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Bild: Karl Mahr

Jean Grillet, Kammerherr des Königs. Einunddreißigster Abt.

1.
An Mademoiselle de Tyran de la Gayrosse, Ehrenfräulein der Königin.

Zeige dich, du holdes Wunder,
komm in unsern laub'gen Hain,
komm herein!

Blick ich in das Tal hinunter
lausch ich deiner Schritte Klang,
ob ich wache, ob ich schlafe,
ich der Liebe armer Sklave,
ach, mein Herz ist voller Drang,
voller Wank

zwischen Bangen und vertrauen
dich zu suchen, dich zu schauen,
sehnsuchtskrank!

O was sagt ihr großen Lichter?
»Du auf Dichtung und Gesang
lebenslang
so erpichter kleinster Dichter,
scheust du garnicht die Gefahr,
an der Fessel, die das Leben
nur verwundet, fortzuweben?« –
Du, Baillie, Murot, Ronsard,
Baif gar,
tadelt ihr mich ohn Erbarmen,
deren Freundschaft mir, den Armen,
Reichtum war?! –

Einsam werd' ich in der Zelle
nie dein lichtes Bild gewahr,
nimmerdar!

Festgebannt an meine Stelle,
was ich Lieb' und Leids erfuhr,
Beispiel ich getreuer Herzen,
Denkmal aller bittren Schmerzen,
glücklich, wenn die Augen nur
eine Spur
deiner Spur einmal erspähten,
wo dein leichter Fuß betreten
Feld und Flur! –

2.
An Mme. Diane de Poitiers, Herzogin von Valentinois.

Mit keinem Preise kann man dich erreichen,
kein Sterblicher bleibt deinen Reizen kalt,
vor deiner Tugend Leuchten muß alsbald
der hohen Himmelssonne Glanz erbleichen.

Du bist ein Stern hinieden ohne Gleichen!
Die fühllose Natur, das Feld, der Wald,
beseelen sich vor deiner Huldgestalt;
das Gute blüht, das Böse muß entweichen.

Und frag' ich bei den Himmelsgöttern allen,
nicht einer zweifelt wer die Schönste sei.
Apollo läßt ein Klagelied erschallen;
gleich seiner Schwester zogst du ihm vorbei!
Und Juno! Königin der ew'gen Hallen,
spricht: Auf Olympus Höh'n nun herrschen zwei!


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