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Herbert und ich fuhren fort, es mit dem Vermehren unserer Schulden und dem »Randlassen« und dergleichen trefflichen Geschäften immer schlimmer zu machen; und die Zeit verging, wie es unter allen Umständen einmal ihre Gewohnheit ist; und ich wurde mündig, ehe ich, wie Herbert es prophezeit hatte, noch recht wußte, woran ich war.
Herbert selbst war schon acht Monate früher mündig geworden. Da er hierdurch indessen keine anderweitigen bedeutenden Vortheile erlangte, so machte das Ereigniß kein großes Aufsehen in Barnards Inn. Meinem einundzwanzigsten Geburtstage dagegen hatten wir mit unzähligen Speculationen und Erwartungen entgegengesehen, denn wir waren Beide der Ansicht gewesen: mein Vormund würde kaum umhin können, mir bei dieser Gelegenheit etwas Bestimmtes zu sagen.
Ich hatte Sorge getragen, daß man in Little Britain vollkommen davon unterrichtet sei, wann mein Geburtstag wäre. Am vorhergehenden Tage erhielt ich von Wemmick ein officielles Schreiben, das mich unterrichtete, Mr. Jaggers werde sich freuen, mich Nachmittags fünf Uhr an dem vielversprechenden Tage auf der Expedition bei sich zu sehen. Hiernach waren wir überzeugt, daß sich etwas Großes ereignen werde, und ich gerieth dadurch in eine ungewöhnliche Aufregung, als ich mich, ein Muster der Pünktlichkeit, nach meines Vormundes Geschäftslocale verfügte.
Im äußern Comptoir brachte mir Wemmick seine Glückwünsche dar, und schlug sich, wie zufällig, mit einem zusammengebrochenen Stücke Seidenpapier an die Nase, dessen Aussehen mir gefiel. Doch sagte er nichts darüber, und gab mir durch ein Kopfnicken zu verstehen, daß ich in meines Vormundes Zimmer gehen möge. Es war im Monat November und mein Vormund stand, mit dem Rücken gegen den Kaminsims gelehnt und die Hände unter den Rockschößen, vor dem Feuer.
»Nun, Pip,« sagte er, »ich muß Sie heute wohl Mr. Pip nennen. Ich gratulire Ihnen, Mr. Pip.«
Wir drückten einander die Hand – er that dies stets mit größter Kürze – und ich dankte ihm.
»Nehmen Sie Platz, Mr. Pip.« sagte mein Vormund.
Ich setzte mich, und er verharrte in seiner Stellung und runzelte zürnend seine Stirn gegen seine Stiefeln; ich fühlte mich in einer unvortheilhaften Lage, die mich an jene alte Zeit erinnerte, wo man mich auf einen Grabstein gesetzt hatte. Die beiden scheußlichen, gespenstischen Gypsabgüsse waren nicht weit von ihm entfernt, und sie sahen aus, als ob sie einen dummen, apoplektischen Versuch machten, an der Unterhaltung Theil zu nehmen.
»Nun, mein junger Freund,« begann mein Vormund, wie wenn ich ein Zeuge vor den Schranken gewesen wäre, »ich habe ein paar Worte mit Ihnen zu reden.«
»Gewiß, Sir.«
»Wie hoch, glauben Sie wohl,« sagte Mr. Jaggers, indem er sich vorwärts neigte, um auf den Boden zu schauen, und dann den Kopf zurückwarf, um nach der Zimmerdecke hinauf zu blicken, »wie hoch, glauben Sie wohl, daß sich Ihre jährlichen Ausgaben belaufen?«
»Wie hoch, Sir?«
»Ja,« sagte Mr. Jaggers, noch immer die Zimmerdecke betrachtend, »wie – hoch?« Und dann warf er einen Blick ringsum im Zimmer und hielt mit halbenwegs zur Nase erhobenem Taschentuche inne.
Ich hatte meine Geldangelegenheiten so oft studirt, daß ich dadurch jede leise Ahnung, die ich ursprünglich von den Verhältnissen derselben gehabt haben mochte, gründlich vernichtet hatte. Deshalb bekannte ich, mit ziemlichem Widerstreben, daß ich nicht im Stande sei, die Frage zu beantworten. Diese Antwort schien Mr. Jaggers Vergnügen zu machen, denn er sagte: »Das dacht ich mir!« und gebrauchte dann sein Taschentuch mit einer Miene der Zufriedenheit.
