Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen
Rathsstübel Plutonis
Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen

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120. Coryphæa.

Ob mich zwar Simplicissimus in seinem ersten Satz gelehret / Courage auch mit ihrer Meinung / und vielen Exemplen schöne Anleitungen geben / ich auch selbsten in meinem zweyten Satz erkläret / wessen ich mich zuverhalten / wann ich reich werden wolte / mich auch dessen in den nachfolgenden Sätzen nochmahlen genugsam vermercken lassen: So ist es mir Monsigneur Secundate, dannoch so wenig ernst / alß den Halß abzufallen / dann die Wahrheit zubekennen / so fielen meine Reden etwas leichtfertig / umb der Gesellschaft einen Spaß zumachen / und selbst einen darvon zuhaben: Zwar muß ich gestehn / daß sich die schönste Gelegenheit bey mir anpræsentiren / diß kützellichte Handwerck zutreiben / und manchen Wolhäbigen in solche Strick zubringen / darauß er sich schwerlich ohne grossen Verlust und Hinderlassung seiner besten Schätzen mehr wicklen wurde können: aber ich liebe vor mein Person die edle Freyheit / und affectiere sonst nichts / alß Ehr und Lob in der jenigen Profession zuerlangen / die meine beyde noch lebende Eltern treiben / denen dann nach Nohtdurfft Gelts genug folget; meine gröste Freud ist / wann ich mich nur so wunderbarlich in der Scena verendern / und durch mein holdseliges Lachen: meine liebliche Sirenen-Stim: hertzstellende Seuftzen: angenehme Wort: liebliche Reden: ansehenliche Præsentation meiner Person: wol proportionirte Geberden und zusammenstimmende Bewegungen / die Hertzen und Augen aller deren / so mich hören und sehen / an mich ziehen / und mit Liebe gegen mir verbinden kan! ohne daß ich eines eintzigen auß allen meinen Spectatoribus verlangte theilhafftig zuwerden: wann ich dann sehe / daß sich einige gern auff den Kloben setzen / und fangen lassen wolten (wie sie dann solches nicht nur mit gemeinen und schlechten Liebes-Blicken oder Passionirten Reden / sondern mit reichlich zuwerffenden Schenck- und Verehrungen zuvernemmen geben pflegen) so verdoppelt sich meine Freud / und machet / daß ich mich befleisse in meiner Kunst noch perfecter zuwerden / umb zuwegen zubringen / daß sich auch noch mehr Leuth über mich verwundern / und mir ihre Holdschafft schencken müssen / ohnangesehen sie wissen / daß sie sich an ihren fünff Sinnen meiner nicht weiters zuerfreuen / alß was ich ihren Augen und Ohren gönne: daß aber die Profession der Histrionibus oder Comœdianten auch bereits bey den Alten in hohen Ehren und sehr eynträglich gewesen / erweise ich im Macrobio lib. 3. Saturn. da er die Histrionicam / die etwann verachtet gewesen / von aller Schmach sich unterstehet zuerretten / mit dem Exempel Sexti Roscii Amerini und Æsopi, welche beyde Comödianten gewesen / und von Cicerone so lieb und werth gehalten worden seynd / daß er sie öffentlich verthätiget hat: wie man dann noch auff den heutigen Tag hiervon unter seinen Orationib. eine findet pro S. Roscio Amerino, in welcher er under andern die Röm. Burgerschafft schilt / daß sie under seiner Recitation ein Tumult erregt: Er Cicero hat sich offt mit diesem Roscio versucht / ob er mit bequemlichern Worten einen Spruch könte vorbringen / alß jener anmühtige Geberden darzu brauchte: dardurch dann gemelter Comœdiant so kühn worden / daß er in einer öffentlichen Schrifft seine Kunst mit der Eloquentia vergliechen: Er ist dem Lucio Silla so lieb und angenehm gewesen / daß er ihm nicht allein einen schönen guldenen Ring geschencket / und ihm solchen zutragen erlaubt / sondern ihme noch darzu neben andern Verehrungen und Regalien auß der Statt Renten täglich 1000. Denarios zur Besoldung reichen lassen: so ist besagter Esopus / wie ermelter Macrobius meldet / durch diese Profession so reich worden / daß er seinem Sohn über 200. Sestertia jährliches Eynkommens hinderlassen / der aber ein solcher Verschwender darbey worden / daß er auch in Essich zerlassene Perlen seinen Gästen auftragen lassen. Wormit ich dann von dem / was mich benügt und bereichert / auch genug geredt haben wil.

