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Es ist alles wie vor der Engelserscheinung: die Diakonissin sitzt neben dem Bett, darin Hannele liegt. Sie zündet das Licht wieder an, und Hannele schlägt die Augen auf. Das innere Gesicht scheint noch vorhanden zu sein. Ihre Mienen haben noch den Ausdruck himmlischer Überseligkeit. Sobald sie die Schwester erkannt hat, beginnt sie in freudiger Überstürzung zu reden.
Hannele. Schwester! Engel! Schwester Martha, Engel! . . . Weißt du, wer hier war?
Schwester Martha. Hm. Wachst du schon wieder!
Hannele. Nu raten Sie doch! Nu? Hervorbrechend. Engel! Engel! Richtige Engel! Engel vom Himmel, Schwester Martha! Du weißt doch: Engel mit langen Flügeln.
Schwester Martha. Nun, wenn du so schöne Träume gehabt hast . . .
Hannele. Ach, ach! da sagt sie, das soll ich geträumt haben. Was ist aber das hier? Sieh dir's doch an. Sie tut, als ob sie eine Blume in der Hand hielte und sie ihr zeigte.
Schwester Martha. Was hast du denn da?
Hannele. Nu sieh dir's doch an.
Schwester Martha. Hm.
Hannele. Hier, sieh doch!
Schwester Martha. Aha!
Hannele. So riech doch nur.
Schwester Martha tut, als ob sie an einer Blume röche. Hm! schön.
Hannele. Nicht doch so tief. Du zerbrichst mir's ja.
Schwester Martha. Das tut mir ja leid. Was ist es denn eigentlich?
Hannele. Nu, Himmelsschlüssel, kennst du das nicht?
Schwester Martha. Ach so!
Hannele. Du bist doch . . .! So bring doch das Licht. Schnell, schnell!
Schwester Martha, indem sie mit dem Licht leuchtet. Ach ja, jetzt seh' ich's.
Hannele. Gelt?
Schwester Martha. Du sprichst aber wirklich viel zu viel. Wir müssen uns jetzt ganz stille verhalten,, sonst ist der Herr Doktor böse auf uns. Er hat auch die Medizin geschickt. Die wollen wir auch getreulich einnehmen.
Hannele. Ach, Schwester! Sie sorgen sich so um mich. Sie wissen ja gar nicht, was passiert ist. Nu? Nu? Da sagen Sie's doch, wenn Sie's wissen. Wer hat mir denn das gegeben? Nu? Das goldne Schlüsselchen? Wer denn? Na? Wohin paßt denn das goldne Schlüsselchen? Nu?
Schwester Martha. Das erzählst du mir alles morgen früh. Dann hast du dich tüchtig ausgeruht, bist frisch und gesund . . .
Hannele. Ich bin doch gesund. Sie setzt sich auf und stellt die Füße auf den Boden. Du siehst doch, daß ich gesund bin, Schwester!
Schwester Martha. Aber Hannele! Nein, das mußt du nicht tun. Das darfst du nicht tun.
Hannele erhebt sich, wehrt die Schwester ab, tut einige Schritte. Du sollst mich doch – lassen. Du sollst mich doch – lassen. Ich muß doch – fort. Sie erschrickt und starrt auf einen Punkt. Ach, himmlischer Heiland!
Man gewahrt einen Engel mit schwarzen Kleidern und Flügeln. Er ist groß, stark und schön und führt ein langes, geschlängeltes Schwert, dessen Griff mit schwarzen Floren umwickelt ist. Schweigsam und ernst sitzt er in der Nähe des Ofens und blickt Hannele an, unverwandt und ruhig. Ein weißes, traumhaftes Licht füllt den Raum.
Hannele. Wer bist du? Keine Antwort. Bist du ein Engel? Keine Antwort. Kommst du zu mir? Keine Antwort. Ich bin Hannele Mattern, kommst du zu mir? Zunächst keine Antwort. Mit gefalteten Händen, andächtig und demütig, hat Schwester Martha dagestanden. Nun begibt sie sich langsam hinaus.
Hannele. Hat Gott dir die Sprache von deiner Zunge genommen? Keine Antwort. Bist du von Gott? Keine Antwort. Bist du mir freundlich? Kommst du als Feind? Keine Antwort. Hast du ein Schwert in den Falten deines Kleides? Keine Antwort. Brr, mich friert. Schneidender Frost weht von deinen Flügeln. Kälte haucht von dir aus. Keine Antwort. Wer bist du? Keine Antwort. Ein plötzliches Grauen übermannt sie. Mit einem Schrei wendet sie sich, als ob jemand hinter ihr wäre. Mutterchen! Mutterchen! Eine Gestalt in der Kleidung der Diakonissin, aber schöner und jugendlicher als diese, mit langen weißen Flügeln, kommt herein. Hannele, sich an die Gestalt drängend, ihre Hand erfassend. Mutterchen! Mutterchen! es ist jemand hier.
