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Eine Wanderballade
Es düstert der Abend mit Regengeprall,
Im einsamen Hochtal vier Stunden gut,
Hier schroffende Berge, dort Gießbachs Schwall,
Der Mantel durchweicht, es tropft der Hut.
Da hole der Teufel das Wandern!
Mir träumt es vom südlichen Reiseziel,
Von südlicher Sonne wärmerem Glanz,
Von südlichen Weibern, dunkel und schwül,
Wild fiedelt der Sturm zum Wogentanz.
Mechanisch stapfen die Beine.
Da endlich einsam ein Wirtshaus erreicht!
Grobhölzerne Tische, der Boden voll Schmutz.
Was schert das mich! Ich mach's mir leicht.
So, Wetterbraus, so biet' ich dir Trutz!
Es schnarcht der Dackel am Ofen.
Vom Roten trägt mir die Kellnerin auf,
Tiroler Schlag mit braunem Haar.
Wann traf ich das schon in der Zeiten Lauf?
Gelt, du! Zählst kaum an die zwanzig Jahr!
Das Rührei mundet vortrefflich.
An schnörkliger Wanduhr der Zeiger auf neun.
Traumselig stütz' ich den Kopf in die Hand.
Jung Liesel und ich, wir beide allein.
Tick, tick, tick, tick, die Uhr an der Wand.
Weiß Kätzchen schnurrt in der Ecke.
Und hast du mich lieb? ... Und bist du mir gut? ...
Und bist du mein? Und bin ich dein?
Und Lippen an Lippe, wild jagt das Blut.
Sieben Schoppen vom roten Tiroler Wein!
Horch! Draußen donnert der Gießbach.
Früh wieder mit Ränzel und Wanderschuh.
Lieb Liesel, hab' Dank! Sie grüßt mich kaum.
Nachmittags im Schnellzug dem Süden zu.
Mein Wirtshaus wie weit! Nur manchmal im Traum
Fern hör' ich das Donnern des Gießbachs.