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Als Veferl den Schmotzenhof erreichte, fing es zu regnen an. Die Türen und Tore des Hofes waren versperrt. Veferl klopfte an ein Stallfenster. Nach einer Weile tat die Durl das Scheunentürlein auf. Sie brummte, weil sie aus dem Schlafe geweckt worden war: »Das verdammte Nachtleben.« Dann bemerkte sie trotz der Finsternis, dass die Kleider des Mädchens nass und von Moorerde belegt waren.
»Heut' muss die wild' Jagd hübsch niedrig hergangen sein, sonst wär'st du nicht so abgeschlampt«, sagte sie. Darauf blickte sie der Heimkehrenden erst gehörig in das Gesicht. Und da musste sie staunen. »Du schaust heut' so aus, als ob ich dir jetzt unrecht getan hätt'«, sagte sie. »Als ob du recht brav kirführten Kirführten = wallfahrten, kirchfahren. gewesen wär'st, gerad so siehst du aus.«
»Ich bin richtig kirführten gewesen«, sagte Veferl in einem sanften Tone.
Dann fragte sie nach ihrer Mutter. »Die hat mir heut' das Haus anvertraut und kommt erst morgen wieder«, antwortete Durl.
Nun sagte Verferl gute Nacht.
Darüber staunte die Durl neuerdings. So eine Höflichkeit war ihr noch niemals vorgekommen.
Ehe sie danken konnte, war das Mädchen schon in dem Stubenkammerl. Die Magd schloss die Türe wieder zu. Bald darauf kam Basili zu dem Hause. Er hatte gehofft, dass er das Fenster des Malerstübels offen finden werde. Aber die Durl hatte es verschlossen. Anklopfen wollte er nun nicht, damit Veferl nicht etwa seines späten Heimkommens wegen einen Verdacht schöpfe. Morgen wollte er sagen, dass er ausnahmsweise im Lockerhofe übernachtet habe.
Über das Dach kam er auf den Heuboden. Dann legte er sich nicht weit von der Stelle hin, auf welcher gestern Veferl übernachtet hatte. Aber dabei fühlte er sich doch glücklich. Er dachte: »Wenn ich dem Dirndl nur eine Woche lang jeden Tag um so ein schönes Stückl näher komm' als wie heut', so ist mir ein schönes Bett im Schmotzenhof gewiss.«
In der Nacht ging ein Gussregen nieder. Der machte so viel Geräusch, dass Basili gar nicht einschlafen konnte.
Es regnete auch noch am Morgen fleißig weiter. Als Basili auf dem Hofe die Holzschuhe der Durl klappern hörte, sprang er durch das Heutürlein auf den Anger hinab. Dann ging er eine Weile im Freien herum.
Er sah, dass der Schmotzenteich die Wiese und das Kleefeld überschwemmte und dass der Bach ein Strom geworden war. Als er in dem Regen bis auf die Haut nass geworden war, ging er in den Hof zurück. Der Knecht hatte nun schon das Scheunentor geöffnet. Basili ging in den Hausflur. Dort guckte er zur Küchentüre hinein. Veferl stand am Herde. Sie bereitete das Frühstück.
»Du bist ja schon recht fleißig«, sagte er.
Sie nickte ihm zu und lächelte dabei gar lieblich.
Obwohl er darauf gehofft hatte, dass sie heute um etwas freundlicher sein werde, musste er nun doch großmächtig staunen. Er hatte auch gleich eine schier maßlose Freude.
Veferl redete ihn sogar an: »Du bist ja waschelnass? Wo warst du denn heut' schon?«
»Vom Lockerhof bin ich herüber gegangen«, log er. »Dort hab' ich heut' geschlafen. Wir haben bis spät in die Nacht hinein zu tun gehabt.«
»Jetzt zieh dich nur geschwind um, sonst wirst du krank«, sagte sie in einem Tone der Besorgnis. »Gestern hat einer dein Gewand gebracht. Ich werd' gleich nachsehen, wo es ist.«
Sie eilte an ihm vorüber in das Malerstübl. Dort lag der Binkel, den der Barthl gestern gebracht hatte.
Basili ging ihr gleich nach. Er hätte ihr nun schon das Schönste und Schmeichelhafteste sagen mögen. Und er fand kein Wort, das ihm für sie süß genug war. Sie nahm nun das Waschbecken und brachte dem Basili vom Hausbrunnen frisches Wasser. Dann sagte sie: »Gib mir hernach die nassen Kleider und die Stiefel. Ich will sie trocknen und säubern.« Während er sich wusch und anzog, machte sie für ihn das Frühstück fertig. Als er in die Stube trat, stellte Veferl schon die Suppe auf den Tisch.
