Friedrich Gerstäcker
Sträflinge
Friedrich Gerstäcker

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24

Hohburg hatte zwei Tage in wildem Fieber zugebracht. Das übermäßige Trinken in der letzten Zeit, Aufregung, Scham, Reue und Zerknirschung waren zu viel für den ohnehin geschwächten Körper des Mannes gewesen. Geduldig pflegte ihn seine Frau, beschwichtigte das Kind, das sich vor dem Vater zu fürchten begann, und kühlte die brennenden Schläfen, die zitternden, trockenen Lippen des Kranken. Erst am Abend des zweiten Tages kam er wieder zu voller Besinnung, schlief die Nacht ruhig und fühlte sich am andern Tag wie neugestärkt. Wenn er aber auch der armen Frau mit Tränen in den Augen für ihre Liebe dankte, hatten seine Fieberphantasien doch in ihrer Seele einen Stachel zurückgelassen. Dunkle Worte waren den Lippen des Bewußtlosen entflohen, und eines Verbrechens hatten sie den Kranken angeklagt. Freilich konnte die arme, in Angst und Sorge an seinem Bett wachende Frau den Sinn der wilden Anklage nicht verstehen, aber ihr Herz füllte es doch mit neuer Not, und von dem zur Besinnung Zurückgekehrten verlangte sie Rechenschaft über das, was ihm die Seele bedrückte.

»Ich weiß nicht, was du willst«, flüsterte er; »was ich im Fieber geschwatzt, war Unsinn – tolles Zeug – soll ich mich jetzt noch darauf besinnen können?«

»Es war mehr als das, Eduard«, sagte die Frau, »es war mehr als das. – Wieder und wieder kamen deine Gedanken auf den einen Punkt zurück, auf Blut – auf vergossenes Blut!«

»Mach' dir das Herz nicht unnötig schwerer, als es schon ist«, sagte finster der Mann. »Wenn du wüßtest, was ich im Busch gelitten habe, würdest du meine Fieberphantasien erklärlich finden.«

»Es ist gut«, sagte die Frau resigniert, »ich will nicht weiter in dich dringen. Aber eines kann ich von dir fordern, Eduard, eine Frage mußt du mir beantworten, denn sie betrifft nicht allein dich – sie betrifft auch dein Kind, sie betrifft mich – unser aller Schicksal, und die Frage ist: Was soll jetzt mit dir werden?«

»Luise?« stammelte der Mann.

»Ich frage nicht meinethalben«, setzte die Frau rasch hinzu – »mich und das Kind habe ich die langen Jahre allein erhalten – ich kann es auch ferner tun – ich frage deinethalben. Um dir selbst gerecht zu werden, mußt du zu irgendeiner Beschäftigung greifen, die dich wenigstens ernährt. Du sollst auch nicht gleich damit anfangen«, sagte sie herzlich, »laß einige Tage vergehen, und mache dich mit dem Gedanken vertraut, wieder bei den Deinen zu sein.«

»Aber was kann ich beginnen«, sagte Hohburg mit tränenerstickter Stimme, »wer wird mich in diesem Zustande in Arbeit nehmen? – Meine Kleider sind im Busche zerrissen, und mir selber wird am Ende nichts anderes übrigbleiben, als in den Busch zurückzukehren.«

»Nein – das sollst du nicht«, sagte die Frau entschlossen, »noch gibt es hier in der Ansiedelung Mittel und Wege genug, dem, der ernstlich arbeiten will, auch durchzuhelfen. Ich will deshalb morgen selber mit Herrn Lischke sprechen. Jetzt aber tut dir vor allen Dingen Not, daß du dir neue Kleider schaffst, in dem Anzuge kannst du niemanden um Arbeit ansprechen; du mußt anständig aussehen, damit die Leute auch wieder Vertrauen zu dir gewinnen.«

»Aber ich habe –« stammelte tief errötend der Mann.

