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Die Lieblingsfrau eines großen und mächtigen Häuptlings war krank geworden. Alle Zauberer und heilkundigen Leute wurden herbeigeholt; sie versuchten ihre Künste, doch vermochte niemand ihr zu helfen.
Da sie nicht genesen konnte, sagte der Häuptling schließlich: »Traurig! Mit meiner Frau will es immer nicht besser werden; ihr habt euch redliche Mühe gegeben, aber alles ist vergeblich gewesen. Ich glaube, ihr holt nun einmal den Porana, der kennt sich in allen Heilmitteln aus. Ich will ihn gehörig belohnen, wenn er meiner Frau hilft. Porana hat doch euren Frauen stets geholfen. Bringt ihn also her!«
Und er sandte einen Mann fort, Porana zu holen. Er sollte nach dem Hause des Häuptlings kommen und gleich Medizinen mitbringen.
Porana kam und sagte zum Häuptling: »Laß die andern Frauen in den Garten gehen und gehe du mit. Nur deine Lieblingsfrau darf hier bleiben. Sag' den Frauen, daß sie nicht eher wieder ins Haus kommen dürfen, bis du die Trommel erschallen läßt. Wenn ich die Trommel höre, weiß ich, daß du zurückkommst.«
Der Häuptling ging mit den andern Weibern in den Garten.
Nun fragte Porana die zurückgebliebene Frau: »Was fehlt dir denn? Wo bist du krank?« Die Lieblingsfrau antwortete: »Hier drinnen sitzt's« und zeigte dabei auf den Leib.
Porana meinte: »Schön, lege dich einmal auf die Matte. Ich werde dir Medizin geben.« Dabei holte er die Medizin aus seinem Körbchen, löste seinen Gürtel, zog seine Schlange heraus und rieb ihr die Medizin auf das Köpfchen. »So,« sagte er, »die Medizin ist fertig. Wenn meine Schlange bei dir Unterschlupf findet, wirst du wieder gesund werden.«
Die Lieblingsfrau legte sich hin und spreizte die Beine auseinander. Sie war neugierig, was Porana wohl mit ihr machen würde. Denn bisher hatten es der Häuptling und seine Untertanen noch nicht richtig gelernt, mit einer Frau zu schlafen; sie vergnügten sich nur in den Ohrlöchern oder den Achselhöhlen.
Porana verstand es besser.
Als er seine Schlange zu ihr hineinlassen wollte, sagte sie: »Nicht doch, das ist ja meine Wunde. Wenn du mit mir schlafen willst, mußt du die Achselhöhle nehmen.«
Porana hörte nicht darauf; er beugte sich über sie, ließ seine Schlange in die Wunde schlüpfen und schlief mit der Frau. »Ah,« sagte sie, »das hilft! Das ist schön. Nun werde ich wieder gesund.« Und sie spielten und vergnügten sich miteinander, und sie spielten und vergnügten sich miteinander, viele, viele Male.
Nachmittags kam der Häuptling wieder und schlug die Trommel. Porana hörte ihn und sagte: »Hallo, der Häuptling kehrt heim«, stand von der Matte auf und setzte sich neben die Tür. Der Häuptling kam herein und besuchte seine Frau.
»Nun, hat die Medizin bei dir angeschlagen?«
»O, die Medizin hat mir gut getan. Ich fühle mich schon besser. Ich muß sie noch einmal nehmen, dann bin ich wieder ganz gesund.«
Porana wollte gerade nach Hause gehen; da sagte der Häuptling zu ihm:
»Schön, Porana, ich hab's meiner Frau schon gesagt, sie soll die Medizin nochmals nehmen. Wenn du sie meiner Lieblingsfrau zweimal gegeben hast, wird sie wieder gesund sein. Komm also morgen früh wieder.«
Alle schliefen.