 
Secundatus.

Nun Rabbi Mauschele / wie wirds bey dir? ohn Zweiffel wirst du mit deiner Profession gleich wie diese Dame mit den Jhrigen auch mehr alß wol zufrieden seyn / alß worinn du mit deinem Spieß ohn mänigliches Einreden und Verhinderung auff allerhand Manier fechten: und ohne Beobacht- und Beängstigung deines gewissenlosen Gewissens durch allerhand Vortheil / List und Betriegerey erschachern / und zu dir rappen und sacken kanst / was du nur wilt.

 
121. Aron.

Jch sehe an deß Herrn Meinung / daß weise Leuth bisweilen auch irren / sintemahl wann ich die Wahl hätte / und mirs mein Religion zugebe / ich wol ein grosser Stocknarr were / wann ich meinen mühsammen und armseligen Stand / darinn ich Tag und Nacht mit saurer bitterer Mühe / Gefahr / Sorg und Angst nach meinem geringen stuck Brodt lauffen und rennen muß / nicht mit einem andern und bessern zu vertauschen wünschte: man legt uns zu / daß wir durch Betriegerey die Christen beseblen / verschweigt aber allerdings / daß dieselbe Kunst under ihnen auch üblich / und sich ein jeder / der mit uns handelt / befleisset / wie er dardurch zum Ritter an uns werden möge / und welcher einen Juden betreugt / bildet sich eyn / alß hätte er das gröste Werck von der Welt verrichtet / lachet darüber öffentlich und heimlich in die Faust / und kan sich dessen nicht gnug rühmen: Trutz daß alßdann einer auß uns armen Tropffen aufgezogen käme / ein groß Geschrey darauß zumachen / und wie mans in dergleichen Fählen uns zukochen pflegt / zuschelten oder zusagen: Er hat mich beschissen (mit gunst) wie ein Schelm und wie ein Dieb / wurde ein solcher nicht noch darzu von aller Welt verschmähet und außgelachet / und noch darzu von der Oberkeit gestrafft oder mit Fäusten abgetrücknet werden? dahingegen wir arme Tropffen jedermans Hünd / ja Verrähter alß die ärgste Schelmen seyn müssen.

 
Secundatus.

Es bedarff hier nicht / dich und dein aufrichtig Geschlecht zuentschuldigen / weil der Ruff ewers Wolverhaltens / und wie getreulich und ohne einige Betriegerey ihr handelt / ohne daß durch die gantze Welt genugsam erschallet / also daß auch die unverständliche Kinder darvon zusagen wissen: die Frag ist vor dißmahl allein / was du dir dann vor einen andern Stand wünschen wolltest / der besser wer alß der jenige / dich darinn zubereichern?

 
Aron.

Keinen andern / Herr / alß einen solchen / wie ewer Herrlichkeit mit einem begabet ist.

 
Secundatus.

Du bist kein Narr / dann ich bin schon reich / hättest also einen grossen Vorthel: deine Antwort erinnert mich an die Antwort einsen meiner Beampteten / welcher trefflich prosperierte; alß ich derowegen ihn zuschertzen zu ihm sagte / er solte mich doch auch die Kunst lernen / wie man reich wurde? sprach er hingegen / wann er michs lernen müßte / so wolte er nicht 1000. R.thl. vor das jenig nemmen / was ich schon könte / wann gleich das Lehrgelt nur auff 1000. fl. taxiert were.

 
Aron.

