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Robert (ordnet noch den Tisch). Alison (tritt von der Seite auf in geschmackvollem Anzuge).
Alison. O, seht wie niedlich! Ja, Ihr seid geschickt
Und habt Geschmack!
Robert. Nicht wahr? Doch, schöne Wirtin,
Sagt mir, was nützt der lieblichste Geschmack,
Wenn er mir bloß so um die Nase säuselt,
Indes die Zunge so beweglich seufzt,
Wie in der heil'gen Nacht ein Waisenknabe?
Alison. Nun! Wappnet Euch ein wenig mit Geduld,
Verwaltet hübsch und munter Euer Amt,
Und laßt mich sorgen, daß auch Eure Zunge
Robert. Mit frohem Schnalzen ihr Geseufz vertauscht!
Ich dank Euch, Herrin! Und indessen wind ich
Mit Lammsgeduld ein Sträußchen mir zurecht.
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Alison. Was für ein Sträußchen?
Robert. Seine Blumen wachsen
Am dürren Bettelraine, und Ihr werdet
Leicht ihre stumme Sprache deuten: Erstlich
Nehm ich das bittre Kraut »Rühr mich nicht an«,
Dazu den kümmerlichen »Augentrost«,
Alsdann die dumme, schnöde »Warteweile«
Und eine Ranke von »Je länger je schlimmer«,
Doch mitten drin soll Euch ein Blümchen kommen,
Bescheiden stehend
Alison. Nun?
Robert. »Vergißnichtmein!«,
Alison
(lachend). Nein, nein! Das will ich nicht! Ihr habt mein Wort!
(Für sich)
Der Bursch ist wirklich allerliebst!
Robert. Hurra!
Und aus befreiter Seele wünsch ich nun
Allseitig einen schlechten Appetit!
Alison. O Undank! Doch zur Strafe sag ich gleich:
Mein Liebster ist ein Freund von gutem Essen!
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Robert
(mit einem Blick auf den Tisch).
Das seh ich wohl! Doch eine Hoffnung bleibt:
Und wenn der Herr ein Kannibale wäre,
An Euren Reizen müßt er satt sich sehn!
Alison
(lachend).
O, was Ihr sagt!
Robert. Ihr glaubt es nicht? Ich hoff's!
Alison. Ein schwacher Trost!
Robert. Ihr denkt nicht hoch von ihm!
Alison. Wozu auch?
Robert. Und Ihr liebt ihn?
Alison. Lieben? Nun
Wie man die Männer liebt, die uns gefallen,
Wenn uns der Gatte langweilt oder quält!
Man liebt ein Spielzeug, das die Zeit verkürzt,
So auch ein Mittel, das uns lustig rächt.
Robert. Madame! Nun kenn ich Melodie und Text:
Ein Liedchen von bestrafter Eifersucht!
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Alison. Nun ja! Wenn ein Vergehn ich büßen muß,
Will vor der Buße ich auch den Genuß!
Nur weil mein Mann in blinder Eifersucht
Robert. Schwank in die Luft baut, nützt Ihr brav die Stunde,
Und schafft, was Ihr versäumt, das Fundament!
Entzückend ist, wie Frauentrotz und Laune
So ihre eigne Lust und Logik haben!
(Lacht)
Profunde Weisheit strömt aus dem Kapitel:
Des Weibes Sünde ist des Mannes Schuld!
Und an Galanen hat es nicht gefehlt?
Alison
(lachend).
Gewiß nicht!
Robert. Ja sie haben Geieraugen,
Und Witt'rung wie die besten Stöberer.
Alison. Ich sah mir einen etwas näher an
Robert. Und er gefiel Euch?
Alison. Nun so, so! es geht!
Ich weiß noch nicht! Allein er ist ein Mann,
Der Frauensleuten schon gefallen kann
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Stattlichen Wesens, sehr galant verliebt
Und
(lacht) steht in lock'rem Ruf!
Robert
(gegen das Haus). So sind die Weiber!
Blind wie Fortuna, die ja auch ein Weib:
Die reichsten Lose wirft sie denen zu,
Die sie nicht brauchen, oder sie vergeuden.
Und so verschenkt ein Weib auch ihre Gunst:
Der satte Windhund hat die Wahl, indes
Ein wack'rer Bursch wie unsereins
Die Vorigen. Jeanne.
Jeanne. Sie kommen!
Ich höre sie! sie kommen! Nun wird's lustig!
Alison. Ja laßt uns fröhlich sein wir trauern morgen.
Jeanne. O damit warten wir bis übermorgen,
Wenn erst der Brummbär wieder hier rumort.
Zwei Nächte lachen ist mir nicht zu viel,
Wenn ich hernach zwei Monde seufzen muß.
(Es klopft)
Jesus! Da sind sie!
(Öffnet.)
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Die Vorigen (unter der Türe erscheint Kapitän) Robinet (und bleibt, mit einem Fuße auf der Schwelle, mit Geste und Pose der Verzückung stehen). Alison (begrüßt ihn mit zeitgemäßem Knixe und sieht ihn dann verwundert an; nach einer Pause)
Alison (einladend). Darf ich bitten, Herr?
Robinet. Hochedle Dame! gnädige Frau und Herrin,
Allherrscherin im Reiche meines Herzens,
Allsonne in den Welten meiner Wonne,
Die meine Brust mit süßen Flammen füllt
Nicht eher kann ich's, bis ein Wort von Euch
Mich von dem Zauberbann erlöst, in den
Mich, Göttin, Eure Himmelsschönheit schlug!
Robert. Sapristi!
