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Wilhelm von hohen Sinnen Arendator des Gutts Vildünckel.
Vor ihm gehen Cuntz und Lorentz derer iedweder eine Hewgabel träget.
Je schade immer schade doß mich die Leüte nicht kennen / ich bin een Hoffman. Jch bin ein Politicum. Wen ich Cromwels geheimer Rath gewesen were / nimmermehr hette man ihn absetzen können. Gleubet ihr wol / wen ich Türckischer Käyser were das ich mich wolte erstranguliren lassen? Wie Soldat Jmbrahim? Ja der hunderste verstehet nicht / was in diesem kopff stecket aber ad rebus. Jch muß bekennen. Wo kein ansehen / da sey keine Furcht / und wo keine Furcht / da praviren die Vnterthanen nicht ein Haar breit. Der Herr dieses Dorffs Vieldünckel / ist wol ein redlicher Gabelirer / aber er ist vor die Schlingel die Bauren zu from. Darumb begehen sie lauter surditeten. Nach dem ich aber: Jch verstehts nur recht / der ich vor diesem Scholtze hier war / das gantze Dorff harengiret / gehets ein wenig besser zu / und ich lasse die äcker und Leute nicht so rubiginiren. Jch bin zwar kein geborner Edelman habe aber mehr faciliteten in meinem kleinen Finger als mancher in seinem grossen Kopfe Gehirne träget. So bin ich auch nie auff den Vnverstandt gezogen / und ein Liberalibus worden / nichts weniger aber bin ich den Liberalibus abscheulich infectioniret. Nun umb meine Disputation zu erhalten hab ich euch beyde zu meinen Leibqvärden angenommen / nicht anders als ein kleiner Fürste / dem stets ein paar hetzscharen auffwarten / und ob ihr zwar noch keine Cartisanen traget: wirds sichs doch mit der zeit wohl finden. Jhr versprechet mir den trew und gewehre zu seyn?
Cuntz. Ju Herr.
Wilhelm. Sprich Gestrenger Herr du Flegel / und mache einen Knickerling mit einem Seqvenz / meinest du daß du mit einem Hundesbuben oder deines gleichen zu thun habest. Jch gedencke noch woll den Tag zu sehen / da man mich wird genadiger Herr Titteln / oder auch wohl gar eure Lentz. Jch bin itzt Herr alhier. Nun / noch einmahl. Jhr versprecht mir denn getreu und gewehre zu seyn?
Cuntz und Lorentz. Ju Gestrenger Herr.
Wilhelm. Vnd zu thun und zu lassen was ich gebiete und verbitte?
Cuntz und Lorentz. Ju Gestrenger Herr.
Wilhelm. Das war recht. Nun werde ich Verhöre geben / Vor dises muste iedesmal ein gantzer Tisch voll Sessoren allhier sein / wenn die geringesten Händelichen vorgingen: Nun aber empeschire ich alles allein / und halffe allen causibus, sonder Schöppen / Procurator, Affocaten und wie die Kerlen alle heissen auff einmahl ab. Sihe du wer vor der Thüren und erinnere die Leute daß sie bescheiden / und mit repetentz herein treten und mir meinen gebührenden Titel geben.
Wilhelm. Ciliax Dorffschreiber. Cuntz und Lorentz.
Ciliax. Herr Scholtze.
Wilhelm. Herr Narr.
Ciliax. Herr Scholtze.
Wilhelm. Herr Narr.
Cuntz. Sprecht Gestrenger Herr.
Ciliax. Gestrenger Herr Scholtze.
Wilhelm. Gestrenger Herr Berenheütter.
Ciliax. Je wie soll ma den uff die letzte sprächen?
Wilhelm. Man weis irgend nicht daß ich Harengarius allhier in dem Dorffe bin.
Ciliax. Nu / Nu / Gestrenger Herr Aringnater.
Wilhelm. Ja / so recht / wenn man einem iedweden seinen gebührenden despect gibet: so hat es Hände und Füsse. Was bringst ihr uns Ciliax.
Ciliax. Gestrenger Herr Häringesser / die Nockbern unde Gemene vun Garnedorff han mich zu ihrem Lesaken gemacht / und schicken mich har / und lusen euch in guden Tag sayn: und ihre Vnschuldige Dinste derzu / und lussen euch bitten / ihr wellt in das Vih luß lussen / daß eure Bauren eingetriben und eingesperret han. Dixi.