Am andern Morgen kam Porana und sagte zum Häuptling: »Geh' mit den andern Frauen wie gestern in den Garten. Ich werde ihr wieder die Medizin verabfolgen. Wenn du zurückkommst, dann schlage die Trommel.«
Der Häuptling ging mit seinen Weibern in den Garten. Porana begab sich zur Lieblingsfrau und spielte mit ihr wie tags zuvor; dann machte er eine Pause, beugte sich wieder über sie und spielte wieder.
Sie sagte: »Das ist ein vortreffliches Unterhaltungsspiel!«
So spielten und vergnügten sie sich miteinander, und sie spielten und vergnügten sich miteinander, viele, viele Male.
Nachmittags kam der Häuptling heim und schlug die Trommel. Porana hörte es und sprach: »Der Häuptling schlägt die Trommel.« Als der Häuptling hereinkam, sagte seine Lieblingsfrau zu ihm: »So, nun bin ich wieder gesund. Jetzt bin ich nicht mehr krank.« Und Porana sprach: »Häuptling, morgen brauche ich nicht wiederzukommen. Deine Frau ist geheilt. Sie ist nicht mehr krank.«
Sie gingen schlafen.
Der Häuptling wollte sich wieder einmal mit seiner Lieblingsfrau vergnügen und jagte seine Schlange in ihre Achselhöhle. Da sagte die Frau: »Nicht doch, das ist nicht schön; Porana hat es mich viel besser gelehrt!« Mit diesen Worten legte sie sich hin, spreizte die Beine auseinander und sagte zu ihrem Gatten, er sollte sich über sie beugen; sie griff seine Schlange und jagte sie in die Wunde. Dann spielten sie miteinander, und der Häuptling sprach: »Fürwahr, so geht es viel besser; das ist ein schönes Spiel, das gefällt mir, und niemals wollen wir wieder die Achselhöhle nehmen.«
Hernach begab er sich zu seinen andern Frauen und zeigte jeder, wie sie in Zukunft miteinander spielen wollten. Alle freuten sich sehr darüber und schliefen aus.
Am andern Morgen ging der Häuptling auf den Marktplatz und redete zu seinen Leuten: »Hallo, merkt auf und hört was ich sage: wenn eure Frauen einmal krank werden, dann laßt ihnen von Porana keine Medizin geben. Er spielt mit ihnen. Bisher kanntet ihr wie ich nur das Vergnügen in den Achselhöhlen oder den Ohrlöchern. Der Schlaukopf spielt aber in der Wunde.«
»Na, dann täten wir besser, wir schlügen ihn tot! Soll Porana etwa erst mit allen unsern Frauen spielen?«
Sie gingen nach Hause, holten ihre Keulen und wollten Porana totschlagen. Porana legte jedoch etliche zauberkräftige weiße Muschelarmringe an und begab sich auf den Marktplatz. Niemand erkannte ihn.
Der Häuptling sagte: »Der Mann mit den Ringen ist nicht Porana.« Und er befahl Porana: »Geh' und schau dich nach Porana um und töte ihn!« Porana antwortete: »Schön, ich werde mich nach Porana umtun, und wenn ich ihn sehe, werde ich ihn umbringen.«
Damit begab er sich nach seiner Hütte.
Die Leute aber sagten zum Häuptling: »Warum erschlugst du den Porana nicht? Du hast ja mit Porana gesprochen; nun ist er fort.«
Zu Hause legte Porana die Armringe ab und machte sich eine kunstvolle, zauberkräftige Haarfrisur.
Er sah wie die andern Männer aus. Er ging zum Häuptling auf den Marktplatz. Als der Häuptling ihn bemerkte, fragte er: »Nun, hast du Porana nicht gefunden? Geh' doch, schau dich nach ihm um und töte ihn.«
Porana erwiderte: »Schön, ich werde mich nach Porana umtun, und wenn ich ihn sehe, werde ich ihn umbringen.«
Damit begab er sich nach seiner Hütte.
Alle sahen ihn fortgehen.
»Warum erschlugst du Porana nicht? Du hast ja mit Porana gesprochen,« sagten die Leute. –
Alle schliefen.