Alison (lachend). Nun, ich bat Euch drum!
Robinet
(langsam vorschreitend). Nun also!
So steig ich aus dem Tempetal der Hoffnung
Auf der Erfüllung sonnigen Olymp,
Allwo in Aphroditens Zaubergarten
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(Während der letzten Worte tritt Junker) Godelureaux (genau in derselben Pose auf die Schwelle, lauscht erschreckt auf und stürzt ins Zimmer).
Jeanne
(ihn umarmend).
Mein Jules, mein Herzensjunker!
Junker
(sie abstreifend, heftig fuchtelnd). Nein! Nein! Nein!
Was 'mal zu arg ist, ist zu arg!
(Sucht nach Worten)
Jeanne (erbost). Nanu!
Alison. Was habt Ihr, bester Herr? Ist was geschehn?
Junker. O solche Niedertracht! Er fing doch an:
»Hochedle Dame! gnäd'ge Frau und Herrin!«
Und dann hieß es »Allherrscherin«, »Allsonne« ?
Alison. »In seiner Welten Wonne« und so weiter?
Gewiß! Allein, was soll das?
Junker. Schändlich! Schändlich!
Nein, eine solche ungeheure Bosheit
Hätt ich von ihm mir niemals träumen lassen,
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Wenn schon es ganz Euch gleich sieht Herr! Jawohl!
O gnäd'ge Frau, der Gruß, den er Euch bot,
War alles Schwindel und von mir gestohlen!
Robert
(der sich seitwärts hinter Robinet amüsiert).
O Schmerz!
Alison
(das Lachen verbeißend).
Von Euch gestohlen und noch Schwindel?
Junker. Ja, edle Dame!
Alison. Ei! Ihr seid sehr offen!
Junker. Das ist der Fehler eben!
(Alle außer der schmollenden Jeanne brechen in ein schallendes Gelächter aus)
Junker
(verwirrt). Gnäd'ge Frau!
Mir ist es wahrlich nicht zum Lachen, nein!
Bedenkt, was unterwegs ich ausersonnen,
Und mühsam aus dem Musenquell geschöpft,
Es huldigend auf Euren Weg zu streuen
Alison. Zu gießen! 57
Junker. Wie?
Alison. Nun, was man schöpft, das gießt man!
Junker. Ach so! 's ist wahr! Zu gießen also wie?
Wo blieb ich stehn?
Alison. Beim Gießen! (Erneutes Gelächter)
Junker (zu Robinet). Lacht Ihr wieder?
Alison. Nein doch! Die Tränen fließen ihm! Doch weiter?
»Zu gießen!«
Junker. Ach nun bin ich aus dem Text!
Was hab ich sagen wollen?
Alison. Nun, ich denke,
Was Ihr mir vor die Füße gießen wolltet
Junker. Ach richtig, ja! das hab ich in der Dummheit
Ihm auf dem Weg erzählt und vorgemacht,
Und dacht an nichts! Da! an des Parkes Saum,
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Da wirft er tückisch mir die Zügel zu,
Und heißt mich seinen Schecken anzupflöcken,
Und weg ist er, im Dunkel wie versunken!
Was soll ich tun? Ich pflöck die Rosse an
Und eile her, ihm nach um noch zu sehn,
Wie er den köstlichsten Triumph mir stiehlt.
Alison. Das war ein Freundesscherz
Junker. Ein Scherz? Nein Raub!
Und das von ihm !
Robinet. Du nimmst es viel zu tragisch!
Junker. Ist das der Dank, den du mir schuldig?
Robinet. Was?!
Junker. Ach tu nicht so! Wer führt denn deine Börse
Robinet. Schämst du dich nicht?
Junker. Ich bin's, der immer zahlt
Robinet. Pfui! 59
Junker. Pfui?
Robinet
(die Hand am Degen). Ja pfui! Ich bohr dir's in den Schädel,
Damit du's besser hören kannst! Du Protz!
Junker. So ein Schma
(Robinet fährt auf ihn los, er retiriert, Alison und Robert treten zwischen sie)
Alison. Frieden! Frieden!
Robert. Ruhe! Herr!
Alison
(zu Robinet).
Seid Ihr ein Kavalier? Bei meinem Zorne!
Gebt Frieden und versöhnt sofort Euch wieder!
(Spöttisch)
Mir deucht, Ihr seid ja wohl einander wert?
Robert
(zu Alison).
Und ob sie's sind!
(Zum Junker leise) Doch laßt Euch nichts gefallen!
Ich steh zu Euch!
Alison
(zu Jules). Und Ihr, mein edler Herr,
Dort, Euer Schätzchen mög Euch sanfter machen!
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Seht nur, wie nett sie ist und hübsch im Schmollen!
Doch erst reicht Eurem Freund die Hand Nun?
Robinet. Topp!
Ich bin ein guter Kerl und will verzeihn!
Junker. So? Das Verzeihn ist, dächt ich doch, bei mir!
Alison. Das gleicht sich aus! Verziehen ist verziehn!
Junker. Nun, ja denn! (Schütteln sich die Hände)
Alison. Bravo!
Robert. Ei verflucht, 's ist schad,
Ich war schon dicht am wackeren Kapaun!
Junker. Und nun, mein liebes Hannchen, grüß ich dich!
Jeanne. Ach geh mir weg! Ja, wenn's zum Küssen geht,
Bin ich dir gut genug, das weiß ich schon!
Doch sonst ! Nun ja! ich bin nur eine Magd,
Und sie Madame!
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Junker. Ich bitt dich, liebes Hannchen!