Diakonissin. Wo?
Hannele. Dort, dort.
Diakonissin. Warum zitterst du so?
Hannele. Ich fürchte mich.
Diakonissin. Fürchte dich nicht, ich bin bei dir.
Hannele. Meine Zähne schlagen vor Angst aufeinander. Ich kann mich nicht halten. Mir graut vor ihm.
Diakonissin. Ängste dich nicht, er ist dein Freund.
Hannele. Wer ist es, Mutter?
Diakonissin. Kennst du ihn nicht?
Hannele. Wer ist es?
Diakonissin. Der Tod.
Hannele. Der Tod. Hannele sieht eine Weile den schwarzen Engel stumm und ehrfurchtsvoll an. Muß es denn sein?
Diakonissin. Es ist der Eingang, Hannele.
Hannele. Muß jeder durch den Eingang?
Diakonissin. Jeder.
Hannele. Wirst du mich hart anfassen, Tod? – Er schweigt. Auf alles, was ich sage, schweigt er, Mutter!
Diakonissin. Die Worte Gottes sind in deinem Herzen laut.
Hannele. Ich habe dich von Herzen oft ersehnt. Nun bangt mir immer.
Diakonissin. Mache dich bereit.
Hannele. Zum Sterben?
Diakonissin. Ja.
Hannele, nach einer Pause, schüchtern. Soll ich zerrissen und zerlumpt im Sarge liegen?
Diakonissin. Gott wird dich kleiden. Sie zieht eine kleine silberne Schelle hervor und läutet damit. Sogleich kommt, wie alle folgenden Gestalten lautlos auftretend, ein kleiner, buckliger Dorfschneider herein, der Brautkleid, Schleier und Kranz über dem Arm trägt und in den Händen ein Paar gläserne Pantoffeln. Er hat einen wippenden, komischen Gang, verneigt sich stumm vor dem Engel, vor der Diakonissin und zuletzt am tiefsten vor Hannele.
Dorfschneider, immer mit Verbeugungen. Jungfrau Johanna Katharina Mattern. Er räuspert sich. Der Herr Vater, Seine Durchlaucht der Herr Graf, haben geruht, bei mir Brautkleider zu bestellen.
Diakonissin nimmt dem Schneider den Rock ab und bekleidet Hannele. Komm, ich ziehe dir's über, Hannele.
Hannele, freudig erregt. Ach, wie das knistert.
Diakonissin. Weiße Seide, Hannele.
Hannele sieht entzückt an sich hinunter. Die Leute werden staunen, wie ich schön geputzt im Sarge liege.
Dorfschneider. Jungfrau Johanna Katharina Mattern. Er räuspert sich. Das ganze Dorf ist voll davon. Er räuspert sich. Was Ihr im Tode für ein großes Glück macht, Jungfer Hanna. Er räuspert sich. Euer Herr Vater, – er räuspert sich – der durchlauchtige Herr Graf, – Räuspern – ist beim Herrn Ortsvorsteher gewesen . . .
Diakonissin setzt Hannele den Kranz auf. Nun neige deinen Kopf, du Himmelsbraut!
Hannele vor kindlicher Freude bebend. Weißt du was, Schwester Martha, ich freu' mich auf den Tod . . . Plötzlich an der Schwester zweifelnd. Du bist es doch?
Diakonissin. Ja.
Hannele. Du bist doch Schwester Martha? Ach, nein doch: meine Mutter bist du doch?
Diakonissin. Ja.
Hannele. Bist du beides?
Diakonissin. Die Kinder des Himmels sind eins in Gott.
Dorfschneider. Wenn's nun erlaubt wäre, Prinzessin Hannele. Mit den Pantoffeln vor ihr niederkniend. Es sind die kleinsten Schühchen im Reich. Sie haben alle zu große Füße: die Hedwig, die Agnes, die Liese, die Martha, die Minna, die Anna, die Käthe, die Grete. Er hat ihr die Pantoffeln angezogen. Sie passen, sie passen! Die Braut ist gefunden. Jungfer Hannele hat die kleinsten Füße. – Wenn Sie wieder was brauchen! Ihr Diener, Ihr Diener! Komplimentierend ab.
Hannele. Ich kann es kaum erwarten, Mutterchen.
Diakonissin. Nun brauchst du keine Medizin mehr einzunehmen.
Hannele. Nein.
Diakonissin. Nun wirst du bald gesünder sein wie eine Bachforelle, Hannele!
Hannele. Ja.
Diakonissin. Nun komm und leg dich auf dein Sterbelager. Sie faßt Hannele bei der Hand, führt sie sanft an das Bett, und Hannele legt sich darauf nieder.
Hannele. Nun werd' ich endlich doch erfahren, was das Sterben ist. – –
Diakonissin. Das wirst du, Hannele!
Hannele, auf dem Rücken liegend, die Hände wie um ein Blümchen gefaltet. Ich hab' ein Pfand.
