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Frank Crosse war ein methodischer junger Mann – seine Feinde hätten ihn zuweilen pedantisch nennen können – und er liebte es, sein Leben nach festen Regeln und Prinzipien einzurichten. Das gehörte zu seinen Eigenheiten. Wie aber sollte er es mit dem neuen Leben halten, in das er nun eintrat? Um für dieses die Regeln aufzustellen, dazu gehörten zwei. Die kleinen zweirudrigen Boote, die sich zu dieser Fahrt anschicken, müssen jedes für sich ihren Kurs entwerfen; und rings um sich sehen sie, sowie sie hinauskommen, die Sparren und zerbrochenen Kiele anderer kleiner Boote treiben, die einst voll Hoffnung und Zuversicht dieselbe Fahrt angetreten haben. Es gibt da Strömungen und Wirbel, Sandbänke und Riffe, und glücklich diejenigen, die sie rechtzeitig erblicken und ihren Kurs ändern, um sie zu vermeiden. Frank sann viel über alles dies nach. Er hatte für seine Jahre viel vom Leben gesehen und war ein nachdenklicher Beobachter. Er hatte das Schicksal von Freunden verfolgt, die glücklich geworden waren, und von solchen, die nicht glücklich geworden waren. Und als Ergebnis aller dieser weisen Betrachtungen setzte er sich eines Abends mit ernstem Gesicht und einem Bogen Kanzleipapier an den Tisch.
»Hör einmal, Maude«, sagte er, »ich möchte etwas Ernstes mit dir besprechen.«
Maude sah überrascht von dem Linnen auf, das sie zu zeichnen im Begriffe war.
»O mein Gott!« rief sie.
»Warum ›o mein Gott!‹?«
»Etwas ist nicht in Ordnung?«
»Nicht daß ich wüßte.«
»Du machtest ein so ernstes Gesicht, Frank. Ich dachte, du hast vielleicht die Einkaufsbücher durchgesehen. Was ist es, Schatz?«
»Siehst du, Maude, ich habe über die Ehe im allgemeinen nachgedacht. Glaubst du nicht, daß es gut wäre, wenn wir einige Prinzipien festlegen würden, denen wir nachleben sollen, einige Fundamentalgrundsätze, sozusagen?«
»Ach ja, Schatz, ja! Das wird lustig sein!«
»Aber es ist etwas Ernstes, Maude.«
»Ja, Schatz, ich bin ganz ernst.«
»Ich dachte mir, wenn wir gewisse Regeln aufstellen würden, daß wir dann, was immer auch vorfiele, eine feste Richtschnur für unser Handeln hätten.«
»Welches sind die Regeln, Schatz?«
»Ja, wir können sie nur finden, wenn wir sie miteinander suchen und besprechen. Ich kann nicht ein Reglement vorschreiben und von dir verlangen, daß du dich ihm unterwerfest. So fasse ich die eheliche Gemeinschaft nicht auf. Aber wenn wir finden, daß wir über gewisse Punkte einig sind, können wir sie in gegenseitigem Einverständnis festsetzen.«
»Das wird wunderschön sein, Frank! Bitte, nenne mir einige der Punkte.«
»Ich habe mir einige zurechtgelegt und würde gerne hören, welche du vorzuschlagen hast, solche, verstehst du, die dazu dienen sollen, unserem Leben das Schönste und Höchste abzugewinnen. Also, zuerst einmal ist da die Frage des Streitens.«
»O, Frank, wie abscheulich!«
»Mein Liebling, wir müssen in die Zukunft blicken. Wir sollen unser ganzes Leben zusammen verbringen. Wir müssen daher trachten, alle Möglichkeiten dieses Lebens vorauszusehen und uns darauf vorzubereiten.«
»Aber das ist ja absurd!«
»Du kannst nicht ein ganzes Leben leben, ohne einmal übellaunig zu werden.«
»Aber doch nicht gegen dich, Frank!«
»O, ich kann manchmal sehr ärgerniserregend sein. Ich denke also folgendermaßen. Üble Laune vergeht und verletzt niemand. Aber wenn zwei Menschen übellaunig sind, dann reizt einer den andern, und sie sagen beide viel mehr, als sie wollen. Schließen wir einen Vertrag, daß wir nie beide zu gleicher Zeit übellaunig sein wollen. Wenn du ärgerlich bist, dann ist an dir die Reihe, und ich gehe beiseite. Wenn ich ärgerlich bin, dann lässest du mich austoben. Sowie eins von beiden die Gefahrflagge hißt, hat der andere auf der Hut zu sein. Was sagst du dazu?«