Mein zuckersüßes Hannchen, ich beschwör dich:
Für dich auch hab ich einen Gruß gehabt,
Und mit dem Monde hatt ich dich verglichen,
Der meiner Nächte holde Sonne sei!
Bist du zufrieden nun?
Alison
(zu Jeanne). Nimm doch Vernunft,
Und trübe nicht mit deinem Eigensinn
Noch mehr den kurzen Freudenabend uns,
Nein, laß uns fröhlich jetzt
Robert
(seufzend). Zur Tränke gehn!
(Rasch)
Vergebt das Gleichnis aus der Landwirtschaft!
(Gegen das Haus)
Doch ist's an seinem Platz, denn Ochsen sind's,
Und von der besten Rasse! Heil'ge Gertrud,
Die dickste Opferkerze weih ich dir!
Junker. Nun, Hannchen?
Alison. Geh doch! (Jeanne nähert sich, nachgebend)
Robert. Ei, so küßt sie doch!
's ist ein Genuß, um den ich Euch beneide!
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Ich sag Euch, nichts ist süßer als ein Kuß
Von einem Mund, der eben noch geschmollt!
Junker
(sie küssend).
O, er hat recht!
Jeanne (an seinem Halse). Wer kann dir böse sein!
Robinet. Madame, ein solcher Anblick rührt mich immer.
O, wenn Ihr einen Kuß mir gönnen wolltet!
Alison
(weicht einen Schritt zurück).
Gemach, mein Herr! Ihr wißt, die Gunst der Frau
Ist eine Festung
Robinet. Doch ich bin Soldat
Und habe stürmend manchen Wall erstiegen.
Alison. Herr Kapitän
ich will
belagert sein!
Drum wühlt und schießt, bis Ihr den Sturm versucht.
Robinet
(komisch seufzend).
Wie lang ist's her, daß ich Euch schon belagre!
Alison. Nun ja! Doch war das nur so aus der Ferne!
Robinet. Drum wollt ich eben einen Handstreich wagen!
(Sucht den Arm um ihre Hüfte zu schlingen, sie weicht aber aus)
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So machten wir's vor Metz war auch dabei!
Doch heute gilt es einen schönern Sturm:
Es klirrt kein Schwert und auch kein Mörser dröhnt,
Und so erlaubt, daß ich die Waffen strecke!
(Er schnallt den Gurt ab und hängt den Degen an ein Hirschgeweih)
Junker. Ich auch, Madame?
Alison. Ei natürlich, Herr!
(Er legt umständlich, unter Jeannes Hilfe, Mäntelchen und Degen ab)
Robinet
(den Tisch bewundernd).
Der Tisch ist wohl bestellt, das läßt sich sehn!
Robert. O heil'ge Gertrud! Jetzt die rechte Taktik,
Wie ich die edlen Herrn aufs neu verhetze,
Und meiner Dame gründlich sie verleide!
Robinet
(nach der Musterung).
Zwar dürst ich mehr nach Eurem roten Munde,
Und hungre wie ein Wolf nach Eurer Liebe.
Allein ich denk, ein gutes Mahl, das stärkt
So hübsch zum Kampfe
Junker (meckernd). Ditto zum Genuß. 64
Robinet. Die alte Crache hat tüchtig eingeheimst;
Seid Ihr zufrieden, Herrin?
Alison. Mit dem ja!
Junker. So recht pikant! Das ist so mein Geschmack,
Und du, mein Hannchen?
Jeanne. Ach, das weißt du auch,
Daß ich von jeher für das Feine war!
Robinet. Nun dächt ich so: wir setzen uns und füttern,
Und dann hm! hm! wie der Lateiner sagt
Junker. Post coenam stabis nein so nicht! na na!?
Robert. Post Bacchum Venus!
Junker. Richtig! richtig! ja!
Was ich vergeßlich bin!
Robert. Das kommt von beiden! 65
Junker. Wie meint Ihr das?
Robinet. Wer ist der Bursch, Madame?
Habt Ihr Lakaien, die Latein verstehn?
Robert. Mehr als Latein, Herr Kapitän
Alison. Doch kein
Lakai! ein fahrender Scholar
Robert. Den heut
Der Wind des Zufalls in dies Haus geweht,
Das ganz dem Zauberschloß der Circe gleicht,
Nur umgekehrt: Odysseus ist verwandelt,
Er wartet wie ein Pudel auf, indes
Die Herren hier noch auf
zwei Füßen gehn!
(Alison sinkt herzlich lachend auf einen Sessel)
Robinet. Bursch! ich versteh dich nicht! Doch merk ich wohl,
Du willst den naseweisen Witzbold spielen!
Robert. Das ist mein Amt! Madame gab den Freibrief!
Doch sag ich Euch, hätt ich so viele Tonnen
Des Rebenbluts hinabgespült wie Ihr,
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So wollt ich ihn in Eurer Farbe spielen
Und nicht mehr nase weiß!
Junker (leise zu Robert). So! bravo! auf ihn!
Robinet
(wütend).
Nom de Dieu!! Willst du dich mausig machen?
Wenn du an mir die Schnauze üben willst,
Gib acht, wie ich den Flaumbart dir barbiere!
Robert. Was kann ich für den Bart, den ich nicht hab!
Bedenkt, ich hab das Haar noch auf dem Kopf,
Euch ist es allerdings 'ne gute Spanne
Vom Scheitel abwärts ins Gesicht gerutscht!
Robinet. Bursch ich !
(Will ihm eine Ohrfeige geben; Alison springt auf und hindert ihn daran)
Alison
(noch lachend). Versteht denn niemand einen Spaß?
