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Die Scholle also, wo ich Wurzeln schlage, Zerzaust vom Sturm, geplagt vom Ungeziefer, Wie meine Bäume auch, doch sonder Klage: Ich beuge mich und treib die Wurzeln tiefer Und geb mir Mühe, daß ich Äpfel trage! |
Da schaut herein in meine Winternacht: Die Flur und ich dazu wie unterm Siegel! Doch jeden Tag hab ich hineingelacht In sie und mich, wie je ein Eulenspiegel! Auf den vereisten und verschneiten Wegen |
Jeden Tag erblüht ein neuer Baum, Jede Nacht erglüht ein neuer Traum, 's ist der alte Stamm, nur jung erblühend, Und das alte Herz, nur frisch erglühend. Aber Gott! Nicht diese Segenswucht: |
Ich suche nicht Gott und die Welt zu erfassen – Einst hab ich wohl auch dabei Haare gelassen, Zerstieß mir den Verstand auf dem Ungrund der Welt – Fand ihn wieder zusammen auf diesem Stückchen Feld. Hier pflanz ich meine Bäume, nicht daß sie mich verstehn, Nein, blühen sollen sie und Früchte will ich sehn, Sie sollen mich umduften im Weißgrünrosakleid, Und reife süße Früchte mir tragen zu ihrer Zeit, Sie sollen mich nicht erkennen – bin ihnen ein ewig Un – Sie sollen nur ihren Willen nach dem meinen tun, Und ist's ein Trost, so mögen sie ihn spüren: Ich richte auch den meinen nach dem ihren! |
Dieser einfältige Unverstand, Dazu der nasse Buckel und die schwielige Hand, Dies ist mein Gottesdienst, meine Theologie, Auch meine ganze Philosophie, Ja sogar auch die Juristerei Und ein gut Stück Medizin ist auch dabei. Und ich glaube, wenn Gott mich betracht', Daß er vergnügt in den Rauschebart lacht. Doch euer Gejammer um dies Tal der Zähren Wird schwerlich sein Schöpferantlitz verklären. |
Und mit allerfeinst getüftelten Systemen Macht er, wozu wir in unsrer Sphäre Zeitungen nehmen. Ihr lächert und ekelt ihn, ihr Grübler und Flenner – Ein braver, lustiger, fleißiger Kerl, das ist ihm gerade genug, aber auch ganz allein Gotter- und -bekenner! Jetzt aber nach diesem Gedankenspan Trinken wir eins und fangen dann eine neue Reihe an! |
Lieber Gott, ich will nicht viel: Steck mir nur ein festes Ziel, Leih mir Kraft, danach zu streben Und das Glück, es zu erleben. – »Kind! Das Glück liegt nur im Streben, |
Löscht das junge Menschlein nicht mit Wasser, Tragt es lieber in den Sonnenschein, Tauft's mit Licht und Feuer, laßt es glühen In der Esse prächtig rotem Schein; Zieht es feurig auf und nicht gewässert, Tränkt's mit Lachen, nicht mit Flennerein; Lehrt es Leib und Seele edel schmieden, Daß der Mensch sich endlich finde rein, Und den wundervollen Körper liebe Als den Kelch für seines Lebens Wein! |
(Aus der Studentenzeit)
Wenn der letzte Berg erstiegen Und durchstreift die letzte Schlucht, Wenn der Beutel im Versiegen In der Tage rascher Flucht, Wenn die Lieder ausgesungen, Jedes holde Kind geküßt, Wenn der letzte Streich gelungen Und die letzte Lust gebüßt, Wenn verübt der letzte Reim – Dann erst gehn wir wieder heim! |
»Es ist nicht alles Gold, was glänzt,« Das hat man früh mir beigebracht, Doch spät erst hab ich selbst gelernt: »Es ist nicht alles Glück, was lacht!« Hab's hell geschaut und hell gedacht, |
Da lästern sie den Krieg, die Basen und die Memmen; Ein Schiedsgericht entscheide, nicht das Schwert! In ewigem Frieden speckig aufzuschwemmen, Das wär ein Ziel, des Menschenstrebens wert! Sie ekelt nicht der wirre Menschenknäuel, Es stört sie nicht das Stinken der Fabrik, Es schreckt sie nicht des Friedens lange Greuel, Der Blitz des Krieges blendet ihren Blick! Ich aber lieb es, wenn die Donner sprechen, |
O tiefe Sehnsucht, unruhvoller Drang, Sag, wohin stürmt dein ewiger Wogengang? Mein Herz empört sich, wie die Tage rinnen Und stemmt sich wider seine eigne Hast – Ach eine einzige Stunde wahrer Rast, Und Atemholen, und Besinnen! |
Das sind die wahren Stunden, Die meine Seele lebt, In denen durchempfunden Die Welt an mir vorüberschwebt. |
Gedanken können Flügel geben! Und Flügel, hör mich, Mann und Weib, Sind Flügel nicht ein – – neues Leben Dem flügellos geschaffenen Leib? |