»Ich sage, daß du der komischeste . . .«
»Bist du einverstanden?«
»Ja, natürlich bin ich einverstanden, Schatz.«
»Artikel Eins«, sagte Frank und notierte ihn auf dem Papier. »Nun kommst du daran.«
»Nein, Schatz, mir ist noch gar nichts eingefallen.«
»Nun, ich habe noch etwas. Wir wollen gegenseitig nichts für selbstverständlich halten.«
»Was meinst du damit?«
»Niemals in jenen kleinen Aufmerksamkeiten erschlaffen, die Liebende einander erweisen. Viele Männer vergessen, daß ihre Frauen Damen sind. Viele Frauen sprechen zu ihren Männern mit geringerer Höflichkeit und Rücksicht als zu irgend einem Besucher. Sie meinen es nicht böse, aber sie verfallen in Nachlässigkeit. Wir wollen das nie tun.«
»Ich denke, daß wir das ohnedies nicht tun werden.«
»Man gerät unbewußt hinein. Weise mich scharf zurecht beim ersten Anzeichen.«
»Jawohl, mein Herr, das werde ich.«
»Der nächste Punkt, den ich notiert habe, ist eine Erweiterung des vorigen. Jeder möge stets bemüht sein, die Liebe des andern immer neu zu erwerben. Viele Eheleute werden nachlässig und unordentlich in ihrem Äußeren, als ob es jetzt darauf nicht mehr ankäme, da sie ja verheiratet sind. Wenn es jedem sehr darum zu tun wäre, dem andern zu gefallen, würden sie so nicht werden. Wie viele Frauen vernachlässigen ihr Klavierspiel in der Ehe.«
»Du lieber Gott, ich habe seit einer Woche nicht geübt!« rief Maude.
»Und ihre Kleidung, und ihr Haar –« Maudes Hand flog zu dem ihrigen empor. »Mein Liebling, deines ist tadellos. Aber du weißt, wie oft Frauen darin lässig werden. ›Er wird mich auch so lieben‹ sagen sie sich, und haben vielleicht recht, aber es ist doch nicht so, wie es sein sollte.«
»Ich wußte gar nicht, daß du so viel weißt, Frank.«
»Mancher Freund hat mir seine Erfahrungen mitgeteilt. – Und ebenso der Mann: er soll seiner Frau Gefühle ebenso schonen wie die seiner Geliebten. Wenn sie den Rauch nicht mag, soll er nicht rauchen. Er soll in ihrer Gegenwart nicht gähnen. Er soll stets nett und wohlgekleidet sein. Sieh diese schmutzige Manschette. Ich dürfte sie nicht anhaben.«
»Als ob mir das etwas ausmachen könnte.«
»Siehst du, das ist so demoralisierend. Du mußt die höchsten Ansprüche stellen. Als ich nach St. Albans kam, trug ich keine schmutzigen Manschetten.«
»Du vergibst mir das Klavierspiel, Frank, und ich vergebe dir die Manschette. Aber ich bin mit allem einverstanden, was du sagst. Ich finde es so gut und weise! Nun habe ich auch etwas hinzuzufügen.«
»Vortrefflich. Was ist das?«
»Jeder soll an der Tätigkeit des andern Interesse nehmen.«
»Selbstverständlich!«
»Aber es geschieht nicht.«
»Doch, Kind, du nimmst ja Interesse an meiner Arbeit in der City.«
»Jawohl; aber nimmst du auch ebensolches Interesse an meinem Haushalt?«
»Vielleicht bin ich darin etwas gedankenlos gewesen.«
»Nein, nein, Liebster, das bist du nicht. Du bist immer voll Rücksicht. Aber ich habe es bei Mama bemerkt, und bei andern auch. Der Mann zieht am Ende der Woche oder des Monats sein Scheckbuch hervor und sagt: ›Das ist mehr, als wir brauchen dürfen,‹ oder: ›Das ist weniger, als ich erwartete‹, aber er nimmt kein wirkliches Interesse an dem Bemühen seiner Frau, mit wenigem möglichst viel zu erzielen. Er sieht nicht mit ihren Augen und bestrebt sich nicht ihre Schwierigkeiten zu begreifen. O, ich wollte, ich könnte mich besser ausdrücken, aber ich weiß, daß das Interesse einseitig ist.«
»Ich halte das, was du sagst, für sehr richtig. Ich werde mich dessen erinnern. Wie wollen wir das auf unsere Liste setzen?«
»Die Interessen sollen gemeinsam sein.«
»Sehr gut. Hier steht es. Was weiter?«
»Jetzt kommst du wieder daran.«