Ich sehe schon, um jedem Zank zu wehren,
Muß ich die Herrn an unsre Tafel mahnen,
Wenn sie noch Wunsch und Lust zum Bleiben haben?
Robinet. Um Gott, was denkt Madame! 67
Junker. Na und ob!
Jeanne
(an seinem Arm).
Das will ich meinen, Liebster!
Robert (leise). Zürnt Ihr mir?
Alison
(ebenso, lächelnd).
Im Gegenteil!
Robinet
(ihr den Arm bietend).
So darf ich bitten, Herrin?
Alison. Nun denn zum Schmaus!
(Läßt sich von Robinet zum Tisch geleiten, der Junker führt Jeanne)
Robert
(hinterdrein). Ich will ihn Euch gesegnen!
Und kann ich's nicht, so soll's der Teufel tun!
Das ist mein Tischgebet! Herrgott, wie mach ich's?
(Man setzt sich)
Wie rett ich meinen göttlichen Kapaun
Aus ihren Rabenfängen? Wart! Madame!
In meiner Heimat herrscht die alte Sitte,
Mit einem Spruch die Tafel anzuheben
Wenn sich ein Tischgebet nicht schickt, wie just!
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Robinet. Schieß los damit! Hast ja das beste Maul!
Robert. Doch um den Witz ein bißchen anzufeuchten,
Füllt mir ein Glas von Eurem goldnen Wein
Das gibt mir Stoff und Stimmung!
Robinet. Ach was, Wein!
Für solch ein Bübchen paßt ein Apfel besser!
(Wirft ihm einen zu)
Robert
(ihn auffangend).
Ich hätte lieber zwar vom Wein gesprochen,
Doch dem Genie ist jedes Thema recht.
Robinet. Nur mach es kurz und keine Litanei!
Robert
(nach kurzem Besinnen).
Da seht den Apfel ein harmloses Ding
Rotbackig wie ein schlummernd Kind,
Voll Unschuld auch, wie die Kinder sind,
Und mancher achtet ihn drob gering.
Wenn ihr ihn einem Esel schenkt
Und fragt dabei, was er sich denkt
»Ei! (wird er sagen) denken? nichts!«
Und drauf ihn gemütlich und gelassen
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In einer Öffnung des Gesichts
Wupp-dich, schwupp-dich! verschwinden lassen!
(Schmatzt)
Robinet. Hast du nun ausgeschwatzt? Reich den Kapaun!
Robert. Um Gott! Jetzt kommt das Thema erst
Alison. Nur weiter!
Robinet. Verflucht! Na, zu!
Junker
(für sich). Hätt ich Papier und Stift,
Ich möcht mir's gerne zum Gebrauch notieren!
Robert.
Doch fragt einen Weisen! Der sagt: »Mir graut!
Er fühlt sich an wie Schlangenhaut!
Eine Schlange hat es auf dem Gewissen,
Daß Eva in den Apfel gebissen;
Der Apfel, der so kindlich lacht,
Hat alles Weh in die Welt gebracht:
Den sauren Schweiß und er ist so süß!
Den rauhen Hader und er ist so glatt!
Den blassen Tod
Und seine Wänglein sind doch so rot!
70
Ein
Apfel hat so unser Leben vergiftet
Ein andrer aber hat Unheil gestiftet
Im Himmel sogar: es saßen beim Mahl
Die seligen Götter im blauen Saal,
Sie haben gelacht, sich verliebt geneckt,
Und aßen Pasteten und tranken Sekt;
Herr Mars vertieft sich in einen Kapaun,
Da verdroß es die Eris zuzuschau'n:
Sie warf ihren Apfel unter sie
Die Saat war da, der Haß gedieh!
Sie haben ihn auch zur Erde gesät,
Völker wurden niedergemäht,
Und manche blutige Träne floß
Von Ithaka bis Pergamos.
Drum ist der Apfel ich sag's euch wohl
Der bösen Zwietracht recht Symbol.
Und
weil er's ist, so setz ich ihn
Mitten auf eure Tafel hin
Mög er euch
nicht den Frieden stören!
Das ist mein Spruch! Der Teufel mag ihn hören!
Alison (klatschend). Bravo! bravo! Ihr seid ein feiner Page!
Jeanne. Gebt acht, er hat 'ne Teufelei im Sinn,
Drum malt er ihn auch immer an die Wand!
71
Alison
(ihm mit dem Finger drohend).
Ich merk es wohl!
Robinet. Ich glaub, der Bursch
Alison. Erlaubt!
Noch eines möcht ich wissen, junger Freund!
Ihr spracht vom Esel nur und von dem Weisen,
Was würdet Ihr ?
Robert. Ihr setzt mich in die Mitte?
Das tu auch ich, bescheiden wie ich bin!
Und wollte doch das Klügste tun!
Alison. Wieso?
Robert. Ich würde denken, wie der Philosoph
Und
(Geste) bandeln wie der Esel!
(Die Frauen lachen, Robinet ärgert sich)
Alison (in hellem Vergnügen klatschend). Köstlich, köstlich!
Junker (für sich). Das Essen gäb ich für Papier und Feder!
Alison
(für sich). Ein allerliebster Knabe ist's.
(Laut) Komm her!
Gib deinen krausen Schopf, ich muß dich küssen!
72
Robert. Das nenn ich einen süßen Lohn!
(Alison nimmt seinen Kopf in die Hände und küßt ihn)
Robinet (auffahrend, unwirsch). Madame!
Alison. Er hat's verdient!
