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Nichts treibt den Menschen mit so zwingender Kraft zur Philosophie als ein Widerspruch, der sich bei ihm selbst eröffnet und ihm sein eignes Leben und Wesen unsicher macht. Wir finden uns zunächst als sinnliche Wesen, als ein Stück einer sichtbaren Welt, die uns mit unablässigen Eindrücken und Forderungen umfängt; zugleich aber lehrt uns jede Selbstbesinnung, daß wir direkt nie Dinge draußen, sondern stets nur unseren eignen Zustand erleben, daß daher was sich uns als eine jenseitige Wirklichkeit entgegenstellt, von innen her entwickelt sein muß. So entstehen zwei Reiche und Welten, die sich nicht unmittelbar zusammenfügen lassen, deren eine die andere unter sich zu bringen, ja möglichst ganz in sich aufzunehmen beflissen ist: die sinnliche Welt behandelt das Seelenleben als ein nachträgliches Erzeugnis oder auch als ein bloßes Spiegel- und Schattenbild, die seelische möchte umgekehrt die sinnliche zu einer bloßen Erscheinung herabsetzen, die den Kreis des Innern nicht überschreitet. Je nachdem die Entscheidung fällt, wird sich der Gesamtanblick des Lebens völlig anders gestalten, werden uns andere Güter erfreuen, andere Ziele beherrschen, ja es wird sich das leicht zu dem vollen Gegensatz verschärfen, daß was von der einen Seite her wertvoll und unerläßlich, von der andern her verkehrt und verwerflich dünkt. Die Steigerung sinnlichen Wohlseins galt den einen als Gut aller Güter, den anderen als eine Hemmung des Strebens zum rechten Ziel, die Versenkung in eine Innenwelt war den einen der Gipfel des Lebens, den andern ein Verfallen ins Vage und Leere. Wo sollen wir nun unser Wesen suchen, was sind wir und was sind wir nicht? Das ist ein Problem, das sich nun und nimmer zurückstellen und der Zukunft überweisen läßt; so gewiß wir heute leben und heute befriedigt sein wollen, so zwingend fordert es jetzt unsere Entscheidung. Nun stellt uns der unmittelbare Eindruck unter einen unversöhnlichen Gegensatz, wir müssen also über ihn hinaus, und wer anders kann uns hier helfen als die Philosophie?
In Wahrheit hat die Philosophie von jeher des Problems sich angenommen, um so mehr da die Art seiner Lösung auch über ihre eigne Gestaltung entscheidet, sie hat es vornehmlich in der Neuzeit getan. Denn die Klärung der Lage und die Schärfung des Gegensatzes, welche die Aufklärung mit ihrer Scheidung von Innerem und Äußerem, von Bewußtem und Ausgedehntem brachte, drängte zwingend zu einer bestimmten Entscheidung, man suchte eine solche zu finden, indem man die verschiedenen Möglichkeiten der Lösung abwog. Diese Möglichkeiten waren und sind aber leicht zu übersehen. Die beiden Welten scheinen ihrem Inhalte nach grundverschieden, in der Erfahrung des Lebens aber untrennbar miteinander verbunden; hat nun die Sorge um die volle Wahrung der Eigentümlichkeit beider oder die um den Zusammenhang voranzugehen? Wer sich für jenes entscheidet, der muß den Dualismus als Abschluß betrachten, wer dagegen an erster Stelle um den Zusammenhang besorgt ist, der wird eine dem Gegensatz überlegene Einheit fordern. Zur Lösung bieten sich dann drei verschiedene Wege. Entweder gilt die Körperwelt für die ausschließliche Wirklichkeit, und es wird alles Seelenleben aus ihr abgeleitet, oder das Seelenleben wird zur einzigen Welt, die auch das Körperliche in sich trägt, oder es wird eine beide Seiten umfassende Einheit erstrebt, als deren Entfaltung, Äußerung, Erscheinung jene sich darstellen; so treten neben den Dualismus der Materialismus, der Spiritualismus und der Monismus im engeren Sinne. Indem jeder dieser Versuche den Kern der Wirklichkeit an eine andere Stelle verlegt, stellt er manches in helleres Licht und fügt er sonst Zerstreutes zusammen, aber es stößt auch jeder auf eigentümliche Widerstände, die er irgendwie zu überwinden suchen muß. Unsäglich viel Arbeit ist daran gewandt, aber noch immer schwankt die Sache hin und her, und immer von neuem glaubt der eine den andern endgültig widerlegen zu können.
Der Dualismus mit seiner Scheidung von Körper- und Seelenwelt ist besonders geeignet, die Eigentümlichkeit jeder der beiden Seiten voll zu entfalten, er darf sich der Klarheit und Schärfe seiner Begriffe rühmen, aber aufs schroffste widerspricht ihm ein Einheitsverlangen, indem sowohl die Erfahrung des engen Zusammenhanges von Körper und Seele, als die Kunst mit ihrer engen Verflechtung beider, als das Denken mit seinem Bestehen auf einer letzten Einheit des Weltalls dabei zusammentreffen. Der Materialismus hat für sich den unmittelbaren Eindruck und die Handfestigkeit der sinnlichen Welt, die scheinbare Einfachheit und die Vermeidung aller Metaphysik, die unbestreitbare Gebundenheit aller seelischen Vorgänge an körperliche Bedingungen; seiner Wirkung unter den Menschen aber kommt besonders zugute, daß er im Streit der Geister die schärfste Waffe gegen den Druck veralteter Gedankenmassen, gegen Unterdrückung und Aberglauben zu liefern scheint. Es widerspricht ihm aber die völlige Unvergleichlichkeit der seelischen Gebilde, der Einheit und Innerlichkeit des seelischen Lebens mit dem, was im Reich der Massen und Bewegungen geschieht, sowie der Aufbau eines eigentümlich geistigen Lebenskreises im geschichtlich-gesellschaftlichen Dasein, es widerspricht ihm weiter das Zurückweichen und Unsicherwerden der Außenwelt, das alle erkenntnistheoretische Besinnung mit sich bringt; von hier aus können wir uns unmöglich der Einsicht verschließen, daß das Bild der Natur uns keineswegs von außen her als eine fertige Tatsache zufällt, sondern daß es sich von unserem eignen Denken aus und unter dem Einfluß unserer geistigen Organisation gestaltet; ja das Verkennen der Tatsache, daß wir die Welt nicht fertig finden, sondern sie von uns aus bauen und bilden, droht den Materialismus zu einer unwissenschaftlichen Meinung herabzusetzen. Der Spiritualismus macht die entgegengesetzte Erfahrung. Er bringt die Überlegenheit des seelischen Erlebnisses vollauf zur Geltung, und er zeigt viel logische Schärfe in der Durchführung seiner Grundgedanken, aber es gelingt ihm nicht, das Eigentümliche dessen, was sich als sinnliche Empfindung von der reinen Innerlichkeit abhebt, verständlich zu machen; mag er die Kluft in die Seele selbst verlegen, sie wird damit nicht überwunden, sie wird vielmehr noch unerträglicher. – Der Erkenntnis aber, daß die beiden Reihen nicht aufeinander zurückführbar sind, und daß sie zugleich doch irgendwelchen Zusammenhang fordern, scheint am besten der Monismus zu entsprechen, indem er die beiden in verschiedene, aber einander parallele Seiten eines einzigen wesenhafteren Geschehens verwandelt. Denn so wird sowohl für die Einheit gesorgt als auch die Verschiedenheit gewahrt; so scheint hier ein volles Gleichmaß der Schätzung und Stimmung erreicht. Schade nur, daß alle schärfere Prüfung alsbald zeigt, daß der Gegensatz nur versteckt und zurückverlegt, nicht aber überwunden ist. Denn der erstrebte Parallelismus der beiden Seiten läßt sich nun und nimmer erreichen, bei jeder näheren Durchbildung des Grundgedankens hebt sich die eine als die Hauptsache heraus und macht die andere zur Nebensache; wir können die geschichtlichen Gestaltungen des Monismus nicht betrachten, ohne zu gewahren, daß sie entweder dem Materialismus oder dem Spiritualismus sich näherten und schließlich in ihn übergingen, ja daß wohl bei demselben Denker die beiden Fassungen zusammentrafen und durcheinanderliefen. So war es vornehmlich bei Spinoza der Fall, dessen Hauptwerk in der Grundlegung ebenso unverkennbar materialistisch geartet ist wie im Abschluß spiritualistisch. So sinkt der Monismus in dieselbe Verwicklung zurück, die er überwinden wollte.
Demnach durchkreuzt sich beim Gesamtproblem ein zwiefacher Gegensatz: wir kämpfen, ob Einheit oder Vielheit, und wir kämpfen, wo die Einheit zu finden sei. Das eine greift in das andere zurück, und der Streit treibt die Geister eher immer weiter auseinander, als er sie zusammenbringt. Wie oft hat hier der eine den anderen »widerlegt«! Aber der Besiegte und, wie es schien, Vernichtete, erhob sich immer von neuem und sammelte wieder neue Kraft; hat alle »Widerlegung« des Materialismus verhindert, daß er heute in größter Verbreitung steht? Verrät solche Ergebnislosigkeit des wissenschaftlichen Streites nicht, daß jene Erörterungen die Sache nicht an den Entscheidungspunkt bringen, daß dieser vielmehr weiter zurückliegt? Schließlich ist es die Fassung des Ganzen des Lebens, die dem Denken seine Bahnen weist und seine Hauptrichtung bestimmt.
Damit verlegt sich das Problem vom Denken ins Leben und verändert zugleich seinen Anblick. Denn wenn wir fragen, ob das Leben draußen oder drinnen seine Stellung zu nehmen und sich demgemäß zu gestalten habe, so gilt es nicht ein vorhandenes Geschehen zu deuten, sondern das Geschehen erst aufzubringen. Es wird uns nämlich das Leben nicht ohne unser Zutun als ein Ganzes gegeben, sondern es stellt sich zunächst als ein Nebeneinander und Nacheinander einzelner Vorgänge dar, die Verbindung zum Ganzen ist ein Werk des denkenden Geistes, sie ist ein Versuch, ein Wagnis, das sein Recht erst zu erweisen hat. Es kann das aber letzthin nicht durch eine Leistung nach außen hin, sondern nur dadurch erweisen, daß die versuchte Lösung alle Mannigfaltigkeit zusammenfaßt und zum Ganzen eines einzigen Lebens verbindet; das muß eine durchgängige Erhöhung bewirken und das Leben, das sonst nur an uns vorgeht, allererst vollauf zu unserem eignen machen; auch kann nur eine solche Synthese die Unbestimmtheit der Anfangslage überwinden und dem Leben einen ausgeprägten Charakter verleihen.
