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Hundertundsiebenundsiebzigstes Capitel.
Von der Verfolgung.

Einst richtete der König Aßverus allen Fürsten und Völkern seines Reiches ein großes Gastmahl aus, wie das erste Buch Esther sagt. Er befahl aber die Königin Vasti zu diesem Male zuzulassen, auf daß das Volk ihre Schönheit erblickte, und als sie sich weigerte herein zu kommen, nahm ihr der König die Krone ab, und Esther bekam an ihrer Statt das Scepter. Nach diesem erhob der König einen gewissen Aman zur Herrschaft und machte ihm alle Fürsten unterthan. Als sich aber alle angeschickt hatten ihre Knie zu beugen, wollte alleine Mardocheus, der Onkel der Königin, sich vor ihm nicht niederwerfen. Darüber ward er zornig und beschloß ihn mit seinem ganzen Stamm hinrichten zu lassen. Er befahl mit seinem königlichen Insiegel alle Juden in seinem, des Aßverus Reiche, zu vertilgen, und ließ einen hohen Galgen errichten, an welchen er den Mardocheus henken lassen wollte. Unterdessen kamen zwei Männer auf den Gedanken, den König zu ermorden, die klagte Mardocheus an, und der König befahl die Verrathenen zu verderben, den Mardocheus in Purpur zu kleiden, ihm eine Krone aufzusetzen und auf einem königlichen Rosse durch die Stadt zu führen. Aman aber mußte mit Soldaten vorausgehen und sein Lob singen. Nun sagte Mardocheus der Königin, daß Aman sie mit ihrem Volke und ihrer Verwandtschaft dem Tode geweiht hätte, denn er habe dem ganzen Volke ein Fasten angesagt und peinige sich selbst mit Fasten und Beten. Hierauf stellte sie ein Gastmal an und lud den König dazu ein, befahl auch dem Aman sich einzufinden, und über Tische bat sie den König um ihres Volkes Leben und berichtete, wie alle die Ihrigen vom Aman zum Tode verdammt seyen. Hierauf ließ ihn der König voller Wuth an denselben Galgen hängen, den er für Mardocheus hatte zurichten lassen, machte dann den Mardocheus selbst zu einem Fürsten, der die ganze Verwandtschaft des Aman vernichtete; indessen ist durch die Fügung Gottes das unschuldige Volk erlöst und der böse Samen gänzlich vertilgt worden.


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