Robinet. Ach was, 's ist dummes Zeug,
Was der Windbeutel uns so vorgeplappert
Vom Adamsapfel, oder was es war!
Das kann ich auch, wenn's not tut! Und Ihr küßt ihn!
Junker
(eifersüchtig). Sein Spruch, der hatte weder Hand noch Fuß,
Die Nutzanwendung fehlte und das »
item«!
Robert. Na, na, für jene laß ich Euren Freund,
Und Euch, Herr Junker, für das
item sorgen!
Robinet
(übermäßig lachend).
Hoho! Er meint wohl, daß wir raufen würden.
Hoho! Wir streiten! wir! die besten Freunde!
Was meinst du, Junkerchen?
Junker (meckert). 73
Alison. Ei nun, ich dächte,
Ihr hättet eben es gezeigt!
Robinet. Wieso?
Ein kleiner Zank, der kommt ja manchmal vor,
Auch unter guten Freunden!
Alison. Kleiner Zank?
Robinet. Wir sind die letzten, die nicht Spaß verstehn!
Junker. Nur müßt Ihr nicht mehr mit so groben kommen!
Robinet. Ach was, du darfst nicht so empfindlich sein!
Junker. Ich war doch nicht empfindlich, nein, im Recht!
Robinet (hält etwas an).
Robert
(zu Alison, leise).
Paßt auf, Madame, sie sind im besten Gange!
Junker. Es war nicht schön von Euch! Es traf mich hart!
Jeanne (zu Jules). So sei doch still! 74
Robinet (kollernd). Du weißt, ich bin Soldat!
Junker. Und ich ein Edelmann!
Robinet. Was soll das heißen?
Junker. Ein Edelmann hat Nerven!
Robinet. Nerven? Naupen!
Junker. Ich Naupen? Herr! muß sich ein Edelmann
Robinet. Was Edelmann! Laß mich jetzt ungeschoren
Mit deinem Edelmann! Ich hab es satt!
Junker. Herr!
Jeanne (ihn hindernd). Gib doch nach!
Junker
(sich freimachend). Ich laß mir viel gefallen,
Allein mein Adel! Herr, was seid denn Ihr?
Robinet (barsch). Soldat! Und nun 75
Junker. Da seid Ihr etwas Rechts;
Ich bin ein Edelmann
Robinet
(höhnisch). Auch etwas Rechts!
's ist wenig, wenn dein Adel alles ist
Junker. So? Herr? Im ganzen Reiche ist das Haus
Der Godelureaux das älteste und größte,
Gibt selbst dem Königshause wenig nach
Robinet. Ich hab den Adel mir im Feld geholt!
In aller Herren Länder tat ich Dienste,
Der Connétable war mein bester Freund,
Mit Herzog Moritz stand ich »du auf du«,
Und an dem blut'gen Tag von Sievershausen
Da machte er mich noch zum Kapitän
Und starb in meinem Arm Gott hab ihn selig!
's war seine letzte Tat! Und diese Schmarre
Schau her, du Tropf! zog mir der tolle Albrecht
Am selben Tag höchst eigenhändig über
Hut ab davor! 's ist Brandenburger Arbeit!
Junker. Ihr flunkert's jedem vor, doch jeder weiß:
76
Ein eifersücht'ger Knecht von Eurem Vater,
Der seinerzeit ein Pferdeschlächter war
Robinet
(stürzt nach seinem Degen, der Junker flüchtet hinter den Tisch).
Ha! Lügner!
Jeanne
(Robinets Knie umklammernd).
Laßt ihn!
Junker
(triumphierend). So? Noch gestern hat's
Die dicke Margot aus dem Fischergäßchen
Robinet
(Jeanne abstreifend).
Das mir, du Schuft!
(Will ihn verfolgen, Alison tritt ihm in den Weg)
Alison. Kalt Blut! Herr Kapitän!
Was sagt Ihr nun? Ihr habt Euch doch gezankt,
Und wie! Noch nie hab ich wie heut gelacht!
Hat unser junger Freund nicht recht gehabt?
Robinet. 's ist keine Kunst, wenn so ein Edelmann
Sich wie ein Simpel aufführt!
(Stößt wütend seinen Degen in die Scheide)
Alison. Ei und Ihr?
Ihr habt Euch auch nicht sehr gescheit benommen!
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Dankt's meiner Laune, meiner Fröhlichkeit,
Daß ich Euch mehr verlache, als Euch zürne!
Und weil Ihr doch so gute Freunde seid,
Daß
ein Zank
mehr euch weiter nicht bekümmert,
So heiß ich noch einmal, bei meinem Zorn!
Euch wieder zu versöhnen! Tut ihr's nicht,
Heb unverzüglich ich die Tafel auf!
Robert. Herr !
(Besinnt sich, leise)
Tut es, Herrin! Schickt die Bullen fort!
Alison
(ebenso). O nein! Ich will mich gründlich amüsieren,
So dumm sie sind nein grad an ihrer Dummheit!
Robinet
(nach bedauerndem Blick auf den Tisch).
Ihr seht ich bin wie Wachs in Eurer Hand
Robert
(gegen das Haus).
Drum läßt so leicht sich seine Nase drehn!
Robinet. Doch kann ich wahrlich nicht zuerst die Faust
Ihm bieten
Jeanne
(inständig zum Junker).
Tu's, ich bitt dich!
Junker. Er fing an! 78
Robinet. Ich? Wer hat angefangen?
Junker. Ich doch nicht!
Ihr sagtet nun, was war es gleich? Du Hannchen,
Weißt Du's?
Jeanne (weinerlich). Ach nein! Ihr fingt ja beide an!