Diakonissin. Das drücke fest an deine Brust.
Hannele, mit neu beginnender Angst, schüchtern nach dem Engel hinüber. Muß es denn sein?
Diakonissin. Es muß.
Aus weiter Ferne hört man die Töne eines Trauermarsches.
Hannele, horchend. Jetzt blasen sie zu Grabe. Meister Seyfried und die Musikanten. Der Engel erhebt sich. Jetzt steht er auf. Der Sturm draußen hat zugenommen. Der Engel ist aufgestanden und schreitet ernst und langsam Hannele näher. Jetzt kommt er auf mich zu. Ach, Schwester, Mutter! Ich sehe dich ja nicht mehr. Wo bist du denn? Zu dem Engel, flehentlich. Mach's kurz, du schwarzer, stummer Geist! – Wie unter einem Alp ächzend. Es drückt mich, drückt mich – wie ein . . . wie ein Stein – Der Engel erhebt langsam sein breites Schwert. Er will mich . . . will mich – ganz vernichten. In höchster Angst. Hilf mir, Schwester!
Diakonissin tritt zwischen den Engel und Hannele mit Hoheit und legt ihre beiden Hände schützend auf Hanneles Herz. Mit Größe, Kraft und Weihe spricht sie. Er darf es nicht. – Ich lege meine beiden geweihten Hände dir aufs Herz.
Der schwarze Engel verschwindet. Stille. Die Diakonissin faltet die Hände und blickt milde lächelnd auf Hannele herunter, dann versinkt sie in sich und bewegt die Lippen, lautlos betend. Die Klänge des Trauermarsches haben inzwischen nicht ausgesetzt. Ein Geräusch von vielen vorsichtig trappelnden Füßen wird vernehmlich. Gleich darauf erscheint die Gestalt des Lehrers Gottwald in der Mitteltür. Der Trauermarsch verstummt. Gottwald ist schwarz wie zu einem Begräbnis gekleidet und trägt einen Strauß schöner Glockenblumen in der Hand. Ehrfürchtig hat er den Zylinder abgenommen und wendet sich, kaum eingetreten, mit einer ruheheischenden Gebärde nach rückwärts. Man gewahrt hinter ihm seine Schulkinder: Knaben und Mädchen in ihren besten Kleidern. Auf die Gebärde des Lehrers hin unterbrechen sie ihr Geflüster und verhalten sich ganz still. Sie wagen sich auch nicht über die Türschwelle. Gottwald nähert sich jetzt mit feierlicher Miene der noch immer betenden Diakonissin.
Gottwald, mit leiser Stimme. Guten Tag, Schwester Martha!
Diakonissin. Herr Gottwald! Gott grüße Sie!
Gottwald schüttelt, auf Hannele blickend, in schmerzlichem Bedauern den Kopf. Armes Dingelchen.
Diakonissin. Warum sind Sie denn so traurig, Herr Gottwald?
Gottwald. Weil sie nun doch gestorben ist.
Diakonissin. Darüber wollen wir nicht traurig sein; sie hat den Frieden, und den Frieden gönne ich ihr.
Gottwald, seufzend. Ja, ihr ist wohl. Von Trübsal und von Kummer ist sie nun befreit.
Diakonissin, in den Anblick versunken. Schön liegt sie da.
Gottwald. Ja, schön – jetzt, nun du tot bist, blühst du erst so lieblich auf.
Diakonissin. Weil sie so fromm war, hat sie Gott so schön gemacht.
Gottwald. Ja, sie war fromm und gut. Seufzt schwer, klappt sein Gesangbuch auf und blickt trüb hinein.
Diakonissin blickt mit in das Gesangbuch. Man soll nicht klagen. Still geduldig muß man sein.
Gottwald. Ach, mir ist schwer.
Diakonissin. Weil sie erlöst ist?
Gottwald. Weil mir zwei Blumen verwelkt sind.
Diakonissin. Wo?
Gottwald. Zwei Veilchen, die ich hier im Buche habe. Das sind die toten Augen meines lieben Hannele.
Diakonissin. In Gottes Himmel werden sie viel schöner auferblühn.
Gottwald. Ach Gott, wie lange werden wir noch weiterpilgern müssen durch das finstere Erdenjammertal?! Plötzlich verändert, geschäftig und geschäftlich, Noten hervorziehend. Was meinen Sie? ich habe mir gedacht: wir singen hier im Hause erst den Choral »Jesus, meine Zuversicht«.
Diakonissin. Ja, das ist ein schöner Choral, und Hannele Mattern war ein gläubiges Kind.
