Charles Dickens
Dombey und Sohn – Band 2
Charles Dickens

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Fünfunddreißigstes Kapitel.

Das glückliche Paar.

Der schwarze Klecks in der Straße ist fort. Wenn sich Mr. Dombeys Haus noch immer wie eine Lücke unter den benachbarten ausnimmt, so liegt der Grund nur darin, weil es in der Pracht und in dem Stolz, womit es die anderen zurückweist, nicht zu beneiden ist. Das Sprichwort sagt: Heimat sei Heimat, wie ärmlich sie auch sein möge. Wenn nun auch das Gegenteil wahr ist und sie Heimat bleibt, wie stattlich sie sei, welch ein Altar war dann nicht hier den heimischen Hausgöttern errichtet!

Es ist Abend. Lichter funkeln durch die Fenster, die rötliche Glut der Kaminfeuer übergießt warm und hell die Vorhänge und die weichen Teppiche; das Diner ist bereitet, der Serviertisch mit Silbergeschirr beladen und die Speisetafel großartig gerüstet, obschon nur vier Gedecke aufgelegt sind. Das erstemal seit den jüngsten Veränderungen soll das Haus wirkliche Dienste leisten, und man sieht der Ankunft des glücklichen Paares mit jeder Minute entgegen.

Dieser Abend, der die Rückkehrenden begrüßen soll, steht an Interesse, das es der erwartungsvollen Dienerschaft bietet, nur dem Morgen der Trauung nach. Mrs. Perch, die die Runde durch das Haus gemacht, die Seiden- und Damaststoffe der Elle nach abgeschätzt und für den Ausdruck ihrer Bewunderung und ihres Staunens alle nur erdenklichen Ausrufwörter erschöpft hat, sitzt jetzt in der Küche und trinkt Tee. Der erste Gehilfe des Tapezierers hat seinen stark nach Firniß riechenden Hut mit dem Schnupftuch darin unter einem Stuhl in der Halle gelassen, schleicht im Hause umher, blickt nach den Gesimsen empor, beaugenscheinigt die Teppiche auf dem Boden, zieht gelegentlich in stummem Entzücken ein Metermaß aus der Tasche und mißt hurtig mit unaussprechlichen Gefühlen einzelne kostbare Gegenstände. Die Köchin ist ungemein heiter und erklärt, es gefalle ihr nur an einem Platz, wo es viel Gesellschaft gebe (sie wette sechs Pence, daß dies fortan im Hause der Fall sein werde), denn sie habe von Kindheit auf ein lebhaftes Temperament gehabt und es sei ihr gleich, was die Welt zu diesem Temperament sage. Diese Gesinnung wird von Mrs. Perch mit einem entsprechenden Gemurmel des Beifalls aufgenommen. Die Hausmagd hofft, es werde dem Paare glücklich ergehen – aber das Heiraten sei eine Lotterie, und je mehr sie darüber nachdenkt, desto mehr gewinnt sie die Überzeugung, daß sie im ledigen Stande am sichersten und unabhängigsten lebe. Mr. Towlinson ist ernst und grämlich, sagt, das sei auch seine Meinung, und erklärt nebenbei allen Ausländern den Krieg, indem er ruft: »Nieder mit den Franzosen!« Der junge Mann gibt sich nämlich dem allgemeinen Eindrucke hin, jeder Ausländer sei ein Franzose und könne der Natur der Sache nach unmöglich etwas anderes sein.

Sooft sich draußen Rädergerassel vernehmen läßt, halten alle in ihren Reden inne und horchen. Ja, es kommt sogar mehr als einmal zu einem allgemeinen Aufbruch, als sich der Ruf verbreitet: »Sie sind es!« Aber sie sind es noch nicht, und die Köchin fängt bereits an, über das Essen zu klagen, das schon zweimal hat zurückgestellt werden müssen, während der Tapeziergehilfe, ungestört in seinen glücklichen Träumen, noch immer in den Zimmern umherwandelt.

Florence ist bereit, ihren Vater und ihre neue Mama zu empfangen. Ob die Regungen, die in ihrer Brust pochen, im Schmerz oder Freude ihren Grund haben? – sie weiß es kaum. Aber das klopfende Herz rötet ihre Wangen und erhöht das Feuer ihrer Augen. Unten stecken sie die Köpfe zusammen und flüstern sich zu – denn sie sprechen stets leise, wenn von ihr die Rede ist – wie schön Miß Florence heute abend aussehe und was für eine liebliche Lady sie geworden sei, das liebe Herz! Es folgt eine Pause, und dann erklärt die Köchin in dem Gefühl, daß man von ihr, als der Präsidentin, ihre Ansicht erwarte, sie möchte nur wissen, ob – aber der Vortrag geht nicht weiter. Auch die Hausmagd möchte wissen – desgleichen Mrs. Perch, die die glückliche soziale Eigenschaft hat, stets neugierig zu sein, wenn es andere sind, ohne es gerade mit dem Gegenstand besonders genau zu nehmen. Mr. Towlinson, dem die Gelegenheit günstig scheint, die Stimmung der Damen zu seiner eigenen Skepsis herabzudrücken, meint, sie sollten nur abwarten und sehen; ihm für seine Person wäre es lieb, wenn gewisse Personen gut wegkämen. Die Köchin wirft mit einem Seufzer die Bemerkung hin: »Ach, es ist eine seltsame Welt – jawohl!« geht um den Tisch herum und fügt im Ton der Überzeugung bei, »aber Miß Florence kann es bei keinem Wechsel noch schlimmer ergehen, Tom.« Mr. Towlinson antwortet mit schrecklicher Bedeutsamkeit: »O, es kann noch ganz anders kommen!« und verstummt sodann in dem Gefühl, daß man kaum prophetischer sprechen oder etwas Weiteres hinzufügen könne.