Nun gewährt aber dies Problem verschiedene Möglichkeiten der Verbindung. Zunächst kann das sinnliche Dasein, das uns so sicher umfängt und uns schon durch die Notwendigkeit einer unablässigen Lebenserhaltung zwingend an sich kettet, der eigentliche Schauplatz des Lebens werden, es wird dann alles, was das menschliche Seelenleben an Eigentümlichem hat, als ein bloßes Mittel und Werkzeug behandeln, uns mit jener Welt enge zu verbinden, sie in weiterem Umfange anzueignen, reicheren Gewinn aus ihr zu ziehen, als es auf der tierischen Stufe möglich ist. Andererseits hat das im geschichtlich-gesellschaftlichen Zusammensein der Menschheit eine Erhebung über das sinnliche Dasein vollzogen und in immer reicherer Verzweigung ein Leben unsinnlicher Art gebildet; wo das Ganze seinen beherrschenden Mittelpunkt in diesem Neuen sucht, da hat das sinnliche Dasein sich unterzuordnen, da wird es nur so weit Wert gewinnen, als es der Entfaltung jenes anderen Lebens dient. Daraus erwächst als der Hauptgegensatz der einer naturalistischen und einer idealistischen Lebensführung und Kultur. Eine weitere Spaltung entsteht dadurch, daß das Verhältnis des Idealismus und Naturalismus sich zwiefach gestalten kann. Entweder nämlich kann das Neue, das der Idealismus vertritt, bei aller Überlegenheit gegen das sinnliche Dasein ein freundliches Verhältnis zu ihm suchen und einen engen Zusammenhang mit ihm erstreben, oder aber es wird sich in schroffer Abhebung von ihm gestalten und durchaus selbständige Wege wagen. Jener Idealismus könnte ein immanenter, dieser ein supranaturalistischer heißen. Um die Typen des Naturalismus, des immanenten und des supranaturalistischen Idealismus also bewegt sich vornehmlich der Kampf; einen Dualismus in dem Sinne, daß zwei Lebensentwicklungen gleichgültig nebeneinanderstünden und sich nur von außen her berührten, duldet das Verlangen des Lebens nach Einheit nicht; ebensowenig duldet es einen Monismus, der zwei völlig unabhängig voneinander verlaufende Reihen umfaßt. Dem Monismus steht am nächsten der immanente Idealismus mit seinem Streben nach Ausgleichung der beiden Welten, dem Dualismus der supranaturale mit dem entgegengesetzten, sie möglichst auseinanderzuhalten. Freilich zeigt die geschichtliche Erfahrung, im besondern auch die Gegenwart, insofern eine Fülle dualistischen Denkens, als Menschen und ganze Zeiten ihre Überzeugungen oft zwischen die verschiedenen Richtungen teilen, hier mehr naturalistisch, dort mehr idealistisch urteilen. Das aber ist eine Sache der Menschen, es ergibt keinen neuen Lebenstypus. So brauchen wir nur gelegentlich uns damit zu befassen.
Zwischen jenen Haupttypen verläuft demnach der geistige Kampf. Es entstehen hier besondere Zusammenhänge des weltgeschichtlichen Lebens, die aus dem Eigentümlichen und Tatsächlichen der Leistung ihre Macht und Bedeutung ziehen. Indem sie aus vordringender Tat ein Lebensganzes herstellen, können sie den Stand unseres Daseins erhöhen, können sie sonst verborgene Tiefen und Kräfte des Lebens erschließen, können sie uns zu bleibenden Erfahrungen verhelfen. Auch läßt sich erwarten, daß soweit das geschichtliche Leben einen Zusammenhang besitzt, die spätere Gestaltung die Erfahrungen der früheren aufnimmt und nutzt, daß so schließlich ein Ganzes der weltgeschichtlichen Erfahrung, ein Gesamtstand der geistigen Evolution erwächst. Ein solcher Überblick kann zeigen, wie die verschiedenen Zusammenhänge das Verhältnis von Innen- und Außenwelt eigentümlich gestalteten, und wie sie das Hauptproblem beantworteten; er mag zeigen, welche Widerstände sie fanden und wie sie sich mit ihnen auseinandersetzten, in welche Verwicklungen sie gerieten und wie sie dadurch weitergetrieben wurden, er kann schließlich zeigen, wie die Erschütterung der einen der anderen zum Aufstieg verhalf, und wie mit dem allen der Kreis des Lebens ein immer weiterer wurde. Eine solche Betrachtung ist zunächst geschichtlicher Art, aber sie braucht nicht in die Aufrollung des bloßen Nacheinander aufzugehen. Denn wenn es gelingt, bei den Leistungen zwischen dem zu scheiden, was aus besonderen Voraussetzungen und Umgebungen erwuchs, und dem, was ein bleibendes Vermögen, vielleicht auch bleibende Schranken des Geisteslebens offenbart, so mag sich das Nebeneinander in ein Miteinander verwandeln, und es mag sich aus dem Verlauf der Zeiten eine zeitüberlegene Gegenwart herausheben, die alles festzuhalten sucht, was die verschiedenen Epochen an wahrhaftigem Leben brachten.
So das Ganze der geschichtlichen Erfahrung zu überblicken und den bleibenden Ertrag herauszuheben, dazu drängt aber mit zwingender Gewalt die eigentümliche Stellung, welche die Neuzeit zu unserem Probleme einnimmt. Die geschichtlich überkommenen Lebensgestaltungen gaben dem Idealismus ein entschiedenes Übergewicht, er galt ihnen als eine unbestreitbare, ja selbstverständliche Wahrheit. Nun aber hat der Naturalismus immer mehr die sichtbare Welt zur Geltung gebracht, er drängt mit solcher Bewegung den Idealismus weiter und weiter zurück; zugleich hat die Bewegung der Kultur manche Verwicklung innerhalb seiner herausgestellt; auch das muß ihn schwächen, daß die neuentstandene geschichtliche Denkweise mit ihrer geschärften Kritik in den überkommenen idealistischen Lebensformen, die früher unbedenklich als zusammengehörig hingenommen wurden, viel Abweichung und Gegensätzlichkeit entdeckt. Trotzdem findet der Naturalismus vielfachen Widerstand; er findet ihn schon deshalb, weil der Idealismus sich viel zu tief in unsere Überzeugungen, Bestrebungen, Begriffe eingegraben hat, um einem kühnen Ansturm rasch erliegen zu können; immerhin sind wir einer großen Ungewißheit verfallen, die unsichtbare Welt ist uns unsicher geworden, und die sichtbare genügt uns nicht. Ein derartiges Schwanken über die Hauptrichtung des Lebens muß seine Kraft und seine Freudigkeit lähmen. So gewiß aber nur eine tatsächliche Weiterbildung des Lebens eine solche Krise überwinden kann, sie kann nicht vom Himmel fallen, sie ist erst in Fluß zu bringen; dafür aber ist das klärende, orientierende, entwerfende Wirken der Philosophie unentbehrlich. Wenn sie dabei aber als nächste Aufgabe hat, von der Zufälligkeit des Augenblicks zu befreien, so kann dafür eine kritische Durchmusterung der großen geschichtlichen Zusammenhänge wertvolle Dienste leisten.
Wir beginnen unsere Durchwanderung der Geschichte mit der Lösung, das unser Problem auf der Höhe des griechischen Lebens fand. Daß diese Höhe nicht den Durchschnitt des damaligen Lebens bildet, sondern ihm vielfach schroff widerspricht, das sei keinen Augenblick vergessen. Jene Höhe aber schafft ein künstlerisches Lebensganzes, das den immanenten Idealismus in besonders hervorragender Weise verkörpert. Das Künstlerische ist hier vornehmlich plastischer Art, das Leben ist seinem geistigen Gehalt nach ein Verwandeln der Wirklichkeit in ein beseeltes, dabei wohlgeordnetes und deutlich abgestuftes Ganzes; die Bewegung hat in der geistigen Tätigkeit und der sinnlichen Natur zwei entgegengesetzte Ausgangspunkte, aber die Strebungen finden sich zusammen und verbinden sich zu einem umfassenden Lebensprozeß, der in sich selbst seine volle Befriedigung findet. Namentlich Aristoteles stellt uns das deutlich vor Augen. Das Geistige steht hier in sicherer Herrschaft, von ihm geht alle Bewegung, Belebung und Formgebung aus; das Sinnliche mag mit seiner Formlosigkeit zunächst als sein voller Gegensatz erscheinen, aber eine tiefere Betrachtung zeigt, daß es einer Ordnung und Belebung harrt und ihnen freundlich entgegenstrebt; so kann sich beides zur Harmonie eines Lebens zusammenfinden und sich gegenseitig fördern. Denn auch das Überlegene und Formgebende ist unfertig ohne die Hilfe des andern, erst in der Unterwerfung des Stoffes erreicht es die eigne Kräftigung, Durchbildung und Vollendung. Dieser Lebenstypus gibt dem Geistesleben wie der Natur mit solcher Herstellung eines freundlichen Zusammenwirkens eine eigentümliche Gestaltung und Aufgabe. Das Geistige löst bei aller Überlegenheit gegen das Sinnliche sich nicht von der gemeinsamen Welt ab, es bildet sich nicht eine Innerlichkeit, welche die Welt als gleichgültig behandelt, sondern es findet seine Aufgabe in der Verbindung, Belebung und Erhöhung dieser Welt, es ist von Grund aus ein unablässiges Wirken und Schaffen, männliche Kraft und freudige Tätigkeit, es ist dabei in sicherem Zuge auf das Wahre und Gute gerichtet. Zugleich gibt die enge Verbindung mit dem Geistigen der sinnlichen Natur einen unverkennbaren Wert; was immer das Leben an sinnlicher Regung bietet, das wird anerkannt und festgehalten, es hat sich nur dem Ganzen einzufügen und unterzuordnen, es muß einen bestimmten Platz und eine feste Begrenzung empfangen, um dadurch geläutert und veredelt zu werden. So hat dieser Lebenstypus darin vornehmlich seine eigentümliche Leistung und Größe, Geist und Natur, Form und Stoff aufs engste zusammenzubringen und in fruchtbare Beziehung zu setzen, dabei dem Geistigen eine Nähe und dem Sinnlichen eine Veredlung zu geben; alle Gegensätze scheinen hier ausgeglichen, alle Widersprüche überwunden, das Leben ohne eine Abschwächung der Unterschiede in ein Ganzes zusammengeschlossen. So kann es sich in sich selbst gegründet und allen Verwicklungen des Daseins gewachsen fühlen.
Ein solcher Lebenstypus erscheint bei den Griechen in reinster Ausbildung auf der Höhe der plastischen Kunst, nirgends im ganzen Umkreis der Geschichte ist eine Welt von geistigen Größen und Gütern dem Menschen so sehr wie hier in eine unmittelbare Gegenwart gerückt, sind sichtbare und unsichtbare Welt so innig einander verwoben. Auch die Philosophie nimmt an dieser Bewegung teil. Sie tut das zunächst, indem sie die Innen- und Außenwelt unter Vorherrschaft jener zu einem in sich ruhenden Leben verbindet; es ist Aristoteles, der dieser Überzeugung den reinsten wissenschaftlichen Ausdruck gibt. Auch über die Besonderheit des Inhalts hinaus vollzieht die griechische Philosophie in der Art ihrer Arbeit eine einzigartige Ausgleichung von Innerem und Äußerem. Denn es fallen ihr nicht Gehalt und Form auseinander, und es ringt der Gedanke nicht mühsam mit einem widerspenstigen Stoff, sondern die Arbeit schließt nicht eher ab, als aller Widerspruch überwunden ist und die Gedanken klar und scharf dargestellt sind. Solches Streben hat auf allen Stufen der geschichtlichen Bewegung ausgeprägte Typen der Denkweise erzeugt, die sich dem Bewußtsein der Menschheit bleibend eingeprägt haben.
Ein ähnliches Wirken und Schaffen geht durch alles griechische Leben hindurch; daß hier alles, was an Innerem aufstrebt, zur vollen Verkörperung gelangt, und daß alles Äußere eine Beseelung und Gestaltung empfängt, das vornehmlich läßt hier eine zusammenhängende geistige Wirklichkeit entstehen und gibt dem hier entfalteten Leben eine überlegene Anziehungskraft. Mag dabei manches Zeitliche und Besondere mit einfließen, der Kern des Ganzen liegt jenseits aller Zufälligkeit und ist einer bleibenden Wirkung fähig. Denn kräftig und deutlich bricht hier das Urphänomen der Form hervor, überzeugend erweist sich, daß auf geistigem Boden sich Inneres an Äußerem zu bilden und Äußeres eine Verkörperung des Inneren zu werden vermag. Eine durchgehende Erfahrung des menschlichen Lebens wird damit erwiesen, daß bei ihm das Innere vom unbestimmten Umriß zu voller Gestalt erst durch eine Darstellung nach außen hin gelangt; das Äußere wird damit keineswegs zu einem gleichberechtigten Faktor, aber es scheint unentbehrlich, um das Innere zu voller Durchbildung zu treiben, es ist mit seiner anregenden und zurückwirkenden Kraft ein unentbehrliches Stück des Lebensprozesses. Alles künstlerische Schaffen bezeugt die Wahrheit dessen und liefert damit, wie Goethe sagt, von der ewigen Harmonie des Daseins die seligste Versicherung, am deutlichsten wird diese Wahrheit indirekt durch die Erfahrung der Menschheit erwiesen. Denn wo immer die Form verschmäht und vernachlässigt wurde, da sank bald das Leben und verfiel schließlich einer Barbarei; die Form mit ihrer engen Verbindung von Innerem und Äußerem ist unentbehrlich, um geistiges Leben hervorzulocken, es zu voller Kraft zu bringen, es die Breite der Dinge durchdringen zu lassen. So ist es wohlbegreiflich, wie die Form zum Zentralbegriff einer Lebensordnung des immanenten Idealismus werden konnte.