Gottwald. Und draußen auf dem Kirchhofe singen wir dann »Laßt mich gehen«. Er wendet sich, geht auf die Schulkinder zu und spricht. Nummer zweiundsechzig: »Laßt mich gehen.« Er intoniert leise, dazu taktierend. Laßt mich ge–hen, laßt mich ge–hen, daß ich Je–sum möge se–hen. Die Kinder haben leise mitgesungen. Kinderchen, seid ihr auch alle warm angezogen? Draußen auf dem Kirchhof wird es sehr kalt sein. Kommt mal rein. Seht euch das arme Hannele noch einmal an. Die Schulkinder strömen herein und stellen sich feierlich um das Bett. Seht mal, wie der Tod das liebe, kleine Mädchen schön gemacht hat. Mit Lumpen war sie behangen – jetzt hat sie seidne Kleider an. Barfuß ist sie herumgelaufen, jetzt hat sie Schuhe von Glas an den Füßen. Die wird jetzt bald in einem goldnen Schlosse wohnen und alle Tage gebratenes Fleisch essen. – Hier hat sie von kalten Kartoffeln gelebt – und wenn sie nur immer satt davon gehabt hätte. Hier habt ihr sie immer die Lumpenprinzessin geheißen, jetzt wird sie bald eine richtige Prinzessin sein. Also wer ihr etwas abzubitten hat, der tue es jetzt, sonst sagt sie alles dem lieben Gott wieder, und dann geht es euch schlecht.
Ein kleiner Junge tritt ein wenig vor. Liebes Prinzeßchen Hannele, nimm mir's nicht übel und sag's nicht dem lieben Gott, daß ich dich immer Lumpenprinzessin geheißen habe.
Alle Kinder, durcheinander. Es tut uns allen herzlich leid.
Gottwald. So, nun wird das arme Hannele euch schon vergeben. Geht nur jetzt ins »Haus« und wartet draußen auf mich.
Diakonissin. Kommt, ich werde euch in das Hinterstübchen führen. Dort will ich euch sagen, was ihr tun müßt, wenn ihr auch solche schöne Engel werden wollt, wie das Hannele bald eins sein wird. Sie geht voraus, die Kinder folgen ihr; die Tür wird angelegt.
Gottwald, nun allein bei Hannele. Er legt ihr gerührt die Blumen zu Füßen. Mein liebes Hannele, hier habe ich dir noch einen Strauß schöner Glockenblumen mitgebracht. An ihrem Bett kniend, mit zitternder Stimme. Vergiß mich nicht ganz und gar in deiner Herrlichkeit. Er schluchzt, die Stirn in die Falten ihres Kleides gedrückt. Das Herz will mir zerbrechen, weil ich von dir scheiden muß.
Man hört sprechen; Gottwald erhebt sich, deckt ein Tuch über Hannele. Zwei ältere Frauen, wie zu einem Begräbnis gekleidet, Taschentuch und Gesangbuch mit gelbem Schnitt in der Hand, huschen herein.
Erste Frau, sich umsehend. Mir sein woll die erschten?
Zweite Frau. Nee, der Herr Lehrer is ja schonn da. Guten Tag, Herr Lehrer!
Gottwald. Guten Tag.
Erste Frau. Es geht Ihn woll nahe, Herr Lehrer! Das war Ihn auch wirklich ein zu gutes Kind. Immer fleißig, immer fleißig.
Zweite Frau. Is 's denn wahr, die Leute sprechen . . . 's is woll nicht wahr? Se hätte sich selber's Leben genommen?
Dritte Frau ist dazugekommen. Das wär' eine Sinde wider a Geist.
Zweite Frau. Eine Sinde wider den Heiligen Geist.
Dritte Frau. Eine solche Sinde, sagt der Herr Paster, wird nie nich vergeben.
Gottwald. Wißt ihr denn nicht, was der Heiland gesagt hat? »Lasset die Kindlein zu mir kommen!«
Vierte Frau ist gekommen. Ihr Leute, ihr Leute, is das a Wetter. Da wird man sich woll die Fisse erfrieren. Wenn ock der Pfarr und macht's nich zu lang. Der Schnee liegt an Meter hoch uff'n Kirchhowe.
Fünfte Frau kommt. Ihr Leute, der Pfarr will se nich einsegnen. A will er de geweihte Erde verweigern.
Pleschke kommt. Habt ihr geheert . . . habt ihrsch geheert – a scheener Herr ist beim Pfarr gewesen – und hat gesagt: ja . . . das Mattern Hannla is eine Hei–li–ge.
Hanke, eilig herein. Se bringen an gläsernen Sarg getragen.
Verschiedene Stimmen. An gläsernen Sarg! An gläsernen Sarg!
Hanke. O Jes's! der mag a paar Talerle kosten.
Verschiedene Stimmen. An gläsernen Sarg! An gläsernen Sarg!
Seidel ist eingetreten. Hier wern wir noch scheene Dinge erleben. A Engel is mitten durchs Dorf gegangen. Aso groß wie a Pappelbaum, kennt er glooben. Am Schmiedeteiche sitzen ooch zwee. Die sein aber kleen wie kleene Kinder. Das Mädel is mehr wie a Bettelmädel.
