Franz Grillparzer
Sappho
Franz Grillparzer

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Dritter Auftritt

Sappho (allein).
Er geht! – Noch – Nein! – Ach die Gewohnheit ist
Ein lästig Ding, selbst an Verhaßtes fesselt sie!
        (In Gedanken vertieft.)
Horch – Tritte – Nein es war der Wind! – Wie bange
Pocht mir das Herz in sturmbewegter Brust!
Jetzt Stimmen – Ha sie kommt – Sie folgt so willig! –
Sie ahnet nicht, daß sie zum letzten Male –
Fort! Ich will sie nicht sehn! – Ich will, ich kann nicht!
        (Schnell ab.)

Vierter Auftritt

Melitta. Rhamnes.

Melitta.
Hier sagtest du, sei die Gebieterin,
Sie ist nicht da!

Rhamnes (verlegen umherblickend).
Nicht? Nein, fürwahr, – nicht da.
Doch erst vor kurzem war sie hier! – So komm!

Melitta.
Wohin?

Rhamnes.
Sie mag wohl an der Meeresküste
Hinaufgewandelt sein, dort an der Bucht!

Melitta.
Dorthin geht sie ja nie.

Rhamnes.
Vielleicht doch heute!

Melitta.
Und warum heute denn?

Rhamnes.
Warum? – je nu
Weil – daß sie eben mir den Auftrag gab!
Nicht ansehn kann ich sie. Was sag ich ihr?

Melitta.
Du bist so sonderbar! Du kehrst dich ab
Und deine Augen wagen nicht, die Worte,
Die du mir gibst, freiblickend zu bekräft'gen!
Was hast du denn, daß du so bang und ängstlich?
Sag mir, wo Sappho weilt, daß ich ihr nahe,
Und weißt du's nicht, so laß mich gehn!

Rhamnes.
Halt da!
Du darfst nicht fort!

Melitta.
Warum?

Rhamnes.
Du mußt mit mir!

Melitta.
Wohin?

Rhamnes.
Nach – Komm nur mit zur nahen Bucht,
Du sollst schon sehn!

Melitta.
Ihr Götter, was soll das?

Rhamnes.
Komm Mädchen, Mitternacht ist bald vorüber.
Die Stunde drängt! Mach fort!

Melitta.
Was hast du vor?
Fort soll ich, fort! – An weitentlegne Küsten!

Rhamnes.
Sei ruhig Kind! An weitentlegne Küsten?
Was fällt dir ein? Ist Chios denn so weit?

Melitta.
Nach Chios? Nimmermehr!

Rhamnes.
Du mußt wohl Kind!
So will es die Gebietrin!

Melitta.
Sappho, sagst du?
Fort hin zu ihr!

Rhamnes.
Nicht doch!

Melitta.
Zu ihren Füßen!
Sie hör' und richte mich!

Rhamnes.
Nicht von der Stelle!

Melitta.
Wie Rhamnes du?

Rhamnes.
Ei was, ich kann nicht anders!
Befohlen ward mir's so und ich gehorche.

Melitta.
Laß dich erbitten!

Rhamnes.
Ei was nützt es dir
Wenn auch in meinen Augen Tränen blinken.
Es muß doch einmal sein! Drum Kind, mach fort!

Melitta.
Hier lieg ich auf den Knien! Laß dich erflehn!
– So ist denn niemand, der mich hört und rettet?

Rhamnes.
Umsonst! du rufst das Haus mir wach. Komm mit!

Melitta.
Nein nimmermehr! Erbarmt sich niemand meiner?


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