»Nun, ich denke an dieses, und ich fühle, daß es das Heiligste in der Ehe ist und ihre höchste Rechtfertigung: daß die Liebe nie in Weichheit ausarten darf, daß jeder bewußt in dem andern das Bessere fördern und das Schlechte entmutigen soll, daß wir einander einer strengen Lebenszucht unterwerfen und uns gegenseitig zu immer höheren Idealen emporführen müssen. Die Liebe, die sagt: ›Ich weiß, es ist unrecht, aber ich liebe ihn oder sie zu sehr, um zu widerstehen,‹ ist eine sehr armselige Liebe für den lebenslangen Gebrauch in der Ehe. Die Selbstachtung, die sich weigert, das höchste Ideal der Liebe auch nur um einen Zoll herabsinken zu lassen, ist viel edler und viel dauerhafter obendrein.«
»Wie willst du das alles ausdrücken?«
»Gegenseitige Achtung ist Bedingung gegenseitiger Liebe.«
»Ja, so ist es richtig.«
»Es scheint selbstverständlich, aber gerade die Stärke der Liebe macht die Liebe weich und blind. Nun kommt ein Punkt, mit dem du sicherlich nicht übereinstimmen wirst.«
»Laß hören.«
»Ich habe ihn so gefaßt: ›Die gespannte Saite reißt am leichtesten.‹«
»Was meinst du damit?«
»Ich will damit sagen, daß Mann und Frau einander eine gewisse Freiheit und Unabhängigkeit zugestehen sollen. Wenn sie es nicht tun, wird eins oder das andere sich früher oder später gegen den Zwang auflehnen. Das liegt in der menschlichen Natur, die älter und ehrwürdiger ist als die Ehe.«
»Das gefällt mir gar nicht, Frank.«
»Ich habe das gefürchtet, mein Lieb, aber ich hoffe, du wirst es mit meinen Augen sehen, wenn ich mich näher erkläre. Wenn nicht, so muß ich mich eben bemühen, es mit deinen Augen zu sehen. Wenn man von Freiheit in der Ehe spricht, so versteht man darunter gewöhnlich Freiheit nur für den Mann. Er tut, was ihm gefällt, aber er nimmt sich das Recht heraus, an seiner Frau strenge Kritik zu üben. Um ein naheliegendes Beispiel zu wählen: hat der Mann das Recht, die Briefe seiner Frau zu lesen? Gewiß ebensowenig, als sie das Recht hat, die seinigen ohne seine Erlaubnis zu öffnen. Dies zu tun, ohne zu fragen, hieße die Kette zu stark spannen.«
»Kette ist ein häßliches Wort, Frank.«
»Es ist ja nur eine Metapher. Oder nehmen wir das Kapitel der Freundschaften. Soll ein verheirateter Mann jeder Freundschaft und Intimität mit anderen Frauen entsagen?«
Maude sah zweifelnd drein.
»Ich möchte die Frau erst sehen,« sagte sie.
»Oder soll eine verheiratete Frau keine Freundschaft mit einem Mann schließen, der sie interessiert oder ihr bedeutend scheint? Ich finde, daß solche Ansichten so wenig gegenseitiges Vertrauen beweisen. Zwei Menschen, die einander sicher sind, sollten einander jede Freiheit in dieser Hinsicht einräumen. Wenn sie es nicht tun, ziehen sie eben das Band zu straff an.«
»Wenn sie es aber tun, könnte es so schlaff werden, daß es fast gar nicht mehr da wäre.«
»Ich wußte ja, daß wir darüber eine Diskussion haben werden. Aber ich habe Beispiele vor Augen. Sieh einmal die Wardrops. Das war ein Paar, das stets beisammen war. Sie rühmten sich, daß ihnen alles gemeinsam sei. Wenn er nicht zu Hause war, öffnete sie seine Briefe, und er ebenso die ihrigen. Und dann kam auf einmal ein schrecklicher Krach. Das zu straff gespannte Seil war gerissen. Ich halte zum Beispiel dafür, daß es für manche Eheleute am besten ist, wenn sie ihre Erholungsreisen zu verschiedenen Zeiten machen.«
»O, Frank!«
»Ja, das glaube ich. Nicht für uns, bei Gott! Ich generalisiere nur. Aber für manche Leute, das bin ich überzeugt, ist es das Beste. Sie betrachten einander wieder einmal aus der Entfernung und lieben sich dann um so mehr.«
»Nun ja, aber das sollen Regeln für uns sein, und nicht für andere Leute.«
»Ganz richtig, mein Lieb. Ich war ein wenig entgleist. – Aber ich fürchte, ich werde dich in diesem Punkte nicht überzeugen können.«
Maude sah entzückend widerspenstig aus.