Auff ein solch gut Fundament were gar herrlich zubauen: deß Herrn Hoffmeister sagt ja selbst / das Gelt deß Unterthanen fliesse in den Cassen ihrer Herren zusammen / wer wolte dann in einem solchen Stand nicht reich werden / wann man dasselbig fein genau zusammen hielte? Wo man nur hinkomt / da gehen die gemeinen Klagen aller Unterthanen über die Beschwerungen und unerschwingliche Aufflagen deren Gelter so vielerley Nammen / alß mancherley Gattung Sorten man findet / die sie der Oberkeit geben müssen: wer wolte / wann man darnach hausete / nicht grosse Schätz samlen können?

 
Secundatus.

Ja Mauschele / du sagst wol von grossen Einnahmen / und weist aber nichts von den Außgaben / Land und Leuth / Ehr und Reputation zuerhalten / und seinen Stand und Hoffhaltung Stands-gebührlich zuführen / laßt sich fürwahr mit solchen geringen Unkösten nicht thun / alß wann du ausserhalb deines Hauses dich mit einem Häring und Trunck Wasser / oder daheim / wanns wol geräht / mit einer Ganß mit Knoblauch gespickt / behilffest: ohn ists nicht / die Gefäll meines Lands ertragen jährlich eine unglaubliche Summam / also daß mancher / wann er sie eynzuziehen hätte / und selbige wie Mauschel vermeinet / zusammen hielte / in wenig Jahren gar wol ein reicher Crœsus werden könte weil mans aber bey jetziger Welt zuthun nicht gewohnt ist / so wer ich wol ein unweiser / und meines eigenen Lebens Feind / wann ich solches zu understehen in Sinn nemme / geschweige daß ich auch von andern meines gleichen / und sonst von jedermann vor einen kargen hündischen Filtz und phantastischen Sönderling gehalten würde / der wenig Nachfolger kriegte: Interim habe ich doch zu meiner Nachricht so viel auß unserem Gespräch / und zwar auß meines Würths und seiner Cydoniæ Discurs erlernet / daß man gegen andern mit Versprechungen ungezehlter oder ungewogener Summa Goldts gesparsamb: und nicht freygebig seyn soll / wie Cresus gegen dem Alcmeone gewesen / massen sich ein Würth mit gebührlicher (wann zwar etwas übermachter Bezahlung) genügen lassen muß. Was ihr Jungfer Tochter Meinung anbelangt / halte ich solche dem jenigen / der darzu geneigt und GOtt in seinem Leben privatim alleinig ergeben ist / vor heilig / und zur zeit- und ewigen Reichthumb Erlangung zwar vor sehr gesund / besorge aber / es werden eben so wenig Proximi mehr geben alß Lympidæ vorhanden seynd / solche mit einander zuversorgen: bin also diß Orts deß Simplici Meinung / und lasse mir auch gefallen / was er vom Krieg / und wie darinn reich und groß zuwerden sey / vor die lange Weil her geschertzt hat: Auß Collybii discurs werde ich gewarnet / mich vor den Kauffherrn vorzusehen / deren man viel findet / die mit keinen Fürsten ihren Stand und ihr Reichthumb vertauschten / dann sie kommen nach und nach wie weltkündig / ziehen an gleich den Schrepffhörnlenen / werden allgemach fett wie die Masthämmel oder Gänß / die man nimmer berupfft / und fahren immer fort / gleich dem Ebheu / biß der Stamm den Baum oder die Maur von ihnen überwachsen und ruiniert ist / so ihnen anfänglich zum Wachßthumb und zur Auffkunfft beydes Schutz / Schatten / und Dünge gegeben hat / wie man dann an vielen sicher / daß sie durch ihr Darleyhen und grosses Interesse erpressen / grossen