Junker. Es ist nicht wahr! Er hieß mich na? was war's doch?
Alison. Empfindlich! (Der Junker will zustimmend antworten)
Robinet. Erst als er mich grob genannt!
Junker. Ich war im Recht
Alison. Der Kapitän doch auch!
Robert. Sie hatten beide recht, drum schlag ich vor,
Sie gehn im gleichen Schritte sich entgegen,
Und bieten sich zur gleichen Zeit die Hand.
Alison. Ein guter Rat! 79
Robinet. Ich tu's, weil
Ihr mich heißt
Von dem mag ich nichts wissen.
Alison. Also vorwärts!
(Sie gibt mit der Hand den Takt ihrer Schritte an; beide bewegen sich abgemessen vorwärts und geben sich zögernd die Hände)
So recht! – Nun an den Tisch! – Und – keinen Rückfall!
(Sie setzen sich)
Robinet. Nun hoff ich endlich doch zu essen! Bursch!
Gib den Kapaun her, wenn Madame erlaubt,
So will ich ihn zerlegen!
Robert
(die Platte nehmend). Heil'ge Gertrud!
Ich bin verloren, wenn du mir nicht hilfst!
(Trägt so langsam er kann den Kapaun den weitern Weg um den Tisch)
Robinet. Warum denn da herum, du blinder Tölpel!
Robert
(die Platte vor Robinet hinstellend).
Vergebt, ich war zerstreut!
(Für sich) O! wie das schmerzt!
Sankt Gertrud hilf! Er frißt ihn mit den Augen!
Er wendet ihn! Er zieht das Messer ab!
80
Nun schneidet er! O Teufel, meine Seele
Verschreib ich dir O Gott, ich atme wieder!
Robinet
(das Besteck hinlegend und an der Halskrause zupfend).
Mir ist ganz schwül geworden! Gnäd'ge Frau!
Wenn Ihr's erlaubt, leg ich die Krause ab,
Und mach es mir bequemer!
Alison. Wie's beliebt!
Robinet. Noch eine Bitte hätt ich
Alison. Nun?
Robinet. Könnt Ihr
Vielleicht von Eurem Gatten leichte Schuhe
Mir geben lassen? Meine schweren Stiefel
Ich weiß nicht drücken mich
Alison. Sehr gerne, Herr!
Jeannette sei so gut!
(Jeanne unwillig ins Nebenzimmer ab und kommt mit Schnabelschuhen zurück) 81
Robinet
(steht auf und setzt sich auf einen andern Stuhl im Hintergrund).
He! Bursch, komm her!
Zieh mir die Stiesel auf!
Robert
(gegen das Haus). Nun Gott sei Dank!
Ich lebe wieder auf! Ich bin gerettet,
Und mein Kapäunchen auch!
Robinet. He, bist du taub!
Du hast wohl Watte in den Ohren, Kerl!
Robert
(unschuldig).
Wie?
Robinet. Da, zieh mir die Stiefel aus!
Robert (legt die Hand ans Ohr). Was?
Robinet
(brüllend). Kerl!
Die Stiefel!
Robert (kühl). Geht nicht!
Robinet. Was geht nicht! 82
Robert. Das Ausziehn!
Alison
(verzweifelt lachend, sich die Ohren zuhaltend).
Gerechter Gott!
Jeanne (weinend). Nun geht es wieder los!
Robinet. Ich spieß dich auf wie eine tote Lerche!
Du willst die Stiefel mir nicht ausziehn, Kerl?
Robert (kühl). Ich habe kein Scharnier im Rücken, (betonend) Herr!
Robinet. Was hast du nicht?
Robert (mit größerem Nachdruck) Herrrr! Kein Scharnier im Rücken.
Robinet
(in höchster Wut).
Zum letztenmal!
Robert. Zum letztenmal!
Robinet. Madame!
Gestattet Ihr, daß ich ihn züchtige?
(Alison schaut ängstlich auf Robert).
Robert
(sie pfiffig anblinzelnd).
Erlaubt's ihm, gnädige Frau, ich bitte drum!
83
Alison (sie musternd). Ihr hört!
Robinet. Habt Ihr 'ne Peitsche in der Nähe?
(Erblickt eine Reitpeitsche am Hirschgeweih)
Ha!
(Stürzt auf sie zu)
Robert
(in anderm Tone).
Soll es da hinaus! Bin auch dabei!
(Ergreift sein Rapier)
Heraus mein Raufer, treuer Kamerad!
Hoho! Paßt auf! Ihr sollt mich kennen lernen!
Madame, er hat aufs schwerste mich beleidigt.
An meiner Mannesehre sitzt ein Fleck,
Den
ein Saft nur hinweglöscht! Das ist Blut!
Wenn's Euch gefällt, so messen wir die Klingen!
Ich bitte Euch, erlaubt's!
(Leise) Der Kerl ist feig!
Ich setz mein Wort, kein Tröpfchen Blut soll fließen!
Alison. Ich geb Euch volle Freiheit!
Robinet. Holla, Bürschchen!
(Für sich) Was gilt's, er spielt den Prahlhans!
(Laut) Nur heran!
Wenn's dir zu wohl ist! Will dich bücken lehren!
(Droht mit der Peitsche)
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Robert. Grad ist mein Rücken und er beugt sich nur
Vor Gott, vor meinem Kaiser und vor Frauen,
Und das nur ungeheißen! Sonst vor niemand,
Am wenigsten vor Euch! Nehmt Eure Wehr!