Verschiedene Stimmen. Das Mädel is mehr wie a Bettelmädel. – Se bringen an gläsernen Sarg getragen. – A Engel is mitten durchs Dorf gegangen.
Vier weißgekleidete Jünglinge bringen einen gläsernen Sarg hereingetragen, den sie unweit von Hanneles Bett niedersetzen. Die Leidtragenden flüstern erstaunt und neugierig.
Gottwald nimmt das Tuch ein wenig auf, das Hannele bedeckt. Da seht euch doch auch die Tote mal an.
Erste Frau, neugierig darunterschielend. Die hat ja Haare, die sind ja von Golde.
Gottwald, das Tuch ganz von dem von blassem Licht überhauchten Hannele hinwegziehend. Und seidne Kleider und gläserne Schuhe.
Alle weichen mit Ausrufen äußersten Erstaunens wie geblendet zurück.
Verschiedene Stimmen. Ach, is die scheen! – Wer ist'n das? – Wer ist'n das? Das Mattern Hannla. – Das Mattern Hannla? – Das gloob' ich nich.
Pleschke. Das Mädel . . . das Mädel – ist eine Heilige.
Die vier Jünglinge legen Hannele mit sanfter Vorsicht in den gläsernen Sarg.
Hanke. 's heeßt ja, se wird ieberhaupt nich begraben.
Erste Frau. Sie wird in der Kirche uffgestellt.
Zweite Frau. Ich gloobe, das Mädel is gar nich tot. Die sieht ja wie's liebe Leben aus.
Pleschke. Gebt amal . . . gebt amal – ane Flaumfeder her – mer wern er . . . mer wern er – ane Flaumfeder vor a Mund halten. Ja. Und sehn, ja – ob se noch – Odem hat, ja. Man gibt ihm eine Flaumfeder, und er hält sie prüfend vor Hanneles Mund. Se bewegt sich nicht. Das Mädel is tot. Die hat ooch nich mehr aso viel Leben.
Dritte Frau. Ich geb' er mein Sträußel Rosmarin. Sie legt ein Sträußchen in den Sarg.
Vierte Frau. Mei Richel Lavendel kann se ooch mitnehmen.
Fünfte Frau. Wo is denn Mattern?
Erste Frau. Wo is denn Mattern?
Zweite Frau. Ach der, der sitzt im Gasthause drieben.
Erste Frau. Der weeß woll noch gar nich, was passiert is.
Zweite Frau. Wenn der ock seinen Schnaps hat. Der weeß von nischt.
Pleschke. Habt ihrsch'n . . . habt ihrsch'n ja, denn nich . . . nich gesagt, daß a eine . . . eine Leiche – im Hause hat.
Dritte Frau. Das sollte der woll von selber wissen.
Vierte Frau. Ich will nischt gesagt hab'n, nee, nee, beileibe! Aber wer das Mädel hat ums Leben gebracht, das weeß man woll etwan.
Seidel. Das will ich meenen, das weeß, mecht' man sprechen, 's ganze Dorf. Die hat eine Beule wie meine Faust.
Fünfte Frau. Wo der Kerl hintritt, da wächst kee Gras.
Seidel. Mer hab'n se doch umgezogen mitsammen. Da hab' ich's doch ganz genau gesehn. Die hat eine Beule wie meine Faust. Und dadran is se zugrunde gegangen.
Erste Frau. Die hat kein andrer auf dem Gewissen wie Mattern.
Alle, mit Heftigkeit, aber im Flüsterton durcheinandersprechend. Kee andrer Mensch.
Zweite Frau. Ein Mörder is das.
Alle, voll Wut, aber geheimnisvoll. A Mörder, a Mörder! Man hört die grölende Stimme des angetrunkenen Maurers Mattern.
Stimme Matterns. Ein ruhi–ges Ge–wissen – ist ein sanf–tes Ru–he–kis–sen. Er erscheint in der Tür und schreit. Mädel! Mädel! Balg! Wo steckst du? Er lümmelt sich am Türpfosten herum. Bis finfe zähl' ich . . . aso lange . . . wart' ich. Länger nich: eens – zwee – drei und eens macht . . . Mädel!! mach mich nich wilde, sag' ich dir bloß. Wenn ich dich suche und find' dich, Karnallie, ich tu' dich zermantschen. Stutzt, gewahrt die Anwesenden, welche sich totenstill verhalten. Was wollt ihr dahier? – Keine Antwort. Wie kommt ihr hierher? – Euch schickt woll der Teifel, hä? – Macht, daß der nauskommt. Na, wird's nu bald werden? Er lacht in sich hinein. Da wart mer a bissel. Die Fahrten kenn' ich doch. Das is weiter nischt. Ich hab' halt a bissel viel im Koppe. Da macht's een was vor. – – Er singt. Ein ruhi–ges Ge–wissen – ist ein sanf–tes Ru–he–kis–sen. Erschrickt. Seid ihr immer noch da? Plötzlich in jähzorniger Wut nach etwas zum Dreinschlagen suchend. Ich nehm', was ich finde . . .