»Nein, das wirst du nicht, Frank. Ich meine, daß die Ehe nicht zu eng sein kann. Ich glaube, daß jeder Gedanke, jede Hoffnung, jedes Streben gemeinsam sein sollen. Ich werde deinem Herzen und deiner Seele nie so nahe sein können, als ich möchte. Ich möchte mich jedes Jahr näher und näher herandrängen, bis wir so sehr eins geworden sind, als es auf Erden möglich ist.«
Wenn man sich schon ergeben muß, so ist es am besten, man tut es leicht und freudig. Frank beugte sich nieder, küßte seiner Frau die Hand, und entschuldigte sich. »Die Weisheit des Herzens ist größer als die des Verstandes,« sagte er.
Aber er hätte hinzusetzen mögen, daß die Liebe des Mannes viel mehr als die des Weibes im Verstande wurzelt, und daß es daher immer gewisse Dinge geben wird, die sie nicht mit gleichen Augen ansehen.
»Diesen Punkt streichen wir also.«
»Nein, Schatz. Schreibe: ›Das zu straff gespannte Seil reißt am leichtesten.‹ So bin ich einverstanden. Das Seil, von dem ich spreche, wird überhaupt nicht gespannt. Im Augenblick, wo es nötig ist, es zu spannen, hat es seinen Wert verloren. Es muß natürlich, selbstverständlich, unfühlbar sein.«
Frank änderte also seine Fassung in dieser Weise ab.
»Noch etwas, Kind?«
»Ja, mir ist etwas eingefallen,« sagte sie. »Nämlich, daß du, wenn du einmal etwas an mir auszusetzen hättest, es tust, wenn wir allein sind.«
»Und du ebenso mit mir. Das ist vortrefflich. Was kann vulgärer und herabwürdigender sein, als ein Zwiespalt der Meinungen vor andern Leuten? Oft wird derlei halb im Scherz gesagt, aber es ist darum nicht minder unangebracht. Ist protokolliert. Was noch?«
»Nur materielle Dinge.«
»Auch diese haben ihr Gewicht. Was die Geldfrage betrifft, so halte ich dafür, daß jeder Mann seiner Frau einen gewissen Betrag jährlich aussetzen soll, den sie für sich behalten und nach ihrem Gutdünken verwenden kann. Es ist entwürdigend für eine Frau, wenn sie ihren Mann um jeden Sovereign bitten soll, den sie braucht. Wenn aber die Frau eigenes Geld hat, so soll es ihr allein überlassen bleiben. Beliebt es ihr, davon einen Teil für das Haus zu verwenden, gut, aber sie soll ihre eigene Bankrechnung und selbständige Verfügung darüber haben.«
»Wenn eine Frau einen Mann wirklich liebt, Frank, wird sie ihm irgend etwas von ihrem Besitz vorenthalten wollen? Wenn mein kleines Einkommen dir irgendeine Sorge erleichtern kann, welche Freude wäre es für mich, wenn du es verwendetest!«
»Ja, aber der Mann muß seine Selbstachtung bewahren. In einer schweren Krisis dürfte er die Hilfe seiner Frau in Anspruch nehmen – da ja beider Interessen dieselben sind – aber auch nur in diesem Falle. So viel also von dem Gelde der Frau. Nun zu der Frage des Wirtschaftsgeldes.«
»Der schrecklichen Frage!«
»Sie wird es nur dadurch, daß die Leute sich mit Wenigem so vieles verschaffen wollen. Warum sind sie so begierig? Die schönsten Genüsse des Lebens sind für wenig Geld zu haben. Bücher, Musik, gemütliche Abende mit Freunden, eine Wanderung durch die Heide, die köstliche Abgeschlossenheit des eigenen Heims, mein Cricket und Golf – das alles kostet sehr wenig.«
»Aber man muß auch essen und trinken, Frank. Und was Jemima und die Köchin konsumieren, das ist geradezu erstaunlich.«
»Aber die Mahlzeiten haben die Tendenz zu reichlich zu werden. Wozu das zweite Gemüse?«
»Da hat man's! Ich wußte ja, du wirst etwas gegen das arme Gemüse sagen. Es kostet doch so wenig.«
»Durchschnittlich kostet es, wie ich überzeugt bin, nicht weniger als drei Pence täglich. Gestehe nur, soviel kostet es. Weißt du, was drei Pence täglich im Jahr ausmachen? Wenn du schon einen Buchhalter zum Mann hast, mußt du rechnen lernen. Es macht vier Pfund, elf Schilling und drei Pence.«