Auf die Mensur! Macht vorwärts vorwärts, oder
(Läßt ihm eine Quart vor der Nase wegpfeifen. Robinet zuckt zurück, der Junker und Jeanne flüchten hinter den Tisch, Alison steht beifällig lächelnd vorn)
Alison. Mut hat der Knabe! Doch ich möchte wissen,
Ob er so stolz ist, oder nur so tut!
Doch ist's ein Schelm gewiß!
Robinet
(den Degen ziehend, für sich). Verfluchter Kerl!
Ich glaub, der Teufelsbraten macht gar Ernst!
(Laut) Ich wollt dir anders zwar den Rücken gerben
Doch hast du Lust nach eingeschlagenem Schädel,
Mir soll es recht sein!
Robert. Also gut! pariert! (Neuer Hieb)
Robinet
(zurückzuckend). Na, na, so warte doch und schlag nicht zu,
Bevor ich mich gedeckt!
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Robert (zwei rasche Hiebe tuend). So deckt Euch doch!
Robinet
(für sich). Der Kerl macht wirklich Ernst! Jetzt wird es kritisch!
(Laut) Ihr habt schon recht, allein bedenkt nur eins:
Wir können doch nicht ohne Zeugen fechten.
Robert. Ah basta! Nehmt den Junker Euch zum Zeugen
Alison (lachend). Und Ihr nehmt mich dann
Junker
(zitternd). Ich für meinen Teil
Ich bitte drum, mich aus dem Spiel zu lassen!
Jeanne. Sein Blut ist viel zu nobel
Alison (gleichzeitig). Hasenfuß!
Robert. Wozu auch Zeugen? Vorwärts denn! pariert! (Hieb)
Robinet. Sehr richtig, junger Mann! Wozu auch Zeugen?
Allein ein andrer Punkt, der kitzlicher:
Wir müssen erst doch einen Feldscher haben,
Wer soll denn Eure vierzehn Löcher flicken.
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Robert. Ich will schon sorgen, daß ich keins bekomme,
Und die ich Eurem dummen Schädel schlag,
Die kann ich ja zur Notdurft selber stopfen.
Robinet
(für sich). Der Kerl ist rabiat! Was sag ich nur?
(Laut) Schön, junger Herr! Ich hab auch keine Angst,
Das heißt, wohl Angst, ich könnte tot Euch schlagen,
Und dann die Scherereien mit dem Richter
Allein etwas geniert mich noch, die Waffen!
Ihr führt ja ein Rapier, ich einen Degen
Robert. O wenn's Euch lieber, können wir ja tauschen!
Robinet. Ich bitt Euch, Herr, dann ständ es noch wie jetzt!
Alison. Er sagt schon »Herr«!
Robert. Ich hab das Reden satt,
Nun will ich Taten, Blut will ich nun sehn!
Legt aus! Ich bin auch auf den Stoß geeicht!
(Fällt mit einem Tiefstoß aus; Robinet hüpft beiseite, Jeanne kreischt)
Jeanne. Jesus! Ich mein, er sei schon durch und durch! 87
Alison. Die Stiefel scheinen nicht zu schwer zum Hüpfen!
Robinet. Ich bitt Euch, gnäd'ge Frau! denkt an die Schmach!
Mit einem Knaben mich zu schlagen!
Alison. Ei!
Wenn Ihr Euch weigert, ist sie doch noch größer!
Robinet. Allein im Zimmer und vor Euren Augen?
Alison. Ich hab's erlaubt, Ihr macht mir eine Freude,
Nichts seh ich lieber als ein Stiergefecht!
Robinet. Jedoch wenn Blut fließt, könnt Ihr's sehn?
Alison Warum nicht?
Meint Ihr, daß ich noch niemals Blut gesehn?
Robinet. Doch Menschenblut, Madame, Menschenblut!
Ein fahrender Scholar ist auch ein Mensch!
Robert. Sehr gütig, aber 88
Robinet. Einen Augenblick!
Was täten wir, wenn Euer weich Gemüt
Mitleid'ger Ohnmacht widerstehn nicht könnte?
Und Ihr die süßen Augen schließen müßtet,
Vom jähen Schreck umnachtet?
Alison. Keine Sorge!
Mein Hannchen weiß ja, wo das Fläschchen steht.
Robinet. Doch Hannchen ist gewiß auch
Junker. Zart besaitet!
Robinet. Und wenn sie selber dann ohnmächtig wird?
Alison. Dann wache ich schon wieder auf!
Robert
(vordringend). Nun denn!
Wird's bald? Ich habe Durst, Herr! Durst
Nach meiner Ehre und nach Eurem Blut.
Blut will ich sehn, dein Blut! So steh! Pariere!
(Dringt auf ihn ein)
Robinet
(ausweichend).
Erlaubt doch, bester Herr! Nur auf ein Wort!
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Robert. Nichts da! parier! bei Gott, ich stech dich tot,
Und spieß dich wie 'nen Käfer an die Diele!
Eins! zwei! parier doch! drei!
(Robinet läßt den Degen fallen)
So heb ihn auf!
Robinet. Ich kann nicht mehr, wahrhaftig!
Robert. So, nicht mehr?
Hast du bis jetzt gekonnt?
Robinet. Nein, laßt Euch sagen,
Warum ich noch nicht schlug! Ich hab mir neulich
Beim Stechen in der Bahn das Handgelenk
Ganz jämmerlich verstaucht! Der Junker zeugt!
Junker
(zitternd). Ich? zeugen? nein! ich bitte noch einmal,
Mich aus dem Spiel zu lassen!
Jeanne (ihn umarmend). Du hast recht!