»Ich weiß schon«, sagte abwehrend die Frau – »so viel ist mir aber selber noch geblieben, dir zu helfen. Einen Notpfennig hatte ich zurückgelegt. Da, nimm das!« setzte sie freundlich hinzu, während sie an ihren Koffer ging und aus einem kleinen Säckchen etwa zwanzig Schillinge in Silber nahm – »es wird genügen, dir das Notwendigste an einfachen Kleidern zu verschaffen. Kaum eine halbe Stunde von hier kommst du zu einem kleinen Laden, wo billige Kleidungsstücke feilgehalten werden. Du mußt auch von dem Gelde noch genug übrig behalten, um ein Brot mitzubringen, denn ich habe nicht einmal ein Stück mehr für das Kind im Hause zum Abendessen. Aber wirst du auch gehen können?« unterbrach sie sich plötzlich, ihn besorgt ansehend, »du scheinst noch schwach und erschöpft. Lieber bleibt es bis morgen; du ruhst dich heute noch aus, und ich gehe selber nach dem Brote.«

»Nein, mein Kind«, sagte Hohburg, »ich bin stark genug, und die frische Luft draußen wird mir wohl tun.«

»Aber nun fort, Eduard«, sagte Frau Hohburg, »es wird sonst zu spät, ehe du zurückkehrst.«

»Auf Wiedersehn, Luise«, sagte Hohburg, indem er ihr zum erstenmal voll ins Auge sah und ihr die Hand drückte; – »hoffentlich siehst du mich als neuen Menschen wieder.«

»Das gebe Gott!« sagte die Frau mit einem Seufzer, und lange noch stand sie in der Tür und sah der die Straße hinabwandernden Gestalt des Mannes nach.

Eine volle Stunde verging so. Lieschen war munter geworden und fragte nach dem Vater, und die Mutter hatte ihr gesagt, daß er fortgegangen sei, Brot für sie zu holen.

»Da kommt Papa zurück«, rief die Kleine plötzlich, die vor die Tür gesprungen war, nach dem Vater auszuschauen. Rasch war ihr die Mutter gefolgt, aber ein einziger Blick zeigte ihr, daß es nicht der Erwartete, sondern ein Fremder war.

Die Frau zog sich, als der Wanderer näher kam, in das Haus zurück, um ihn vorbeizulassen. Er blieb aber auf der Straße stehen, als ob er etwas suche, bis er endlich auf die nur angelehnte Haustür zuging. Die Frau ging ihm bis zur Tür entgegen, errötete aber leicht, als sie den Herrn erkannte, den sie bei Lischkes gesehen hatte.

»So bin ich doch recht gegangen«, sagte der Fremde, den sie nur unter dem Namen Doktor Schreiber kannte. – »Ich glaubte schon, ich hätte mich verirrt. Seien Sie mir herzlich gegrüßt, Frau Hohburg!«

»Haben Sie mich gesucht?« fragte die Frau.

»Ja«, sagte Mac Donald, indem er ihr offen ins Auge schaute. »Teilweise allerdings in meines freundlichen Wirtes Auftrag, der fürchtete, es könnte Ihnen etwas zugestoßen sein, weil Sie die vielen Tage nichts von sich hören ließen; dann aber auch – komme ich mit einer Frage, die Ihnen vielleicht zudringlich erscheinen könnte.«

»Ich begreife nicht –« stammelte die Frau.

»Je länger ich Sie ansehe«, unterbrach sie Mac Donald, »desto mehr zwingt sich mir die Überzeugung auf, daß ein wunderliches Geschick hier in dem fernen Erdteil zwei Menschen zusammengeführt hat, deren Lebensfäden im altem Vaterland schon einmal verknüpft waren. Sie stammen nicht aus Thüringen!«

Alles Blut verließ die Wangen der Frau, aber sie erwiderte kein Wort, und Mac Donald fuhr nach kurzer Pause fort:

»Nein – ich irre mich nicht – ich kann mich nicht irren – Sie sind Eduard Hohburgs Frau – mein eigener Name aber ist Mac Donald.«

»Großer Gott!« rief die Frau und fuhr erschrocken von ihrem Sitz auf.

