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Dieses classische Andenken hatte zu den Schätzen des Cardinals Fesch gehört. Im Verlauf der Jahre gelangte es an einen ausgezeichneten Antiquar in Rom. Von diesem erkaufte es ein auf Kunstreisen begriffener norddeutscher Handelsmann; und derselbe trat es käuflich dem jetzigen Besitzer ab.
Was die Echtheit dieser Relique betrifft, so sind darüber eben so wenig nachweisende Urkunden vorhanden, als über jene Effecten Napoleons, welche in den Versteigerungen des Herzogs von Bassano, des Cardinals Fesch, Hudson Lowes &c. vorgekommen; es war genug zu wissen, in welchen Händen sich diese Gegenstände befunden hatten. Für die Authenticität des Bechers erklärten sich übrigens einer der noch lebenden Napoleonischen Marschälle (der bey dessen Anblick sogleich ausrief: Ah, le gobelet de l'Empereur!), ein mit der Familie des Helden sehr vertrauter österreichischer Großwürdenträger &c. &c.
Der Feldbecher Napoleons (wir sagen »der,« denn einen zweyten kennt man nicht) ist von Silber, zwey Loth im Gewicht, und hält etwas weniger als ¼ Maß. Er trägt eingegraben das kaiserliche Wappen, und ist mit der Signatur des Hofgraveurs Simon versehen. Der Becher ist sehr stark gebraucht und abgenützt, voll Narben und Büge.
Man kann wohl annehmen, daß der »Feldbecher« eines solchen »Capitana's« ungleich bedeutsamer und wichtiger sey, als zum Beyspiel eine Uhr (Bassano), ein Ring, eine Tasse (Fesch) oder ein Eßbesteck u. dergl. Genug: Napoleons Feldbecher! Würdig eines großartigen historischen Museums oder einer reichen kaiserlichen SchatzkammerInsbesondere wohl geeignet, ein Bestandteil des bürgerlichen Zeughauses Wiens zu seyn, ein militärisches Andenken jenes großmüthigen feindlichen Feldherrn, der 1805 eine Proclamation erlassen, wie diese.
»Bewohner Wiens! »Ich habe den Frieden mit dem österreichischen Kaiser unterzeichnet. Im Begriffe, in meine Hauptstadt zurückzukehren, wünsche Ich noch, Euch die Achtung, die Ich für Euch hege, und die Zufriedenheit zu erkennen zu geben, die Ich über Euer gutes Betragen, während der Zeit, als Ihr unter meinen Befehlen standet, empfinde. Ich habe Euch ein Beyspiel gegeben, das in der Geschichte der Völker noch unerhört ist. Zehntausend Mann von Eurer Nationalgarde sind unter Waffen geblieben, und haben Eure Thore bewacht. Euer Arsenal wurde vollständig in Eurer Gewalt gelassen, und während eben dieser Zeit habe Ich mich den abwechselnden Launen des Krieges bloß gestellt. Ich habe mich auf Eure Gefühle von Ehre, von Treue, von Redlichkeit verlassen; – Ihr habt mein Zutrauen gerechtfertigt! Bewohner Wiens! Ich habe mich wenig unter Euch gezeigt; nicht aus Geringschätzung, oder aus einem eiteln Stolze; sondern ich habe Euch von keinem der Gefühle abwenden wollen, die Ihr einem Fürsten schuldig waret, mit dem Ich die Absicht hatte, einen schnellen Frieden zu schließen. Empfanget bey Meiner Abreise als ein Geschenk, das Euch Meine Achtung beweiset, unberührt Euer Arsenal zurück, das die Rechte des Krieges zu Meinem Eigenthum gemacht haben; bedient Euch immer desselben zur Erhaltung der Ordnung. Alle die Übel, die Ihr erlitten habt, schreibt dem Unglücke zu, das von dem Kriege unzertrennlich ist. – Alle die Schonungen, mit denen Meine Armee Eure Gegenden betreten hat, verdankt Ihr der Achtung, die Ihr Euch erworben habt. Napoleon. Schönbrunn am 6. Nivose J. 14. (27. December 1805). Auf Befehl des Kaisers der General-Major
Berthier.«
Der Eigenthümer dieses Kleinodes ist ein Privatier in Wien. Derselbe ist erböthig, es im Tausch oder Kauf abzutreten. Auskunft ertheilt aus Gefälligkeit Herr Ign. Klang, Buchhändler in Wien, in der Dorotheergasse.
Wer demnach Napoleons Feldbecher jenem Arsenal spendete, würde sich selbst ein unvergängliches Monument errichten u. s. w.
Zu den Zusätzen des Artikels: der Bernadottesche Auflauf, Seite 63.
In Posselts Annalen 1798, Stück 7, Seite 35 kommt folgende Stelle vor: »Bernadotte verlangte in seiner Note an Thugut: die österreichische Regierung solle in alle Straßen Wiens verkündigen lassen, daß sie an der geschehenen Beschimpfung der französischen Republik keinen Theil genommen habe, und diese feyerlich desavouire; daß sie die Urheber derselben exemplarisch bestrafen, und sich anheischig machen wolle, die dreyfarbige Fahne zu ersetzen, und sie von einem Staatsbeamten im französischen Hotel wieder aufpflanzen zu lassen.«