Baum der Freiheit heißt die Zypresse – weißt du warum? Und Blume der Freiheit die Lilie – weißt du warum? Hundert Hände hat jene und greift nach nichts, Und zehn Zungen diese und schweigt von sich – Nun weißt du warum! |
Man wird mich drucken und in Leder binden, Und wohlverwahren in den Bücherspinden; Man wird mich lesen, aber mehr noch nennen, Und alles, was ich lehre, wird man kennen; Mein Bild auch wird in jeder Stube hängen, Man feiert meinen Tag mit Weihgesängen; Man ordnet neu die Welt nach meinen Sätzen, Und straft die Frevler, die mich laut verletzen – Doch härter noch, mit flammendem Verruf, Wird man den Geist verfolgen, der mich schuf. So werd ich schlafen unter starrer Decke, Bis ich nach tausend Jahren wieder einen wecke! |
O Mutter, Mutter! nein, du kennst mich nicht, Du weißt nicht, was ich will und was ich bin – Du ahnst die Schrecken nicht, die in mir gären! – O Ulrich nur zu gut! ich kenne dich – – Du mich? – Dein Schoß begriff mich einst, – du – nie! |
Hier vor deinem Antlitz, Unerschöpfliche! Du Meer des Lichts, Kochender Ozean, Schoß des Lebens, Steh ich, Der Unersättliche, Und – – schöpfe! |
Mein Herz ist durstig, es verlangt nach Glück! O, von den Feuerbächen meiner Liebe allen, Die es hinströmend ließ zur Welt entwallen, Gib einen Tropfen, einen, mir zurück! |
Zeigt mir das Schwere, Das ich nicht überwiege, Wo ist ein Flug, Den ich nicht überfliege? Aus den verlorensten Schlachten Schuf ich noch Siege! |
Der Sturm, der diesen schwülen Dunst zerreißt, bin ich, Der Strahl, der diese faule Welt zerschmeißt, bin ich, Das Blut, die Kraft, aus dem sie neu ersteht, Der Gott, den ihr erfleht, der Menschengeist – bin ich. |
Sie sind ihm nur zum Überschreiten da! – – So schilt er meine Wüsten, meine Meere, Die weiten Einsamkeiten, wo ich wuchs, Die Heimat mir, die Tempel, wo mein Herz Erbebte vor der ungeheuern Welt, Die mich umwölbte, und mein Menschenstolz Zerging vor Demut, Wehmut und der Qual, Dies alles zu enträtseln und mich selbst – – Sie sind ihm nur zum Überschreiten da! |
Über allen Wolken Bist du, o Sonne! Über aller Nacht Ist Licht. Über all dem dunkeln Weh der Welt Schwebt der Feuerball der Wonne. Hebe dich Mensch und verzage nicht! |
Die Schuld des Daseins! Unverstandnes Wort! Der Edeln Qual, der Pfaffen bester Hort, Den Mut zu lähmen und die Kraft zu ketten. Heran zu mir, ich will das Leben retten: Nicht rückwärts – vor uns liegt des Daseins Schuld! Heran und drauf! ihr lebt nicht mehr vergebens: Löst ein sie mit dem Einsatz dieses Lebens Mit Schweiß und Blut, mit Freude und – Geduld. Mit schaffender, nie zweifelnder – Geduld! |
Voll und schwer Entquillt die Träne einem echten Leid, Leicht und leer Läßt sie tröpfeln die Wehleidigkeit. Jene frischt Des Glückes Ton zu alter Kraft zurück, Die verwischt Sein Farbenfeuer auch dem besten Glück! |
Heran mit allen Zügen, liebes Leben, So neig dich über mich, ich hasse nichts! Mit allen Furchen deines Angesichts Find ich dich schön, was kann es Schönres geben? Ich hasse nichts, als dich zu fliehn und hassen! Wo sind die Falten nun, die Todesbleiche? |
»Nein! Das Schöne kann nicht leben – Leben ist gemein! Schweben kann es nur und streben Schön befreit zu sein – –« Aber geh: zu diesem Streben, |
Was zagst du, Freund, hinauszutreten, Dahin es dich so mächtig reißt, Und schweigst mit innigen Gebeten Den flügelraschen Feuergeist? Lebendig an der Mitwelt weben, Ergib dich, auch mit seligem Grauen, |
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Es ist das schönste meiner Lieder, Es klang in einer großen Zeit, Doch tiefer beugte ich mich wieder, Ich war noch immer nicht bereit. |
Wie lang hab ich geschwiegen In dumpfem Unterliegen – – Ein jedes Jahr ein Tod! Nun fühl ich wieder beben Das alte starke Leben Im neuen Morgenrot. Wohl klafft mir in der Stirne O wenn meine Quellen springen, Da sollen sie lauschen und zittern, |
In seinem Namen fing ich's an, In seinem Namen leg ich's wieder hin; Was ich verloren hab, das sei vertan – – Ich nenn's Verlust, und 's ist vielleicht Gewinn! Hinaus denn auf den weitern Ozean, Und wär's zu neuem Schiffbruch! hoch den Sinn! Nun blas ins Segel, Wind, nein Sturm, nein – Feuer! Und du, du dunkler Gott, bleib treu am Steuer! |