»Ich hatte mich nicht geirrt«, sagte Mac Donald leise.

»Der Name weckt alte Erinnerungen in Ihnen; Erinnerungen vielleicht, die sich mit Abscheu an den Mann knüpfen, der jetzt an Ihrer Seite sitzt und sich doch, obwohl die Welt den Stab über ihn gebrochen hat, keiner schlechten Tat bewußt ist. Mehr aber noch drängt es mich jetzt, mein Herz vor Ihnen auszuschütten. Sie ahnen nicht, was das heißt: keinen Menschen zu haben, dem man sein Leid klagen kann.

»Weiß ich das nicht?« stöhnte die Frau.

Mac Donald sah überrascht zu ihr auf.

»So wäre es wahr«, sagte er mitleidig, »was mir Lischke von Ihrem Mann erzählte – und Ihre ganze Umgebung hier – die Arbeit, zu der Sie gezwungen sind –«

»Fahren Sie fort«, bat aber die Frau, indem sie abwehrend die Hand ausstreckte – »die Worte, die Sie vielleicht von mir gehört haben, enthalten keine Klage.«

Mac Donald schwieg bestürzt, denn er fühlte, daß er sie verletzt hatte, fuhr aber nach kurzem Zögern fort:

»Mein Name muß für jetzt noch zwischen uns beiden ein Geheimnis bleiben; denn von den englischen Gesetzen verurteilt, bin ich als Sträfling nach Australien deportiert worden und – entflohen.«

»Sie sind –«

»Ein Buschranger«, sagte der Unglückliche, bitter vor sich hin lächelnd, »wie es die Behörden wenigstens nennen – ein Flüchtling, auf dessen Kopf ein Preis gesetzt ist, und wenn ich mich Ihnen entdecke, treibt mich dazu etwas, dem ich keine Worte geben kann. – Es sind nun fast neun Jahre verflossen«, fuhr er nach kurzer Pause fort, »daß in Edinburgh eine deutsche Familie Hohburg wohnte, in deren Haus ich meine zweite Heimat gefunden hatte. Ich darf voraussetzen, daß Ihnen jene Verhältnisse bekannt sind, wenn ich selber auch nur ein einziges Mal, kurz vor jenem unglücklichen Abend, mit Ihnen, die Sie erst kürzlich aus Deutschland herübergekommen waren, dort zusammentraf. Ich liebte Marie, Eduards Schwester, und wußte meine Neigung erwidert. Eduard Hohburg, obgleich unsere Charaktere sich nicht im mindesten ähnelten, wurde mein Freund. Eduard war seelensgut, aber von schwankendem Charakter; manches ergriff er in dem ihm fremden Lande und gab es wieder auf, weil er sich nicht mit den Sitten und Gewohnheiten seiner Bewohner befreunden konnte. Ich suchte ihn in die richtige Bahn zu lenken, und da er fühlte, wie gut ich es mit ihm meinte, wenn ich ihn vor seinen Fehlern warnte, schloß er sich fester an mich an. Ich glaubte glücklich zu sein. In dieser Zeit besuchte ein junger Ire, mit dem Eduard durch meine Vermittelung in Geschäftsverbindung getreten war, die Hohburgsche Familie. Mit seinem Erscheinen wich der Frieden des Hauses von der Schwelle. Er war jung, schön und reich, und es zeigte sich bald, daß ihn Marie nicht gleichgültig gelassen hatte. Obwohl er erfuhr, wie nahe ich selber der Familie stand, wie viel näher ich ihr in kürzester Zeit zu stehen hoffte, hielt er um Marie an und – wurde abgewiesen. Eduard hatte es ihm vorher gesagt und alles getan, was in seinen Kräften stand, um ihn von einem solchen Antrag abzuhalten. Jetzt suchte er ihn zu trösten und war häufiger als je in seiner Gesellschaft. Tage vergingen darüber, und O'Rourke, wie der Ire hieß, schien keinen Groll mehr wegen des Vergangenen zu hegen. Eduard lud uns mit mehreren anderen Freunden eines Abends ein. Es sollte ein Versöhnungsfest sein. Es wurde viel getrunken – wir waren alle erhitzt und aufgeregt, aber mit O'Rourke besonders ging eine unheilvolle Veränderung vor. Er brachte wieder und wieder das Gespräch auf Marie, und Worte fielen dabei von seinen Lippen, die endlich weder Eduard noch ich länger ertragen konnten. Eduard besonders zitterte vor verhaltener Wut und fiel noch in derselben Nacht in ein hitziges Fieber, das ihn, soviel ich später erfuhr, monatelang an sein Lager fesselte. Ich verlangte endlich eine Erklärung von dem Iren – statt dessen häufte er Beleidigung auf Beleidigung, und meiner Sinne nicht mehr mächtig, schleuderte ich ihm das vor mir stehende Glas ins Gesicht. Natürlich mußte er mich hierauf fordern, und der nächste Morgen sollte unseren Zwist entscheiden.