Er war der Bewunderung voll und sagte: »Heut' siehst du wahrhaftig aus wie auf dem Bilde.«
Darauf sagte sie in einem ernsten Tone: »Ich möchte' so werden, wie ich dort aussehe.«
»Da hast du recht«, lobte er sie. Dann fragte er: »Darf man wissen, wie du so schnell zu diesem Geschmack gekommen bist?«
Sie gab darauf keine Antwort. Ihr war das, was sie gestern erlebt hatte, so heilig, dass sie davon nicht so ohne Weiteres reden wollte.
Er konnte nun ein Lächeln kaum verbergen. Und er dachte: »Bis du mein eigen bist und im Bravsein schon die rechte Übung hast, dann will ich es dir sagen, dass du deine Besserung keinem Wunder verdankst, sondern mir.«
Veferl lief nun hinaus und sagte den Dienstboten, dass sie zum Essen kommen sollten.
Hernach verließ sie zugleich mit der Durl die Stube.
Basili war nun auch auf die Heimkehr der Schmotzin so neugierig, dass er am Vormittag nicht in den Lockerhof gehen wollte. Wegen des Regens wäre er selbstverständlich nicht hiergeblieben.
Die Alte kam um Mittag nach Hause. Sie war dermaßen ausgerüstet, dass ihr der Regen nicht zu Leibe gekonnt hatte. Feste Männerstiefel hatte sie an und ein butscherwahrenes Butscherwahr = grober Stoff. Gewand. Und sie trug ein altbäuerisches Regendach. Das war so groß, dass sie darunter gehörig schreiten konnte, ohne mit einer Fußspitze aus seinem Schutzbereiche zu kommen. Und es hatte auch einen guten Überzug, der war von einem der gottseligen Heuraffler Weber gemacht, und er konnte nicht einmal von einem Schrotschusse durchdrungen werden.
Die Schmotzin hatte in der Heimat Basilis zwar vieles erfahren, aber beinahe lauter Erlogenes. Barthl hatte dafür gesorgt, dass ihr die üblen Eigenschaften seines Freundes verhehlt wurden. Er war gleich, als er heimkam, zu der alten Joslin gegangen und hatte zu dieser gesagt: »Die Schmotzin wird ehzeit Ehzeit = ehebaldigst. zu dir kommen, und sie wird von dir über den Basili die Wahrheit erfahren wollen. Aber sie gehört nicht zu den Guten, denen man immer die Wahrheit sagen darf. Der Basili möcht' ihr Dirndl. Du musst dahin wirken, dass sie ihm's gibt. Er ist bedürftig. Ihm musst du helfen. Er hätt' jetzt zur Arbeit einen Grund gefunden: eine Lieb'. Man soll ihm den Grund lassen. Die Schmotzin aber hat sich auf der Welt schon zu viel umgetan. Ihr soll man den Grund zum weiteren Rucheln Rucheln = geizvolles Wirtschaften, wuchern. nehmen.«
Da hatte die Joslin dem Barthl recht gegeben. Und dann hatte sie bei dem Lügen einen schönen Eifer.
Als aber die zwei Weiber auch von dem Ruhsam redeten, glaubte die Joslin gar nicht zu lügen, indem sie erzählte: »Von dem hat man allweil geglaubt, dass er kein überflüssiges Geld hat.
Jetzt ist es an den Tag gekommen, dass in seiner Truhe eine ürene Hose voll ist. Sein Weib hat es mir selbst vorgehimpfezt Himpfezen = weinend klagen., dass er ihr den Reichtum verheimlicht und vorenthält.«
Daheim wurde die Schmotzin von Veferl so freundlich begrüßt, dass sie sich wunderte.
Basili kam auch gleich zu den beiden in die Stube und tat so, als ob er über die Heimkehr der Alten großmächtig erfreut wäre.
Sie fragte die beiden jungen Leute in einem scherzhaften Tone: »Habt ihr mir gut gewirtschaftet? Und habt ihr euch wohl vertragen?«
»O ja«, antwortete Basili. »Das Veferl war brav genug.« Und Veferl sagte: »Ich führ' auch keine Klag' mehr gegen den Basili.«
»Das ist ja recht schön«, sagte die Alte. »Da könnt' man euch wohl auch noch länger miteinander hausen lassen.« Dabei dachte sie: »Wenn er um das Dirndl anhalten will, so ist ihm jetzt dazu der rechte Mut gemacht.«
Basili hatte nun wirklich diesen Mut. Und er antwortete: »Wir zwei täten gewiss recht gehörig miteinander hausen.«
»Das glaub' ich auch«, sagte Veferl. »Wir zwei könnten gar nie was Schlechtes miteinander tun. Da ist eine große Macht davor.«
Nun stutzten die anderen.