Mrs. Skewton, die ihre liebe Tochter und den teuren Schwiegersohn mit offenen Armen empfangen will, ist für diesen Zweck ungemein passend in ein sehr jugendliches Kostüm mit kurzen Ärmeln gehüllt. Zur Zeit blühen übrigens ihre reifen Reize noch in dem Schatten ihrer eigenen Zimmer, die sie vor einigen Stunden bezogen und nicht verlassen hat. Sie ist sehr ärgerlich wegen der Verspätung des Diners. Ihr Mädchen aber, das die Stelle des Gerippes mit der Sense so gut vertreten könnte, obschon sie im übrigen als eine hübsche Jungfer erscheint, ist überfroh, weil sie meint, daß ihr Vierteljahrlohn jetzt sicherer sei und auch, was Kost und Wohnung angehe, eine Änderung zum Besseren bevorstehe.

Wo ist das glückliche Paar, auf das eine so wackere Heimat wartet? Lassen Dampf, Flut, Wind und Pferde in ihrer Eile nach, um länger Zeugen eines solchen Glückes zu bleiben? Werden sie auf ihrem Weg durch die Scharen von Liebesgöttinnen und Grazien zurückgehalten, die sie umschwärmen? Blühen so viele Blumen auf ihrem glücklichen Pfad, daß sie kaum vorwärts kommen können, ohne sich in dornenlosen Rosen und süßduftendem Gesträuch zu verstricken?

Sie sind endlich da! Rädergerassel wird hörbar und kommt immer näher, bis der Wagen vor der Tür haltmacht. Ein donnerndes Klopfen kommt Mr. Towlinson und dem übrigen Hausgesinde, das zum Öffnen nach der Tür eilt, zuvor. Mr. Dombey steigt aus mit seiner Gattin, bietet ihr den Arm und tritt ein.

»Meine süßeste Edith«, ruft aus dem ersten Stock eine Stimme. »Mein teuerster Dombey!«

Und die kurzen Ärmel sind in voller Tätigkeit, um abwechselnd ihn oder sie zu umarmen.

Florence war auch nach der Halle heruntergekommen, ohne jedoch näher zu treten, da sie ihren schüchternen Willkomm aufsparen wollte, bis sich das mehr berechtigte, wertvollere Entzücken etwas gelegt hätte. Aber Ediths Augen suchten sie schon von der Schwelle aus, und nachdem die neue Mrs. Dombey ihre Mutter mit einem Kusse auf die Wange abgefertigt hatte, eilte sie auf das Mädchen zu, um es zu umarmen.

»Wie geht es dir, Florence?« sagte Dombey, seine Hand ausstreckend.

Als Florence dieselbe zitternd zu ihren Lippen erhob, begegnete sie seinem Blick. Er war kalt und abgemessen genug. Aber ihr Herz glaubte etwas mehr Teilnahme darin zu entdecken, als je zuvor. Er drückte sogar eine Art leichter Überraschung – nicht unangenehmer Überraschung bei ihrem Anblick aus. Sie wagte es nicht, ihr Auge abermals zu dem seinigen zu erheben, fühlte aber, daß er sie wieder anschaute und daß der Eindruck nicht weniger günstig war. O, welch ein freudiges Beben durchschauerte sie sogar bei dieser unhaltbaren und grundlosen Bestätigung ihrer Hoffnung, daß es ihr durch ihre neue, schöne Mama gelingen werde, seine Liebe zu gewinnen!

»Ihr werdet vermutlich nicht lange zum Umkleiden brauchen, Mrs. Dombey?« sagte Mr. Dombey.

»Es ist bald geschehen«, versetzte Edith.