»Jetzt habe ich Ihnen einen Frage vorgelegt, mein junger Freund,« sagte Mr. Jaggers; »haben Sie nun etwa auch eine an mich zurichten?«
»Natürlich würde es mir eine große Erleichterung sein, mehre Fragen an Sie zu richten, Sir! aber ich entsinne mich Ihres Verbotes.«
»Thun Sie eine,« sagte Mr. Jaggers.
»Soll ich heute erfahren, wer mein Wohlthäter ist?«
»Nein. Thun Sie eine andere.«
»Wird man mich bald hierüber aufklären?«
»Legen Sie die Frage einen Augenblick bei Seite und thun Sie eine andere.«
Ich sah mich einen Augenblick um, aber es schien sich durchaus kein Mittel zu zeigen, durch das ich der Frage hätte ausweichen können: »Soll ich – irgend etwas – erhalten, Sir?« Worauf Mr. Jaggers triumphirend sagte: »Ich dachte mir wohl, daß wir endlich dahin kommen würden!« und dann Wemmick zurief, er möge ihm jenes Papier bringen. Wemmick erschien, überreichte ihm dasselbe und verschwand wieder.
»Jetzt, Mr. Pip.« sagte Mr. Jaggers, »sein Sie so gut, und geben Acht. Sie haben sich ziemliche Summen von uns abgeholt; Ihr Name kommt ziemlich oft in Wemmicks Büchern vor; aber Sie haben außerdem natürlich Schulden?«
»Ich fürchte, daß ich Ja dazu sagen muß, Sir.«
»Sie wissen, daß Sie Ja dazu sagen müssen, nicht wahr?« sagte Mr. Jaggers.
»Ja, Sir.«
»Ich frage Sie nicht, wie viel Sie schuldig sind, denn Sie wissen es nicht; und falls Sie es wüßten, so würden Sie es mir nicht sagen; Sie würden weniger angeben. Ja wohl, mein Freund,« rief Mr. Jaggers seinen Zeigefinger schwenkend, um mir Schweigen zu empfehlen, da ich im Begriff war, hiergegen zu protestiren, »es ist sehr wohl möglich, daß Sie glauben, Sie würden dies nicht thun, aber Sie würden es dennoch thun. Sie werden mich entschuldigen, aber ich verstehe das besser, als Sie. Jetzt nehmen Sie dieses Stück Papier in Ihre Hand. Haben Sie es? Sehr gut. Jetzt falten Sie es auseinander und sagen mir, was es ist.«
»Es ist eine Banknote,« sagte ich, »für fünfhundert Pfund.«
»Es ist eine Banknote,« wiederholte Mr. Jaggers, »für fünfhundert Pfund. Und zwar finde ich, daß dies eine sehr hübsche Summe Geldes ist. Finden Sie dies ebenfalls?«
»Wie wäre es wohl möglich, daß ich es nicht fände!«
»Ach! aber beantworten Sie die Frage,« sagte Mr. Jaggers.
»Ohne allen Zweifel.«
»Sie finden, daß es ohne allen Zweifel eine sehr hübsche Summe Geldes ist. Nun, diese hübsche Summe Geldes, Pip, ist die Ihrige. Es ist ein Geschenk für Sie, um den heutigen Tag zu bezeichnen, und zugleich ein Handgeld auf Ihre Erwartungen. Und von einer ähnlichen hübschen Summe sollen Sie fortan Ihre jährlichen Ausgaben bestreiten und dieselbe nicht überschreiten, bis sich der Geber des Ganzen nennt. Das heißt, Sie werden jetzt Ihre Geldangelegenheiten gänzlich in Ihre eigenen Hände nehmen, und sich von Wemmick vierteljährlich hundertundfünfundzwanzig Pfund geben lassen, bis Sie nicht länger bloß mit dem Geschäftsführer, sondern mit der Quelle selbst in Verbindung treten. Wie ich Ihnen bereits gesagt habe, bin ich bloß der Geschäftsführer. Ich folge meinen erhaltenen Instructionen und erhalte meine Bezahlung dafür. Ich finde dieselben allerdings unverständig, werde aber nicht bezahlt, um meine Meinung über ihren Werth abzugeben.«
Ich fing an, meine Dankbarkeit gegen den Wohlthäter auszudrücken, der mit so großer Freigebigkeit an mir handelte, als Mr. Jaggers mich ganz trocken unterbrach. »Man bezahlt mich nicht, Pip,« sagte er, »um irgend Jemand Ihre Worte zu berichten«; und faßte dann seine Rockschöße zusammen, wie er den Unterhaltungsgegenstand zusammengefaßt hatte, und runzelte finster die Stirn gegen seine Stiefeln, wie wenn er sie im Verdacht habe, Böses gegen ihn im Schilde zu führen.
