Gerhart Hauptmann
Einsichten und Ausblicke
Gerhart Hauptmann

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Polemisches

Los vom Sumpf! Ich bin kein Frosch!

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Von tausend Pfeilen muß man immer neunhundertneunundneunzig im Köcher behalten.

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Es gibt Esel, die tote Adler mit den Zähnen rupfen, um sich in ihren Federn zu wälzen.

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Eitelkeit ist eine schöne Wiege für Erwachsene.

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»Ihr versteht es nicht in eurem Frankfurt«, sagte Imhoff zu einem Frankfurter: Albrecht Dürer hatte, nachdem sich sein Auftraggeber, ebendieser Frankfurter, töricht gezeigt, den von ihm erhaltenen Auftrag annulliert und die Anzahlung an Imhoff zurückerstattet. Der Frankfurter nahm sie von Imhoff befriedigt in Empfang.

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Es gibt Männer, die sind ihre eigenen Schulmeister, Pfaffen und Henkersknechte.

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Ich schätze sein körperliches Gewicht höher als sein geistiges, sagte jemand.

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Er hatte eine nicht sehr ausgedehnte Verschönerungsanlage im Kopfe, und darauf ging sein Geist spazieren.

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Die Poesie lag über ihrem Wesen wie die Lackmalerei auf einem japanischen Kästchen. Das Holz des Kästchens ist hart und saftlos. Dazu ist das Kästchen leer.

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Nichts liebe ich mehr als das kalte, klare, reine Gebirgswasser, sagte der Schlammpeitzker und schnellte vergnügt durch die dicke, warme Lehmpfütze.

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Die Benachteiligten und Erfolgsarmen halten sich auf gewisse Weise reichlich schadlos.

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Ein Weib im Irrenhaus hält sich für die Kaiserin von China und macht vor sich selbst tiefe Knickse. Ähnliches leisten auch Gesunde.

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Kleine Narren, große Worte.

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Wer nicht spricht, vermehrt die Sprachverwirrung nicht.

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Es gibt in der Welt allzuviel geistreichen Schweiß.

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Es gibt ein Genie der Oberflächlichkeit.

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Es gibt Pfennigfuchser der Begeisterung.

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Es gibt Gymnastiker der Gemütsbewegungen.

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Gewohnheitstiere sind keine Charaktere.

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Er hatte sein ganzes Leben dazu verwendet, seine Persönlichkeit rein und groß auszubilden, und brachte es am Ende nur zu kleinen Schurkereien.

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Einer hatte geborgt, veruntreut, gestohlen sein Leben lang und behauptete schließlich vorwurfsvoll, die Welt sei ihm alles schuldig geblieben.

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Man erkennt den Deutschen schon am Husten.

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Wie wäre es mit einem neuen Begriff: Humanitätsschurkerei?

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Es gibt heute eine philosophische Wasserpest.

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Es gibt etwas in unserem öffentlichen Leben, das man treffend geistigen Speichelfluß nennen könnte.

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Ihr nehmt teil an allem Neuen und laßt alles beim alten.

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Wahrhaft sterile Bücher haben den Geruch der Frechheit und der Unfähigkeit zum Respekt.

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Wie lange haben die Hunde den Mond angebellt, ohne daß er sein Schweigen gebrochen hätte!

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Es gibt Literaten, die sagen: Friß mein Buch und sage, daß es gut schmeckt, oder stirb!

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Die schwächsten Intelligenzen bedienen sich zumeist der stärksten Worte. Naturen von den kleinsten Maßen, die sich nur höchst mühsam »druckreif« machen können, bestreiten »Größe« oder fordern sie. Was können solche Menschen von Größe wissen? Und wenn sie schon etwas ahnen von ihr, warum bewundern sie nicht das Geahnte, anstatt die Erkenntnis ihrer eigenen Geringfügigkeit unnützerweise in anderen zu erzwingen, somit den Adel der Ahnungskraft selbst verscherzend?

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Dieser Publizist ist wie eine Waschfrau. Er bringt sein Leben zwischen Bergen schmutziger Wäsche zu. Er chlort mit Vorliebe. Eine Stänkernatur: er schreit in einem fort: »Achtung! ich bin ein Kra . . . Kra . . . Kra . . . Krawattenmacher!«

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Er ist wie ein Vogel, der immerfort über der Erde fliegt und dabei piepst: »Ich kann mich nicht setzen, ich kann mich nicht setzen.« – »Das ist dein Pech, guter Junge!« – Aber er setzt sich doch, wenn er Hunger hat, und schnabuliert sein Räupchen. Gleich darauf schreit er ebenso weiter: »Ich kann mich nicht setzen.« Überall sucht er das Positive! Überall ist es da, nur fehlt ihm der Sinn dafür. Oder tut er am Ende nur so, um sich bemerkbar zu machen? »Ich kann mich nicht setzen, ich kann mich nicht setzen.«

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Die Suchenden:

Ich suche, du suchst, er sucht, wir suchen, ihr sucht, sie suchen.

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Gewisse Mistkäfer, wenn sie auf den Rücken fallen, vermögen sich nicht mehr aufzurichten: einige aber doch.

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»Kreuze niemals den Weg der Götter!« sagte die Schnecke. Da ging das Wagenrad über sie hinweg.

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Wenn ein welkes Blatt Glück hat, fliegt es höher als ein Adler.

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Eine gespiegelte Wurst kann man nicht essen.

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Man kann eine widerspenstige Rinderherde mit Peitschen treiben, aber man kann sie während des Peitschens nicht an die gute Weide glauben machen, zu der man vorgibt sie zu treiben.

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Das Geld und der Mangel an Geld überbrücken alles.

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Werde Menschenfeind, damit deine Menschenfreundlichkeit Dauer gewinne!

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Sehr viele Menschen leben ohne Gegenwart.

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Es gibt Leute, denen der Anstand nicht fehlt – den sie nicht besitzen.

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Das Dilettieren in den Künsten ist verzeihlich, ja sogar zu billigen: nur darf man es nicht berufsmäßig betreiben.

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Nirgends rauschen die Laubwälder süßer und erquickender als am kahlen Strand, wo keine sind.

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Die Ehe ist ein Staatsinstitut – die Galeere ein anderes.

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Nichts ist so fürchterlich als die Macht der Dummheit in den Klugen.

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Wieviel Kluges ist gesagt, wieviel Törichtes benutzt worden!

 


 


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