»Das Diner muß in einer Viertelstunde bereitstehen.«

Mit diesen Worten verfügte sich Mr. Dombey stattlichen Schritts nach seinem Ankleidezimmer, während Mrs. Dombey zu gleicher Zeit nach dem ihren hinaufging. Mrs. Skewton begab sich mit Florence in das Besuchszimmer, wo diese trefflichste der Mütter es für ihre Pflicht hielt, über das vermeintliche Glück ihrer Tochter einige ununterdrückbare Tränen zu vergießen. Sie war noch recht sorgfältig im Abtrocknen derselben begriffen – ein Geschäft, das sie mit dem Ende ihres spitzengesäumten Tuches verrichtete, als ihr Schwiegersohn erschien.

»Und wie hat mein teuerster Dombey jene lieblichste von allen Städten – Paris – gefunden?« fragte sie, ihre Erregtheit niederkämpfend.

»Es war kalt«, entgegnete Mr. Dombey.

»Aber natürlich so lebhaft, wie immer«, sagte Mrs. Skewton.

»Nicht besonders. Es kam mir langweilig vor«, versetzte Mr, Dombey.

»Pfui, mein teuerster Dombey«, erwiderte sie schalkhaft. »Langweilig!«

»Es machte diesen Eindruck auf mich, Madame«, sagte Mr. Dombey mit ernster Höflichkeit. »Ich glaube, Mrs. Dombey hat es auch langweilig gefunden. Wenigstens äußerte sie sich ein- oder zweimal gegen mich auf diese Weise.«

»Ach, du garstiges Mädchen!« rief Mrs. Skewton ihrem lieben Kinde zu, das in diesem Augenblick eintrat – »was für schrecklich ketzerische Äußerungen hast du dir über Paris erlaubt!«

Edith erhob matt die Augenbrauen, ging, ohne einen Blick danach zu werfen, an der Flügeltür, die geöffnet war, um die Zimmerreihe mit ihrer neuen schönen Ausstattung zu zeigen, vorbei und setzte sich an Florences Seite nieder.

»Mein teurer Dombey«, sagte Mrs. Skewton, »wie entzückend diese Leute jede von uns angedeutete Idee ausgeführt haben! Das Haus ist unter ihren Händen zu einem wahren Palast geworden.«

»Es ist schön«, sagte Mr. Dombey, umherschauend. »Ich habe die Weisung erteilt, daß man keine Kosten sparen solle, und glaube, es ist alles geschehen, was durch Geld erzielt werden kann.«

»Und was wäre nicht damit zu erzielen, lieber Dombey?« bemerkte Cleopatra.

»Geld ist Macht, Madame«, sagte Mr. Dombey.

Er schaute in der gewohnten feierlichen Weise nach seiner Gattin hin, die übrigens keine Silbe darauf erwiderte.

»Ich hoffe, Mrs. Dombey«, fuhr Mr. Dombey nach einer kurzen Pause mit besonderer Bestimmtheit gegen sie fort, »daß diese Veränderungen Euren Beifall finden?«

»Sie sind so schön, wie sie sein können«, versetzte sie mit stolzer Gleichgültigkeit. »Sie müssen es natürlich sein, und deshalb vermute ich auch, daß es der Fall ist.«

Ein Ausdruck von Verachtung lag gewöhnlich auf dem stolzen Gesicht und schien sich davon nicht trennen zu lassen. Aber die Geringschätzung, mit der sie jedes, auch das unbedeutendste Merkmal von Bewunderung oder Achtung seines Reichtums aufnahm, bildete in ihrem Antlitz einen neuen, ganz eigenartigen Zug von so kräftigem Gepräge, daß er mit keinem früheren einen Vergleich aushielt. Ob Mr. Dombey, in den Mantel seiner Größe gehüllt, dies wußte oder nicht? Jedenfalls hatte es ihm nicht an Gelegenheit zu Belehrung gefehlt, und in jenem Augenblick konnte ihm der einzige Blick des dunkeln Auges, der auf ihn niederfiel, nachdem sie rasch und gleichgültig die Gegenstände des erwähnten Selbstlobes gemustert hatte, allen wünschenswerten Aufschluß geben. Dieser Blick sagte ihm: nichts, was durch seinen Reichtum selbst in zehntausendfacher Steigerung erzielt werden konnte, vermochte dieser trotzigen Frau, die an ihn gefesselt war, obschon ihre ganze Seele sich gegen ihn empörte, eine Äußerung oder Miene der Anerkennung zu entringen. Er hätte in diesem Blick lesen können, daß sie seine Schätze schon wegen des schmutzigen, zur Sinnbegierde führenden Einflusses, den sie auf sie selbst geübt hatten, verachte. Zwar nahm sie diese Schätze kraft des geschlossenen Handels für sich in Anspruch – als schnöden, wertlosen Ersatz dafür, daß sie sein Weib geworden war. Er hätte darin lesen können, daß, wenn sie ohnehin schon stets ihr Haupt dem Blitz ihres Stolzes und ihrer Selbstverachtung preisgab, die geringste Anspielung auf seinen Reichtum sie aufs neue herabwürdigte, das verzehrende Gefühl ihres Innern erhöhte und die vom Fluch getroffene Wüste in ihrem Herzen noch öder machte.