»Gestern hab' ich dich gefürchtet«, redete nun Veferl weiter. »Heut' fürcht' ich dich nimmer. Gestern hab' ich gemeint, dass ich deinetwegen um vieles minder werden müsst', als ich war. Heut' weiß ich, dass ich noch um vieles braver werden kann, als ich jetzt bin.«
Die Schmotzin schüttelte den Kopf. Sie dachte wahrhaftig: »Nun ist das Mädchen auch noch um seinen geringen Verstand gekommen.«
Basili war mächtig erschrocken.
»Meinetwegen hätt'st du schlechter werden sollen?« fragte er. »Wo ich dich doch nur besser machen will.«
»Du lügst«, sagte sie. »Du willst mich heiraten. Wenn ich dir so anheimfallen tät', wie du das möchtest, so könnt' ich in meinem Innern niemals so werden, wie ich auf dem Bild aussehe. Ich werd' eine Jungfer bleiben. Ein rechtes Eheweib könnt' ich eh' nicht werden. Ich hätt' als Eheweib gegen denjenigen, dem ich angehören müsst', alleweil so einen gewissen Gitzi Gitzi = Erbitterung, Hass, Rachsucht.. Wenn mir die Lieb' auch noch so viel Gewalt antät', so könnt' ich es demjenigen doch niemals verzeihen, dass er mich an sich gebracht hat.
Allweil wär' mir um mich selber und um meine Freiheit leid. Ich glaub', es sollt' keine heiraten, die nicht den rechten Unterwürfigkeitssinn in sich hat und die hernach so einen Gitzi in sich tragen müsst'. Mir ist soweit geholfen, dass ich durch so eine närrische Lieb' nimmer an mir irr' werden kann.«
Somit ging sie zur Stube hinaus. Die Schmotzin und Basili sahen nun einander an und machten dabei ziemlich dumme Gesichter.
»Ich versteh' sie nicht recht«, gestand die Schmotzin.
»Sie ist in einem Irrwahn«, entgegnete Basili. Dann fragte er sich: »Soll ich es dem Mädchen sagen, dass es nicht an das Wunder glauben soll und dass ich das Bild in das Marterl gestellt hab'?«
Ehe er schlüssig wurde, schrie die Durl in die Stube herein. »Wer gern Mohnsterz isst, der soll schnell Schwell' machen gehen. Das Teichwasser steigt schon bis zum Mohnacker herauf.«
Als die Schmotzin dies hörte, vergaß sie wahrhaftig alles andere. Sie lief hinaus. Basili folgte ihr. Veferl und Lippei waren schon auf dem gefährdeten Felde.
Die Durl schleppte für alle Werkzeug hin. Dann hatten sie eine Weile zu tun. Ehe es ihnen gelang, das Wasser vor dem Acker zu stauen. Basili zeigte dabei seine Kraft und Geschicklichkeit. Während der Arbeit hörten sie, dass in den Taldörfern immerfort Sturm geläutet wurde. Der Bach machte dort unten eine große Verwüstung.
Cyrill und Thomas hörten auch das Läuten. Sie wollten nach Stiggestal eilen und nachsehen, ob sie der alte Pfarrer nicht brauchte, dessen Felder am Bache lagen.
Durch die Schlucht konnten sie nicht gehen, denn diese war auch von einem reißenden Wasser erfüllt. So kamen sie über den Katzenbuckelberg zu dem Schmotzenteiche. Basili ging dann mit ihnen talwärts. Auf dem Felde des Pfarrers konnten sie kein Erdkrümchen mehr retten. Das Wasser hatte dort alles fortgenommen.
Den Bauschaften des Dorfes Stiggestal konnte der Bach nicht schaden. Die drei jungen Männer begegneten dem Pfarrer in der Nähe seines Hauses. Er hatte einen großen Mantel an. Unter dem Mantel trug er das Bild. »Ich geh' nach Lhotka«, sagte er. »Wie man hört, will dort unten das Wasser gar zu grob werden. So will ich mir den Dowolt Dowolt = lärmvolles Unheil, Verheerung, Durcheinander. besehen. Das Bild muss ich ja auch hinuntertragen. Es gehört jetzt hin. Sie wollen es dort freilich nicht begeben. Aber wenn sie gegen die deutsche Himmelmutter gar so feindselig bleiben täten, da würd' die wirkliche Himmelmutter harb.«
Die drei gingen nun mit ihm. Auf dem Wege redete ihn Thomas an: »Das Bild hab' ich schon öfters gesehen, der alte Gabriel hat's für das Schmotzenveferl gemacht.«
Von dem Gabriel und der Schmotzin hatte der Pfarrer in früheren Jahren mancherlei gehört, aber von dem Veferl noch nichts.