Aber wie das griechische Schaffen uns dies in höchster Vollendung zeigt, so hat es auch manche Begrenzung und Verwicklung; diese müssen zu Einwänden und Widerständen werden, wenn jene künstlerische Ordnung sich als das Letzte und Ganze unseres Lebens gibt. Zunächst enthält jene Lösung Voraussetzungen, die keineswegs selbstverständlich sind. Jene Lösung kann die Höhe des Lebens nur bilden, wenn der geistige Antrieb stark ist, und wenn er mit überlegenem Vermögen das sinnliche Dasein zu bezwingen wie gestalten vermag, wenn ferner die Sinnlichkeit gesunder Art ist, mit unverfälschter Naturkraft aufstrebt und zugleich sich willig dem vorgehaltenen Rahmen einfügt, wenn endlich die Bewegungen vom einen zum andern sich willig und freundlich zu einem gemeinsamen Leben verbinden. Alles zusammen verlangt eine Höhe des Lebens, die nur unter besonderen Umständen erreicht wird, die nur in seltenen Zeitlagen und auch hier nur für eine geistige Aristokratie den Gesamtcharakter des Daseins bestimmt.
Dazu gesellen sich Verwicklungen im Grundbestande dieses künstlerischen Idealismus, sofern er das ganze Leben führen will. Die Einigung von Form und Stoff darf nicht eine bloße Zusammensetzung und Anordnung sein; einen Inhalt kann aber ihr Zusammenstreben nur ergeben, wenn die Form eine Seele hat und sie dem Ganzen der Bildung mitteilt. Aber woher erhält die Form eine solche Beseelung? Diese Frage führt zu der weiteren, wie hier überhaupt die Stellung des geistigen Lebens zu verstehen ist. Ist es der Gestaltung überlegen, und wird, um die Reinheit der Form zu wahren, diese Überlegenheit nachdrücklich hervorgekehrt, so entstehen zwei Welten, wie es Plato deutlich vor Augen stellt, damit aber schwere Verwicklungen; soll aber die Form nur innerhalb jenes Bildungsprozesses wirken, wie vornehmlich bei Aristoteles, so droht sie an Gehalt einzubüßen und wird sie leicht in ihrer Reinheit geschädigt. Darin erkennen wir die Achillesferse jenes künstlerischen Idealismus: entweder setzt er eine größere Innerlichkeit, ein Beisichselbstsein des Lebens, voraus, dann wird das menschliche Leben in der bloßen Gestaltung schwerlich sein Genüge finden, dann wird ihm die bloße Kunst zu klein; oder das Bilden und Gestalten wird als völliger Selbstzweck behandelt, dann liegt die Wendung nahe, daß es eine bloße Zugabe des Daseins, eine bloße Verschönerung des Lebens wird, damit aber einen wesenbildenden Gehalt verliert. So weist die künstlerische Lösung über sich selbst hinaus auf ein weiteres Ganzes des Lebens.
Das spätere Altertum stellt uns dieses Problem in großen Zügen vor Augen: Sinnliches und Geistiges, welche die Höhe seines Schaffens eng verschlungen hatte, lösen die Verbindung und treten immer weiter auseinander. Das Geistige sucht immer mehr eine volle Innerlichkeit zu erringen, es vollzieht in dieser Richtung, unter tatkräftiger Mitwirkung der Philosophie, zunächst ein Selbständigwerden der Moral, dann ein solches der Religion. Aber soviel dabei an seelischer Tiefe gewonnen wird, und so sehr schließlich die Sinnlichkeit zu einem bloßen Bilde herabsinkt, das Leben vermag dem Beisichselbstsein der Innerlichkeit keinen genügenden Inhalt zu geben. Das vornehmlich deshalb, weil es hier als bloßes Erkennen eine volle Wirklichkeit erzeugen möchte, deren Formen nur wie bloße Umrisse, ja wie nebelhafte Schatten über der Wirklichkeit schweben. So erreicht freilich das Geistige ein eignes Reich, aber dessen Unzulänglichkeit würde rasch zur Empfindung kommen, wenn nicht die religiöse Stimmung die Gebilde des Denkens unablässig beseelte und erwärmte. Zugleich verliert das Sinnliche bei wachsender Künstlichkeit der Kultur mehr und mehr die Gesundheit der älteren Zeit und verfällt einem weichlichen Raffinement, ja einer inneren Verdorbenheit. Kein Wunder, daß sich eine Feindschaft dagegen entwickelte, daß man es nicht nur möglichst weit zurückzudrängen suchte, sondern daß eine asketische Denkweise diese Zurückdrängung zum Hauptinhalt des Lebens machte. Trotz solcher Wandlung verbleibt das alte Ideal der künstlerischen Gestaltung in mannigfacher Wirkung, und die Form fährt fort als ein hoher Wertbegriff zu gelten, aber es geschieht in einem, wenn auch unvermerkten Widerspruch zur Grundströmung des Lebens, und es kann die Tatsache nicht ändern, daß die klassische Harmonie der beiden Welten sich am Schluß in eine schroffe Kluft verwandelt. Der Gesamtverlauf der griechischen Geschichte bietet das Schauspiel, daß mehr und mehr die sinnliche Welt, die zu Beginn den Menschen gänzlich einnahm, einer unsinnlichen weichen muß, zu deren Ausbildung das Verlangen einer geistigen Selbsterhaltung den Menschen treibt. Die Idee einer reinen Innerlichkeit ist nicht erst auf christlichem oder gar auf modernem Boden entstanden, für das Ganze der Kultur haben die Griechen sie durch mühsame Arbeit und Erfahrung hindurch errungen und damit neue Gestaltungen vorbereitet.
Das Christentum teilt die Abwendung von der sinnlichen Welt, aber ihm gelingt es, der bei sich selbst befindlichen Innerlichkeit eine große Aufgabe und einen reichen Inhalt zu geben; es geschieht das, indem, in unverkennbarer Anknüpfung an das spätere Judentum, der Schwerpunkt des Lebens sich aus dem Intellektuellen und Kosmischen in das Ethische und Persönliche verlegt. Es erfolgt eine völlige Umwälzung, indem nun das Grundverhältnis des menschlichen Lebens nicht mehr das zu einem sichtbaren oder unsichtbaren All, sondern das zum weltüberlegenen vollkommenen Geiste bildet; damit eröffnen sich neue Ziele und Maße, die das ganze Leben vor große Aufgaben stellen. Es gilt eine Einigung mit jenem vollkommenen Geiste; dieser Forderung genügt der vorgefundene Stand des Menschen nicht nur nicht, sondern er scheint ihr direkt zu widersprechen; die Lösung dieses Konfliktes wird nun zur allesbeherrschenden Forderung; da sie vom vorgefundenen Seelenstande aus nicht zu befriedigen ist, sondern es dazu einer völligen Wesenserneuerung bedarf, so wird die Aufgabe über alles Vermögen des Menschen hinausgehoben; solche Notwendigkeit einer unmöglichen Forderung bewirkt eine ungeheure Erschütterung. Aber der Schärfung des Konfliktes setzt das Christentum eine Überwindung entgegen, zuversichtlich verkündet es eine erlösende und erhöhende Liebe, die den Menschen von aller Verwicklung befreit, ihn an der Vollkommenheit göttlichen Lebens teilnehmen läßt und ihm zugleich eine volle Seligkeit gewährt.
Dieses Leben trägt in der Innerlichkeit selbst große Kontraste, Bewegungen, Erfahrungen; die äußersten Gegensätze völliger Verzweiflung und sicherster Befestigung wirken in ihm und steigern sich gegenseitig, die Spannung des Ganzen wächst weiter durch die Überzeugung, daß die Wendung des menschlichen Lebens nicht eine Sache des bloßen Menschen ist, daß vielmehr der Widerspruch eine Auflehnung gegen den göttlichen Willen, eine Verletzung heiliger Weltordnung bedeutet, daß er eine innere Zerstörung mit sich bringt. So muß dies Leben sich als den Kern der ganzen Wirklichkeit fühlen, es wird alles übrige Leben zu einer bloßen Umgebung machen und ihm keine selbständige Bedeutung zuerkennen. Zugleich behauptet es eine völlige Überlegenheit gegen alle Natur. Nicht nur versteht es die Natur um uns als ein Werk des schaffenden Geistes, es setzt auch innerhalb des Menschen alles Wirken aus bloßer Naturkraft zu einer niederen Stufe herab und verbietet streng sein Einfließen in das sittliche Handeln. So mußte ein Denker, der wie Augustin die Gegensätze schroff scheidet, die antike Sittlichkeit als völlig ungenügend verwerfen.
Demnach erzeugt diese ethisch-religiöse Ordnung ein Leben streng supranaturalistischer Art: das Geistesleben bedarf hier nicht einer Ergänzung durch die Natur, sondern es trägt seine Aufgabe wie seine Kraft in sich selbst. Das heißt aber nicht das Sinnliche für schlecht erklären und als einen Feind behandeln; wo dies innerhalb des Christentums geschah, da ist es in Widerspruch mit seiner Grundrichtung geschehen. Denn dieser gilt, in deutlicher und bewußter Abweichung vom späteren Altertum, als der entscheidende Gegensatz nicht der von Sinnlichem und Unsinnlichem, sondern der von Gutem und Bösem; die Wurzel des Übels ist nicht ein Mangel an geistigem Vermögen, sondern die moralische Schuld. Aber das Sinnliche bleibt ein untergeordnetes Gebiet, das ganz und gar den Zwecken des Geistes zu dienen hat; es ist wertvoll nicht durch sich selbst, sondern durch das, was es für die höhere Ordnung leistet; so kann es nun und nimmer das menschliche Streben bei sich festhalten, es weist immer über sich selbst hinaus und bleibt bei aller Handgreiflichkeit dem Menschen seelisch eine Außenwelt.