Das Diner wurde angekündigt. Mr. Dombey bot Kleopatra seinen Arm, und Edith folgte mit Florence. An der Schaustellung von Gold und Silber auf dem Seitentisch vorbeirauschend, als ob es aufgehäufter Straßenstaub wäre, und die elegante Umgebung keines Blickes würdigend, nahm sie zum erstenmal an dem Tisch Platz und blieb während des ganzen Mahles wie eine Statue sitzen.

Mr. Dombey, der sich gleichfalls ziemlich wie eine Statue ausnahm, war nicht unzufrieden mit der Kälte, dem Stolz und der Unbeweglichkeit seiner Gattin. Da ihre Haltung stets Eleganz und Anmut zeigte, so stand ihr Benehmen im allgemeinen mit seinen eigenen Empfindungen vollkommen im Einklang. Deshalb führte er jetzt mit seiner gewohnten Würde den Vorsitz. Ohne von sich selbst Wärme und Heiterkeit auf Edith überstrahlen zu lassen, trug er mit kalter Selbstgefälligkeit seinen Anteil zu den Honneurs der Tafel bei. So verlief das erste Mahl in dem neuen Heim von oben her gesehen in höflicher, zeremonieller, frostiger Weise, wenn man gleich in der Küche unten diesen Anfang nicht für sehr verheißungsvoll zu halten geneigt war.

Bald nach dem Tee begab sich Mrs. Skewton zu Bett; denn sie war, wie sie sagte, völlig erschöpft von den Aufwallungen des Entzückens, weil sie nun ihre Tochter mit dem Mann ihres Herzens vereint sah. Zwar mochte ihr dieses Familienleben an sich ziemlich langweilig vorkommen, wenn man aus ihrem hinter dem Fächer verborgenen, fast unablässigen Gähnen einen maßgebenden Schluß ziehen durfte. Auch Edith zog sich schweigend zurück, um nicht wieder zu erscheinen. So fügte es sich, daß Florence, die droben gewesen war, um sich mit Diogenes zu unterhalten, als sie mit ihrem Arbeitskörbchen wieder nach dem Speisezimmer kam, nur noch ihren Vater antraf, der in traurig anzusehender Großartigkeit auf und nieder ging.

»Ich bitte um Verzeihung, soll ich wieder fortgehen, Papa?« fragte Florence schüchtern, während sie unter der Tür stehenblieb.

»Nein«, versetzte Mr. Dombey, über die Schultern nach ihr hinblickend. »Du kannst hier nach Belieben ein- und ausgehen, Florence. Das ist nicht mein Privatzimmer.«

Florence trat ein und setzte sich mit ihrer Arbeit an einen kleinen Seitentisch. Es war – seit sie sich von ihrer frühesten Kindheit auf entsinnen konnte – das erstemal, daß sie sich bei ihrem Vater allein befand. Sie, seine natürliche Gefährtin, sein einziges Kind, das in seinem einsamen Leben den vollen Gram eines brechenden Herzens erlitten – das in seiner zurückgewiesenen Liebe während seiner nächtlichen Gebete den Namen des Vaters nie anders gehaucht als mit einem tränenreichen Segenswunsch, einem Segen, noch schwerer auf ihm lastend als ein Fluch – das zum Himmel gefleht, er möge es doch jung abrufen, damit es nur in seinen Armen sterben könne – das den Schmerz kalter Vernachlässigung und Abneigung stets nur mit anspruchsloser Liebe getragen, ja sogar ihn entschuldigt und für ihn gebetet hatte, wie sein besserer Engel!

Sie zitterte, und ihre Augen wurden trübe. Seine Gestalt schien, während er im Zimmer auf und ab ging, sich nach allen Richtungen auszudehnen; jetzt erschien ihr alles wirr und unbestimmt durcheinander, dann wieder klar und deutlich. Ja, es kam ihr bisweilen vor, als habe sie nicht die Gegenwart vor sich, sondern ihre ganze Umgebung sei ein Bild aus vielen, vielen vergangenen Jahren. Ihr Herz fühlte sich zu ihm hingezogen; und doch wagte sie es nicht, sich ihm zu nähern. Eine unnatürliche Erregung in einem Kind, das sich keiner Schuld bewußt war – eine unnatürliche Hand, die den scharfen Pflug gefühlt und in einem edlen Wesen solche Furchen aufgeworfen hatte, um ihre Saat hineinzustreuen!

Um ihm durch ihren Kummer keinen Anstoß zu geben, tat sich Florence Gewalt an und blieb ruhig bei ihrer Arbeit sitzen. Nachdem er noch einige Male durch das Zimmer gegangen war, zog er sich in eine schattige Ecke zurück, wo ein Lehnstuhl stand, bedeckte den Kopf mit seinem Taschentuch und schickte sich zum Schlafen an.