Nun erzählte Thomas, wie wild Veferl war und wie ihr Gabriel das Bild vergeblich als ein Tugendbeispiel hergestellt hatte.
Darauf fragte der Pfarrer: »Kannst du mir auch sagen, wie das Bild in das Wasser gekommen ist?«
Thomas schüttelte den Kopf.
Basili überlegte nun noch ein Weilchen. Dann trat er an die Seite des Pfarrers. Den zwei anderen sagte er, dass sie einige Schritte weit zurückbleiben sollten.
Hernach legte er dem Pfarrer eine förmliche Beichte ab. Und zu Schlusse sagte er ihm: »Soll ich es ihr sagen, dass kein Wunder geschehen ist?«
Da lächelte der Pfarrer. Und er fragte: »Gelt, jetzt möchtest du sie wieder lieber schlimm als so brav haben? Siehst du nun, wie wenig gut es ihr deine Lieb' meint?« Dann sagte er: »Wenn das Mädel rein bleiben will, so solltest du sie doch nicht heiraten wollen.«
Basili wurden nun schamrot. Er hielt den Kopf tief gesenkt. Das Entsagen fiel ihm schwer. Aber er brachte es doch zuwege.
Nach einer Weile ging er ganz aufrecht neben dem Greise. Und er sagte: »Ich will Ihnen folgen.« »Das ist schön«, sagte der Pfarrer. »Und da ist vielleicht doch ein Wunder geschehen, und man kann das Bild noch aus einem besonders schönen Grunde die deutsche Himmelmutter heißen.
In den Deutschen ist allweil die meist Lieb' zum Reinbleiben gewesen. Und die haben es auch immer am besten eingesehen, dass es nicht recht und nicht schön wär', wenn aus einer jeden Blüh' eine Frucht würd'. Ja. Die größt' Jungfrau soll es nur fleißig zeigen, wie nahe freund ihr die deutsche Reinheit ist. Das Bild trag' ich jetzt trotz allem ins Böhm. Ich hoff', dass es dort auch einmal richtig betrachtet wird.«
Als die viere ein Stück weit außerhalb des Dorfes Stiggestal waren, erhob sich ein frischer Wind.
Und dann hörte es zu regnen auf.
Der Wind ging vom oberen Tale her. Er jagte die schweren Wolken zur Berggasse hinaus. In dem böhmischen Dorfe mussten die Männer in das Wasser steigen.
Aber als sie zur Kirche kamen, schien ihnen die Sonne. Da liefen ihnen auch gleich böhmische Leute nach. Und die sagten in ihrer Sprache, das Bild habe die bösen Wolken vertrieben.
Während sie in der Kirche laut beteten und sangen, wurde draußen die fürchterliche Flut zusehens kleiner.
Der Pfarrer ging mit den dreien bei prächtigem Wetter zurück. In Stiggestal gab er ihnen etwas zu essen und zu trinken. Er hatte jetzt schon wieder einiges Geld. Ehe sie fortgingen, steckte er dem Cyrill einen Fünfziger zu.
»Vergelt's Gott«, flüsterte Cyrill. »Bis ich schon recht gewiss brav bin, dann beicht' ich, wie schlecht ich war.«
Als die jungen Männer von Stiggestal weg bergwärts gingen, sagte Basili: »Derweil ich mir gedacht hab', dass ich im Schmotzenhof einmal der Herr werden kann, hab' ich dort gern gewohnt und gegessen. Jetzt werd' ich es bei einem jeden Bissen, den ich dort ess', fühlen, dass er nicht mir gehört. Und das Mädel sehen müssen und nicht haben können, das ist auch so schwer.«
»Bild' dir so was nicht ein«, entgegnete Thomas. »Was du isst, gehört ja doch dir. Und lern' nur das Mädel sehen und uneigennütziger lieben.«
Da sagte der Cyrill zu dem Thomas: »Lass' ihn doch bei uns im Lockerhof bleiben.«
»Nein«, entgegnete Thomas. »Das kann erst dann werden, bis wir im Lockerhof wirklich genug zu essen haben. Vorderhand soll ihn nur die Schmotzin erhalten. Die kann das leichter als wir.«
Darauf sprach Basili: »Ich will noch das Mädchen fragen. Vielleicht wär' doch für sie mein Bleiben eine Qual. Und das möcht' ich nicht.«
»Tu, was du willst«, sagte sie. »Ich fürcht' dich nicht mehr.«
So blieb denn Basili.