Wir werden sehen, welche Gefahren und Verwicklungen die Entfaltung dieser Lebensordnung auf dem Boden der Menschheit und unter besonderen geschichtlichen Bedingungen erzeugte. Aber vor solchen Erwägungen ist die Grundtatsache des Geisteslebens vollauf anzuerkennen, das sich hier entfaltet. Dies Leben entdeckt in sich selbst eine unergründliche Tiefe, schroffe Kontraste, gewaltige Aufgaben; galt es sonst seiner ganzen Ausdehnung nach als wertvoll, so beginnt nun in ihm eine innere Scheidung, es erscheint eine Spaltung, deren Überwindung zur Aufgabe aller Aufgaben wird. Daß so dem Menschen sein eignes Wesen zum Hauptproblem wird, das muß sein Leben wesentlich zurückverlegen und es vor allem mit sich selbst befassen lassen; eine weltüberlegene Innerlichkeit gewinnt damit eine Selbständigkeit und einen vollgenügenden Inhalt. Zugleich vollzieht sich in der Schätzung des Handelns die Wandlung dahin, daß es zu seiner Vollendung nicht einer Leistung nach außen bedarf, sondern die Hauptaufgabe in jener Innerlichkeit selbst findet. Damit wird die Gesinnung aus einer matten Begleitung ein tätiges Verhalten, damit vollzieht sich eine Befreiung vom Schicksal nicht nur der äußeren Verhältnisse, sondern auch einer gegebenen seelischen Art. Ein Leben aus freier Tat hebt sich über allen bloßen Naturprozeß hinaus, es beginnt ein Kampf zwischen Freiheit und Schicksal. Wie die hier gewonnene Selbständigkeit den Menschen zum Herrn seiner eignen Natur zu machen sucht, so läßt sie ihn auch die Sinnlichkeit nicht als ein zugewiesenes Schicksal hinnehmen und sich ihr wehrlos beugen, sondern sie ruft ihn zu ihrer Beherrschung auf und gestaltet sie gemäß den Zwecken des Geistes. Wie viel das besagt, das zeigen namentlich die Anfänge des Christentums. Denn indem es getrosten Muts den Kampf gegen eine alle Verhältnisse durchdringende schlaffe Sinnlichkeit aufnahm, hat es gegenüber der Auflösung eine innere Befestigung der Menschheit vollzogen und mit der Stärkung des Selbstvertrauens den geistigen Boden für einen Aufstieg geschaffen. Solche Wandlungen, Vertiefungen, Befreiungen mögen sich für das menschliche Bewußtsein zeitweilig verdunkeln und vergessen lassen. Aber zurückzunehmen sind sie nicht, viel zu sehr haben sie den inneren Bestand des Lebens verändert, als daß sich nicht alle weitere Bewegung der Menschheit mit ihnen auseinandersetzen müßte. Der Mensch kann unmöglich das frühere naive Verhältnis zur Weltumgebung und zu seiner eignen Natur wiederaufnehmen und in seiner Entwicklung volle Befriedigung finden. Mag die nähere Gestaltung jener ethisch-religiösen Lebensordnung zum Widerspruch treiben, es erhält sich trotzdem der Grundgedanke der Verinnerlichung und der ethischen Aufrüttelung des Lebens; wo die Antworten nicht genügen, da verbleiben doch die Fragen; auch sie sind Mächte, die das Leben in eine besondere Richtung treiben und ihm einen eigentümlichen Charakter geben. So läßt sich die christliche Lebensgestaltung aus der Geschichte nicht streichen, sie bleibt als ein Hauptstück, ja als die beherrschende Tiefe des Lebens allen Wandlungen der Geschichte überlegen, sie wirkt offen oder versteckt durch die Zeiten fort und erweist sich damit jener zeitlosen Gegenwart zugehörig, mit der unsere Untersuchung zu tun hat.
Aber alle Wahrheit und Größe hat nicht verhindert, daß das Christentum ein Gegenstand unablässigen Streites war, nicht allein von außen hat es, falls nicht ein gewaltsamer Druck das verhinderte, immerfort härteste Angriffe erfahren, auch seine eigne Welt ist voller Zerwürfnisse, die über die Begriffe hinaus in die Gestaltung des Lebens reichen; alles deutet darauf hin, daß die nähere Fassung des Hauptstrebens eine Verwirklichung enthält; wir werden sehen, daß gerade das Verhältnis von Innen- und Außenwelt dabei in Frage kommt. Das Christentum vertritt eine neue Welt gegenüber der, welche den Menschen unmittelbar umfängt, von dieser Behauptung zweier Welten kann es nicht lassen, ein »monistisches« Christentum ist ein Unding, das nur einem verworrenen Denken möglich ist. Aber die Behauptung zweier Welten läßt die nähere Bestimmung ihres Verhältnisses offen, im besondern wird zur Frage, wie die Welt, die dem Menschen eine überlegene, eine transzendente ist, zugleich seine eigne werden und eine volle seelische Nähe zu erreichen vermag. Nun entspricht es gewiß dem Grundgedanken des Christentums, die überweltliche Ordnung auch in unserer Welt zu kräftiger Wirkung zu bringen, aber eine volle Ausgleichung wird dabei nicht erreicht, jene Ordnung bleibt an erster Stelle ein Jenseits, das sich neben unserer Welt befindet und daher uns von dieser ablenken muß, indem es uns zu sich hinzieht; zugleich bleibt jene zu sehr eine Sache bloßer Erwartung und Zukunft, sie schafft nicht genügend eine zeitüberlegene Gegenwart. Das führt nicht nur nach besonderen Richtungen in mannigfachste Verwicklung, es erzeugt Bedenken und Widerstand gegen das Ganze des Lebens. Indem die überlegene Geistigkeit hier vornehmlich als eine jenseitige Ordnung zu uns wirkt, wird unserem ganzen Leben ein eigentümlich religiöser Charakter gegeben, es wird damit in eine Bahn gedrängt, die besonderen Zeitlagen entsprechen mag, die für die Dauer aber zu eng wird. Die Festlegung des Christentums erfolgte in einer Zeit, die alles kräftigen Lebensmutes entbehrte, und die vor allem einen festen Halt gewinnen wollte; ein solcher schien sich aber nur im Gegensatz zum verworrenen Treiben der Welt, in einer jenseitigen Ordnung finden zu können; je schärfer die Scheidung war, desto gewisser glaubte man seiner zu sein, desto fester stand die göttliche Offenbarung, die durch ein Wunder an uns kam. Was spätere Zeiten gehobenen Lebensmutes dagegen einzuwenden hatten, das gehört nicht hierher; wohl aber gilt es sich damit zu befassen, wie auch das Verhältnis von Innen- und Außenwelt unter solcher Wendung zu leiden hat.
Vor allem entsteht ein schroffer Gegensatz, der durch die ganze Geschichte des Christentums geht, der Gegensatz einer Zurückziehung von der sichtbaren Welt und einer Anpassung an diese Welt mit der Gefahr, das Sinnliche ins Geistige eindringen zu lassen. Wo das Innenleben aus dem Verhältnis zu einer jenseitigen Gottheit entspringt und in der Entwicklung dieses Verhältnisses seine Hauptaufgabe hat, da wird leicht eine Gleichgültigkeit gegen die Weltumgebung entstehen, da mag man sich mit einem »Schweig', leid', meid' und vertrag'« über alle Unbill trösten und keinerlei Versuch unternehmen, die Unvernunft in ihr anzugreifen. Können wir leugnen, daß die Neuzeit in die gemeinsamen Verhältnisse weit kräftiger und förderlicher eingegriffen hat als das Christentum, das doch so lange die Seelen beherrschte? Wer hat die Sklaverei aufgehoben, wer eine allgemeine Volksbildung durchgesetzt, wer das soziale Problem in großem Stile ergriffen? Jene Innerlichkeit wurde bei aller Zartheit des Erlebnisses zu weich und zu weltfremd, um eine durchdringende und durchbildende Kraft an der Welt zu üben; wo die geistige Erregung sich nicht irgend in Tätigkeit umsetzt, da verfällt sie leicht der Gefahr, ein tatloses Schweben über den Dingen, ein bloßsubjektives Gefühl, eine leere Stimmung zu werden.
Im Christentum wirkt aber der Bewegung zu einer weltüberlegenen Innerlichkeit eine andere kräftig entgegen. Jene hätte es leicht zu einer Religion der bloßen Individuen gemacht, von Anfang an aber ging sein Bestreben dahin, ein Gesamtreich des neuen Lebens zu errichten und der ganzen Menschheit zu helfen. So unterscheidet auch auf geschichtlichem Boden es nichts mehr von anderen Religionen als der Aufbau einer allumfassenden Kirche. Dies Unternehmen erzeugte aber eigentümliche Verwicklungen. Es war nicht durchführbar ohne einen Blick auf die Lage, auch auf die Meinungen und Zwecke der Menschen; wenn diese Lage als eine im wesentlichen unveränderliche hingenommen wurde, so war eine vielfache Anpassung, mit ihr aber auch ein Eindringen sinnlicher Elemente in die Welt der Religion nicht zu vermeiden. Zur Verstärkung der Sinnlichkeit wirkte auch die oft erwähnte geistige Mattheit des ausgehenden Altertums. Man wollte damals um jeden Preis und ohne alle eigne Gefahr sich einer vollen Realität des Geistigen versichern; so bestand man auf einer sinnlichen Verkörperung, um ihrer vollauf gewiß zu werden. Man verlangte sinnfällige Tatsachen, überwältigende Eindrücke, greifbare Unterpfänder, wie das am deutlichsten im Begriff des Sakramentes hervortritt. Denn das Sinnliche ist hier keineswegs ein bloßes Mittel und Werkzeug, es gehört zum Wesen der Sache und bindet die Mitteilung göttlicher Kräfte so eng an sich, daß die Gesinnung darüber leicht zur Nebensache wird (sacramenta non solum significant, sed causant gratiam). Je mehr das Bewußtsein der eignen Schwäche den Menschen die Rettung allein von übernatürlicher Gnade erwarten läßt, desto religiöser kann es scheinen, ihm möglichst alle eigne Betätigung abzusprechen und das neue Leben in ihn wie in ein bloßes Gefäß »einströmen« zu lassen. So entsteht die Neigung, geistige Vorgänge zu ihrer Sicherung an sinnliche Formen zu binden, der greifbaren Leistung einen überragenden Wert zu geben, damit aber eine Materialisierung des Geisteslebens zu vollziehen, die zugleich alle freie Bewegung gefährdet.
Auch im Wirken der Kirche erscheint ein ähnliches Problem. Dies Wirken erfolgt für das Reich Gottes, es will alles äußere Geschehen den Zwecken der Innenwelt unterordnen. Aber es kann zu keinem vollen Erfolge gelangen, ohne mit der Welt wie sie ist zu paktieren und sich ihrer Mittel zu bedienen; damit aber gerät sie unter den Einfluß dieser Welt und kann davon so weit fortgerissen werden, daß der Hauptzweck dahinter zurücktritt.
So entfaltet sich weithin der Gegensatz einer weltfremden Innerlichkeit und eines Fortgerissenwerdens des Innern vom Äußeren; mag innerhalb des Christentums unablässig nach irgendwelchem Ausgleich gestrebt sein, es wird oft nur ein leidlicher Kompromiß erreicht, der Gegensatz einer freischwebenden Subjektivität und einer sinnlich gebundenen Organisation aber keineswegs überwunden.