Es war für Florence genug, dasitzen und ihn ansehen zu können. Von Zeit zu Zeit warf sie ihre Blicke nach dem Stuhl hin und beschäftigte sich unablässig, selbst wenn ihre Augen emsig auf ihrer Arbeit hafteten, mit seinem Bild. Der Gedanke, daß er schlafen konnte, während sie da war, und daß ihm ihre befremdliche, langversagte Nähe nicht die Ruhe raubte, bereitete ihr eine wehmütige Freude.

Was würde sie wohl gedacht haben, wenn sie gewußt hätte, daß er nicht schlief, daß der Schleier über seinem Gesicht – sei es absichtlich oder aus Zufall – die Augen frei ließ und daß er keinen Blick von ihrem Antlitz verwandte – daß, wenn sie in die dunkle Ecke nach ihm hinsah, ihre sprechenden Augen den seinen begegneten, ernster und ergreifender in ihrer stummen Klage, als alle Redner der Welt – daß er leichter aufatmete, sooft sie das Haupt wieder gegen ihre Arbeit senkte, obgleich er dann mit derselben Aufmerksamkeit ihre weiße Stirne, ihr wallendes Haar und ihre geschäftigen Hände betrachtete, als wirke das Bild vor ihm wie ein bannender Zauber?

Sogar in dem Leben der härtesten Männer gibt es weichere Augenblicke, obschon das meist als ein Geheimnis verwahrt bleibt. Der Anblick der Tochter in ihrer Schönheit, der Tochter, die sich ohne sein Vorwissen fast zur Jungfrau entwickelt hatte, mochte auch in seiner stolzen Existenz solch einen Augenblick wachgerufen haben. Vielleicht tauchte der flüchtige Gedanke in ihm auf, daß in seiner Nähe eine glückliche Heimat lag, die er in seiner anmaßenden Starrheit übersah und der er auswich, bis er völlig in der Irre war.

Eine einfache Beredsamkeit, nicht in Worten auszudrücken, lag in ihren Blicken, obschon er selbst nicht wußte, daß er sie schon einmal vernommen hatte: »Bei den Sterbebetten, an denen ich stand, bei meiner kummervollen Kindheit, bei unserm mitternächtlichen Zusammentreffen in diesem traurigen Hause, bei dem Schrei, der sich mir in der Beklommenheit meines Herzens entrang, beschwöre ich dich, o Vater, kehre dich zu mir und suche eine Zuflucht in meiner Liebe, ehe es zu spät ist.« Das ahnte er vielleicht in diesen Augenblicken, die möglicherweise auch aus gemeineren Gedanken stammten, nämlich daß etwa sein toter Knabe jetzt durch neue Bande ersetzt sei und er nunmehr vergeben könne, wenn er durch sie aus dessen Liebe verdrängt wurde. Denkbar, daß auch schon der Gedanke, daß sie unter dem vielen Pomp, der ihn umgab, eine weitere Zierde sein könne, ausschlaggebend war. Kurz, je mehr er sie betrachtete, desto milder wurde er gegen sie gestimmt. Sie verschmolz vor seinen Blicken mit dem Kinde, das er geliebt hatte, und er konnte die beiden kaum mehr trennen. Vorübergehend erschien sie ihm in einem klareren, helleren Lichte, nicht als seine Nebenbuhlerin – o des ungeheuerlichen Gedankens – über den Pfühl jenes Kindes gebeugt, sondern als der Schutzgeist seiner Heimat, der sich nicht weniger zärtlich an ihn anzuschmiegen wünschte, als er ein anderes Mal mit aufgestütztem Haupt zu den Füßen des kleinen Bettes saß. Er fühlte einen Antrieb, mit ihr zu sprechen und sie zu sich zu rufen. Die Worte: »Florence, komm her!« drängten sich – freilich nur langsam und mit Schwierigkeit, da sie ihm so gar fremd waren – schon zu seinen Lippen, als sie durch einen Fußtritt auf der Treppe wieder zurückgehalten und erstickt wurden.

Es war der seiner Gattin. Sie hatte den Anzug für die Tafel gegen ein leichtes Nachtgewand vertauscht, und das aufgelöste Haar wallte frei um ihren Nacken. Doch dies war nicht die Veränderung an ihr, die ihn betroffen machte.

»Meine liebe Florence«, sagte sie, »ich habe dich überall gesucht.«

Sie setzte sich neben Florence nieder, neigte das Haupt und küßte ihre kleine Hand. Seine Gattin war so sehr verändert, daß er sie kaum mehr kannte. Nicht bloß, daß ihm ihr Lächeln neu war, obschon er es nie zuvor gesehen, sondern ihr Wesen, der Ton ihrer Stimme, das Licht ihrer Augen, die Teilnahme, das Vertrauen und der Wunsch, der sich in allem ausdrückte, einen gewinnenden Eindruck zu machen – nein, dies war nicht Edith.