»Das scheint mir nicht sehr viel.«
»Aber für diesen Betrag und für weniger kann man Mitglied der Londoner Bibliothek werden, mit dem Recht, fünfzehn Bücher gleichzeitig auszuleihen, die man aus der Literatur der ganzen Welt auswählen kann. Nun stell dir das vor: auf der einen Seite alle Bücher der Welt, mit allem darin, was Großes, Weises, Witziges geschrieben worden; auf der anderen Seite ein Haufen Blumenkohl, Kürbisse und Bohnen. Was ziehst du vor?«
»Du lieber Gott, wir werden nie wieder ein zweites Gemüse haben!«
»Und Pudding?«
»Du ißt aber den Pudding immer auf, Schatz.«
»Gewiß, das tu' ich. Es bleibt wohl nichts anderes übrig, wenn der Pudding vor mir steht. Aber wenn er nicht da wäre, würde ich ihn weder essen noch vermissen, und dir liegt gar nichts daran, wie ich weiß. Das gäbe wieder fünf oder sechs Pfund im Jahr.«
»Wir werden einen Vergleich schließen, Schatz. An einem Tag zweites Gemüse, am andern Pudding.«
»Einverstanden.«
»Ich habe bemerkt, daß du immer dann von Ersparungen beim Essen sprichst, wenn du ein ausgiebiges Mahl genommen hast. Ich bin neugierig, ob du ebenso denken wirst, wenn du morgen heißhungrig aus der City heimkommst. Was noch an Ersparungen, mein Herr?«
»Geld macht nicht glücklich, aber Schulden machen unglücklich. Wir müssen daher jede unnötige Ausgabe vermeiden, bis wir einen Reservefond für unerwartete Fälle gesammelt haben. Wenn du findest, daß ich in irgendeiner Weise sparen könnte, oder daß ich Geld für überflüssige Dinge ausgebe, so wäre ich dir dankbar, wenn du es mir sagtest. Ich bin in meiner Junggesellenzeit etwas leichtsinnig geworden.«
»Ich weiß. Es war albern von mir, mir ihn anzuschaffen.«
»Macht nichts, Schatz. Er steht dir so gut. Und schließlich kostete er nur dreißig Schillinge. Kannst du mir irgendeine Verschwendung von meiner Seite nennen?«
»Nun, Kind, ich habe gestern die Rechnung der Schneiderin gesehen.«
»Ach, Frank, es ist ein so hübsches Kleid, und du hast gesagt, es gefällt dir, und die gute Fasson muß bezahlt werden, und du hast selbst gesagt, daß eine Frau nach der Hochzeit ihre Kleidung nicht vernachlässigen soll, und in Regent Street hätte es das Doppelte gekostet!«
»Ich meinte nicht das Kleid, Herzchen.«
»Was denn?«
»Das seidene Futter des Rockes.«
»O, du dummes Manni, du!«
»Es kostet dreißig Schillinge mehr. Was kann das nun für einen Unterschied machen, ob er mit Seide gefüttert ist oder nicht?«
»Wirklich nicht? Na, probier's nur einmal!«
»Aber es weiß ja niemand, daß er mit Seide gefüttert ist.«
»Wenn ich in ein Zimmer hineinrausche, mein Schatz, weiß jede anwesende Frau, daß der Rock mit Seide gefüttert ist.«
Frank fühlte, daß er sich zu weit vorgewagt hatte, und beeilte sich, wieder dem Lande zuzuschwimmen.
»Es gibt nur eine Ersparnis, die nach meiner Meinung nicht zu rechtfertigen ist,« sagte er, »und das ist die an Beiträgen zu wohltätigen Zwecken. Das ist eine recht niedrige Sparsamkeit. Nicht, daß ich darauf viel verwende, zu wenig vielleicht. Aber zu sagen, daß, weil wir sparen wollen, irgendein Armer entbehren soll, das ist zu erbärmlich. Wir müssen auf unsere eigenen Kosten sparen.«
Nun hatte Frank in seiner methodischen Weise alle Regeln auf seinem Blatt Kanzleipapier aufgezeichnet. Es war gerade keine großartige Leistung, aber es mag als Seekarte für die kleinen zweirudrigen Boote dienen, bis eine bessere erscheint. Folgendes waren seine
Grundsätze für Eheleute.
Dies war der Kurs, den diese beiden hochgemuten jungen Leute für ihre Fahrt entwarfen. Sie mögen ihn in der Praxis abändern, durch Erfahrung verbessern, aber vorerst ist er gut genug, um sie sicher auf die hohe See hinauszuführen.