Die Neuzeit vollzieht beim Problem von Außen- und Innenwelt eine große Wendung. Der Strom des Lebens richtet sich nun wieder in die Welt hinein, aber nun soll sie nicht nach antiker Art nur angeschaut, sondern in vollen Besitz und Genuß verwandelt werden; was an Innerlichkeit gewonnen war, das wird keineswegs aufgegeben, aber es soll sich jetzt der ganzen Wirklichkeit mitteilen und durch solche Mitteilung an Kraft und Freudigkeit wachsen. Wir sahen, wie die Neuzeit ihre Hauptaufgabe in der Steigerung des Lebens findet, wie diese Steigerung nicht einem außer ihr befindlichen Zwecke dient, sondern mehr und mehr sich selbst zum vollgenügenden Ziele wird. Wie es aber zur Durchführung dessen eines Zusammenstrebens der Gegensätze bedarf, so können auch Innen- und Außenwelt nicht getrennte Welten bleiben, das Leben des Ganzen weist sie ständig aufeinander hin, das eine kann nur an dem anderen seine Kraft entfalten und die eigne Höhe erreichen. Mögen sie also verschiedene Ausgangspunkte bilden, sie bewegen sich zueinander hin und verschlingen sich immer enger, der Fortgang des Lebensprozesses mag hier als eine fortschreitende Überwindung des Gegensatzes erscheinen. Das Unsinnliche strebt zum Sinnlichen, um dadurch seine volle Kraft zu erringen; so sehen wir alles, was auf modernem Boden an Ideen und Prinzipien aufkam, von einem brennenden Durst erfüllt, sich des sinnlichen Daseins zu bemächtigen und es bis in alle Verzweigung hinein zu durchdringen; nur dadurch scheinen sie aus dem Reich der Schatten in klare und volle Wirklichkeit zu treten, zugleich aber auch den Beweis ihrer Wahrheit zu liefern. So ist die Zeit einer scheuen Absonderung von der Sinnlichkeit nunmehr vorbei, diese kann nicht mehr geringgeschätzt werden. Von der anderen Seite her läßt die moderne Lebensarbeit das Sinnliche mehr und mehr geistige Züge in sich aufnehmen und rückt es dem Geistigen näher und näher. Die Natur verliert die alte Handgreiflichkeit, sie steht nicht mehr wie ein Reich undurchdringlichen Stoffes vor den Augen des Menschen, sondern sie verwandelt sich in ein Gewebe von Kräften und Beziehungen, die eine kausale, dem Denken zugängliche Ordnung zusammenhält. Auch die materiellen Güter erscheinen innerhalb dieser Lebensordnung der Steigerung der Kraft und des unablässigen Fortschritts in völlig anderem Lichte als zu früheren Zeiten, wo die Beschäftigung mit ihnen eine niedere Denkweise zu bekunden schien. Denn sie werden nunmehr unentbehrliche Mittel zur Entfaltung menschlicher Kraft und zur Überwindung der Widerstände; es ist weit weniger der sinnliche Genuß als die Steigerung der Kraft, die Herrschaft über die Dinge, also etwas Unsinnliches, das sie wertvoll macht. Wenn so das eine durch das andere wächst, so umfängt eine einzige Welt und ein einziges Leben den Menschen, und es werden bei jenem Zusammenstreben Idealismus und Naturalismus völlig miteinander ausgeglichen; die Kluft, die sich dem Christentum eröffnete, scheint damit glücklich überwunden.
Von großer Bedeutung dafür war die Gestaltung der Tätigkeit zur Arbeit; die Neuzeit übertrifft hier frühere Zeiten erheblich. Denn mit besonderem Eifer hat sie das menschliche Wirken von aller Subjektivität zu befreien und mit den Gegenständen aufs engste zu verflechten gesucht, sie bildet große Zusammenhänge der Arbeit, erkennt in ihnen eigne Gesetze und Antriebe und läßt diese das Handeln beherrschen. Indem sich so der Mensch in die eignen Notwendigkeiten der Dinge versetzt, treten diese ihm unvergleichlich näher, ja verwachsen sie mit seinem Wesen; die Arbeitswelt des Menschen verknüpft wie Kraft und Gegenstand so auch Inneres und Äußeres zu einem einzigen Ganzen. So ist der Fortschritt der Arbeit zugleich die Befestigung des Menschen in einer ungeteilten Welt, ein Vordringen des Einheitsgedankens.
Dies Bewußtsein, einer einzigen Welt anzugehören, beherrscht die Überzeugung des modernen Menschen und gibt ihm ein sicheres Lebensgefühl. Aber je stolzer und freudiger das Einheitsstreben auftritt, zu desto größerer Erschütterung muß es wirken, wenn sich innerhalb des modernen Lebens selbst verschiedene, ja entgegengesetzte Lebensströme bilden, die es mit seinen Mitteln nicht zusammenzubringen vermag, wenn die Arbeit bei Anspannung aller Kraft nicht ausführen kann, was der Lebenstrieb als zwingende Forderung stellt. Es geschieht das aber in folgender Weise: Das vornehmliche Mittel zur Durchführung seines Strebens war dem modernen Leben die Wissenschaft, die Wissenschaft in der analytischen und exakten Art, wie eben die Neuzeit sie ausgebildet hat; von ihr erst konnte in Wahrheit gelten, daß Wissen Macht ist. Nun konnte aber die Wissenschaft weder das seelische Leben noch die Natur klar und deutlich erfassen, ohne ihnen eine Selbständigkeit gegeneinander zu geben und jedem eine unvergleichliche Eigenart zuzuerkennen. Das besagte einen völligen Bruch mit der bisherigen Art, welche an einer Vermengung beider Reiche keinen Anstoß nahm. Die ältere ethisch-religiöse Erhebung des Innern über das Äußere behaftete den wissenschaftlichen Begriff der Seele mit mancher sinnlichen Vorstellung, sie fand weder darin Bedenken, sinnliche Wirkungen, Eindrücke, Einflüsse unmittelbar in die Seele eingehen, noch darin, umgekehrt Willenshandlungen in die Außenwelt sich erstrecken und ihren Stand verändern zu lassen; dabei wurde die Seele weniger durch eine selbständige Haupteigenschaft als durch die Verneinung des Sinnlichen bestimmt, so konnte sie leicht der gewöhnlichen Fassung als ein nur verfeinertes, luftartiges Sinnliches gelten. Auf der anderen Seite dünkte die Natur von seelischen Kräften durchwaltet, von Zwecken gelenkt, von Trieben und Neigungen bewegt, sie konnte ein lebendiges Ganzes zu bilden und von innen heraus zu schaffen scheinen. Eine solche Verworrenheit, die ein unablässiges Durcheinanderlaufen beider Reihen mit sich brachte, hemmte alle genaue Erklärung; so zwang das Verlangen nach einer solchen zu einer völligen Scheidung und zugleich zur Forderung, alles Seelische psychologisch, alle Natur physikalisch zu verstehen. Diese Scheidung wurde von den leitenden Geistern der Aufklärung geschickt und energisch durchgeführt; indem dabei als das Wesentliche der Seele das Bewußtsein mit seinem Denken, als das der Körperwelt die räumliche Ausdehnung gefaßt wurde, trat beides bis zur Unversöhnlichkeit auseinander. Hier ein Reich der Seelen mit ihrer Unteilbarkeit, dort ein Reich bis ins Endlose teilbarer Massen mit ihren Bewegungen; die Beziehung beider Reiche konnte nicht mehr als eine gegenseitige Mitteilung, sondern nur so verstanden werden, daß von der einen Seite eine Anregung kommt, die auf der anderen irgendwelche Tätigkeit auslöst; im Wirken aber blieb jedes Reich bei sich selbst und verschloß sich jedem Eingriff von draußen her.
Nun aber verblieben diese Bewegungen keineswegs innerhalb der bloßen Theorie, sie drängten darüber hinaus und wurden zu großen Strömungen, die sich über das ganze Leben auszudehnen strebten und dabei unvermeidlich aufs härteste miteinander zusammenstießen. Im Denken beginnt das Subjekt sich als Schöpfer einer Welt zu fühlen. Denn wenn das Denken als schaffendes Vermögen eine unerschöpfliche Mannigfaltigkeit aus sich entwickelt – die Mathematik lieferte dafür das anschaulichste Beispiel –, so verliert es sich damit nicht an die Dinge, es behält eine sichere Überlegenheit, es kehrt aus allem Bilden immer wieder zu sich selbst zurück und erweist damit ein volles Beisichselbstsein des Menschengeistes. Wie das denkende Subjekt den archimedischen Punkt zu bilden scheint, der gegenüber dem Chaos der Erscheinungen eine feste Stellung gewährt, so wird es zur Aufgabe, in den Prozeß, der hier entsteht, die ganze Wirklichkeit hineinzuziehen. Das Denken wird nunmehr wie zur treibenden Kraft so zum Maß aller Dinge, durch energische Selbstkonzentration entdeckt es in sich selbst einen Stammbesitz ewiger Wahrheiten, setzt diese in zwingende Forderungen um und hält sie dem vorgefundenen Stande der Dinge entgegen; was ihnen widerspricht, muß fallen, was ihnen entspricht, wird mit der Durchleuchtung eine beträchtliche Erhöhung erfahren. Ein derartiges Wirken macht sich nicht nur von außen her an den Dingen zu tun, es dringt in sie selber ein und möchte aus ihnen etwas völlig anderes machen, als der unmittelbare Eindruck zeigt. Denn alles Sinnliche wird hier eine bloße Erscheinung, ein Ausdruck und Mittel eines Gedankengehaltes; auf Gedankengrößen scheint alle Wirklichkeit zurückzukommen, mit der Erhebung ins Gedankliche, ins Ideelle ihre echte Wahrheit zu finden. Das Sinnliche kann hier nur als ein Restbestand gelten, bei dem die Umwandlung in Gedankenarbeit noch nicht voll gelungen ist, nicht aber wird ihm eine selbständige Wirklichkeit gegenüber jener zuerkannt. Damit werden die Eigenschaften der Gedankenarbeit zu beherrschenden Charakterzügen des ganzen Kulturlebens; was jene Arbeit an allgemeiner und zeitloser Wahrheit ermittelt, das ist überlegen sowohl dem, was das sinnliche Dasein aufweist, als dem, was besondere geschichtliche Erfahrungen aus dem Menschen gemacht haben; seine Größe und Würde liegt nicht in dem, was er als Naturwesen, und auch nicht in dem, was er als Glied eines besonderen Volkes oder einer besonderen Religion, sondern in dem, was er als Vernunftwesen bedeutet. In Ausbildung dessen entwickelt sich statt einer geschichtlich gebundenen eine Rational- und Universalkultur und gestaltet sich näher in Abweisung alles Sensualismus zu einer Intellektualkultur. Das arbeitet sich mit zäher Energie nach allen Richtungen durch. Der Mensch erscheint nun vor allem als ein reines Gedankenwesen, als Persönlichkeit und Individualität, er muß von da aus andere Ansprüche an sich und das Leben stellen; nicht minder werden aus der dem Menschen innewohnenden Vernunft die einzelnen Lebensgebiete wie Religion und Moral, Staatsleben und Erziehung gestaltet und damit völlig verwandelt; schließlich strebt alle Mannigfaltigkeit zu einem allumfassenden Gedankenreich, und es entwickelt sich ein Innenleben, das mit seiner unablässigen Selbsttätigkeit gegen ein Eindringen sinnlicher Elemente unvergleichlich besser geschützt ist als die mehr passive und gefühlsmäßige Innerlichkeit des Mittelalters. Es hat aber die Führung dieser Intellektualkultur unbestreitbar die Philosophie. Seit Jahrhunderten haben große Denker die Existenz einer selbständigen Sinneswelt nachdrücklich bekämpft und alle Wirklichkeit in ein Gedankengewebe umzusetzen gesucht. Ihren Höhepunkt hat dies intellektualistische Streben im Systeme Hegels gefunden, das nicht nur die Gesetze des Denkens die ganze Wirklichkeit beherrschen läßt, sondern das die durch Widersprüche fortschreitende Bewegung des Denkens zu ihrem alleinigen Inhalte macht. Mit nicht minderer Stärke erhebt sich aber von der Seite der Natur ein eigentümliches Leben und kämpft um den Besitz der Welt. Wie das Seelenleben nach Aufhebung der überkommenen Vermengung im Denken ein weltbildendes Schaffen fand, so schließt sich die Natur nach Austreibung der seelischen Größen zu einer strengeren Einheit zusammen und zeigt sich zugleich einer unvergleichlich größeren Leistung fähig. Die exaktmechanische Forschung mit ihrem Verstehen der Natur von kleinsten Elementen und Kräften her enthüllt einen Grundbestand der Dinge; wie sie von jenen Elementen her den vorgefundenen Stand aufs gründlichste durchleuchtet, so entdeckt sie nicht nur weit mehr Bewegung in der Natur und möchte sie mit ihrer Aufdeckung die Wirklichkeit nachschaffen, sondern sie will zugleich die Kräfte der Natur in den Dienst des Menschen ziehen und dadurch sein Leben gewaltig steigern; aus der modernen Naturwissenschaft entspringt die moderne Technik, die nicht nur im Einzelnen eine unermeßliche Förderung bringt, sondern die auch als Ganzes den Menschen anders zur Wirklichkeit stellt. Denn daß er nunmehr alle Unvernunft des Daseins mutig angreifen kann und dabei alle Schranken nur als zeitweilig gültig behandeln darf, das muß ihm ein stolzes Selbstgefühl verleihen und seinem Leben eine innere Freudigkeit einflößen. Wenn aber jene technische Gestaltung durchgängig das Äußere einer starken Wirkung auf das Innere fähig zeigt und dieses oft als einen bloßen Anhang behandelt, so wirkt nach ähnlicher Richtung der Fortschritt der Wissenschaft. Namentlich indem sie sich zur Entwicklungslehre gestaltet und auch die organischen Formen in das Werden und Wachsen hineinzieht, mag sie alles Seelenleben als ein bloßes Erzeugnis des Naturprozesses verstehen und auch seine Aufgabe nur in der Leistung für den Fortschritt dieses Prozesses erblicken. Immer mehr verliert das Seelenleben die ihm früher zuerkannte Selbständigkeit, bis ins Einzelne hinein scheint seine Tätigkeit durch körperliche Vorgänge bestimmt. Weiter wirkt zur Steigerung der sichtbaren Welt das Hervortreten und Vorantreten der ökonomischen Probleme im modernen Leben. Nicht nur gewinnt dabei viel Altes, was bisher zerstreut war, zuerst einen Zusammenhang und zugleich eine gesteigerte Wirkung, die eigentümliche Gestaltung der modernen Arbeit erzeugt auch viele neue Probleme und gibt ihnen eine leitende Stellung im Menschenleben. Wie von hier aus die materielle Lebenshaltung als die Hauptsache im menschlichen Dasein erscheint, so wird der Kampf um sie zum Kern der geschichtlichen Arbeit; die Art, wie dies Problem gelöst wird, scheint den Zeiten ihren eigentümlichen Charakter zu geben. Galten dem Intellektualismus die Ideen als die Triebkräfte des geschichtlich-gesellschaftlichen Zusammenseins, so werden es nun in völliger Umkehrung die materiellen Interessen.