Robert. So, so! Dann nimm ihn in die Linke, vorwärts!
Ich tu es auch, gutmütig wie ich bin!
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Robinet. Im linken Arm hab leider ich die Gicht,
Sonst hätt ich meinen Mann schon längst gestellt
Den Teufel auch! meint Ihr, ich hätte Angst?
Robert. Was bleibt noch übrig? Da mit blanker Waffe
Du jegliche Genugtuung verweigerst,
Du feiger Hund! so bitte drum mir ab!
Robinet. Was soll ich tun?
Robert. Abbitten! bist du taub?
Du hast wohl Watte in den Ohren, Kerl!
Robinet. Nun! daß Ihr Ruhe gebt, nehm ich's zurück
Robert. Genügt mir nicht!
Robinet. Ich zieh sie selber aus!
(Schickt sich an dazu)
Alison. Behaltet sie nur ruhig an und macht,
Daß ihr mir beide aus dem Hause kommt!
Robinet
und der
Junker.
Was gnäd'ge Frau!
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Jeanne
(sich an Jules klammernd).
Nein, du nicht! Du bleibst hier,
Ich lasse dich nicht gehn.
Alison. Nein, fort mit beiden!
Was ihr gebracht, das könnt ihr wieder haben,
Schickt nur Frau Crache, meinetwegen heute noch.
Weiß Gott! wenn ich fast krank mich nicht gelacht,
So könnt ich ärgern mich Gott! Was ist das!
(Lauscht erschrocken)
(Man hört draußen einen Lärm)
Jeanne. Jesus! Der Herr!
(Robinet und Jules stehen entsetzt)
Alison (tonlos). Ich bin verloren!
Robert. Teufel!
Sagt, ist das Haus verriegelt? Nicht? Nur schnell!
Jeanne. Ich will es tun! (Eilt hinaus)
Robert. Kopf hoch, Madame, und Herz!
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Wir wollen retten, was zu retten ist.
Wohin mit diesen?
Robinet und Jules. Ja! wohin? wo fliehen?
Alison. Es ist kein Ausweg!
(Jeanne kommt zurück)
Robert. Nun in ein Versteck!
Robinet
und
Jules.
Wo? wo?
Robert. In den Kamin, da sind sie sicher.
(die beiden drängen, sich gegenseitig wegstoßend, zum Kamin. Robinet schleudert den Junker zurück)
Robinet. Ich hab den Vortritt! (Schlüpft hinein)
Junker (fast weinend, nachdrängend). Mach doch mir auch Platz.
Robert. Kriech in den Schlot, du bist ja dünn genug!
Nun, Hannchen, schnell die Sachen eingepackt!
Doch hübsch und sauber! nur nicht übereilt!
(Sie packen die Speisen und Flaschen in den Korb) 93
Gautier
(draußen, entfernt).
He! holla! aufgemacht!
(Klopft)
Robert. Mut! gnäd'ge Frau!
Sucht einen Augenblick ihn aufzuhalten!
Alison
(das Fenster öffnend).
Wer ist da? Gott! er wird mich töten!
Gautier. Ich!
Alison. Was sag ich nur? Wer ist's? Ich kenn Euch nicht!
Gautier. Ich bin es nur! mach auf!
Alison. Kommt morgen wieder!
Ich lasse niemand mehr so spät herein!
Gautier
(an dem Haustor trommelnd).
Zum Donnerwetter! Ich bin's ja, dein Mann!
Ich, Gautier Grommelard aus Châtelet!
Jeanne
(einen Augenblick ans Fenster eilend, kreischend).
Macht ihm nicht auf, Madam', es gibt so Kerle,
Die machen alle Stimmen nach! Gebt acht!
Gautier
(wütend). Daß dich die Pest! Ich breche dir den Hals!
Ich renn die Türe ein!
(Wettert dagegen)
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Alison (zitternd). Ja, bist du's wirklich?
Gautier. Ja, wer denn sonst?
cré nom de Dieu! Mach auf,
Und laß mich nicht bis nächste Ostern warten,
Ich berste so wie so vor Wut! Mach auf!
(Klopft fort und fort)
Robert
(mit dem Einräumen fertig).
Wohin den Korb!
Alison. Zu hinterst in die Kammer!
(Robert schleift ihn hinein; Jeanne nimmt die Degen und Hüte vom Hirschgeweih und reicht sie in den Kamin)
Jeanne. O, liebster Herzensjunker! muckse nicht!
Junker (kläglich). Nein, nein! O, wär ich doch zu Haus!
Robinet. Ich auch!
Alison (zu Robert). Nun geh ins Bett zwei Stiegen auf dem Boden.
Gautier
(wütend). Nun, wird's bald? Höll und Teufel! auf, macht auf!
(Wettert bis zum Schluß dröhnend gegen die Türe)
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Alison. Die erste Türe rechts und sei ja still!
Robert. Gewiß! Nun, gute Nacht! Und haltet Euch!
Daß dieses Abenteuer glücklich ende
Jeanne. Sonst kann's ein teurer Abend werden! fort!
Robert
(abgehend, gegen die Kammer).
Adieu, Kapaun! Der Teufel hat's gefügt!
(Ab mit seinen Sachen)
Alison. Und du schließ auf!
Jeanne. Madam', ich hab so Angst!
Er bringt mich um!
(Sie geht weinend hinaus)
Alison. O, Gott! wie wird das werden!
Es ist mein Tod mein Tod ich fühl es kommen!
O, großer Gott! wie strafst du meine Sünde!
(Steht händeringend da)
Der Vorhang fällt. 96