Leopold Friedrich Günther von Göckingk
Lieder zweier Liebenden
Leopold Friedrich Günther von Göckingk

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Vergessenheit

              Wenn die Hühner sich auf ihren Latten
Eine Schlafbank wählen für die Nacht,
Und die Sonn aus meinem Schatten
Einen ackerlangen Riesen macht:

Husch ich in den Garten – deine Lieder
Gehen mit in meinem Pompadour –
Werfe lang ins Gras mich nieder,
Und vergesse Menschen und Natur.

Alle die Aurikeln, Nelk' und Rosen,
Die ich sonst – wie meine Mutter, mich –
Anzusehn und liebzukosen
Und zu warten pflegte, missen mich.

Und mein Lämmchen, das ich sonst zu füttern
Über kein Vergnügen je vergaß,
Blöket an den Gartengittern
Oft umsonst nach einer Hand voll Gras.

Und mein Papchen, dem ich auf der Gabel
Zucker durch des Käfigs Stäbe gab,
Wetzt umsonst den krummen Schnabel
An dem glatten Ringe schaukelnd ab.

Sollen meine Blumen nicht verwelken,
Lamm und Vogel schmachten? Komm, o Mann!
Lobe Vogel, Lamm und Nelken!
Lämmchen, hüpfe! Papchen, schwatze, und ihr
                                    Blumen,blühet dann!

 


 


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