Nach einer Pause wagte ich zu sagen:
»Ich that vorhin eine Frage, die Sie mir für den Augenblick bei Seite zu legen empfahlen, Mr. Jaggers. Ich hoffe, ich thue nichts Unrechtes, wenn ich sie wiederhole?«
»Was für eine Frage?« sagte er. Ich hätte es vorher wissen können, daß es ihm nicht einfallen würde, mir zu helfen; aber es verdutzte mich etwas, daß ich die Frage noch einmal deutlich aussprechen sollte, wie wenn es eine ganz neue gewesen wäre.
»Ist es wahrscheinlich,« sagte ich nach einigem Zögern, »daß mein Gönner, die Quelle, von der Sie sprachen, Mr. Jaggers, bald«, – hier schwieg ich aus Zartgefühl.
»Bald was?« sagte Mr. Jaggers; »denn das ist so noch keine fertige Frage, wissen Sie.«
»Bald nach London kommen,« sagte ich, nachdem ich nach einer genauen Wortform gesucht, »oder mich irgend wohin berufen wird?«
»Hier,« entgegnete Mr. Jaggers, zum ersten Male seine dunklen, tiefliegenden Augen auf mich heftend, »müssen wir auf den Abend zurückkommen, an dem wir uns einander zum ersten Male in Ihrem Dorfe sahen. Was habe ich Ihnen damals gesagt, Pip?«
»Sie sagten mir, Mr. Jaggers, daß jene Person sich vielleicht erst nach Jahren zu erkennen geben würde.«
»Ganz recht,« sagte Mr. Jaggers, »das ist meine Antwort.«
Als wir einander gerade und voll ins Auge blickten, fühlte ich, in meinem Wunsche, etwas aus ihm heraus zu bringen, wie mein Athem schneller kam und ging. Und da ich dies fühlte und sah, wie er es bemerkte, fühlte ich zugleich, daß ich weniger Aussicht denn je hatte, etwas aus ihm heraus zu locken.
»Glauben Sie, daß auch jetzt noch Jahre darüber vergehen können, Mr. Jaggers?«
Mr. Jaggers schüttelte den Kopf – nicht um die Frage zu verneinen, sondern um die Idee, daß er überhaupt dieselbe zu beantworten im Stande sein könne, zu verwerfen, – und die beiden scheußlichen Gypsabgüsse mit den verzerrten Gesichtern sahen aus, als meine Augen zu ihnen hinauf wanderten, als ob sie in ihrer gespannten Aufmerksamkeit zu einer Krisis gekommen und jetzt im Begriffe seien, zu niesen.
»Kommen Sie!« sagte Mr. Jaggers, seine Beine mit seinen durchglühten Händen wärmend. »Ich will offen mit Ihnen sein, mein Freund Pip. Das ist eine Frage, die man nicht an mich richten muß. Sie werden dies besser verstehen, wenn ich Ihnen sage, daß es eine Frage ist, die mich compromittiren könnte. Kommen Sie! Ich will noch etwas weiter mit Ihnen gehen: ich will Ihnen noch etwas sagen.«
Er beugte sich so tief herunter, um seinen Stiefeln zu zürnen, daß er in der Pause, die er hier in seiner Rede machte, seine Waden zu reiben im Stande war.