Ein Mann in einem braunen, abgetragenen Havelock ist eingetreten. Er ist zirka dreißig Jahr alt, hat langes schwarzes Haar und ein blasses Gesicht mit den Zügen des Lehrers Gottwald. Er hat einen Schlapphut in der linken Hand und Sandalen an den Füßen. Er erscheint wegmüde und staubig. Die Worte des Maurers unterbrechend, hat er ihm mit der Hand sanft den Arm berührt. Mattern fährt jäh herum.
Der Fremde sieht ihm ernst und voller Ruhe ins Gesicht und sagt demütig. Mattern-Maurer – Gott grüße dich!
Mattern. Wie kommst du hierher? Was willst du hier?
Der Fremde, demütig bittend. Ich hab' mir die Füße blutig gelaufen; gib mir Wasser, sie zu waschen. Die heiße Sonne hat mich ausgedörrt; gib mir Wein zu trinken, daß ich mich erfrische. Ich habe kein Brot gegessen, seit ich auszog am Morgen. Mich hungert.
Mattern. Was geht mich das an! Wer heeßt dich rumlungern uff der Landstraße? Da arbeite du. Ich muß ooch arbeiten.
Der Fremde. Ich bin ein Arbeiter.
Mattern. A Landstreicher bist du. Wer arbeitet, der brauch nich betteln zu gehn.
Der Fremde. Ich bin ein Arbeiter ohne Lohn.
Mattern. A Landstreicher bist du.
Der Fremde, zaghaft, unterwürfig, dabei aber eindringlich. Ich bin ein Arzt, du kannst mich vielleicht brauchen.
Mattern. Ich bin nich krank, ich brauche keenen Dokter.
Der Fremde, mit vor innerer Bewegung zitternder Stimme. Mattern-Maurer, besinne dich! Du brauchst mir kein Wasser zu reichen, und ich will dich doch heilen. Du brauchst mir kein Brot zu essen zu geben, und ich will dich dennoch gesund machen, so wahr mir Gott helfe.
Mattern. Mach, daß du fortkommst. Geh deiner Wege. Ich habe gesunde Knochen im Leibe. Ich brauche keenen Dokter! Haste verstanden?
Der Fremde. Maurer Mattern, besinne dich! – Ich will dir die Füße waschen. Ich will dir Wein zu trinken geben. Du sollst süßes Brot essen. Setze deinen Fuß auf meinen Scheitel, und ich will dich dennoch heil und gesund machen, so wahr mir Gott helfe.
Mattern. Nu will ich bloß sehn, ob du woll gehn wirscht. Und wenn de nich nausfind'st, da sag' ich aso viel . . .
Der Fremde, ernst ermahnend. Mattern-Maurer, weißt du, was du im Hause hast?
Mattern. Alles, was reingeheert. Alles, was reingeheert. Du geheerscht nich rein. Sieh, daß du weiterkommst.
Der Fremde, einfach. Deine Tochter ist krank.
Mattern. Zu der ihrer Krankheet braucht's keenen Dokter. Der ihre Krankheet is nischt wie Faulheet. Die wer ich ihr schonn alleene austreiben.
Der Fremde, feierlich. Mattern-Maurer, ich komme zu dir als Bote.
Mattern. Von wem werscht du ock als Bote kommen?
Der Fremde. Ich komme vom Vater – und ich gehe zum Vater. Wo hast du sein Kind?
Mattern. Was wer ich wissen, wo die sich rumtreibt. Was gehn mich dem seine Kinder an! A hat sich ja sonst nich drum bekimmert.
Der Fremde, fest. Du hast eine Leiche in deinem Hause.
Mattern gewahrt das daliegende Hannele, tritt steif und stumm an den Sarg und blickt hinein, dabei murmelnd. Wo hast du die scheenen Kleider her? Wer hat dir den gläsernen Sarg gekooft?
Die Leidtragenden flüstern heftig und geheimnisvoll. Man hört mehrmals, voller Erbitterung ausgesprochen, das Wort Mörder!
Mattern, leise, bebend. Ich hab' dich doch nie nich schlecht behandelt. Ich hab' dich gekleedet. Ich hab' dich genährt. Frech zu dem Fremden hinüber. Was willst du von mir? Was geht mich das an?
Der Fremde. Mattern-Maurer, hast du mir etwas zu sagen?
Unter den Leidtragenden wird das Geflüster heftiger, immer wütender und öfter schallt es: Mörder! Mörder!
Der Fremde. Hast du dir gar nichts vorzuwerfen? Hast du sie niemals nachts aus dem Schlafe gerissen? Ist sie niemals unter deinen Fäusten wie tot zusammengesunken? –
Mattern, entsetzt, außer sich. Da schlag mich tot. Hier, gleich uff der Stelle! – Mich soll gleich a Blitz vom Himmel treffen, wenn ich dadran schuld bin.