Indem sich diese verschiedenen Bewegungen zusammenschließen und das Ganze des Lebens an sich reißen, entsteht eine realistische Kultur, wie sie vorher noch nie vorhanden war. Denn so gewiß es den idealistischen Lebensordnungen nie an einem Widerspruch und an einer Gegenwirkung realistischer Denkweise fehlte, es blieb das mehr eine Sache der Einzelnen, und es drang nicht über ein kritisches und abwehrendes Verhalten hinaus zu einem selbständigen Aufbau vor. Daß dies in der Neuzeit geschieht, das verändert die Lage völlig. Denn nun erst kann der Realismus auch die geistigen Bedürfnisse der Menschheit zu befriedigen hoffen und dem Idealismus als ein selbständiges Lebensganzes mit vollgewachsener Kraft entgegentreten; der Kampf kommt damit in eine neue Phase, mehr als je geht er nun von Ganzem zu Ganzem, bei klarer Vergegenwärtigung muß er das ganze Leben in ungeheure Unruhe und Erschütterung versetzen. Zur Erhebung der Sache ins Ganze und Prinzipielle hat wiederum die Philosophie aufs beträchtlichste beigetragen; nur wird sie jetzt nicht als ein freischwebendes Denken den Dingen ihre Bahnen vorschreiben wollen, sondern sie wird sich möglichst eng dem Erfahrungszustande anschmiegen und ihre Hauptarbeit darin finden, sein Nebeneinander zusammenzufassen, es nach Comtes Ausdruck zu »systematisieren«. Comte mit seinem Positivismus darf überhaupt als das realistische Gegenstück Hegels gelten, der Gegensatz und zugleich auch die nahe Verwandtschaft der beiden Strömungen tritt in dem Lebenswerk dieser beiden Männer mit besonderer Klarheit zutage.
Das nämlich ist gewiß, daß die Ausbildung und der Zusammenstoß der Bewegungen innerhalb eines gemeinsamen Strebens erfolgt. Hier wie da ein Streben zur Welt, ein Durst nach Wirklichkeit, ein Anschwellen der Kraft, eine Umsetzung des Lebensdranges in gegenständliche Arbeit, eine Verneinung aller Scheidung der Welten, eine Zurückstellung der seelischen Innerlichkeit ethisch-religiöser Art, die sich im Christentum gebildet hatte, nun aber als zu matt und zu weich erscheint. Wenn jetzt die Befriedigung dieser Forderungen in entgegengesetzter Weise erfolgt, wenn einerseits die Innenwelt gar nichts Äußeres, anderseits die Außenwelt gar nichts Inneres duldet und dulden kann, wenn das Verlangen nach Einheit jeden der beiden Lebensströme auf Ausschließlichkeit zu bestehen zwingt, so ist keine Vereinbarung möglich, und es muß die Bewegung der Neuzeit sich in einen unablässigen Kampf verwandeln; sie hat das in Wahrheit getan.
Zunächst war in diesem Kampf die Intellektualkultur im Übergewicht, sie war es nicht nur durch die Größe ihrer Weltgedanken und die eindringende Kraft ihrer Arbeit, sie schien sich auch leichter mit den überkommenen Formen des Idealismus verständigen und sich ihrer Kräfte bedienen zu können. Wenn so der Idealismus eine Stütze in der Geschichte fand, so war dem Naturalismus der unmittelbare Eindruck der Wirklichkeit günstig; dieser Eindruck hat sich unablässig verstärkt und läßt immer mehr eine Gestaltung des Lebens von innen her als ein verfehltes Wagnis erscheinen. Vor allem aber wirkt zugunsten des Realismus die fortschreitende Verbreiterung der Kultur; immer mehr Menschen werden zur Teilnahme, ja zur Mitentscheidung bei den letzten Fragen herangerufen, die von der Geschichte wenig berührt sind und von ihren Erfahrungen kaum etwas wissen, die daher nach den unmittelbaren Eindrücken der Gegenwart über die großen Probleme wohl oder übel entscheiden. Dazu kann niemand leugnen, daß unsere eigne Zeit keine kräftige und vollausgeprägte Bewegung geistigen Charakters zeigt. An den älteren Formen des Idealismus empfinden wir manches als veraltet, ohne dies Veraltete von einem Bleibendgültigen deutlich abzugrenzen; in der Zeit fehlt es an inneren Bewegungen keineswegs, aber sie fassen sich nicht zu einem Ganzen zusammen und können daher nicht die Menschheit zu Begeisterung und Aufopferung gewinnen. Demgegenüber steht der Naturalismus mit seiner Geschlossenheit, seiner sinnlichen Nähe, seinen leichtbegreiflichen Zielen; ist es ein Wunder, wenn dem Hauptzuge der Zeit sein Triumph schon entschieden gilt? Das freilich ist die Frage, ob das Urteil der Zeit eine endgültige Entscheidung enthält, und ob die Philosophie sich bei ihm beruhigen kann.
Daß sie es nicht kann, ließ uns die Durchwanderung der Geschichte zur Genüge ersehen. Denn wie viel dabei an der geistigen Leistung als problematisch und vergänglich erschien, es wurden dabei Kräfte und Tiefen des Lebens ersichtlich, die sich durch menschliche Meinung und Neigung wohl verneinen, nicht aber aufheben lassen; was das Leben an solcher inneren Beschaffenheit enthüllte, das liefert einen festen Anhaltspunkt, das enthält Forderungen, die befriedigt sein wollen, wenn das Leben nicht nur die Oberfläche und den Augenblick befriedigen soll. Hier aber liegt die Klippe, woran der Naturalismus scheitert, von hier aus begründet sich, daß er auf die Dauer nicht wird die Menschheit festhalten können. Daß er manche Unfertigkeit zeigt und manche Probleme als unlösbar zurückschiebt, das kann ihm nicht im mindesten zum Nachteil oder Vorwurf gereichen, denn an diesem Mangel haben alle Lebensgestaltungen zu tragen; daß er bei seinem Aufbau sich in manche Widersprüche verwickelt, das wiegt schon schwerer, aber der Mensch kann solche Widersprüche ruhig stehen lassen und sie gelassen ertragen; das aber muß ihn zerstören, daß er den Forderungen, die das Leben nach der durch seine geschichtliche Bewegung entfalteten Beschaffenheit notwendig stellen muß, nicht entspricht, ja daß er der Hauptrichtung dieser Forderungen direkt widerspricht. Mag die geschichtliche Bewegung viel Schwanken und gelegentlich auch eine Rückläufigkeit aufweisen, darüber kann kein Zweifel sein, daß sie immer mehr inneres Leben gegenüber der Außenwelt ausgebildet und dies Innenleben immer selbständiger gemacht hat; es ist eine Art von Umkehrung vor sich gegangen, indem sich mehr und mehr der Schwerpunkt von außen nach innen verlegte. Der Naturalismus selbst bekundet als Gedankensystem und Lebensganzes deutlich solche Überlegenheit des Inneren, denn ohne sie hätte sich nun und nimmer die Mannigfaltigkeit zusammenfassen, bearbeiten und als ein Ganzes erleben lassen. Jene selbständig gewordene Innerlichkeit erhebt nun aber den Anspruch, voll betätigt und befriedigt zu sein; wird sie es nicht, so kann alle Fülle zuströmender Eindrücke nicht eine Leere und schließlich auch ein Gefühl dieser Leere verhindern. Nun aber bietet der Naturalismus mit seinem Bauen von außen her für jene Innerlichkeit nicht das mindeste, da er das ganze Leben in eine Summe von äußeren Leistungen verwandelt; so wird sich gegen ihn unvermeidlich das Glücksverlangen des Menschen erheben; dies Verlangen entspringt nicht aus kleinlicher Selbstsucht, sondern aus einer inneren Notwendigkeit unseres Wesens, aus dem Verlangen nach einem Inhalt unseres Lebens und nach einem Sinn unseres Strebens.
Dies zerstörende Wirken des Naturalismus kommt nicht voll zur Geltung, weil er sich vielfach durch Gedankenmassen zu ergänzen pflegt, welche der Welt des Idealismus angehören. So pflegt er eine ethische Bewertung des Handelns, so pflegt er Größen wie Pflicht und Ehre, Gerechtigkeit und Humanität im praktischen Leben unbedenklich festzuhalten, obschon seine Welt nicht den mindesten Platz für sie hat; in ihr müssen sie nicht minder unglaubwürdig wirken als die krassesten Legenden und Wunder. Je mehr aber der Naturalismus seine vollen Konsequenzen entwickelt, desto unerträglicher muß ihm jener Dualismus werden, desto mehr muß er jene Ergänzungen als unmöglich empfinden und abstoßen, desto mehr muß aber auch seine Grenze und zugleich sein Unvermögen das Leben zu führen ersichtlich werden. So muß sein eigner äußerer Erfolg ihn innerlich zerstören, er scheitert nicht an dem Widerspruch mit irgendwelchen Überlieferungen und Einrichtungen – solchen Widerspruch darf keine Denkweise scheuen –, sondern an dem Widerspruch mit dem innersten Wesen des menschlichen Lebens, das sich gegenüber allen Irrungen der Individuen und Zeiten schließlich immer wieder durchsetzen wird.
Unsere Durchwanderung der Neuzeit zeigte als den hervorstechendsten Zug, ja als die herrschende Macht des Ganzen ein Zusammenwirken des Intellektualismus und des Naturalismus, sie widersprechen einander und sie ergänzen einander, sie sind aber darin einig, sich zu einer unpersönlichen Fassung des Lebens zu bekennen; unpersönlich ist hier die geistige Tätigkeit, indem sie durch einen logischen Prozeß getrieben wird, unpersönlich ist auch die Natur mit ihrer Kraftentfaltung. Alles, was außerhalb des Bereiches dieses Zusammenwirkens der Intellektualkultur und der Naturalkultur liegt, das scheint hier der bloßen Meinung und dem bloßen Wahn anzugehören; daß die moderne Kultur sich entschieden dagegen wendet, das vornehmlich scheint ihr Recht zu begründen und ihre Kraft zu erhöhen; so enthält sie eine durchgehende Verneinung alles dessen, was ihr ein Anthropomorphismus dünkt, nur die Austreibung dieses vermeintlichen Anthropomorphismus scheint sie in das Reich lauterer Wahrheit zu heben.