»Wenn jene Person sich zu erkennen giebt,« sagt Mr. Jaggers sich wieder aufrichtend, »werden Sie und jene Person Ihre Angelegenheiten mit einander abmachen. Wenn jene Person sich zu erkennen giebt, wird meine Betheiligung an diesem Geschäfte aufhören und zu Ende sein. Wenn jene Person sich zu erkennen giebt, wird es für mich unnöthig sein, etwas davon zu wissen. Und das ist Alles, was ich darüber zu sagen habe.«
Wir sahen einander an, bis ich meine Augen abwandte und gedankenvoll auf den Fußboden blickte. Ich schloß aus dieser letzten Rede, daß Miß Havisham ihn aus irgend einem oder gar keinem Grunde in Bezug auf das, was sie mit Estella und mir vorhatte, nicht in ihr Vertrauen gezogen, daß er dies als eine Verletzung seiner Rechte betrachte und es übelgenommen habe; oder daß er wirklich gegen diesen Plan sei und deshalb mit demselben nichts zu thun haben wollte. Als ich meine Blicke wieder erhob, wurde ich gewahr, daß er mich inzwischen unausgesetzt und aufmerksam betrachtet hatte und dies noch that.
»Falls das Alles ist, was Sie zu sagen haben, Sir,« bemerkte ich, »so kann ich nichts weiter hinzuzufügen haben.«
Er nickte beistimmend, zog dann seine von den Dieben gefürchtete Uhr hervor und fragte mich, wo ich zu speisen gedenke? Ich entgegnete: »Mit Herbert in unserer Wohnung,« und als nothwendige Folge fügte ich die Einladung hinzu, ob er uns nicht das Vergnügen seiner Gesellschaft schenken wolle, die er sofort annahm. Doch bestand er darauf, mit mir nach Hause zu gehen, damit ich keine besonderen Vorbereitungen für ihn mache, und er hatte erst ein paar Briefe zu schreiben und (natürlich) seine Hände zu waschen. Darum sagte ich, ich wolle ins äußere Comptoir gehen und mich mit Wemmick unterhalten.
Die Sache war nämlich die, daß, als ich die fünfhundert Pfund in der Tasche fühlte, mir ein Gedanke in den Kopf kam, welcher mir früher schon eingefallen war, und Wemmick schien mir derjenige zu sein, den ich über einen solchen Gedanken zu Rathe ziehen könne.
Er hatte bereits seinen Geldschrank verschlossen und Vorbereitungen getroffen, um nach Hanse zu gehen. Er hatte sein Pult verlassen, seine beiden schmierigen Comptoirleuchter herausgebracht und sie nebst der Lichtscheere auf einen Tisch dicht an der Thür hingestellt, um sie beim Hinausgehen auszulöschen; er hatte das Feuer auseinandergescharrt, seinen Hut und Ueberrock bereit gelegt und war beschäftigt, sich mit dem Schlüssel seines Geldschrankes die Brust zu klopfen, als gymnastische Uebung nach beendeten Geschäften.
»Mr. Wemmick,« sagte ich, »ich möchte mir Ihren Rath erbitten. Ich wünsche sehr, einem Freunde zu dienen.«
Mr. Wemmick kniff den Briefkasten fester zusammen und schüttelte den Kopf, um anzudeuten, daß sein Rath entschieden gegen eine so unheildrohende Schwachheit sei.
»Dieser Freund«, fuhr ich fort, »ist bemüht, als Kaufmann vorwärts zu kommen, hat aber kein Geld und findet es deshalb schwer, einen Anfang zu machen. Nun möchte ich ihm gern bei dem Anfange behülflich sein.«
»Mit baarem Gelde?« sagte Wemmick in einem Tone, der trockner war als Sägespäne.
»Mit etwas baarem Gelde,« sagte ich, denn es durchfuhr mich eine ungemüthliche Erinnerung an jenes symmetrische Papierbündel zu Hause; »mit etwas baarem Gelde und vielleicht mit einiger Aussicht auf meine Erwartungen.«
»Mr. Pip,« sagte Wemmick, »ich möchte wohl, wenn Sie mirs erlauben wollen, einmal die verschiedenen Brücken bis Chelsea Reach mit Ihnen an den Fingern herrechnen. Lassen Sie sehen: da ist die von London, eins; die von Southwark, zwei; die von Blackfriars, drei; die von Waterloo, vier; die von Westminster, fünf; die von Vauxhall, sechs.« Er hatte jede einzeln durch einen Schlag mit seinem Geldschrankschlüssel auf seine Handfläche bezeichnet. »Da haben Sie sechs, sehen Sie, von denen Sie sich eine aussuchen können.«
»Ich verstehe Sie nicht,« sagte ich.