Schwacher bläulicher Blitz und fernes Donnerrollen.
Alle, durcheinander, 's kommt a Gewitter. Jetzt mitten im Winter!? A hat sich verschworen! Der Kindesmörder hat sich verschworen!
Der Fremde, eindringlich, gütig. Hast du mir noch nichts zu sagen, Mattern?
Mattern, in erbärmlicher Angst. Wer sein Kind liebhat, züchtigt es. Dem Mädel hier hab' ich nur Gutes getan. Ich hab' se gehalten wie mei Kind. Ich kann se bestrafen, wenn se nich gutt tut.
Die Frauen fahren auf ihn ein. Mörder! Mörder! Mörder! Mörder!
Mattern. Die hat mich belogen und betrogen. Die hat mich bestohlen Tag für Tag.
Der Fremde. Sprichst du die Wahrheit?
Mattern. Gott soll mich strafen . . .
In diesem Augenblick zeigt sich in Hanneles gefalteten Händen eine Himmelsschlüsselblume, welche eine gelblich-grüne Glut ausstrahlt. Der Maurer Mattern starrt wie von Sinnen, am ganzen Leibe zitternd, auf die Erscheinung.
Der Fremde. Mattern-Maurer, du lügst.
Alle, in höchster Aufregung durcheinanderredend. Ein Wunder! – Ein Wunder!
Pleschke. Das Mädel . . . das Mädel – is eine – Heilige; a hat sich – um Leib und Seele . . . Seele geschworen.
Mattern brüllt. Ich häng' mich u–uf. Hält sich mit beiden Händen die Schläfen. Ab.
Der Fremde schreitet bis an Hanneles Sarg vor und spricht zu den Anwesenden gewendet; vor der nun mit aller Hoheit dastehenden und sprechenden Gestalt weichen sie alle ehrfürchtig zurück. Fürchtet euch nicht. – Er beugt sich und erfaßt wie prüfend Hanneles Hand; voll Sanftmut spricht er. Das Mägdlein ist nicht gestorben. – Es schläft. Mit tiefster Innerlichkeit und überzeugter Kraft. Johanna Mattern, stehe auf!!!
Ein helles Goldgrün erfüllt den Raum. Hannele öffnet die Augen, richtet sich auf an der Hand des Fremden, ohne aber zu wagen, ihm ins Gesicht zu sehen. Sie steigt aus dem Sarge und sinkt sogleich vor dem Erwecker auf die Knie. Alle Anwesenden packt ein Grauen. Sie fliehen. Der Fremde und Hannele bleiben allein. Der graue Mantel ist von seiner Schulter geglitten, und er steht da in einem weißgoldenen Gewande.
Der Fremde, weich, innig. Hannele.
Hannele, entzückt in sich, den Kopf so tief beugend, als nur immer möglich. Da ist er.
Der Fremde. Wer bin ich?
Hannele. Du.
Der Fremde. Nenn meinen Namen.
Hannele haucht ehrfurchterzitternd. Heilig, heilig!
Der Fremde. Ich weiß alle deine Leiden und Schmerzen.
Hannele. Du lieber, lieber . . .
Der Fremde. Erhebe dich.
Hannele. Dein Kleid ist makellos. Ich bin voll Schmach.
Der Fremde legt seine Rechte auf Hanneles Scheitel. So nehm' ich alle Niedrigkeit von dir. Er berührt ihre Augen, nachdem er mit sanfter Gewalt ihr Gesicht heraufgebogen. So beschenke ich deine Augen mit ewigem Licht. Fasset in euch Sonnen und wieder Sonnen. Fasset in euch den ewigen Tag vom Morgenrot bis zum Abendrot, vom Abendrot bis zum Morgenrot. Fasset in euch, was da leuchtet: blaues Meer, blauen Himmel und grüne Fluren in Ewigkeit. Er berührt ihr Ohr. So beschenk' ich dein Ohr, zu hören allen Jubel aller Millionen Engel in den Millionen Himmeln Gottes. Er berührt ihren Mund. So löse ich deine stammelnde Zunge und lege deine Seele darauf und meine Seele und die Seele Gottes des Allerhöchsten.
Hannele, am ganzen Körper bebend, versucht sich aufzurichten. Wie unter einer ungeheuren Wonnelast vermag sie es nicht. Von tiefem Schluchzen und Weinen erschüttert, birgt sie den Kopf an des Fremden Brust.
Der Fremde. Mit diesen Tränen wasche ich deine Seele von Staub und Qual der Welt. Ich will deinen Fuß über die Sterne Gottes erhöhen.
Zu sanfter Musik, mit der Hand über Hanneles Scheitel streichend, spricht nun der Fremde das Folgende. Indem er spricht, tauchen Engelsgestalten in der Tür auf, große, kleine, Knaben, Mädchen, stehen schüchtern, wagen sich herein, schwingen Weihrauchfässer und schmücken das Gemach mit Teppichen und Blumen.