Wilhelm. Es heist nicht Fixi: Hört ihrs Kirchschreiber und Lesake von Gärnedorff / sagt ihr ewren Primkalen hinwiderumb wenn sie wollen Kühe halten / so sollen sie solche auff ihrem Grund und Boden halten / und meinen anvertraueten nicht lassen zu Schaden gehen / oder gewertig sein / daß ihnen dises widerfahre / was anitzt geschehen. Habt ihr denn auch schrifftliche Vollmacht.
Ciliax. Gestrenger Herr Scholtze / oder Haringerias wolt ich sayn. Jche versprach mich / ich brenge keene Fulmacht / ihr kennt mich ohne das wul. S kan nimet bey uns schreben ase iche: doß wüst er wuhl: unde hette ich mir irst a Ding machen suln / do würde Zeet darzu gehurt hon / unde es hette och en Bogen Pappier gestanden / do hette me erst müssen in de Stodt dernoch geloffen / unter des wern die Kühe hunger gestorben. Drüm wertt er mer wul gleben / aber zer Sache / die Küh hohn uff dem eurigen nicht gehutt: aber wull uffm ünsrigen. Die Wiese dervon er se hott wäg treben lussen / iß ja unse.
Wilhelm. Da sag ich nein darzu / meint ihr Leute daß ihr euch dieses gantze Dorff wollet Erb- und eigen machen? die Wiese gehöret zum Rittersitz.
Ciliax. Je dos wäln wer mit vil Zeügen beweisen / dosse ünse iß der Juncker hots nie gestritten / s wird och wul im Scheppe-Buche zufingen seen.
Wilhelm. Ja / der Juncker / der ist ein frommer Mann: und wenn er ein Buch und ein Glaß Wein / fraget er den Geyer nach dem übrigen. Aber itzund bin ich hir / Eure Zeugen sind conspecti: und das Schöppe-Buch habt ihr zu eurem eigenen Nutz gemacht und hinein gekleckt was euch selber gefallen hat. Es mus nun weit anders zugehen.
Ciliax. Ey Gestrenger Herr / bedenckt ech eens bessern. Wir han glech wul och Oberkeet / unde wen inner keene Hülffe hot / se mus a se suchen / wus Krafft unde macht hott.
Wilhelm. Habt ihr Obrigkeit dort / so bin ich Obrigkeit hir / ist eur Herr Edelman / so bin ich Heringerius wisset ihr ein Loch / so weiß ich daß ander / verstet ihr mich wohl.
Ciliax. Nu / Nu / ward ok nich balde büse. Jhr wart mich yu och nich frassen / doß ech a wing de Wohrt say.
Wilh. Haltet das Maul! Jhr seit ein Wäscher und wenn ich eurer Capitalen nicht schonete / wolte ich euch was anders beweisen. Vor dieses mahl wil ich meinen liben Nachbarn die Kühe folgen lassen: kommet ihr mir aber noch einmahl mit solchen Worten wider / so werde ich euch nicht die Kühe / sondern den Strang an den Hals werffen / darnach habt euch zu richten / denn daß ist mein entlicher gnädiger Wille. Jst iemand mehr vor der Thüren.
Ciliax. Gestrenger Herr grussen danck / Gott vergelt es ech Gestrenger Herr iche bette och wul wos an ze bringen / menet wegen üm de Wätter Garbe.
Wilhelm. Jch habe gesagt ihr sollet euch trollen oder ich werde euch Füsse machen. Jch habe keine Zeit vor solche Narren wie ihr und eures gleichen / du / ruffe die ander herein.
Cuntz. Je Gestrenger Herr / er ist a gantz Durff vel draussen / se warn e der Stube nich raum han.
Wilhelm. Wer sind sie? laß sie nur alle zu gleiche herein.
Wilhelm. Cuntz. Lorentz. Jokel. Bartel. Kornblume.
Aschewedel. Dornrose. Fraw Salme.
Kornblume. Gott grüß ech Herr . . . . .
Lorentz. Sprich Gestrenger Herr . . . . .
Jokel. Gott ga ech Glücke Gestrenger Herr.
Wilhelm. Gott dancke euch / was bringst ihr guttes neues.