»Leise, liebe Mama. Papa schläft.«

Jetzt war es wieder Edith.

Sie schaute nach der Ecke hin, wo er saß – ja dieses Gesicht und diese Haltung kannte er sehr gut.

»Ich hätte nicht gedacht, dich hier zu finden, Florence.«

Wieder, wie verändert, wie sanft – und das in einem Augenblick.

»Ich bin früh aufgebrochen«, fuhr Edith fort, »um noch eine Weile mit dir zusammenzusitzen und zu sprechen. Aber als ich auf dein Zimmer kam, war mein Vögelchen ausgeflogen, und ich wartete seitdem dort auf seine Rückkehr.«

Wenn Florence wirklich ein Vögelchen gewesen wäre, so hätte sie es nicht zärtlicher und sanfter an ihre Brust drücken können.

»Komm, meine Liebe!«

»Ich denke, Papa wird mich nicht mehr erwarten, wenn er erwacht«, versetzte Florence zögernd.

»Glaubst du, er werde Florence?« sagte Edith, sie voll ansehend.

Florence senkte den Kopf, erhob sich und nahm ihr Arbeitskörbchen auf. Edith legte die kleine Hand in ihren Arm, und sie verließen das Gemach wie zwei Schwestern. Sogar ihr Fußtritt kam Mr. Dombey anders und so ganz neu vor, als seine Augen ihr nach der Tür folgten.

Er blieb in seinem schattigen Winkel so lange sitzen, daß die Kirchturmuhren noch dreimal die Stunde ausriefen, ehe er sich in jener Nacht von der Stelle bewegte. Diese ganze Zeit über blieb sein Gesicht angelegentlich dem Platz zugekehrt, wo Florence gesessen hatte. Die Lichter brannten herab und erloschen; das Zimmer wurde dunkel, aber um sein Gesicht breitete sich ein Düster, das das der Nacht noch übertraf.

In dem abgelegenen Gemache, wo der kleine Paul gestorben war, saßen Florence und Edith vor dem Feuer und sprachen noch lange miteinander. Diogenes, der auch dabei war, erhob anfangs Einwürfe dagegen, daß Edith zugelassen war. Dann fügte er sich aus gewohnter Unterwürfigkeit dem Wunsch seiner Gebieterin, nur mit knurrendem Protestieren. Hin und wieder aus dem Vorzimmer hereinguckend, wohin er zur Strafe verwiesen worden, schien er übrigens bald zu begreifen, daß er in der anerkennenswertesten Absicht einen von jenen Mißgriffen begangen habe, deren sich bisweilen die beste Hundeseele schuldig macht. Deshalb pflanzte er sich in freundlicher Abbitte an einem sehr heißen Platz vor dem Feuer zwischen den beiden auf. Da blieb er denn mit heraushängender Zunge und einem sehr schüchternen Gesichtsausdruck keuchend sitzen, um der Unterhaltung zuzuhören.

Sie drehte sich anfänglich um Florences Bücher, ihre Lieblingsbeschäftigungen und um die Art, wie sie seit dem Hochzeitstag ihre Zeit verbracht hatte. Dies führte auf einen Gegenstand, der dem Mädchen sehr nahe am Herzen lag, und sie sagte unter hervorquellenden Tränen:

»O, Mama, ich bin seit jener Zeit in große Trauer versetzt worden.«

»Du, in große Trauer, Florence?«

»Ja. Der arme Walter ist ertrunken.«

Florence breitete ihre Hände vor das Gesicht und weinte aus tiefstem Herzen. Wie viele Tränen hatte ihr nicht Walters Tod im geheimen bereitet; und sie flossen noch immer, wenn sie an ihn dachte oder von ihm sprach.

»Aber sage mir, meine Liebe«, entgegnete Edith, sie beschwichtigend, »wer war Walter, und was war er dir?«

»Er war mir ein Bruder, Mama. Als der liebe Paul starb, sagten wir uns, wir wollten Bruder und Schwester sein. Ich habe ihn lange vorher gekannt – von Kindheit an. Er kannte Paul, der ihn sehr liebte, und fast mit seinem letzten Atem sagte Paul noch: ›Vergeßt Walter nicht, lieber Papa! er ist mir lieb gewesen!‹ Walter wurde herbeigeholt, damit er ihn noch einmal sehe, und er war damals hier – in diesem Zimmer.«

»Und hat er Walter nicht vergessen?« fragte Edith ernst.

»Papa? Er bestimmte ihn für eine Reise übers Meer. Das Schiff ging unter, und er ertrank«, sagte Florence schluchzend.

»Ist ihm bekannt, daß er tot ist?« fragte Edith.