Nun aber geht keineswegs das ganze moderne Leben in dieses Maß ein, es entwickelt bedeutende Züge, welche die gesetzten Grenzen durchbrechen; es geschieht das aber in zwei Hauptrichtungen: durch eine moderne künstlerische Kultur und durch das Fortwirken der christlich-religiösen Lebensordnung.
Die künstlerische Kultur, wie sie die Höhe unserer klassischen Entwicklung bildet, verspricht den schroffen Gegensatz zwischen Vernunft und Natur, zwischen Denken und Sinnlichkeit durch eine umfassende Leistung, durch ein vordringendes Schaffen zu überwinden. Die Grundlage dessen ist antik, aber das Überkommene wird durch neue Züge bereichert, im besonderen wird mehr innere Einheit des ganzen Menschen und des ganzen Lebens verlangt. Hier widersteht einer praktisch-moralischen und verstandesmäßigen Gestaltung des Lebens eine künstlerisch-universale, ihrer Spaltung von Mensch und Welt ein Streben nach einer vollen Einigung beider. An der Hand der Kunst und Phantasie strebt hier der Mensch zu einer neuen Wirklichkeit, zu einem Reich der inneren Bildung und Schönheit, er findet im Innern der Seele jenseits der Schranken und Mißstände des gewöhnlichen Daseins ein neues und höheres Leben. Die damit vom Menschen erreichte Stellung zerstört aber keineswegs seinen Zusammenhang mit dem All. Denn bei dieser Überzeugung umfängt ein und dasselbe Leben, ein und dasselbe Grundgesetz ihn wie die Natur: überall ein Walten innerer Kräfte, ein Werden und Wachsen, ein Bilden und Gestalten. Natur und Geistigkeit aber erscheinen zugleich nahe verwandt und verschieden: was die Natur unbewußt und unter dem Zwange der Notwendigkeit tut, das erhebt sich beim Menschen zur Klarheit, Bewußtheit und Freiheit. Inneres und Äußeres sind hier eng aufeinander angewiesen; das Innere findet sich erst am Äußeren, das Äußere aber erschließt sich nur in der seelischen Aneignung; erst die gegenseitige Berührung und Durchdringung erzeugt lebensvolle Gebilde. Solches Herausbilden des Inneren und Beseelen des Äußeren wurde einem Goethe zur schaffenden Werkstatt des Lebens, ja zur Erlösung aus allen Nöten.
So können wir uns das moderne Leben nicht ohne eine Ergänzung und Veredlung durch diese künstlerische Kultur denken. Aber wir gewahren an ihr zugleich manche Probleme und Schranken, welche es unbedingt verhindern, diese Art des Lebens zu unserem Hauptleben zu machen. Vor allem ist die dort gesuchte Ausgleichung von Äußerem und Innerem nicht ohne starke Widerstände; solche Widerstände leisten sowohl die Natur als das Geistesleben. Die Natur wird hier lebensvoller und zusammenhängender gefaßt als die strengen und seelenlosen Begriffe des Mechanismus gestatten, es dringt hier ein antikes Element ein, das weniger eine wissenschaftliche als eine künstlerische Denkweise bekundet und das der Gefahr einer Vermenschlichung unterliegt. Von der entgegengesetzten Seite droht der Zweifel, ob die Tiefen und zugleich die Widersprüche des geistigen Lebens zu ihrem vollen Rechte gelangen. Das Dunkle und das Widerstrebende der Wirklichkeit wird hier zu leicht genommen. So wird wohl ein bedeutender Durchblick der Wirklichkeit erreicht, nicht aber das Ganze der Wirklichkeit dem geistigen Leben gewonnen.
Demgegenüber vertritt das Christentum auch innerhalb des modernen Lebens ein Element, das mit seiner Vertiefung und mit seiner Irrationalität den Gesamtbegriff des Lebens weiterbildet. Hier sind Äußeres und Inneres nicht zusammengehörige Seiten eines umfassenden Lebens, sondern das Innere erhält hier eine unbedingte Selbständigkeit, es wird zur Wurzel alles Lebens. Wohl droht dabei die Gefahr, die Wirklichkeit zu sehr in die Begriffe und auch in die Interessen des bloßen Menschen zu ziehen, aber dieser Gefahr wird auf der Höhe des Lebens kräftig entgegengewirkt, und es wird hier ein rein bei sich selbst befindliches Leben gewonnen. Das ist aber untrennbar von einem Aufdecken ungeheurer Widerstände im Ganzen der Wirklichkeit; in ihrer Brechung oder doch Zurückdrängung wird eine überwindende Geistigkeit erreicht und der ganze Bereich des übrigen Lebens zu einer bloßen Umgebung herabgesetzt. Damit müssen sich alle Begriffe und Werte erheblich verschieben; was sonst vollauf genügte, wird jetzt ungenügend. Das Ganze der Wirklichkeit wird aus einem Datum ein Problem, der Kampf mit seinen moralischen Vorzeichen wird jetzt zum Hauptinhalt des Lebens. Diese supranaturalistische Ordnung trifft hart zusammen mit den rationalen Systemen, wie sie sich sowohl von der Form wie von der Kraft aus entfalten; es entsteht ein überaus schweres Problem von der Tatsache aus, daß einerseits jene rationalen Systeme den Umkreis der Wirklichkeit beherrschen, daß andererseits das Leben ohne jenes irrationale Element unrettbar einer Verflachung verfällt; ohne jenen Kampf, der durch das Ganze der Wirklichkeit geht, können die tiefsten Kräfte nicht in Bewegung kommen, ohne ihn sind die Grundelemente des Lebens nicht voll zu gewinnen. So ist auch dem modernen Leben diese Wendung unentbehrlich. Der Gesamtanblick zeigt demnach das moderne Leben zwischen verschiedene Bewegungen geteilt. Freilich behauptet die unpersönliche Welt, wie sie Intellektual- und Naturalkultur umfaßt, jetzt noch eine gewisse Überlegenheit, aber sowohl in der künstlerischen Kultur und mehr noch in der ethisch-religiösen Ordnung erwachsen ihr wachsende Gegner; namentlich hebt sich der Gegensatz einer unpersönlichen Lebensführung deutlich von einer personalen Lebensführung ab; verschärft sich aber dieser Gegensatz, so muß auch das Verhältnis von Äußerem und Innerlichem sich wesentlich verschieben. So stehen wir hier vor einer neuen Lebensepoche.
Aus allen Gegensätzen hebt sich uns der eine als der entscheidende für die Lebensführung hervor: ist das Ganze des Menschenlebens nur etwas, das innerhalb eines gegebenen Daseins aus tiefem Dunkel auftaucht, und liegt innerhalb dieses Prozesses sein Entstehen wie sein Vergehen, oder ist es allem bloßen Dasein überlegen, erfolgt bei ihm eine Wendung von jenem zu einer Tatwelt und gewinnt es damit Anteil an einem begründeten Leben? Damit müssen sich alle Ziele und alle Werte völlig verändern. Dort steht es ganz und gar innerhalb der Erfahrung, hier aber ist es auf eine Metaphysik begründet, eine Metaphysik freilich nicht der bloßen Begriffe, sondern des Lebens selbst; dann haben wir die Wirklichkeit erst zu erkämpfen, dann treten auch die Begriffe von Außenwelt und Innenwelt in ein neues Licht. Dann entscheidet sich auch das, ob das menschliche Leben sinnlos oder sinnvoll ist, ob es an der Oberfläche eines gleichgültigen Getriebes dahinschwimmt, oder ob es zum Ganzen gehört und das Leben als eignes führen kann. Insofern steht es schlecht mit dem modernen Leben, daß es keinen Weg aus einem unerträglichen Widerspruch zu finden vermag: die bloße Erfahrung genügt ihm nicht, und sie kann ihm nicht genügen, zugleich fühlt es sich aber zu schwach, um einen selbständigen Standort zu gewinnen und von ihm aus ein selbständiges Leben zu entwickeln. Dieser Zwiespalt muß überwunden werden, er ist aber nicht zu überwinden ohne eine gründliche Umwälzung des gewöhnlichen Weltanblicks. Schließlich richten wir unseren Blick kurz auf das allgemeine Problem von Idealismus und Naturalismus zurück. Der Idealismus kann seinen Gegnern nur als ein umfassender und wesenbildender gewachsen sein, nur mit seinem Dringen auf eine Einheit des Lebens und auf eine Ablösung vom bloßen Menschen kann er ein eigentümliches Ziel stecken, das alle Mannigfaltigkeit des Strebens zusammenzuhalten und unter leitende Maße zu stellen vermag. Von hier aus wird der Gesamtbefund der Kultur einer Prüfung daraufhin zu unterziehen sein, was an ihm echter Art ist, und was dem bloßen Menschengetriebe angehört, was Geisteskultur oder Menschenkultur ist; die einzelnen Lebensordnungen aber sind in diese Bewegung, in diesen Kampf um ein Beisichselbstsein des Lebens und die Erschließung einer begründenden Tiefe der Wirklichkeit hineinzustellen; dadurch vornehmlich hat jener umfassender und charakteristischer Idealismus sein Recht zu erweisen, daß er alle jene Lebensentfaltungen zu würdigen, ihren bleibenden Gehalt von ihrer zeitlichen Gestaltung zu scheiden, sie in ihrer eignen Wahrheit zu bestärken, ihrem Verfallen ins Kleinmenschliche entgegenzuwirken vermag.
Diese Lebensführung einer selbständigen und wesenbildenden Innerlichkeit hat vor allem einen ethischen Charakter. Vornehmlich deshalb, weil bei dieser Überzeugung das Leben nicht eine ruhige Entwicklung bildet, sondern die Notwendigkeit einer Wendung von dem Dasein zur Tatwelt, also einer Umkehrung in sich trägt; diese Umkehrung kann aber unmöglich am Menschen nur vorgehen, sie verlangt seine eigne Tat und Entscheidung. Zugleich dulden diese Zusammenhänge keinen Zweifel darüber, daß jene Tat nicht beim Belieben und Behagen des Menschen steht, daß das Handeln jeder Stelle in das Ganze der Welt zurückgreift und dadurch eine große Verantwortlichkeit erhält. Eine so begründete Moral wird durchgängig das Leben seiner eignen Höhe und Wahrheit erst zuführen, sie wird es nicht klein und gebunden, sondern größer, freier und gefestigter machen, ist sie doch unvergleichlich mehr als eine bloße Regulierung des gesellschaftlichen Zusammenseins mit dem gegenseitigen Druck, als eine seelenlose Polizei des Lebens.