Alle zusammen. Gestrenger Herr Haringaries . . . .
Wilhelm. Holla / holla / schreyet ihr doch alle wie die trunckenen Bauren / einer rede nach dem andern.
Bartel. Gestrenger Herr Haringater . . . .
Jokel. Halts Maul du / ich muß ze irste reden.
Bartel. Es is erstuncken unde derlogen ich mus ze irste reden.
Salome. Ney / Ney / iche mus reden. S trifft Jhre und Redligkeit on s iß enne grusse Sache.
Kornblume. Nicht doch Gestrenger Herr / iche muß zu irste reden.
Wilhelm. Was saget denn Jungfer Dornrose?
Dornrose. Jch will den andern genung zeit lassen / wann ihren Sachen wird abgeholffen sein / wird die meine villeicht können geschlichtet werden.
Wilhelm. Wohl dan! nach der Ordnung! keiner falle dem andern in die Rede / bringet eure Sachen kurtz / richtig und bescheiden nach ein ander vor / und erinnert euch / daß ihr vor ihrer Gestrengt Herren Wilhelm von hohen Sinnen stehet.
Bartel. Ja woß soll ech sayn Herr Gestrengeter? Saht ok / mey Haan saits vu sich salber / Nockber Jokels Knaicht dam me alle Schelmerey gestiht / unde dar zim verterbe des gantze Durffes geboren iß / hott meime orme Hanne / sonder Schold ende Vrsache nochm Halse gezihlet / unde hott em ß Bein in Stücke geschmissen. Denckt ok / wen e em e Kopp troffen hette a hette em de Hirnschole gantz unde gar zeschmettert. Drum begahr ich / dos ha unde sey Knaicht gestrafft werden / doß en de Schwarte knackt / und doß e mer de Haan wider heelen läst / oder en andern schofft / dar aben su gruß / su alt / unde nich älder / dar och su gut kreet unde seine Sachen uff e härle / su verricht wie dar Haan für unde für gethon hott.
Wilhelm. Jst daß die gantze Klage?
Bartel. Ney Gestrenger Herr / ich ho noch wul Müh / unde doß Jhre und Redligkeet angiht / wider Motz Aschewedeln / aber halfft irstlich dar Sache ab. Griger Kornblume wird ech doß ander salber klohn.
Wilhelm. Was saget Jokel zu diesem Handel!
Jokel. Gestrenger Herr Harengaribus siß a su a Ding. Saht ok! Meine arme Lusche / die mer sey Gottluse leichtfertig Gesinde a su zugericht hott / as wen se sechs Wuchen uff der Schindergrube gelain hätte. Saht! Se hatten erne men Hund in sey Haus gelockt / unde hotten mer en dennoch zim possen mit siedigem Wasser oder wos s ok war verbrit. Saht ok wie ok a zugericht ist. Siß gutt / das schune kald iß / wen de Hundstage noch wern. Se were e lange rasend wurden / unde madig asse e alt Zigen Kase.
Wilhelm. Jch frage was du zu dem Hanne sagest? Verantworte dich zu erst selber / hast du hernach was vorzubringen so solst du gehöret werden.
Jokel. Je saht ok Gestrenger Herr Schufft / s' mag sein / ß' mag och nicht seen. War kon dam leichtfertigen Gesinde immer im Hingern stecken. Siß ju och nich su vill in eme Haanne gelään asse am Hunde / unde a hott süttene Schandflecke derzu angehangen / arger as eme BeuttelSchneeder.
Bartel. Jch meene ich meene du hust mers och nicht geschanckt / hatte ich mech doch liber drey Tage mit Händen und Füssen weln schlüssen lussen / asse die Worte noch e mol sey mech frassen.
Wilhelm. Du aber hast nicht weniger dich an seinem Hunde vergriffen?
Bartel. Ney ich nich Gestrenger Herr / ich hüre meene Grütte sols gethon han.
Jokel. Hürt ers Gestrenger Herr / a gestihts schune halfft mer nu.
Bartel. Vnde och mire.
Wilhelm. Jhr seid böse Buben alle zwey. Jhr zancket euch für und für. Jch werde euch beyde so wissen abzustraffen / daß sich andere daran bespeculiren sollen. Wie stehets umb dich Aschewedel?
