohl wissen,
Daß ich es selber tu!

Hagen.                               Nur nicht zu hart!

Kriemhild.
Ich weiß, wie schwer ich sie gekränkt, und werde
Mir's nie vergeben, ja, ich möchte eher,
Daß ich's erlitten hätte, als getan.

Hagen.
Und treibt dich das so früh aus deiner Kammer?

Kriemhild.
Das? Nein! Das triebe eher mich hinein!
Mich quält die Angst um ihn.

Hagen.                                           Die Angst um ihn?

Kriemhild.
Es gibt ja wieder Streit.

Hagen.                                   Ja, das ist wahr.

Kriemhild.
Die falschen Buben!

Hagen.                               Sei nicht gleich so bös,
Daß du im Packen unterbrochen wirst!
Fahr ruhig fort und laß dich gar nicht stören,
Du legst nachher den Panzer oben auf.
Was schwatz ich da! Er trägt nicht einmal einen
Und hat's ja auch nicht nötig.

Kriemhild.                                     Glaubst du das?

Hagen.
Fast möcht ich lachen. Wenn ein andres Weib
So greinte, spräch ich: Kind, von tausend Pfeilen
Kommt einer nur auf ihn, und der zerbricht!
Doch deiner muß ich spotten und dir raten:
Fang eine Grille ein, die klüger singt!

Kriemhild.
Du sprichst von Pfeilen! Pfeile eben sind's,
Die ich so fürchte. Eines Pfeiles Spitze
Braucht höchstens meines Daumennagels Raum
Um einzudringen, und er tötet auch.

Hagen.
Besonders, wenn man ihn vergiftet hat,
Und diese Wilden, die den Damm durchstachen,
Wohinter wir uns alle angebaut,
Und den wir selbst im Krieg noch heilig halten,
Sind wohl imstande, dies, wie das, zu tun.

Kriemhild.
Du siehst!

Hagen.             Was geht das deinen Siegfried an?
Er ist ja fest. Und wenn es Pfeile gäbe,
Die sichrer, wie die Sonnenstrahlen, träfen,
Er schüttelte sie ab, wie wir den Schnee!
Das weiß er auch, und dies Gefühl verläßt
Ihn keinen Augenblick im Kampf. Er wagt,
Was uns, die wir doch auch nicht unter Espen
Geboren wurden, fast zum Zittern bringt.
Wenn er's bemerkt, so lacht er, und wir lachen
Von Herzen mit. Das Eisen kann ja ruhig
Ins Feuer gehn: es kommt als Stahl heraus.

Kriemhild.
Mich schaudert!

Hagen.                       Kind, du bist zu kurz vermählt,
Sonst freut ich mich, daß du so schreckhaft bist.

Kriemhild.
Hast du's vergessen, oder weißt du nicht,
Was doch in Liedern schon gesungen wird,
Daß er an einem Fleck verwundbar ist?

Hagen.
Das hatt' ich ganz vergessen, es ist wahr,
Allein ich weiß, er sprach uns selbst davon.
Es war von irgendeinem Blatt die Rede,
Doch frag ich mich umsonst, in welchem Sinn.

Kriemhild.
Von einem Lindenblatt.

Hagen.                                 Jawohl! Doch sprich:
Wie hat ein Lindenblatt ihm schaden können?
Das ist ein Rätsel, wie kein zweites mehr.

Kriemhild.
Ein rascher Windstoß warf's auf ihn herab,
Als er sich salbte mit dem Blut des Drachen,
Und wo es sitzenblieb, da ist er schwach.

Hagen.
So fiel es hinten, weil er's nicht bemerkte! –
Was tut's! Du siehst, daß deine nächsten Vettern,
Ja, deine Brüder, die ihn schützen würden,
Wenn nur ein Schatten von Gefahr ihn streifte,
Den Fleck nicht kennen, wo er sterblich ist:
Was fürchtest du? Du marterst dich um nichts.

Kriemhild.
Ich fürchte die Valkyrien! Man sagt,
Daß sie sich stets die besten Helden wählen,
Und zielen die, so trifft ein blinder Schütz.

Hagen.
Da wär ihm denn ein treuer Knappe nötig,
Der ihm den Rücken deckte. Meinst du nicht?

Kriemhild.
Ich würde besser schlafen.

Hagen.                                         Nun, Kriemhild!
Wenn er – du weißt, er war schon nah daran –
Aus schwankem Nachen in den tiefen Rhein
Hinunterstürzte und die Rüstung ihn
Hernieder zöge zu den gierigen Fischen,
So würde ich ihn retten oder selbst
Zu Grunde gehn.

Kriemhild.                 So edel denkst du, Ohm?

Hagen.
So denk ich! Ja! – Und wenn der rote Hahn
Bei dunkler Nacht auf seine Burg sich setzte,
Und er, schon vorm Erwachen halb erstickt,
Den Weg nicht fände, der ins Freie führt,
Ich trüge ihn heraus auf meinen Armen,
Und glückt' es nicht, so würden zwei verkohlt.

Kriemhild (will ihn umarmen).
Dich muß ich –

Hagen (wehrt ab).     Laß. Doch schwör ich's, daß ich's täte.
Nur setze ich hinzu: seit kurzem erst!

Kriemhild.
Er ist seit kurzem erst dein Blutsverwandter!
Und hab ich dich verstanden? Wolltest du,
Du selbst? –

Hagen.                 So meint ich's! Ja! Er kämpft für mich
Und tritt das kleinste von den tausend Wundern
Mir ab, die er vollbringt, sobald er zieht,
Ich aber schirme ihn!

Kriemhild.                         Das hätt' ich nie
Von dir gehofft!

Hagen.                       Nur mußt du mir den Fleck
Bezeichnen, daß ich's kann.

Kriemhild.                                   Ja, das ist wahr!
Hier! In der Mitte zwischen beiden Schultern!

Hagen.
In Scheibenhöhe!

Kriemhild.                   Ohm, Ihr werdet doch
An ihm nicht rächen, was nur ich verbrach?

Hagen.
Was träumst du da.

Kriemhild.                     Es war die Eifersucht,
Die mich verblendete, sonst hätt' ihr Prahlen
Mich nicht so aufgebracht!

Hagen.                                         Die Eifersucht!

Kriemhild.
Ich schäme mich! Doch wenn's auch in der Nacht
Bei Schlägen blieb, und glauben will ich's ja,
Selbst seine Schläge gönnte ich ihr nicht!

Hagen.
Nun, nun, sie wird's vergessen.

Kriemhild.                                         Ist es wahr,
Daß sie nicht ißt und trinkt?

Hagen.                                         Sie fastet immer
Um diese Zeit. Es ist die Nornenwoche,
Die man in Isenland noch heilig hält.

Kriemhild.
Es sind drei Tage schon!

Hagen.                                     Was kümmert's uns?
Nichts mehr. Man kommt.

Kriemhild.                                 Und? –

Hagen.                                                     Scheint es dir nicht gut,
Ihm aufs Gewand ein feines Kreuz zu sticken?
Das Ganze ist zwar töricht, und er würde
Dich arg verhöhnen, wenn du's ihm erzähltest,
Doch da ich nun einmal sein Wächter bin,
So möcht ich nichts versehn.

Kriemhild.                                     Ich werd es tun!
(Schreitet Ute und dem Kaplan entgegen.)


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