Potentaten ihre Indianische Goldquellen außzuschöpffen: was ich von dem Knan und der Meuder gelernet / wil ich nicht sagen / sondern zu meiner Nachricht fleissig im Gedächtnuß behalten: Erich mein Hoffmeister hat mich gelernet / daß ich und meines gleichen unsern Officianten nicht viel zu Gewalts eynraumen sollen / ohnangesehen es jetziger Zeit sich nicht mehr so leicht wie vor alters / auff seines Herrn Sitz steigen lasset / wiewol es noch bey unsern Lebzeiten dem Cromwel in etwas gelungen: Courage warnet mich vor den Schlepsäcken und Huren / deren ich auch getreulich folgen werde / weil solche Säck ihre Anhänger nicht nur deß Gelts / sondern auch der Gesundheit / deß ehemahlen tapfern gehabten Gemühts / deß Verstands / der Ehr und Reputation berauben: Spring ins Feld hat allerdings nach meinem Humeur geredet: Laborino hab ich allbereit auff das / was er daher gelallet / geantwortet / und der Coryphææ Vorbringen laß ich in ihrem Werth und Unwerth beruhen / doch gibts mir Erinnerung / daß man nicht so viel überschwencklich Gelt auff die Comœdien / und ihre Zugehörd verschwenden soll / alß welche nur eine kurtze Zeit (die sie gleichwol unnützlich durchbringen) belustigen: Endlich werde ich mit Rabbi Aron meinen Stand nicht vertauschen ob es gleich seine Religion zuliesse: dann ich habs ja besser alß ein Jud / und gestehe gern / daß die Jntraden meines Lands gleichsam unerschöpfflich seyen. Diesem allem nach / und weil man im gemeinen Sprichwort zusagen pflegt / Es lasse sich auch wol eines Königs Gut verthun / so möchte ich gern von jemand vernemmen / auff was Weis und Weg solches geschehen möchte? und wie ichs angreifen müßte / wann ich in bälde in Armuht / auß Armuht in Schulden / und auß den Schulden in endtliches Verderben gerahten wolte / sintemahl das jenig / was ich zu meinem Stand und nohtwendiger Erhaltung dessen / was ich besitze / zugebrauchen vonnöhten habe / von Tag zu Tag / von Wochen zu Wochen / von Monaten zu Monaten / von Quartalen zu Quartalen / und von Jahren zu Jahren gleichsam wie auß einem wasserreichen Brunnen so überflüssig auß meiner Unterthanen Schuldigkeit hervor quillet / daß ich jährlich / wie Mauschele sagt / wol ein namhaftes zuruck legen / und mit der Zeit ein grosses zusammen bringen könte (vornemlich wann ich mich / wie etwann jemand thut / über Tafel mit einem Quart Wein / einem Salätlein / ein Par weich-gesotten Eyer / und wanns wol hergieng / etwan mit einem eintzigen Feldhünlein oder Krametsvogel / sonst aber mit wenigen und zerlumpeten Dienern / und in Summa Summarum / in allem übrigen gantz kahl behelffen wolte) geschweige daß ich bey so vielen stattlichen Einkünften endlich das La Mi singen solte: und demnach der aufrichtige Simplex kein Blat vors Maul nimt / einem jeden die Wahrheit ohne Scheu zusagen / zumahlen auch keine Bestallung von mir hat / mir zufuxschwäntzen: so verhoffe ich / er alß ein alter Fuchs / der sein Lebtag viel gesehen / viel gehört / viel gelernet / viel gelesen und viel erfahren / werde mir den Weg am besten / und zwar seiner Gewohnheit nach / fein offenhertzig teutsch zeigen / auff welchem ich am aller sichersten zu meinem Verderben gelangen könte: Warumb ich ihne dann hiemit zum freundlichsten ersucht haben wil.