Aschew. Je ju / wie sols stihn Gestrenger Herr. Do hot mer Kornblume e holb schock Beulen unde drey Löcher geschlön / drümme bitt ech / ihr wellt en stroffen unde derzu zwingen / doß a mer doß Heelgeld ga / oder a Boder bezahle / unde Schäden und Vnkusten richte!
Wilhelm. Du! Kornblume. Jch habe dich allezeit vor den frömbsten angesehen / bist du nun mit einem solchem Schalcke gefüttert?
Kornbl. Je ju Gestrenger Herr Scholtz! wie mes macht su gihts. Lust ok Durnrusen reden / oder froyt ihren Nanne / dar lechtfertige Jhrvergassene Schelme und Dib.
Wilhelm. Holla! holla! vor dem Richter!
Kornblume. Je nu saht / ich verstihs nich a su genow. Dar Karle / oder wie a heest Matz Aschewedel mit züchten ze reden wulde Durnrusen mit gewalt wäg führen / unde wen ich nich ze gudem Glücke derzu kummen wär / se wers wull ümb Se gesungen gewast. War weiß woß e mit er fürgenummen hätte.
Wilhelm. Wie ists Dornrose?
Dornrose. Es ist nicht anders / als er erzehlet. Aschewedel sprach mich erstlich mit villen Worten an / nachmals wolte er gewalt gegen mir üben / berühmete sich er were ein Soldat welchem alles freystünde / mehr ziemet sich nicht zuerzehlen. Wann nicht Kornblume mich gerettet und mein Vater endlich zu Hülffe kommen / wehre es dises mal umb mich und meine Ehre geschehen gewesen.
Jokel. Gestrenger Herr Scholtz / od' Herr Ignarius wie er heest siß nicht anders / unde wen er key Einsahn drein hott / se wird uff de letzte nimand mit seme Kinde in seen vier Pfälen sicher sein können. Siß ju Gott lob unde danck Fride im Lande / siß och im Krige sey lättige su bund nie hargegangen.
Wilhelm. Genung geplaudert. Man wird schon wissen was zu thun du redlicher Vogel! Wer bringet dich auff solche springe? auff öffener Aw und Wiese ehrlichen Kindern nachzustellen?
Aschewedel. Je wos? Gestrenger Herr! siß e tumb Ding üm de Libe / Vnde Fro Salme meente / wen wer gleiche wull uff de letzte zesammen kemen / se würdes su vil nicht uff sich han.
Wilhelm. Fraw Salome! Du altes verrunzeltes reudiges Fell! reitet dich der Teuffel bey deinem achzig Jährigen Alter noch immer?
Salome. Je ney / ie ney / Gestrenger Herr Scholtze / ie ney / Gestrenger Herr Aringariges! ie glebet doch sitten kindisch Ding nicht von mer / je siß mer ju sey läbtige nich in Sinn kummen! je Matz Aschewedel! je schameste dich nich daß de a su leugest / ha ich dich doch in zweyen Johren nie gesahn.
Aschew. Wos? nie gesahn? wist er nich do ich ech de zwe Tholer auffem Kirchhoffe gab / unde ihr gobt mer das Püscheln Hoore unde sayit / wen ech ok Durnrusen würde mitte anrühren / Se muste se mich lib hon.
Salme. Je leug / ie leug alles Lügners ney / ie ney Gestrenger Herr / ie glebt em doch nich / bi ich doch in sechs Johren in keene Kirche kummen / uffm Kirchhoffe vil winger.
Wilhelm. Ein schönes Zeugniß von sich selber. Wie vill hast du ihr vor diese Haare gegeben?
Aschew. Zwee harte Reechstholer.
Salome. Jche ho ju kinn Haller gesahn.
Aschew. Wos selt des nicht gesahn hon? du suchst ju dan in Reichsort lange genung wie a dir ins Been Haus gefallen wor.
Salme. Je ney Herr / glebts doch nich ich suchte mer ok en tudten Kupp oder e paar / S'warn su hübsche Kasenappeln draus / die ze vil dingen gut sein.
Wilhelm. Jch meinete du werest in zweyen Jahren weder auff Kirchhoff noch in Kirche kommen? gut / gut / ich will dich schon finden.
Salome. Je mer geschicht für Gott unde für dar Wält unrecht.
Wilhelm. Schweig / Man hat mehr zu hören / hat Kornblume noch was zu sagen.