»Suchen Sie sich Ihre Brücke aus, Mr. Pip,« entgegnete Wemmick, »und machen Sie einen Spaziergang auf Ihrer Brücke, und werfen Sie Ihr Geld über den mittelsten Bogen Ihrer Brücke in die Themse, und dann wissen Sie, wo es geblieben ist. Dienen Sie einem Freunde damit, und Sie werden ebenfalls wissen, wo es geblieben ist, aber es wird ein weniger angenehmes und einträgliches Ende nehmen.«
Ich hätte eine Zeitung in seinen Mund hinabwerfen können, so groß machte er ihn, nachdem er dies gesagt hatte. »Dies ist sehr entmuthigend,« sagte ich.
»Das soll es auch sein,« sagte Wemmick.
»Dann sind Sie der Ansicht,« fragte ich mit einiger Entrüstung, »daß man nie« –
»Bewegliches Eigenthum bei einem Freunde anlegen solle?« sagte Wemmick. »Ganz gewiß soll man das nicht. Falls man nicht seinen Freund los zu sein wünscht. Und dann ist es noch die Frage, wieviel bewegliches Eigenthum es werth sein mag, ihn los zu werden.«
»Und dies«, sagte ich, »ist Ihre entschiedene Meinung, Mr. Wemmick?«
»Dies«, entgegnete er, »ist meine entschiedene Meinung hier in der Expedition.«
»Ach!« sagte ich, ihn drängend, denn es schien mir, daß er sich hier einen Ausweg frei lassen wollte; »aber würden Sie derselben Meinung auch in Walworth sein?«
»Mr. Pip,« erwiederte er ernst, »Walworth ist Eines und diese Expedition ist ein Anderes. Gerade wie der Alte eine Person ist und Mr. Jaggers eine andere. Sie müssen nicht mit einander verwechselt werden. Man muß meine Walworth-Ansichten in Walworth hören; doch in dieser Expedition wird man keine anderen, als meine geschäftlichen Ansichten hören.«
»Sehr gut,« sagte ich, mich bedeutend erleichtert fühlend; »dann werde ich Sie in Walworth aufsuchen, darauf können Sie sich verlassen.«
»Mr. Pip,« entgegnete er, »ich werde Sie dort in meinem Privatcharakter willkommen heißen.«
Wir hatten diese Unterhaltung mit leiser Stimme geführt, da wir sehr wohl wußten, daß mein Vormund die schärfsten Ohren von der Welt besaß. Da er jetzt, sich die Hände abtrocknend, in seiner Thür erschien, zog Wemmick sich den Ueberrock an, und stellte sich zurecht, um die Kerzen auszulöschen. Wir gingen Alle Drei zusammen in die Straße hinaus, und hier ging Wemmick seines Weges, und mein Vormund und ich des unsrigen.
Ich konnte mehr als ein Mal an jenem Abende nicht umhin, zu wünschen, daß Mr. Jaggers in der Gerard Straße einen Alten oder Böller, oder ein Etwas, oder einen Jemand gehabt hätte, um seine Stirn ein wenig zu glätten. Es war keine angenehme Betrachtung für einen einundzwanzigsten Geburtstag, daß es in einer so vorsichtigen, argwöhnischen Welt, wie er sie aussehen machte, gar nicht der Mühe werth sei, mündig zu werden. Er war tausend Mal gescheidter und unterrichteter als Wemmick, und dennoch hätte ich Wemmick tausend Mal lieber zu Tische gehabt. Und Mr. Jaggers machte nicht nur mich allein tief melancholisch, sondern Herbert selbst sagte, nachdem er fort war, mit den Augen aufs Feuer gerichtet, er müsse durchaus ein Capitalverbrechen begangen und es vergessen haben, so niedergedrückt und schuldig fühle er sich.
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