Am andern Tage legte Porana seine Haarfrisur ab, verstellte sich und tat so, als ob er eine böse Wunde am Beine hatte, und hinkte. Er ging auf den Marktplatz. Niemand erkannte ihn.
Der Häuptling sprach zu ihm: »Geh' und erschlage den Porana!«
Porana entgegnete: »Schön, du befiehlst es mir. Wenn ich Porana sehe, werde ich ihn umbringen.«
Als Porana fortging, erkannten ihn die Leute – sie konnten ihn nur von hinten erkennen – und fragten den Häuptling: »Warum erschlugst du Porana nicht? Du hast ja mit Porana gesprochen; nun ist er fort.«
Porana begab sich nach seiner Hütte und legte den Verband ab. –
Alle schliefen.
Am andern Tage machte sich Porana wieder eine zauberkräftige Haarfrisur. Er ging auf den Marktplatz und setzte sich neben den Häuptling auf die Bank. Der Häuptling sagte: »Das ist Porana nicht; das ist jemand anders. Warum machst du dich nicht auf und suchst Porana? Wenn du ihn siehst, töte ihn.«
»Schön, wenn ich den Porana erblicke, werde ich ihn umbringen. Morgen werde ich in meinem Garten sein.«
Er ging fort und schlief in seiner Hütte.
Am andern Tage begab er sich auf den Marktplatz und sagte zum Häuptling und den übrigen Leuten: »Porana ist in seinem Garten. Laßt uns dort hingehen.«
Porana ging voran; die übrigen folgten. Porana hatte aber aus Stachellianen ein Netz gefertigt und es kreuz und quer über den Pfad und durch den Busch gespannt. Er ging in seinen Garten, arbeitete darin und tat so, als ob alles andere ihn nichts anging.
Sie drangen in den Garten ein; da lief er weg. Sie rannten hinterher, aber alle verfingen sich in den Stachellianen; Porana entschlüpfte in den Busch. Dort lebte er eine Weile und wurde nicht getötet. Eines Tages ging er wieder nach seiner Hütte zurück. Die Leute kamen dorthin, als Porana sich mit einem langen Holzkamm gerade das Haar machte.
Jemand ließ einen Wind streichen. Da sagte Porana: »Bua, bua, bua! Wenn jemand einen Wind streichen läßt, tötet er mich; mit einer Keule vermag mich niemand umzubringen.«
Ein Mann begab sich zum Häuptling und erzählte ihm: »Porana sagt, wenn man ihn töten will, muß man einen Wind streichen lassen; mit einer Keule vermag ihn niemand umzubringen.«
Da antwortete der Häuptling: »Schön, geht, holt Kohl und Baumbären! Wir wollen bei mir ein Fest feiern und Porana dazu einladen. Wenn ich euch dann ein Zeichen gebe, laßt ihr alle einen Wind streichen.«
So geschah es.
Als Porana gekommen war, verrammelten sie die Tür und taten sich an dem Essen gütlich. Plötzlich stand der Häuptling auf und hob die Hand hoch. Da ließen alle einen Wind streichen. Donnergetöse und ein fürchterlicher Gestank erfüllte das Haus. »Bua, bua, bua!« rief Porana und verschied. Mit den Keulen schlugen sie ihn vollends tot.
Übel wurde dem Porana seine Lehre gelohnt.
*
»Iua isoma,« sagte Sori, »die Geschichte ist erzählt.«
Die andern hatten ihre Freude daran; grinsend verzogen sie das Gesicht und sperrten den Mund auf, daß die betelgefärbten, roten Zähne, Gaumen und Zungen sichtbar wurden. Sie lachten aus vollem Halse, bis Sua, der alte Tami-Unteroffizier, meinte: »Ich bin weit gereist, bin auch in den Salomo-Inseln auf einem Schiffe gewesen. Ich war mit einem Manne von den Murrayinseln auf der Torresstraße zusammen, und eines Abends erzählte er mir die Sage von zwei Steinen in seiner Heimat, die früher Menschen gewesen sind.
Hört zu!«