Auch die Religion gehört über die besondere Fassung hinaus zu dem hier erstrebten Leben. Befindet sich das Selbstleben mit seiner wesenbildenden Innerlichkeit in schroffem Widerspruch mit dem Durchschnittsstande der Menschheit, und kann es sich unmöglich von ihm her entwickeln, so ist es als die Eröffnung einer neuen Welt zu verstehen und anzuerkennen; alle Arbeit zur inneren Erhöhung des Menschen, alle echte Geisteskultur, enthält daher, wenn auch verborgen und wohl gar im geraden Gegensatz zum Bewußtsein der Handelnden, ein Bekenntnis zu einer solchen überlegenen Welt und zu ihrer lebendigen Gegenwart im menschlichen Kreise. Zur deutlichen Ausbildung aber gelangt der religiöse Charakter des Lebens, wo immer die Hemmung und die Entstellung, welche das Leben im Bereich der Menschheit erfährt, zu voller Klarheit gelangt, zugleich aber in seiner Aufrechterhaltung und seiner weiteren Vertiefung eine neue Erweisung jener überlegenen Welt gefunden wird. Eine so im Ganzen des Selbstlebens begründete Religion kann nicht den Menschen mit seiner gemeinen Glücksgier verstärken, sie kann nicht sein Leben ins Kleine und Enge treiben, vielmehr wird sie ihn mit der Eröffnung ewigen Lebens von aller dürftigen Punktualität befreien und ihm durch die Teilnahme an einem Weltkampf eine Größe und Weltüberlegenheit verleihen. Auch braucht hier das Göttliche nicht von draußen her an den Menschen zu kommen, da es sich im Lebensprozesse selbst durch Erschließung einer neuen Tiefe vollauf bekundet; zugleich wird sich hier das Denken und Sinnen weniger auf die Zukunft als auf eine zeitüberlegene Gegenwart richten. Dann läßt sich auch dem Gegensatz einer weltfremden Innerlichkeit mit ihrer Gleichgültigkeit oder gar Feindschaft gegen das sinnliche Dasein und eines Unterliegens unter ein von allen Seiten eindringendes Sinnliche erfolgreich entgegenwirken.
Auch ohne ein künstlerisches Schaffen kann der Aufbau einer selbständigen Lebenswelt im Bereiche des Menschen nicht gelingen. Fordert doch jener Aufbau ein Sichlosreißen von der verworrenen Anfangslage und ein Schaffen ihr gegenüber; würde solche Bewegung nicht ins Leere fallen, wenn nicht eine voraneilende Phantasie den unsichtbaren Gründen eine Gestalt zu geben und es mit eindringender, aufrüttelnder, anspornender Kraft gegenwärtig zu halten vermöchte? Wie viel das besagt, das zeigen am deutlichsten die geschichtlichen Religionen mit den eindrucksvollen Bildern neuer Welten, den Bildern vom Gottesreich und vom Weltgericht, von künftigem Himmel und Erde, oder auch von der endlosen Folge der Welten und der Wiedergeburt, Bildern, die bald der Menschheit eine tiefe Sehnsucht einflößten, bald sie mit Schrecken und Schauder erfüllten. Solcher wegbahnenden Phantasie bedarf es auf allen Lebensgebieten für jeden wesentlichen Fortschritt, es bedarf ihrer auch das Leben des Einzelnen; denn nur durch die Entwerfung und das Gegenwärtighalten eines Idealbildes von sich selbst kann es in eine innere Bewegung, in ein inneres Aufklimmen kommen und dadurch die träge Gewohnheit überwinden. Auch die Durchbildung dessen, was der innere Aufschwung fordert, verlangt ein Wirken künstlerischer Art. Allein ein solches kann, was auf der Höhe ersichtlich ward, der Breite des Lebens zuführen und die anfängliche Ferne und Fremde in eine vertraute Nähe und Gegenwart verwandeln. Ein derart in den Zusammenhängen der Wesensbildung begründetes künstlerisches Schaffen kann sich nicht vereinzeln und den Menschen auf den Weg eines weichlichen und entnervenden Ästhetizismus führen.
Die wissenschaftliche Arbeit und eine auf sie gegründete Kultur umfängt uns zu augenscheinlich mit förderlichem Wirken, als daß über ihre Bedeutung irgendwelche Zweifel bestünden. Ihre Unentbehrlichkeit wird gerade da zu voller Anerkennung gelangen, wo es gilt, einen neuen Lebenszusammenhang, eine bei sich selbst befindliche Wirklichkeit gegenüber der Seelenlosigkeit des Naturmechanismus wie der trüben Vermengung des menschlichen Daseins zu erringen. Denn welche Macht wäre geeigneter, mit ihren sachlichen Notwendigkeiten vom Kleinmenschlichen abzulösen und den Kampf dagegen zu führen, welche geeigneter, das Leben vom Zufall der jeweiligen Lage ins Gemeinsame und Zeitüberlegene zu heben, welche geeigneter, innere Zusammenhänge systematischer Art zu entwickeln? Das befreiende, erhöhende, umwandelnde Wirken des Wissens, sein Vermögen, dem sinnlichen Dasein gegenüber eine Welt von Gedankengrößen aufzubauen und gegenüber der Laune der Individuen sachliche Notwendigkeiten durchzusetzen, hat namentlich die Neuzeit mit packender Anschaulichkeit vor Augen gestellt; wir können es nicht entbehren, wo ein Aufstieg zur Selbsttätigkeit und Selbständigkeit in Frage steht. Aber wir sind zugleich vor einer Überschätzung des Wissens sicher, wenn es uns als ein Glied eines weiteren Lebenszusammenhanges gilt, wenn wir namentlich überzeugt sind, daß es sowohl seine stärkste Triebkraft als seine nähere Gestaltung erst aus dem Ganzen des Lebens zu gewinnen hat, während es sich bei Ablösung davon leicht in ein Gewebe abstrakter Formeln verwandelt. Die Gefahren einer intellektualistischen Ordnung des Lebens stehen heute allen deutlich vor Augen, und an energischer Bekämpfung fehlt es nicht. Aber zu einem vollen Siege wird diese schwerlich gelangen ohne ein Zurückgehen auf die Wurzel des Wissens und den Aufweis seines Zusammenhanges aus dem Ganzen des Lebens.
Diese verschiedenen Seiten und Angriffspunkte des gesuchten Lebens werden sich leicht gegeneinander scheiden und in Zwiespalt miteinander geraten. Bei der Beschränktheit der menschlichen Natur mögen Individuen und Zeiten nach ihren besonderen Eindrücken und Erfahrungen das eine von ihnen voranstellen und daran die Hauptkraft und Gesinnung setzen; so scheiden sich die Wege, und ein heftiger Streit wird vollauf verständlich. Schwerlich wird dieser Streit je erlöschen, nur das kann die Aufgabe sein, ihm irgendwie überlegen zu werden und das drohende Auseinanderfallen des Lebens zu verhüten. Das aber wird erst möglich, wenn die verschiedenen Bewegungen sich von einem Lebensganzen umspannen und zu Bestrebungen nach ein und demselben Hauptziel gestalten lassen; dazu bedarf es eines energischen Sonderns und Sichtens, Klärens und Erhöhens des vorgefundenen Bestandes, durchgängig gilt es dabei vom Ganzen her zu sehen und den geistigen Gehalt von der menschlichen Zurechtmachung zu befreien. Aber soviel Mühe und Arbeit, Streit und Unsicherheit das mit sich bringt, im Gesamtergebnis kann es nur dazu dienen, uns von der Wirklichkeit eines Innenlebens und einer Innenwelt, von der Tatsache eines Hinauswachsens des Menschen über das bloßsinnliche Dasein zu überzeugen. Wie das Individuum einer inneren Aufgabe und eines selbständigen Seelenlebens vornehmlich gewiß wird durch Widersprüche im eignen Wesen, die es nicht ertragen kann, so ist auch der Menschheit die Stärke und die Aufregung der Kämpfe um die Gestaltung des Lebensinhalts das sicherste Zeugnis dafür, daß es hier in Wahrheit etwas zu suchen und zu erringen gilt, daß etwas von Bedeutung bei uns vorgeht, nicht bloß leere Einbildungen in Frage stehen. Die Zweifel und Kämpfe selbst zeigen mit zwingender Kraft, daß wir von einer Innenwelt nicht lassen können; ihre nähere Gestaltung aber wird das Hauptziel des Kampfes.
Die Anerkennung eines selbständigen Lebens wird in der Natur nicht eine gleichwertige Seite des Ganzen, sondern nur eine Stufe des Gesamtlebens sehen. Aber zugleich kann und wird sie die Bedeutung dieser der uns unentbehrlichen Stufe vollauf schätzen. Die Zurückverlegung der Innenwelt über den bloßen Menschen ist das sicherste, ja das einzige Mittel, den Wahrheitsgehalt des Naturalismus vollauf anzuerkennen, ohne in seine Bahnen zu geraten. Noch immer sträuben sich viele dagegen, das geschichtliche Werden des Menschen aus tierischen Anfängen, das langsame Aufsteigen geistiger Tätigkeit bei ihm, die strenge Gebundenheit alles Lebens an materielle Bedingungen vollauf anzuerkennen; es widerstrebt ihnen eine so enge Verkettung des Geisteslebens mit der Natur, weil sie seine Ursprünglichkeit und Selbständigkeit dadurch gefährdet glauben. Das aber kann nur so lange scheinen, als das Schicksal des ganzen Lebens an die menschliche Erfahrung geknüpft wird. Ist aber einmal klar geworden, daß wie immer das höhere Leben beim Menschen entstanden sein mag, es nun und nimmer von ihm letzthin erzeugt sein, in ihm vielmehr eine neue Weltstufe anzuerkennen ist, so kann alle Geringfügigkeit und Gebundenheit in unserem Kreise seine Selbständigkeit in keiner Weise erschüttern. Im Gegenteil wird dann jene Bedingtheit, ja jene Ohnmacht des Geistigen in unserem Bereich nur die Überzeugung verstärken, daß seine Wurzeln tiefer in den Grund der Wirklichkeit zurückreichen.
Zugleich darf auch unser Handeln die sinnliche und natürliche Seite unseres Daseins nicht als eine Nebensache behandeln. Wo die Natur als eine uns unentbehrliche Stufe der Wirklichkeit gilt, da ist die Kraft, welche diese Stufe enthält, für den Lebensprozeß voll zu gewinnen, damit er die nötige Kraft erlange; nicht in der Zurückziehung von der Natur, sondern nur in ihrer Überwindung, Aneignung und Durchdringung kann das Selbstleben seine volle Höhe und Stärke erreichen, kann es vom Umriß zu voller Durchbildung geführt werden. Dem Idealismus hat das mehr geschadet als alle Angriffe von außen her, daß er oft ein möglichst glattes und angenehmes Bild der Wirklichkeit zu bieten und die Vernunft als die volle Beherrscherin der Wirklichkeit darzustellen beflissen war. Das machte ihn unwahr und nahm ihm seine aufrüttelnde und vertiefende Kraft. Sind wir hingegen eines selbständigen Innenlebens sicher, so läßt sich die Fülle von starrer Tatsächlichkeit und blinder Unvernunft in unserer Welt vollauf anerkennen, ohne daß wir an den Zielen irre zu werden und das Streben herabzustimmen brauchen. Denn dann bedeutet unsere Welt nur eine besondere Art des Lebens, welche nicht die letzte Entscheidung bringt.
Wer dies alles überschaut und erwägt, der wird nicht zweifeln, daß unserer Zeit an diesem Hauptpunkte menschlichen Lebens eine große Aufgabe gestellt ist: einer Innerlichkeit kann sie nicht entbehren, das Leben droht sein Gleichgewicht zu verlieren, wenn dem unermeßlichen Anschwellen der Außenwelt nicht von innen her ein fester Kern und ein hohes Ziel entgegengehalten wird. Nun gewährt uns die Gegenwart bei aller Fülle das nicht; so gilt es einen neuen Standort zu erringen und eine zugleich überlegene und charaktervolle Einheit zu suchen. Mehr die Steigerung der Außenwelt als das Unsicherwerden der Innenwelt hat die gegenwärtige Krise verschuldet; um so mehr drängt es zu einer Vertiefung in uns selbst, zur Aufdeckung einer Einheit des Ganzen von innen her; nur so können wir den Verwicklungen gewachsen werden und einen Sinn und Wert unseres Lebens erlangen. Umrisse und Anregungen haben wir genug, aber es fehlt uns ein fester Zusammenhang und auch eine gründliche Auseinandersetzung mit den verschiedenen Bewegungen und Erfahrungen; so liegt alles daran, daß wir endlich zu uns selbst kommen und eine sichere Verbindung von Mensch und Welt im Ganzen des Lebens gewinnen.