Nach dieser Szene hatte ich augenblicklich den Saal verlassen, wie sich denn überhaupt die ganze Gesellschaft rasch zerstreute. Ich war in den Garten gegangen und wollte eben nach Hause zurückkehren. Da fällt plötzlich – gar nicht weit von mir entfernt – ein Schuß, und als ich der Stelle zueile, sehe ich mich plötzlich umringt und gefaßt und eines Verbrechens angeklagt. Nicht weit entfernt davon lag O'Rourke in seinem Blute, – eine abgeschossene Pistole fand man neben ihm und bezichtigte mich des Mordes.«

»Schrecklich!« stöhnte die Frau.

»Was half es, daß ich mich verteidigte?« fuhr Mac Donald fort, »ich sollte vorher im Saale wilde Drohungen gegen den Toten ausgestoßen haben. Die Geschworenen sprachen ihr Schuldig über mich. Nur, daß die Tat noch halb im Rausche geschehen sei, milderte meine Strafe, und das Urteil lautete auf vierzehn Jahre Deportation. Das übrige wissen Sie«, setzte Mac Donald mit tonloser Stimme hinzu – »Marie starb an gebrochenem Herzen; Braut, Freunde, Vaterland, Vermögen, Freiheit – alles verlor ich mit einem Schlage und verließ die Heimat als Verbrecher.«

»Und Sie waren unschuldig?« rief die Frau, die entsetzt zu ihm aufschaute.

»So wahr dort die Sonne im Westen sinkt – so wahr ein Gott über uns lebt und mein Herz sieht, ob es Wahrheit oder Falschheit redet!«

Die Frau erwiderte kein Wort, aber wie ein Frösteln zog es durch ihre Glieder.

»Jahrelang«, fuhr Mac Donald fort, »ertrug ich die furchtbare Haft. Noch ließ ich die Hoffnung nicht sinken, daß in der Heimat meine Unschuld ja endlich zutage kommen müsse. Jahr um Jahr verging, und wie die Verzweiflung sich mehr und mehr meines Herzens bemächtigte, beschloß ich, solches Elend nicht länger zu ertragen und, dem Beispiel anderer folgend, in den Busch zu fliehen. Wie ich entkam, bleibt sich hier gleich. Unerkannt lebte ich eine Zeitlang in einem kleinen deutschen Städtchen dieses Distrikts als Arzt, bis mich der Übermut – oder nennen Sie es mein Geschick – wieder in die Hände meiner Feinde trieb. Zum zweitenmal bin ich jetzt ihren Fängen entgangen, – aber – sie sind schon wieder nach mir ausgestreckt.«

»Und haben Sie von hier aus keine Schritte getan, Ihre Unschuld zu beteuern?« sagte die Frau – »haben denn in England die Gerichte nicht endlich den wahren Täter entdeckt?«