Dann kam für sie alle eine ruhigere Zeit. Veferl hielt ihr Gelübde.
Sie war fortan sanft, gefügig und zu allem Guten herzlich bereit.
Und als die Schmotzin den Grund dieser Verwandlung so weit erfuhr, als sie ihn begreifen konnte, was es ihr freilich recht, dass Veferl nicht heiraten wollte.
Sie fand alsbald des Lobes ihrer Tochter ebenso wenig genug als vorher des Tadels.
Basili lernte das Veferl wirklich uneigennütziger lieben.
Die zwei wurden einander beinahe so freund, wie das sonst nur zwischen Männern möglich ist. Er konnte es ihr bald vertrauen, dass weder er noch der Ruhsam der Schmotzin etwas bezahlen wollten. Veferl gab den Männern recht. Und sie verstand es zu verhüten, dass die Mutter den Basili und den Ruhsam zum Zahlen ermahnte.
Gar zu streng hätte dann die Alte den Basili sowieso nicht angehen wollen, denn er machte sich, so viel er konnte, auch in ihrer Wirtschaft nützlich.
Er wollte nicht, dass Veferl als die Erbin der Alten durch ihn zu viel zu Schaden kommen sollte.
Dem Veferl wäre es lieber gewesen, wenn er nur auf dem Lockerhofe gearbeitet hätte, denn sie war nun auch dem Cyrill aufrichtig wohlgesinnt.
Die drei jungen Männer und Hanni brachten das große, schwere Werk wirklich zustande. Der Stiggestaler Pfarrer unterstützte sie dabei recht gehörig, und der Ruhsam, so viel er eben konnte.
Im nächsten Sommer waren sie schon so weit, dass Veferl in den Lockerhof hinüberziehen konnte.
Veferl brachte es dann vollends dahin, dass sich die Schmotzin das, was sie für den Basili getan hatte, für ihr vornehmstes gutes Werk anrechnete.
Sie hatte ja auch wirklich in ihrem Leben kein besseres getan.
Der Ruhsam und die Sali haderten noch einige Jahre lang miteinander. Sie starb früher als er. Und sie glaubte bis an ihr Lebensende an sein heimliches Geld.
Er ließ sie bei diesem Glauben, weil er sah, dass sie sich dabei glücklicher fühlte als zuvor. Als sie gestorben war, ging er nicht mehr rupfenhandeln.
Bei dem Barthl genoss er einen ruhigen Lebensabend. Der Barthl heiratete das Mannweib Jukunda.
Er macht sie dann aber doch zu einem richtigen Weibe.
Hanni wurde auf dem Lockerhofe uralt.
Die drei Freunde hatten an ihr eine gute Hausmutter. Zuletzt konnte sie sagen, dass es ihr hier länger gut als schlecht ergangen war.
Als sie zur langen Ruhe heimging, brauchten Basili und Cyrill längt keine Junge mehr. Sie hatten jahrelang schwer gearbeitet. Und als der Lockerhof völlig in den rechten Zustand kam, waren sie schon mehr der Rast und des Friedens als des Heiratens bedürftig.
Thomas ließ von seiner besseren Liebe niemals um einer sinnlichen willen ab.
Veferl verlegte sich auch auf die Nächstenliebe, und sie leistete darin so vieles, dass der Schmotzenhof für die Armen ein wahrer Gnadenort wurde. Und sie glaubte um nichts weniger daran, dass für sie ein Wunder geschehen war, als es ihr der Basili mit lachendem Munde und unbegierlichem Herzen erzählte, dass er das Bild in das Marterl gestellt hatte.
Die drei Junggesellen wurden der jungfräulichen Bäuerin richtige, ehrsame Grundnachbarn.
Veferls Erben waren die vielen Bettelleute von Stiggestal und Lhotka.
Den Lockerhof erbten sie auch.
Und so wurde aus dem einst so viel geschmähten Hause ein viel gelobtes.
Die drei Männer überlebten ihre Nachbarin. Sie war noch schön, als sie starb.
Das Alter konnte sie dem Bilde nicht zu unähnlich machen.
Thomas drückte ihr die Augen zu.
Und er flocht ihr einen grasgrünen Kranz in das Haar. Er hatte sich ja seine Hände so erhalten, dass er dieses Werk stolz und ernst verrichten konnte.
Und dem Veferl gebührte der hellgrüne Jungfernkranz.
Ende.