»Ich weiß es nicht, Mama. Wie sollte ich auch? Liebe Mama«, rief Florence, gleichsam Hilfe suchend, sich an sie anklammernd und ihr Antlitz an ihrem Busen verbergend, »ich weiß, Ihr habt gesehen –«

»Halt – halt, Florence!« Edith wurde so blaß und sprach so angelegentlich, daß sie nicht nötig gehabt hätte, ihre Hand auf Florences Lippen zu legen, »Erzähle mir zuerst alles von Walter, damit ich klar sehe in dieser Geschichte.«

Florence erstattete ihren Bericht bis zu der Freundschaft des Mr. Toots herunter, von dem sie sogar in ihrem Kummer kaum ohne ein tränenvolles Lächeln sprechen konnte, obschon sie sich ihm zu tiefem Dank verpflichtet fühlte. Edith hielt während der ganzen Mitteilung die Hand der Sprecherin in der ihren und hörte mit großer Aufmerksamkeit zu. Als Florence geendet, folgte ein Schweigen, das sie mit den Worten unterbrach:

»Was meinst du, das ich gesehen haben soll, Florence?«

»Daß ich«, entgegnete Florence mit derselben stummen Berufung und dem nämlichen raschen Verbergen ihres Gesichts, wie früher – »daß ich kein begünstigtes Kind bin, Mama. Ich war es nie und wußte es nie recht anzufangen, um es zu werden. Ich habe den Weg verfehlt, und es stand mir niemand zur Seite, der mir ihn wies. O laßt mich von Euch lernen, was ich tun muß, um meinem Papa lieber zu werden. Lehrt mich es – Ihr, die Ihr Euch so gut darauf versteht.«

Florence, die sich nun ihres traurigen Geheimnisses entladen sah, schmiegte sich mit einigen gebrochenen Worten glühenden liebevollen Dankes an ihre neue Mutter und weinte lange, obschon nicht so schmerzlich wie früher, in deren Armen.

Blaß bis in die Lippen und mit einem Antlitz, das um Fassung rang, bis die stolze Schönheit desselben so starr wurde, wie der Tod, blickte Edith auf das weinende Mädchen nieder und küßte es abermals. Dann machte sie sich allmählich los und drängte Florence zurück. Ihre Haltung gewann die stolze Ruhe eines Marmorbildes, und sie erwiderte mit einer Stimme, die während des Sprechens wohl tiefer wurde, aber kein anderes Zeichen von Erregung kundgab:

»Florence, du kennst mich nicht! Verhüte der Himmel, daß du von mir lernen solltest.«

»Nicht von Euch lernen?« erwiderte Florence überrascht.

»Gott sei vor, daß ich dich lehre, wie man lieben oder geliebt werden muß!« sagte Edith. »Wenn du es mich lehren könntest, so wäre es wohl besser; aber es ist zu spät. Du bist mir so lieb, Florence. Ich hätte nicht geglaubt, daß mir irgend etwas je so lieb werden könnte, wie du mir es schon nach so kurzer Zeit bist.«

Sie bemerkte, daß Florence sprechen wollte, weshalb sie ihr mit der Hand Einhalt tat und fortfuhr:

»Ich will dir stets eine treue Freundin sein – will dich ebenso sehr, wenn auch nicht so gut pflegen, wie nur irgend jemand in dieser Welt es könnte. Du darfst mir vertrauen – ich weiß es, und sage es deshalb, mein liebes Kind – mit der ganzen Zuversicht deines reinen Herzens. Es gibt eine Menge von Frauen, die er hätte heiraten können und die in jeder andern Beziehung besser und zuverlässiger gewesen wären, als ich, Florence. Aber gewiß ist nicht eine vorhanden, deren Herz, wenn sie als seine Gattin hierhergekommen wäre, mit innigerer Treue für dich geschlagen haben würde, als das meine.«

»Ich weiß es, liebe Mama!« rief Floren«. »Von jenem ersten überglücklichen Tage an habe ich es gewußt.«

»Überglücklichen Tag?« Edith schien die Worte unwillkürlich zu wiederholen und fuhr dann fort: »Obschon mir dabei kein Verdienst zukommt, da ich nur wenig an dich dachte, bis ich dich sah, so laß mich doch den unverdienten Lohn in deinem Vertrauen und in deiner Liebe finden. Ich bitte dich darum, Florence, in der ersten Nacht, die ich hier zubringe. Ich habe meine guten Gründe, dir das zum ersten- und zum letztenmal zu sagen.«

Ohne zu wissen, warum, fürchtete sich Florence fast, ihren weiteren Worten zu folgen; sie verwandte jedoch kein Auge von dem schönen Gesicht, das stets dem ihrigen zugekehrt war.