»Es war alles vergebens«, sagte Mac Donald, traurig den Kopf schüttelnd. »Mein Bruder, der noch in London lebt, hat alles angewandt, das Dunkel, das über dieser Tat liegt, zu lichten – umsonst. Nach wie vor ruht der alleinige Verdacht auf mir. Aber fort mit den nutzlosen Klagen«, brach er plötzlich ab; »nicht deshalb kam ich her, um mein Geschick zu bejammern – nein, der Name, den ich bei jenen Deutschen hörte, weckte die Erinnerung an jene glückliche Zeit, und ich beschloß, mich wenigstens vor Ihnen von dem Verdacht zu reinigen, ein feiger Mörder zu sein. Mein Zweck ist hoffentlich erreicht, und falle ich den Feinden wieder in die Hände, und muß ich mir meine endliche Freiheit mit dem doch wertlosen Leben erkaufen, dann reinigen Sie daheim, wenn Sie nach dem glücklichen England zurückkehren sollten, meinen Namen von dem Schimpfe, der auf ihm lastet. Dem Toten wird man vielleicht glauben, was der Lebende umsonst beteuerte.«

»Und weiß mein Mann – weiß Eduard, daß Sie hier sind?« fragte die Frau.

»Ihr Mann? – Eduard?« rief Mac Donald rasch und erstaunt – »ist er nicht fort? – verschollen drin im Busche? – oder tot?«

»Er ist zurück«, sagte die Frau – »hier, seit wenigen Tagen, und seine Krankheit bannte mich an das Haus.«

»Wo? – hier?« lautete die hastige Antwort des Flüchtlings.

»Nicht jetzt – nicht heute«, bat die Frau, während ihr Blick ängstlich die Straße hinabflog. »Er ist fortgegangen, etwas zu holen, und ich erwarte ihn in jeder Minute zurück, aber – erfüllen Sie mir die Bitte – sprechen Sie ihn nicht heute – lassen Sie mich ihn erst vorbereiten. – Er ist noch krank«, setzte sie leiser hinzu – »die plötzliche Überraschung könnte ihn wieder aufs Lager werfen.«

Mac Donald nickte mit dem Kopfe.

»In früherer Zeit war das anders«, sagte er, bitter lächelnd, »und doch – kann ich ihn auch wieder nicht tadeln. Er muß mich ja, wenn auch nur für den mittelbaren, Mörder seiner Schwester halten, an der er mit fast abgöttischer Liebe hing, und sein Schweigen damals, als ich unter der furchtbaren Anklage meinen Richtern gegenüber stand, hat mir bewiesen, daß er mich der Tat für fähig – vielleicht für schuldig hielt.«

»Er wird sicher alles tun, was in seinen Kräften steht«, – sagte die Frau.

»Er kann nichts tun«, unterbrach sie rasch Mac Donald – »ich will keine Gnade für mich.«Wenn nicht gerechtfertigt, als begnadigter Verbrecher mag ich nicht leben.

»Aber was gedenken Sie zu tun«, – fragte die Frau besorgt, »wenn die Polizei Ihre Spur hier fände?«

»Mir bleibt nichts übrig, als auszuhalten«, erwiderte Mac Donald achselzuckend. »Wenn ich nur wenige Monate unentdeckt hier leben kann, gelingt es mir vielleicht, nach Europa zu entkommen. Hier gelte ich als Doktor Schreiber, und habe sogar schon Praxis in der Nachbarschaft bekommen.«

»Und welchen Weg schlagen Sie ein?« fragte die Frau, deren Blicke seit der letzten Viertelstunde schon rastlos die Straße hinauf geschweift waren.

»Nach Saaldorf zu«, lautete die Antwort Mac Donalds –, »ich habe dem Doktor Spiegel versprochen, ihn heut abend zu besuchen, und möchte nur vorher bei Lischkes vorübergehen, um dessen Tochter dorthin zu begleiten.«

»Dann gehen Sie am besten hier geradeaus«, sagte die Frau, die eine Begegnung der beiden Männer auf der Straße zu verhindern wünschte – »der dritte Weg, der links abführt, bringt Sie gerade zu Lischkes Haus.«

Mac Donald verbeugte sich stumm und schritt langsam die bezeichnete Straße entlang.


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