 
Simplicissimus.

Monsigneur, Es ist mir zwar dessen Stand und Vermögen nicht bekant / aber so viel ich vernemme / so befindet sich beydes nicht gering: sie seyen aber beschaffen wie sie wollen / und sie sich auch dem Keyser in Calekuthen oder in China vergleichen / so wolte ich jedoch meinen Herren bald zu seinem verlangen verhoffen / wann er mich nur zu seinem Premier Ministre d-Estat machte / doch mußte ich noch umb ein klein wenig jünger seyn / damit ich desto besser mitmachen könte: dieweil mich aber das Alter plaget / und wie dem alten Barsillai nicht zuläßt / dessen was einem bey Hoff sanfft thut / zugeniessen / so soll es doch an meinem guten Raht nicht ermanglen: Generaliter ist dieses / was ich diß Orts vorzubringen hab / der Herr ähme den Frantzosen nach / wird er mit seinen Reichthumben nicht alßbald fallen / so wirds doch mit ihme und denselbigen sicherlich sonst niergends alß an allen Orten geschwind hincken! dann der Herr muß diß wissen / daß durch solche Frantzösische Mode die Ständ desselbigen gewaltigen Reichs außgesogen: gezämt und (wie etwann die Lydier durch die Seitenspiel) zu andern höhern Dingen undüchtig gemachet werden: wir wollen aber auch particulariter davon reden / und erstlich an deiner (mein Herr verzeyhe mir / daß ich ihn wieder aller jetzigen Menschen Gewohnheit dutze / dann wer die Wahrheit von mir hören wil / der muß auch den Stylum leyden / durch welchen ich die liebe Wahrheit auff gut Simplicianisch anzuzeigen gewohnt bin) Person / und zwar auff Alt-Teutsch-Rod-Welsch am Obermann / das ist / an deinem Kopff anfangen: demselben hat GOtt durch die Natur einen guten Haarboden geben / du must dich aber darumb nicht mit deinem eigenen Haar / und solte es gleich noch so schön seyn / behelffen / sondern nicht umb eine sondern etliche kostbare Barrücken umthun / nemblich umb solche / da eine etwann 80. 100. auch wol mehr Thaler oder Ducaten gestehet / ob sie gleich auf einer Jüdin oder gar auff einer Unholden Kopff gestanden / dieselbe alle Tag / oder wol gar stündlich mit dem Poudre de Cypre bestreuen: so mustu auch zu jeder Barücke einen sonderbaren Hut / auff demselben eine sonderbare Tour von theuren Banden oder Blümaschen / und nicht weniger zu jedem Hut ein absonderliches Kleid / Degen / Wehrgehänck etc. und zwar allweg und zu jeder Zeit alles von der neuesten Mode haben und damit solche Barücken in ihrer stetigen Zierd prangen / so must du einen Cammerdiener darauff halten / der ein Balbierer sey / sich darauff verstehe und sonst nichts thüe / alß solche beobachte und in ihrem Esse erhalte / es sey dann / daß er dir auch alle Tag den Bart abschabe / und das Knebelgen in Gemsenhörnlicher Form auffsetze / und mit einem darzu tauglichen mit Ambra und Biesem zugerichteten Schmiersel auffsteiffe: Jetzt komme ich zu den Augen / denen du alß den alleredelsten Gliedern deines Leibs ihre Begierden diß und jenes zusehen mit nichten eine Maß setzen / sondern ihre Weyd und Lust auff allerhand Maniern / wie sie nur zuersinnen / mit höchstem Fleiß suchen sollest; hierzu tauget vornemblich / daß du schönes Frauenzimmer auff der Sträu haltest wie Heliogabalus: schöne Pferd samt ihren Leuthen und Bereitern / die ihrer warten / und sie tantzen lehren wie der grosse Schach in Persia hat / deren Sättel und Zeug mit Silber / Gold und Edelgestein gestickt und außgeziert seyen / Affen und Meerkatzen die possierlich gaucklen / und Papageyen von mancherhand Farben / die artlich schwetzen können: auch must du deiner Augen Belustigung suchen in Anschauung lieblicher Comödien / darzu du die Kleidungen und Theatra / solche so wol alß die Personen selbst auff tausentfaltige Manieren zuverendern / auffs köstlichst und kunstlichst beyschaffen und zurichten lassen sollest: auch mustu deine Augenweid suchen in einem schönen Lustgarten / den du nach belieben von neuem anlegen / und ob gleich nicht mit nutzbarn / jedoch mit kostbarn frembden Gewächßen und seltenen Raritäten besetzen (wie du dich dann nicht zuschämen hast / sondern es gereicht dir zu sondern Ehren / so du ein Par hundert Ducaten gleich andern Blumen-Narren umb ein Gewächs gibst) und mit theuren Grotten / schönen Lusthäusern unvergleichlichen Wasser künsten außzieren lassen: und hierzu lauter frembde Meister von Rom oder Pariß (wann es gleich deine ingesessene auch können) gebrauchen / und theur belohnen sollest / damit deiner Unterthanen Gelt fein allgemach auß dem Land schleiche / und sie nicht reicher werden alß du selbst bist: auch mustu deine Augen im Baulust delectieren / und zwar solches auff die neuest Jtalianische / Spannische oder Frantzösische Mode / auß welchen Landen du dann auch / wie beym Gartenbau gemeldet worden / die Werckmeister zubeschreiben / die theureste Materialia / alß das Glaß von Muran / den Marmor auß der Jnsul Paro / das Kupffer auß Schweden zuholen: und so dir ein ausgemachtes Werck nicht recht wol gefällt / solches wieder niederzureissen hast / bis es nach deinem Sinn auffgeführt sey: Nicht weniger must du deinen Augen ein Freud machen mit allerhand schönen Tapezereyen / Gemählen und Antiquitäten der allerkünstlichsten Meistern / so jemahls in der Welt gelebt / dich auch solche Stück zuerlangen kein Gelt dauren lassen / warzu du dann ein sonderbare Kunstkammer / darinn sich auch sonst ein Uberfluß von allerhand wunderbarlichen Sachen befindet / ausrichten solst; Uber das wirds auch deinen Augen eine sonderbare Freud und Ergetzung bringen / wann du alle deine Diener in einer lustigen Liberey ausziehen siehest / kanst derowegen beydes das Zeug und die Außstaffierung darzu gehörig / nicht allein zu Pariß kauffen / alß wo man die neuste Mode zuhaben pflegt / sondern auch die Kleidung selbsten (ob es gleich noch so viel Schneyder in deinem Land hätte) alldorten verfertigen lassen / und auß diesen wenigen Exemplen abnehmen / wie du in allem übrigen deinen Augenlust suchen und pflegen sollest / alß mit nächtlichen Feurwercken und dergleichen / hier alles ohnnöhtig und ohnmüglich zuerzehlen: der Marckt wird dich schon lernen kramen. Von den Augen komme ich zu ihrer nächsten Nachbarin der Nase / die liesse sich zwar gern mit wenigem genügen / aber den edlen Geruch / der sein Wohnung darinn hat / ernähre mit allerhand Aromaten / mit allerhand Balsam / Biesem / Ambra / Zibeth etc. mit Rosenwasser / damit jederzeit das Zimmer bespritzt / und das Lavor gefüllt seyn soll: mit allerhand Gummi / Asa dulcis / Storax Calamitæ und dergleichen: und in summa mit allerhand Wurtzeln / Blumen / Kräutern und kostbarn Säfften / die einen edlen Geruch haben und von sich geben / darauß lasse dir Rauchkertzen / Täffelein / Pulver / und so gar auch den Schnupfftaback: item Bisem-Apffel / wolriechende Säcklein und anders zu Hispalis oder Matrill verfertigen / und samt den wolriechenden Handschuhen alle Monat / oder längst alle Viertel Jahr auff der Post zu dir herauß bringen / damit du alles fein frisch habest: doch kanst du jederzeit neben dem Pulvre Cyprio auch andere Sachen im Vorraht haben / alß Oleum Gelsomini, Cedri, Benzoi, Citronum, Camphora, Amygadaltum dulcium, Spicæ, Ambracanæ, Storacis: jtem von Wassern die jenige / so auß Muscat-Rosen / Pomerantzen-Blühet / weiß Lilien-Wurtzlen / und dergleichen distiliert worden: auch anderer Species darvon ich erst oben Meldung gethan / damit beydes deine Kleidungen und der Lufft in den Zimmern ohne Underlaß durch guten gesunden Geruch deine Hirngeister erquicken und belustigen.


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