»Suche nicht, in mir zu finden«, sagte Edith, die Hand auf ihre Brust legend, »was nicht hier ist. Wenn du anders kannst, Florence, so falle nicht von mir ab, weil es nicht hier ist. Du wirst mich allmählich besser kennenlernen, und die Zeit ist wohl nicht fern, in der du mich erkennen wirst, wie ich mich selbst erkenne. Sei dann so mild gegen mich, wie es dir möglich ist, und verwandle nicht die einzige süße Erinnerung, die mir bleiben wird, in Bitterkeit.«

Die Tränen, die in den sich nicht von Florence abwendenden Augen sichtbar wurden, zeigten, daß das ruhige Gesicht nur eine schöne Maske war. Sie behielt diese jedoch bei und fuhr fort:

»Ich habe in der Tat gesehen, was du andeutest, und weiß, wie wahr es ist. Aber glaube mir – du wirst es bald lernen, wenn du es nicht jetzt schon weißt –, auf der ganzen Erde ist niemand weniger geeignet, die Rolle einer Vermittlerin zu übernehmen, oder dir zu helfen, Florence, als ich. Frage mich nicht um den Grund – sprich nie mehr mit mir hiervon oder über meinen Mann. Wir können hier nie einen Sinnes werden, und es muß darüber zwischen uns beiden ein Schweigen herrschen, wie das des Grabes.«

Sie blieb eine Weile stumm, und Florence wagte kaum zu atmen, da trübe, unvollkommene Schatten der Wahrheit mit ihren alltäglichen Folgen in ihrer erschreckten, aber noch immer ungläubigen Einbildungskraft Schlag auf Schlag vorbeihuschten. Kaum aber hatte Edith zu sprechen aufgehört, als ihr Gesicht wieder den ruhigeren, sanften Ausdruck gewann, den es gewöhnlich zeigte, wenn sie und Florence allein waren. Sie verhüllte jetzt ihr Antlitz mit den Händen, stand auf, sagte Florence mit einer liebevollen Umarmung gute Nacht und entfernte sich rasch, ohne sich noch einmal umzuschauen. Als jedoch Florence im Bette lag und im Zimmer nur noch die Glut des fast erloschenen Feuers einiges Licht verbreitete, kehrte Edith zurück. Sie könne nicht schlafen, sagte sie, und in ihrem Ankleidezimmer sei es so einsam. Sie rückte deshalb einen Stuhl vor den Kamin und sah den ersterbenden Fünkchen zu. Florence tat das gleiche von ihrem Bett aus, bis der letzte Schimmer davon und die edle Gestalt davor mit ihrem herabfließenden Haar und den gedankenvollen Augen, die das Licht widerstrahlten, wirr und unbestimmt wurden, um sich endlich in ihrem Schlummer ganz zu verlieren.

Aber auch im Schlafe haftete an Florence ein unbestimmter Eindruck dessen, was kürzlich vorgegangen war. Er bildete den Gegenstand ihrer Träume und umspukte sie bald in einer, bald in einer andern Gestalt, aber stets beklemmend und Furcht einflößend. Es träumte ihr, sie suche ihren Vater in Wildnissen; sie folge seiner Spur nach Entsetzen erregenden Höhen hinauf, und in tiefe Gruben und Höhlen hinunter. Es liege ihr etwas Unbestimmtes auf dem Herzen, womit sie ihm ein außerordentliches Leiden abnehmen könne, obschon sie – der Grund davon wurde ihr nicht klar – nie das Ziel zu erreichen und ihn zu befreien vermochte. Dann sah sie ihn tot auf demselben Bett, in demselben Zimmer, mit dem Bewußtsein, daß er sie bis zum letzten Augenblick nie geliebt habe, und unter leidenschaftlichen Tränen sank sie an seine kalte Brust. Eine Aussicht tat sich vor ihr auf mit einem strömenden Fluß, und sie hörte eine ihr bekannte, klägliche Stimme rufen: »Er läuft fort, Floy! Er hat nie haltgemacht! Du schwimmst mit ihm!« Und sie sah ihn in der Ferne, wie er seine Arme nach ihr ausstreckte, während eine Gestalt, der Walters ähnlich, lautlos und in schauerlicher Ruhe an seiner Seite stand. Jedem dieser Gesichte gesellte sich Edith hinzu – das eine Mal ihr zur Freude, das andere Mal ihr zum Schmerz, bis sie allein nebeneinander standen an dem Rand eines schwarzen Grabes. Edith deutete darauf nieder. Sie sah hinab und erblickte – was? – eine andere Edith auf dessen Grund!

In ihrem Schrecken über diesen Traum schrie sie laut hinaus und erwachte – so glaubte sie wenigstens. Eine sanfte Stimme schien ihr ins Ohr zu flüstern: »Florence, liebe Florence, es ist nur ein Traum!« Ihre Arme ausstreckend, erwiderte sie die Liebkosungen ihrer Mama, die sodann zur Tür hinausging in das Licht des grauen Morgens. Florence richtete sich für einen Augenblick auf und machte sich Gedanken, ob das Wirklichkeit gewesen war oder nicht. Sie konnte nur ermitteln, daß der Morgen in der Tat dämmerte, daß in dem Kamin schwarze Asche lag, und daß sie allein war.

So entschwand die Nacht nach der Ankunft des glücklichen Paares in der Heimat.

 


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