Der Fremde
Die Seligkeit ist eine wunderschöne Stadt,
wo Friede und Freude kein Ende mehr hat.
Harfen, erst leise, zuletzt laut und voll.
Ihre Häuser sind Marmel, ihre Dächer sind Gold,
roter Wein in den silbernen Brünnlein rollt,
auf den weißen, weißen Straßen sind Blumen gestreut,
von den Türmen klingt ewiges Hochzeitsgeläut.
Maigrün sind die Zinnen, vom Frühlicht beglänzt,
von Faltern umtaumelt, mit Rosen bekränzt.
Zwölf milchweiße Schwäne umkreisen sie weit
und bauschen ihr klingendes Federkleid;
kühn fahren sie hoch durch die blühende Luft,
durch erzklangdurchzitterten Himmelsduft.
Sie kreisen in feierlich ewigem Zug,
ihre Schwingen ertönen gleich Harfen im Flug,
sie blicken auf Zion, auf Gärten und Meer,
grüne Flore ziehen sie hinter sich her.
Dort unten wandeln sie Hand in Hand:
die festlichen Menschen durchs himmlische Land.
Das weite, weite Meer füllt rot roter Wein,
sie tauchen mit strahlenden Leibern hinein.
Sie tauchen hinein in den Schaum und den Glanz,
der klare Purpur verschüttet sie ganz,
und steigen sie jauchzend hervor aus der Flut,
so sind sie gewaschen durch Jesu Blut.
Der Fremde wendet sich nun an die Engel, welche ihre Arbeit vollendet haben. Mit scheuer Freude und Glückseligkeit treten sie herzu und bilden um Hannele und den Fremden einen Halbkreis.
Mit feinen Linnen kommt, ihr Himmelskinder!
Lieblinge, Turteltauben, kommt herzu,
hüllt ein den schwachen, ausgezehrten Leib,
den Frost geschüttelt, Fieberglut gedörrt,
sanft, daß sein krankes Fleisch der Druck nicht schmerze;
und weich hinschwebend, ohne Flügelschlag,
tragt sie, der Wiesen saft'ge Halme streifend,
durch linden Mondenschimmer liebreich hin . . .
durch Duft und Blumendampf des Paradieses,
bis Tempelkühle wonnig sie umschließt. –
Kleine Pause.
Dort mischt, indes sie ruht auf seidnem Bette,
im weißen Marmorbade Bergbachs Wasser
und Purpurwein und Milch der Antilope,
in reiner Flut ihr Siechtum abzuspülen.
Brecht aus den Büschen volle Blütenzweige:
Jasmin und Flieder, schwer vom Tau der Nacht,
und ihrer klaren Tropfen feuchte Bürde
laßt frisch und duftig auf sie niederregnen.
Nehmt weiche Seide drauf, um Glied für Glied
wie Lilienblätter schonend abzutrocknen.
Labt sie mit Wein, kredenzt in goldener Schale,
in den ihr reifer Früchte Fleisch gepreßt. –
Erdbeeren, die noch warm vom Sonnenfeuer,
Himbeeren, voll von süßem Blut gesogen,
die samtne Pfirsich, goldene Ananas,
Orangen, gelb und blank, bringt ihr getragen
auf weiten Schüsseln spiegelnden Metalls.
Ihr Gaumen schwelge, und ihr Herz umfange
des neuen Morgens Pracht und Überfülle.
Ihr Aug' entzücke sich am Stolz der Hallen.
Laßt feuerfarbne Falter über ihr
am malachitnen Grün des Estrichs schaukeln.
Auf ausgespanntem Atlas schreite sie
durch Hyazinthen, Tulpen . . . ihr zur Seite
laßt grüner Palmen breite Fächer zittern
und alles spiegeln sich im Glanz der Wände.
Auf Felder roten Mohns führt ihren armen Blick,
wo Himmelskinder goldne Bälle werfen
im frühen Strahl des neugebornen Lichts,
und liebliche Musik, schlingt ihr ums Herz.
Die Engel singen im Chor
Wir tragen dich hin, verschwiegen und weich,
eiapopeia ins himmlische Reich.
Eiapopeia ins himmlische Reich.
Über dem Engelsgesang verdunkelt sich die Szene. Aus dem Dunkel heraus hört man schwächer und schwächer, ferner und ferner singen. Es wird nun wieder licht, und man hat den Blick in das Armenhauszimmer, wo alles so ist, wie es war, ehe die erste Erscheinung auftauchte. Hannele liegt wieder im Bett, ein armes, krankes Kind. Dr. Wachler hat sich mit dem Stethoskop über sie gebeugt; die Diakonissin, welche ihm das Licht hält, beobachtet ihn ängstlich. Nun erst schweigt der Gesang gänzlich.
Dr. Wachler, sich aufrichtend, sagt. Sie haben recht.
Schwester Martha fragt. Tot?
Der Doktor nickt trübe. Tot.